tag:blogger.com,1999:blog-28714868890593019762024-03-14T05:05:29.844+01:00Whoknows PresentsFILM UND KONTEXTManfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.comBlogger360125tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-12947067123535217112024-02-27T13:48:00.001+01:002024-02-27T13:48:56.289+01:00Moonwalk in der Zahnarztpraxis und weitere Lustbarkeiten<h3 style="text-align: justify;">Bericht vom 21. außerordentlichen Filmkongress des Hofbauer-Kommandos (4.-7. Januar 2024)</h3><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Donnerstag, 4. Januar 2024</b></p><p style="text-align: center;"><br /></p><p style="text-align: left;">Nürnberg, KommKino</p><p style="text-align: justify;"><i>ab 15.00 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>SIE LIEBTEN SICH EINEN SOMMER<br /></b>Regie: Harald Reinl<br />BRD/Italien 1972<br />35mm, dt. OV<br /><i>Der Maler Stefan verliebt sich in die Krankenschwester Claudia. Dem trauten Liebes- und Eheglück steht nichts mehr im Weg, denn Stefan erhält von einem italienischen Mäzen einen großen Auftrag. Doch Claudia wird bei einem Unfall im Krankenhauslabor einer tödlichen Dosis radioaktiver Strahlung ausgesetzt...</i></p><p style="text-align: justify;">Reinls Melodrama im Fahrwasser von LOVE STORY zeichnet durch eine ausgezeichnete Inszenierung im visuellen Bereich aus: den über Jahrzehnte gereiften Routinier sieht man in fast jeder Einstellung an, der Film ist wunderschön anzusehen und strotzt vor kleinen visuellen Einfällen (da ist natürlich immer wieder der Schwenk zur Büste von König Ludwig I. in Stefans Wohnung, oder der Einfall, das gemeinsame Einschlafen Stefans und Claudias mit einem Schwenk auf Claudias Pantoffeln zu beenden – die Pantoffeln, die dann nach einem Schnitt weg sind, wenn Stefan aufwacht und nach Claudia sucht, die sich im Badezimmer gerade übergibt). Im zweiten Teil des Films, wenn das Paar seine "Hochzeitsreise" in Rom feiert, kann der Film geradezu genüsslich in wunderschönen Postkartenmotiven schwelgen. Das sieht auch trotz des vorangeschrittenen Rotstichs der Kopie sehr beeindruckend aus.</p><p style="text-align: justify;">Weniger beeindruckend sind das Drehbuch und die beiden Hauptdarsteller Amadeus August und Gundy Grand: die zentrale Liebesgeschichte (über die dann auch die großen Gefühle des Melodrama ausgelöst werden sollten) hat für mich einfach nicht funktioniert. Dass August mit wenig und Grand mit gar keinem Charisma gesegnet ist und beide überhaupt gar keine Chemie haben – geschenkt. Dass Stefan als manipulativer Stalker rüberkommt, der seine Angebetete auf Arbeit verfolgt, ihr Auto besetzt und seinen Ausweis in ihrer Handtasche "verliert", um ein Date zu erpressen, lässt ihn schon maximal dubios wirken – aber keinesfalls romantisch. Zudem ist SIE LIEBTEN SICH EINEN SOMMER furchtbar verbos, zugekleistert mit furchtbaren, hölzernen Dialogen, bemüht witzig – es soll wohl Screwball-Comedy sein, aber meist ist es teutonischer Schraubenball-Klamauk.</p><p style="text-align: justify;">Und wie Claudia durch schiere Dummheit den Unfall mit dem Strahlengerät im Labor auslöst (sie spielt mit einem nicht-gesicherten Prototypen rum – und lässt diesen mitten beim Rumspielen strahlend stehen, um mit Stefan zu telefonieren), lässt schon an ihre Eignung für irgendwelche Tätigkeiten außerhalb eines sehr passiven Trophy-Wife-Daseins zweifeln. Die Szenen mit dem Strahlengerät sind eh eine Sache für sich: innerhalb eines extrem detailverliebt ausgestatteten Films sind es karge, triste Studioräume, ein riesiger Hebel mit den Aufschriften "An" und "Aus" markieren den Eingang des Strahlungsraums (und auf etwas unterkomplexe Weise die Funktionalität des Geräts). Wenn es "spannend" werden soll, dröhnt eine karikatureske, plumpe "Spannungsmusik" aus der Dose – während das Hauptthema, das Liebesthema, eine aufwändig auskomponierte, filigrane und wunderschöne Musikbegleitung zum Film ist. Das wirkt fast so, als wäre der Erzählstrang zur Erkrankung Claudias später mit hurtigen Nachdrehs in den Film reingeschmuggelt worden.</p><p style="text-align: justify;">Ich kann nicht drüber hinwegsehen, dass ich Stefan als absolut unsympathische Figur empfinde. Seine zwei Nachbar-Buddies hingegen haben einen Platz in meinem Herzen gefunden: da ist Boris, der Typus des "dicken Schlemmers", der bei einem Besuch bei Stefan schon mal die Hälfte von dessen Brot wegschneidet, dick (wirklich dick! also wirklich!) mit Butter bestreicht und schwärmt, wie toll es schmeckt – und zur Vermittlung einer Blutspende die "Dauerwurscht" aus dem Esspaket als "Kommission" verlangt. Und der Italiener Nino, der sich in eine bezaubernde junge Dame namens Rosy verliebt, die ihn nicht nur mit ihrer Präsenz, sondern auch mit schönen Geschenken beglückt – das Geld dafür sammelt sie ohne Ninos Wissen auf dem Straßenstrich, wie Stefan und Claudia bei einem späten Bummel durch die Straßen erschrocken und leicht angewidert merken. Angewidert sollte wohl auch das Publikum sein – als geneigter Besucher des Hofbauer-Kongresses wünscht man sich aber natürlich lieber einen eigenen Film zu Ninos und Rosys Geschichte.</p><p style="text-align: justify;">Nach einer ersten Sichtung im Kommkino im September 2023 habe ich SIE LIEBTEN SICH EINEN SOMMER nun zum zweiten Mal gesehen. Ich mag den Film als Gesamtpaket immer noch nicht, auch, wenn mir einzelne Elemente sehr gefallen. Eine gewisse Faszination kann ich nicht leugnen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 17.00 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>LA BALANDRA ISABEL LLEGÓ ESTA TARDE</b> ("Das Teufelsweib von Santa Margarita")<br />Regie: Carlos Hugo Christensen<br />Argentinien/Venezuela 1949<br />35mm, DF<br /><i>Der Schiffskapitän Segundo führt ein bescheidenes, aber grundsolides und gutbürgerliches Leben mit kleinem Eigenheim am Strand, liebevoller Ehefrau und heranwachsendem Sohnemann. Aber ist es wirklich so grundsolide? Bei Überfahrten zur Insel Santa Margarita verfällt er dort im Rotlichtviertel der Femme Fatale Esperanza.</i></p><p style="text-align: justify;">Nach Salzwasser, Blut, Tränen und Schweiß schmeckt dieses noir'ische Melodrama des dänisch-stämmigen Argentiniers Christensen (seines Zeichens eine tragende Säule des argentinischen Kinos der Zeit). Besonders der Schweiß hat es Christensen und dem spanischen Kameramann José María Beltrán (der dafür bei Cannes einen Preis gewann) angetan: das tropische Klima in Venezuela ist natürlich schweißtreibend, aber noch mehr scheint es die innere Glut, ja die schiere Geilheit zu sein, die den Figuren Strömen von Schweiß ins Gesicht treibt. Bei Segundo ist der Fluss dieses Körpersafts nach Ankunft in Santa Margarita fast unaufhörlich. Bei Esperanza ist er kontrollierter – ein dünner, öliger Schweißfilm bedeckt ihr Gesicht und lässt sie dadurch nicht nur in der schummerigen Beleuchtung der Rotlichtviertel-Kaschemmen, sondern nachts besonders im hellen Mond-Licht als wahrlich verführerische Femme Fatale der Tropen erstrahlen.</p><p style="text-align: justify;">Der Mexikaner Arturo de Córdova und die Argentinierin Virginia Luque sind vielleicht nicht die charismatischsten Schauspieler der Welt, aber sie machen ihre Sache gut (und feucht). Die Charisma-Kracher gibt es in den Nebenrollen: die Kubanerin América Barrios als komplett entrückt-verrückte Prostituierte Maria, die in ihrer eigenen Parallelwelt lebt und zwischendurch die Handlung aufbricht, wenn sie Segundo oder andere Seemänner in ein irrsinniges, absurd-surreales Gespräch verwickelt – eine Straßenphilosophin im Rotlichtviertel. Ihre lebensweltliche Cousine sitzt in der Kaschemme, in der Esperanza auftritt: eine ältere Frau, die von allem um sie herum – sei es Esperanzas expressiver Gesangsauftritt oder eine wüste Kneipenschlägerei – völlig kalt gelassen wird und ganz entspannt, wortlos ihr Bier trinkt, komme was möge. Ein weiterer Hingucker ist der Venezolaner Tomás Henriquez als Voodoo-Zauberer und Betrüger: ein Mann der wenigen Worte, der mit seinem markanten, vernarbten Gesicht alles Bedrohliche der Welt ausdrückt.</p><p style="text-align: justify;">LA BALANDRA ISABEL LLEGÓ ESTA TARDE hat mir gut gefallen mit seinen Zutaten aus Melodrama, Noir-Elementen, Rotlicht-Seediness und tropischer Hitze. Inszenierung und Schnitt sind nicht immer ganz on point, aber der Film ist trotzdem voller beeindruckender und markanter Bilder: natürlich das schweißge Tête-à-tête zwischen Esperanza und Segundo im Mondschein, der von Regen- und Abwasser triefende Aufstieg zur Kaschemme auf der Anhöhe und beim Höhepunkt natürlich Esperanza, die bedrohlich vor einer lichterloh brennenden Hütte in einem geradezu apokalyptischen Tableau ihre Frau steht.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 21.15 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>WUNDERLAND DER LIEBE – DER GROSSE DEUTSCHE SEXREPORT<br /></b>Regie: Dieter Geißler<br />BRD 1970<br />35mm, dt. OV<br /><i>Wie steht es um die Liebe im Land der teutonischen Begrenztheiten? Und was ist eigentlich mit Sex?</i></p><p style="text-align: justify;">Auch wenn WIR LASSEN UNS DAS SINGEN NICHT VERBIETEN im gleichen Zeit-Slot am nächsten Tag der emotionale Höhepunkt dieses Kongresses war – WUNDERLAND DER LIEBE war der Kracher to bang'em all! Eine Tour de Force des Unfassbaren und ein Strudel des Unglaublichen. Kinobesucher, Kondom-Produzenten, Kommunenbewohnerinnen und -bewohner, Aktionskünstler, homosexuelle Renegaten des katholischen Klerus, nordische Gigolos, Bewohner und Besucher von Sylt, provinzielle Stripclub-Betreiberinnen zwischen den Geschlechtern, Begründer exotischer Randparteien und Jürgen Drews als Liebhaber und Modellflugzeug-Liebhaber sind die Protagonisten dieser trotz rotstichiger Kopie kunterbuntester Nummer des diesjährigen Kongresses. Manch gestandener HK-Besucher sprach von "bester Reportfilm überhaupt".</p><p style="text-align: justify;">Natürlich strotzt der Film nur so von unglaublichen Personen. Der Publikumsliebling der HK-affinen Herzen dürfte der Hamburger Gigolo sein, der in einem ununterbrochenen, stromartigen und mehrminütigen Monolog seine Tätigkeit als männlicher Prostituierter erklärt, diverse pikante, absurde und groteske Geschichten über seine verschiedenen Kundinnen preisgibt (manche wünschen sich eben, mit Bratkartoffeln beworfen zu werden) und seine teils libertären, teils zynischen Lebensweisheiten verrät (bei ihm sagen die Frauen offen, wenn sie sich lecken lassen wollen, weil ihre Männer zu sehr mit Arbeit beschäftigt sind, um das zu tun und ihre Frauen zu befriedigen) – 99% aller Poetry-Slammer und Rapper dieser Welt können sich nur im Traum wünschen, einen derartig dichten Strom der Gossenpoesie von sich zu geben. Knapp am Publikumslieblingspreis schrammte der Gründer der Deutschen Sex-Partei (Joachim Driessen), der in seinem biederen Anzug und dem Gesicht eines Schwiegermutter-Lieblings von der befreienden Kraft des Sex und einer gemeinsamen, deutsch-polnischen Anstrengung zur Erotisierung der Oder-Neisse-Grenze schwärmte, während seine leicht, na ja, eigentlich unbekleidete Sekretärin ihm ab und zu einen Zettel in die Hand drückte. Einer der denkwürdigsten Details des Kongress-Wochenendes gab es im Interview mit den Mitgliedern des Musiker-/Aktionskunst-Duos "Anima-Sound" zu sehen: beide Duo-Mitglieder und Eheleute saßen während der Befragung am Wohnzimmertisch und bissen zwischendurch in ihre Schnittchen – er hielt allerdings sogar mitten in seiner Antwort an, nahm das Konfitürenglas und tropfte die Konfitüre aus dem Glas geduldig auf seine Brotschnitte.</p><p style="text-align: justify;">À propos Essen: besonders bizarr war das Buffet mit den Mitgliedern einer Kommune. Als Bedingung, um sich filmen zu lassen, hatte diese bei der Filmcrew ein großes Catering bestellt, knabberte einen Teil des Buffets an – und feierte mit den noch großen Mengen an Resten eine Art Essensschlacht. Da wurden nicht nur Erinnerungen an Chytilovás "Tausendschönchen" wach – sondern auch Gedanken über bourgeoise Verschwendung geweckt, die die Kommune durch ihren Lebensstil eigentlich überwinden wollte/sollte. Aber noch unbehaglicher wurde die Kombination aus Performance und Essen dann bei der Dokumentierung einer Kunstaktion von Otto Muehl an der Kunsthochschule Braunschweig, bei der ein Schwein auf der Bühne live geschlachtet wurde und eine Perfomance-Teilnehmerin nicht nur mit Schweineblut beschmiert, sondern auch von Muehl angepinkelt wurde.</p><p style="text-align: justify;">Für eine der größten Überraschungen sorgten allerdings zwei ältere Herren in einer Sylter Kneipe, die zum naheliegenden FKK-Strand befragt wurden. Sichtlich nicht mehr beim ersten Bier, mit leicht angeschwitzten, roten Gesichtern – eigentlich Kandidaten für Tiraden über die heutige Jugend. Aber nein: zum FKK-Strand gehe man selbst nicht, denn "im Alter wird alles etwas kleiner" – aber die heutige Jugend solle mal schön selbst in Ruhe machen und ausprobieren und herausfinden, was sie wolle.</p><p style="text-align: justify;">Klingt alles wüst? Damit WUNDERLAND DER LIEBE nicht komplett auseinanderfällt, gibt es eine Art Rahmenhandlung mit einem Liebespaar: Sabine Clemens als sie und Jürgen Drews als er. Sie dürfen am Ende dann auch Sex haben – also, na ja, nackt zusammen im Bett herumtoben, in eleganter Zeitlupe und in einem Kaleidoskop überlagerter Bilder gefilmt, während der fetzige Sound der Krautrock-Band Apocalypse (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=_vulA2Tlr9U&t=130s" target="_blank">hier</a> nach knapp 2 Minuten das Hauptthema des Films) sich auch noch drüber legt. Womit wir beim nächsten wichtigen Punkt wären: WUNDERLAND DER LIEBE ist absolut fantastisch anzuschauen und anzuhören! Regisseur Dieter Geißler war der Hauptdarsteller in Klaus Lemkes 48 STUNDEN BIS ACAPULCO, deutscher Co-Produzent für italienische Co-Produktionen wie <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2019/03/die-cinephile-klasse-kommt-ins-paradies.html" target="_blank">MALASTRANA (durch Aldo Lados Prag geistert ein Straßensänger, der von Jürgen Drews verkörpert wird), CHI L'HA VISTA MORIRE</a>, Roman Polanskis CHE?, Luchino Viscontis LUDWIG II, später Produzent von DIE UNENDLICHE GESCHICHTE (1 bis 3): WUNDERLAND DER LIEBE ist die erste von nur zwei Regiearbeiten.</p><p style="text-align: justify;">Aber als umtriebiger Produzent schien er einen Riecher für die richtigen Leute zu haben: Hubertus Hagen an der Kamera, ein Veteran der Schwabinger Nouvelle Vague (und später von Lederhosen-Sexfilmen) und Jutta Brandstaedter an der Schere (Cutterin für Klaus Lemke, Roger Fritz, Rudolph Thome und Aldo Lado). Denn WUNDERLAND DER LIEBE ist auch ein Film der entfesselten Bilder und der wahnsinnigen Montagen. Nervenzerfetzende Thrills gibt es ebenso wie brüllende Lacher. Befragungen von Fabrikarbeitern sowie Marketing- und Produktmanagern einer Kondomfabrik werden montiert mit Bildern einer Qualitätskontrolleurin, die an einer Maschine Luft in ein Kondom strömen lässt und die Liter abzählt: "5 Liter" – O-Töne – "10 Liter" – O-Töne – "20 Liter"... und so weiter. Es steigert sich immer mehr, bis bei 50 Litern und der Offenbarung, dass die Geschmacksrichtung Pfefferminz am beliebtesten bei Nutzern abschneidet, schließlich die kathartische Explosion erfolgt! Toben im Kommkino-Saal! Und dass das Anbringen des Kondoms während des Liebesspiels, wie ein Marketing-Mensch der Fabrik versichert, keineswegs Erotik und Zärtlichkeit zerstört, wird in der Montage auch schön veranschaulicht: Schnitt zur Qualitätskontrolleurin, die mit ordentlich Schmackes Kondome auf die langen Phallen eines Kontrollfließbands zieht. Das Publikum im Komm tobt weiter!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 23:30 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>SCREWBALLS</b> ("Screwballs – Das affengeile Klassenzimmer")<br />Regie: Rafal Zielinski<br />Kanada 1983<br />35mm, DF<br /><i>Fünf Jungs der Taft and Adams High School (abgekürzt: T & A) versuchen in gemeinsamer Anstrengung, endlich einen Blick auf die Brüste von Purity Bush zu werfen, dem schönsten Mädchen der Schule.</i></p><p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHYsOpdRGipMSxnGKTlTzDZl4yXF697tmbMr82O0v32kbHEF7ncksvDcusOTLFEC-RF85auBG_AiByNfAGfaJqWO80UyYS5jkBdQUJta8PkJk6KRX-BiHORgXwIZa49zNZCTP1G3tyBKotXFHniBdQsdi6Ju9-NzbHmU_hQ-yHoJet-v1SEYUWmHidKtg/s1280/screwballs.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="717" data-original-width="1280" height="179" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjHYsOpdRGipMSxnGKTlTzDZl4yXF697tmbMr82O0v32kbHEF7ncksvDcusOTLFEC-RF85auBG_AiByNfAGfaJqWO80UyYS5jkBdQUJta8PkJk6KRX-BiHORgXwIZa49zNZCTP1G3tyBKotXFHniBdQsdi6Ju9-NzbHmU_hQ-yHoJet-v1SEYUWmHidKtg/s320/screwballs.JPG" width="320" /></a></div><i><br /></i><p></p><p style="text-align: justify;">Ein Perpetuum-Mobile ist physikalisch nicht realisierbar. Aber das Großartige an Kino ist, dass da alles möglich ist: SCREWBALLS dürfte eine Art Perpetuum-Mobile der wüst-zotigen Teenager-Sexkomödie sein. Ein wildes Ungestüm, das, nachdem einmal in Gang gesetzt, im Autopilot-Modus wütet, nicht zu stoppen ist und ohne Energieverlust auf seinem Weg alles komplett verwüstet. SCREWBALLS ist vor allem auch ein sehr puristischer, in seiner geradlinigen Konsequenz fast radikaler Exploitationfilm, vollkommen auf seine Schauwerte konzentriert, die er als eine Art Nummernrevue aufzieht: natürlich gibt es – leichtes Zugeständnis an das klassische Erzählkino – eine Art Aufhänger als roten Faden. Aber SCREWBALLS ist vor allem an seinen Eskalationen interessiert, ja ist gar ein Kaleidoskop der Eskalationen, von denen jede einzelne minutiös vorbereitet und ausgeführt wird. Aus einer Idee wird eine kleine Zote, aus einer Zote ein größerer Unfug, der größere Unfug verwandelt dann beispielsweise die Turnhalle in ein Orgien-Schlachtfeld – vom Kauf des Extrakts spanischer Fliege im Sex-Shop über das versehentliche Verschütten in den Punsch bei der Schulfeier bis zur Orgie. Die Erwartung der Zuschauer wird immer sehr schön angefächert, angeteast, aufgebaut und schließlich befriedigt – dabei gibt es aber trotzdem immer einen Moment der Überraschung, denn wer hätte ernsthaft erwartet, dass eine Partie Strip-Bowling damit endet, dass eine Bowling-Kugel sich auf dem eregierten Penis eines Spielers festklemmt und diese erst durch Stimulation der weiblichen Mitspielerinnen orgiastisch und Strike-markierend abgestoßen werden kann? Wer?</p><p style="text-align: justify;">Ja, SCREWBALLS ist zotig, schmierig, früh-pubertär (ob manche der Slapstick-Geräusche, wie Katzenfauchen zum Silhouetten-Sex, im Original zu hören sind oder das Zusätze der deutschen Synchronfassung sind, weiß ich nicht) und völlig geschmacklos. In Sachen komödiantischen Inszenierungshandwerk sind wir allerdings schon in der Top-Klasse. Der Versuch eines Schülers, bei Purity einzubrechen, ist ein Paradebeispiel dafür, wie gut SCREWBALLS ist: ein notgeiler Schüler, zwei Räume, eine Treppe, Purity kurz vor dem Einschlafen, eine sexuell frustrierte Dame, ein paranoid-antikommunistischer Herr mit Flatulenzen und einem geladenen Gewehr – Zutaten für darauffolgende raunende Lachsalven!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>Nach dem letzten offiziellen Film des Programms wurde für die Hartgesottenen noch ein "Videoknüpel" kredenzt. Es war ein Film, den ein Mitglied des Hofbauer-Kommandos bei einem noch lebenden Co-Produzenten in 35mm für eine frühere, andere Filmreihe angefragt hatte – der Produzent reagierte sehr unfreundlich bei der Vorstellung, dass "dieser Scheiß" öffentlich gezeigt würde.</i></p><p style="text-align: justify;"><i>Am Ende lief der Film also von DVD auf dem Hofbauer-Kongress unter der Bitte, nicht zu offen mit Nennung von Titel und Namen darüber zu schreiben. Fällt mir nicht schwer: eine romantische Liebeskomödie, die weder romantisch, noch liebevoll und vor allem durch und durch unlustig war.</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Freitag, 5. Januar 2024</b></p><p style="text-align: center;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 15:00 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>UN ÉPAIS MANTEAU DE SANG</b> ("Heiße Haut")<br />Regie: José Bénazéraf<br />Frankreich 1968<br />35mm, DF<br /><i>Zwei Söldner klauen Diamanten in Katanga. Später betreibt einer von ihnen eine Klinik in Südfrankreich und ist der Liebhaber der Ehefrau des anderen, verschollen gegangenen Mannes. Das geht so lange gut, bis die Ehefrau sich einen einfachen Taucher als Liebhaber nimmt und der Ehemann wieder auftaucht.</i></p><p style="text-align: justify;">"Ein paar Leute hängen am Strand in Südfrankreich ab und schauen mal, was so passiert" – so fasste ein Co-Kongressnik Bénazérafs Film zusammen (danke für diesen schönen O-Ton, Marcel!). Tatsächlich hat der "Godard du X" hier erst einmal einen schönen Atmosphärenfilm, ein Stück Kino zum Abhängen geschaffen, in dem nicht viel "passieren" muss, damit es sich toll anfühlt. Sex, Tanzen, Schauen, Sich-schaukeln-lassen auf dem Boot und ein bisschen Ringen – viel mehr braucht es zunächst nicht. Als Projektionsfiguren reichen da Valérie Lagrange mit ihrem blonden Bubikopf und Hans Meyer mit seinem bedrohlichen Narbengesicht völlig aus. Sie hat zwischendurch mit einem örtlichen Taucher Sex am Strand und er macht zum Training einen kleinen Ringkampf mit seinem Bodyguard (der verblüffenderweise wie der junge John Milius aussieht) – beide Tätigkeiten montiert Bénazéraf zusammen in einer gemeinsamen, sehr bizarren Szene. Nach dieser Anstrengung ein bisschen auf dem schaukelnden Fischerboot abhängen, während der Postkarten-Hintergrund in den Meereswellen auf- und abwippt...</p><p style="text-align: justify;">War Bénazéraf dazu verpflichtet, einen als Thriller vermarktbaren Film abzuliefern? Der Prolog, die letzten 20 bis 25 Minuten und zwischendurch einige mysteriöse Expositionsdialoge scheinen ein wenig darauf hinzudeuten, dass da irgendetwas war. Leute beim Abhängen zu stören ist ja nie eine gute Idee, und die lange Verfolgungsjagd zwischen Auto und Schnellboot mit anschließender Schießerei in den Küstenfelsen zeigt, dass Bénazéraf wohl kein gutes Händchen und scheinbar sehr wenig Interesse für Thrills und Action hatte. Nein, gutes Nichtstun ist besser als halbgares Hetzen!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 17:00 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>EIN HERZ VOLL MUSIK<br /></b>Regie: Robert A. Stemmle<br />BRD 1955<br />35mm, dt. OV<br /><i>Ein Spitzensportler, der auf allen Alpenpisten als "No 7" für Furore sorgt, muss zwischen den Wettkämpfen bei Hotels als Kellner anheuern, singt aber auch ganz gerne. Eigentlich ist er der Sohn eines reichen Hotelketten-Besitzers, verliebt sich zu dessen Leidwesen aber trotzdem in das Blumenmädchen eines Hotels. Eine reiche Millionärin aus den USA möchte ihren aktuellen Toyboy auch lieber mit "No 7" austauschen. Dessen Anstellung als Sänger im renommierten Orchester Mantovani stehen die Intrigen des Vaters und eines leicht bestechlichen Pianisten entgegen.</i></p><p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj8gUSL8sIqXuS6w9Pft-E364Y9XeYwwraPIu-aJwWDhBEL9ylMd6UyBMCbDvJhWF5L8tyw9D5n0CSGEaRM_omv0JleuwPVlNye7FiLmFJQkhnCR-Igq1xhlanALzUS62UQn6oActCwPyq0KKMYRvCZEJbBk5eXjmKFGMds928LtajRLR44vk83uwz5RpY/s1031/ein_herz_voll_musik.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1031" height="248" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj8gUSL8sIqXuS6w9Pft-E364Y9XeYwwraPIu-aJwWDhBEL9ylMd6UyBMCbDvJhWF5L8tyw9D5n0CSGEaRM_omv0JleuwPVlNye7FiLmFJQkhnCR-Igq1xhlanALzUS62UQn6oActCwPyq0KKMYRvCZEJbBk5eXjmKFGMds928LtajRLR44vk83uwz5RpY/s320/ein_herz_voll_musik.JPG" width="320" /></a></div><i><br /></i><p></p><p style="text-align: justify;">EIN HERZ VOLL MUSIK ist vor allem ein Vehikel für den schweizerischen Sänger Vico Torriani, der hier als singender Industriellensohn die Herzen der jungen Blumenmädchen, reiferen Millionärinnen und geneigten Zuschauer erobert. Komödie, Romantik, einige mehr oder minder fetzige Musik- und Tanznummern sowie eine ganze Riege an lieben oder kauzigen Charakteren geben sich die Klinke in die Hand – das ganze ansehnlich inszeniert und gespielt, und heraus kommt ein angenehmer, wohliger Nachmittagsfilm.</p><p style="text-align: justify;">Wie das so oft ist bei solchen Filmen sind die zwei zentralen liebenden Protagonisten vielleicht die uninteressantesten – oder sagen wir mal: die glattesten Figuren. Wesentlich spannender war das Double aus Fita Benkhoff als reiche Amerikanerin Ellinor Patton und Boy Gobert als Baron Karl-Heinz von Schlankenhalten und Ellinors Toyboy (und nebenbei: Sekretär und Mädchen für alles): die erste Komödiennummer ist dann auch ein Dinner, bei der sie alles in die Küche zurückschickt, weil es zu kalt, zu warm, nicht gut genug etc. ist, während der Baron nebenbei und heimlich versucht, beim Kellner (unserem lieben "No 7") die Wogen zu glätten.</p><p style="text-align: justify;">Der Anti-Held (aber auch heimliche Held) des Films war aber der Pianist, Peer, gespielt von Wolfgang Wahl: als Mitglied des Orchesters Mantovani ist er beauftragt, Vico mit allen Mitteln als Sänger zu akquirieren, von Vicos reichem Vater wird er beauftragt, die Aufnahme des Sohnemanns mit allen Mitteln zu verhindern – ideal, um von beiden Seiten Kommissionen (aka Schmiergeld) zu kassieren und sich lächelnd-genüsslich in die Jackett-Innentasche zu stecken. Dennoch: er ist kein Bösewicht, möchte nur ein bisschen Startkapital für die künftige Ehe mit seinem Blumenmädchen (einer Kollegin der Protagonistin) aufbauen. Das Miteinander und die Zwistigkeiten dieses "Neben-Paars", beide nicht mehr jung und schlank "genug" für erste Rollen, ist gewissermaßen die Herz-Nebenkammer des Films.</p><p style="text-align: justify;">Und einen spektakulären, vom Publikum gefeierten und schließlich lautstark mitten im Film applaudierten Kurzauftritt gegen Ende, als Vico endlich seine Revue-Premiere hat, hatte ein besonders beweglicher Tänzer, der sich wie Gummi bewegte und leichtfüßig durch die Theaterkulisse moon-walkte.</p><p style="text-align: justify;">Nach EIN HERZ VOLL MUSIK war das Publikum gespalten: einige trällerten "Blauäugelein", andere trällerten <a href="https://www.youtube.com/watch?v=LWVQ6S9Eg8A" target="_blank">"Der neue Frühjahrshut"</a> – ich gehörte zu letzteren. Die Nummer "Der neue Frühjahrshut" zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass sie tatsächlich ein wenig wie eine US-amerikanische Musical-Nummer als Bewegungskino durchchoreografiert war, mit eleganten Tanzschritten durch Rom (das gleiche Rom wie SIE LIEBTEN SICH EINEN SOMMER übrigens, denn eine Panorama-Ansicht mit einem schönen Palmengarten im Vordergrund war klar wiedererkennbar). "Der neue Frühjahrshut ... und was sich drunter tut" wurde von einem Co-Kongressnik gar zum Lieblingsmotto der diesjährigen Kongressausgabe gekürt!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 21:15 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>WIR LASSEN UNS DAS SINGEN NICHT VERBIETEN<br /></b>Regie: Tillmann Scholl<br />BRD 1985<br />16mm, dt. OV<br /><i>Über 10 Jahre lang sammelt Tillmann Scholl dokumentarisches Material in St. Pauli und zeigt Impressionen von einer Jubiläumsfeier des Stadtviertels, portraitiert Stammkunden und Wirte von Eckkneipen, befragt zufällige Passanten, durchreisende Touristen und windige Geschäftsmänner, stellt Fragen über die Gentrifizierung Hamburgs.</i></p><p style="text-align: justify;">Wenn WUNDERLAND DER LIEBE der lachende Geist dieses Kongresses war, dann war WIR LASSEN UNS DAS SINGEN NICHT VERBIETEN dessen schlagendes Herz: eine emotionale, persönliche Liebeserklärung an Hamburg und St. Pauli, ein zärtliches Portrait seiner Bewohnerinnen und Bewohner, ein zorniges Manifest gegen die Marginalisierung des Unbürgerlichen durch das Kapital. Irgendwo zwischen impressionistischem Dokumentarfilm und politischem Essayfilm angesiedelt, hat WIR LASSEN UNS DAS SINGEN NICHT VERBIETEN vor allem durch seine Pièce de Résistance, das Portrait der Eck- und Absturzkneipe "Am Schauermann", den Weg in die Herzen der meisten Kongressniki gefunden. Im Dunkeln der Nacht, bei schummeriger Beleuchtung versammelten sich hier die Glücklosen, die Kaputten, die Randgestalten, die Gescheiterten, die Kranken, die Sterbenden, die Lachenden und die Weinenden und die Ganoven bei Bier und Schnaps. Die ersten Reaktionen der Kneipenbesucher auf die Kamera, die sie filmt, ist sichtlich eher feindlich – der Blick der Kamera bleibt dennoch voller Zärtlichkeit, und obwohl hier das gleiche "Material" zu sehen ist, das etwa in einem Mondo-Film der Häme oder in einem "wohlmeinenden" Dokumentarfilm dem selbstgefälligen Mitleid freigegeben würde, ist hier davon nichts zu spüren. Nach der anfänglichen Feindlichkeit kommen die Performances: einige Gäste scheinen vor der Kamera zu "spielen", sich selbst oder wie sie sich vorstellen, dass ein Publikum sie sehen möchte – ein betrunkener Sturz vom Barhocker wird effektvoll demonstriert. WIR LASSEN UNS DAS SINGEN NICHT VERBIETEN stellt hier auch grundsätzliche Fragen über das Wesen des Dokumentarischen: es mag keine Sicherheit über die "Wahrheit" des Gefilmten geben – doch die Zärtlichkeit des Kamerablicks, sie bleibt immer.</p><p style="text-align: justify;">Auch wenn der Fokus auf den "Schauermann" (der etwa einen Drittel der Filmlaufzeit ausmachen dürfte) verschwindet: der eloquente, charismatische Kneipenwirt Jürgen bleibt als "roter Faden", als Leitfigur des Films den Zuschauern weiter erhalten – als Marker für die (scheinbaren?) Erfolge und die eklatanten Misserfolge der Gentrifizierung Hamburgs. Über seine Tage als Kneipenwirt, der auch mal mit Fäusten zwischen randalierende Gäste eingreifen muss, sinniert er auf einer von Müll und Bauschutt bedeckten Baustelle – der Ort, an dem sein früherer Arbeitsplatz stand, an dem jetzt finanzkräftigere Unternehmungen ihren Platz einnehmen. Immer wieder wird der O-Ton einer älteren Touristin, die davon erzählt, das "was Neues" gebaut wird, über die Bilder als elektronisch verfremdetes Echo gesampelt. Dass am Ende nicht nur Gebäude, sondern auch Menschen weichen müssen, wird immer wieder deutlich. Zunächst auf sehr lustige, humorvolle Weise: Gentrifizierung ist eben auch, wenn der Straßenstrich sich verschiebt, der geneigte Freier die Prostituierten nicht direkt vor noch existierenden Eckkneipen stehen hat, sondern (O-Ton) "ganze 10 Minuten" laufen muss. Am Ende gibt es aber für die Zuschauer trotzdem eine stahlharte Faust in die Fresse und einen harten Tritt in den Bauch: So abgrundtief traurig und niederschmetternd endete bei dieser Kongress-Edition kein anderer Film.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>Als weitere Lektüre empfehle ich auch <a href="http://www.eskalierende-traeume.de/100-deutsche-lieblingsfilme-71-wir-lassen-uns-das-singen-nicht-verbieten-1985/" target="_blank">André Malbergs Text über den Film auf Eskalierende Träume</a>. </i></p><p style="text-align: justify;"><i>Als ich einem hamburgophilen Freund, der Ende 2023 auch nach Hamburg gezogen ist, von WIR LASSEN UNS DAS SINGEN NICHT VERBIETEN schwärmte, schrieb er mir, dass der Film durchaus eine Hamburger Lokal-Berühmtheit sei.</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 23:45 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>HAKUJITSUMU</b> ("Träume im Zwielicht")<br />Regie: Takechi Tetsuji<br />Japan 1964<br />35mm, DF<br /><i>Ein Mann und eine Frau werden beim Zahnarzt behandelt. Unter dem Schleier der Narkosen verfallen sie in wüste, gewalttätige, erotische Träume.</i></p><p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEikItjIqJW3vKU1MOc8sQ2OyH6KbgevcWdS0ZzH4xPrhIyAdESZPgzhbYDswOMHYVfiKvygNI83Ui47YV47zcodG_a36983BWD28lYxkas9hAUIe0OeQDKDdOMvFpmJSWlCCcti-gcHnk8e3ofDqXVFs1nRJHPlpA7k73pAhZFnN81lp1gkj_CwRmwhjfE/s1280/traeume_im_zwielicht.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="534" data-original-width="1280" height="134" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEikItjIqJW3vKU1MOc8sQ2OyH6KbgevcWdS0ZzH4xPrhIyAdESZPgzhbYDswOMHYVfiKvygNI83Ui47YV47zcodG_a36983BWD28lYxkas9hAUIe0OeQDKDdOMvFpmJSWlCCcti-gcHnk8e3ofDqXVFs1nRJHPlpA7k73pAhZFnN81lp1gkj_CwRmwhjfE/s320/traeume_im_zwielicht.JPG" width="320" /></a></div><i><br /></i><p></p><p style="text-align: justify;">Unter den sinnlichen Erfahrungen, die man als Mensch so macht, gehören Zahnarztbesuche zu den wahrscheinlich abscheulichsten: ich glaube, ich bin nicht der einzige Mensch, dem flau im Magen wird beim Gedanken an eine zahnärztliche Behandlung. Umso interessanter, wie "Träume im Zwielicht" zu Beginn fetischistische Erotik, quasi-pornografische Symbolik und zahnärztliches Unbehagen zusammenbringt: extreme Nahaufnahmen auf Münder, deren Lippen gestreichelt werden, in denen aber auch Spiegel und Bohrer reingesteckt werden, aus denen Unmengen an Speichel schaumig wie Sperma heraustropft, unterlegt von einer Kakophonie nervzerfetzender Zahnarztbohrergeräusche.</p><p style="text-align: justify;">Ist das noch Exploitation oder ist das ein Experimentalfilm? Eine Frage, die so einige Exploitationfilme aus Japan bei mir auslösen. HAKUJITSUMU gilt als früher Vertreter des japanischen Pink-Film, als Meilenstein in der Darstellung von Nacktheit und Sex im japanischen Kino. Ein einfacher, gefälliger Film ist er keineswegs, und als kontemplativer, stark entschleunigter Avantgarde-Horrorfilm (der er auch ist) war er als Spätfilm keineswegs leichte Kost. Vom Prolog in der Zahnarztpraxis arbeitet sich der Film Stück für Stück durch verschiedene Set-Pieces, durch Fragmente eines großen Alptraums: ein Film-Noir-Nachtclub mit Gesang, eine lange Folter-Session beobachtet durch die Fenster-Fassade eines Hochhaus-Apartments, eine Konfrontation zwischen dem Protagonisten und der Frau (die sich zwischendurch in einen Affen verwandelt!) auf einem futuristischen Spielplatz, eine quälende Verfolgungsjagd durch ein Kaufhaus inklusive einem Spießrutenlauf auf einer Rolltreppe, eine belebte Straße mit einem brutalen Mord der komplett von den Passanten ignoriert wird.</p><p style="text-align: justify;">HAKUJITSUMU lässt seine beiden Protagonisten durch einen qualvollen Alptraum taumeln (wobei aber mehrheitlich die Frau die Leidtragende der Folterungen und Quälereien ist). Zu Beginn scheint festzustehen, dass wir SEINEN Alptraum sehen, in denen seine Geilheit für die Co-Patientin Stück für Stück von zunehmend extremen Fantasien aufgelöst wird. Die bereits erwähnte lange Folterung in der Hochhaus-Wohnung, bei der die Frau vom Zahnarzt in bürgerlicher Zivilkleidung gefoltert wird (er schlägt sie, peitscht sie aus, verabreicht ihr Elektroschocks) beobachten wir als Zuschauer durch das Terrassenfenster – der Protagonist selbst steht auch als machtloser Beobachter auf dem Balkon, und wir sehen ihn auch beim Beobachten zu, während er teilweise von einer mysteriösen Alptraum-Kraft, teilweise vom Zahnarzt mit einer Pistole davon abgehalten wird, einzugreifen. Gerade diese Szene demonstriert die formale Radikalität und die gnadenlose Grimmigkeit von HAKUJITSUMU, die für einen Film von 1964 (und nicht aus den späten 1970er Jahren) verblüffend ist, den Atem stocken lässt – und auf gewisse Weise die Vierte Wand durchbricht: dieser Film-als-Alptraum quält nicht nur seine Figuren, sondern die Zuschauer auch mit, verhindert, dass sie sich gemütlich berieseln lassen, lässt sie Teil werden. Angenehm ist das nicht, aber sehr konsequent.</p><p style="text-align: justify;">Die Verschiebung der Grenzen zwischen den Figuren und den Zuschauern schreitet im Lauf des Films immer mehr voran: es beginnt als SEIN Alptraum, aber der männliche Protagonist macht sich im dritten Viertel des Films rar, und langsam kommen wir in einen Zustand, in dem offensichtlich IHR Alptraum durchlebt wird. Bei ihrem endlosen langen Marsch entgegen der Fahrtrichtung einer Rolltreppe, ihrem erfolglosen, strapaziösen Versuch, nach unten zu kommen, war der männliche Co-Patient komplett aus den Augen und aus den Sinnen.