Mittwoch, 17. März 2010

Celebrating Myself


I celebrate myself, and sing myself,
And what I assume you shall assume,
For every atom belonging to me as good belongs to you.
(Walt Whitman, Song of Myself)

Nennt mich Whoknows! - Als ich vor einigen Jahren - spät - ins Internet einstieg, erschien mir die Welt des Bloggers als die eines grämlichen Einsiedlers, der nicht willens und in der Lage war, sich in einem kommunikativen Umfeld - sei es real oder virtuell - zu behaupten, seine Argumente überzeugend einzubringen, zu diskutieren. Und ich nahm mir vor, diese Welt zu meiden, galt ich doch als äussserst kommunikationsfreudiger Mensch, der sich redlich um einen guten Kontakt zu seinen Mitmenschen bemühte. - Je länger ich aber in der Sphäre der Foren und "Communities" verharrte; je mehr ich feststellen musste, dass das im virtuellen Raum besonders beliebte - weil anonym anwendbare - Prinzip der Hackordnung längst nicht nur politische Diskussionen beherrschte, sondern selbst unter "Menschen" üblich wurde, die doch eigentlich bloss ein gemeinsames Hobby, eine Leidenschaft hätte verbinden sollen; je weniger oft selbst Moderatoren dem Verlust an Anstand  und dem Respekt vor dem Gegenüber  Herr zu werden vermochten - desto mehr musste ich mir eingestehen, dass nicht nur mein Versuch, mir die kongeniale emotionale Steigerung  im ersten Abschnitt von Herman Melville's "Moby Dick" zu eigen zu machen, kläglich zum Scheitern verurteilt war, sondern auch, dass es an der Zeit war, meine Haltung zu überdenken. - Und als dann selbst in einer Film-Community ein der Leitung unliebsamer User mit fadenscheinigen Gründen rausgemobbt werden sollte, indem man ihn  "von oben" prinzipiell in die ultra-rechte Ecke drängte (der Betreiber des Forums erdreistete sich gar zu der Äusserung, mit solchen Leuten wolle er nichts zu tun haben); da beschloss ich, mich  mit diesem mir politisch fernen, menschlich nahen Opfer einer selbsternannten Elite zu solidarisieren und von nun an - Leser hin oder her - auch den "Song of Myself" zu singen, mich zu feiern, wie es Walt Whitman - eine ganze Nation beeinflussend - getan hatte. Denn letztlich schreibe ich über Filme, weil ich mich an sie erinnern will, weil ich als Laie etwas dazu gesagt haben möchte. Brauche ich dafür den heuchlerischen Beifall einer  "Community" - oder genügen mir die vielleicht wenigen Leser, die sich auf die eine oder andere Weise wirklich angesprochen fühlen?

Und, um am Ende noch einmal an jenen grossen Zeitgenossen Whitman's anzuknüpfen, der uns zeigte, wie eine "Community" (im Falle von "Moby Dick" eine Schiffscrew) vom rücksichtslosen Fanatismus Einzelner ins Verderben getrieben werden kann: Nennt mich Whoknows! Ich gebe mein Bestes, und ich weiss, dass es nicht viel ist.

2 Kommentare:

  1. Au contraire. Die sind meine Opfer! So ein schmutziges eins zu zehn kitzelt doch bloß meine Ehrgeiz. Aber danke für freundliche Anteilnahme, mein Schwyzer Schütze. Wie geht's eigentlich Polanski? Und viel Spaß mit der schönen Seite. Auf einen regen Austausch im Kommentarbereich. hoo

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  2. Wie hätte ich ahnen können, dass du - Edgar Wallace-mässig - der eigentliche Bösewicht bist. Müsste meinen Eintrag ja direkt umschreiben ;)
    - Das mit Polanski ist eine traurige Sache: Ich möchte nämlich en passant schon lange erwähnen, weshalb ich mit einigen seiner Filme überhaupt nichts anfangen kann (mangelndes Gefühl für Tempo-Variation); aber ich trau mich nicht. Man kommt sich ja so schon als Geiselnehmer vor, als eine Art Schweizer Gaddafi...

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