Freitag, 23. Juli 2010

Kleiner Sprachkurs für deutsche Touristen

Der Schweizer Franken ist stark; ausser Ölscheichs und deutschen Film-Bloggern kann sich niemand  mehr Ferien im Land leisten, das mit "Heidi", feiner Schokolade, dem Fujiyama (oder so) und  der Kuckucksuhr, die in Wirklichkeit aus dem Schwarzwald kommt, aufzutrumpfen vermag. Also nutzt eure Chance, bevölkert die sauteuren Hotels, besteigt unsere Berge und käuflichen Damen,  deckt euch mit Ricola-Kräuterzucker ein, bedenkt aber eine Kleinigkeit: Wenn ihr mit eurem gewohnten Deutsch antrabt, werden euch die Schweizer ihren berüchtigten "Sch**** Ausländer!"-Blick entgegenschleudern. - Deshalb hier ein paar Hinweise:

Eignet euch ein perfektes Schweizerdeutsch an! Wobei hinzugefügt werden muss: der Dialekt der Basler wird  (wie die Menschen) von den Zürchern nicht geschätzt (und umgekehrt), ein Dialekt aus der Ostschweiz führt in der restlichen deutschsprachigen Schweiz unweigerlich zur höhnischen Bemerkung "Der kommt aus Mostindien...", Innerschweizer haben ein hoffnungslos veraltetes Sprach- und Weltbild - und das arme Wesen aus dem Wallis (ein Yeti?) wird überhaupt von niemandem verstanden. - Komplizierte Verhältnisse, nicht wahr? Es gibt allerdings einen Dialekt, mit dem ihr euch überall im Blocherland - pardon! - in der Schweiz nur Freunde schafft: das Berndeutsch! Und noch liebevoller wird man euch behandeln, wenn ihr euch für die Emmentaler-Variante des Berndeutschs entscheidet.

Aus diesem Grund möchte ich euch Gelegenheit geben, euch mit diesem Emmentaler-Deutsch anhand eines Trailers vertraut zu machen. Es handelt sich um einen Trailer zum Film "Die Herbstzeitlosen" (2006), der von ein paar älteren Damen handelt, die in einem Emmentaler-Dorf eine Lingerie-Boutique eröffnen. Ich will der 90-jährigen Hauptdarstellerin Stephanie Glaser, die immer noch munter Filme dreht, eine Besprechung nicht antun. Nur dies: Einige Schweizer waren tatsächlich beleidigt, weil "Die Herbstzeitlosen" es nicht in die engere Auswahl für den Oscar  (bester fremdsprachiger Film)  schafften. - Aber uns gehts ja um den Wert der Sache für einen angenehmen Aufenthalt in der Schweiz:



Mich werdet ihr Sch**** Ausländer (noch ein Pardon, ist mir nur so rausgerutscht!) allerdings nicht treffen, wenn euch die Bedienung als vermeintlichen Emmentalern mit einem Lächeln und der freundlichen Bemerkung "U hie heit dr de no euri Merängge!" den Teller auf den Tisch stellt; denn auch ich werde - womit ich schon dezent auf die nahende Sommerpause des Blogs hinweisen möchte - in die Ferien gehen. Sie führen  mich dieses Jahr durch die Halbinsel Balkonien, wo man mir zwar die üblichen fiesen Kommentare in eure Blogs, jedoch keine Einträge in meinen gestattet. Vorher gibts aber sicher noch einen Film. - Und was meinen Sprachkurs anbelangt: Nichts zu danken!

6 Kommentare:

  1. hmm... ich dachte die schweiz ist weltoffen und so... wie reagieren die erst wenn die einem stinknormal deutsch sprechenden türken wie mir begegnen...;)

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  2. Seit die SVP (Schweizerische Volks - verhetzungs - Partei) tonangebend ist, würde man dich nach einer Ausweiskontrolle aus Prinzip für einen Islamisten halten und einen bei Regen aufgespannten Regenschirm als Burka interpretieren. Der Witz an der Sache: Die so genannten "Islamisten" bei uns sind Schweizer und waren früher Mitglieder in der von der SVP gegründeten AUNS (Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz) ;)

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  3. also ich war mal in lausanne und montreux. da haben sie mich alle angelächelt und waren nett... gibt es große unterschiede zwischen den franko- und deutschweizer? :)

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  4. Ich übertreibe natürlich bewusst und richte mich nach einigen typischen SVP-Leserbriefschreibern in Schweizer Zeitungen, die sogar eine Überfremdung durch Deutsche ausmachen wollten. Grundsätzlich würde ich aber die französischsprachige Schweiz (Romandie) schon als wesentlich weltoffener bezeichnen; wobei die Abneigung gegen alles "Fremde" auf dem Land erkennbar grösser ist als etwa in Basel oder Bern (dies bekommen etwa ausländische Touristen, die doch eigentlich Geld in die Bergregionen bringen, oft zu spüren).

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  5. ach die schweiz scheint ein geiles land zu sein. ich komme :)

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  6. Hast du nicht gerade die Chance deines Lebens verpasst, dir eine Prise Basel (Orange Cinema) reinzuziehen? Wir hätten auf dem Rückweg die Plätze tauschen können. Ich fühlte mich in Deutschland nämlich immer recht wohl...

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