</p><p style="text-align: justify;">Takechi Tetsuji war ein Außenseiter in der japanischen Filmindustrie, da er von seinem Hintergrund ein Mann des Theaters war: ein experimenteller Erneuerer, der in den 1950er Jahren umgedeutete traditionelle japanische Theater-Formen, avantgardistische Experimente sowie Burlesque und Striptease zusammenbrachte, Schoenbergs "Pierrot lunaire" in japanische Ausdrucksformen adaptierte und erotisch gewagte Theaterstücke im Fernsehen präsentierte. HAKUJITSUMU war sein zweiter Film, war in Japan kommerziell erfolgreich, löste aber auch Kontroversen aus: der Film passierte erst nach dem "Fogging" einer Szene die Zensur und wurde sowohl von der japanischen Regierung (für seinen sexuellen Inhalt) wie auch von der Interessensvertretung der japanischen Zahnärzte angegriffen. Takechi Tetsuji selbst verfilmte den gleichen Stoff 1981 noch einmal in einer Farbfilm- und Hardcore-Variante (und inszenierte damit den ersten in Kinos gezeigten japanischen Hardcore-Porno).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>Gegen Ende des Films bekommt der männliche Patient, dem ein Zahn gezogen wird, übrigens einen Cognac serviert. Bei meinem nächsten Zahnarzt-Besuch fände ich das auch ganz nett – also... nicht einen Zahn gezogen zu bekommen, sondern den Cognac!</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>so gegen 2:15 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>KOKAIN – DAS TAGEBUCH DER INGA L.<br /></b>Regie: Günter Schlesinger<br />BRD 1986<br />VHS, dt. OV<br /><i>Der Dealer Bobo ist der neue, ganz heiße Typ in der Hamburger Unterwelt. Um beim großen Drogenhai Stone Eindruck zu schinden, zieht er brisante Deals ab und hinterlegt seine Freundin Inga als "Pfand" in einem von Stones Bordellen. Doch die macht sich aus dem Staub und rettet dabei noch eine minderjährige Kollegin.</i></p><p style="text-align: justify;">Ein idealer Film für den Videoknüppel-Slot: trance-artig und vollkommen hinüber. No-Budget-Schlock, der so dermaßen versumpft statisch ist, dass es irgendwie auch eine eigene Faszination entwickelt. Stones raumeinnehmender Pornobalken und Bobos eklatant weiße Haifischzähne, die sichtbar werden, wenn er anfängt, grundlos psychopathisch vor sich hinzukichern (und das macht er sehr oft!) sind die eigentlichen Helden des Films. Die Handlung spielt sich zu etwa einem Drittel darin ab, dass Figuren sie sich gegenseitig mit sehr vielen, langen Pausen zwischen den Repliken erzählen. Stellenweise fühlt sich das eher nach einer sperrigen Avantgarde-Kunstperformance als nach einem Hamburg-Gangster-Thriller an, der KOKAIN "eigentlich" ist. Das völlig konzeptlos einmontierte Fremdmaterial, stets sichtbar, weil sich das Bildformat so deutlich ändert, ist wohl so etwas wie das Herz des Films: in einer Laufzeit von bestimmt etwa einem Viertel des Films gab es nicht nur eine komplette Nebenhandlung mit zwei anderen Prostituierten, die in einer "normalen" Umgebung unterwegs waren (und nicht in den absolut desolaten, tristen Abrissbuden, in denen KOKAIN sonst angesiedelt ist), nicht nur die immer gleiche Ansicht einer hübschen Villa, aus der ein für die Handlung völlig irrelevanter, elegant in Weiß gekleideter Gentleman immer wieder ins Freie tritt, sondern auch "zauberhafte" Ansichten vom Hamburger Hafen, seinen pittoresken Baustellen und Müllhalden (die Ansicht eines Bauschutt-Panoramas ließ mich ab dem zweiten Mal in meinem übermüdet-benebelten Zustand unkontrolliert kichern – und kam bestimmt sechs, sieben, acht Mal!). Ja, der Bauschutt ließ KOKAIN wie eine Art Kommentar zu WIR LASSEN UNS DAS SINGEN NICHT VERBIETEN lesen. Und dann gab es natürlich noch der Moment, in dem sich Inga und Kollegin in einem Schiff verstecken und dafür durch endlose Schiffskorridore laufen, und laufen, und weiter laufen, und noch mal weiter laufen, und noch mal ein Weilchen weiterlaufen (bis sie schließlich ein sicheres Versteck gefunden haben) – wie ein Nachklang zur langen Rolltreppen-Szene in "Träume im Zwielicht".</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Samstag, 6. Januar 2024</b></p><p style="text-align: center;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 14:45 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>WANTED: BILLY THE KID<br /></b>Regie: Jack Deveau<br />USA 1976<br />16mm, OV<br /><i>Billy hat seinen Durchbruch als Schauspieler in New York noch nicht richtig vollbracht. In der Zwischenzeit verdient er sich seinen Lebensunterhalt als Prostituierter für zahlungskräftige Herren und Paare.</i></p><p style="text-align: justify;">WANTED: BILLY THE KID lief im September 2020 im Rahmen der kleinen Retrospektive des Filmkollektiv Frankfurt zu Filmen aus Jack Deveaus Produktionsfirma Hand in Hand in der "Pupille": warum auch immer, aber dort plätscherte der Film etwas gleichgültig an mir vorbei. Die Wiedersichtung in Nürnberg war nun eine kleine Offenbarung: ein sehr intimer, zärtlicher, ab und an auch sehr witziger Film. Die ersten zwei Sex-Nummern wirkten nun außerordentlich intim und erotisch. Zunächst Billy mit einem Freier bei sich zuhause: sehr schön, wie das Gefühl der Intimität beim After-Sex-Smalltalk behalten wurde, wenn sich der Kunde langsam beim Gespräch wieder anzog (und sich als gutbetuchter Anzugsträger offenbarte). Später die "Hausmeister-Sex"-Nummer im tiefen, dunklen, staubigen und vollgerümpelten Keller eines Brownstones: auch hier verzichtet Deveau komplett auf den Einsatz der Musik, und die Erotik im Sex zwischen Billy und dem Hausmeister (bzw. wie später klar wird: ein für ein Rollenspiel als Hausmeister gekleideter, reicher Anzugsträger) steigerte sich nur durch die zunehmend lauter werdenden Stöhngeräusche und vor allem das Knarzen von Billys Lederjacke.</p><p style="text-align: justify;">Deveau interessierte sich immer wieder für Klassenunterschiede, in keinem Film wohl so explizit wie in WANTED: BILLY THE KID, in dem der mittellose Schauspielstudent Billy von einer Vielzahl reicher Freier bezahlt wird, die vielleicht gerade auch das Überschreiten der Klasse interessiert, oder das Tauschen der Identität: so ist Billy bei der "Hausmeister-Sex"-Nummer zunächst der anspruchsvolle Mieter, der seinen tropfenden Wasserhahn repariert haben möchte – und sein Freier der Hausmeister. Gängige Grenzen, Eindeutigkeiten werden hier wie so oft in Schwulenpornos der Zeit wieder mit einer bisexuellen Sexszene, einem Dreier mit Billy und einem Ehepaar überschritten – hier zur Abwechslung mit dem ironisch-witzigen Song "Sheltered Life" von Lou Reed unterlegt (in der <a href="https://www.youtube.com/watch?v=_EVulo3uJFQ" target="_blank">Version aus dem Solo-Album "Rock & Roll Heart"</a> – der Song geht aber zurück zu den Anfängen von Velvet Underground, ich persönlich bevorzuge die <a href="https://www.youtube.com/watch?v=CsgVuVo7ltY" target="_blank">Demo-Version mit John Cale an der Viola und zwei Kazoo-Soli von Lou Reed</a>).</p><p style="text-align: justify;">Noch mehr Grenzen werden in der Zahnarztpraxis-Szene überschritten – die wunderbarerweise gleich einen inhaltlichen Anschluss an den letzten Film des offiziellen Kongressprogramms bildete: der Freier ist hier der Zahnarzt, aber wir sehen das Ganze aus Billys möglicherweise narkotisierten Perspektive – und in dieser Vision hat Billy Sex mit sich selbst. Eine surreale, beunruhigende, mit extremen, verzerrten Weitwinkelbildern und dissonanten elektronischen Klängen leicht in Horrorgefilde weisende Szene.</p><p style="text-align: justify;">Wen das zu sehr beunruhigt: Yoga soll wohl ganz gut sein zum Runterkommen. Deshalb gibt es immer wieder Fragmente aus einem Yoga-Kurs, den Billy besucht: ein Wintergarten voller grünender Pflanzen, dazwischen ein Dutzend Männer in knappen weißen Slips, die entschleunigte Bewegungsübungen machen. Diese Fragmente werden in die "normale" Handlung, manchmal aber auch in Sexszenen eingestreut – Sex und Sport zusammen montiert, auch ein wiederkehrendes Motiv dieses Hofbauer-Kongresses!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 16:30 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>AAN<br /></b>Regie: Mehboob Khan<br />Indien 1952<br />35mm, OV mit englischen Untertiteln, internationale Exportfassung (ca. 135 statt 161 Minuten)<br /><i>Der Bauer Jai bezwingt bei einem Wettbewerb die unzähmbare Stute der Prinzessin Rajshree, die aufgrund ihres hohen Adelsbewusstseins davon gar nicht begeistert ist. Während Jai versucht, das Herz Rajshrees zu erobert, spinnt ihr Bruder Putsch-Intrigen, um seinen Vater, einen reformerischen Fürsten, zu beseitigen.</i></p><p style="text-align: justify;">Die Bollywood-Premiere des Hofbauer-Kongresses versprach interessant zu werden – aber so einen unfassbaren Knaller? Die Kopie wurde durch das britische Archiv fast nicht verliehen, weil es sie als "praktisch unspielbar" klassifizierte: zu sehen war eine absolut prachtvolle Technicolor-Kopie mit nur gelegentlichen Andeutungen von leichten, sehr oberflächlichen Laufstreifen. Man muss sagen: Rotstichige Kopien gab es bei diesem Kongress doch sehr viele zu sehen, und AAN war hier farblich eine absolute Wohltat für die Augen. Eine Explosion der Farben mit knallgelben blühenden Blumen auf saftig grünen Wiesen unter einem strahlend blauen Himmel. Barocke Dekors in allen möglichen Schattierungen von Farben, von zartem Pastell bis zu psychedelisch leuchtenden Tönen. In einem Film, der Abenteuerfilm, Action, Musical, Komödie, Melodrama, wüsten Klamauk, psychosexuelle Abgründe und eine Schmierigkeit, wie sie in dieser Form nur selten auf diesem Kongress sonst zu sehen war, freudig ineinander krachen ließ. Nicht nur, aber auch durch die Schnitte in der Exportfassung bedingt schlug AAN erzählerisch mit zunehmender Laufzeit immer größere Kapriolen – auf Kosten der Kohärenz zwar, aber dafür mit einem umso größeren Gewinn in Sachen Tempo, Geschwindigkeit und einem allgemeinen Gefühl des cineastischen Wahnsinns. Die oben aufgeschriebene, kurze Synopsis ist nur eine sehr ungefähre Annäherung an das, was AAN so alles entfesselt.</p><p style="text-align: justify;">Fliegt das alles bei 135 Minuten nicht um die Ohren? Nein, denn die Cine-Göttin Nadira kam in ihren Hosen und manchmal einer Reitgerte in der Hand, um das alles zusammenzuhalten und wenn nötig mit bösen Blicken und harten Schlägen wieder auf seinen Platz zu bringen! Nadira, die ich ganz spontan die "indische Joan Crawford" gennant habe, besonders in Bezug auf die Ähnlichkeit zwischen der Prinzessin und <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2012/08/ein-senator-sieht-rot-durch-western.html" target="_blank">Vienna aus JOHNNY GUITAR</a>: wie Rajshree in eleganten Reiterhosen und hohen schwarzen Lederstiefeln gekleidet und mit drohendem Blick eine lange Treppe hinuntersteigt, nimmt um zwei Jahre Viennas ähnlichen Gang in JOHNNY GUITAR vorweg. Nadira – Rajshree, Hosenträgerin, Göttin des arroganten Blicks, des expressiv-entfesselten Zorns im Antlitz, des unendlich gekränkten Gesichtsausdrucks, Herrin über ungeheure Gefühle – nicht nur Jais, das ist noch konventionell. Nein, Rajshree scheint mit ihrer Hausdame zu Beginn eine sadomasochistische Beziehung zu unterhalten, denn sie ohrfeigt sie immer wieder genüsslich – und die Hausdame reagiert darauf immer mit einem lustvollen Blick, reibt sich wohlig die Wange, als wäre sie eben zärtlich gestreichelt worden, guckt dabei mit sanft-verliebten Augen. War das indische Zensursystem nur wenige Jahre nach der Staatsgründung wohl noch nicht so effizient? Oder ein Moment, in dem sich Rajshree den Annäherungsversuchen ihres Verehrers Jai in ihrem Schlafzimmer widersetzt, und die Kamera schwenkt auf die Statue eines Elefanten, dem ein rasender Tiger die Klauen in den langen phallischen Rüssel hineinkrallt – ich bin nur zu 95% sicher, dass ich das wirklich gesehen habe, so unfassbar ist das! Aber AAN strotzte vor solchen Momenten...</p><p style="text-align: justify;">Komplett ins Delirium schlägt dann der Film in einer langen Fantasie- bzw. Traumsequenz, die ein wenig an den Traum in SINGIN' IN THE RAIN bzw. an die fantastische Ballettaufführung in THE RED SHOES erinnerte. Eine Allegorie auf die Demokratisierung von Rajshrees Haltung (nachdem sie, von Jai entführt, in einer Art perversen Proto-VERTIGO-Prozedur zur Doppelgängerin einer verstorbenen Bäuerin degradiert wird, damit sie den "peasant way of life" kennenlernt), die sich ganz in barocken Traumdekors und psychedelischen Farben auflöst.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>Den Hunger passenderweise im indischen Restaurant in unmittelbarer Kinonähe gestillt. </i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 21:15 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><i>Bruno-Sukrow-Programm</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>DER WAHRE FROSCHÖNIG<br /></b>Regie: Bruno Sukrow<br />Deutschland 2000er<br />digital, dt. OV<br /><i>Die wahre, ungeschönte Geschichte des Froschkönigs...</i></p><p style="text-align: justify;">...mit Flatulenzen, Schimpfwörtern und dem wahren Twist. Noch als "konventionelle" Animation und daher nur durch die unverkennbare Synchronstimme als Film Bruno Sukrows erkennbar. Im Hauptfilm des Abends kam dann der "typische" Sukrow-Stil zu voller Blüte.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>IM NAMEN DES KÖNIGS<br /></b>Regie: Bruno Sukrow<br />Deutschland 2015<br />digital, dt. OV<br /><i>Sachsen im Mittelalter: der Sohn des Königs ist ein echter Frauenheld, doch sein Vater lässt die nicht-standesgemäßen Liebschaften gerne ermorden. Bei Kunigunde verpatzt der Knappe des Königs absichtlich den Mordanschlag und verhilft ihr zur Flucht in eine Bärenhöhle. Währenddessen sucht der König eifrig nach einer standesgemäßen Partie für einen Sohn.</i></p><p style="text-align: justify;">Ein alter Mann über 80 Jahre erfindet an seinem Wohnzimmerrechner als One-Man-Show das Kino neu: ich habe <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2023/11/heie-leidenschaften-schwitzende-korper.html" target="_blank">beim letzten Hofbauer-Kongress</a> einen ersten Einstieg in die wunderbar poetischen, fantastischen Filmwelten Bruno Sukrows erhalten, nun habe ich mich weiter in sie verliebt (zusammen mit vielen anderen Co-Kongressniki). Sukrow ist nicht nur ein begnadeter Erzähler, ein liebevoller Erschaffer unvergesslicher Figuren, sondern erfindet wirklich in jedem Film ein eigenes kleines Cine-Universum. Trotzdem es rein digital entstandene Filme sind, spürt man in jedem Frame das liebevoll Handgemachte: Imperfektionen bei den Bewegungen der Figuren, beim Freistellen von Formen, leichtes Pixelrauschen an den Rändern, Überlagerungseffekte – alle machen die Filme zu Wunderwerken eines sehr persönlichen Kinos, die UI-Bugs werden zum Gehilfen des Film-Auteurs.</p><p style="text-align: justify;">Trotz des oberflächlich "rohen" Looks sind Sukrows Filme voll mit witzigen, mehr oder minder sichtbaren kleinen Details, die oft neben der "eigentlichen" Haupthandlung laufen: dazu gehören die unzähligen Tier-Figuren, die Sukrow sichtlich liebt und aufwändig in seine Filme integriert. Watschelnde Enten, huschende Mäuse, faulenzende Cocker-Spaniels. Tierischer Star von IM NAMEN DES KÖNIGS war der vegetarische (und daher harmlose) Bär Beppo, in dessen Höhle der mitfühlende Knappe die flüchtende Kunigunde versteckt: sein verdutzt fragender Blick, wenn er den Kopf zwischen dem Knappen und Kunigunde während ihres Gesprächs langsam hin- und herbewegte – unbezahlbar! Auch merkwürdige (und im Rahmen dieser Geschichte nicht in die Zeit passende) Gegenstände streut Sukrow immer wieder ein: ein Windrad am Horizont, ein filigranes Damenfahrrad im Burginnenhof, eine Flasche Duschgel neben dem Waschzuber. Und natürlich immer wieder Bierflaschen und Bierkästen der Marke Grolsch an passenden Stellen (in der rustikalen Schänke etwa) oder an den absolut unmöglichsten Orten – als die Handlung uns in den Thronsaal des Königs von Burgund führte, musste ich laut auflachen: ein Kasten Grolsch hatte sich neben dem Thron des Königs reingeschmuggelt.</p><p style="text-align: justify;">Bei aller Erzähllust sind Sukrows Filme auch Oasen der Entschleunigung. Pferdekutschen bewegen sich langsam durch reale Standbilder von Straßen, Reiter durchschreiten im gemäßigten Tempo die ganze Breite der Leinwand, Figuren schreiten in Sukrow-typischen, elastischen Moonwalk-Schritten langsam zu ihrem Ziel.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>Ein entspanntes Programm, bevor es dann mit rasenden und hosenlosen Verfolgungsjagden weiterging.</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 23:30 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>OH SCHRECK MEI HOS' IS WEG<br /></b>Regie: Hubert Frank<br />BRD 1975<br />35mm, dt. OV<br /><i>Der deutschstämmige Texaner Joe Schmidinger ("Schmid'intscher" auszusprechen!) kommt nach dem Tod eines entfernten Verwandten nach Deutschland, um dort seine Erbschaft, ein Hotel, zu übernehmen. In München wird ihm erst mal der Koffer geklaut. In Heidelberg stellt sich heraus, dass das Hotel eigentlich ein Bordell ist – und trotz seiner Prüderie schafft es Schmidinger immer wieder, seine Hose zu verlieren!</i></p><p style="text-align: justify;">OH SCHRECK MEI HOS' IS WEG aka MEI HOS' IST IN HEIDELBERG GEBLIEBEN aka JAGDREVIER DER SCHARFEN GEMSEN: die Editionsgeschichte dieses Films ist wohl ebenso kompliziert und bewegt wie die Geschichte des Joe Schmidinger selbst, mit mehreren Titeln und Laufzeiten. Das widerspiegelte sich auch in der gezeigten Kopie, die offensichtlich aus mehreren Quellen unterschiedlichen Materials zusammengestellt war (aufgrund von mechanischen Schäden zu Beginn des ersten Akts war kein Titel mehr zu sehen). Farbechte Agfa-Akte mit hoher Bildschärfe und rotstichige (bzw. genauer gesagt: orange-stichige) Eastmancolor-Akte mit eher mittlerer Bildschärfe waren durcheinander geworfen. Filmarchäologisch interessant, ohne, dass es dem Vergnügen des Films irgendeinen Abbruch tat. Denn OH SCHRECK MEI HOS' IS WEG (ein Originalplakat war im Foyer des KommKino zusammen mit anderen Plakaten von Filmen dieser Kongress-Edition ausgestellt worden, deshalb nutze ich diesen Titel) war tatsächlich ein Sexklamauk-Kracher, ein Gag-Feuerwerk, ein mit dreifacher Geschwindigkeit laufendes Zoten-Fließband erster Güte, ein entfernter Verwandter von SCREWBALLS aus dem gleichen Zeit-Slot zwei Tage zuvor.</p><p style="text-align: justify;">Während SCREWBALLS in Bezug auf die Charaktere doch sehr abstrakt blieb, war Josef Moosholzer als Mister Schmid'intscher das charismatische Herz und die menschliche Seele des Films – und eine Slapstick-Ikone vor dem Herren. Indem er seine Hose verliert, gewinnt er die Zuneigung des Publikums. Wenn er allerdings auf das Heck eines anfahrenden Cabrios springt und sich hartnäckig an der Kante der Hintersitze festhält, während das Auto durch die Straßen Münchens rast, wähnt man sich fast in einem italienischen Polizeifilm der gleichen Ära: war es ein hosenloses Double? Oder hat Moosholzer höchstpersönlich nach dem Rezept des Slapstick-Gottes <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Buster%20Keaton" target="_blank">Buster Keaton</a> höchstselbst diesen Stunt ausgeführt? Wer weiß... Weniger gefährlich für Moosholzers Leib, aber durchaus ein Stresstest für die Lachmuskeln des geneigten Zuschauers ist seine "missglückte" Begehung seines geerbten "Hotels": durchaus ganz unmetaphorisch stolpert Joe durch verschiedene besetzte Zimmer, kann kurz das Treiben der angestellten Damen mit den Freiern beobachten, bevor er panisch hinausstolpert oder hochkant rausgeworfen wird: in ihrer rasendem Eskalation war diese Szene zweifelsohne der Höhepunkt des Films.</p><p style="text-align: justify;">Später gibt es auch Helikopterflüge, Fallschirmsprünge und Verfolgungsjagden auf Fahrrädern – und im letzten Drittel auch ab und an ein paar spürbare Längen. Was soll's – eine erfrischende, hosenlose Frechheit von einem Film!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>so gegen 2:15 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>VIRIGNIA<br /></b>Regie: François About<br />Frankreich 1990<br />VHS, dF<br /><i>Die Deutsche Virginia, die von einer Schauspielkarriere in Paris träumt, muss sich zunächst mit etwas weniger glamourösen Jobs begnügen. Eine Stelle als Vorleserin für einen reichen, blinden Mann klingt zunächst einfach, aber dessen Gelüste jenseits der Lektüre werden zunehmend fordernd.</i></p><p style="text-align: justify;">Es ist das Frühjahr 1990, es gibt noch zwei deutsche Staaten, aber keine Mauer mehr: die Titelfigur (und mit ihr die Filmcrew) nimmt das zum Anlass zu einem kleinen Spaziergang durch Ostberlin (inkl. Besuch der Mauerruinen), und so fängt VIRGINIA zunächst als Berliner Promenier-Film an, bevor das Schlendern dann in Paris weitergeht, durch die alten, ehrwürdigen, ein bisschen auch angestaubten Viertel der Stadt, dann aber auch durch die Neubauten, die gentrifizierten Viertel. Dieser Prolog hat mit der "Haupthandlung" wenig zu tun, aber gibt Tempo und Atmosphäre vor: schlendernd, langsam, kontemplativ, zu den Seiten blickend. Ein Atmosphärenfilm, der sich – für ein noch waches Publikum – als ideales Spätnachtprogramm erwies. Nachdem erst mal ziellos durch europäische Hauptstädte geschlendert wird, konzentriert sich die Stimmung im Hauptteil, in der ländlichen Villa des reichen Blinden, auf ein elegisches, erotisches, melancholisches, leicht gotisch angehauchtes Unbehagen. Dass das Dienstmädchen Virginia erst einmal K.O.-Tropfen mit dem Kräutertee verabreicht und die vernebelte junge Frau anschließend im stroboskobischen Blitzlicht eines Gewitters verführt, ist natürlich erst mal ein Knüppel (ein visuell spektakulärer, sehr markanter Moment, der in einem ansonsten größtenteils in elegische, sanft ausbeleuchtete Tableaus inszenierten Film hervorsticht). So schleicht sich für den Rest des Films ein leises Unbehagen ein, die unbewusste Ahnung, dass da irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Wahrscheinlich spüren das auch die zahlreichen Tiere auf dem Anwesen. Sex-Filme mit Animal-Reaction-Shots sind natürlich grundsätzlich großartig: hier gibt es zunächst einmal Pferde – unter anderem ein Hengst namens Igor – die das Treiben der Ehefrau des Blinden mit ihrem heimlichen oder nicht so heimlichen Liebhaber beobachten ("Ich gehe Igor reiten", teilt sie morgens ihrem Mann mit). Später ist es eine Gans, die ganz verdutzt durch das Fenster schaut ob des Treibens des Blinden mit seiner Lektorin.</p><p style="text-align: justify;">Der dramatische Höhepunkt wird schließlich noch von einem Twist getoppt, bei dem Brian De Palma wohl glatt seine Hose verloren hätte! Ein erschütternder, lange nachhallender Abschluss für einen größtenteils unaufgeregten, kontemplativen und sehr schön inszenierten Film: eine von wenigen (Softcore-)Regiearbeiten des Kameramanns François About, einem der großen Handwerker der französischen Pornoindustrie (hetero und schwul) – er fotografierte mehrere Filme Jacques Scandelaris, unter anderem NEW YORK CITY INFERNO und den erzählerisch wesentlich experimentelleren und abstrakteren, aber atmosphärisch durchaus mit VIRGINIA verwandten ÉQUATION À UN INCONNU.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Sonntag, 7. Januar 2024</b></p><p style="text-align: center;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 14:45 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>I MIRACOLI ACCADONO ANCORA</b> ("Ein Mädchen kämpft sich durch die grüne Hölle")<br />Regie: Giuseppe Maria Scotese<br />Italien 1974<br />35mm, DF<br /><i>Nach einer wahren Geschichte: die junge Juliane Koepcke überlebt den Absturz eines Flugzeugs über den Amazonas und irrt danach tagelang durch den Urwald auf der Suche nach Rettung.</i></p><p style="text-align: justify;">"Familienfreundliche Exploitation" – diese Begriffs-Kombination geisterte mir während und auch nach dem Film etwas im Kopf rum. Vielleicht bin ich von nicht ganz so familienfreundlichen, italienischen Exploitationfilmen, die im südamerikanischen Urwald spielen, etwas zu sehr "verdorben", aber "Ein Mädchen kämpft sich durch die grüne Hölle" war ganz und gar nicht meins. Nach meinem Gefühl kam die endlose Exposition mit der abfliegenden Maschine und den am Boden verbliebenen Familienmitgliedern und Flughafenmitarbeitern einfach nicht aus den Puschen: übertrieben umständlich wurde erzählt, teilweise auf komplizierte Weise Figuren eingeführt, die dann später einfach nicht mehr aufgetaucht sind (umso verwunderlicher, dass der Film am Ende auf eine Wiedersehensszene mit dem Vater einfach verzichtet). Hinzu kam, dass die Darstellerin der Juliane Koepcke zwar in einem kurzen, durch das beständige Regnen am Körper eng klebenden Minikleid durch den Urwald läuft, von Susan Penhaligon allerdings auch recht persönlichkeitsfrei gespielt wird. Da helfen auch Nahaufnahmen auf Maden, die aus Hautwunden herausgekratzt werden, nicht.</p><p style="text-align: justify;">Dennoch ein sehr schöner Moment: der erste Nachtanbruch in Julianes Abenteuer. Das Licht wird gedimmter, die Geräusche im Urwald werden lauter und bedrohlicher, die Schnittfrequenz nimmt zu und überschlägt sich schließlich in Bildern von Extremnahaufnahmen auf Julianes Augen und die Augen diverser Urwaldtiere.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 17:00 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>OTTO UND DIE NACKTE WELLE<br /></b>Regie: Günther Siegmund<br />BRD 1968<br />35mm, dt. OV<br /><i>Der Schauspieler Otto geht gerne in der Lüneburger Heide wandern. Was er nicht so gerne hat, ist diese "nackte Welle" mit dem ganzen Sex. Als er erfährt, dass ein konkurrierender Schauspieler nebenbei "Nackedeifilme" dreht und seiner Tochter auch noch Avancen macht, gerät Otto vollends in Panik – aber... vielleicht bietet die "nackte Welle" trotzdem auch wirtschaftliche Chancen?</i></p><p style="text-align: justify;">"Was für eine Stahlbombe!" sagte mir ein Co-Kongressnik lachend, als wir uns während des Films auf dem Weg in Richtung Toilette kreuzten. Recht hat er!</p><p style="text-align: justify;">OTTO UND DIE NACKTE WELLE war "der Sexfilm des Ohnsorg-Theaters", gespielt von Schauspielern des berühmten Hamburger Theaters und inszeniert vom späteren, langjährigen Intendanten Günther Siegmund. Diese Kuriosität ist dann auch das einzige interessante an dieser "Stahlbombe". Ja, der Spruch "Auch ein blindes Huhn findet mal ein Doppelkorn" war ganz witzig, ansonsten war der Film schon von einer sehr porentiefen Unwitzigkeit, gespickt mit eher peinlichen schulterklopfenden Momenten der Selbstreferentialität, wenn Otto Lüthje verkrampft-kumpelhaft in die Kamera hineinzwinkert und inszenatorisch von einer nägelrollenden Tristesse. Etwa eine Viertelstunde (?) des Films besteht aus Inserts aus frühen Sexploitationfilmen des Briten George Harrison Marks: ganz offensichtlich auch keine grandios inszenierten Filme, aber im direkten Vergleich mit den trist-grauen, statisch gefilmten Intérieurs wirkten sie geradezu perlend-spritzig, aufregend, ja fast genial. Kein großes Kompliment für einen Film, wenn die Inserts besser sind als der "Hauptteil".</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 21:15 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>ANNA UND ELISABETH<br /></b>Regie: Frank Wisbar<br />Deutschland 1933<br />35mm, dt. OV mit englischen Untertiteln<br /><i>Ein Dorf in Deutschland zu einer unbestimmten Zeit: die reiche Elisabeth ist an einen Rollstuhl gefesselt und eine ärztliche Untersuchung bestätigt, dass sie nie wieder wird gehen können. Derweilen ist der kleine Bruder von Anna, einer Bauerstochter, gestorben. Nachdem Anna intensiv für dessen Seelenheil gebetet hat, erwacht er wieder zum Leben. Fortan hat Anna den Ruf einer Wunderheilerin und weckt besonders Elisabeths Interesse.</i></p><p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiiMQ8ycxd1_xLcNhwNrTIUlPfP9nkYKQ6fUbCqVOD4JFE4nR-T1y-l17SN4l4exNXP0J53g3szN0t555h6YMtkfpIEgicZcH42Rt15CXBVA7RphQQIjC95barONOiH85PuiKkz-bQZzl2u5hE0TyCb4b8mnzqBgj97wN3jZuoCPgPr1EUqhtWzatxympI/s1060/anna_und_elisabeth.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1060" height="242" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiiMQ8ycxd1_xLcNhwNrTIUlPfP9nkYKQ6fUbCqVOD4JFE4nR-T1y-l17SN4l4exNXP0J53g3szN0t555h6YMtkfpIEgicZcH42Rt15CXBVA7RphQQIjC95barONOiH85PuiKkz-bQZzl2u5hE0TyCb4b8mnzqBgj97wN3jZuoCPgPr1EUqhtWzatxympI/s320/anna_und_elisabeth.JPG" width="320" /></a></div><i><br /></i><p></p><p style="text-align: justify;">Auch viele Tage später bleibt es dabei: ANNA UND ELISABETH war der bei weitestem bizarrste, eigenartigste Film, den ich bei diesem Hofbauer-Kongress gesehen habe. Auf der oberflächlichen Erzählebene scheint ANNA UND ELISABETH banal zu sein, etwas trocken. Aber "Der neue Frühjahrshut... und was sich drunter tut" – ja, was sich hier so drunter tut, was zwischen den Zeilen schlummert, was in der Luft liegt: ein Film der Unterschwelligkeiten.</p><p style="text-align: justify;">Natürlich zunächst die angedeuteten lesbischen Vibes zwischen den beiden Titelfiguren: die beiden Hauptdarstellerinnen Hertha Thiele und Dorothea Wieck hatten bereits in MÄDCHEN IN UNIFORM von 1931, einem Pionierwerk in der Darstellung lesbischen Begehrens im Kino, zusammen gearbeitet. In ANNA UND ELISABETH interessiert sich die gelähmte Elisabeth vor allem für die angeblichen Wunderheilkräfte Annas, die sie von ihrer Lähmung – ihrer sexuellen Blockade? – befreien wird. In den lustverzehrten Blicken, die Elisabeth auf Anna wirft, im zerschmelzenden Ton, mit dem sie Annas Namen ausspricht, liegt aber mehr als nur Interesse an medizinischen Heilkräften. Als der Tag sich nähert, an dem Anna auf Drängen Elisabeths ihre Wunderheilkräfte öffentlich demonstrieren soll, werden beide Frauen im wohl explizitesten Bild des Films vereinigt: Elisabeths Kopf schräg unter Annas Kopf, beide sich tief in die Augen schauend, sagt Elisabeth "Morgen" – nach einem Schnitt ist Elisabeth über Anna gebeugt und haucht "Heute".</p><p style="text-align: justify;">Wahrscheinlich weit noch wichtiger ist die Grundatmosphäre religiöser Hysterie und abergläubischen Wahnsinns, die sich über den ganzen Film wie ein halbdurchsichtiger Schleier legt. Ein Teil des Konflikts des Films besteht darin, dass eine einfache junge Frau unter dem psychischen Druck, vom ganzen Dorf für eine Wunderheilerin gehalten zu werden, immer mehr zerfällt – sich aber auch fängt, als sie selbst beginnt, ihre Wunderheilkräfte als reale Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Auch sie wird Stück für Stück vom religiösen Fieberwahn ergriffen, der Elisabeth geradezu zum Brennen bringt und die ganze Dorfbevölkerung in Aufruhr bringt, zu latent bedrohlichen Massenversammlungen vor Annas Wohnhaus führt, sämtliche Leute leicht wahnsinnig schauen lässt. Ausgerechnet der Dorfpfarrer ist der größte Skeptiker, wahrscheinlich aber vor allem, weil die abergläubische Bewegung von unten der offiziellen Kirchendoktrin zuwiderläuft.</p><p style="text-align: justify;">Es gibt zwar nur eine klerikale Person im Dorf und kein Nonnenkloster, aber ANNA UND ELISABETH hat mit seiner Thematik religiöser Hysterie durchaus eine assoziative atmosphärische Geistesverwandtschaft mit späteren, an Nunsploitation angrenzenden Filmen wie Michael Powells und Emeric Pressburgers BLACK NARCISSUS, <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2011/04/mutter-johanna-von-den-engeln.html" target="_blank">Jerzy Kawalerowicz' MATKA JOANNA OD ANIOŁÓW</a> und Ken Russells THE DEVILS.</p><p style="text-align: justify;">ANNA UND ELISABETH startete im April 1933 in den deutschen Kinos. Die Nazis verboten den Film nicht, warfen ihm aber vor, das "gesunde Volksempfinden" zu verletzen. Frank Wisbar hatte bei den Nazis schlechte Karten, emigrierte 1938 mit seiner jüdischen Ehefrau in die USA. ANNA UND ELISABETH startete gemäß IMDb auch in Japan, in Großbritannien, in Ungarn, Spanien, Schweden und in den USA. In der New York Times wurde der Film im Grundton positiv besprochen, die Leistung von Dorothea Wieck als herausragend hervorgehoben, Hertha Thiele als eher schwach bezeichnet und die Langsamkeit von Wisbars Inszenierung kritisiert. Ich würde dem widersprechen insofern vor allem Hertha Thiele als Anna für mich heraussticht: neben Nadira in AAN für mich die zweite große Schauspiel-Ikone dieses Kongresses. Die Langsamkeit der Regie ist hingegen quasi ein Wunder: viele Szenen sind tatsächlich von der spektakulären, trance-artigen Langsamkeit eines die Sinne und den Verstand vernebelnden Fiebertraums. Zugleich aber war ANNA UND ELISABETH in der gefühlten Laufzeit der kürzeste Film des Kongresses: die 70 Minuten fühlten sich eher wie 45 an (ein Gefühl, das einige Co-Kongressniki in der anschließenden Pause auch so bestätigten). Das bestätigt meine anfängliche Annahme: der merkwürdigste Film dieses Kongresses.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><i>ab 23:15 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>AMERICAN FLYERS<br /></b>Regie: John Badham<br />USA 1985<br />35mm, engl. OV<br /><i>Der begeisterte Hobby-Rennradfahrer David Sommers bricht mit seinem älteren Bruder, dem Sportmediziner und ehemaligen Profi-Rennfahrer Marcus, zum berüchtigten "Hell of the West"-Wettkampf auf. Der frühe Tod des Vaters durch ein Aneurysma hat die Beziehung der Brüder überschattet – und die Möglichkeit, dass die Krankheit vererbt wurde, macht den gemeinsam angetretenen Wettkampf umso wichtiger.</i></p><p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjIvDbxvFRAg8brQfJGsmhkmN1fIMulv9bRhtIuXXJzVEL52zTuP5LUYWQKJ9dOkiV2ja_fOoPh9L87C8JHIeIFmjJHB49ozTggNAQQWjhiuBJrzqn8pXGy1ONHuZQyoofAtAlIN9LbayKyL0G8zvnlfQ4Csm-sM_xIfSqUqh-Zj4nkazCiKPIlKlcD58A/s1280/american_flyers.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="544" data-original-width="1280" height="136" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjIvDbxvFRAg8brQfJGsmhkmN1fIMulv9bRhtIuXXJzVEL52zTuP5LUYWQKJ9dOkiV2ja_fOoPh9L87C8JHIeIFmjJHB49ozTggNAQQWjhiuBJrzqn8pXGy1ONHuZQyoofAtAlIN9LbayKyL0G8zvnlfQ4Csm-sM_xIfSqUqh-Zj4nkazCiKPIlKlcD58A/s320/american_flyers.JPG" width="320" /></a></div><i><br /></i><p></p><p style="text-align: justify;">Eine der größten Vorfreuden des Kongresses: AMERICAN FLYERS sollte ursprünglich in der Samstagabend-Prime-Time des Karacho-Actionfilm-Festivals im November 2023 laufen, die Kopie blieb allerdings im deutschen Zoll hängen, als würdiger Ersatz wurde der sehr eigensinnige Boxerfilm DIGGSTOWN gezeigt. Schon beim Karacho versprach der Hofbauer-Kommandant im Karacho-Orgateam, AMERICAN FLYERS beim nächsten Kongress zu zeigen.</p><p style="text-align: justify;">"Wie ein Schwulenporno, bei dem die Sexszenen entfernt wurden" – so ungefähr wurde die HK-Relevanz des Films seitens des Hofbauer-Kommandos in der Einführung begründet. Ganz so würde ich das nicht sagen, auch wenn das Bonding zwischen den beiden Brüdern untereinander und jeweils zu ihren Stahlhengsten sehr fetischistische Züge hatte. Der pornöse Schnurrbart, den Kevin Costner in diesem Film trägt und ihn wie der vergessene Cousin Harry Reems' (danke an jemand aus der Reihe hinter mir, der ganz erstaunt "Oh, Harry Reems" geflüstert hat, als Costner das erste mal auftauchte) aussehen lässt, hätte aber als Begründung auch ausgereicht. Na ja, und das Motto des medizinischen Sportzentrums, in dem Your Porn Moustache Highness arbeitet: Once you get it up, keep it up!</p><p style="text-align: justify;">Von diesen Überlegungen abgesehen: mit John Badham, einem journeyman extraordinaire des Post-New-Hollywood-Genrekinos, kann man ja eigentlich nie etwas falsch machen. Er macht meistens Filme, die zwar gut inszenierte Attraktionen des Genrekinos abliefern, aber eben auch von den Charakteren her entwickelt werden. In AMERICAN FLYERS geradezu idealtypisch: die erste Hälfte dient erst einmal dazu, die Figuren einzuführen und sie erst einmal in Ruhe miteinander abhängen zu lassen. Das fängt an mit Davids langer Radtour unter den Anfangs-Credits: ein Obsessiver, der nicht nur draußen auf den Straßen Fahrrad fährt, sondern auch, mit einem ganz kurzen Absteigen im Fahrstuhl, bis in seine Wohnung hinein sein Drahtesel reitet und erst einmal beim Stoppen davon stürzen muss, um wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Marcus hat natürlich seinen ultra-pornösen Schnurrbart, ist aber auch der "bürgerliche", ältere Bruder, der seiner Mutter immer noch nicht ihren Umgang mit dem Tod des Vaters verzeihen kann. Zum "Hell of the West" kommt auch Marcus' Lebensgefährtin Sarah (Rae Dawn Chong in einer wunderbaren Rolle) und irgendwann gabelt das Trio unterwegs die Tramperin Becky auf, die schließlich mit David anbandelt. Von einigen Geschwindigkeitsspitzen abgesehen – die Fahrradverfolgungsjagd mit dem bissigen Hund und das kleine Wettrennen mit den Cowboys auf den Pferden aus Fleisch und Blut – hat AMERICAN FLYERS in der ersten Hälfte das tiefenentspannte Tempo einer kleinen Urlaubsspritztour...</p><p style="text-align: justify;">...um dann in der zweiten Hälfte umso mehr die Geschwindigkeit anzuheben und die Spannungsschrauben (und die Emotionalitätsschrauben im eskalierenden Melodrama!) anzuziehen, wenn es zunächst um die Qualifikation zum "Hell of the West"-Rennen geht, dann um den Wettkampf selbst. Da gibt es nicht nur die harten Anstiege in den Bergen von Colorado zu besiegen, sondern auch einige wunderbar fiese Konkurrenten, den "Cannibal" zum Beispiel (pikanterweise Sarahs Ex-Mann) und um noch ein wenig Kalte-Kriegs-Atmosphäre reinzubringen den bärig-bärbeissigen Russen Belov. Point-of-Views aus der Fahrerperspektive und Hubschrauber-Panoramen der verschlungenen Wege in der kargen Berglandschaft Colorados (das Cinemascope kommt hier im Kino ganz besonders schön zur Geltung) sorgen für einen andauernden Nervenkitzel. Vor extremer Anspannung habe ich im Showdown in der letzten Viertelstunde meine rechte Hand krampfhaft in die Armlehne gekrallt: robust gebaut das Ding, ansonsten hätte ich es wohl komplett zerbröselt! Großes Kino kann eben auch ein Stresstest für Kinositze sein.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><h4 style="text-align: center;">EPILOG</h4><p style="text-align: center;"><i>"Once you get it inside, keep it inside!"</i></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Mittwoch, 7. Februar 2024</b></p><p style="text-align: center;"><i>Jena, Kino im Schillerhof, 20.00 Uhr</i></p><p style="text-align: justify;">Die Organisatoren des 35mm-Kino beim Film e.V. Jena haben AMERICAN FLYERS aufgrund einer etwas früheren Abreise schweren Herzens verpasst (einer hat aber kurz vor Abfahrt des Zuges einen Blick in die ersten 20 Minuten geworfen). Das Programm des Jenaer 35mm-Kinos war noch nicht festgelegt. Die Kopie von AMERICAN FLYERS war noch im Lande... Kurz: Synergieeffekte wurden geschaffen, AMERICAN FLYERS zum Eröffnungsfilm 2024 des 35mm-Kinos auserkoren und die Reihe "Auto & Geschwindigkeit" mit "Geschwindigkeit Teil 2" verlängert. Genial!</p><p style="text-align: justify;">AMERICAN FLYERS war zweifelsohne ein toller Kongress-Abschlussfilm, aber diese haben natürlich immer auch den Haken, dass man sie durch einen etwas getrübten Schleier der angesammelten Festivalmüdigkeit sieht. Die Zweitsichtung genau einen Monat später hat den Film bei mir noch mal gesteigert: ganz großes, mitreissendes Kino, ein Fest der großen Gefühle, der herzlichen Lacher, des adrenalintreibenden Geschwindigkeitsrausches. Definitiv ein Nachrücker in die Reihe meiner diesjährigen Kongress-Lieblinge (WUNDERLAND DER LIEBE, WIR LASSEN UNS DAS SINGEN NICHT VERBIETEN, IM NAMEN DES KÖNIGS).</p><p style="text-align: justify;">Nach dem Ende dieser Vorstellung war ich mental bereit, mit Kevin Costners Schnurrbart bis in die höchsten Gipfel der Berge von Colorado zu radeln, von Glenn Shorrocks ohrwurmigem Titelsong zu pedaltretender Trance angetrieben!</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/xdbPTege7Cg" width="320" youtube-src-id="xdbPTege7Cg"></iframe></div><p style="text-align: justify;"><br /></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-35773924660138368542024-01-28T12:20:00.002+01:002024-01-28T12:20:51.863+01:00Jenseits des Kanons<p>Ende 2022 wurde die zehnjährliche Liste "Greatest Films of All Time" des Filmmagazins <i>Sight and Sound</i> veröffentlicht, kompiliert aus 1639 Einreichungen von Filmkritikern, Kuratoren, Archivaren, Filmemachern und weiteren. 4366 Filme insgesamt wurden in den 10er-Listen der Einreicher in dieser Poll-Edition erwähnt.</p><p><br /></p><p>Um die "Greatest Films of All Time" soll es hier ebenso wenig gehen wie um 4366 gelisteten Filme – zumindest nicht direkt. Im Idealfall löst eine solche Liste fruchtbare Diskussionen über Filme und Filmgeschichte aus. Ob die empörten Meldungen mancher Herrschaften, die im Resultat des 2022er-Polls von <i>Sight and Sound</i> die bösartigen Intrigen einer internationalen woke'okratischen Verschwörung sahen, dazu gehört, würde ich eher bezweifeln. Viel interessanter als Reaktion und Diskussionsbeitrag finde ich die Folge-Umfrage des Magazins <i>They Shoot Pictures, Don't They</i>, das dazu aufrief, 100er-Listen zu erstellen mit Filmen, die keine einzige (also: 0) Nennung unter den <i>Sight-and-Sound</i>-Einreichungen hatten. Der Name "Beyond the Canon" ist Programm: jenseits des offiziell "Kanonisierten" schauen, um weitere spannende Aspekte der Filmgeschichte zu entdecken, Vergessenes, Verschüttetes, Verkanntes wieder zu entdecken, vielleicht darüber weitere (wirklich) fruchtbare Diskussionen über Film anzustoßen.</p><p><br /></p><p>Zum ersten Mal hörte ich von dieser Umfrage am Rand eines Abendessen-Gesprächs beim Karacho-Festival des Actionfilms im November 2023. Kurz vor Ende des Jahres 2023 (am 28. Dezember 2023, um genau zu sein) erinnerte eine im Off-Festival-Betrieb als Kurator bekannte Person bei facebook an diese Umfrage und rief dazu auf, Listen einzureichen, denn die Umfrage sei offenbar für jeden offen. Ja, nun, warum denn nicht?</p><p><br /></p><p>Der Link zur laufenden Umfrage ist nicht mehr erreichbar, aber im Grunde gab es die einfachen Richtlinien, eine Liste von bis zu 100 Filmen einzureichen, die KEIN EINZIGES MAL bei der <i>Sight-and-Sound</i>-Umfrage eingereicht wurden, eine Deadline zum 31. Dezember 2023 und dazu eine downloadbare Tabelle mit den 4366 nicht-einreichbaren (weil bei den Einreichungen für <i>Sight and Sound</i> mindestens einmal eingereichten) Titeln. Das Einreicheformular sah einen Link zu einer Website oder einem Social-Media-Profil mit Filmbezug vor (ich habe den Link zu meinem Google-Blogger-Profil hinzugefügt), aber ich weiß nicht mehr, ob das ein Pflichtfeld war. Einzureichen war das ganze formlos, IMDb-Links wurden als "erwünscht" bezeichnet. Kurz: ich hab bei dieser Umfrage auch eine 100er-Liste eingereicht...</p><p><br /></p><p>Ein Resultat dieser Umfrage wird im März veröffentlicht. Damit es aber für Interessierte schon vorher was zu sehen gibt: hier nun meine Liste. Diese ist chronologisch nach Premierendatum geordnet. Das Team der "Beyond the Canon"-Umfrage bat mich einen Tag nach der Einreichung freundlich (und ohne Deadline), zu den Filmen noch IMDb-Links zu schicken, und da ich diese Daten nun habe, gibt es auch den IMDb-Link zu jedem Film.</p><p><br /></p><p><br /></p><p>1. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/04/menage-trois-in-moskau_2.html" target="_blank">Tret'ja meščanskaja (Abram Room: Sowjetunion 1927)</a> https://www.imdb.com/title/tt0018505/</p><p>2. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/01/mit-hochstgeschwindigkeit-durch-new-york.html" target="_blank">Speedy (Ted Wilde: USA 1928)</a> https://www.imdb.com/title/tt0019412/</p><p>3. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/05/italienische-station-im-exil-max-ophuls.html" target="_blank">La signora di tutti (Max Ophüls: Italien 1934)</a> https://www.imdb.com/title/tt0025791/</p><p>4. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/09/vienna-und-die-reitende-frau-mit-der.html" target="_blank">California (John Farrow: USA 1947)</a> https://www.imdb.com/title/tt0038392/</p><p>5. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/06/alles-in-butter.html" target="_blank">Chemie und Liebe (Arthur Maria Rabenalt: Deutschland – Sowjetische Besatzungszone 1948)</a> https://www.imdb.com/title/tt0236097/</p><p>6. The Trouble with Harry (Alfred Hitchcock: USA 1955) https://www.imdb.com/title/tt0048750/</p><p>7. Forty Guns (Samuel Fuller: USA 1957) https://www.imdb.com/title/tt0050407/</p><p>8. The Long, Hot Summer (Martin Ritt: USA 1958) https://www.imdb.com/title/tt0051878/</p><p>9. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/02/ein-franzose-in-new-york.html" target="_blank">Deux hommes dans Manhattan (Jean-Pierre Melville: Frankreich 1959)</a> https://www.imdb.com/title/tt0052733/</p><p>10. Paris nous appartient (Jacques Rivette: Frankreich 1961) https://www.imdb.com/title/tt0054156/</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjyec3DL-mStAEIRj6sNihf-k8L-aHyeElZK5Ywg5qhFhvW5kIIiodHf_ASfezvzgrsMIKrIJW9_fzJNUcgZSqpFyuKphQYeVb4ELbNa-DdKfEfWHKPhw0vH23hF7yx7pu_tTWFwpgGgaOJgI95dsEeHSkeE-5gXAfXhZMxiFqXQUECJh3e9GAKmLjilQM/s1040/paris_nous_appartient.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="794" data-original-width="1040" height="305" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjyec3DL-mStAEIRj6sNihf-k8L-aHyeElZK5Ywg5qhFhvW5kIIiodHf_ASfezvzgrsMIKrIJW9_fzJNUcgZSqpFyuKphQYeVb4ELbNa-DdKfEfWHKPhw0vH23hF7yx7pu_tTWFwpgGgaOJgI95dsEeHSkeE-5gXAfXhZMxiFqXQUECJh3e9GAKmLjilQM/w400-h305/paris_nous_appartient.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Jacques Rivettes Debütfilm PARIS NOUS APPARTIENT:<br />für mich einer der überraschendsten Null-Genannten der 2022er <i>Sight and Sound</i>-Einreichungen</td></tr></tbody></table><p><br /></p><p>11. Un singe en hiver (Henri Verneuil: Frankreich 1962) https://www.imdb.com/title/tt0056636/</p><p>12. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/10/tutto-e-film-bericht-vom-5-terza.html" target="_blank">Le massaggiatrici (Lucio Fulci: Italien/Frankreich 1962)</a> https://www.imdb.com/title/tt0057294/</p><p>13. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/02/wir-fahrn-fahrn-fahrn-mit-der-eisenbahn.html" target="_blank">Snow (Geoffrey Jones: UK 1963)</a> https://www.imdb.com/title/tt0059731/</p><p>14. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/03/entspannt-angeln-mit-howard-hawks.html" target="_blank">Man's Favorite Sport? (Howard Hawks: USA 1964)</a> https://www.imdb.com/title/tt0058324/</p><p>15. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/08/psychologischer-krieg-auf-guadalcanal.html" target="_blank">The Thin Red Line (Andrew Marton: USA 1964)</a> https://www.imdb.com/title/tt0058648/</p><p>16. Topkapi (Jules Dassin: USA 1964) https://www.imdb.com/title/tt0058672/</p><p>17. Les barbouzes (Georges Lautner: Frankreich/Italien 1964) https://www.imdb.com/title/tt0057870/</p><p>18. The Ipcress File (Sidney J. Furie: UK 1965) https://www.imdb.com/title/tt0059319/</p><p>19. The Spy Who Came In From The Cold (Martin Ritt: UK 1965) https://www.imdb.com/title/tt0059749/</p><p>20. Irezumi (Masumura Yasuzo: Japan 1966) https://www.imdb.com/title/tt0200740/</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjJBSLvuGTrW34R5ytO6Ruqk9DVKbWxtcX6Mm9ZALOsi8wYHBfqrU3sXOpIUVo7PZonSsAwmYKMansXYVrvHu1isEfPWP5xtwEbbmmer_xcZYnuvuShRmcG4IgZtWKEv5Uf_zHYqS1D7OLLa8KpI_e1BHcJdgchl_g0tLdzWuzajfUchKzX3jZPs6aj-NM/s1280/le_massaggiatrici.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="685" data-original-width="1280" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjJBSLvuGTrW34R5ytO6Ruqk9DVKbWxtcX6Mm9ZALOsi8wYHBfqrU3sXOpIUVo7PZonSsAwmYKMansXYVrvHu1isEfPWP5xtwEbbmmer_xcZYnuvuShRmcG4IgZtWKEv5Uf_zHYqS1D7OLLa8KpI_e1BHcJdgchl_g0tLdzWuzajfUchKzX3jZPs6aj-NM/w400-h214/le_massaggiatrici.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">LE MASSAGGIATRICI: eine rasante Erotikkomödie aus dem unbekannten und unterschätzten Frühwerk Lucio Fulcis</td></tr></tbody></table><p><br /></p><p>21. Akai tenshi (Masumura Yasuzo: Japan 1966) https://www.imdb.com/title/tt0139820/</p><p>22. Dance of the Vampires (Roman Polanski: UK 1967) https://www.imdb.com/title/tt0061655/</p><p>23. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/08/melodramen-in-verschiedenen-hartestufen.html" target="_blank">La notte dei serpenti (Giulio Petroni: Italien 1969)</a> https://www.imdb.com/title/tt0148539/</p><p>24. E Dio disse a Caino... (Antonio Margheriti: Italien/BRD 1970) https://www.imdb.com/title/tt0064273/</p><p>25. Die Weibchen (Zbyněk Brynych: BRD/Frankreich/Italien 1970) https://www.imdb.com/title/tt0066554/</p><p>26. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2014/08/vier-hausmadchen.html" target="_blank">Hwanyeo (Kim Ki-Young: Korea 1971)</a> https://www.imdb.com/title/tt0262415/</p><p>27. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/10/tutto-e-film-bericht-vom-5-terza.html" target="_blank">Il sole nella pelle (Giorgio Stegani: Italien 1971)</a> https://www.imdb.com/title/tt0076779/</p><p>28. The Grissom Gang (Robert Aldrich: USA 1971) https://www.imdb.com/title/tt0067162/</p><p>29. Cosa avete fatto a Solange? (Massimo Dallamano: Italien/BRD/UK 1972) https://www.imdb.com/title/tt0068416/</p><p>30. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2015/02/dosensuppen-und-faschismus.html" target="_blank">La semana del asesino (Eloy de la Iglesia: Spanien 1972)</a> https://www.imdb.com/title/tt0067732/</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjeykSITigac6QtMWVEdEwa9gUolqpr8Tu9hAhDXDLGz7L_CZ41VN7RAIEP9x_nrXXq-U1gr-v2EAVSbGyOVmDRej9zeGe7jaBWuTmB0korcqAi1pgFZrayhGefv6iiDde2gw8nWwn1_RfDxzX4QHc12yIv_QqCxNWLbGieCx6g6lmzy8fcqZIwO0vfRwU/s1280/akai_tenshi.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="544" data-original-width="1280" height="170" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjeykSITigac6QtMWVEdEwa9gUolqpr8Tu9hAhDXDLGz7L_CZ41VN7RAIEP9x_nrXXq-U1gr-v2EAVSbGyOVmDRej9zeGe7jaBWuTmB0korcqAi1pgFZrayhGefv6iiDde2gw8nWwn1_RfDxzX4QHc12yIv_QqCxNWLbGieCx6g6lmzy8fcqZIwO0vfRwU/w400-h170/akai_tenshi.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">AKAI TENSHI – "Red Angel" von Yasuzo Masumura: ein Weltkriegsmelodrama der Extreme</td></tr></tbody></table><p><br /></p><p>31. Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave (Sergio Martino: Italien 1972) https://www.imdb.com/title/tt0069421/</p><p>32. Joshu 701-go Sasori (Shunya Ito: Japan 1972) https://www.imdb.com/title/tt0226872/</p><p>33. The Mechanic (Michael Winner: USA 1972) https://www.imdb.com/title/tt0068931/</p><p>34. Les aventures de Rabbi Jacob (Gérard Oury: Frankreich/Italien 1973) https://www.imdb.com/title/tt0069747/</p><p>35. L'anticristo (Alberto De Martino: Italien 1974) https://www.imdb.com/title/tt0071150/</p><p>36. Hustle (Robert Aldrich: USA 1975) https://www.imdb.com/title/tt0073133/</p><p>37. ¿Quién puede matar a un niño? (Narciso Ibáñez Serrador: Spanien 1976) https://www.imdb.com/title/tt0075462/</p><p>38. The Outlaw Josey Wales (Clint Eastwood: USA 1976) https://www.imdb.com/title/tt0075029/</p><p>39. Eva nera (Joe D'Amato: Italien 1976) https://www.imdb.com/title/tt0074501/</p><p>40. L'aile ou la cuisse (Claude Zidi: Frankreich 1976) https://www.imdb.com/title/tt0074103/</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglreMkmcsEzyliIlY6dBruPjBjXOG6DlLE3zkQcssPYPJpOFXCUVv7ynBGNRUQ263ljd7ikZR4H8hKykfNhJmFCHJntq1GoIc1lGXup5ss1ONS93n-9f83CQW9lpNBN0lEboCcq57qpyQO77fmt_G8Jb0ltl2729ieYPMpNBLZY4CJa71xvk2lOchM4F0/s1280/eva_nera.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="686" data-original-width="1280" height="215" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEglreMkmcsEzyliIlY6dBruPjBjXOG6DlLE3zkQcssPYPJpOFXCUVv7ynBGNRUQ263ljd7ikZR4H8hKykfNhJmFCHJntq1GoIc1lGXup5ss1ONS93n-9f83CQW9lpNBN0lEboCcq57qpyQO77fmt_G8Jb0ltl2729ieYPMpNBLZY4CJa71xvk2lOchM4F0/w400-h215/eva_nera.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kino der begehrenden Blicke: Laura Gemser als Titelheldin in EVA NERA von Joe D'Amato</td></tr></tbody></table><p><br /></p><p>41. Yakuza no hakaba: Kuchinashi no hana (Fukasaku Kinji: Japan 1976) https://www.imdb.com/title/tt0075441/</p><p>42. I due superpiedi quasi piatti (Enzo Barboni: Italien/USA 1977) https://www.imdb.com/title/tt0074442/</p><p>43. The Spy Who Loved Me (Lewis Gilbert: UK/USA 1977) https://www.imdb.com/title/tt0076752/</p><p>44. Pensione Paura (Francesco Barilli: Italien/Spanien 1978) https://www.imdb.com/title/tt0076884/</p><p>45. La cage aux folles (Édouard Molinaro: Frankreich/Italien 1978) https://www.imdb.com/title/tt0077288/</p><p>46. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2014/10/die-rache-des-schwarzen-samurai.html" target="_blank">Vengeance Is Mine aka Death Force (Cirio H. Santiago: Philippinen/USA 1978)</a> https://www.imdb.com/title/tt0076024/</p><p>47. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/08/die-groe-rache-eines-kleinen-fuballers.html" target="_blank">Coup de tête (Jean-Jacques Annaud: Frankreich 1979)</a> https://www.imdb.com/title/tt0079002/</p><p>48. Escape from Alcatraz (Don Siegel: USA 1979) https://www.imdb.com/title/tt0079116/</p><p>49. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/07/belagerung-invasion-isolation-john.html" target="_blank">The Fog (John Carpenter: USA 1980)</a> https://www.imdb.com/title/tt0080749/</p><p>50. Spetters (Paul Verhoeven: Niederlande 1980) https://www.imdb.com/title/tt0081547/</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjnEkh_9-jIaqKjjVZ72R4HMKCeB4dzdYT9LhoVJhgSEfTLihVLxeTeySCvxrqkdejtV_VXjm9umHU0kugxUMgkKKaj0RiyDIsDo6NfL90jEZFsT9CZlYevlLF2xWWEUDvCjSx0n5ixVVmvi9ewL421RpXe7UUwVe0P3ClS7qb4QqrzA308Wjfj93S8cPE/s1247/escape_from_alcatraz.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="717" data-original-width="1247" height="230" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjnEkh_9-jIaqKjjVZ72R4HMKCeB4dzdYT9LhoVJhgSEfTLihVLxeTeySCvxrqkdejtV_VXjm9umHU0kugxUMgkKKaj0RiyDIsDo6NfL90jEZFsT9CZlYevlLF2xWWEUDvCjSx0n5ixVVmvi9ewL421RpXe7UUwVe0P3ClS7qb4QqrzA308Wjfj93S8cPE/w400-h230/escape_from_alcatraz.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ein (unterschätzter?) Klassiker des Gefängnisfilms: ESCAPE FROM ALCATRAZ</td></tr></tbody></table><p><br /></p><p>51. The Big Red One (Samuel Fuller: USA 1980) https://www.imdb.com/title/tt0080437/</p><p>52. The Blues Brothers (John Landis: USA 1980) https://www.imdb.com/title/tt0080455/</p><p>53. Knightriders (George A. Romero: USA 1981) https://www.imdb.com/title/tt0082622/</p><p>54. Espion, lève-toi (Yves Boisset: Frankreich/Schweiz 1982) https://www.imdb.com/title/tt0082342/</p><p>55. Halloween III: Season Of The Witch (Tommy Lee Wallace: USA 1982) https://www.imdb.com/title/tt0085636/</p><p>56. Indiana Jones and the Temple of Doom (Steven Spielberg: USA 1984) https://www.imdb.com/title/tt0087469/</p><p>57. Beverly Hills Cop (Martin Brest: USA 1984) https://www.imdb.com/title/tt0086960/</p><p>58. The Quiet Earth (Geoff Murphy: Neuseeland 1985) https://www.imdb.com/title/tt0089869/</p><p>59. Day of the Dead (George A. Romero: USA 1985) https://www.imdb.com/title/tt0088993/</p><p>60. To Live and Die in L.A. (William Friedkin: USA 1985) https://www.imdb.com/title/tt0090180/</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjK2_Sg6F__jFx0-dFFQvErs2gCCrxoMMXvOXx5K1eENp49NRBCDBNXrt9YANipRQ2DD1itGxVNn2AyUgqmbzG5kCIiyIoYIX539XdTo8qkyv0PXMMiTZf1t1kOyEcJuK1_fIH9Hs6Ei_Hk_BDFCQHlBCprg7u7m5h_ud9wPBLOnWdZHAgOLnSdSjL9ATE/s1198/espion_leve_toi.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1198" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjK2_Sg6F__jFx0-dFFQvErs2gCCrxoMMXvOXx5K1eENp49NRBCDBNXrt9YANipRQ2DD1itGxVNn2AyUgqmbzG5kCIiyIoYIX539XdTo8qkyv0PXMMiTZf1t1kOyEcJuK1_fIH9Hs6Ei_Hk_BDFCQHlBCprg7u7m5h_ud9wPBLOnWdZHAgOLnSdSjL9ATE/w400-h240/espion_leve_toi.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Politisches Genrekino der Extraklasse: ESPION, LÈVE-TOI von Yves Boisset (dessen Name unter den 2022er <i>Sight and Sound</i>-Einreichungen komplett fehlte)</td></tr></tbody></table><br /><p><br /></p><p>61. Nomads (John McTiernan: USA 1986) https://www.imdb.com/title/tt0091647/</p><p>62. Crocodile Dundee (Peter Faiman: Australien 1986) https://www.imdb.com/title/tt0090555/</p><p>63. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/03/verbotene-visionen-des-holocaust.html" target="_blank">Kommissar (Aleksandr Askoldov: Sowjetunion 1967/1987)</a> https://www.imdb.com/title/tt0061876/</p><p>64. Clockwise (Christopher Morahan: UK 1988) https://www.imdb.com/title/tt0090852/</p><p>65. Midnight Run (Martin Brest: USA 1988) https://www.imdb.com/title/tt0095631/</p><p>66. Talk Radio (Oliver Stone: USA/Kanada 1988) https://www.imdb.com/title/tt0096219/</p><p>67. Always (Steven Spielberg: USA 1989) https://www.imdb.com/title/tt0096794/</p><p>68. White Hunter Black Heart (Clint Eastwood: USA 1990) https://www.imdb.com/title/tt0100928/</p><p>69. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2014/03/aufzeichnungen-zu-einem-verkannten.html" target="_blank">Memoirs of an Invisible Man (John Carpenter: USA/Frankreich 1992)</a> https://www.imdb.com/title/tt0104850/</p><p>70. Sneakers (Phil Alden Robinson: USA 1992) https://www.imdb.com/title/tt0105435/</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpGyGTm4yRfy6XW-wwIXagQIaWv44xvIVugypIyi2QBLxHHVlcjGV9k7tTIl2FldLTHefzcEIyu7Bza1130xuApsmAzfXFPIwdqi4ZrmjlXLUu-87ShvezeD1Lz8v-nIif3uivqm1kLSwIvIgSsDpb7EmJRI7hBWUpuKvZMs4RRnBTcC9D9Arfx28HehA/s1271/midnight_run.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1271" height="215" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhpGyGTm4yRfy6XW-wwIXagQIaWv44xvIVugypIyi2QBLxHHVlcjGV9k7tTIl2FldLTHefzcEIyu7Bza1130xuApsmAzfXFPIwdqi4ZrmjlXLUu-87ShvezeD1Lz8v-nIif3uivqm1kLSwIvIgSsDpb7EmJRI7hBWUpuKvZMs4RRnBTcC9D9Arfx28HehA/w400-h215/midnight_run.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">MIDNIGHT RUN von Martin Brest: eine von Robert De Niros schönsten und besten Rollen</td></tr></tbody></table><p><br /></p><p>71. Nemesis (Albert Pyun: USA/Dänemark 1992) https://www.imdb.com/title/tt0107668/</p><p>72. Lorenzo's Oil (George Miller: USA/Australien 1992) https://www.imdb.com/title/tt0104756/</p><p>73. Matinee (Joe Dante: USA 1993) https://www.imdb.com/title/tt0107529/</p><p>74. Demolition Man (Marco Brambilla: USA 1993) https://www.imdb.com/title/tt0106697/</p><p>75. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/03/aufzeichnungen-zu-einem-verkannten.html" target="_blank">The Specialist (Luis Llosa: USA 1994)</a> https://www.imdb.com/title/tt0111255/</p><p>76. Interview with the Vampire (Neil Jordan: USA 1994) https://www.imdb.com/title/tt0110148/</p><p>77. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2012/09/die-schulden-der-vergangenheit.html" target="_blank">Élisa (Jean Becker: Frankreich 1995)</a> https://www.imdb.com/title/tt0112945/</p><p>78. Fierce Creatures (Robert Young, Fred Schepisi: UK/USA 1997) https://www.imdb.com/title/tt0119115/</p><p>79. Praxis Dr. Hasenbein (Helge Schneider: Deutschland 1997) https://www.imdb.com/title/tt0119932/</p><p>80. Bringing Out the Dead (Martin Scorsese: USA 1999) https://www.imdb.com/title/tt0163988/</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjesy-Y_x6kDhr5bP4iZ4iRcOzaU1xfwKXK6o9WpUS5J5F0WDUICV2n86lklbnHGQ4X-yGx43Ij7b9uTRJV1ZwWIcBsKVJLfhPw41kljgRloD8OrixkedOuOVgeIM3RI9IQwkoJKGGNkrBslCbnFrN5GIywFiaxIs4F2no53JdvWdtHfi6MBZL94I5fJPs/s1256/Bringing_Out_the_Dead.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="537" data-original-width="1256" height="171" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjesy-Y_x6kDhr5bP4iZ4iRcOzaU1xfwKXK6o9WpUS5J5F0WDUICV2n86lklbnHGQ4X-yGx43Ij7b9uTRJV1ZwWIcBsKVJLfhPw41kljgRloD8OrixkedOuOVgeIM3RI9IQwkoJKGGNkrBslCbnFrN5GIywFiaxIs4F2no53JdvWdtHfi6MBZL94I5fJPs/w400-h171/Bringing_Out_the_Dead.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">18 Filme von Martin Scorsese tauchten 2022 in den Einreichungen für <i>Sight and Sound</i> auf: sein für mich schönster, BRINGING OUT THE DEAD, leider kein einziges Mal</td></tr></tbody></table><br /><p><br /></p><p>81. Secretary (Steven Shainberg: USA 2002) https://www.imdb.com/title/tt0274812/</p><p>82. Factotum (Bent Hamer: Norwegen/USA/Deutschland/Frankreich/Italien 2005) https://www.imdb.com/title/tt0417658/</p><p>83. Zwartboek (Paul Verhoeven: Niederlande/Deutschland/UK/Belgien 2006) https://www.imdb.com/title/tt0389557/</p><p>84. Déjà Vu (Tony Scott: USA/UK 2006) https://www.imdb.com/title/tt0453467/</p><p>85. The Limits of Control (Jim Jarmusch: USA/Japan 2009) https://www.imdb.com/title/tt1135092/</p><p>86. Das unsichtbare Mädchen (Dominik Graf: Deutschland 2011) https://www.imdb.com/title/tt2093094/</p><p>87. <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/02/belgrader-stadtsymphonie-der-liebe.html" target="_blank">Praktičan vodič kroz Beograd sa pevanjem i plakanjem (Bojan Vuletić: Serbien/Frankreich/Deutschland/Ungarn/Kroatien 2011)</a> https://www.imdb.com/title/tt1723807/</p><p>88. Cosmopolis (David Cronenberg: Kanada/Frankreich/Italien/Portugal 2012) https://www.imdb.com/title/tt1480656/</p><p>89. Premium Rush (David Koepp: USA 2012) https://www.imdb.com/title/tt1547234/</p><p>90. Universal Soldier: Day Of Reckoning (John Hyams: USA 2012) https://www.imdb.com/title/tt1659343/</p><p><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVjoj7WUTVR-PB-C3MNIBBQml77pkBoZh1OvN1-MZMEtC-JX0czzL50a5sANluApS-q8sS213kkOicKYbcAvM2nHuj1T75o07rjnB5NuaLfk7jl1_BYm-KNCwsaMpi9Db6Wiw5S5or5WBHnHMS5vlSptRL3_0do4cSTjdvbjUSHf8jlEWBNSG1uSuQ6HY/s1280/premium_rush.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="532" data-original-width="1280" height="166" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhVjoj7WUTVR-PB-C3MNIBBQml77pkBoZh1OvN1-MZMEtC-JX0czzL50a5sANluApS-q8sS213kkOicKYbcAvM2nHuj1T75o07rjnB5NuaLfk7jl1_BYm-KNCwsaMpi9Db6Wiw5S5or5WBHnHMS5vlSptRL3_0do4cSTjdvbjUSHf8jlEWBNSG1uSuQ6HY/w400-h166/premium_rush.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ein "kleiner" Actionfilm mit höllisch spannenden Radverfolgungsjagden durch New York: PREMIUM RUSH</td></tr></tbody></table><br /><p><br /></p><p>91. Resident Evil: Retribution (Paul W. S. Anderson: Deutschland/USA/Kanada 2012) https://www.imdb.com/title/tt1855325/</p><p>92. Spring Breakers (Harmony Korine: USA/Frankreich 2012) https://www.imdb.com/title/tt2101441/</p><p>93. Stoker (Park Chan-Wook: USA/UK 2013) https://www.imdb.com/title/tt1682180/</p><p>94. Pain & Gain (Michael Bay: USA 2013) https://www.imdb.com/title/tt1980209/</p><p>95. La Vénus à la fourrure (Roman Polanski: Frankreich/Polen 2013) https://www.imdb.com/title/tt2406252/</p><p>96. Compulsion (Egidio Coccimiglio: Kanada 2013) https://www.imdb.com/title/tt2381931/</p><p>97. Zootopia (Byron Howard, Rich Moore: USA 2016) https://www.imdb.com/title/tt2948356/</p><p>98. Krähen schiessen (Christine Hürzeler: Schweiz 2018) https://www.imdb.com/title/tt8329442/</p><p>99. A Year Along the Geostationary Orbit (Felix Dierich: Deutschland 2018) https://www.imdb.com/title/tt12247260/</p><p>100. Daniel (Claire van Beek: Neuseeland 2019) https://www.imdb.com/title/tt8996386/</p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEisvooFb7Ga7WdKSwtxvzjaZnisgAGuaowyyqNDm9lHEdA-2-vqqcE3lwrcXJXsfBUWHeGlNNJS8TB-rVyJwlv7vXpzogjYzYu5UA7aWVUgwPlsuVxejDQB7ti2_Ept0evLfpWinRdmX7KDoLeJW-yWXndZkq6_ZTCPWrn1D0CdyE5jZUTTv4VK4ZwIUBo/s1280/A_Year_Along_the_Geostationary_Orbit.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1280" height="250" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEisvooFb7Ga7WdKSwtxvzjaZnisgAGuaowyyqNDm9lHEdA-2-vqqcE3lwrcXJXsfBUWHeGlNNJS8TB-rVyJwlv7vXpzogjYzYu5UA7aWVUgwPlsuVxejDQB7ti2_Ept0evLfpWinRdmX7KDoLeJW-yWXndZkq6_ZTCPWrn1D0CdyE5jZUTTv4VK4ZwIUBo/w400-h250/A_Year_Along_the_Geostationary_Orbit.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Politisches Experimentalkino mit grafisch aufbereiteten meteorologischen Satellitendaten: A YEAR ALONG THE GEOSTATIONARY ORBIT des wunderbaren Felix Dierich</td></tr></tbody></table><p><br /></p><p><br /></p><p>Vielleicht einige Kommentare zu meiner eigenen Liste. Ich habe sie, was vielleicht ganz gut ist, unter hohem Zeitdruck erstellt, da ich das Posting des Bekannten erst am Abend des 29. Dezembers sah. Relativ schnell wurde mir eines klar: nämlich, dass ich ausschließlich Filme hineinwähle, die ich mindestens 2 Mal gesehen habe. Das diente nicht nur der Sicherung einer "persönlichen Kanonisierung", sondern war letztendlich vor allem ein gutes formelles Kriterium, um meine Auswahl etwas leichter einzuschränken,<b><span style="font-size: medium;">*</span></b> damit ich eine fertige Liste fristgerecht einreichen konnte<b><span style="font-size: medium;">**</span></b>.</p><p><br /></p><p>Wie stellt man so eine Liste zusammen? Um die Filme zu finden, habe ich natürlich die Excel mit den nicht-wählbaren Filmen runter geladen. Diese konnte man im Header filtern, unter anderem nach Regisseuren. "Vergessene" Filme relativ bekannter Regisseure waren dann gewissermaßen die ersten Einträge (das Fehlen von Jacques Rivettes Debüt PARIS NOUS APPARTIENT unter sämtlichen <i>Sound-and-Sight</i>-Einreichungen hat mich besonders gewundert, ebenso wie die Abwesenheit von Alfred Hitchcocks THE TROUBLE WITH HARRY und John Carpenters THE FOG). Später habe ich dann einige persönliche Jahresbestenlisten der letzten Jahre und meine persönliche Filmdatenbank sowie meine Erinnerung durchforstet.</p><p><br /></p><p>Mehrere Regisseure tauchen zweimal auf, darunter Martin Ritt, Paul Verhoeven, Clint Eastwood, Martin Brest, Roman Polanski, Robert Aldrich, John Carpenter, Samuel Fuller, George A. Romero, Steven Spielberg, aber nur einer hat es geschafft, zwei Filme im gleichen Jahr direkt hintereinander in der Liste zu haben, nämlich Masumura Yasuzo.</p><p><br /></p><p>Mit 45 Titeln als Hauptproduktionsland liegen klar die USA vorne, Frankreich und Italien folgen als mit jeweils 11 Stück, dann UK mit 8 Titeln. Die großen Anni Mirabiles der Liste mit jeweils 5 Titeln sind 1972, 1976 und 2012.</p><p><br /></p><p>Extrem wenig vertreten sind leider weibliche Regisseure. Einige Titel, die mir ziemlich rasch eingefallen wären, waren (erfreulicherweise) unter den nicht-wählbaren Filmen (BEAU TRAVAIL von Claire Denis, AN ANGEL AT MY TABLE von Jane Campion, RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE von Lana Gogoberidze). Filmemacherinnen sind allerdings bei den Kurzfilmen gut vertreten: ein Aspekt von Film und Filmgeschichte, den ich unbedingt in meiner Liste vertreten haben wollte (<a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2012/08/norman-mclaren-genie-mit-festanstellung.html" target="_blank">PAS DE DEUX von Norman McLaren</a> wäre für mich ein heißer Kandidat gewesen, aber der war erfreulicherweise nicht-wählbar).</p><p><br /></p><p>Eine erfreuliche Erkenntnis war auch, dass viele meiner bisherigen Besprechungen von Filmen in den letzten Jahren auf diesem Blog unbewußt schon zu einem "alternativen" Blick auf kanonisierte Filmgeschichte beitrugen, denn insgesamt habe ich zu 17 Filmen meiner Liste längere Texte geschrieben, zu drei Filmen relativ lange Kurzbesprechungen im Rahmen von Festival-Berichten – und zu einem Film hat wiederum Manfred eine Besprechung auf diesem Blog verfasst. All diese Texte finden sich direkt in der Liste verlinkt.</p><p><br /></p><p><br /></p><p><i><span style="font-size: medium;"><b>*</b></span><span style="font-size: x-small;">Hier eine Liste von 17 Filmen (komplett ungeordnet), deren Titel ich in den ersten Entwürfen relativ schnell gelistet habe, die ich aber aus genanntem Grund (Kriterium: mindestens zweimal gesehen) nicht berücksichtigt habe:</span></i></p><p><span style="font-size: x-small;">Liberté (Albert Serra)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Come, quando, perché (Antonio Pietrangeli)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Kiss Me Stupid (Billy Wilder)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">La sindrome di Stendhal (Dario Argento)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Haut Bas Fragile (Jacques Rivette)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Diary of a Chambermaid (Jean Renoir)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Red Dawn (John Milius)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Il miele del diavolo (Lucio Fulci)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Carnal Knowledge (Mike Nichols)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Othello (Orson Welles)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Apple Game (Vera Chytilova)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">The Track of the Cat (William Wellman)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">The Collector (William Wyler)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">Bis ans Ende der Welt (Wim Wenders)</span></p><p><a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/09/der-perser-und-die-schwedin.html" target="_blank"><span style="font-size: x-small;">Jeunesse perdue (Akramzadeh)</span></a></p><p><span style="font-size: x-small;">Phase IV (Saul Bass)</span></p><p><span style="font-size: x-small;">The Naked Prey (Cornel Wilde)</span></p><p><br /></p><p><i><span style="font-size: medium;"><b>**</b></span><span style="font-size: x-small;">Einige Wochen später fallen mir nun auch die ersten Titel ein, bei denen es sich nach einer Prüfung der Sight-and-Sound-Tabelle herausstellt, dass ich sie auch hätte einreichen können, zum Beispiel IL MIO NOME È NESSUNO von Tonino Valerii.</span></i></p><p><i><span style="font-size: x-small;"><br /></span></i></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-66307550107647566832024-01-09T22:56:00.002+01:002024-02-11T13:39:55.819+01:00Napoleon, wie Abel Gance ihn sahNAPOLÉON VU PAR ABEL GANCE (im Folgenden kurz NAPOLÉON)<br />
Frankreich 1927<br />
Regie: <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Abel_Gance">Abel Gance</a><br />
Darsteller: Albert Dieudonné (Napoleon), Gina Manès (Joséphine de Beauharnais), Vladimir/Nicolas Roudenko (Napoleon 1783), Nicolas Koline (Tristan Fleuri), Annabella (Violine Fleuri und Désirée Clary), Alexandre Koubitzky (Danton), Edmond Van Daële (Robespierre), Antonin Artaud (Marat), Abel Gance (Saint-Just), Maxudian (Barras), Pierre Batcheff (General Hoche), Alexandre Mathillon (General Schérer), Marguerite Gance (Charlotte Corday), Harry-Krimer (Rouget de Lisle), Damia (La Marseillaise), Louis Sance (Ludwig XVI.), Suzanne Bianchetti (Marie-Antoinette), W. Percy Day (Admiral Hood), Olaf Fjord (Nelson), Léon Larive (Direktor von Brienne), Maurice Schutz (Pasquale Paoli), Philippe Hériat (Salicetti), Acho Chakatouny (Pozzo di Borgo), François Viguier (Couthon), Guy Favières (Fouché)<div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPOpgmqQrItBq5h5dQ8jsZHbh0273QTQeKx1qlpkoYtY1mTFDa0e5qfayCwjLkXnX6zryAD0w4JMnghD9HkGhhVyFQkEgmBYCAocneRiNFqSg8F7Ao2ylpVHGbxvuE_bseBbIa2ayrfS7AHv1KTUOgZ-gwlh27SlB5ckt1FcNBIWsNUDBbrhdZ0LAdIoE/s2872/Napoleon_01.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPOpgmqQrItBq5h5dQ8jsZHbh0273QTQeKx1qlpkoYtY1mTFDa0e5qfayCwjLkXnX6zryAD0w4JMnghD9HkGhhVyFQkEgmBYCAocneRiNFqSg8F7Ao2ylpVHGbxvuE_bseBbIa2ayrfS7AHv1KTUOgZ-gwlh27SlB5ckt1FcNBIWsNUDBbrhdZ0LAdIoE/w400-h300/Napoleon_01.jpg" width="400" /></a></div><div><br /><div style="text-align: justify;">Napoleon Bonaparte gehört wohl zu den faszinierendsten und gleichzeitig umstrittensten Gestalten der Geschichte - ich fange gar nicht erst damit an, die Pros und Contras seines Wirkens aufzuzählen. Da verwundert es nicht, dass es nicht wenige Filme über den "kleinen Korsen" und Kaiser der Franzosen gibt. Im Booklet der britischen Blu-ray-Edition von 2016 (siehe ganz unten) ist von ungefähr 1000 Kino- und TV-Filmen über das Thema die Rede, angeblich doppelt so viele wie über Jesus, und in bis zu diesem Zeitpunkt 295 davon tritt Napoleon selbst als Charakter in Erscheinung, dargestellt von Schauspielern von Werner Krauß bis Marlon Brando, von Jean-Louis Barrault bis Rod Steiger, von Charles Boyer bis Dennis Hopper. Schon 1897 ließ der Regisseur Georges Hatot, der damals für die Brüder Lumière tätig war, in ENTREVUE DE NAPOLÉON ET DU PAPE in einem handcolorierten Tableau Napoleon mit dem Papst zusammenrasseln. Neuerdings hat bekanntlich auch der mittlerweile 86-jährige Ridley Scott mit NAPOLEON einen Beitrag abgeliefert, und schon ist unter demselben Titel eine siebenteilige Serie für HBO in Vorbereitung, die auf einem bislang unverfilmten Drehbuch von Stanley Kubrick beruht.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgvIlQAN4koM4ic9MELKR8bLDukakrL3NQ2fUm9bNcARPyB4IQFBflKvLCTKarnygPE12j74n2bkwEfpC48uBKQeXoOr9vRDM55JMQTyu-Lsr57YBVON1dBgcxe53QIMM2PS8unSvPJCAJpB6mSXGDTM7KM3U14lliU6AdZJf5XVrkOsw1BGsRrtCAEBew/s2872/Napoleon_02.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgvIlQAN4koM4ic9MELKR8bLDukakrL3NQ2fUm9bNcARPyB4IQFBflKvLCTKarnygPE12j74n2bkwEfpC48uBKQeXoOr9vRDM55JMQTyu-Lsr57YBVON1dBgcxe53QIMM2PS8unSvPJCAJpB6mSXGDTM7KM3U14lliU6AdZJf5XVrkOsw1BGsRrtCAEBew/w400-h300/Napoleon_02.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Schneeballschlacht in Brienne; Napoleon benutzt einen<br />kleinen Spiegel als eine Art Periskop</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"> </div><div style="text-align: justify;">Das Thema lädt bei der filmischen Umsetzung zur Monumentalität ein, auch wenn es natürlich auch "kleine" Verfilmungen gibt. Besonders heftig hat Sergej Bondartschuk zugeschlagen. Schon in seinem vierteiligen und siebenstündigen KRIEG UND FRIEDEN (damit gut doppelt so lang wie die auch schon episch ausladende Version von King Vidor) hat auch Napoleon seinen Platz. Und sein WATERLOO von 1970 dauert zwar "nur" gut zwei Stunden, aber Bondartschuk konnte auf nicht weniger als 16.000 Soldaten der Roten Armee als Statisten zurückgreifen. Doch der Stummfilm, um den es hier geht, braucht sich vor solchen Zahlen nicht verstecken, und er war sogar in einem noch weit größeren Maßstab geplant.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3PQMh4-DKq0Ji145rTGaS78IoPJWaBb8ENiuHKINzMOz6h2bhNTptaV8wfFuQu-Q0tf8xUlPuAdPuq_tlckS03mkWmX37et2ELkYskt3EMuY_tSDiFxCgDgKY6x26S-6gBOJ39bq5a1QDfAIjOm9wn-jTzKXKh2GYNhJoTli8hlrdfGEY14csGm34cLo/s2872/Napoleon_03.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3PQMh4-DKq0Ji145rTGaS78IoPJWaBb8ENiuHKINzMOz6h2bhNTptaV8wfFuQu-Q0tf8xUlPuAdPuq_tlckS03mkWmX37et2ELkYskt3EMuY_tSDiFxCgDgKY6x26S-6gBOJ39bq5a1QDfAIjOm9wn-jTzKXKh2GYNhJoTli8hlrdfGEY14csGm34cLo/w400-h300/Napoleon_03.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Mehrfachbelichtung zur Steigerung der Dynamik</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Denn NAPOLÉON - der heute fünfeinhalb Stunden dauert - war eigentlich nur als erster Teil eines auf sechs Filme angelegten Zyklus gedacht, der das komplette Leben Napoleons von seiner Kindheit bis zum Tod abhandeln sollte (in frühen Stadien der Entwicklung waren wohl auch fünf und dann acht Filme angedacht). Weil das französische Studiosystem damals schwach und fragil war - viele Studios kamen, produzierten nur wenige Filme und verschwanden wieder -, verließ sich Gance auf potente private Geldgeber. Nomineller Produzent war er selbst, aber seine eigenen Mittel hätten bei weitem nicht ausgereicht. Die Idee zum Film hatte Gance 1921, dem 100. Todesjahr Napoleons, und er begann, sich extensiv in das Thema einzulesen. Die eigentlichen logistischen Vorarbeiten begannen 1923, die Dreharbeiten dauerten gut eineinhalb Jahre (mit einer Pause, s.u.), von Januar 1925 bis August 1926.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgF4Qf26FRXqMRyE5bnpRHsiDjMklI9Dxy-VdIDnyQrqdk4rt7_R0HGGwN1baN7hn4snLgWZPuIHAgxINAskzjehljXtBKA3KAh9GOdhZhkyukBjgIg4Ak_TRmLDUKAu5ECeaCYvPSDQEkEI9ARGPwSm4w7QBdt9VgbbHyW-5_SY_vqbey5N5KMcMTwVls/s2872/Napoleon_04.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgF4Qf26FRXqMRyE5bnpRHsiDjMklI9Dxy-VdIDnyQrqdk4rt7_R0HGGwN1baN7hn4snLgWZPuIHAgxINAskzjehljXtBKA3KAh9GOdhZhkyukBjgIg4Ak_TRmLDUKAu5ECeaCYvPSDQEkEI9ARGPwSm4w7QBdt9VgbbHyW-5_SY_vqbey5N5KMcMTwVls/w400-h300/Napoleon_04.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der junge Napoleon ist ein Einzelgänger - sein einziger Freund ist sein Adler</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Wichtigster Finanzier war zunächst der deutsche Industrielle und Politiker <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Stinnes">Hugo Stinnes</a>, der sich dafür mit dem wohlhabenden Exilrussen Wladimir Wengeroff zusammentat. Wengeroff hatte sein Vermögen im vorrevolutionären Russland als Pharmaunternehmer und an der Börse gemachtt, und ab 1915 betätigte er sich zunächst noch in Russland auch als Filmproduzent, gemeinsam mit seinem Partner <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Rostislawowitsch_Gardin">Wladimir Gardin</a>. 1921 übersiedelte er nach Berlin, förderte die deutsch-russischen Filmbeziehungen und gründete die Firma Zesar-Film, die er bald in Wengeroff-Film umbenannte. Stinnes und Wengeroff gründeten nun 1923 das Konsortium Westi-Film GmbH (manchmal auch WeSti geschrieben), benannt nach den Anfangsbuchstaben von WEngeroff und STInnes. Die Ambitionen waren groß: Man wollte nicht nur einzelne Filme produzieren, sondern ein "europäisches Filmsyndikat" schaffen, ein gesamteuropäisches Gegengewicht zu Hollywood, dessen Übermacht sich immer deutlicher abzeichnete. Dem kulturell desinteressierten Stinnes ging es dabei nur um Geld und Macht, Wengeroff dagegen war offenbar ein Visionär und zumindest teilweise ein Idealist (auch wenn er das Geldverdienen nicht vergaß). Wengeroff vertrat diese Idee einer "Europäischen Union des Films" umtriebig in Artikeln, offenen Briefen und Interviews.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhfIK-MAgE8TCgMjRSCGEYsoXbaZe7BCov7aT0kvb-nEVBvIP18uVadbgfJ-grjQpC7Q-giCjCq7aT7Q-h6js9fYzO9hc2xqjYcxpkniYqQO0oQ86rBYaAlzUj0HE_OU9fFPydB7cVysl3eBiQ5pdX2URl0cuDSUkt_YbGxwlXkN5oegSWpW5w4XKkfdXQ/s2872/Napoleon_05.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhfIK-MAgE8TCgMjRSCGEYsoXbaZe7BCov7aT0kvb-nEVBvIP18uVadbgfJ-grjQpC7Q-giCjCq7aT7Q-h6js9fYzO9hc2xqjYcxpkniYqQO0oQ86rBYaAlzUj0HE_OU9fFPydB7cVysl3eBiQ5pdX2URl0cuDSUkt_YbGxwlXkN5oegSWpW5w4XKkfdXQ/w400-h300/Napoleon_05.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die drei Götter - Marat (l.o.), Danton (r.o.) und Robespierre</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Eines der ersten Projekte von Westi war es nun, einen Vertrag mit Gance über die Finanzierung der sechs Napoleon-Filme abzuschließen. Diese sollten ungefähr folgendermaßen aufgeteilt sein:</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Teil I: Jugend Napoleons und erste militärische Erfolge einschl. Italienfeldzug</div><div style="text-align: justify;">Teil II: Ägyptische Expedition und Machtergreifung in Frankreich</div><div style="text-align: justify;">Teil III: Kaiserkrönung und die großen Siege auf dem Kontinent, mit Austerlitz als Höhepunkt</div><div style="text-align: justify;">Teil IV: Der Russland-Feldzug</div><div style="text-align: justify;">Teil V: Verbannung auf Elba, Rückkehr und Waterloo</div><div style="text-align: justify;">Teil VI: Verbannung auf St. Helena und Tod, mit einem Epilog: Überführung der sterbl. Überreste in den Invalidendom</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiCQpsC-bfzMYUqNvfO6BTbtDa4XbyofWSFbd6UgOQN1jjcwAVN-LQ5Un6pSIAF68gIgtoGZQPpmdEEDKggWgN2ePQqcl-LKKnILBdfiqjzNFg1POD4TlSrvY-ee24CW5xOKAAQp9vYnQr51S1q87Hd7g0FcWgzacT5IbuH2YO_wYppMYpy0fZq0DINis4/s2872/Napoleon_06.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiCQpsC-bfzMYUqNvfO6BTbtDa4XbyofWSFbd6UgOQN1jjcwAVN-LQ5Un6pSIAF68gIgtoGZQPpmdEEDKggWgN2ePQqcl-LKKnILBdfiqjzNFg1POD4TlSrvY-ee24CW5xOKAAQp9vYnQr51S1q87Hd7g0FcWgzacT5IbuH2YO_wYppMYpy0fZq0DINis4/w400-h300/Napoleon_06.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Im <i>Club des Cordeliers</i> üben Rouget de Lisle und Danton die<br />Marseillaise ein (r.u. Damia als Personifizierung der Hymne) ...</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">In Frankreich jedoch sahen es viele mit Unbehagen, dass mit Stinnes ausgerechnet ein Deutscher einen französischen Vorzeigefilm finanzieren sollte, darunter etwa Charles Pathé, der sich nur mit einem vergleichsweise kleinen Betrag an NAPOLÉON beteiligte. Doch es kam ohnehin alles ganz anders. Denn schon im April 1924 starb Hugo Stinnes überraschend an Komplikationen der Gallenblase. Das hatte zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Film. Doch das Fehlen des Konzernlenkers, Streitereien der Erben und die wirtschaftlichen Turbulenzen der 20er Jahre führten dazu, dass der Stinnes-Konzern innerhalb eines Jahres weitgehend zerfiel und überschuldet war. Schließlich verweigerten die Banken weitere Zahlungen an Westi. Wengeroff konnte oder wollte das Projekt nicht allein stemmen, und so musste Westi aufgeben und sich im Juni 1925 von NAPOLÉON zurückziehen. Gance stand nun plötzlich ohne ausreichende Geldmittel da. Zwar gab es viele weitere private Investoren in den Film, die über halb Europa verteilt waren, aber sie alle zusammen konnten nicht annähernd die nötigen Summen aufbringen. So kamen die Dreharbeiten für einige Monate weitgehend zum Stillstand, und es war ungewiss, ob es überhaupt weitergehen konnte.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEijQ9lIkK0FsSJIO9URV76VgOsiBN7vnZK2J5mUi8yzCseY0pGGDQXKgcTfuTBiG5SJrh03hGb9kX0xOWke6U0NpGmVg83EOhdyZ2_1-WMT4DbnPRF4xfO4BsMfD0R3x8uDKt9nF7lc-VamVQ5nTgez1S42ZDWUyok8v8332Id2L6zNXOWcGI-WR4hcz3s/s2872/Napoleon_07.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEijQ9lIkK0FsSJIO9URV76VgOsiBN7vnZK2J5mUi8yzCseY0pGGDQXKgcTfuTBiG5SJrh03hGb9kX0xOWke6U0NpGmVg83EOhdyZ2_1-WMT4DbnPRF4xfO4BsMfD0R3x8uDKt9nF7lc-VamVQ5nTgez1S42ZDWUyok8v8332Id2L6zNXOWcGI-WR4hcz3s/w400-h300/Napoleon_07.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">... und die Cordeliers, unter ihnen viele aus dem einfachen<br />Volk von Paris, singen begeistert mit</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Die Rettung kam für Gance in Person eines weiteren reichen Exilrussen (oder möglicherweise eines Georgiers, wie eine Quelle angibt), der sich, seitdem er in Frankreich lebte, Jacques Grinieff nannte. 1923 steckte Grinieff viel Geld in die Société des Films Historiques (ob er diese Firma selbst gegründet hat, weiß ich nicht), und ungefähr zur selben Zeit gründete er aus den Resten des früheren Studios Ciné-France seine neue Firma <a href="https://www.carlthdreyer.dk/en/carlthdreyer/about-dreyer/workplaces/societe-generale-des-films">Société Générale des Films</a> (manchmal auch Société Générale de Film geschrieben, SGF). Grinieff schaffte es irgendwie, die alten Konkurrenten Charles Pathé und Léon Gaumont gleichzeitig in den Verwaltungsrat von SGF zu berufen. Seine Ansprüche waren ähnlich ehrgeizig wie die von Wengeroff, wenn auch nicht auf internationaler, sondern nur auf nationaler Ebene: SGF sollte anspruchsvolle und durchaus teure Filme produzieren, die als kulturelle Aushängeschilde Frankreichs dienen sollten. Und so waren denn auch NAPOLÉON und der ebenfalls sehr ambitionierte und kostspielige <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2012/03/la-passion-de-jeanne-darc.html">LA PASSION DE JEANNE D'ARC</a> von <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2012/03/wer-war-carl-theodor-dreyer.html">Carl Theodor Dreyer</a> die ersten beiden Filme auf der Produktionsliste von SGF. Allerdings wurde mit Gance von vornherein nur ein Vertrag über einen Film geschlossen, eben den schon begonnenen ersten Teil des geplanten sechsteiligen Zyklus. Bei einem finanziellen Erfolg von NAPOLÉON hätte es möglicherweise weitere Filme des Zyklus geben können, aber erstens begann sich 1927, nach dem Erfolg von THE JAZZ SINGER, das Ende des Stummfilmzeitalters abzuzeichnen, und zweitens wurde NAPOLÉON an der Kasse ein Flop - genauso wie LA PASSION DE JEANNE D'ARC. Am Ende brachten die beiden Filme zusammen SGF ein Minus von mehreren Millionen Francs. Das brachte die Firma in eine finanzielle Schieflage, von der sie sich nicht mehr erholte. Zwar war SGF nicht sofort pleite, aber es wurden nur noch zwei oder drei weit weniger teure Filme produziert, darunter <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Jean%20Epstein">Jean Epsteins</a> in der Bretagne gedrehtes proto-neorealistisches Drama FINIS TERRÆ.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMg9W3N4xBzeOL8vPM-jKm8EbRJmdashL5hrGVOcQKtKW7WKI_Y-z9TDj11iCiY-Uu-58tBPyOO7Deg6JNHm2K2XBO1KQGU7pGcLQABZZ84uGKs0jyMg1-2Fnmaz8Wn7aOYw2qlS4MFopXUXsXjetbGF8nhfcu8_Xi8xcvpw2nOYOKe0zb2vQ9BnCYdpw/s2872/Napoleon_08.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMg9W3N4xBzeOL8vPM-jKm8EbRJmdashL5hrGVOcQKtKW7WKI_Y-z9TDj11iCiY-Uu-58tBPyOO7Deg6JNHm2K2XBO1KQGU7pGcLQABZZ84uGKs0jyMg1-2Fnmaz8Wn7aOYw2qlS4MFopXUXsXjetbGF8nhfcu8_Xi8xcvpw2nOYOKe0zb2vQ9BnCYdpw/w400-h300/Napoleon_08.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der sinistre Robespierre</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Jacques Grinieff hat den Untergang von SGF aber möglicherweise unbeschadet überstanden, denn Jahre später trat ein Jacques Grinieff in den USA als potenter Importeur und Finanzier von Filmen in Erscheinung. Ich nehme an, dass es sich um denselben handelt, konnte aber keine Belege dafür finden. Anfang 1951 versuchte dieser Grinieff, das angeschlagene United Artists von den bisherigen Eigentümern, den beiden verbliebenen Gründern Mary Pickford und Charlie Chaplin, zu übernehmen, kam aber nicht zum Zug. Dieser Jacques Grinieff, der um 1898 in Russland geboren wurde und um 1940 herum die US-Staatsbürgerschaft beantragte, starb 1960 in Paris. Ob es nun derselbe war oder nicht - Abel Gance hat "seinen" Grinieff immer als den Retter von NAPOLÉON bezeichnet, ohne den es den Film nicht geben würde. Die hochfliegenden Pläne zum sechsteiligen Mega-Opus musste Gance allerdings begraben. - Noch ein dritter Exilrusse (der aber vermutlich nicht reich war) war an wichtiger Position an der Entstehung von NAPOLÉON beteiligt, nämlich Simon Feldman, der technische Direktor des Filmstudios von Billancourt in Paris, wo die Studioaufnahmen des Films entstanden. Feldman entwickelte in Zusammenarbeit mit Gance und seinen Kameramännern viele der innovativen Aufnahmetechniken, die bei NAPOLÉON zum Tragen kamen (an LA PASSION DE JEANNE D'ARC war er auch beteiligt). Simons Bruder Michel Feldman gehörte ebenfalls zu den Technikspezialisten von Billancourt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKc3LHjysaw2sNddRws43YR48OE_UUaO3dtRIho34kQwUWjY9n5rClFFwV0mcBmsLVMPYP346CRQ29xoKkcjvrCHNU4ldw8S-oaVgsw3R7whQ6ypAbVLS1k8lBxOUIUlG6Dd5TODAwzCIrmZtQkg2wb_lc6LyCneYGMq5aZ6QAsld5O8DX0L1jffu2eeE/s2872/Napoleon_09.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKc3LHjysaw2sNddRws43YR48OE_UUaO3dtRIho34kQwUWjY9n5rClFFwV0mcBmsLVMPYP346CRQ29xoKkcjvrCHNU4ldw8S-oaVgsw3R7whQ6ypAbVLS1k8lBxOUIUlG6Dd5TODAwzCIrmZtQkg2wb_lc6LyCneYGMq5aZ6QAsld5O8DX0L1jffu2eeE/w400-h300/Napoleon_09.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Königspaar kämpft um sein Leben - vergebens</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Aber kommen wir nun langsam zum Inhalt des Films. Ich schrieb oben, dass er heute fünfeinhalb Stunden dauert (bei einer Abspielgeschwindigkeit von 20 fps), aber das ist eigentlich schon wieder überholt. Denn in den letzten fünfzehn Jahren hat die Cinémathèque Française (in den letzten paar Jahren mit finanzieller Unterstützung durch Netflix) an einer abermaligen Restaurierung gearbeitet, und vor einigen Monaten wurde verkündet, dass diese nun zum Abschluss gekommen sei. In diesem Jahr soll die neue Version herauskommen. Ich habe noch keine genauen technischen Informationen gefunden, aber vagen Andeutungen entnehme ich, dass diese Version nun an die sieben Stunden dauern könnte. Wie auch immer - NAPOLÉON ist ein <b>sehr</b> langer Film, und das verlangt nach einer gewissen Strukturierung. So besteht er denn auch aus zwei Teilen, die sich wiederum in je zwei Akte unterteilen. Zwischen den Akten waren jeweils Pausen vorgesehen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhR5s40hf6d88TeqeDl9Lac97VCpbYHv50_BHRxCyco1Q-nG5EmPsL6oT9T4uZTY-5E5Ug5cZIJ7VNRQTZZV4_BZu2Jy9yetkPHeUQvDpvN2fCkL6sgUKv-QXAGQySjQ_am_ToQU3Fb-QT8zeZJWVVQsO-Vgh2d5V1p0sUqQLmpOt5UPwJIRUwpf2dh3YI/s2872/Napoleon_10.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhR5s40hf6d88TeqeDl9Lac97VCpbYHv50_BHRxCyco1Q-nG5EmPsL6oT9T4uZTY-5E5Ug5cZIJ7VNRQTZZV4_BZu2Jy9yetkPHeUQvDpvN2fCkL6sgUKv-QXAGQySjQ_am_ToQU3Fb-QT8zeZJWVVQsO-Vgh2d5V1p0sUqQLmpOt5UPwJIRUwpf2dh3YI/w400-h300/Napoleon_10.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ankunft auf Korsika</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Zumindest in der derzeit vorliegenden Fassung sind die Akte nicht in etwa gleich lang, sondern der erste und der dritte Akt sind mit jeweils fast zwei Stunden die längsten. Der <b>erste Akt</b> zerfällt inhaltlich wiederum in zwei Teile. Im ersten, etwa 30 Minuten langen Teil, geht es um Napoleons Jugend als Zögling an der königlichen Militärschule in Brienne. Es ist Winter 1783, und der Film beginnt furios: Mit der ersten Schlacht, mit dem ersten Sieg in einer Schlacht, des 13- oder 14-jährigen Napoleon - einer Schneeballschlacht! Und das ist völlig ernst gemeint, es wird sogar zu blutigem Ernst. Die Lehrer der Kadettenanstalt betrachten die Schneeballschlacht als Teil der proto-militärischen Ausbildung, und der junge Napoleon beweist hier schon taktisches und strategisches Geschick ebenso wie Zähigkeit und unbedingten Siegeswillen - er ist bereits ein "natürlicher" Anführer. Doch er ist auch ein Außenseiter, der sich Respekt verschafft, der aber keine Freunde hat. Bei der Schneeballschlacht befehligt er die eine von zwei "Armeen", und die zahlenmäßig stärkere feindliche Armee kämpft unfair - sie stecken Steine in die Schneebälle. Vor dieser Gefahr gewarnt wird Napoleon von Tristan Fleuri, dem Tellerwäscher der Schule. Trotzdem wird Napoleon im Gesicht getroffen, und er trägt eine blutende Wunde davon - doch er kämpft weiter und erringt mit seiner Armee den Sieg, was ihm die Anerkennung der Lehrer einträgt. Tristan Fleuri wird noch mehrmals im Film auftauchen, als glühender Anhänger Napoleons und immer wieder in seiner direkten Nähe, und er wird immer hoffen, dass ihn der nunmehr erfolgreiche Feldherr wiedererkennt und ihm Anerkennung, vielleicht sogar eine Belohnung, ausspricht - doch das wird nie passieren. Dadurch wird der fiktive Fleuri zu einer Art von tragischer Figur im Film, auch wenn ihm in diesen turbulenten Zeiten sonst nichts Schlimmes widerfährt. Ganz so gnadenlos war Gance aber eigentlich nicht mit ihm. Denn im ursprünglichen Opus aus sechs Filmen, für das bereits ein grobes Skript vorlag, hätte Fleuri als einfacher Soldat an der Schlacht von Waterloo teilgenommen, Napoleon hätte ihn endlich doch wiedererkannt, die beiden wären noch Freunde geworden, und Tristan hätte ihn sogar ins Exil nach St. Helena begleitet. Doch es hat nicht sollen sein ... Tristans Darsteller Nicolas Koline hieß ursprünglich Nikolai Fjodorowitsch Kolin und war, man ahnt es bereits, ein weiterer Russe im Exil.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh9rF3EZByKgmgQVE0gG8Ss2jMekabDfj2eWVfr5lIwLMfWI0oEZrQZFQRHM7c0AK7OS7b1GizJC0c0CaeRP-pI0Y1hXMCWK27OBsrf7P30MPU9xgps4h7UsTokrkX0VfDuyTXVOmEZ58Blegi7nmBnkFkwYYop__Ak42ewBjXauC7S76oHnPfLcMYI-hI/s2872/Napoleon_11.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh9rF3EZByKgmgQVE0gG8Ss2jMekabDfj2eWVfr5lIwLMfWI0oEZrQZFQRHM7c0AK7OS7b1GizJC0c0CaeRP-pI0Y1hXMCWK27OBsrf7P30MPU9xgps4h7UsTokrkX0VfDuyTXVOmEZ58Blegi7nmBnkFkwYYop__Ak42ewBjXauC7S76oHnPfLcMYI-hI/w400-h300/Napoleon_11.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Korsische Landschaften; l.o. Napoleon mit seiner Familie</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Die Schneeballschlacht beruht auf den Memoiren eines Mitschülers von Napoleon in Brienne, und Abel Gance stützt sich überhaupt sehr oft auf irgendwelche schriftlichen Überlieferungen und kennzeichnet Szenen oder Zitate in den Zwischentiteln als "historisch". Doch dabei ist höchste Vorsicht geboten, denn Gance ging dabei ziemlich unkritisch vor und verwendete auch Quellen, die Napoleon regelrecht verklären, und anekdotenhafte Erinnerungsliteratur wie in diesem Fall. Viele dieser Quellen wurden schon im 19. Jahrhundert von den Historikern zerpflückt. NAPOLÉON VU PAR ABEL GANCE ist, wie es dieser vollständige Titel ausdrückt, Napoleon, wie Abel Gance ihn sah, und nicht, wie die Geschichtswissenschaft ihn sah oder heute sieht. - Bei der filmischen Umsetzung der Schneeballschlacht schöpft Gance aus dem Vollen, um größtmögliche Dynamik zu erzeugen. Es gibt Doppel- und Mehrfachbelichtungen reihenweise, es gibt rasante Schnittfolgen, bei denen Einstellungen nur wenige Frames und im Extremfall nur einen einzigen Frame lang sind, und es gibt viele Szenen, die mit "Handkameras" gefilmt sind - allerdings gab es damals noch keine echten Handkameras, zumindest nicht für 35mm. Die verwendeten Kameras der Firma Debrie waren zwar für professionelle Geräte vergleichsweise leicht, aber immer noch groß und schwer genug, dass man sie nicht einfach so freihändig bedienen konnte. Deshalb konstruierte das technische Team um Simon Feldman eine Art von Brustharnisch, an dem die Kamera befestigt wurde. Dadurch lag das Gewicht auf den Schultern, und die Hände waren frei. Wenigstens teilweise waren die Kameras ja noch nicht elektrisch betrieben, sondern es wurde noch gekurbelt. So ausgerüstet, konnten sich die Kameramänner mitten ins Kampfgetümmel stürzen. Feldman und sein Team montierten auch Kameras auf Schlitten und sonstigen Gefährten. Die Verwendung solcher Stilmittel und technischer Tricks kennzeichnen Abel Gance als einen Hauptvertreter des filmischen "Impressionismus" im französischen Film der 1920er Jahre - ich habe schon in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/11/cur-fidele-jean-epstein-der.html">meinem Artikel über CŒUR FIDÈLE</a> über den Impressionismus berichtet und will das hier nicht weiter vertiefen. Ohnehin lässt sich NAPOLÉON mit so einem Schlagwort nicht fassen - er geht weit darüber hinaus.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-ywaabtCMC5UhUyC_OqVJa2T02gnu-97HYdLtpkZxethraM7Jc2nCVe-9cnu90XZMB16z6XDN1MFLc0acmhruBrqaipeIGLziVMMVQc26uuxGzcX-qoMQrGCuOL5HdVrNa5MZoCBwoMv24_hj27uqUOIqGvvVrGLwu-W0t0MUBl8YhhcvEOvrZXIxPI8/s2872/Napoleon_12.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh-ywaabtCMC5UhUyC_OqVJa2T02gnu-97HYdLtpkZxethraM7Jc2nCVe-9cnu90XZMB16z6XDN1MFLc0acmhruBrqaipeIGLziVMMVQc26uuxGzcX-qoMQrGCuOL5HdVrNa5MZoCBwoMv24_hj27uqUOIqGvvVrGLwu-W0t0MUBl8YhhcvEOvrZXIxPI8/w400-h300/Napoleon_12.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Flucht von Korsika</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Einziger Gefährte Napoleons in Brienne ist ein halb zahmer Adler in einem Käfig, den ihm ein Verwandter geschenkt hat. Nach der Schneeballschlacht befreien die beiden gedemütigten Anführer der geschlagenen Armee aus Rache den Adler und lassen ihn ins Freie entkommen. Als Napoleon das bemerkt, zettelt er zutiefst verletzt im Schlafsaal einen Aufruhr an, um die Täter dingfest zu machen. Der Tumult steigert sich schnell zu einer Kissenschlacht, doch die ist weder lustig noch surreal (wie wenige Jahre später die in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Jean%20Vigo">Jean Vigos</a> ZÉRO DE CONDUITE), sondern wiederum ernst, vor allem für Napoleon. Gefilmt hat sie Gance nicht ganz so dynamisch wie die Schneeballschlacht (sie dauert auch viel kürzer), aber dafür kommt hier auch Split Screen zum Einsatz - das Bild besteht aus zuerst 2 × 2 und dann 3 × 3 rechteckigen Feldern mit unterschiedlichem Inhalt (aber alles Kissenschlacht). Für damals eine enorme technische Leistung. Sieger hat diese Kissenschlacht aber keinen - die Lehrer und Aufseher würgen sie ab, und nachdem Napoleon als der Schuldige ausgemacht ist, muss er eine Nacht allein außerhalb des Schlafsaals verbringen. Symbolträchtig lässt er sich auf einer Kanone nieder, doch dort sieht er durch das Fenster, dass der Adler draußen noch da ist - er hat ihn nicht verlassen. Dieser Adler ist einerseits nur ein Vogel, doch er wird von Gance auch als ein Symbol, als Allegorie der kommenden imperialen Größe seines Helden inszeniert. Mehrfach im Film wird wieder ein symbolischer Adler auftauchen, es werden auch Großaufnamen Napoleons und eines Adlers als Doppelbelichtung überblendet werden.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh33wm5REPxLtMxjOvrHpoDxWDXo8IiIXasgHTqdvOKG_6w24IdlAb0tInLA6iGTLDkXYzulo9g1xtd8kx8oTAuZcIHvLqn5UUcIwqwEfRNE3_tfw9_tg72lq19wfhvq0cI70q4SYPuUCyWKsmknbnXC3TyKmT2YyWpLLe9KZpbxba-VJ8vdF2KMLVojUw/s2872/Napoleon_13.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh33wm5REPxLtMxjOvrHpoDxWDXo8IiIXasgHTqdvOKG_6w24IdlAb0tInLA6iGTLDkXYzulo9g1xtd8kx8oTAuZcIHvLqn5UUcIwqwEfRNE3_tfw9_tg72lq19wfhvq0cI70q4SYPuUCyWKsmknbnXC3TyKmT2YyWpLLe9KZpbxba-VJ8vdF2KMLVojUw/w400-h300/Napoleon_13.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Orkan über dem Mittelmeer</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Vorzüglich gespielt wird der junge Napoleon von Nicolas Vladimir Roudenko, der 1909 als Sohn russischer Einwanderer in Nizza geboren wurde. In (so weit ich das sehe, allen) zeitgenössischen und den meisten heutigen Quellen wird er Vladimir Roudenko genannt, in einigen heutigen dagegen Nicolas Roudenko. Beim jetzigen Stand der IMDb gibt es zwei getrennte Einträge, einen für "Vladimir" und einen für "Nicolas", aber es ist ein und derselbe. Manche Kritiker haben seine Leistung in NAPOLÉON als die beste eines Kinderdarstellers in der gesamten Stummfilmzeit bezeichnet. Heute lassen sich ihm nur drei Filme mit ihren Titeln zuordnen, alle von 1927/28, aber er soll schon im Alter von 12 mit ungenannten Rollen in Filmen von Marcel l'Herbier begonnen haben. Als Erwachsener scheint Roudenko selten oder nie über seine Zeit beim Film gesprochen zu haben. Vielleicht hätte sich das geändert, wenn er die Wiederauferstehung von NAPOLÉON 1980/81 (s.u.) miterlebt hätte und zu dem einen oder anderen Event eingeladen worden wäre. Doch Roudenko starb schon 1976 an Krebs.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhQwdfqhoBi5E4eUWoTVEJVEmq5lrRCsOUcW72dHICD78wRhD1_dhNCbNCdLnnghLBkGpYUWB8x96o5nx2Eva57Ky3-NKWZ0G6xJForqwmwlWC_-zOsGgbVBwUucLWX34rZOcTWGJpFfDGlPbQdRcVH-W8ohd343Aj6CNZpfMamnvjqP29fAhrqljBkhFE/s2872/Napoleon_14.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2439" data-original-width="2872" height="340" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhQwdfqhoBi5E4eUWoTVEJVEmq5lrRCsOUcW72dHICD78wRhD1_dhNCbNCdLnnghLBkGpYUWB8x96o5nx2Eva57Ky3-NKWZ0G6xJForqwmwlWC_-zOsGgbVBwUucLWX34rZOcTWGJpFfDGlPbQdRcVH-W8ohd343Aj6CNZpfMamnvjqP29fAhrqljBkhFE/w400-h340/Napoleon_14.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Charlotte Corday ermordet Marat, r.u. in der Interpretation<br />von Jacques-Louis David</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der deutlich längere zweite Teil des ersten Akts ist mit "Napoleon und die Revolution" übertitelt. Wir sind nun im Jahr 1792. Napoleon ist jetzt ein junger Leutnant, doch er tritt im Film zunächst in den Hintergrund. In Paris brodelt es. Nachdem die Französische Revolution zunächst in eine konstitutionelle Monarchie gemündet war, nahm sie in diesem Jahr neue Fahrt auf, auch durch den äußeren Druck der europäischen Mächte. Der König wird abgesetzt, das Königspaar festgesetzt und die Anklage vorbereitet. Im Nationalkonvent ringen die gemäßigten Girondisten und die radikalen Montagnards, zu denen die Jakobiner und die Cordeliers zählen, um die Macht. Im <i>Club des Cordeliers</i>, der in einer ehemaligen Kirche residiert, lernen wir die drei "Götter der Revolution" (wie Victor Hugo sie genannt hat) kennen, nämlich Jean Paul Marat, Georges Danton und Maximilien de Robespierre. Marat, gespielt von Frankreichs Theaterlegende <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Antonin_Artaud">Antonin Artaud</a>, wirkt immer leicht abwesend und wirr, macht sogar einen leicht psychotischen Eindruck. Danton, wohlbeleibt, pompös und oft aufbrausend bis cholerisch, mit wirrer voller Frisur, ist auch nicht wirklich sympathisch, aber von den drei "Göttern" ist er der mit Abstand menschlichste. Sein Darsteller Alexandre Koubitzky war ein russischstämmiger Opernsänger. Robespierre schließlich ist ein kaltes technokratisches Monster. Mit seiner dunkel getönten Brille erzeugt er von Anfang an Gänsehaut. Seinem Darsteller Edmond Van Daële sind wir in diesem Blog schon als der Schurke Petit Paul in CŒUR FIDÈLE begegnet (aber im Vergleich zu Robespierre backt Petit Paul sehr kleine Brötchen). Eine Zusammenkunft der drei Götter wird durch die Nachricht gestört, dass jemand eine neue Hymne nach Paris gebracht hat und sie im <i>Club des Cordeliers</i> vortragen möchte. <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Claude_Joseph_Rouget_de_Lisle">Rouget de Lisle</a>, wie der Mann heißt, singt nun zunächst allein die Hymne vor - es handelt sich natürlich um die Marseillaise. Er stößt auf allgemeine Zustimmung, schnell wird der Text auf Zetteln verteilt und von den Cordeliers eingeübt, und die Zustimmung steigert sich zur Begeisterung. Unter den Gratulanten für Rouget de Lisle befindet sich auch der zufällig anwesende Napoleon, den wir hier zum ersten Mal als Erwachsenen sehen. "Ihre Hymne, Monsieur, wird Frankreich viele Kanonen ersparen", meint er. Nun, das ist ein bisschen Geschichtsklitterung durch Gance, denn der echte Napoleon mochte die Marseillaise nicht, und während seiner Kaiserherrschaft war sie sogar verboten.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGuA8-ibmpf-vSoJ-UUVSj7qKDdfRtQFNfM5hTNXQJHCksuJQhpYq3cw1w9cdCXwyd1kAba68O-WIbHoG8UWhQOs53hNC9YsHO27daFBtyKdT5MEhvgkesql9dm_-V6R2M3JCLwHaJUe2oNaxS6VgUNS6_Zp-ddiuIzhp6O8yO9Q_-8vjcVgCwD4W_1O0/s2872/Napoleon_15.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGuA8-ibmpf-vSoJ-UUVSj7qKDdfRtQFNfM5hTNXQJHCksuJQhpYq3cw1w9cdCXwyd1kAba68O-WIbHoG8UWhQOs53hNC9YsHO27daFBtyKdT5MEhvgkesql9dm_-V6R2M3JCLwHaJUe2oNaxS6VgUNS6_Zp-ddiuIzhp6O8yO9Q_-8vjcVgCwD4W_1O0/w400-h300/Napoleon_15.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Belagerung von Toulon; r.u. Admiral Hood - eine Tasse Tee muss<br />sein, auch wenn man gerade eine Schlacht verliert</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Aber die Szene ist ein wirkungsvoller Wiedereinstieg des nun erwachsenen Napoleon in die Handlung, in einer durchaus patriotischen Sequenz, in der die damals populäre Chansonsängerin <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Damia_(S%C3%A4ngerin)">Damia</a> für einige Sekunden als allegorische Verkörperung der Marseillaise (und damit Frankreichs) zu sehen ist. - Nach der Marseillaise-Sequenz beherrscht nun wieder Napoleon die Handlung. Zum ersten Mal seit längerer Zeit besucht er wieder seine Heimat Korsika - die entsprechenden Außenaufnahmen wurden tatsächlich auf Korsika gedreht, z.B. bei Napoleons Geburtshaus. Wir lernen viele seiner Verwandten kennen, aber ich möchte nicht weiter auf sie eingehen - sie bleiben alle Randfiguren, selbst Napoleons Brüder, die in der korsischen Lokalpolitik mitmischen. Korsika ist damals praktisch unabhängig, aber gleich vier europäische Mächte, nämlich Italien, Spanien, Frankreich und England, bemühen sich um Einfluss, und Korsika wird sich auf lange Sicht einer Seite anschließen müssen. Wie sich von selbst versteht, vertritt Napoleon die Seite Frankreichs. Doch bei seiner Ankunft muss er zu seinem Schrecken erfahren, dass sich der derzeitige Machthaber Paoli für England entschieden hat - das ist für Napoleon die schlimmste Option. So beginnt Napoleon, für die französische Seite zu agitieren, doch zunächst ohne Erfolg - und er hat hier keine Armee zu seiner Verfügung. Paoli will seinen Kopf, und so bleibt Napoleon vorerst nur die Flucht. Nachdem er in einem dreisten Coup die Tricolore aus dem Präsidentenpalais raubt (und so vor ihren Verächtern sicherstellt), gelingt ihm in einem wilden Ritt an die Küste das Entkommen, indem er dort ein kleines Segelboot besteigt, die Tricolore sehr symbolträchtig als Segel setzt und seinen Verfolgern davonsegelt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_hunavwN6zWfig03lx8D0dNbCYZmuPCFNUNob4iovqC_d5S_xK1c5mwvd0h_0MXEKeRTgMLwR19jHb_OlS6Rog08ECPgHoTzRNMW4UPeThRfXFVIB3qYoAZ1lAJuLQi0zmBZ5eJZ_-byc5Gb60MJ3e2t01uYERZkHOMl13FprqItrQy_t73pS6WM4E0Q/s2872/Napoleon_16.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_hunavwN6zWfig03lx8D0dNbCYZmuPCFNUNob4iovqC_d5S_xK1c5mwvd0h_0MXEKeRTgMLwR19jHb_OlS6Rog08ECPgHoTzRNMW4UPeThRfXFVIB3qYoAZ1lAJuLQi0zmBZ5eJZ_-byc5Gb60MJ3e2t01uYERZkHOMl13FprqItrQy_t73pS6WM4E0Q/w400-h300/Napoleon_16.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Eroberung von Toulon - ein Gemetzel im Schlamm</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Was nun folgt, ist nicht nur ein Höhepunkt (und vielleicht <b>der</b> Höhepunkt) des Films, sondern für mich ein Höhepunkt der Stummfilmkunst überhaupt. Während Napoleon die korsische Küste entlangsegelt, kommt ein Sturm auf, der sich immer mehr steigert und die Nussschale in schwere Bedrängnis bringt. Gleichzeitig findet im Nationalkonvent eine Sitzung statt, in der die Montagnards (letzten Endes erfolgreich) die Absetzung und Verfolgung der Girondisten fordern, weil sie Verräter an der Revolution seien. Im Konvent bricht wildes Getümmel aus, das sich zur Saalschlacht steigert, und Gance vermengt das in einer brillanten Parallelmontage mit dem sich weiter steigernden Orkan. Aufgewühlte, wogende Wassermassen werden mit aufgewühlten, wogenden Menschenmassen gegengeschnitten. Gance hatte schon vor den Dreharbeiten in einer schriftlichen "Proklamation" nicht nur seine Haupt- und Nebendarsteller, sondern auch ausdrücklich seine Komparsen dazu aufgefordert, ihre Rollen nicht nur zu spielen, sondern zu "sein", sich vollständig in sie hineinzuversetzen, und gerade in dieser Szene trug das Früchte. Viele der Komparsen gingen tatsächlich aufeinander los, und es gab viele Verletzte. Carl Theodor Dreyer, der als Gast bei den Dreharbeiten in Billancourt (wo auch LA PASSION DE JEANNE D'ARC gedreht wurde) zusah, hat sich durchaus befremdet über dieses Vorgehen von Gance geäußert, obwohl er ja selbst als ein radikaler Regisseur galt, der seinen Darstellern viel abverlangte. Auch hier schickte Gance wieder seine Kameramänner mit den Brustharnischen mitten ins Getümmel, um die Dynamik zu steigern. Als Krönung ließ Gance die Kamera an einer Art Schaukel befestigen und, mit Blick nach unten, über den Köpfen der kämpfenden Abgeordneten hin- und herschwingen. Wäre die Kamera einfach fest am Ende dieses Pendels befestigt gewesen, wäre der Blick je nach Auslenkung auch zur Seite gerichtet gewesen, und die tobenden Abgeordneten wären teilweise aus dem Bild verschwunden. Das aber wollte Gance nicht. Deshalb wurde mit Hilfe eines beweglichen Gestänges dafür gesorgt, dass die Kameraplattform immer parallel zum Boden und deshalb der Kamerablick unabhängig von der Auslenkung senkrecht nach unten ausgerichtet war. Das war eine der ingeniösen Erfindungen von Simon Feldman, er nannte sie <i>le pendule parallélogrammique</i>.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgr6gdOZn693QM2kuVeiAi6wwpPX8-odSoijuyQyCdoRr76Mzhyphenhyphen_KacxjK-mde97zjW6-P13k-kLhgkGo_zq1banXSFdnRTMZvBD6eB3DdE3YNyVngEpwrBPT8pGyyDP23MRbBAIwaWKLURw1caNO2pERPL3mAteYFtHs90_lUM0z3qb4lwpQU7Q0AvHA0/s2872/Napoleon_17.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgr6gdOZn693QM2kuVeiAi6wwpPX8-odSoijuyQyCdoRr76Mzhyphenhyphen_KacxjK-mde97zjW6-P13k-kLhgkGo_zq1banXSFdnRTMZvBD6eB3DdE3YNyVngEpwrBPT8pGyyDP23MRbBAIwaWKLURw1caNO2pERPL3mAteYFtHs90_lUM0z3qb4lwpQU7Q0AvHA0/w400-h300/Napoleon_17.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der von Robespierre und Saint-Just (l.u.) dominierte "Wohlfahrtsausschuss"<br />(<i>Comité de salut public</i>), r.u. Robespierres Freund und Anhänger Georges Couthon</td></tr></tbody></table><br /><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;">Beim ursprünglichen Schnitt des Films, der sieben Monate dauerte, und den Gance mit der renommierten Cutterin Marguerite Beaugé besorgte, kam er auf die Idee, die "doppelten Wogen" nicht als Parallelmontage zu gestalten, sondern als Triptychon, genau wie den Schluss des Films, also mit drei parallelen Projektionen auf nebeneinanderliegende Leinwände. Zumindest bei der Premiere von NAPOLÉON, im April 1927 in der Pariser Oper, wurde er tatsächlich in dieser Form vorgeführt, danach aber anscheinend nicht mehr, sondern eben mit der Parallelmontage. Die Triptychon-Fassung der Sequenz ist seitdem verschollen, offenbar endgültig. Das ist jedenfalls der Stand von 2016. Ob bei der oben erwähnten jüngsten Rekonstruktion wieder etwas davon zum Vorschein kam, ist mir nicht bekannt. - Der erste Akt endet mit einer vermutlich frei erfundenen Episode. Nachdem sich der Sturm gelegt hat, wird der völlig erschöpfte Napoleon von einem größeren (aber immer noch eher kleinen) Schiff aus dem Wasser gefischt, auf dem sich dann auch seine Familie befindet. Zufällig kreuzen sie den Weg eines englischen Kriegsschiffs. Ein Offizier darauf, ein gewisser Horatio Nelson, bittet seinen Kapitän, das Schiff versenken zu dürfen, doch der winkt ab - zu unbedeutend, dieses Schifflein, da würde man nur Pulver und Munition verschwenden. Nun, der spätere Admiral Nelson wird noch seine Chance bekommen und Napoleons Flotte bei Abukir und bei Trafalgar vernichtende Niederlagen beibringen. Aber das liegt nicht mehr im Zeitrahmen von NAPOLÉON. Nelsons Darsteller Olaf Fjord bezeichnete sich gelegentlich als Norweger, aber er war in Wirklichkeit ein österreichischer Schauspieler und Regisseur.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmUqBMCAUqkHnhBJPNfb6S-ApEzNC8K75L9esZl5t-GV4DF2CMqi8rwddi8KwNmaNkP6x1t33klXJcHABJMZetg7W5mhfF2g2zBQcKn8Vf24Bxw46SAb63ejyyQGURNWMvmt1thLCDY9wPPJ0svSSjmHhWwzf7CJRHCqdeYI4JJpaT60MbWLbmQjJsVU8/s2872/Napoleon_18.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmUqBMCAUqkHnhBJPNfb6S-ApEzNC8K75L9esZl5t-GV4DF2CMqi8rwddi8KwNmaNkP6x1t33klXJcHABJMZetg7W5mhfF2g2zBQcKn8Vf24Bxw46SAb63ejyyQGURNWMvmt1thLCDY9wPPJ0svSSjmHhWwzf7CJRHCqdeYI4JJpaT60MbWLbmQjJsVU8/w400-h300/Napoleon_18.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der "große Terror" benötigt eine Bürokratie des Todes; auch<br />Danton wird einen Kopf kürzer gemacht</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Die nackte Idee einer Gleichsetzung menschlicher und ozeanischer Wogen stammt übrigens nicht von Gance, sondern von Victor Hugo. In dessen Roman <i>Quatrevingt-treize</i> (<i>Dreiundneunzig</i>), der so heißt, weil er 1793 spielt, gibt es den Satz "Ein Mitglied des Nationalkonvents zu sein, war, wie eine Woge im Ozean zu sein". Gance verlangte von seinen Leuten eine filmische Umsetzung dieses Satzes, und das Ergebnis, ich wiederhole mich, ist phänomenal. Die "entfesselte Kamera" eines Karl Freund in Filmen wie DER LETZTE MANN oder VARIETÉ mag noch agiler sein, aber sie erreicht nicht dieselbe dynamische Wucht wie bei Gance.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFyCaV6lD8C9QREVZEdidp4Q_hv1-AMfrCIehiqacf6cVjkbg7FdR10N-6ki5JVNgNIAFLaN5qHc8nN5E4t5HZfjCgd59UyoGyfr_qwPHU0NlUItcpovFhku7yMbs8fBmnR4vFgVS3QLV-hYo2CToDrJfTtwPeYriSKqxQzOWYIl19oh4fhVibiLAE2jU/s2872/Napoleon_19.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFyCaV6lD8C9QREVZEdidp4Q_hv1-AMfrCIehiqacf6cVjkbg7FdR10N-6ki5JVNgNIAFLaN5qHc8nN5E4t5HZfjCgd59UyoGyfr_qwPHU0NlUItcpovFhku7yMbs8fBmnR4vFgVS3QLV-hYo2CToDrJfTtwPeYriSKqxQzOWYIl19oh4fhVibiLAE2jU/w400-h300/Napoleon_19.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Wohlfahrtsausschuss verwahrt einen Teil seiner Akten in<br />einem Sarg; auch Napoleon wird angeklagt und in Antibes inhaftiert</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Albert Dieudonné spielt mit dem jungen Offizier und Feldherrn Napoleon die Rolle seines Lebens. Er hatte schon in früheren Filmen von Gance mitgespielt, und er wollte diese Rolle unbedingt. Doch er war nicht erste Wahl. Gance wollte eigentlich den russischen Exilanten Ivan Mosjoukine als Napoleon, Dieudonné befand er für etwas zu dick. Aber Mosjoukine sagte nach einigem Überlegen ab, und Dieudonné machte geschwind eine Abmagerungskur und bekam dann doch die Rolle. Gance und Dieudonné erzählten noch Jahrzehnte später (in leicht unterschiedlichen Versionen) die Anekdote, wie Dieudonné in voller Napoleon-Montur in Schloss Fontainebleau (wo Gance einen Teil des Drehbuchs schrieb) schon bei Dunkelheit zum Casting vorsprach - und einen Museumswärter davon überzeugte, der Geist Napoleons zu sein. Ob das nun stimmt oder nur gut erfunden ist - Dieudonné wurde für das damalige Frankreich <b>die</b> perfekte Verkörperung des jung-dynamischen kleinen Korsen. Bei den Dreharbeiten auf Korsika mischte sich das Interesse der einheimischen Bevölkerung für das Filmteam mit echter Napoleon-Begeisterung. Angeblich wagte es niemand, von Dieudonné für irgendetwas Geld anzunehmen, sobald er seine Uniform anhatte.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfEGxZomnm441_04HA0B-YG5KoA0Iw26dwV5WpE1T4NQVIuj111szuDuqEYRX1Gm4KOIxN_qIm-0Szgz8jlLOo_KiPFC7mJqQmppvH7qf0-WAqyUYtU9Of86-CHpEaxmInxtDtyhQxMzGSqRM7PhzqQOoZbvKmkN2fQYBzUBTypsxJWHYNVDjepD-KtwQ/s2872/Napoleon_20.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfEGxZomnm441_04HA0B-YG5KoA0Iw26dwV5WpE1T4NQVIuj111szuDuqEYRX1Gm4KOIxN_qIm-0Szgz8jlLOo_KiPFC7mJqQmppvH7qf0-WAqyUYtU9Of86-CHpEaxmInxtDtyhQxMzGSqRM7PhzqQOoZbvKmkN2fQYBzUBTypsxJWHYNVDjepD-KtwQ/w400-h300/Napoleon_20.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Joséphine de Beauharnais im Gefängnis; der Vicomte de Beauharnais<br />verabschiedet sich von seiner Ex-Frau und lässt die Kinder grüßen</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der <b>zweite Akt</b> beginnt mit der Ermordung Marats in der Badewanne durch Charlotte Corday. Gance hält sich hier bei der Bildgestaltung eng an das berühmte <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Tod_des_Marat">Gemälde von Jacques-Louis David</a>, nur seitenverkehrt. Nach diesem kurzen Auftakt behandelt der ganze Rest des zweiten Akts, in etwa eine Stunde, die Eroberung von Toulon. Die südfranzösische Hafenstadt war in der Hand der Feinde Frankreichs - Engländer, die den Ton angaben, daneben Italiener und Spanier. Besonders ärgerlich: Eine komplette französische Flotte war im Hafen von Toulon von den Feinden festgesetzt. Doch nun sollte die Stadt und der Hafen zurückerobert werden. Napoleon, inzwischen Hauptmann der Artillerie, wird zu der Armeeeinheit vor Toulon versetzt - und ist schockiert. Denn er findet einen verlotterten Haufen vor, der so garantiert nichts erobern wird. Schlimmer noch - der Fisch stinkt vom Kopf her. Denn der kommandierende General vor Ort ist ein aufgeblasener Depp, eigentlich ein Maler. Artillerie? Brauchen wir nicht, wir werden die Stadt mit unseren Degen erobern! Zum Glück für Napoleon und für Frankreich wird der unfähige General schnell durch einen besseren ersetzt. Der erkennt Napoleons Fähigkeiten, hört auf seine Ratschläge, wie man Toulon am besten erobern könnte, und lässt ihn auch die Truppe auf Vordermann bringen. So gewinnt Napoleon bereits jetzt mehr Einfluss, als es seinem Rang entspricht. - Bei Toulon taucht zum ersten Mal seit Brienne Tristan Fleuri wieder auf, als Betreiber einer Kneipe, die auch Napoleon frequentiert - doch wie oben schon angedeutet, erkennt er ihn nicht. Fleuri hat inzwischen zwei Kinder - einen kleinen Sohn, der sich dann abenteuerlustig als Zuschauer und Trommler in die Schlacht begibt, und eine fast erwachsene Tochter, Violine. Diese bewundert Napoleon ebenso wie ihr Vater, und sie verliebt sich unglücklich in ihn, ohne ihn jemals zu bekommen. Damit wird sie letztlich zu einer ähnlich tragischen Figur wie Tristan.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj8d-kaioALAB5I4CkFcJIlNSoragSSzyDa6DTyo82yCEiw62qs_Tkoy79-ocF5z5RvNoMc-lgGohn03QGO6VK34qddmNVdudXt1ErtULt47aY6Zg0LX7dUZxI2Do971LTSeNP94uihdbEOwr4oNrqvq7Inf-DoSXxGvAryMDQLa1sktn6CCjEKxIksWZo/s2872/Napoleon_21.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj8d-kaioALAB5I4CkFcJIlNSoragSSzyDa6DTyo82yCEiw62qs_Tkoy79-ocF5z5RvNoMc-lgGohn03QGO6VK34qddmNVdudXt1ErtULt47aY6Zg0LX7dUZxI2Do971LTSeNP94uihdbEOwr4oNrqvq7Inf-DoSXxGvAryMDQLa1sktn6CCjEKxIksWZo/w400-h300/Napoleon_21.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Tristan Fleuri und seine Tochter Violine</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Die eigentliche <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Toulon_(1793)">Eroberung von Toulon im Dezember 1793</a>, bei Nacht und in schwerem Regen, mit Napoleon als dem wichtigsten Anführer, nimmt die komplette letzte halbe Stunde des Akts ein. Es ist ein wildes, wüstes, brutales Gemetzel im Schlamm. Da liegt etwa ein Soldat schon tot (oder vielleicht nur halbtot) im Morast, und dann sieht man, wie ihm das Rad einer Kanone über den Knöchel fährt (und ihn wahrscheinlich bricht), und in einem Kampf Mann gegen Mann wird einer mit bloßen Händen in der Schlammbrühe ertränkt. So drastische Bilder hat man zuvor wohl nur in Filmen über den Ersten Weltkrieg gesehen, aber nicht in früher spielenden Historienfilmen. Nicht nur Napoleon gönnt seinen Männern keine Atempause, sondern auch Gance gönnt uns als Publikum keine Pause, so dass man diese halbstündige Sequenz am Ende als etwas ermüdend empfinden könnte. Doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Die englischen Soldaten leiden genauso wie die französischen, und bei der Dunkelheit kann man sie ohnehin kaum unterscheiden - sie sind hier keinesfalls "die Bösen". Bei der britischen Führung unter ihrem Admiral Hood ist das ähnlich. Der britische Stab gerät über dem ungünstigen Verlauf der Schlacht etwas in Aufruhr, aber Hood nimmt die Lage ziemlich ungerührt zur Kenntnis. Man könnte das zwar vielleicht als Arroganz auslegen, aber auch positiv als <i>stiff upper lip</i> - eine, wie man sagt, typisch britische Eigenschaft. Jedenfalls bleibt den Engländern am Ende nur, die französische Flotte im Hafen anzuzünden und dann davonzusegeln. Admiral Hoods Darsteller Walter Percy Day war kein Schauspieler, sondern ein Maler, der sich auf <i>matte paintings</i> spezialisiert hatte. In dieser Funktion wirkte er nicht nur an der Produktion von NAPOLÉON mit, sondern an Dutzenden meist britischen oder französischen Filmen, unter Regisseuren wie Renoir, Clair, Duvivier, Hitchcock, Wyler, Dieterle, Powell & Pressburger, Lean, Olivier, Carol Reed. Eine ziemlich eindrucksvolle Liste eines der großen Unbekannten der Filmgeschichte. Neben Percy Day gehörte auch der spanische Regisseur und Trickspezialist Segundo de Chomón, dem wir auch viele bunte Filme in Pathécolor verdanken, zum Special-Effects-Team von NAPOLÉON (und nach mindestens einer Quelle auch Eugen Schüfftan, in anderen Quellen fehlt er aber). Übrigens wurde für die Schlachtszenen nicht ungefähliche Pyrotechnik verwendet. Als einmal der Sprengmeister abwesend war und ein unerfahrener Assistent die Verantwortung übernahm, kam es zu einer Explosion von Magnesiumpulver. Gance und ein halbes Dutzend weitere Anwesende erlitten starke Verbrennungen und mussten ins Krankenhaus - Georges Lampin, einer der Regieassistenten und gleichzeitig Nebendarsteller, sogar für länger. - Ganz am Ende des zweiten Akts ist Napoleon völlig erschöpft im Morgengrauen mitten unter seinen siegreichen Soldaten eingeschlafen - und so verschläft er seine Beförderung zum Brigadegeneral.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil0iJEzeDeTrK58qZJzwsZBoVaMjdzTkRsVEfrmN5cWiwn4LM7RynvecQjNiJZa2ljNv84fVz2VD_IEdMau9imO8BxAzMM25NF-WQMi3rnEL4BaO2h7JuD17o12zXZp0PurHaYAfmvT2l9pkdUDGHOra6t-WsnVYouOQ8ZHP1AIKDGCSdfhHvRBThgczs/s2872/Napoleon_22.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEil0iJEzeDeTrK58qZJzwsZBoVaMjdzTkRsVEfrmN5cWiwn4LM7RynvecQjNiJZa2ljNv84fVz2VD_IEdMau9imO8BxAzMM25NF-WQMi3rnEL4BaO2h7JuD17o12zXZp0PurHaYAfmvT2l9pkdUDGHOra6t-WsnVYouOQ8ZHP1AIKDGCSdfhHvRBThgczs/w400-h300/Napoleon_22.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Joséphine feiert frivole Feste; Paul Barras ist ein Lebemann,<br />aber auch ein ernsthafter Politiker</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Am Anfang des <b>dritten Akts</b>, der wieder so lang ist wie der erste, befinden wir uns im Jahr 1794 auf dem Höhepunkt des "großen Terrors" der Revolution. Reihenweise fallen die Köpfe. Von den "drei Göttern" sind nur noch zwei und dann nur noch einer übrig, weil Robespierre auch Danton auf die Guillotine schickt. Auch Dantons Sekretär und Freund Camille Desmoulins und dessen Frau Lucile, denen wir in der Marseillaise-Sequenz begegnet sind, werden hingerichtet. Dafür betritt ein neuer Schlächter die Bühne, Louis Antoine de Saint-Just. Ausgezeichnet gespielt von Abel Gance selbst - es handelt sich hier nicht um ein Cameo, sondern eine richtige Rolle. Saint-Just ist äußerlich glatter, verbindlicher als der abstoßende Robespierre, aber er ist ein genauso großes Monster. Unermüdlich diktiert er Namen in Serie, und Robespierre setzt seine Unterschrift unter die Todesurteile. Und auch Joséphine de Beauharnais und Napoleon werden ohne besonderen Anlass angeklagt und eingekerkert. (Der echte Napoleon wurde allerdings erst nach der Hinrichtung von Robespierre in einer Bastion in Antibes kurz inhaftiert, gerade wegen seiner bisherigen politischen Nähe zu den Jakobinern.) Die spätere Kaiserin Joséphine ist Napoleon schon im ersten Akt kurz über den Weg gelaufen, aber dann erst mal wieder aus dem Film verschwunden. Doch im dritten Akt wird sie zur zweiten Hauptfigur. Dabei wäre es fast schon mit ihr vorbei gewesen, denn im Gefängnis wird der Name de Beauharnais zur Hinrichtung aufgerufen. Doch es gibt zwei Insassen dieses Namens, Joséphine und ihren geschiedenen Mann, den Vicomte de Beauharnais. Der bittet formvollendet darum, ihm den Vortritt zu überlassen, und weil der Name de Beauharnais nur einmal auf der Liste steht, kommt Joséphine noch einmal davon. Und dann ist der Spuk vorbei. Robespierre hat mit seinen immer radikaleren Positionen die Abgeordneten des Nationalkonvents, von denen nun jeder selbst um seinen Kopf fürchten muss, verärgert und gegen sich aufgebracht. So drehen sie den Spieß um. In einer weiteren turbulenten Sitzung werden Saint-Just, Robespierre, dessen eifriger Unterstützer Couthon und einige weitere Jakobiner zum Tod verurteilt. Saint-Just, der sich bisher in vornehmer Zurückhaltung geübt hat, geht einmal aus sich heraus und hält eine flammende Rede. Fast scheint es, als hätte er Erfolg, doch die Würfel sind gefallen - die Guillotine wartet schon auf ihn, Robespierre und die anderen. Die Revolution frisst ihre Kinder.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2fOh76lwiib7bOUsVYtTuAB4Z7LdnqNlyihc-oO0a9OdI5-F_elMAclgJYnZy5mbsDIJhLvy2FBa3wTW9yvFQUffvU81tIQwsIVzvq562mRp9wzSk63TKXm5uUR0qIpxnzSocXcrqDTvyzkIfIr-QH4_JhnubQusk-L7JwsfIE4c2d2l35T6YoGYPxB4/s2872/Napoleon_23.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2fOh76lwiib7bOUsVYtTuAB4Z7LdnqNlyihc-oO0a9OdI5-F_elMAclgJYnZy5mbsDIJhLvy2FBa3wTW9yvFQUffvU81tIQwsIVzvq562mRp9wzSk63TKXm5uUR0qIpxnzSocXcrqDTvyzkIfIr-QH4_JhnubQusk-L7JwsfIE4c2d2l35T6YoGYPxB4/w400-h300/Napoleon_23.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Barras, General Hoche und Napoleon begegnen sich (noch) auf<br />Augenhöhe; Joséphine mit ihren Liebhabern Hoche und Barras</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Damit sind die Massenhinrichtungen zu Ende, und die Todeskandidaten werden aus den Kerkern entlassen. In den ehemaligen Gefängnissen und zwischen den Gräbern werden nun frivole Parties gefeiert. Napoleon verabscheut dieses Treiben, hält sich aber nicht fern, weil er inzwischen ein Auge auf Joséphine geworfen hat, die, ebenso wie ihre "Kolleginnen" <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Th%C3%A9r%C3%A9sia_Cabarrus">Madame Tallien</a> und <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Julie_R%C3%A9camier">Madame Récamier</a>, zu den führenden Gesellschaftsdamen in Paris gehört. Joséphine interessiert sich auch für Napoleon, aber nicht nur für ihn - sie hat auch Verhältnisse mit dem General Lazare Hoche (der im Rang über Napoleon steht) und mit Paul Barras, der jetzt, nachdem die Revolution wieder in eine gemäßigte Phase eingetreten ist, zu einem der führenden Politiker der Republik wird. Napoleon setzt sich in die Nesseln, indem er sich weigert, als General einen royalistischen Aufstand im Département Vendée zu bekämpfen. Immerhin findet seine Begründung, er wolle nicht gegen Franzosen kämpfen, solange Frankreich von so vielen äußeren Feinden umgeben ist, ein gewisses Verständnis bei General Hoche. So verliert Napoleon zwar vorübergehend sein Kommando, aber nicht seinen Rang als General. Das gibt ihm Zeit, Pläne für die Eroberung Norditaliens auszuarbeiten, wo eine französische Armee unter dem General Schérer bisher erfolglos versuchte, die dort stehenden Österreicher zu besiegen. Napoleons Pläne werden Schérer mit der Feldpost geschickt, doch der schreibt zurück, das seien die Pläne eines Verrückten, und er solle sie doch einfach selbst in die Tat umsetzen. Letzteres war natürlich als Witz gemeint - aber genau das, was Napoleon hören wollte. Doch noch ist es nicht soweit, und Napoleon kämpft an einer anderen Front - um Joséphine.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggocGS0DnF3RcwgwWgTUe-buChp-RTMPQL2P0rVHlxm4yIDiZle1AE3XUCDhmX4gcaalTN-dWns60LSa48d6vA0Pwp7FYyXCFGrmFyn3z9UWmfy9eQvsuVzczqcHI8W6uDUDC_7soo1JP6exW2Sif_ZFFYwg56Q1rzLucPIsWdPYF_mTQUi5__6cEk0Rg/s2872/Napoleon_24.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggocGS0DnF3RcwgwWgTUe-buChp-RTMPQL2P0rVHlxm4yIDiZle1AE3XUCDhmX4gcaalTN-dWns60LSa48d6vA0Pwp7FYyXCFGrmFyn3z9UWmfy9eQvsuVzczqcHI8W6uDUDC_7soo1JP6exW2Sif_ZFFYwg56Q1rzLucPIsWdPYF_mTQUi5__6cEk0Rg/w400-h300/Napoleon_24.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Napoleon umwirbt (noch etwas ungeschickt) Joséphine und spielt<br />mit ihren Kindern Blinde Kuh</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Während Napoleon im Krieg immer weiß, was zu tun ist, stellt er sich auf dem Feld der Liebe eher ungeschickt an. Doch er gibt nicht auf, er nimmt sogar Unterricht bei dem Schauspieler <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois-Joseph_Talma">Talma</a>, der ihm beibringt, wie man galant um eine Frau wirbt. Und tatsächlich gewinnt er nach und nach Joséphines Gunst. Hoche und Barras nehmen das sportlich, Barras fördert ihn sogar. Als royalistische Aufständische nun direkt vor Paris stehen und das Ende der Republik droht, lässt sich Napoleon von Barras nun doch überreden, das Kommando vor Ort zu übernehmen. Er beendet den Aufstand in wenigen Tagen. Zur Belohnung wird er zum <i>Général de division</i> (in etwa Generalmajor) befördert, und er wird bei der Pariser Bevölkerung ungemein populär - so populär, dass Napoleon ein Double winkend an sein Fenster stellt, damit er selbst unerkannt auf die Straße gehen kann. Unterdessen hat sich Violine Fleuris unerfüllte Liebe zu Napoleon zu einer Obsession gesteigert. Als fliegende Straßenhändler kleine Napoleon-Statuetten als Souvenir verkaufen, erwirbt sie eine - als eine Art Reliquie. Und als Napoleons Verbindung mit Joséphine bekannt wird, versucht Violine vor Joséphines Haus, sich zu vergiften. Doch sie wird gerettet, ins Haus gebracht und hochgepäppelt. Und dann gibt ausgerechnet Joséphine, die nichts von Violines Obsession ahnt, ihr eine Stelle als Zofe. In ihrem Zimmer in Joséphines Haus richtet sich Violine nun heimlich eine Art von Heiligenschrein ein, in dem sie die Statuette und andere Napoleon-Devotionalien regelrecht anbetet. Das ist das heftigste, aber nicht das einzige Beispiel für eine quasireligiöse Napoleon-Verehrung im Film. Mehr als einmal blicken Leute mit verklärtem Blick zu ihm auf, als wäre er der Messias.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPb2BLTgCYy6VvmLebhYnwQLCxerZLgvKsMAoRngrToAacwVA0y75KDYvPc4n7cXH1X0X89SXPxNQ2CxhEZVsOLIK1ThOyRzawDX8rZE58CbE_Vs1ZmJGD-HmxUH5yklCXhY8qPu_FwJAHhPYU022fpIsiLNlAteF0gLclEWZ90aQDro0wtIpPxwfv6d0/s2872/Napoleon_25.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPb2BLTgCYy6VvmLebhYnwQLCxerZLgvKsMAoRngrToAacwVA0y75KDYvPc4n7cXH1X0X89SXPxNQ2CxhEZVsOLIK1ThOyRzawDX8rZE58CbE_Vs1ZmJGD-HmxUH5yklCXhY8qPu_FwJAHhPYU022fpIsiLNlAteF0gLclEWZ90aQDro0wtIpPxwfv6d0/w400-h300/Napoleon_25.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Violine feiert ihre fiktive Hochzeit mit Napoleon</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Schließlich ist Napoleon an seinen beiden Fronten am Ziel - wir sind jetzt im März 1796. Die Hochzeit mit Joséphine ist angesetzt, und Napoleon wird zum Befehlshaber der französischen Italienarmee ernannt, seine eigenen Eroberungspläne gebilligt, und der Feldzug soll in wenigen Tagen starten. Darüber vergisst er sogar fast seine Hochzeit (was seine Prioritäten deutlich macht). Während er zuhause über seinen Karten und Plänen brütet, wird aus dem Standesamt, wo die Hochzeit eigentlich schon hätte beginnen sollen, ein Bote nach ihm geschickt. Und als er endlich eintriff, fällt er dem Standesbeamten ständig ins Wort, um die Zeremonie auf das Allernotwendigste zu begrenzen und zu beschleunigen. Joséphine ist sichtlich irritiert und verärgert - sie hätte sich die Hochzeit anders vorgestellt. Immerhin gibt es dann noch eine romantische Hochzeitsnacht. Während dieser echten Hochzeit findet parallel auch eine zweite, symbolische Hochzeit statt. Violine, allein in ihrem Zimmer, hat sich irgendwoher ein Hochzeitskleid besorgt und sich selbst eine Joséphine-Frisur verpasst und begeht jetzt ihre eigene fiktive Hochzeit mit Napoleon. Das ist eine sehr schöne, zarte und traurige Szene - Gance konnte auch sowas perfekt. - Violines Darstellerin Annabella, bürgerlich Suzanne Charpentier, spielte in NAPOLÉON ihre erste größere Rolle - ihren Künstlernamen bekam sie von Gance verpasst. Laut etlicher Quellen spielt sie in NAPOLÉON sogar zwei Rollen, neben Violine auch Napoleons erste Verlobte Désirée Clary. Aber wenn ich nichts übersehen habe, taucht Désirée in der vorliegenden Fassung überhaupt nicht auf. Doch vielleicht sehen wir Annabella in der kommenden neuen Rekonstruktion tatsächlich in zwei Rollen. Später spielte sie beispielsweise in Marcel Carnés HÔTEL DU NORD die jüngere der beiden weiblichen Hauptrollen. Joséphines Darstellerin Gina Manès haben wir hier bereits als Hauptdarstellerin in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/11/cur-fidele-jean-epstein-der.html">CŒUR FIDÈLE</a> kennengelernt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgjloQ0fTjZ60KokLPdQ4QyCrkLHLH9QBtfVyfbyO-eqGZ7ZtzIkavYcbizA7AS_SNCGLoaP25cwsR26MKP6xkvUsjMFNr35yeZEFRa1497Pe7Brn62FVtpcrLCvm7CcZq9ozdjCQHu7-2qGmb9lH5jGkb0Q_xlRgf3juwdkKhvmnB5rm6kjEoKYey5nQM/s2872/Napoleon_26.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgjloQ0fTjZ60KokLPdQ4QyCrkLHLH9QBtfVyfbyO-eqGZ7ZtzIkavYcbizA7AS_SNCGLoaP25cwsR26MKP6xkvUsjMFNr35yeZEFRa1497Pe7Brn62FVtpcrLCvm7CcZq9ozdjCQHu7-2qGmb9lH5jGkb0Q_xlRgf3juwdkKhvmnB5rm6kjEoKYey5nQM/w400-h300/Napoleon_26.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die echte Hochzeit von Joséphine und Napoleon - ein Teil der Gäste und<br />der Standesbeamte schlafen schon, als der Bräutigam eintrifft;<br />r.u. Abschiedskuss beim Aufbruch nach Italien zwei Tage später</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der <b>vierte Akt</b>, mit 50 Minuten der kürzeste, behandelt nun den <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_Bonaparte#Italienfeldzug">Italienfeldzug</a>, der die Habsburger aus Oberitalien vertreiben (und nebenbei das unbedeutende Königreich Sardinien in die Knie zwingen) sollte. Oder, um genau zu sein, er behandelt den Beginn dieses Feldzugs. Denn im Triptychon in den letzten gut 20 Minuten wird es zwar noch als Vorausblick auf die kommenden Taten noch ein bisschen an episodischen Scharmützeln zu sehen geben, aber keine richtige Schlacht mehr. - Der Feldzug beginnt nur zwei Tage nach der Hochzeit, und Napoleon lässt sich mit einer Kutsche im Eiltempo von Paris an die Front bringen. Doch zuvor gibt es noch eine ganz erstaunliche Szene. Napoleon macht bei der Abreise noch am Nationalkonvent halt und betritt das zu diesem Zeitpunkt völlig leere riesige Gebäude, um sich zu sammeln, um Einkehr zu halten. Kaum steht er da sinnierend am Rednerpult, beginnen sich vor seinem geistigen Auge (und vor unserem Auge per stufenmäßig sich überlagernden Mehrfachbelichtungen - auch das wieder eine enorme technische Leistung für die damalige Zeit) die Reihen der Abgeordneten zu füllen. Und dann erscheinen überlebensgroß Saint-Just und die "drei Götter" und sprechen zu Napoleon - nicht als Individuen oder als individuelle Geister, sondern alle vier zusammen als Verkörperung der Revolution. Sie ermahnen Napoleon, dass nur ein starker Lenker die Errungenschaften der Revolution und der Republik bewahren kann, und dass es zur Bewahrung dieser Errungenschaften nötig sei, sie über die Grenzen Frankreichs hinauszutragen nach ganz Europa. Und wenn er, Napoleon, diesen Auftrag nicht erfüllen werde, dann würden sie wie die Erinnyen über ihn kommen. Am Ende singen Damia und die vormaligen Götter und nunmehrigen Geister der Revolution ein weiteres Mal symbolisch die Marseillaise. Napoleon verinnerlicht das alles und bricht nach Italien auf. Wir halten also fest: Napoleon wird sich nicht deshalb zum Alleinherrscher aufschwingen und halb Europa erobern, weil er selbst das so will, sondern weil ihm "die Revolution" diesen Auftrag erteilt hat und er sich überhaupt nicht entziehen kann. Das wird uns ohne einen Zweifel und ohne einen Hauch von Ironie präsentiert - es ist ernst gemeint.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjE-E7duCI8AtGJQWXiFdAasDLYlVdmh8TpSMCL-1ju-p3HS9YpZ84BhlzO-EhBamdbj8gqPkqWnhjq_JFYl4YlJxfYAoByslB_q9WZuEmYFnfgJvLO-8PL3whNjrw50kBXul2Kiu6j-kCK65hWaYxeGbKPlr5ef0obQ-8-BB_alabftqb0qyUPTv5eJJ4/s2872/Napoleon_27.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjE-E7duCI8AtGJQWXiFdAasDLYlVdmh8TpSMCL-1ju-p3HS9YpZ84BhlzO-EhBamdbj8gqPkqWnhjq_JFYl4YlJxfYAoByslB_q9WZuEmYFnfgJvLO-8PL3whNjrw50kBXul2Kiu6j-kCK65hWaYxeGbKPlr5ef0obQ-8-BB_alabftqb0qyUPTv5eJJ4/w400-h300/Napoleon_27.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Napoleon allein im Nationalkonvent - nein, nicht ganz allein</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">In wenigen Tagen ist Napoleon nun an der Front. Die dort schon länger stationierten Kommandeure haben wenig Lust, sich seiner Befehlsgewalt zu beugen, doch er verschafft sich schnell Respekt - zunächst durch sein resolutes Auftreten, aber auch durch die Qualität seiner militärischen Planungen. Ein größeres Problem ist der Zustand der Truppe - der ist nämlich desolat. Es gab schon seit Monaten keinen Sold mehr, die Verpflegung ist höchst mangelhaft, die Uniformen sind zerschlissen. Und Napoleon hat wenig Möglichkeiten, das vor Ort zu ändern. Stattdessen motiviert er seine Soldaten mit einer mitreißenden Rede: "Ich will Euch in die fruchtbarsten Ebenen der Welt führen. Reiche Provinzen, große Städte werden in Eure Hände fallen; dort werdet Ihr Ehre, Ruhm und Reichtümer finden." Das ist jetzt nach Wikipedia zitiert, findet sich so aber auch in den Zwischentiteln. Er verspricht regelrecht ein Land, in dem Milch und Honig fließen, und er, Napoleon, wird seine Männer hineinführen. Fast wie Moses, der das Volk Israel ins gelobte Land führt. Ja, auch diese Szene hat einen quasireligiösen Unterton. Und da hat es schon begonnen, das schon mehrfach angesprochene Triptychon, das die letzten 21 Minuten des Films einnimmt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiqrzs6LlOYU4xEn1U0TRZ5QZeIsbKqlPtNQwvd8umnUPoVwXgRisBTiaz1lIN0sgDtlHLUYqCRdbCtgiQ1Duevnud66OC80LL-Ho09KijkPMiR66sAmR48aMt4Ji6sdfvEK5D-R0yIhP2YLifOta5bPd7TR88rwrTiXYbQhC-M_FHi_WPqcnp8e28QSxw/s2872/Napoleon_28.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="2156" data-original-width="2872" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiqrzs6LlOYU4xEn1U0TRZ5QZeIsbKqlPtNQwvd8umnUPoVwXgRisBTiaz1lIN0sgDtlHLUYqCRdbCtgiQ1Duevnud66OC80LL-Ho09KijkPMiR66sAmR48aMt4Ji6sdfvEK5D-R0yIhP2YLifOta5bPd7TR88rwrTiXYbQhC-M_FHi_WPqcnp8e28QSxw/w400-h300/Napoleon_28.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ankunft an der italienischen Grenze bei einer maroden Truppe</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Es handelt sich dabei zweifellos um eine der kühnsten Taten der gesamten frühen Filmgeschichte. Denn jetzt gibt es nicht mehr eine Leinwand, sondern drei nebeneinander liegende, die von drei miteinander synchronisierten Projektoren bedient werden. Jedes der drei Teilbilder hat das übliche Format 4:3 bzw. 1,33:1, so dass sich zusammengenommen ein Format von 4:1 ergibt. Teils werden damit auf den drei Leinwänden unterschiedliche Szenen abgespielt (wofür von einem französischen Kritiker auch der Ausdruck "Polyvision" geprägt wurde, der aber auch als Synonym für das Triptychon insgesamt benutzt wird), teils die drei Teile eines einzigen superbreiten Panoramas, meist von Totalen. Für den letzteren Modus wurde bei der Aufnahme ein System aus drei synchronisierten Kameras benutzt. Diese waren nicht, wie man vielleicht glauben könnte, nebeneinader angeordnet, sondern übereinander an einer gemeinsamen Achse, leicht gegeneinander verdreht. Diese Erfindung stammt ausnahmsweise nicht von Simon Feldman, sondern vom Kamerahersteller André Debrie. Bei den Totalen spielt der Höhenversatz der Kameras keine Rolle. Bei näheren Aufnahmen, wenn etwa Reiter über die Leinwandgrenzen hinweg das Bild queren, sieht man es, wenn man darauf achtet, aber es stört nicht weiter. In den letzten paar Minuten des Triptychons wird der stringente Handlungsfortschritt beendet zugunsten einer fast rauschhaften Abfolge von Rück- und Vorausblicken, von symbolischen und allegorischen Bildern (auch der Adler taucht wieder auf) mit Doppel- und Mehrfachbelichtungen, alles mit sehr viel Pathos. Ganz am Ende sind die beiden äußeren Panels blau bzw. rot viragiert, während das mittlere farblos bleibt, so dass sich zusammengenommen die Tricolore ergibt.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiK7vTH-zvnkevbg2mWX9VNlSqhCuCaBpdceAwsIyPrEhQdC9pqUvgObdOGOfq73jz-zmBveJqwMroFh7DymIWGQg92a-4ax-DqRxLydjQB0pXiYaLWHrXF6G6cCRQ8Fy496r5LMjphGj5FOlrcht7Ghx8ilr9lgftOQQExiSU103nQcmW7kGPnTCUU6ow/s1907/Napoleon_29.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="464" data-original-width="1907" height="98" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiK7vTH-zvnkevbg2mWX9VNlSqhCuCaBpdceAwsIyPrEhQdC9pqUvgObdOGOfq73jz-zmBveJqwMroFh7DymIWGQg92a-4ax-DqRxLydjQB0pXiYaLWHrXF6G6cCRQ8Fy496r5LMjphGj5FOlrcht7Ghx8ilr9lgftOQQExiSU103nQcmW7kGPnTCUU6ow/w400-h98/Napoleon_29.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Auf einer großen Leinwand (nein, natürlich auf drei großen Leinwänden) muss das ziemlich überwältigend wirken, und selbst auf Blu-ray sieht es eindrucksvoll aus. Bei den nicht sehr vielen Gelegenheiten, bei denen NAPOLÉON im Triptychon-Modus vorgeführt wurde, konnten die drei Leinwände zusammen eine Breite von 30 oder 40 Metern erreichen. Doch es versteht sich von selbst, dass dieses Format für die meisten Kinos ungeeignet ist. Deshalb schnitt Gance auch eine alternative Version mit nur einer Leinwand. Diese ist sechs Minuten kürzer, trotzdem gibt es hier sogar einige Szenen, die im Triptychon nicht zu sehen sind. Vor allem taucht hier Tristan Fleuri noch einmal auf. Er ist als einfacher Soldat in der Armee und unternimmt einen letzten Versuch, Napoleon auf sich aufmerksam zu machen - wieder ohne jeden Erfolg. In der Triptychon-Fassung ist Tristans Handlungsstrang schon früher versandet. - Ursprünglich war Gance nicht sicher, ob er das Triptychon verwenden sollte, denn er verfolgte noch zwei weitere Optionen für den langen Schluss - Farbe und 3-D. Für alle Optionen wurden Probeaufnahmen gemacht - für Farbe im hochwertigen, aber selten bis fast nie benutzten <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Keller-Dorian_cinematography">Keller-Dorian-Verfahren</a>, für 3-D im altbekannten Anaglyphenverfahren. Der Effekt von 3-D entsprach durchaus den Erwartungen: "Um die Muster zu betrachten, musste ich eine rot-grüne Brille aufsetzen. Die 3-D-Effekte kamen sehr gut und sehr plastisch." (Gance bei Kevin Brownlow, siehe längeres Zitat unten). Es war aber klar, dass nicht alles zugleich ging - das wäre zuviel des Guten und technisch nicht umsetzbar gewesen. So entschied sich Gance letztlich für das Triptychon.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfraiBi8fnY0P-52h9fCBGmF1K1Zf5U-_sR5LTuIVaJr9qG76OVk6pEJmy7e3BHw925nbDoHIEVWjNGYvYVaCV8NmHQu0xzjNTD-kfsj28z1n2J_73v7XW4LlsJHE7oYjnfZoRrx9Kaw_0CtMEkVhn5CFoubAtFpxOu0Umws_yEj6L_BmOjw6E9TNqeUU/s1895/Napoleon_30.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="464" data-original-width="1895" height="98" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfraiBi8fnY0P-52h9fCBGmF1K1Zf5U-_sR5LTuIVaJr9qG76OVk6pEJmy7e3BHw925nbDoHIEVWjNGYvYVaCV8NmHQu0xzjNTD-kfsj28z1n2J_73v7XW4LlsJHE7oYjnfZoRrx9Kaw_0CtMEkVhn5CFoubAtFpxOu0Umws_yEj6L_BmOjw6E9TNqeUU/w400-h98/Napoleon_30.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Wie sah nun also Abel Gance seinen Napoleon? Als einen, der auf militärischem Gebiet nichts, aber auch wirklich nichts falsch machte, und der auch mit seinen politischen Ansichten jederzeit richtig lag. Ob das auch im geplanten Sechsteiler für den späteren Napoleon gegolten hätte, der die Ideale der Revolution und die Gesetze der Republik verriet, um sich zum Autokraten und schließlich sogar zum Kaiser aufzuschwingen, steht auf einem anderen Blatt. Aber der junge Napoleon hat mehr oder weniger einen Unfehlbarkeitsstatus. Wer deshalb vielleicht auf die Idee kommt, Gance sei ein Nationalist oder gar ein Militarist gewesen, sollte sich als Korrektiv seinen <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_klage_an_(1919)">J'ACCUSE</a> von 1919 ansehen, der immer noch einer der erstaunlichsten Antikriegsfilme ist. Auch im persönlichen Gespräch, etwa mit Kevin Brownlow, hat sich Gance unmissverständlich geäußert. Im Zusammenhang mit J'ACCUSE sagte er beispielsweise:</div><blockquote><div style="text-align: justify;">"Wen klagte ich an? Ich klagte den Krieg an, ich klagte die Menschen an, ich klagte die allgemeine Dummheit an.
[...]</div><div style="text-align: justify;">J'ACCUSE sollte zeigen, dass ein Krieg, der keinem sinnvollen Zweck dient, nur eine fürchterliche Vergeudung ist.
[...]</div><div style="text-align: justify;">Aber ich bin gegen den Krieg, denn Krieg ist Dummheit. Zehn oder zwanzig Jahre später erkennt man, dass Millionen gestorben sind - für nichts.
[...]</div><div style="text-align: justify;">Niemand hat das Recht, mit Menschenleben zu spielen. Menschenleben sind heilig."</div><div style="text-align: justify;"><br /></div>
<i><div style="text-align: justify;"><i>Kevin Brownlow:</i> Pioniere des Films (Original 1968, dt. Basel und Frankfurt am Main 1997)</div></i></blockquote><p> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGgmVNGZTjBCuDnCApw1hEEk0Ap09-vspGccPbO2GUWnYgYlxNMOBGYonI3Dt96nBcL_Ps7ngCgfYJ9ePOAHNUZKGKsgrvAtS8J4H47Estt6oeBwaEr6EN-Chv5_Gc83Nka8xF6KFrbwwjU93C8sGTmy4IEvp7QO2lGPnsrkgDzRO53Xm34kZGDoJ6czo/s1920/Napoleon_31.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="464" data-original-width="1920" height="96" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhGgmVNGZTjBCuDnCApw1hEEk0Ap09-vspGccPbO2GUWnYgYlxNMOBGYonI3Dt96nBcL_Ps7ngCgfYJ9ePOAHNUZKGKsgrvAtS8J4H47Estt6oeBwaEr6EN-Chv5_Gc83Nka8xF6KFrbwwjU93C8sGTmy4IEvp7QO2lGPnsrkgDzRO53Xm34kZGDoJ6czo/w400-h96/Napoleon_31.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Im zwischenmenschlichen Bereich zeigt Gances Napoleon Defizite, die der Film aber in keiner Weise gegen ihn wendet. Abgesehen von seiner Familie auf Korsika und später von Joséphine und ihren zwei Kindern (aus der Ehe mit dem Vicomte de Beauharnais), mit denen er sogar Blinde Kuh spielt, geht Napoleon keinerlei menschliche Bindungen ein. Wer sich durch militärische Taten (oder wie im Fall von Rouget de Lisle durch eine zwar nicht militärische, aber patriotische Tat) hervortut, bekommt Anerkennung gezollt, aber das war es dann auch schon wieder. Wer ihm sonst über den Weg läuft (und nicht im Rang über ihm steht), muss im besten Fall mit Nichtbeachtung und im schlechteren Fall mit ziemlich brüsker Behandlung rechnen. Aber Napoleon hat eben Wichtigeres zu tun, als sich mit irgendwelchen Leuten abzugeben - so die zwar nicht offen ausgesprochene, aber implizite Botschaft des Films.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj9lmJrOE_dBa9UtS6OsjW2rchkSgRzhxN8ynPZsX55L3NDEeFQdWpKQNxPrjU11g7MLfVkXUReI5UTEbmP_yAiT4cYNRh4H8uhVxvqBZU9UQiPvxCyvcR0srvlzwEK-qjbKzVfcXbLYoeGO0LDYCj3Xi4uU8gjF8P_cgCMzl0zticvMrdd_F9WY4Uh_fE/s1920/Napoleon_32.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="464" data-original-width="1920" height="96" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj9lmJrOE_dBa9UtS6OsjW2rchkSgRzhxN8ynPZsX55L3NDEeFQdWpKQNxPrjU11g7MLfVkXUReI5UTEbmP_yAiT4cYNRh4H8uhVxvqBZU9UQiPvxCyvcR0srvlzwEK-qjbKzVfcXbLYoeGO0LDYCj3Xi4uU8gjF8P_cgCMzl0zticvMrdd_F9WY4Uh_fE/w400-h96/Napoleon_32.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Wie schon geschrieben, wurde NAPOLÉON an den Kassen ein Misserfolg, und nicht nur wegen dem aufziehenden Tonfilm. Den Vertrieb des Films übernahm ein Konsortium aus Gaumont und MGM, und vor allem letztere Firma ließ es sehr am nötigen Einsatz fehlen. Über die Gründe dafür gibt es unterschiedliche Ansichten. Der größte Fan von "Polyvision" war Gance selbst, und er glaubte, damit die Zukunft des Films geschaffen zu haben. Seiner Meinung nach würden in absehbarer Zeit alle Filme Polyvision verwenden - was wohl auch ohne den Tonfilm eine krasse Fehleinschätzung gewesen wäre. Gance aber glaubte, dass MGM wegen der drohenden Kosten der Umstellung auf das Verfahren Angst davor hatte und es bewusst torpedierte, indem NAPOLÉON nicht richtig vermarktet wurde. Meiner Meinung nach ist das ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Eine andere Begründung lautet, dass MGM verhindern wollte, dass NAPOLÉON dem ebenso monumentalen und noch viel teureren BEN HUR (1925, Hauptregisseur (neben einigen anderen) Fred Niblo) in die Quere kommt. BEN HUR geriet vorerst zu einem finanziellen Debakel, nach der regulären Auswertung gab es trotz hoher Einnahmen wegen der ausgeuferten Kosten einen Verlust von 700.000 (inflationsbereinigt 12 Mio.) Dollar. "Noch nie gab es etwas Vergleichbares. Niemals wird es etwas Vergleichbares geben. Und niemals hätte es etwas Vergleichbares geben dürfen." - so brachte es ein MGM-Manager gallig auf den Punkt. Um die Kosten doch noch hereinzuholen, vermarktete MGM den Film in vielen Ländern über die übliche Laufzeit hinaus, und ein weiterer Monumentalfilm im Portfolio, an dem das Studio auch weniger verdiente (weil es ihn nicht selbst produziert hat), hätte da gestört. Ich weiß nicht, ob es wirklich Belege für diese Theorie gibt, aber sie erscheint mir jedenfalls plausibler als die von Gance. Übrigens, als MGM 1959 William Wylers Neuverfilmung von BEN HUR in die Kinos brachte, unternahm das Studio alles Erdenkliche, um die noch existierenden Kopien der 1925er Version zu vernichten. Dem privaten Filmsammler William K. Everson wurde sogar das FBI ins Haus geschickt, und ihm wurde mit Gefängnis gedroht.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhngRBZtdJ4OmcNY7VYfHOd9Mh5F9oPENOsxrpZYh0ixi0FlEMiOBnEMiGaN8TNhNrVOtLX9HSH-oSClPm08nWstEWpu67Nn28eH92CS3m0pubUxMn1mnM23X2J8-WY6SKhSn5jj346aJfwxTCanSrvPRfA_5_Bm-lHNB5Ei8V11fpybEuAHfoVlQax7vI/s1920/Napoleon_33.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="464" data-original-width="1920" height="96" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhngRBZtdJ4OmcNY7VYfHOd9Mh5F9oPENOsxrpZYh0ixi0FlEMiOBnEMiGaN8TNhNrVOtLX9HSH-oSClPm08nWstEWpu67Nn28eH92CS3m0pubUxMn1mnM23X2J8-WY6SKhSn5jj346aJfwxTCanSrvPRfA_5_Bm-lHNB5Ei8V11fpybEuAHfoVlQax7vI/w400-h96/Napoleon_33.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Keine Theorie, sondern gesicherte Tatsache ist es, dass Verleiher und Kinobetreiber unermüdlich an NAPOLÉON herumschnitten und ihn immer weiter kürzten, um ihn in ein kommerziell leichter verwertbares Korsett zu zwängen - bis hinunter zu 90 Minuten. Es versteht sich von selbst, dass dabei nur eine schlechte Parodie des ursprünglichen Films übrigbleibt. Das führte nicht nur zu schlechten Kritiken, sondern auch zu sehr schlechter Mundpropaganda in der Kinobetreiberszene (bei Brownlow sind entsprechende Zitate abgedruckt). Und es führte dazu, dass irgendwann viele verschiedene Versionen im Umlauf waren. Je nachdem, wer gezählt hat, sollen es 19 bis 23 Fassungen gewesen sein. In der von Gance intendierten Länge, die er zusammen mit Marguerite Beaugé schnitt, lief er nur ein einziges Mal, bei der zweiten Vorstellung (nach der Premiere in der Pariser Oper), im Mai 1927 im Apollo-Theater, ebenfalls Paris (eine Übersicht der ersten Fassungen gibt es <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Napol%C3%A9on_(1927_film)#Released_versions_and_screenings">bei Wikipedia</a>). Dass es heute die wunderbare Version von 5:30 Stunden (und demnächst eine noch längere) gibt, verdanken wir in erster Linie Kevin Brownlow. Ich habe schon in meinem <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2011/07/fruhsozialisten-puritaner-und-ein.html">Artikel über WINSTANLEY</a> über Brownlows Werdegang und seine Verdienste berichtet. Deshalb steigen wir jetzt ins Jahr 1980 ein. Da veröffentlichte Brownlow bei einer Gala-Premiere in London seine bislang prächtigste Rekonstruktion von NAPOLÉON mit einer Länge von 4:50 Stunden (bei einer Geschwindigkeit von 20 fps), mit einer Orchesterbegleitung, die der amerikanisch-britische Filmkomponist <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Davis">Carl Davis</a> dafür geschrieben hatte (eine Vorpremiere ohne Davis' Musik fand bereits 1979 beim Telluride Festival statt, Gance war dabei anwesend). Davis hatte bereits seit Mitte der 70er Jahre für die von Brownlow zusammen mit David Gill produzierte TV-Serie über den amerikanischen Stummfilm (gesendet 1980) kurze Filmauszüge vertont, man kannte und schätzte sich also. Die Londoner Premiere wurde ein überragender Erfolg und erweckte das Interesse der Medien.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEig_hJU93TNqerQ244qYXlWeS8kFpMleVre1VHXB3JVZt5qh0mM-1mhY2OxQa6RR_phSz-3p2Ngb4pK90fC3ZceOiMXAGAhjlWSz56C321qV-gOttaaXQErdB4oClcmADFuAp69rzDe5oZVn6y1y4INUKCY1l9A-FhXDrNjGjnE6kmt9WiCRm4LZb_0iBI/s1920/Napoleon_34.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="464" data-original-width="1920" height="96" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEig_hJU93TNqerQ244qYXlWeS8kFpMleVre1VHXB3JVZt5qh0mM-1mhY2OxQa6RR_phSz-3p2Ngb4pK90fC3ZceOiMXAGAhjlWSz56C321qV-gOttaaXQErdB4oClcmADFuAp69rzDe5oZVn6y1y4INUKCY1l9A-FhXDrNjGjnE6kmt9WiCRm4LZb_0iBI/w400-h96/Napoleon_34.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Nun betritt Francis Ford Coppola die Szene, und er spielt eine für mich etwas undurchsichtige und unerquickliche Rolle. Coppola oder dessen Firma Zoetrope (an der auch George Lucas beteiligt ist) hatte es irgendwie geschafft, die Rechte (oder einen Teil der Rechte?) an NAPOLÉON von Abel Gance zu erwerben. Coppola nahm nun Brownlows Restauration von 1980, beschnitt sie an etlichen Stellen und erhöhte gleichzeitig die Geschwindigkeit von 20 auf 24 fps. Für diese Version, die nun knapp vier Stunden dauerte, schrieb Coppolas Vater Carmine Coppola eine neue, ebenfalls orchestrale, Musikbegleitung. Diese Version kam Anfang 1981 heraus und hatte ebenfalls großen Erfolg. (Abel Gance starb im November 1981 mit 92 Jahren, er hatte also das große Glück, die öffentliche Wiederentdeckung und den spektakulären Erfolg seines Films noch mitzuerleben.) Es gab nun im Lauf der Jahre immer wieder Berichte, dass Francis Ford Coppola (unterstützt von Universal) mit den Mitteln des Urheberrechts die Brownlow/Davis-Version soweit wie möglich unterdrückte (siehe <a href="https://boingboing.net/2004/12/06/coppola-copyright-di.html">beispielsweise hier</a>), obwohl (oder weil?) diese von Anfang an die vielleicht bessere, auf jeden Fall aber die vollständigere war. Sei es, dass es ihm ums Geld ging, sei es, dass er seinem Vater (der 1991 starb) bleibenden Nachruhm als <b>der</b> neue NAPOLÉON-Komponist sichern wollte. Die Angelegenheit ist kompliziert, und manches daran ist mir unklar, und so möchte ich hier Coppola nicht zum Buhmann machen. Es ist aber schon auffällig, dass die Brownlow/Davis-Versionen bis 2016 weder auf Heimmedien erschienen noch in den allermeisten Ländern im Fernsehen noch in normalen Kinos liefen, während die Coppola-Version auf VHS, Laserdisc und DVD erschien, eine (natürlich begrenzte) Kino-Auswertung erfuhr und in etlichen Ländern im Fernsehen gesendet wurde, irgendwann in den 80er Jahren auch in der BRD (das war meine erste und für lange Zeit einzige Begegnung mit NAPOLÉON).</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEinHVwBKKNXO5UXey8i1kXQh82eTLG7OoIFaaa41wGmuIN6RkEXNyDoknJvLYrU8ZV5wiVYfK-93haec-CHWCSsxxEpinrpysZWHmzugBl20XznhExTTU2ZWsuHapn6okyJSM1vysJEaQwBt0Bch0I97nJsDjWkL8xlpKWndG21IE2SFs_beVCHAPFwgas/s1920/Napoleon_35.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="464" data-original-width="1920" height="96" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEinHVwBKKNXO5UXey8i1kXQh82eTLG7OoIFaaa41wGmuIN6RkEXNyDoknJvLYrU8ZV5wiVYfK-93haec-CHWCSsxxEpinrpysZWHmzugBl20XznhExTTU2ZWsuHapn6okyJSM1vysJEaQwBt0Bch0I97nJsDjWkL8xlpKWndG21IE2SFs_beVCHAPFwgas/w400-h96/Napoleon_35.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ich schrieb gerade "Brownlow/Davis-Versionen" im Plural, denn 1980 kamen Brownlows Bemühungen nicht zum Erliegen. Ganz im Gegenteil: Der doppelte Paukenschlag 1980/81 sorgte für viel Aufmerksamkeit, und in den Filmarchiven der Welt begann eine neue Suche nach weiteren Fragmenten, und man wurde fündig. Vor allem in der Cinémathèque Française, aber auch in vielen anderen Archiven gab es reichlich Funde. Teils gab es längere Schnittfassungen bekannter Szenen, teils bisher unbekannte Szenen, teils Fragmente auf 35mm, die bisher nur im Amateurfilmformat 9.5mm vorlagen. Schon 1983 konnte Brownlow eine neue Restaurierung vorlegen, die nun 5:13 Stunden (wie gehabt bei 20 fps) dauerte. Und im Jahr 2000 schließlich brachte Brownlow mit abermals neuen Funden den Film auf die Länge von 5:30 Stunden. Jedesmal, wenn NAPOLÉON wieder länger wurde, passte die Musik von Carl Davis nicht mehr, doch Davis blieb am Ball und passte seinen Soundtrack immer zeitnah an. Das ist nun nicht mehr möglich, denn Davis - der im Lauf der Jahrzehnte einer der renommiertesten Stummfilmkomponisten wurde - starb im August 2023 mit 86. Für seine Verdienste wurde er unter anderem zum <i>Commander of the Most Excellent Order of the British Empire (CBE)</i> erhoben (das ist eine Stufe unter dem "Sir"). Die kommende Restaurierung der Cinémathèque Française wird eine völlig neue Musik haben. Schon seit den späten 70er Jahren wurde ein Teil dieser Arbeiten von Brownlow und Davis von den britischen Fernsehsendern Thames Television und Channel 4 unterstützt. Vor allem der Manager und Produzent Jeremy Isaacs (seit 1996 Sir Jeremy), der nacheinander bei beiden Sendern arbeitete, war hier sehr umtriebig und hilfreich.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggzarPLozUeJ9KXVbzKxrPyIfruMfHdfBU3qJE9UjZ5-NC0U4VJ8LnpXY3UiVSGlE4frxsvNvYgesyWVAmpojSxOjIWTVT0yWoNALLLzjesWV98X_LaRMV1kuuL5Wqtwpi3uYCK2IvVOHVZkGNxYGGwJIo9h9hQerVfxdzCuYO3z0Ko7T_Chd633AOblU/s1920/Napoleon_36.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="464" data-original-width="1920" height="96" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggzarPLozUeJ9KXVbzKxrPyIfruMfHdfBU3qJE9UjZ5-NC0U4VJ8LnpXY3UiVSGlE4frxsvNvYgesyWVAmpojSxOjIWTVT0yWoNALLLzjesWV98X_LaRMV1kuuL5Wqtwpi3uYCK2IvVOHVZkGNxYGGwJIo9h9hQerVfxdzCuYO3z0Ko7T_Chd633AOblU/w400-h96/Napoleon_36.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Völlig unter dem Deckel waren die Brownlow/Davis-Versionen nie, denn alle paar Jahre wurden sie bei speziellen Events aufgeführt (aber oft begleitet von Drohungen durch Coppolas Anwälte), beispielsweise 2012 auf einem <a href="https://silentfilm.org/wp-content/uploads/2020/06/2012_Napoleon_Book.pdf">Stummfilmfestival in San Francisco</a>. Und 2016 geschah, was man schon fast nicht mehr für möglich hielt: Die damals auch schon wieder 16 Jahre alte fünfeinhalb-Stunden-Version von Brownlow und Davis erschien beim British Film Institute auf drei Blu-rays bzw. vier DVDs. Diese Edition kann ich ohne Einschränkungen empfehlen. Wer gut Französisch kann, wird es vielleicht als Schönheitsfehler empfinden, dass es keine französischen, sondern nur englische Zwischentitel gibt. Die Coppola-Version erschien 2012 in Deutschland auf einem 2-DVD-Set von Studio Canal/Arthaus. Diese Ausgabe könnte inzwischen vergriffen sein, kann derzeit aber auch <a href="https://www.arthaus.de/magazin/schauen_sie_unbedingt_napoleon">gestreamt werden</a>. Wann und in welcher Form die neueste Restaurierung für den Massenmarkt verfügbar sein wird, bleibt abzuwarten. - Wer sollte sich nun NAPOLÉON ansehen, und wer nicht? Übermäßig ausgeprägtes Sitzfleisch ist nicht vonnöten, denn die Sichtung lässt sich problemlos auf zwei, drei oder vier Tage verteilen. Die Einteilung in vier Akte und die moderne Aufteilung auf drei oder vier Silberscheiben bieten genug passende Sollbruchstellen dafür. Wer mit Stummfilmen nichts anfangen kann, ist hier natürlich fehl am Platz - geschenkt. Aber wer Film auch oder vor allem als ein visuelles Medium der dynamischen Bewegung begreift und dabei ein gewisses Übermaß an Pathos und Patriotismus verkraften kann, sollte diesem erstaunlichen Werk eine Chance geben.</div></div></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkUWsuPibe7hvaGQi_IIE-apzGCCkpY5_-tJURXtbtLhRkSFQeE-JPbo2zXn91RGHwmISFMJsGf7mgHBxXzIx5Fu72qxKkpuONVP0s8mQe4fyTCVhHikQcEEVMaIEm87xVYAr__qExVS8MOcT5iz4VQbU5zCTfsZZ8Dwz8Ac1nKw-KZ3TOIKoDMo9d-sg/s1920/Napoleon_37.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="464" data-original-width="1920" height="96" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgkUWsuPibe7hvaGQi_IIE-apzGCCkpY5_-tJURXtbtLhRkSFQeE-JPbo2zXn91RGHwmISFMJsGf7mgHBxXzIx5Fu72qxKkpuONVP0s8mQe4fyTCVhHikQcEEVMaIEm87xVYAr__qExVS8MOcT5iz4VQbU5zCTfsZZ8Dwz8Ac1nKw-KZ3TOIKoDMo9d-sg/w400-h96/Napoleon_37.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;"></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9u9eTUd2LtRPqxcJbqywgPMWTiaDbH7jlSZszCTKecouoyNkmJPjdZX7wnOd9NaJMBPruu0uN_zLti9VcNQHlaMFUsZH0Z9-PttuCnMzdexOfXgpASx8FWBCeV-dS51-ZC71FAqRPds7Cu8K_FEQmWy5F4sdokxPKalzoUUmJM8DPsxU2fiOw07xO7dE/s2872/Napoleon_38.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1078" data-original-width="2872" height="150" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg9u9eTUd2LtRPqxcJbqywgPMWTiaDbH7jlSZszCTKecouoyNkmJPjdZX7wnOd9NaJMBPruu0uN_zLti9VcNQHlaMFUsZH0Z9-PttuCnMzdexOfXgpASx8FWBCeV-dS51-ZC71FAqRPds7Cu8K_FEQmWy5F4sdokxPKalzoUUmJM8DPsxU2fiOw07xO7dE/w400-h150/Napoleon_38.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Abel Gance in NAPOLÉON sowie in ABEL GANCE: THE CHARM<br />OF DYNAMITE (1968) von Kevin Brownlow</td></tr></tbody></table><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div>Manfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-55899365475071809022024-01-02T12:22:00.000+01:002024-01-02T12:22:14.241+01:002023 im persönlichen Rückblick<p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhYrsUzmQAHIUcQzCagL34NqMJ-qzRtOAZ_vmjMefpaByEQ6yAuz2p1lcs51-LlQGU1UaZujaSghyphenhyphenG2kxzlGtGItOqSPuJO_hdeCNVBm_FCzT-KxlcIEd-IKUWMw1oq4ZRJJz6sgs0vxcVlm3_STpD5zuvN9iLqcYSviefMvuaRNipDanMatWu-nIeUTOk/s1280/matinee_01-01-2023.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhYrsUzmQAHIUcQzCagL34NqMJ-qzRtOAZ_vmjMefpaByEQ6yAuz2p1lcs51-LlQGU1UaZujaSghyphenhyphenG2kxzlGtGItOqSPuJO_hdeCNVBm_FCzT-KxlcIEd-IKUWMw1oq4ZRJJz6sgs0vxcVlm3_STpD5zuvN9iLqcYSviefMvuaRNipDanMatWu-nIeUTOk/w400-h216/matinee_01-01-2023.jpg" width="400" /></a></div><br /> <p></p><p style="text-align: justify;">Und wieder ein Jahr vorbei... Mit vielen schönen</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><h3 style="text-align: justify;"><b>Festivals und Filmwochenenden</b></h3><p style="text-align: justify;">Über den wunderbaren <b>20. Hofbauer-Kongress im Januar</b> habe ich <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2023/11/heie-leidenschaften-schwitzende-korper.html" target="_blank">bereits hier geschrieben</a>: tried & tested, bekannt und immer wieder wunderschön. Eine Premiere für mich war 2023 der Besuch des <b>Technicolor-Festivals in der Schauburg in Karlsruhe</b>: der Kinosaal mit der riesigen Cinerama-Leinwand, viele bekannte Gesichter und eine unschlagbare Verköstigung mit Frühstück, Kaffeepausen und Abendessen (und eine größere Runde Freibier mit einer lokalen Brauerei an einem Abend) machten dies zu einem wunderschönen verlängerten Pfingst-Wochenende – und natürlich die tollen Filme: die stark geschnittene Wiederaufführungsfassung von GIÙ LA TESTA hat mir noch mal gezeigt, wo das eigentliche Herz des Films liegt, das Double-Feature aus JAWS und MORTE À VENEZIA war verblüffend stimmig (beide morbid-maritim und mit einer korrupten lokalen Verwaltung, die etwas Störendes – hier ein mörderischer Hai, dort eine Cholera-Epidemie – zu vertuschen versucht). Auch über das <b>9. Terza Visione</b>, diesen wunderschönen cineastischen Kurzurlaub in Italien, <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2023/08/endliche-ehen-und-unsterbliche-liebe.html" target="_blank">habe ich schon geschrieben</a>.</p><p style="text-align: justify;">Zum Frankfurter Filmmuseum zog es mich dann wieder Ende September zur <b>Mini-Retrospektive "Pre-Code Musicals Maudits"</b>, die sich gefloppten, genre-hybriden Musicals der Pre-Code-Ära widmete, mit MADAM SATAN von Cecil B. DeMille (eine Ehefrau versucht ihren untreuen Ehemann bei einer wilden Party als Femme Fatale verkleidet "zurück" zu verführen – aber dann gibt es eine Zeppelin-Katastrophe), I AM SUZANNE von Rowland V. Lee (eine verunglückte Tänzerin verliebt sich in einen Puppenspieler, der eine verstörende fetischistische Beziehung zur Puppen-Version seiner Geliebten entwickelt), IT'S GREAT TO BE ALIVE von Alfred L. Werker (nach einer für Männer tödlichen Pandemie wird ein letzter überlebender Mann von allen Frauen der Welt heiß begehrt) und MURDER AT THE VANITIES des langjährigen DeMille-Mitarbeiters Mitchell Leisen (ein Serienmörder versetzt eine Revue-Premiere in Angst und Schrecken). Eine wirklich entgrenzte "wilde Sause" der Freizügigkeiten (so viele so extrem kurze Miniröcke habe ich in dieser Ballung selten gesehen) und der totalen Unfassbarkeiten, bevor der "Code" den Stecker zog.</p><p style="text-align: justify;">Wieder nach Italien (bzw. zur Nürnberger Filiale im KommKino) ging es zum <b>Italo-Cinema-Wochenende im Oktober, wie 2018 mit Giallo-Schwerpunkt</b>. Leider auch eine Schau des Materialverfalls, mit vielen rotstichigen, komplett entfärbten, teils in den Aktenden materiell komplett zerstörten und unabspielbaren Kopien. Die ab Samstag 16 Uhr drei aufeinanderfolgenden Filme hatten zum Glück alle Farbe und gutes Material, und zwischen dem Giallo-Gothic-Horror-Klamaukkomödien-Hybrid TUTTI DEFUNTI... TRANNE I MORTI von Pupi Avati und dem als Giallo getarnten entschleunigten Sleazer cum Kinski LA BESTIA UCCIDE A SANGUE FREDDO von Fernando Di Leo lief passenderweise in der Prime-Time das große Tier-Giallo-Meisterwerk UNA FARFALLA CON LE ALI INSANGUINATE in strahlendem Technicolor.</p><p style="text-align: justify;">Wenige Wochen später dann wieder Nürnberg, diesmal zum <b>Karacho-Festival des Actionfilms</b>. Mehr bekannte Titel denn je (ROBIN HOOD, THE FRENCH CONNECTION, DEATH WISH 3, LICENCE TO KILL, STRIKING DISTANCE), aber auch schöne Überraschungen aus den Philippinen und aus der Reservekiste für nicht rechtzeitig gelieferte Kopien. Ein besonderer Schmankerl, der den Blick jenseits der klassischen Regisseurs- oder Darsteller-Perspektiven erweiterte, waren die zwei Einführungen zur Musik von Michael Kamen (ROBIN HOOD, LICENCE TO KILL). Und bei aller Liebe zu Kongress und Terza: sehr schön bei Karacho (auch, wenn es in einer idealen Welt anders sein sollte) ist auch die stets kleine, gemütliche, intime Publikumsrunde.</p><p style="text-align: justify;">Noch kleiner, gemütlicher und intimer ging es dieses Jahr auch beim <b>Filmarchäologen-Symposium</b> zu (ich war einer von zwei extern Angereisten). Auch hier keineswegs zulasten der Veranstaltungsqualität, im Gegenteil (und einen Tisch im Restaurant zu finden bei dieser Anzahl ist auch gleich viel einfacher!). </p><p style="text-align: justify;">Als unterjährige Reihe ein stetiger Begleiter meines Filmjahres war das <b>35mm-Kino des Film e.V. Jena</b>. Mein erster Miyazaki (SEN TO CHIHIRO NO KAMIKAKUSHI – SPIRITED AWAY) habe ich bei einer Kindervorstellung (mit einigen ob des verblüffenden Gore- und Splatter-Content des Films recht eingeschüchterten sehr jungen Co-Zuschauern) erleben dürfen. Meine Entfremdung von Kubrick schreitet zwar immer weiter voran (wie ich bei THE KILLING und A CLOCKWORK ORANGE gemerkt habe), nur 2001: A SPACE ODYSSEY scheint davon nicht tangiert zu sein: interessanterweise gab es eine Roadshow-Kopie mit Prolog-Musik (ca. 8 Minuten Ligeti mit Schwarzbild) und Intermission (Penderecki mehrere Minuten lang über die Einblendung "Intermission"). Die Mini-Retro zum asiatischen Arthouse-Kino umfasste Zhang Yimous verblüffend dreckig-naturalistisches Dorfdrama und Filmdebüt HONG GAO LIANG – RED SORGHUM und Kurosawas bizarr-exzentrisches Epos bzw. Nicht-Epos RAN als Höhepunkte. Doch die großen Highlights kamen dann im Herbst in der Reihe "Auto & Geschwindigkeit": eine die Großartigkeit dieses Films noch mal unterstreichende Projektion von Tarantinos DEATH PROOF in einer kristallinen Kopie, eine Sonderveranstaltung in 16mm mit Wim Wenders IM LAUF DER ZEIT (der Slowburner der Reihe), <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/07/belagerung-invasion-isolation-john.html" target="_blank">John Carpenters wunderbarer CHRISTINE</a>, eine interessante Wiederentdeckung eines Films, den ich bei der Erstsichtung halb verschlafen hatte und der trotz schwerer Verregnung und Braunstich nun gerade im Kino voll einschlug (VANISHING POINT) und last but not least der Höhepunkt, die Gottwerdung der Reihe, das Kino-Erlebnis des Jahres, TWO-LANE BLACKTOP.</p><p style="text-align: justify;">Auch eine schöne unterjährige Filmreihe gab es im Leipziger LURU-Kino zu sehen: <b>"LURU Archive"</b> zeigte in sonntäglichen Double-Features Schätze aus dem Kopienarchiv des Kinos. Mitgenommen habe ich das Doppel über schwierige Liebe mit dem Melodrama auf dem schwedischen Dorf HON DANSADE EN SOMMAR (Arne Mattson: Schweden 1951) und dem Mafia-Drama LA MOGLIE PIÙ BELLA (Damiano Damiani: Italien 1970), das urbane Neo-Noir-Doppel mit dem überaus faszinierenden Rape-and-Revenge-Kracher LIPSTICK (Lamont Johnson: USA 1976) und dem "nur" okayen Polizei-Actionfilm NIGHTHAWKS (Bruce Malmuth: USA 1981) sowie das italienische Sleaze- und Exploitation-Doppel mit Ruggero Deodatos fiesem Home-Invasion-Schocker LA CASA SPERDUTA NEL PARCO und Marcello Andreis etwas zerfahrenem, dafür aber mit Joe Dallesandro umso mehr charismatisch besetzten urbaner Gang-Film IL TEMPO DEGLI ASSASSINI.</p><p style="text-align: justify;">Und last but not least fand das <b>23. Internationale Jenaer Kurzfilmfestival cellu l'art</b> mit meiner Wenigkeit als Teil des Orga-Teams statt. Ein auszehrendes, nervenaufreibendes, ultrastressiges – aber eben am Ende auch sehr belohnendes Event. Besonders stolz bin ich nicht nur darauf, ein 35mm-Programm aus dem Archiv des KommKinos nach Jena gebracht zu haben, sondern auch auf das von mir kuratierte <a href="https://cellulart.de/festival/programm/specials/female-gaze-s" target="_blank">Special zu erotischen Kurzfilmen weiblicher Regisseure</a> (das vor einem aus allen Nähten platzenden ausverkauften Kinosaal stattfand). Nicht organisatorisch beteiligt war ich an der Programmsektion, die dieses Jahr wohl der Höhepunkt war: der Länderschwerpunkt Estland. Zwei historische Programme zum estnischen Animationsfilm der 1950er bis 1980er auf 35mm, ein Programm zum zeitgenössischen estnischen Animationsfilm (inklusive einer Deutschlandpremiere) und ein Kinderprogramm mit Filmmix aus über über sechs Jahrzehnten. Besonders erwähnenswert finde ich</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">EINE MURUL – BREAKFAST ON THE GRASS (Priit Pärn: Sowjetunion [Estland] 1987)</p><p style="text-align: justify;">Priit Pärn gehörte zu den jungen Rebellen der frühen 1980er Jahre, die vom "familienfreundlichen" Animationsstil der Überväter Elbert Tuganov und Heino Paars die Schnauze voll hatten. EINE MURUL ist sichtlich ein Perestrojka-Film, weil Pärn hier dem Zuschauer mit einer unglaublichen Wut die Verrohung des Alltags in der Sowjetunion in grotesken Bildern vor die Füße kotzt: Strafgefangene werden durch graue Straßen geprügelt, Schwarzhändler zwingen Frauen zur Prostitution, in Ämtern wird brav nach Hierarchie immer weiter nach unten getreten, Frauen werden zu Gebärmaschinen degradiert und verlieren dabei wörtlich das Gesicht. Eine finstere, apokalyptische Vision, von galligem Humor durchzogen.<br />Etwas weniger finster-nihilistisch ging es in Pärns AEG MAHA – TIME OUT (Sowjetunion [Estland] 1984) zu, in dem eine Katze in einer Art infernalischem Perpetuum-Mobile der stressigen Alltagsroutinen gefangen ist, sich in einem Nervenzusammenbruch in eine grotesk-surreale Traumwelt flüchtet – und dort wieder in eine infernalische Stressmaschine gerät.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">KOERKORTER – THE DOG APARTMENT (Priit Tender: Estland 2022)</p><p style="text-align: justify;">Willkommen zurück zur Apokalypse, diesmal postsowjetisch: ein Wasteland mit grotesk entstellten Figuren, eine hündische Wohnung die bereit ist ihre Mieter zu fressen, eine surreal-absurde Tagesroutine um die Brötchen bzw. Würstchen zu verdienen. Und dazwischen ein poetischer Ballett-Tanz, "Schwanensee", inmitten eines Kuhstalls. (Zu sehen <a href="https://www.arte.tv/de/videos/114557-000-A/dog-apartment/" target="_blank">in der arte-Mediathek bis Dezember 2024</a>)</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><h3 style="text-align: justify;"><b>Ekstatische Kinoerlebnisse der Extraklasse mit alten Bekannten</b></h3><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">BASIC INSTINCT (Paul Verhoeven: USA/Frankreich 1992)</p><p style="text-align: justify;">7. Februar 2023, Kino am Markt: auf einer großen Leinwand sind die Closeups auf die Wortgefechts-Duelle zwischen Sharon Stone und Michael Douglas noch mal erotischer! "Nicky! Nicky..."</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">TWO-LANE BLACKTOP (Monte Hellman: USA 1971)</p><p style="text-align: justify;">22. November 2023, Schillerhof, 35mm: gesehen in der wahrscheinlich einzigen erhaltenen 35mm-Kopie in Europa. Das Sound-Design ist im Kino wirklich der Wahnsinn. Aber auch die Textur der Bilder kam in der Kopie besonders schön zum Tragen (die schöne Struktur von Warren Oates' farb-wechselndem Pullover!). Das legendäre Ende analog zu sehen ist natürlich atemberaubend. Totales Kino!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><h3 style="text-align: justify;"><b>Spezialkategorie Film & Whisk(e)y</b></h3><div><b><br /></b></div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggELxSfaDWaAhr9bnIg0CnHLhrVfjuo9VSOsZjPZ8tLqW2CDxD5r8wf2Hnyg1MRHtjDAb89kWL4aF7H9zPRwffAayd2DjiIpdbT8NJtzL9JzVS_dCRulnPyyHpuex7H6Wx5zfMJKtfE1Sl9Bw-iJeeOfLTOz7W0RpMWaNspLxrCHObpEz1-uuMBRN-mMQ/s1165/un_taxi_mauve.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="712" data-original-width="1165" height="245" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggELxSfaDWaAhr9bnIg0CnHLhrVfjuo9VSOsZjPZ8tLqW2CDxD5r8wf2Hnyg1MRHtjDAb89kWL4aF7H9zPRwffAayd2DjiIpdbT8NJtzL9JzVS_dCRulnPyyHpuex7H6Wx5zfMJKtfE1Sl9Bw-iJeeOfLTOz7W0RpMWaNspLxrCHObpEz1-uuMBRN-mMQ/w400-h245/un_taxi_mauve.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Nur ein Symbolbild: Charlotte Ramplings Figur trinkt Vodka (und guter Whisky gehört natürlich in Nosing-Gläser)</td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">UN TAXI MAUVE (Yves Boisset: Frankreich/Irland/Italien 1977)</p><p style="text-align: justify;">Boissets erster "unpolitischer" und "unproblematischer" (also: ohne schwierige Zensurgeschichten oder Morddrohungen) Film. Als Irland-Film enthält er zahlreiche Szenen mit Whisky-Genuss, die zugegeben sehr anregend auf mich gewirkt haben. Am gleichen Abend probierte ich dann mit einem Whisky-erprobteren Freund im Café Central zwei Whiskies – und habe mich seitdem langsam vom Gelegenheitsprobierer zum Single-Malt-Scotch-Liebhaber entwickelt. In Hommage an die genuss-induzierende Wirkung von UN TAXI MAUVE hier eine kleine Nicht-Filmliste:</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;">Lagavulin 16</p><p style="text-align: center;">Ardbeg Uigeadail</p><p style="text-align: center;">Laphroaig PX Cask</p><p style="text-align: center;">Oban 14</p><p style="text-align: center;">Glenmorangie Nectar d'Or</p><p style="text-align: center;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><h3 style="text-align: justify;"><b>Tops aktuelle Filme 2023</b></h3><div><b><br /></b></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_5cky5QRNR1hCI3ApuemYUyDrpECMtS3ePbPmE0Q9u8b_k_sW-j8WDDuzJldrfGHuYsW4UXUi1oJGIvST_H5l2rb6xL4bvIkLtKZs6T4dxLOJ4_oONKDid-X2dGJIZyjvf_I8F_Dk98Mv9tdYHAK1aEI9S6M_m4NeeP6anBBRTa7XxUewi-tleHmjqzQ/s1280/pacifiction.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="536" data-original-width="1280" height="168" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi_5cky5QRNR1hCI3ApuemYUyDrpECMtS3ePbPmE0Q9u8b_k_sW-j8WDDuzJldrfGHuYsW4UXUi1oJGIvST_H5l2rb6xL4bvIkLtKZs6T4dxLOJ4_oONKDid-X2dGJIZyjvf_I8F_Dk98Mv9tdYHAK1aEI9S6M_m4NeeP6anBBRTa7XxUewi-tleHmjqzQ/w400-h168/pacifiction.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">PACIFICTION (Albert Serra: Frankreich/Spanien/Deutschland/Portugal 2022)</p><p style="text-align: justify;">Benoît Magimel, ehemals so was wie ein Beau des französischen Kinos, schlurft als französischer Hochkommissar Polynesiens durch die schummerigen Nachtclubs, schaut immer entweder leicht verkatert oder besoffen aus der Wäsche, während ihm die Gerüchte um eine mögliche Wiederaufnahme der Atombombenversuche immer mehr um die Ohren fliegen. Knapp drei Stunden lang schlurfen wir in einem unklaren, trance-artigen Dämmerzustand mit ihm durch diesen Film: wie ein Paranoia-Thriller à la Jacques Rivette, der von Edward Hopper fotografiert wurde – mit Polynesien-Motiven statt Americana.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">EO (Jerzy Skolimowski: Polen/Italien 2022)</p><p style="text-align: justify;">EO ist ein wenig der Film, der AU HASARD BALTHAZAR hätte werden können, der Film, der wahrhaftig radikal den Esel zum wirklichen Protagonisten macht. Und zwischendurch einfach mal dessen Träumen und Visionen (?) folgt, wenn wir durch einen blutrot gefärbten Himmel fliegen, vorbei an den Windrädern und beginnen, uns dabei im Kreis umzudrehen (dieser experimentelle Einschub ist im Kino von schwindelerregender Unfassbarkeit). Oder in einem inzestuösen Subplot Isabelle Huppert als dominante Mutter Geschirr zertrümmern lässt.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">PEARL (Ti West: USA/Neuseeland 2022)</p><p style="text-align: justify;">Wenn Douglas Sirk einen Slasher inszeniert hätte... so ungefähr lautete die Anteaserung bei West-Bewunderern im Vorfeld des Kinostarts. Alternativ könnte man aber auch sagen: was, wenn Dorothy in Kansas hätte bleiben müssen? PEARL ist wie eine Variation von WIZARD OF OZ als Origin-Story einer Serienkillerin erzählt, mit den Mitteln eines Technicolor-Melodrama. Neben der anbetungswürdigen Farbfotografie ist es – mehr noch als im Vorgänger X – die Hauptdarstellerin (und Co-Autorin und Co-Produzentin) Mia Goth und ihre komplexe Darstellung der Titelfigur, die PEARL zu einem Original macht: ihre Pearl ist natürlich auch eine derangierte Psychopathin, aber eben auch eine junge Frau mit großen Träumen, die in einem von der Spanischen Grippe gelähmten Kleinstädtchen bei streng-protestantischen deutschen Eltern vor sich hin trüben muss. </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">THE FABELMANS (Steven Spielberg: USA 2022)</p><p style="text-align: justify;">Auf eine gewisse Weise fühlt sich THE FABELMANS wie eine Variation von A.I. – ARTIFICIAL INTELLIGENCE an: wo dort ein Roboterjunge unbedingt ein richtiger Junge werden wollte, um mit seiner "Mutter" ins Bett zu gehen, versucht hier ein richtiger Junge ein Filmemacher zu werden, um mit seiner Mutter nur mittels des Medium Film ins Bett gehen zu müssen. Es ist einer der großen Momente dieses unrunden und doch durch und durch faszinierenden Films, wenn Mitzi Fabelman beim Camping im semidurchsichtigen Nachthemd von den Autoscheinwerfern beleuchtet tanzt und von drei Männern lustvoll beobachtet wird: von ihrem Ehemann, der sie anschaut; von ihrem Geliebten, der sie anschaut; und von ihrem Sohn Sammy, der sie... filmt!<br />In PEEPING TOM greift der Serienkiller-Filmemacher Mark Lewis bei einem Spaziergang mit der Nachbarstochter intuitiv an seine Hüfte, wo üblicherweise seine Kamera hängt, um ein sich küssendes Paar im Park zu filmen (seinem Date zuliebe hat er auf die Mitnahme der Kamera verzichtet). Hier in THE FABELMANS beobachtet Sammy einen epischen Streit zwischen seinen Eltern – und fängt dann prompt in seinem Kopf an, sich vorzustellen, wie er das mit seiner Kamera filmen und zusammenschneiden würde. Hier wie dort zwei Menschen, die mit der Welt hadern und versuchen, sie mittels von Filmemachen zu interpretieren, zu verstehen, zu exorzieren (auch wenn Sammys Filmemachen weniger tödlich ist als Marks).<br /><a href="https://www.dvdclassik.com/article/spielberg-comme-une-idee-fixe" target="_blank">In einem sehr interessanten Artikel auf dvdclassik</a> argumentiert Claude Monnier, dass das kommerzielle Kino Steven Spielbergs von kommunikationsunfähigen Figuren bevölkert ist, die von ihren Obsessionen zerfressen werden. Was in anderen Filmen vielleicht nur versteckt mitschwingt, wäre in THE FABELMANS der eigentliche Text. Es ist faszinierend, dass THE FABELMANS eben keine Geschichte NUR über die Wunder des Filmemachens ist (das ist sie auch, und die Offenbarung der Pistolenschüsse-Spezialeffekte in Sammys Schüler-Amateur-Kriegsfilm ist wirklich großartig – zumal Sammy hier auch kurz einen Draht zu seinem kunstfeindlichen, aber technikaffinen Vater findet), sondern auch über die Gefährlichkeit und die Abgründigkeit von Filmemachen, über das Kino als Waffe: eine Erkenntnis, die Sammy selbst machen muss, als er beim Schneiden seines Urlaubsfilms merkt, dass er ohne Absicht die verheimlichte Affäre seiner Mutter mit "Onkel" Bennie gefilmt hat.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">DOGMAN (Luc Besson: Frankreich 2023)</p><p style="text-align: justify;">DOGMAN ist der erste Besson-Film seit ANGEL-A (2005), den ich gesehen habe, insofern erzähle ich möglicherweise gleich Quatsch: er wirkt wie der Film eines Altmeisters, der sich von der Last befreit hat, irgendetwas zu drehen, was "gefällt", und stattdessen mit Sachen rumspielt, an denen er sichtlich Spaß hat. Ein verständnisvolles psychologisches Drama, ein quatschiger Tierfilm, ein kindskopfiger Heist-Movie, ein fetziges Drag-Queen-Musical (die Drag-Interpretationen von Édith Piaf ("La foule") und Marlene Dietrich ("Lili Marleen") sind große Höhepunkte), voyeuristisch-schmierig-sadistische White-Trash-ploitation, ein latent verstörender Serienmörder-Thriller, kathartische Action mit Schießereien, das Empowerment eines körperlich behinderten Transmenschen und vor allem ein hemmungslos in großen Emotionen badendes Melodrama – das alles steckt in DOGMAN drin. Die Rahmenhandlung ist das Gespräch zwischen dem Protagonisten in U-Haft und einer Polizeipsychologin und die Rückblendenstruktur fliegt dem Film in ihrer erratischen Erzählweise fast um die Ohren: man kann dem Film bei seiner eigenen Entstehung fast zusehen, doch am Ende muss ich sagen ist er eben tatsächlich mehr als nur die Summe disparater Einzelteile – Caleb Landry Jones hält das alles mit seinem mysteriösen, androgynen Charisma zusammen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">AS BESTAS (Rodrigo Sorogoyen: Spanien/Frankreich 2022)</p><p style="text-align: justify;">STRAW DOGS bzw. das ganze Backwood-Genre in einer interessanten Neu-Interpretation und Variation: ein französisches Bauern-Ehepaar wird in einem galizischen Bergdorf von zwei Brüdern in der Nachbarschaft angefeindet und zunehmend bedroht, weil sie Ausländer sind und weil sie gegen ein lokales Windradprojekt gestimmt haben, das finanzielle Entschädigungen gebracht hätte. Sorogoyen, geübt im Polizeifilm (QUE DIOS NOS PERDONE) und im Korruptions-Politthriller (EL REINO), beherrscht meisterhaft die Mittel des langsamen Spannungskinos, um die Eskalationsschraube Stück für Stück anzuziehen und mit Entspannung oder plötzlichen Gewaltausbrüchen zur arbeiten. Bemerkenswert ist auch, wie Antoine, dank Denis Ménochets bulligem Äußeren, zunächst klar im Zentrum steht, seine Frau Olga (Marina Foïs) sich aber Stück für Stück zur zentralen Figur entwickelt.<br />Als eine Art spanischer, zeitgenössischer Heimatfilm-Thriller interessanterweise fast zur Hälfte französischsprachig, scheint der Film sich dennoch nach und nach zu einer Art Reflektion über das Leben nach dem Spanischen Bürgerkrieg zu entwickeln.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">INDIANA JONES AND THE DIAL OF DESTINY (James Mangold: USA 2023)</p><p style="text-align: justify;">Im Laufe der drei-parteiigen Tuk-Tuk-Verfolgungsjagd durch die Straßen von Tangier bin ich von meinem Kinositz aufgesprungen und habe mit einem Freudeschrei die Arme siegend nach oben gestreckt. Man könnte auch sagen: INDIANA JONES AND THE DIAL OF DESTINY hat mir zwischendurch schon mordsmäßig Spaß gemacht! Es ist kein perfekter Film und nicht alle Einfälle (Personal-Recycling aus früheren Filmen und De-Aging) sind gelungen. Als bislang längster Indiana-Jones-Film fühlte er sich trotzdem angenehm kurzweilig an. Das große Highlight war für mich am Ende Phoebe Waller-Bridge als Indianas Patenkind, die leichte Katherine-Hepburn-Vibes versprüht (und genau so "hard-talking" wie sie ist) und den wohl besten Indy-Sidekick der ganzen Reihe abgesehen von Sean Connery spielt (und auch die beste und komplexeste Frauen-Figur in der Reihe). </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">ROTER HIMMEL (Christian Petzold: Deutschland 2023)</p><p style="text-align: justify;">"Die Arbeit lässt es nicht zu!" Und deshalb nimmt Leon aka Thomas Schubert übel und zieht die spritzig-frische Rohmer'ianische Sommerkomödie mit seiner Arschlochigkeit runter – oder wenn man möchte: hoch. Für mich nicht das große Highlight in Petzolds Filmografie (PHOENIX und seine Fernseh-Polizeifilme stehen bei mir deutlich drüber) – aber nachdem mir TRANSIT und UNDINE nur so-la-la gefallen hatten, war ROTER HIMMEL doch überraschend vergnüglich.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">von 2022 noch nachgeholt:</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiuCD_WLrEheFkGwoPIXHd_oYU319W0-RSOtotHWyAU96GX8MpJ76ehitJsfiqe7r_xHBfpfKZVMd-CXNsBRvno9nfGuthgHrdV1U5hmLHDXhJ-ucSKfhO2trNWFMXFq7yflPFX72mn4UlAxg7TW1gtD_1BrF9HHZNDd-2P7rfrUjSUIgy2Qyg-jD8np7w/s1280/benedetta.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="536" data-original-width="1280" height="168" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiuCD_WLrEheFkGwoPIXHd_oYU319W0-RSOtotHWyAU96GX8MpJ76ehitJsfiqe7r_xHBfpfKZVMd-CXNsBRvno9nfGuthgHrdV1U5hmLHDXhJ-ucSKfhO2trNWFMXFq7yflPFX72mn4UlAxg7TW1gtD_1BrF9HHZNDd-2P7rfrUjSUIgy2Qyg-jD8np7w/w400-h168/benedetta.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">BENEDETTA (Paul Verhoeven: Frankreich/Belgien/Niederlande 2021)</p><p style="text-align: justify;">Der Körper und die Lebenssäfte Jesu in einer sehr interessanten Variante des katholischen Glaubens neu gefeiert! Mit einer passend zu ihrer Rolle ikonisch spielenden Virginie Efira.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><h3 style="text-align: justify;"><b>Tops 15 der Erstsichtungen 2024 (nach Sichtungsreihenfolge geordnet)</b></h3><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">DIE DRESSIERTE FRAU (Ernst Hofbauer: BRD 1972)</p><p style="text-align: justify;">Explodierende Cine-Emotionen zu Tschaikowskis erstem Klavierkonzert #1 – erster Kinofilm des Jahres, erster Knaller. Gesehen <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2023/11/heie-leidenschaften-schwitzende-korper.html" target="_blank">beim 20. Hofbauer-Kongress</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwftJmmO0dMIFckPtUD377rEWOKNHm0bndfHv4sZaMJeH4LqYQRQdn7nKIKiJXKS1OKSxrO_hkdyUEChc1Q2ZZLq9H5ECIJti9ez9tj1uvXBY3Y_WUTsi7kXE7mI0sxbnInFumVCnAgEq6-Vzc23_YWkDLTgsIl_VDj_TRXQf5-uAqzzqSSp-uSVOID38/s1280/angel.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgwftJmmO0dMIFckPtUD377rEWOKNHm0bndfHv4sZaMJeH4LqYQRQdn7nKIKiJXKS1OKSxrO_hkdyUEChc1Q2ZZLq9H5ECIJti9ez9tj1uvXBY3Y_WUTsi7kXE7mI0sxbnInFumVCnAgEq6-Vzc23_YWkDLTgsIl_VDj_TRXQf5-uAqzzqSSp-uSVOID38/w400-h216/angel.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">ANGEL (Robert Vincent O'Neil: USA 1983)</p><p style="text-align: justify;">Was auf den ersten Blick wie Teenager-Straßenstrich-Sleaze aussieht (und stellenweise natürlich auch ist), entpuppt sich rasch als Film mit einer fast unendlichen Zärtlichkeit für seine Charaktere am Rand der respektablen Gesellschaft im Großstadt-Moloch Los Angeles: die Titelfigur selbst (tagsüber Molly genannt und Schülerin und De-facto-Waise), aber auch der Transvestit Mae, seine beste Freundin, die burschikose exzentrische Künstlerin Solly, der Straßen-Cowboy Kit. Gescheiterte Menschen nach bürgerlichen Maßstäben, die in gemeinsamer Solidarität ein bisschen Glück suchen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlEYWYYA2GAbdN8R8j60RiGSOI05u9rfjLjz4df4RoQa5l7Btmd9yEXS1EBOrbwJYReMtxiEUvyHrJSn1KYy8smjG7o79JeF62UgGZq3Rk6L-p7Jo-vv6qhdNsVsLqVn0y60_x2C07zph3_W5F5E_GV9XjUTtPeqJKw_Q9TqKEBtVg2jfa2X0_m57XhbA/s2000/jazz_summer_night.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1509" data-original-width="2000" height="301" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhlEYWYYA2GAbdN8R8j60RiGSOI05u9rfjLjz4df4RoQa5l7Btmd9yEXS1EBOrbwJYReMtxiEUvyHrJSn1KYy8smjG7o79JeF62UgGZq3Rk6L-p7Jo-vv6qhdNsVsLqVn0y60_x2C07zph3_W5F5E_GV9XjUTtPeqJKw_Q9TqKEBtVg2jfa2X0_m57XhbA/w400-h301/jazz_summer_night.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Oben: Thelonious Monk; eine eis-essende Journalistin<br />Unten: zwei gutgelaunte Freunde im Publikum; Dinah Washington freudestrahlend nach einem geglückten Vierhände-Solo mit ihrem Vibrafonisten</td></tr></tbody></table><p style="text-align: justify;">JAZZ ON A SUMMER'S DAY (Bert Stern, Aram Avakian: USA 1959)</p><p style="text-align: justify;">Von Jazz-Möchtegerne-Puristen verurteilt, weil der experimentelle Inszenierungsansatz des Films sich selten komplett nur auf die Musiker fokussiert, ist JAZZ ON A SUMMER'S DAY eben nicht nur ein "schnöder" Konzertfilm, sondern ein ganzheitliches Portrait des Newport Jazz Festival 1958. Jimmy Giuffre, Anita O'Day, Louis Armstrong, Dinah Washington, Thelonious Monk, Mahalia Jackson und Chuck Berry (unter anderen) mögen die "Hauptdarsteller" sein, aber gerade der Blick auf die Zuschauer und die Bewohnerinnen und Bewohner Newports macht den Film ganz besonders. Meine Lieblinge: zwei Freunde, die im Partner-Look zum Festival gekommen sind, einen Heidenspaß haben, sich unterhalten (und dann merkt man vielleicht auch, dass einer weiß und der andere schwarz ist).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJUYipA81PybWmaw2Y1EELf3bSjtdOJQabZ1ECmpDE3SrrsFLfEOIgoAnAYIqxHYhCLxBvBfxSSBeoE8rqMIPhje9-0orlOnziVmp-YzL9oQRqWU8LD9Cm7vGbzFktbTIQM1WWlyzft4Cs75PeXNgrXPYRLUS5bmdjZODEF65kSwcu6bu1VwbEZFPBTLQ/s2000/annonce_faite_a_marie.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1509" data-original-width="2000" height="301" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhJUYipA81PybWmaw2Y1EELf3bSjtdOJQabZ1ECmpDE3SrrsFLfEOIgoAnAYIqxHYhCLxBvBfxSSBeoE8rqMIPhje9-0orlOnziVmp-YzL9oQRqWU8LD9Cm7vGbzFktbTIQM1WWlyzft4Cs75PeXNgrXPYRLUS5bmdjZODEF65kSwcu6bu1VwbEZFPBTLQ/w400-h301/annonce_faite_a_marie.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">L'ANNONCE FAITE À MARIE (Alain Cuny: Frankreich/Kanada 1991)</p><p style="text-align: justify;">Die einzige Regiearbeit Alain Cunys (womit er sich unter anderem bei Charles Laughton, Leonard Kastle, <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/09/der-perser-und-die-schwedin.html" target="_blank">Akramzadeh</a>, <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/03/verbotene-visionen-des-holocaust.html" target="_blank">Aleksandr Askol'dov</a> einreiht) ist eine Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks des katholischen Autors Paul Claudel: eine ausgestoßene Lepra-Kranke lässt das verstorbene Kleinkind ihrer Schwester in einem Wunder wiederauferstehen. Ein kürzlich wiederentdeckter "film maudit", ein visionäres und vollkommen singuläres Werk, das schwer zu beschreiben ist: Vergleiche mit Bresson wurden gezogen (Bresson auf LSD würde es besser treffen), aber der strukturelle Vergleich mit Laughton – als unklassifizierbares Unikum – ist passender. Ein Mittelalter-Film mit einem stark verfremdeten und ironisierten Period-Setdesign (ein Maneki-neko ist in einer Szene zu sehen), in Tableaus gefilmt, zwischendurch von experimentellen Montagen durchbrochen, mit trance-artig agierenden Darstellerinnen und Darstellern.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgaa6l4UqP5BD84kprEkYMj-YkPoLmSfSkBKEmwOJ6kV6uCD8y2rKsWLcqIE1TlqvAw5hlol8y5HtjW8x0PXPiY3Vez4zC4_Wh2D4zHrbA5jKOhDft4yzup9CgbnUbVtQsqes20nCzuw3kPCx6MfEOMLlWRLJeLRZQcXooVDUrjsE1IRCqlw0gdbRZ-QmI/s2000/riti_magie_nere.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1138" data-original-width="2000" height="228" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgaa6l4UqP5BD84kprEkYMj-YkPoLmSfSkBKEmwOJ6kV6uCD8y2rKsWLcqIE1TlqvAw5hlol8y5HtjW8x0PXPiY3Vez4zC4_Wh2D4zHrbA5jKOhDft4yzup9CgbnUbVtQsqes20nCzuw3kPCx6MfEOMLlWRLJeLRZQcXooVDUrjsE1IRCqlw0gdbRZ-QmI/w400-h228/riti_magie_nere.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">RITI, MAGIE NERE E SEGRETE ORGE NEL TRECENTO (Renato Polselli: Italien 1973)</p><p style="text-align: justify;">Als <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/11/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">"primitiven Expressionisten" habe ich Renato Polselli einmal bezeichnet</a>. Im dritten Film, den ich von ihm sehe, geht er am weitesten: ist das noch hysterisch-psychotische Exploitation oder schon reines Avantgarde-Kino? Die Handlung spielt in einem Schloss im titelgebenden 13. Jahrhundert, und in der Jetztzeit, schwarze Messen werden im Folterkeller zelebriert, eine mondäne Party wird gecrasht, Figuren werden gnadenlos in einer der beiden Zeitebenen abgemurkst, um später wieder quicklebendig aufzutauchen, sämtliche Charaktere agieren wie am Rand eines Nervenzusammenbruchs oder kurz vor einem Amok-Lauf. Der Soundtrack enthält ein Klavier, das nicht "normal" auf den Tasten gespielt wird: der Pianist kratzt über die Saiten mit den Fingern. So ist auch der ganze Film inszeniert.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgxgxgbL0RZgmQDqVoMoyYHp6FoQN64UauKRf_JIK0b9UBEW4n_PompfdLzF9GlQU6EEjX0uawMHJcyM0m2KP27uIM09ZNEU9d0H09UnwsZClYXcCsj2sf8QwlWUdDufrvcQvpljyyr4kTyvvXplLuGyGvAvTYAQd1nSJAUzCIG-VtNwLg-h9abbvKIaqw/s2000/ha%CC%88xan.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1448" data-original-width="2000" height="290" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgxgxgbL0RZgmQDqVoMoyYHp6FoQN64UauKRf_JIK0b9UBEW4n_PompfdLzF9GlQU6EEjX0uawMHJcyM0m2KP27uIM09ZNEU9d0H09UnwsZClYXcCsj2sf8QwlWUdDufrvcQvpljyyr4kTyvvXplLuGyGvAvTYAQd1nSJAUzCIG-VtNwLg-h9abbvKIaqw/w400-h290/ha%CC%88xan.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">HÄXAN (Benjamin Christensen: Schweden/Dänemark 1922)</p><p style="text-align: justify;">Avantgardistische Horrorfilme, zum Zweiten. HÄXAN wirkt ein wenig wie der erste Torture-Porn-Horrorfilm, der erste Mondo-Film, der erste Essay-Film (und Polsellis psychotisch-sexuelle Cine-Hysterie scheint er stellenweise auch vorwegzunehmen). Es ist mir ein wenig ein Rätsel, warum dieser Film NOSFERATU nicht den Rang als ultimativen Horrorfilm der 1920er Jahre abgeknüpft hat, wahrscheinlich steht ihm seine verblüffend transgressive Natur (Kinderschlachtungen, Folterungen, Menschenverbrennungen, sadomasochistische-lustvolle Selbstauspeitschungen, grotesk entstellte Figuren etc.) im Wege?</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjXiSGM6-SldRRl9vCX9l4zg62n3hF8zSmLPdVHiTqLUO4KLF_naoU8O3AL4mT8yFgdCiZj7RJhqgfUfyssszUnQzmLq5quY3uBkI2OiGUSdfSBbBHH2rEqTg_sVqPHfPOdJPy_jhYz84aEpI-pDcurBG2uoBdjTtYk9aynJgihjtzYOIVtsKwgOkJB-NY/s1280/jeanne_dielman.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1280" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjXiSGM6-SldRRl9vCX9l4zg62n3hF8zSmLPdVHiTqLUO4KLF_naoU8O3AL4mT8yFgdCiZj7RJhqgfUfyssszUnQzmLq5quY3uBkI2OiGUSdfSBbBHH2rEqTg_sVqPHfPOdJPy_jhYz84aEpI-pDcurBG2uoBdjTtYk9aynJgihjtzYOIVtsKwgOkJB-NY/w400-h240/jeanne_dielman.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">JEANNE DIELMAN, 23, QUAI DU COMMERCE, 1080 BRUXELLES (Chantal Akerman: Belgien/Frankreich 1975)</p><p style="text-align: justify;">Ein obsessiver Film über obsessive Alltagsrituale. Und wie das Leben ins Schwanken gerät, wenn diese Rituale gestört werden. Das letzte Drittel, als Jeannes Routinen zunehmend harsch gestört werden, hat etwas von einer schwarzen Komödie: gerade dieser Moment, wenn sie sichtlich aufgelöst darüber ist, dass ihr Stammplatz im Café besetzt ist... Zunächst bin ich aber vor Verblüffung fast bis zu Decke gesprungen, als Jeanne am dritten Tag vergisst, den Deckel auf ihre Sparschwein-Ersatz-Terrine zurückzustellen. Ein großartiger Film über Zeit, Dauer, Weile, der sich wie ein Alterswerk eines über viele Jahrzehnte gereiften Regisseurs anfühlt (und doch von einer 25-jährigen Kino-Rebellin inszeniert wurde). Und natürlich Delphine Seyrig...</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">BUIO OMEGA (Joe D'Amato: Italien 1979)</p><p style="text-align: justify;">Ein dunkel-romantischer Film über eine unsterbliche Liebe bis zum Tod – und darüber hinaus. Gesehen und bewundert <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2023/08/endliche-ehen-und-unsterbliche-liebe.html" target="_blank">beim 9. Terza Visione</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">PROFUMO (Giuliana Gamba: Italien 1987)</p><p style="text-align: justify;">Ein außergewöhnlicher Film über eine Ehekrise, mit einer Anleitung, wie man mit einer Dose Coca-Cola sein Liebesleben bereichern kann. Der große Überraschungs-Hit des <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2023/08/endliche-ehen-und-unsterbliche-liebe.html" target="_blank">9. Terza Visione</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjCSku8boQkPHprfxte_0YEPxsU5Sf-8wL86nszSEB0rZ3z98A5rnxMDOVxO48l51quFkCo2rHcvX5GAj9XBocInpxIG_cX34otQ86QMeckJnRgyjUoS8YcycK1wHAhrryNnCuKZHZEkGouCKfSWHdN5n62A9sM51m8xkruU6N6ln3UFeXhnA9pfRoIchI/s1280/malizia.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="540" data-original-width="1280" height="169" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjCSku8boQkPHprfxte_0YEPxsU5Sf-8wL86nszSEB0rZ3z98A5rnxMDOVxO48l51quFkCo2rHcvX5GAj9XBocInpxIG_cX34otQ86QMeckJnRgyjUoS8YcycK1wHAhrryNnCuKZHZEkGouCKfSWHdN5n62A9sM51m8xkruU6N6ln3UFeXhnA9pfRoIchI/w400-h169/malizia.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">MALIZIA (Salvatore Samperi: Italien 1973)</p><p style="text-align: justify;">Trotz des Titels (nicht ein italienischer Mädchenname, sondern "Bosheit" / "Hinterlistigkeit" / "Heimtücke") bis heute verblüffend eintönig in der Schublade "commedia sexy" eingeordnet. Die Komödie ist auch ein Teil des Films, aber er ist auch eine sehr finstere Studie über die dunklen Seiten der Sexualität im Spiegel von Klassenunterschieden. Wie der Teenager und Unternehmersohn Nino dem Dienstmädchen Angela nachstellt, ist oft nicht lustig, sondern hat eher etwas Psychotisches. Der Film ist in vielen Momenten passenderweise auch wie ein Psycho-Thriller inszeniert (gegen Ende gibt es Passagen wie aus einem Horrorfilm). Dieser Atmosphären-Mix aus lustig und unbehaglich, entspannt und beängstigend, lieblich-zärtlich und brutal-sadistisch, zusammen mit der unvergesslichen Musik Fred Bongustos und Laura Antonellis und Alessandro Momos Präsenz machen das perverse Katz-und-Maus-Spiel MALIZIA zu einem weiteren Meisterwerk des damals gerade einmal 29-jährigen Salvatore Samperi.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">HERZKÖNIG (Helmut Weiß: Deutschland – französische Besatzungszone 1947)</p><p style="text-align: justify;">Meine Vermutung, geäußert bei der <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/06/alles-in-butter.html" target="_blank">Besprechung von CHEMIE UND LIEBE</a>, dass zwischen 1945 und 1949, im Interregnum zwischen Nationalsozialismus und doppelter deutscher Staatsgründung, so etwas wie ein "pre-code-Zeitalter" des deutschen Kinos schlummert, scheint sich hier zu bestätigen (und Hans Nielsen ist auch wieder dabei). In einer Königsdiktatur wird ein verbotener Schriftsteller, der dem König zum Verwechseln ähnlich sieht, als Hochzeits-Double für den (wieder einmal) hoffnungslos besoffen irgendwo herumstreunenden Potentaten rekrutiert. Den Hinweis des Polizeipräsidenten und des Innenministers, gefälligst nach dem Essen Ohnmacht vorzutäuschen, ignoriert er – und gönnt sich lieber sehr gerne die Hochzeitsnacht mit "seiner" Angetrauten. Ein Feuerwerk von geschliffenen Dialogen, begnadet inszenierten Verwechslungen und ein wahrhaft vergnügliches Dauerfeuer an teils nur sehr leicht verschleierten Anzüglichkeiten und Doppeldeutigkeiten.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">UNA FARFALLA CON LE ALI INSANGUINATE (Duccio Tessari: Italien/BRD 1971)</p><p style="text-align: justify;">Explodierende Cine-Emotionen zu Tschaikowskis erstem Klavierkonzert #2 – "Ein Engel mit blutigen Flügeln" (wörtlich, deutsche Titel "Das Messer" oder "Blutspur im Park") tarnt seine extreme Emotionalität zunächst mit den Mitteln eines minutiösen, fast obsessiv in Details selbstvergessenen Police-Procedurals und einer längeren Gerichtsszene, doch es hilft nicht: die angestaute Verzweiflung, Schwermütigkeit, Melancholie, die unterdrückten Triebe, die Abgründe hinter der bürgerlichen Fassade, die Perversionen und der Wahnsinn werden sich Bahn brechen. Dazu gibt es nicht nur wie gesagt Tschaikowskis berühmter erster Satz des ersten Klavierkonzerts, sondern auch einen verzweifelt-melancholischen Score von Gianni Ferrio (Kostprobe <a href="https://www.youtube.com/watch?v=t3JP9_wn2yY" target="_blank">hier</a>), den wunderbaren Silvano Tranquilli als ruhelosen Polizeiinspektor, Helmut Berger als psychisch labilen Konzertpianisten und die pittoreske (und doch leicht gothisch-bedrohlich gefilmte) Altstadt von Bergamo als Kulisse.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3bCTeKLSlRLVJ7AvAn0CJdGu3hNU3El6wu-2dy-Uy42pVawv0sBI4KxbSXU9lKFw_uaredIcS-4SHzwXwtV2JqoyYZJWMrNb7bFuXxphsKO8QCttf-qv5rQI72jVlIZDIrmxeMQkKiRTN9GdcR_HGrbRgr9I8oUiwn0xPm1KT6Zq2pL_oatY6idAFtQw/s2000/l_a_wars.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1508" data-original-width="2000" height="301" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj3bCTeKLSlRLVJ7AvAn0CJdGu3hNU3El6wu-2dy-Uy42pVawv0sBI4KxbSXU9lKFw_uaredIcS-4SHzwXwtV2JqoyYZJWMrNb7bFuXxphsKO8QCttf-qv5rQI72jVlIZDIrmxeMQkKiRTN9GdcR_HGrbRgr9I8oUiwn0xPm1KT6Zq2pL_oatY6idAFtQw/w400-h301/l_a_wars.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">L.A. WARS (Tony Kandah, Martin Morris: USA 1994)</p><p style="text-align: justify;">Eine wunderschöne Perle aus der verbeultesten Grabbelkiste des 1990er-Direct-to-Video-Schlock (bei mir: im Regal für ausländische Editionen in einem Nürnberger Laden für gebrauchte Schallplatten, CDs, DVDs und Blu-rays als preisgünstige, offiziell OOP-Vinegar-Syndrome-Ausgabe). Eine ziemlich unoriginelle Undercover-Cop-among-Gangsters-Geschichte, aber mit so viel Druck auf der Tube inszeniert, dass es die hellste Freude ist. Der No-Name-Hauptdarsteller Vince Murdocco wirkt mit seiner leichten Verträumtheit ein wenig wie die Pfennigfuchser-Variante von Michael Dudikoff mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, wird von einer ganzen Riege an großartigen Nebendarsteller-Charakterfressen begleitet (besonders Johnny Venokur als sadistischer Handlanger und eine sehr charismatische Femme-Fatale-Henchwoman) und wandelt durch ein verblüffend elegant fotografiertes L.A. – warm sonnengebadet bei Tage, melancholisch neonlichter-beleuchtet bei Nacht.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7kz8ClzMLbHX3zf9ymNwm-LTKM_7Y110nwGhxHkp8RicbFL0CASDDJHkzkR6k5-GquVircoCWGwq0L246IqaJ1YraUcAw1CcZ2KG-YWt_v06MLNwhtpczPEYEKlu_xkEaQDOF5cc5BvwrbfZ2dYjg2fVds5WNSgsCk4OXYX0Rrp-GmeenlEEgf0-JmtU/s2000/hardcore.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1092" data-original-width="2000" height="219" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7kz8ClzMLbHX3zf9ymNwm-LTKM_7Y110nwGhxHkp8RicbFL0CASDDJHkzkR6k5-GquVircoCWGwq0L246IqaJ1YraUcAw1CcZ2KG-YWt_v06MLNwhtpczPEYEKlu_xkEaQDOF5cc5BvwrbfZ2dYjg2fVds5WNSgsCk4OXYX0Rrp-GmeenlEEgf0-JmtU/w400-h219/hardcore.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">HARDCORE (Paul Schrader: USA 1979)</p><p style="text-align: justify;">Paul Schraders zärtlich-melancholischer Hassliebesbrief an seinen eigenen calvinistischen Hintergrund schickt George C. Scott vom oberflächlich aufgeräumten, übersichtlichen, konfliktlosen Paradies für Mittelstandsunternehmer Grand Rapids in das oberflächlich chaotische, apokalyptische, unmoralische und konfliktzerfressene Porno-Moloch Los Angeles – nachdem dieser eine cineastische Epiphanie hatte, als er seine verlorene Tochter in einem Pornofilm vorgeführt bekommen hat (eine schauspielerische und inszenatorische Tour-de-Force, wenn Scott sich zunehmend auflöst und er schließlich in seinem Zusammenbruch erleuchtet wird, weil kein Film mehr durch den Projektor läuft und nur noch die Projektorlampe alles gleißend bestrahlt). Scott verliert sich, findet fast schon so was wie Spaß, sich als schmieriger Porno-Casting-Agent zu verkleiden – und wirkt doch wie ein obsessiv suchender Odysseus, weil vielleicht auch echte Menschen mit echten Träumen in Los Angeles wohnen (es ist wahrscheinlich das gleiche Los Angeles wie in ANGEL), und Grand Rapids (schon rein etymologisch suggeriert) natürlich auch Abgründe hat. Wenn die calvinistische Lehre sagt, dass jeder einen vorbestimmten Platz hat, dann gibt es für den Vater möglicherweise auch keine Rückkehr: Grand Rapids ist am Ende für immer verloren.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><h3 style="text-align: justify;"><b>Einige weitere schönen Neuentdeckungen 2024 (chronologisch nach Premiere innerhalb von Themen geordnet)</b></h3><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>Auf Reisen</b></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">LES CHEMINS DE KATMANDOU (André Cayatte: Frankreich/Italien 1969)</p><p style="text-align: justify;">Ein desillusionierter 68er auf der Flucht vor der Polizei flieht nach Nepal, um dort seinen halbseidenen Vater wiederzufinden und verliebt sich in eine Aussteigerin (Jane Birkin) – und gerät in eine infernalische Drogen-Höllle. Für mich die bessere Version von MORE: stark und kontrolliert inszeniert und dabei doch auch erzählerisch stellenweise fast anarchisch frei (ein Subplot um den Raub einer heiligen Tempelstatue ist fast ein Mini-Heist-Movie im Film).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">SANATORIUM POD KLEPSYDRĄ (Wojciech Jerzy Has: Polen 1973)</p><p style="text-align: justify;">Bruno Schulz' extrem komplexe, verschlungene, in alle möglichen Richtungen explodierende Prosa ist auf klassische Weise kaum verfilmbar – stattdessen hat Has tatsächlich den Geist, den Flow von Schulz adaptiert zu einem abenteuerlichen, fordernden und faszinierenden zweistündigen audiovisuellen Bewußtseinsstrom.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiTkLMQZaheJv9lvCQAkaYQ2M7WDv_zyuJW4uYmwr4L2TcFChNvM-6aSV3odXfbKsdQRENYZJjpmaivDGogrN5Ze8D5mUfV5gqtBvGXloG_78h0n_cgUgckmvX94t-R9TICx8h2tK36ZSfK1LF0aH1SdtFo4MREc2kegM2XCRUOH7Hg1QNToH4w7ZhvaeA/s960/the_amusement_park.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiTkLMQZaheJv9lvCQAkaYQ2M7WDv_zyuJW4uYmwr4L2TcFChNvM-6aSV3odXfbKsdQRENYZJjpmaivDGogrN5Ze8D5mUfV5gqtBvGXloG_78h0n_cgUgckmvX94t-R9TICx8h2tK36ZSfK1LF0aH1SdtFo4MREc2kegM2XCRUOH7Hg1QNToH4w7ZhvaeA/w400-h300/the_amusement_park.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">THE AMUSEMENT PARK (George A. Romero: USA 1975)</p><p style="text-align: justify;">Der wiederentdeckte Industriefilm Romeros: eine Auftragsarbeit über Achtsamkeit gegenüber alten Menschen, die von einem christlichen Verein bestellt und nach Fertigstellung erschrocken in den Giftschrank verbannt wurde. Der grausige Horrortrip eines Rentners durch die Hölle eines Vergnügungsparks dürfte die Auftragsgeber nicht nur inhaltlich abgeschreckt haben: statt eines erbauenden Films gab es einen Avantgarde-Horrorfilm, denn Romeros experimentelle Ader, besonders beim Schnitt, kommt hier so stark wie allenfalls noch bei THE CRAZIES zum Tragen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL-jmRkqbImlL8bsu8SeX1ZlNz9RyvXOquwrawUnnFDVv02nNRJvYzXR511VXlfOCyA7S0rxKzKZMuvAlsCFMNCpsCLJuFeVQim3eZC7rM3TZab5jOeP4hIu8Q2GddMTzORqLak7xZx4PoEJEXY5gZ19n-THNwUdz5e2IPVEdIy-tbbeB-aU9uXaFvpy8/s2000/roadgames.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="858" data-original-width="2000" height="171" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL-jmRkqbImlL8bsu8SeX1ZlNz9RyvXOquwrawUnnFDVv02nNRJvYzXR511VXlfOCyA7S0rxKzKZMuvAlsCFMNCpsCLJuFeVQim3eZC7rM3TZab5jOeP4hIu8Q2GddMTzORqLak7xZx4PoEJEXY5gZ19n-THNwUdz5e2IPVEdIy-tbbeB-aU9uXaFvpy8/w400-h171/roadgames.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">ROADGAMES (Richard Franklin: Australien 1981)</p><p style="text-align: justify;">Wenn der Serienmörder-Thriller auf das Roadmovie im Outback trifft – oder der wunderbare Stacy Keach als Mensch, der einen Truck fährt, auf Jamie Lee Curtis, die in Trucks trampt. Ein sehr schöner Slowburner, der sich ganz auf Keachs Lächeln verlassen kann, wenn grad nicht die Spannungsschraube zugedreht wird.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">BOCKSHORN (Frank Beyer: DDR 1984)</p><p style="text-align: justify;">Zwei Jugendliche trampen durch ein mysteriöses Land, in Richtung Westen, hin zum Meer – und begegnen Seelenverkäufern, streng-religiösen Bauern, wie Babies sprechende Propheten, bedrohlichen Serienmördern und Schickimicki-Punks auf der Suche nach der nächsten großen Sause. Die erste in den USA gedrehte DEFA-Produktion ist ein Kinnladen-Klapper erster Güte: ein entfesselter surreal-poetischer Roadmovie, dessen Ursprung man nicht in einem eingemauerten Staat vermuten könnte. Gesehen als "Zeitfüller" zwischen zwei "Pre-Code Musicals" im Frankfurter Filmmuseum: wie passend für einen Film, der sich wie die "Pre-Code-Variante" eines DDR-Films anfühlt (oder wie eine Vorwegnahme der wahnsinnigen Filme, die zwischen 1989 und 1991 bei der DEFA produziert wurden).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKvvgrOVmHHKXzKVL2qDVEukggti9ybpIEtRN86o3P_18jgG-PqWVSU0VtohZm-ffiaBqe4q3zt7RLy7R2YgKALjC1I0qMdHvH067ACHsXGF3se1P0biddc-2OtOoEVUrXREVKDMfRiXNvjZ_QNUoLi6ewjgO2pg8z0pd3QCrVHKyTAntUqZGdW__Eljw/s1280/speed.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="544" data-original-width="1280" height="170" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKvvgrOVmHHKXzKVL2qDVEukggti9ybpIEtRN86o3P_18jgG-PqWVSU0VtohZm-ffiaBqe4q3zt7RLy7R2YgKALjC1I0qMdHvH067ACHsXGF3se1P0biddc-2OtOoEVUrXREVKDMfRiXNvjZ_QNUoLi6ewjgO2pg8z0pd3QCrVHKyTAntUqZGdW__Eljw/w400-h170/speed.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">SPEED (Jan de Bont: USA 1994)</p><p style="text-align: justify;">In seiner Struktur (Hochhaus / Straße mit Bus als das längste Segment / U-Bahn) ein kleines, köstliches Triptychon der Action-Setpieces – und effiziente Arbeitsteilung: Keanu Reeves und Sandra Bullock lenken am Lenkrad, Dennis Hopper dreht am Rad.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>In der Liebe</b></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjBSi5oqBtEWeSb99RflmjhK2PENWHMRiE3KreOj44MTeGF8I6f-cbIUX_s1MQh2sbznR02_vk_iEe50Fq8JdQE3WeqcsuxP52A0HiBlgEjYXYtK8Mr_nmABru-wnp6fqe6E9_uPUKaFiN4evCPNYdLaVmaEaDkiiGAfp4HrN5ZIoaHNGS3e0NZ5Lcvv-Y/s985/gate_of_hell.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="985" height="293" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjBSi5oqBtEWeSb99RflmjhK2PENWHMRiE3KreOj44MTeGF8I6f-cbIUX_s1MQh2sbznR02_vk_iEe50Fq8JdQE3WeqcsuxP52A0HiBlgEjYXYtK8Mr_nmABru-wnp6fqe6E9_uPUKaFiN4evCPNYdLaVmaEaDkiiGAfp4HrN5ZIoaHNGS3e0NZ5Lcvv-Y/w400-h293/gate_of_hell.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">JIGOKUMON (Kinugasa Teinosuke: Japan 1953)</p><p style="text-align: justify;">Der erste im Ausland bekannte japanische Farbfilm wirkt in der ersten Hälfte fast schon psychedelisch in seinen explodierenden Farben: passend zur Geschichte eines Mannes, der in seiner Obsession zur Frau eines anderen Mannes komplett den Bezug zur Realität verliert und die Welt wohl nur noch durch einen (offenbar farbengestörten) Schleier des Wahnsinns sieht.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj7Brpoz-ibEKyx6k7AV-ZRB140z2R7QAR4qk2W0Q7_idRUU-90KwTaRtgrKL5ORJl-JXHQegfyGvA3fApvjlPiWz0j6qo0bLxItaxwKTUkTCsbOs9dFQPG1ghU7vmKfKDr5EsYtGpmR7ht1iqv_h5VmP7TZfWR38XrMVTn9tH_iIQpJ-BqFpAY6jYNNLw/s1066/sorok_pervij.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj7Brpoz-ibEKyx6k7AV-ZRB140z2R7QAR4qk2W0Q7_idRUU-90KwTaRtgrKL5ORJl-JXHQegfyGvA3fApvjlPiWz0j6qo0bLxItaxwKTUkTCsbOs9dFQPG1ghU7vmKfKDr5EsYtGpmR7ht1iqv_h5VmP7TZfWR38XrMVTn9tH_iIQpJ-BqFpAY6jYNNLw/w400-h300/sorok_pervij.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">SOROK PERVIJ (Grigorij Čuchraj: Sowjetunion 1956)</p><p style="text-align: justify;">Die Liebesgeschichte zwischen einer Scharfschützin der Roten Armee und einem gefangenen weißen Offizier ist in einem Wüsten-Kriegsfilm bzw. -Roadmovie eingebettet und ist vor allem farbdramaturgisch ein absoluter Hingucker: in seinem Erstling scheint Grigorij Čuchraj den Farbfilm quasi neuerfinden zu wollen. Bei seinem berühmtesten Film (BALLADA O SOLDATE) fehlten mir persönlich nicht nur wortwörtlich, sondern auch metaphorisch die Farben, aber sein ČISTOE NEBO über die Liebe einer Arbeiterin zu einem Flieger, der nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft zum Opfer des stalinistischen Terrors wird, schlägt in eine ähnliche Kerbe und sei deshalb hier auch erwähnt.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh9ZVS8d0hGcenNWctBpEBUe5K-0YnTdaXz2FSRWosdO6krodAhrx9-v5I7tPA1y-PVI-_oclk6jGCO3B2f-Z-MNU-1a68DW6995tN2pPN5LkmujC5FPB3y-iSfXEu8HaraJh9hXz5gYBDwdiyx74xDg5YT-rjGkzFjDWw99LXw_-Vt678jhyphenhyphenA23wK1Gpw/s2000/francoise.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="875" data-original-width="2000" height="175" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh9ZVS8d0hGcenNWctBpEBUe5K-0YnTdaXz2FSRWosdO6krodAhrx9-v5I7tPA1y-PVI-_oclk6jGCO3B2f-Z-MNU-1a68DW6995tN2pPN5LkmujC5FPB3y-iSfXEu8HaraJh9hXz5gYBDwdiyx74xDg5YT-rjGkzFjDWw99LXw_-Vt678jhyphenhyphenA23wK1Gpw/w400-h175/francoise.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">FRANÇOISE OU LA VIE CONJUGALE (André Cayatte: Frankreich/Italien/BRD 1964)</p><p style="text-align: justify;">Der weibliche Teil von André Cayattes Ehe-Diptychon LA VIE CONJUGALE entfaltet seine ganze Kraft besonders, wenn man ihn nach dem männlichen Teil JEAN-MARC sieht. Wo JEAN-MARC "nur" ein ausgezeichnetes Ehedrama und Portrait eines sozial engagierten Anwalts (teilweise ein idealisiertes Selbstportrait Cayattes?) ist, wirkt FRANÇOISE in seiner Thematisierung von (struktureller) sexueller Übergriffigkeit, aber auch von unbezahltem "Rückenfreihalten", den Ehefrauen für Ehemänner leisten fast schon proto-feministisch. Er ist auch zackiger, pointierter, erzählerisch freier inszeniert als der männliche Teil. Und wieder ein Beweis, dass Cayatte eine Wiederentdeckung wert ist.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbP4tpaYaYlkfknbic6eKTk0QioiYfyCB2JQd6xZWUFFjebEIME_ISBQSz1ghYMx6oSgdZpNJX0Ut_qi4P_xaeWOinFVAdTmHnZT-E3wo6vLjTRILBxRVmyDl0HkUU_ElusAMu-lhiVFisv8eXHWCl7s2EQolivMcO-0AIw91jQVwGer2Sge71yMOudPU/s1202/le_chat.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="712" data-original-width="1202" height="238" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbP4tpaYaYlkfknbic6eKTk0QioiYfyCB2JQd6xZWUFFjebEIME_ISBQSz1ghYMx6oSgdZpNJX0Ut_qi4P_xaeWOinFVAdTmHnZT-E3wo6vLjTRILBxRVmyDl0HkUU_ElusAMu-lhiVFisv8eXHWCl7s2EQolivMcO-0AIw91jQVwGer2Sge71yMOudPU/w400-h238/le_chat.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">LE CHAT (Pierre Granier-Deferre: Frankreich/Italien 1971)</p><p style="text-align: justify;">Ein emotionaler Torture-Porn über eine extreme Hassliebes-Beziehung zweier Menschen, die nur noch sich selbst haben (na ja, und natürlich die Katze), während Paris um sie herum gentrifiziert wird. Fantastische Musik von Philippe Sarde – die bei der Montage mit den beiden Protagonisten, der Abrissbirne und den Katzen auf dem Klettergerüst emotional besonders stark einschlägt (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=17ANUeGDgWA" target="_blank">hier eine Impression</a> dieses halluzinatorischen Moments).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">ROAD TO NOWHERE (Monte Hellman: USA 2010)</p><p style="text-align: justify;">Monte Hellmans letzter abendfüllender Film, persönlicher "Achteinhalb", ein autobiografischer gefärbter Film, der Hellmans Affäre mit Laurie Bird beim Dreh von TWO-LANE BLACKTOP verarbeitet: ein Regisseur dreht einen Polit-Thriller über eine reale, brisante Korruptionsaffäre, in der eine mysteriöse Exil-Kubanerin involviert war und verliebt sich in seine Hauptdarstellerin, während die realen Ereignisse beginnen, den Dreh zu überschatten. Trotz seiner extremen Verschlungenheit (Rahmenhandlung, Ausschnitte aus dem Film, Dreh-Impressionen und -Proben gehen komplett nahtlos ineinander über) ein Film von einer verblüffenden Klarheit und Einfachheit: eine Liebesgeschichte zwischen einem Mann, einer Frau und dem Kino. Der Titel ist dabei nicht als nihilistisch und zynisch zu verstehen, sondern als Ausdruck einer totalen (und in dieser Konsequenz sehr radikalen) Offenheit: es gibt kein festes Ziel.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>Bei Verbrechern und Mördern</b></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkM7GVeLaXTKGISxkF3MkOOodJhmzZGrkRny8fSebi9aLXliLG8G5ZlNl-VzySijgPzfRgld6wheluG31lAL6ogHnCET2aSVsCXc09psHnhuTI-7Gk4vWTgT1xv4rpEcWG8ZvrgilyPtZ6e20Gw5YxGObY8u4MUazt2Z4gmuvJKn_sGgLMqWze8JYlfbQ/s960/l_argent.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkM7GVeLaXTKGISxkF3MkOOodJhmzZGrkRny8fSebi9aLXliLG8G5ZlNl-VzySijgPzfRgld6wheluG31lAL6ogHnCET2aSVsCXc09psHnhuTI-7Gk4vWTgT1xv4rpEcWG8ZvrgilyPtZ6e20Gw5YxGObY8u4MUazt2Z4gmuvJKn_sGgLMqWze8JYlfbQ/w400-h300/l_argent.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">L'ARGENT (Marcel L'Herbier: Frankreich 1928)</p><p style="text-align: justify;">Wenn ich mich recht erinnere eine eher langweilige Geschichte – aber mit seiner extravaganten, experimentellen, ja stellenweise ekstatischen Inszenierung verwandelt L'Herbier das in einen fesselnden Film. Wenn Brigitte Helm dabei ist, kann da eh wenig schief gehen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">MURDER AT THE VANITIES (Mitchell Leisen: USA 1934)</p><p style="text-align: justify;">Ein Lieblingsfilm von Hugh Hefner (der die Restaurierung und die Erstellung einer neuen 35mm-Kopie finanziert hat!). Ein Mörder treibt sein Unwesen hinter den Kulissen einer Revue-Premiere und prägt damit den hybriden Charakter des Films als Krimi/Thriller und als Musical. Die Musical-Nummern gehen mit ultra-knappen Kostümen und schlüpfrig-gewagten Inhalten (ein Songtitel lautet "Sweet Marijuana") komplett in die Vollen: die letzte Sause, bevor ein paar Wochen nach der Premiere der "Production Code" endgültig verschärft wurde. Duke Ellington hat ein Cameo mit seinem Orchester, das die Band der Nummer vorher an die Wand spielt, bis eine Frau auf die Bühne stürmt und eine Dutzend-Reihe von Tänzern mit einer Maschinenpistole niedermäht. Alles ziemlich unglaublich.<br />Mitchell Leisen, langjähriger Set-Designer von Cecil B. DeMille, wurde gleich von zwei Drehbuchautoren, mit denen er später zusammengearbeitet hat, und die später berühmtere Regisseure wurden, runtergeputzt (nämlich von Preston Sturges und Billy Wilder), was seinem Ruf wohl nicht gut getan hat – offensichtlich zu Unrecht. </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">LA CONTROFIGURA (Romolo Guerrieri: Italien 1971)</p><p style="text-align: justify;">Giallo als wildes, paranoides Puzzle-Spiel. Gesehen beim <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2023/08/endliche-ehen-und-unsterbliche-liebe.html" target="_blank">Terza Visione</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiNdmAznli-uh9fIn_Dn2y4sblnDuMjZtiauYulnV4u3kemLVQk36AYisnExVix2RwZ1yP005hIvzplfkXsTGAoDuoVP2qxZ4T-8ibRMq9fwc6hw9y7-rzxPkLhamsVZ5KwDV388C4z2rY3nJ7JKU-NcEstr4PmOHzRSw9iUPqOg-DV5KTuOrYaCUyus3g/s1126/une_journee_bien_remplie.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="719" data-original-width="1126" height="255" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiNdmAznli-uh9fIn_Dn2y4sblnDuMjZtiauYulnV4u3kemLVQk36AYisnExVix2RwZ1yP005hIvzplfkXsTGAoDuoVP2qxZ4T-8ibRMq9fwc6hw9y7-rzxPkLhamsVZ5KwDV388C4z2rY3nJ7JKU-NcEstr4PmOHzRSw9iUPqOg-DV5KTuOrYaCUyus3g/w400-h255/une_journee_bien_remplie.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">UNE JOURNÉE BIEN REMPLIE (Jean-Louis Trintignant: Frankreich/Italien 1973)</p><p style="text-align: justify;">Ein Giallo (es ist ja eine italienisch co-finanzierte Produktion, Bruno Nicolai hat die Musik geschrieben und der verrückte vollständige Titel "Une journée bien remplie ou Neuf meurtres insolites dans une même journée par un seul homme dont ce n'est pas le métier" erinnert an ähnlich verrückte lange italienische Titel) als dadaistische Farce: ein Bäcker bricht eines morgens auf, um an einem Tag neun bestimmte Menschen kaltblütig zu ermorden bzw. sorgfältig choreografiert hinzurichten. Autor und Regisseur Trintignant (er hat ein kleines Cameo als Theater-Regisseur) schickt Jacques Dufilho auf einen mörderischen Trip, der in seiner extremen Reduktion fast schon ein alles zersetzendes Konzentrat des Serienkillerfilms ist, in seiner Abstraktion das Experimentelle streift (einige sehr wilde Montagen sorgen für heruntergeklappte Kinnladen) – und trotzdem bleibt der Ton dabei immer scherzhaft und komödiantisch. Bin sehr gespannt auf Trintignants zweiter Film als Regisseur!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">THE PARALLAX VIEW (Alan J. Pakula: USA 1974)</p><p style="text-align: justify;">Ein eiskalter Film (der abrupte Schnitt auf die Leiche im Leichenschauhaus am Anfang – puh!). Der Paranoia-Thriller als unausweichlicher Alptraum. Nach der Vorstellung in der Karlsruher Schauburg beim Technicolor-Festival gab es zum Glück Freibier für die Dauerkarteninhaber, um etwas runterzukommen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDs_7ie0nC4CqzpYDX39iqmBfQ_Y9p1iFw5bKI7OKZ4p_KQPxmxcrngB5gaAM7N0kr5JSLwCJALPDCTnJtMtOJLtYhNicvrILP-YWdj-BM5XiBzmcoorG0Qmy5w1jX9ldAdUVF5Cm5jD_WY2oDsw7KIAOoPBUO3YCwbZ6SWAacQ3e1D0U6-atbN_lYMYo/s1280/dog_day_afternoon.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDs_7ie0nC4CqzpYDX39iqmBfQ_Y9p1iFw5bKI7OKZ4p_KQPxmxcrngB5gaAM7N0kr5JSLwCJALPDCTnJtMtOJLtYhNicvrILP-YWdj-BM5XiBzmcoorG0Qmy5w1jX9ldAdUVF5Cm5jD_WY2oDsw7KIAOoPBUO3YCwbZ6SWAacQ3e1D0U6-atbN_lYMYo/w400-h225/dog_day_afternoon.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">DOG DAY AFTERNOON (Sidney Lumet: USA 1975)</p><p style="text-align: justify;">Ein Klassiker, den ich schon seit Jahren sehen wollte (besonders, weil er einer der meistgenannten Filme in Lumets Buch "Filme machen" ist). Nach einer überbordenden Liebeserklärung an New York City im Prolog ein verblüffend nüchtern, fast semi-dokumentarisch inszenierter Heist-Movie ohne große "knallige" Attraktionen – und dennoch keineswegs spröde, sondern involvierend, menschlich und emotional.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">SCRUBBERS (Mai Zetterling: UK 1982)</p><p style="text-align: justify;">Missverstanden und unterbewertet als vermeintlicher Abklatsch von Alan Clarkes Jugendknastfilm SCUM ist SCRUBBERS vor allem ein wunderbarer Vertreter des Frauenknastfilms. Der Blick der schwedischen Regisseurin und Autorin Mai Zetterling ist so einfühlsam und verständnisvoll wie realistisch und ohne Illusionen ob der menschlichen Schwächen. "Jede hat ihre Gründe" ist im Knast natürlich eine Spur härter als bei einer Lustpartie im Schloss.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">PEMBALASAN RATU PANTAI SELATAN aka LADY TERMINATOR (Tjut Djalil: Indonesien 1989)</p><p style="text-align: justify;">The Terminator to terminate'em all! Gesehen <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2023/08/endliche-ehen-und-unsterbliche-liebe.html" target="_blank">beim internationalen Tag des Terza Visione</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMK65Bg4QyTKf-_hc6uElCBVFsLXBhdkjaKPboOUU8gPS-VS3JILFqrn4Y5bYx2WHZq0-LIyjkGJH0uXKBdUSkEvQHXkOPzmUOOKvIrIGaslu8b6gD88bQtR1hVOiXijr76zhZfV4jpC2QsP0anYztkJrpsStckRSxvs6s539d2V_Y68qqNeYoImj6mV8/s2000/toutes_peines_confondues.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1069" data-original-width="2000" height="214" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjMK65Bg4QyTKf-_hc6uElCBVFsLXBhdkjaKPboOUU8gPS-VS3JILFqrn4Y5bYx2WHZq0-LIyjkGJH0uXKBdUSkEvQHXkOPzmUOOKvIrIGaslu8b6gD88bQtR1hVOiXijr76zhZfV4jpC2QsP0anYztkJrpsStckRSxvs6s539d2V_Y68qqNeYoImj6mV8/w400-h214/toutes_peines_confondues.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">TOUTES PEINES CONFONDUES (Michel Deville: Frankreich 1992)</p><p style="text-align: justify;">Ein Korruptionssumpf-Krimi, wo der Teufel im Detail liegt: Gruppen-Pinkeln um die feine Limousine, die bunten Cocktails die die kleine Wirtstochter den beiden Kontrahenten mitten in einer ernsten Auseinandersetzung bringt weil sie eben bunter sind, die fußfetischistischen Einlagen.<br />Michel Deville, dessen experimenteller Polit-Thriller LE DOSSIER 51 mich letztes Jahr begeistert hat, ist eh ein Toller. Seine manchmal leicht surreale Erotik-Komödie LA LECTRICE (1988) mit Miou-Miou als Titelheldin in literarischer Verführungsmission und NUIT D'ÉTÈ EN VILLE (1990), sein One-Night-Stand-Zweipersonen-Kammerspiel mit Jean-Hugues Anglade und Marie Trintignant möchte ich hier auch noch explizit lobend erwähnen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">DIGGSTOWN aka MIDNIGHT STING (Michael Ritchie: USA 1992)</p><p style="text-align: justify;">Gerade in den ersten zwei Dritteln gefühlt unpassend zu einem Festival des Actionfilms (der Film war der Ersatz für einen nicht rechtzeitig im deutschen Zoll abgefertigten Rennrad-Sportfilm), sondern eher eine Art schwarze Komödie über eine korrupte Stadt, die von einem kriminellen Unternehmer (Bruce Dern – loved to hate him!) mit eiserner Hand regiert wird und von einem windigen Gauner (James Woods – loved to hate him too!) herausgefordert wird, den Rekord eines lokalen Boxers, der 10 Einheimische hintereinander geschlagen hat, mit seinem eigenen Kämpfer (Louis Gossett Jr. – mit Haaren zunächst für mich nicht erkennbar!) zu brechen. Atmosphärisch komplett all over the place zwischen schwarzer Gaunerkomödie, Southern Gothic, ultrafinsterem Polit-Thriller, Klamauk-Spitzen und am Ende einem verblüffend brutalen, brachialen, schmerzhaften Boxerfilm erzählt DIGGSTOWN fast komplett plotbefreit, nur mit seinen Figuren: Dern und Woods liefern sich ein Duell der Schmierigkeit, Arroganz und Niedertracht, die Menschlichkeit, Melancholie und Gebrochenheit gibt es bei den Nebenfiguren. Bizarr und sehr faszinierend.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgoxJX7Awz4jR3PB0iaprBQPmP1mAPkZ239i4aWDRCSsyJY7TFVPCzPbeE823-3w1a-cSzEWgH7L14i1YlZirCklcRqovaH60pDSfZFd3JIYD-axfNiFl48T3dhZQMxrHIyNOQ58UMZN2TlWWAq9THCpPcJ_2Si6hoR_hkwmLoPR5Rul-u_6dmcy5POFss/s2000/thomas_crown.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="892" data-original-width="2000" height="179" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgoxJX7Awz4jR3PB0iaprBQPmP1mAPkZ239i4aWDRCSsyJY7TFVPCzPbeE823-3w1a-cSzEWgH7L14i1YlZirCklcRqovaH60pDSfZFd3JIYD-axfNiFl48T3dhZQMxrHIyNOQ58UMZN2TlWWAq9THCpPcJ_2Si6hoR_hkwmLoPR5Rul-u_6dmcy5POFss/w400-h179/thomas_crown.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">THE THOMAS CROWN AFFAIR (John McTiernan: USA 1999)</p><p style="text-align: justify;">Ein auf jeglicher Ebene vergnüglicher Film, bei dem das Katz-und-Maus-Spiel (im Original, wenn ich mich richtig erinnere, schon eher distanziert-spröde) wirklich komplett in die Vollen geht. Ich denke vielleicht zu schmutzig, aber da gibt es natürlich diese "verschleierte" Natursekt-Einlage (Pierce Brosnan kniet unterwürfig vor Rene Russo und empfängt einen Flüssigkeitsstrahl) – zumindest aber die Karibikreise zum Luxus-Bungalow: Thomas Crown beugt sich mit offenem Hemd über ein Gericht, das er gerade kocht, ein bisschen Gemütlichkeitsplauze hängt über den Hosenbund, Catherine Banning huscht oben ohne vorbei und gibt ihm einen Po-Klaps. Ja, Katz-und-Maus-Spiel nicht als Trockenübung, sondern als sinnliches Vergnügen zum Fallenlassen!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgICfmj9DJRf-PjWxma9dHsAdb3K-SYWmukrc2-ogcRfFGTUpJfKp8llEoJSz9EW0Qjoy0OEIlJtMbVLn3t1qg58ojv3e5Ga5ev6kXYQIxS5emTOBMxqM4Whlr6RBG1BVga3DEiCvJBaBN25EvfZ6fZdHUIG6D_0ZcqVpONO4l7aS7TC4z-G7r2aXR9XXo/s1280/the_cats_meow.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="690" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgICfmj9DJRf-PjWxma9dHsAdb3K-SYWmukrc2-ogcRfFGTUpJfKp8llEoJSz9EW0Qjoy0OEIlJtMbVLn3t1qg58ojv3e5Ga5ev6kXYQIxS5emTOBMxqM4Whlr6RBG1BVga3DEiCvJBaBN25EvfZ6fZdHUIG6D_0ZcqVpONO4l7aS7TC4z-G7r2aXR9XXo/w400-h216/the_cats_meow.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">THE CAT'S MEOW (Peter Bogdanovich: USA/Deutschland/UK 2001)</p><p style="text-align: justify;">Eine kleine Yacht-Spritztour mit William Randolph Hearst und Charlie Chaplin – was kann da schon schief gehen? Zum Glück sehr vieles!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5sGOhg-cxB3q4iRTOf093m1-YRtsTE0TAB0vlVAlhaqKoQfI7yfPbSatjbM1dLjLVEDpBbVjBCdkC-BZMMKz4hGVxtnUwFFazFczWU9wF4y8Y5vrv6QOBil0SAw7N61aM-t7QcAmG_LCdqsYv23wYKzkJBmywug1IICcZYv3Ma_NamlUgHTakh42iJBw/s1280/les_miserables.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="534" data-original-width="1280" height="168" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh5sGOhg-cxB3q4iRTOf093m1-YRtsTE0TAB0vlVAlhaqKoQfI7yfPbSatjbM1dLjLVEDpBbVjBCdkC-BZMMKz4hGVxtnUwFFazFczWU9wF4y8Y5vrv6QOBil0SAw7N61aM-t7QcAmG_LCdqsYv23wYKzkJBmywug1IICcZYv3Ma_NamlUgHTakh42iJBw/w400-h168/les_miserables.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">LES MISÉRABLES (Ladj Ly: Frankreich 2019)</p><p style="text-align: justify;">Die Langfilmversion <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/12/wiesbaden-xxx-eindrucke-vom-30-exground.html" target="_blank">des gleichnamigen Kurzfilms</a> mit größtenteils der selben Kern-Crew, der alle Qualitäten beibehalten hat und aus einem kurzen Schlaglicht eine dichtere und breitere Impression macht (die Eskalationsschraube allerdings weiter anzieht): ein toller Polizeifilm, wo die Ambivalenzen der Polizeiarbeit auf die undurchdringbare Komplexität der Cité treffen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><b>Familie, Nachbarn und andere Gestörte</b></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">WO DER WILDBACH RAUSCHT (Heinz Paul: BRD 1956)</p><p style="text-align: justify;">Der Heimatfilm als Film Noir und Horrorfilm über dörfliche Niedertracht. Gesehen <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2023/11/heie-leidenschaften-schwitzende-korper.html" target="_blank">beim Hofbauer-Kongress</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">BOOM! (Joseph Losey: UK 1968)</p><p style="text-align: justify;">Mit SKIDOO (Preminger) und THE LEGEND OF LYLAH CLARE (Aldrich) reiht sich BOOM! in eine Kollektion angeblicher "Total-Entgleisungen" großer Studio-Regisseure anno 1968 ein. Richard Burton zieht ein Katana und fuchtelt damit im Kimono gekleidet auf einer Balustrade rum, während Elizabeth Taylor schreit, keift und rum-taylort. Einer ihrer Hüte sieht aus wie aus einer Junkie-Müllhalde zusammengeklaubt. Und wenn sie zwei Minuten lang dem Publikum ins Gesicht hustet, sieht das auf einer 17 Meter breiten Cinerama-Leinwand schon sehr beeindruckend aus. Wie bei den erstgenannten sieht man dabei die ganze Zeit einen inszenatorisch komplett kontrollierten Film (das Gerücht, Losey sei während des Drehs dauerhaft unkontrolliert besoffen gewesen, scheint totaler Quatsch zu sein – unkontrolliert war er ganz bestimmt nicht). Unglaublich.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWe6MGPBscR4pjsFUEsDU4kBHr81l7cmrWSKyIyaam2zuVRgztGMcayQv2ihmdVihsDbfD2yh-R2JmMliG1uDDpQabAmlKLj0kIw8tzQqcMiWUIgDib5N1-yBUOH6sF79BJThOQXQ85g4GaiX9Mvx7jzW0MUD6MuPOy9gqQ2hq5SAaNF__zVMyzNiCc7o/s1200/la_mandarine.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1200" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWe6MGPBscR4pjsFUEsDU4kBHr81l7cmrWSKyIyaam2zuVRgztGMcayQv2ihmdVihsDbfD2yh-R2JmMliG1uDDpQabAmlKLj0kIw8tzQqcMiWUIgDib5N1-yBUOH6sF79BJThOQXQ85g4GaiX9Mvx7jzW0MUD6MuPOy9gqQ2hq5SAaNF__zVMyzNiCc7o/w400-h240/la_mandarine.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">LA MANDARINE (Édouard Molinaro: Frankreich/Italien 1972)</p><p style="text-align: justify;">Nach dem Sex schläft er (Philippe Noiret) entspannt ein, sie (Annie Girardot) aber geht hinunter in die Hotelküche und veranstaltet dort mit den Resten ein veritables kleines Fressgelage. So beginnt diese heitere Hotel-Komödie, die komplett plotfrei, leicht wie eine Wolke vor sich hin spaziert, weil wir nur einigen Figuren dabei folgen, wie sie mit ihren kulinarischen und sexuellen Gelüsten umgehen, wie sie tanzen und spazieren und Spaß haben (und na gut: manchmal auch, wie sie versuchen, mit Eheproblemen umzugehen).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">MAA ON SYNTINEN LAULU (Rauni Mollberg: Finnland 1973)</p><p style="text-align: justify;">Das Kino Finnlands außerhalb der Kaurismäki- und Unterkühlte-Nordeuropäer-Klischeekiste-Komfortzone ist offenbar eine wahre Fundgrube: "Die Erde ist ein sündiges Lied" ist weniger die in der Synopse erzählte Liebesgeschichte zwischen einer Finnin und einem Samen als eher das impressionistische Stimmungsportraits eines Dorfs nach dem Weltkrieg und dessen Zyklen von Geburt, Sex, Trunksucht und Tod. Der Naturalismus des Films ist von einer verblüffenden Krassheit und erreicht bei der realen Onscreen-Schlachtung und -Zerlegung eines Rentiers fast eine halluzinatorische Qualität. Film als ein sinnlicher, reißender, gefährlicher Strudel!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">CHOCOLAT (Claire Denis: Frankreich/BRD/Kamerun 1988)</p><p style="text-align: justify;">Impressionistische Kindheits-Erinnerungen an Episoden in der afrikanischen Halbwüste. Keine Idealisierung, keine Romantisierung, keine Verklärung, aber auch keine echten Konflikte, sondern immer nur ein leichtes Dauer-Unbehagen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-VVpLFKHnv0iSjp4uxj4-4ee1WS7g4FLAGquQxw9kttwJYlS8iyqaUE7N6Od1N0EClfb4e0QNP0qBXIKQzi7l6ZdDp2LApIisO2JuQl1RfFL8S9ChqIpDzlL5PWPqu2taanH5w-zSWO1Q5NofscklhGnazSKDrp_CNFMsphmXCJCNL1x-34yVGES-mFg/s1202/demain_on_demenage.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1202" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-VVpLFKHnv0iSjp4uxj4-4ee1WS7g4FLAGquQxw9kttwJYlS8iyqaUE7N6Od1N0EClfb4e0QNP0qBXIKQzi7l6ZdDp2LApIisO2JuQl1RfFL8S9ChqIpDzlL5PWPqu2taanH5w-zSWO1Q5NofscklhGnazSKDrp_CNFMsphmXCJCNL1x-34yVGES-mFg/w400-h240/demain_on_demenage.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">DEMAIN ON DÉMÉNAGE (Chantal Akerman: Frankreich/Belgien 2004)</p><p style="text-align: justify;">Wie würde es also aussehen, wenn eine Avantgardistin und Rebellin des europäischen Autorenkinos eine spritzige Komödie über eine schreibblockierte Sexbuchautorin dreht, in deren Wohnung aus heiterem Himmel die überdominante Mutter einzieht? Leicht off-beat (ein Double-Feature mit einem Helge-Schneider-Film wäre wohl interessant), aber absolut vergnüglich.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">ROIS ET REINE (Arnaud Desplechin: Frankreich 2004)</p><p style="text-align: justify;">Eine Mini-Retrospektive zu Arnaud Desplechin bereitete mir vor allem im "großen" Desplechin-Amalric-Zyklus viel Vergnügen, also: COMMENT JE ME SUIS DISPUTÉ... (MA VIE SEXUELLE), ROIS ET REINE, UN CONTE DE NOËL, JIMMY P. (PSYCHOTHÉRAPIE D'UN INDIEN DES PLEINES), LES FANTÔMES D'ISMAËL (in TROIS SOUVENIRS DE MA JEUNESSE spielt Amalric zwar auch mit, aber den würde ich nicht zu den Guten zählen, und in LA SENTINELLE ist er wirklich nur in einer Mini-Rolle zu sehen, der ist aber auch toll). Ich habe etwas Mühe, die Details vieler der Filme auseinanderzuhalten, weil Mathieu Amalric und Emmanuelle Devos meistens mitspielen, ein Teil der Figuren jüdisch ist und sich mit jüdischer Identität auseinandersetzt, psychologische oder psychiatrische Behandlung immer wieder eine zentrale Rolle spielt, der Vornamen Ismaël und der Nachname Vuillard immer wieder vorkommen (aber es sind nicht die gleichen Figuren) und die nordfranzösische Stadt Roubaix als Heimatstadt immer wieder Handlungsort ist.<br />Daher: ROIS ET REINE als Stellvertreter für Desplechins nicht unbedingt konsistent großartiges, aber über weite Strecken faszinierendes Kino mit Mathieu Amalric als schauspielerisches Herz und emotionale (manchmal auch: emotional gestörte) Seele. Besonders schön: der Subplot um die Freundschaft / Liebe zwischen Amalrics Ismaël und der Co-Patientin "La chinoise" in der Psychiatrie.<br />Eine weitere ehrenvolle Nennung spreche ich hiermit noch für LES FANTÔMES D'ISMAËL aus, der quatschkopfigste, verrückteste, aber auch zärtlichste Desplechin-Amalric-Film (der leider von der französischen Filmkritik unverständlicherweise verrissen wurde).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><h3 style="text-align: justify;"><b>Mit dem Zweiten sieht man besser</b></h3><p style="text-align: justify;">DEATH WISH 3 (Michael Winner: USA 1985)</p><p style="text-align: justify;">Gesehen als "Midnight Nasty" bzw. Spätschienen-Film beim Karacho. Beim ersten Mal (auf einem kleinen Röhrenfernseher in der WG eines Freundes) ist er etwas an mir vorbei getrübt. Auf großer Leinwand entfaltet er sein ganzes anarchisches, zersetzerisches, krankes, gestörtes Potential: ein Meisterwerk des totalen Over-the-Top-Unfassbarkeitskinos. Eine Extrem-Satire über entfesselte kleinbürgerliche Mordlust. Da ist natürlich Paul Kersey, der seinen besten Anzug anzieht, um bei den netten Nachbarn von nebenan Kohl zu essen, sich zwischendurch höflich entschuldigt, aufsteht, seine Serviette säuberlich zusammenfaltet und niederlegt, rausgeht, zwei Gang-Mitglieder draußen vor seinem Auto niederknallt und dann seelenruhig zurückkehrt, um seinen restlichen Kohl gentleman-like aufzuessen. Die völlig wahnsinnige Szene mit Eis-Essen, um die Schulter baumelnde Kamera und die zur Elefantenjagd konzipierte Monsterpistole. Dann der Showdown, der wie eine ausgelassene Kindergeburtstagsfeier gefilmt ist, mit Blutbad und Massaker statt Limonade und Topfschlagen. Überhaupt die Inszenierung, die immer leicht off ist und den Film immer wieder auflaufen lässt: DEATH WISH 3 enthält den wahrscheinlich unromantischsten, widerwärtigsten Kuss der Filmgeschichte, wenn kurz, bevor sich die Lippen treffen, auf ein extrem unvorteilhaftes Closeup von Charles Bronsons runzelig-faltigem Schnurrbartmund geschnitten wird.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">Mit diesem letzten Bild im Kopf...</p><p style="text-align: justify;">wünsche ich allen Leserinnen und Lesern von Whoknows Presents ein schönes Jahr 2024!</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjLUZi6PbQqGpijWZnYT2mZtU5xQBjpV3wbL6RpyhsHR0ONJ6VVHWgNIJPb-MJlCGA5WK63NrfZsrvqGhqBp9wHYwsS-GBwMpVov8IAGjcJILZg3EFuTWJ25AJy3F6WF_OnHY_Lx7yJ7gbUK6bRy3AGyStt4170WWE7vmEfBbu56qAZkrSlgDGE5ezhhc/s1280/imitation-of-life-31-12-2023.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="718" data-original-width="1280" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjjLUZi6PbQqGpijWZnYT2mZtU5xQBjpV3wbL6RpyhsHR0ONJ6VVHWgNIJPb-MJlCGA5WK63NrfZsrvqGhqBp9wHYwsS-GBwMpVov8IAGjcJILZg3EFuTWJ25AJy3F6WF_OnHY_Lx7yJ7gbUK6bRy3AGyStt4170WWE7vmEfBbu56qAZkrSlgDGE5ezhhc/w400-h225/imitation-of-life-31-12-2023.jpg" width="400" /></a></div><br /><p style="text-align: justify;"><br /></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-80602668848725844922023-11-19T12:10:00.000+01:002023-11-19T12:10:38.880+01:00Heiße Leidenschaften, schwitzende Körper und unerhörte stille Örtchen<p style="text-align: center;"><b>Bericht vom 20. außerordentlichen Filmkongress des Hofbauer-Kommandos</b> </p><p style="text-align: center;"><i style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;"><br /></i></p><p><i style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;">5. Januar 2023 – Beginn des ersten Nürnberger Hofbauer-Kongresses seit Januar 2020. Vorfreude besonders hoch – und wieder mal nicht zu hoch, sondern völlig berechtigt, denn der erste Film, gleich eine Huldigung an den Namenspatron der Veranstaltung, war ein absoluter Knaller, ein wilder Ritt durch zahlreiche Genres innerhalb der Klammer Reportfilm, eine Kino-Offenbarung.</i></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Donnerstag, 5. Januar 2023</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 15:00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: MAN & WOMAN & ANIMAL. Geschlechterfragen im Spiegel des 70er-Populärkinos</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>DIE DRESSIERTE FRAU</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Ernst Hofbauer</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BRD 1972</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>DIE DRESSIERTE FRAU nimmt Esther Villars antifeministisches Buch "Der dressierte Mann" und Hannelore Schütz' und Ursula von Kardorffs Replik "Die dressierte Frau" als Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit Geschlechterbeziehungen in Form eines Reportfilms mit vielen kleinen Episoden.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjRoGMkhkEmxQvLSuzS50g0A8RRmbrus5DAV0yIISIDYh2MS01jDU7ri212n7JwBDi6brIgE8ekC-gpNZFM4SOGjMneFF1M1QKS0Rii-Ll_PRT20QgvXYJmZTu8bYbiKLIo1jC7l3T6xkqHL6UPyyhHeEidzqlYXHPPLsHaaj0jK6ome6CsZ8fVJk3w13A/s1029/die_dressierte_frau.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="665" data-original-width="1029" height="207" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjRoGMkhkEmxQvLSuzS50g0A8RRmbrus5DAV0yIISIDYh2MS01jDU7ri212n7JwBDi6brIgE8ekC-gpNZFM4SOGjMneFF1M1QKS0Rii-Ll_PRT20QgvXYJmZTu8bYbiKLIo1jC7l3T6xkqHL6UPyyhHeEidzqlYXHPPLsHaaj0jK6ome6CsZ8fVJk3w13A/s320/die_dressierte_frau.JPG" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Zwischen den schwierigen Debatten über Geschlechterbeziehungen wird auch Motorrad gefahren</td></tr></tbody></table><i><br /></i><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In meinem lediglich fünften (und vorerst auch bester) Hofbauer zeigt sich der gebürtige Wiener wieder einmal als begnadeter formaler Könner, der aus praktisch jeder Szene ein bestaunenswertes Ereignis voller liebevoller oder skurriler Details und voller pfeffriger Energie zaubert.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Man bestaune nur einmal die Episode mit dem Konfirmandenunterricht, bei dem der lehrende Priester im Klassenzimmer stets so gefilmt wird, dass rechts im Hintergrund ein großes Kruzifix ragt und links ein Poster, das offenbar zum Biologieunterricht dient und unzählige Fische abbildet. Beim Gegenschnitt sieht man dann die Klasse mit den Jungs und Mädels, die sich lautstark und teils sehr vulgär streiten, während im Hintergrund durch die Klassenzimmerfenster ersichtlich ist, dass draußen gerade leise der Schnee rieselt. Vulgarität und Poesie, Derbes und Erhabenes stehen in DIE DRESSIERTE FRAU stets nahe beieinander.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Da gibt es die Episode mit dem Paar, das in der Wohnung lautstark Sex hat, die Nachbarin so stört, dass sie es sich noch lautstärker mit dem Vibrator selbst besorgen möchte, um es den Nachbarn heimzuzahlen – doch oh weh, der Vibrator fällt aus. "Wenn's Gerät ist im Eimer, kommen Sie zu Heimer!" liest die Frau in einer Werbeanzeige für einen Elektriker und ruft dort an – bloß dass der diensthabende Elektriker der Mann im Nebenzimmer ist, der nun die Gelegenheit hat, sich einen kleinen Seitensprung zu gönnen. Warum ein elektrisches Gerät nehmen, wenn es auch ein richtiges Gerät gibt? Ja, Hofbauer zeigt sich hier nicht nur als Meister des Schmiers, wenn die zweite Sexrunde von allerlei Wortwitzen zu Lötstellen und Wackelkontakten begleitet wird, er zeigt hier schon, dass er auch Ansätze zum Slapstick hat...</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">... die er dann in der großen "Eierszene" vollkommen aufblühen, eskalieren und explodieren lässt! Im weiteren Verlauf des Kongresses blieb diese eines der meistdiskutierten Highlights unter dem Publikum. Wir haben ein Ehepaar, das sich immer streitet, weil er ihr keine Spülmaschine kauft (Hausarbeit – das ginge doch in zwei Stunden pro Tag). Davon hat sie eines Tages die Schnauze voll und verlässt ihn, während er derweilen in seinem eigenen Dreck versinkt, größtenteils in Gesellschaft eines Kumpels, der den Dreck noch potenziert. Als die Ehefrau viele viele Tage später dann doch ihre sehr spontane Rückkehr ankündigt, ist für die beiden Männer klar: die paar dreckigen Teller und das bisschen Schmutz auf dem Boden kriegen sie schon alsbald weg. Was darauf folgt ist nicht weniger als die systematische, restlose Verwüstung der kompletten Wohnung, als beide Männer versuchen, "aufzuräumen": Eimer mit Seifenwasser werden umgeworfen, Porzellan so staubfein zerschlagen, dass es mit dem Staubsauger weggesaugt werden kann, Hosen werden mit dem Bügeleisen durchgeschmort, fliegendes Geschirr lässt Trennfenster zwischen Wohnzimmer und Küche bersten. Das ganze endet schließlich damit, dass der Kumpel, sich an der Gardinenschnur festhaltend, aus dem Fenster im zweiten Stock hängt, hungrig ist und von Rühreiern mit Speck schwärmt, während das Ehepaar (sie ist mittlerweile zurückgekommen und musste schon erste Schneisen der Verwüstung konstatierten) in der Küche hockt, sich etwas befummelt, während die auf dem wackeligen Küchenschrank liegenden Eier Stück für Stück auf ihre Köpfe fallen und platzen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Diese explosive Lachsalve war aber keineswegs der Höhepunkt von DIE DRESSIERTE FRAU, denn Hofbauer hat seinen Sirk genau studiert und kann auch Melodrama, in einer Episode um einen Konzertpianisten, der sich eine Geliebte in einer separat bezahlten Wohnung hält und irgendwann von seiner Ehefrau zur Rede gestellt wird. Der berühmte erste Satz von Tschaikowskis erstem Klavierkonzert zieht sich als Leitmotiv durch diese Episode. Von zwei Streits mit Geliebter und Ehefrau aufgebracht, fährt sich der Pianist halsbrecherisch ins eigene Verderben: Unfall auf der Straße, Explosion des Autos... mit lauttönender Tschaikowski-Begleitung verschwimmen einzelne Bilder der Episode in einer wilden Montage mit einer animierten Partitur, die sich über die Mehrfachbelichtungen legt. Der erste große Wow-Moment des Kinos dieses Jahr.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Hofbauer kann auch beklemmend, in der Episode, die auch in dem Film direkt als jene der "sexuellen Hörigkeit" betitelt wird: eine Frau himmelt ihren Liebhaber (und dessen sehr bizarr vorstehendes Kinn) an, wird aber von ihm verächtlich, sogar übergriffig behandelt. Nachdem er ihr nach dem Sex, beide nebeneinander im Bett liegend, sehr kalkuliert "nebenei" offenbart hat, dass er nächste Woche heiraten wird, ist sie sichtlich schockiert. Weinend, von seelischem Schmerz sichtlich gequält beginnt sie, ihn zu reiten, und die Kamera weicht nicht von ihr, die sich mit Sex versucht zu betäuben, während sie eigentlich verzweifelt – eine quälend lange, unglaublich abgründige und finstere Einstellung.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ohne Hofbauer als heimlichen Feministen zu bezeichnen, aber es doch manchmal verblüffend, wie "progressiv" manch vermeintlich "reaktionäre" Sexfilme sind: Frauen sind hier über weite Strecken die mutigen, regelbrechenden und tragischen Figuren, und Männer die feigen, spießigen und schuftig-niederträchtigen Figuren. Vor allem charakterisiert DIE DRESSIERTE FRAU Strukturen von Machtgefällen und Ungleichheit wahrscheinlich wesentlich treffender als so manch ein wohlwollender und "seriöser" Film.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das Ende mit einem quasi-mustergültigen "gleichberechtigen Ehepaar" nimmt auf gewisse Art und Weise die "triviale" Auflösung von Monty Python's MEANING OF LIFE vorweg: irgendwie liegt es auf der Hand, dass das Leben angenehmer und einfacher wird, wenn man respektvoll und liebevoll miteinander umgeht, jeder mal ein bisschen was für den Haushalt tut und es im Bett um Liebe, Respekt, gemeinsames Lachen und Blödeln geht.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 17:00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>BIRDIE</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Hubert Frank</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BRD 1971</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ein Computer, der dafür programmiert ist, den idealen Partner aufgrund eines ausgefülllten Fragebogens zusammenzubringen, "matcht" die Teenagerin Birdie mit dem Fotografen Frank (oder vielleicht ist das ganze doch nur ein Werbe-Gag oder ein übler Witz von Franks Zeitungsredaktion). Frank, der gerne ein freies Leben führt, ist davon gar nicht begeistert, doch er hat nicht mit Birdies Hartnäckigkeit gerechnet, die mit allen Mitteln versucht, ihn zu verführen.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Als Teil der Hommage des Hofbauer-Kongresses an Eckart Schmidt lief BIRDIE als eine von mehreren kleinen "Sensationsfunden": der Film wurde wohl kurz nach der Premiere vom Distributor Paramount einkassiert und in den Giftschrank eingesperrt. Die gezeigte Kopie war dann auch quasi ungespielt (aber leider rotstichig).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ob die Liebesgeschichte zwischen einer Teenagerin und einem Anfangdreißiger als zu "heikel" galt, oder die zerfahrene, launig-anarchische Erzählweise des Films (so eher die Vermutung eines Co-Zuschauers) den Film in den Giftschrank brachte, sei dahingestellt. Insgesamt kommt der Film wenig zotig daher, sondern eher wie die bundesdeutsche Variante einer Neo-Screwball-Komödie: er würde eigentlich ganz gut in ein Double-Feature mit WHAT'S UP, DOC? passen (ohne jedoch das irre Gag-Tempo, den treibenden Drive und die exquisite Chemie der beiden Hauptdarsteller aus Bogdanovichs Film zu erreichen).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BIRDIE war ohne Zweifel ein schöner kleiner Gute-Laune-Film, angenehme anderthalb Stunden Filmspaß – höchstens leicht getrübt davon, dass die Titelprotagonistin stellenweise in ihrem obsessiven Bestreben, mit Frank anzubandeln, durchaus Züge einer bedrohlichen, psychisch labilen Stalkerin an den Tag legt (was der Film offenbar nicht beabsichtigt und auch nicht weiter verfolgt) und dass Frank-Darsteller Walter Wilz mit seinem Bart eine irritierende Ähnlichkeit mit Robert Hossein hatte (aber eben nicht Robert Hossein war). Ansonsten ist der Film eine schöne Explosion unzähliger kleiner Einfälle, die meisten schwungvoll inszeniert, viele witzig, vielleicht nicht alle ganz so gelungen. Eine ausgedehnte Schachpartie Birdies mit einem Hund in ihrer Pension bleibt mir als kleiner, "unscheinbarer" Höhepunkt im Gedächtnis. Und der leicht durchgeknallte Filmemacherkollege von Frank, der immer wieder mit verrückten Einfällen um die Ecke kommt und irgendwann seine Idee von Aufklärungsfilmen für den Tiermarkt pitcht ("Wieviele Orgasmen pro Tag braucht ein Hund, um glücklich zu sein?").</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>BIRDIE war der erste Teil einer kleinen Hommage dieses Hofbauer-Kongresses an Eckart Schmidt (der mit Hubert Frank das Drehbuch schrieb). Schmidt war eingeladen, hatte zugesagt, musste leider aufgrund von Krankheit kurzfristig seine Anreise absagen.</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 21:00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>GENERATION Z – DA WAR EIN HIMMEL</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Eckhart Schmidt</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschland 2020</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">digital, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Einige Episoden aus dem Leben junger Frauen in München.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Hofbauer-Kommandant Andi erklärte in seiner Einführung, dass Eckart Schmidt in den 2010er Jahren eine Art Renaissance erlebte und bis heute eine extrem produktive Schaffensphase führt, mit weit über Hundert Filmen, meist sehr spontan und kostengünstig digital gedreht.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich kann nicht behaupten, dass mich GENERATION Z – DA WAR EIN HIMMEL wirklich begeistert hat, aber der Film hat in seinen besten Momenten die rohe Energie einer Art von Filmemachen, bei der der Prozess wichtiger ist als das Endergebnis und die Sorglosigkeit eines Altmeisters, der die Regeln "guten Filmemachens" mit Schmackes über Bord geworfen hat, um das Kino oder zumindest sich selbst neu zu erfinden (eine Parallele wären wohl <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/09/doktor-schizo-und-mister-questi.html" target="_blank">die späten digitalen Filme Giulio Questis</a>).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Film entstand in Zusammenarbeit mit Schauspielstudentinnen. Die erste Episode dreht sich um eine junge Frau, die sich in der Münchener Innenstadt in einem Monolog zunehmend in Rage redet und von diffusem Weltschmerz allmählich ein Vergewaltigungstrauma aufarbeitet. Es ist die vielleicht schlüssigste Episode des Films, von großer emotionaler Intensität und mit nur wenigen Schnitten gedreht: am späten Nachmittag gedreht bricht die Dämmerung allmählich ein, das Licht ändert sich Stück für Stück, die Straßenlaternen werden irgendwann eingeschaltet.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Performances werden auf verschiedenen Straßen und Plätzen Münchens ausgetragen, dadurch schafft der Film einen Sense of Place, weil jeder Moment auch eine "Dokumentation" Münchener Straßenimpressionen ist. Kleine "spontane" Elemente im Hintergrund machen das ganze in den besten Momenten besonders lebendig:<span class="Apple-converted-space"> </span>ein Bäckereiplakat, das ein Brot mit 92% Dinkelanteil als "nussig & saftig" anpreist; Obdachlose im Gespräch bei spirituösen Getränken auf einer Parkbank im Hofgarten; ein "Achtung: Dachlawine"-Schild beim Dianatempel; eine lebhaft-laute Kindergartengruppe, die im Hintergrund im gemächlichen Tempo eine Straße überquert; unzählige Passanten, die manchmal teilnahmlos vorbeilaufen, manchmal aber auch in die Kamera schauen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die klassisch-erzählerischen Elemente von GENERATION Z – DA WAR EIN HIMMEL sind vielleicht weniger gelungen als die impressionistisch-poetischen: einige der ziellos mäandernden Monologe (darunter bei einem Spaziergang durch den sonnengefluteten Hofgarten) sind wesentlich mitreissender als einige der längeren Dialoge am Telefon oder der Zwei-Personen-Dialogimprovisationen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 23:55</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: WET BODIES – DER GANZ HEISSE WORKOUT aka #SPÜF: Der sportliche Überraschungsfilm</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Vor der Anmoderation wurde zwecks Aufwärmung ein kleiner Musik-Clip digital kredenzt, nämlich "Upside Down" von Vanessa (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=zeH2Um-yOrA" target="_blank">hier</a> zu sehen, zu bewundern)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>PERFECT</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: James Bridges</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">USA 1985</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, engl. OV mit finn. & schwed. UT</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Adam (John Travolta), Reporter für Rolling Stone, recherchiert einen Artikel über einen inhaftierten Geschäftsmann, der in eine Mafia-Drogengeschichte (möglicherweise auch mit politischem Sprengstoff) verwickelt ist. Als zweite Story arbeitet er nebenbei an einem Artikel über ein Fitness-Studio, das sich auch als idealer Treffort für Singles vermarktet. Verliebt in die Aerobic-Trainerin Jessie (Jamie Lee Curtis) verliert er langsam die Aufmerksamkeit für seine "Haupt-Story".</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiB_ARx-aSDzslbVYb294qy9A1PKl9OAgFLflTVXF1-qxUyRBG6O2G0ap-Dqr25MDrLPvIdSe_zRBnYIGL96coVPihU5Jq7fjQ8w5iOfo4XdhGDjl8DB0ISustmvhNPg-XFapMYgRM5cFfhupSNBUiEMbjP7aQ4Jv22CGBlbjJE0eVXq6Ik83fSI15e0uA/s1280/perfect_1.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="715" data-original-width="1280" height="179" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiB_ARx-aSDzslbVYb294qy9A1PKl9OAgFLflTVXF1-qxUyRBG6O2G0ap-Dqr25MDrLPvIdSe_zRBnYIGL96coVPihU5Jq7fjQ8w5iOfo4XdhGDjl8DB0ISustmvhNPg-XFapMYgRM5cFfhupSNBUiEMbjP7aQ4Jv22CGBlbjJE0eVXq6Ik83fSI15e0uA/s320/perfect_1.JPG" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Aus den End-Credits (Hinweis: Bildformat ist falsch, der Film ist in Scope)</td></tr></tbody></table><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der erste Film des Tages mit einem klassischen, durchstrukturierten Drehbuch (was vielleicht nicht ideal für Mitternacht war). Oder: Was wäre eigentlich passiert, wenn Alan J. Pakula oder Brian De Palma (letzterer bei BLOW OUT, auch mit Travolta) bei ihren finsteren Paranoia-Thriller-Geschichten... in ein Fitnessstudio gegangen wären?</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der dubiose Geschäftsmann McKenzie und das Fitness-Studio "Sport Connection" (mit der heißen Aerobic-Trainerin Jessie) laufen für Adam größtenteils parallel. Ab und zu nur kreuzen sich die Geschichten, wenn Travolta das heiße Vorspiel mit Curtis und ihrem Tutorial über das Aufwärmen der Muskeln und die erhöhte Blutzirkulation unterbricht, weil er ein Telefonat mit einem Interviewangebot erhält. Zwei Filme laufen also parallel in diesem gleichen Stück Zelluloid – irgendwie bizarr, befremdlich und um halb zwei Uhr morgens nicht ganz schlüssig. Im Nachhinein fügt sich das aber zusammen, und PERFECT erzeugt fast schon ein authentisches Gefühl für die "Abgehacktheit" des Arbeits- und Lebensalltags eines Journalisten, der natürlich mehr als ein Thema auf einmal beackert und irgendwann bei zwei sehr unterschiedlichen Geschichten den Kopf verliert.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">PERFECT begibt sich zwischendurch auch auf eine Nebenstraße mit einem längeren Subplot um die Fitness-Studio-Stammkundin Linda, die hinter ihrem Rücken als "The most used piece of equipment at Sport Connection" betitelt wird. Adam interviewt sie in einem Male-Stripper-Club, begleitet sie dann auf einer Geburtstagsfeier, die dann auch aufgrund von zu vielen Drogen und Schnaps eskaliert. Linda war vorher so etwas wie die etwas durchschnittliche Besucherin von Sport Connection, die den Club wirklich als Treffbörse nutzen möchte – und wird in dem ihr gewidmeten Nebenpfad des Films zu einer wahrhaftig tragischen Figur, die verzweifelt nach menschlicher Wärme sucht und deswegen davon träumt, sich ihr Gesicht bei einer ästhetischen OP von einem kalten Skalpell bearbeiten zu lassen. Düsteres gibt es sicherlich bei McKenzie-Geschichte (gefühlt dem ungefilmten vierten Teil von Pakulas Paranoia-Zyklus), aber hier bei Linda blickt PERFECT auf die ganz finstere Seite des Reaganomics-Selbstoptimierungswahns.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der unvergessliche Höhepunkt von PERFECT und sicherlich der Hauptgrund, warum dieser Film bei einem Hofbauer-Kongress lief, ist aber die schier U-N-F-A-S-S-B-A-R-E Aerobic-Trainings-Montage-Sexersatzszene, mit einem verschwitzten, voll Wunder, Freude, Anstrengung und Geilheit völlig gesichtsentgleisten John Travolta in (let's say: gemächtbetonten) kleinen Trainingsschlüppis, der in einer größeren Gruppe von Teilnehmnerinnen und Teilnehmern laszive Beckenbewegungen selig grinsend durchführt, während ihn aus einiger Entfernung Jamie Lee Curtis als Gruppentrainerin, die die Bewegungen und den Rhythmus vorgibt, ihn mit feurigen Blicken und nicht-hörbarem, aber dennoch auch ohne Worte spürbarem Dirty Talk anfeuert. Das ganze auf großer Leinwand und in Scope (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=D7TpSJ1ci0k" target="_blank">hier ein Ausschnitt auf Youtube</a>, leider im falschen Bildformat: totale Unfassbarkeiten ab 2:03)! Wow!</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWznQg3iBFELhuWX20NdzhaQ1U8E19FxLm0kDpFEBn8C9OFe6VBsfU9EOpsY11tWCDCrc622Axxj3Vf_qisKk38hpeuG5EU_NMQS8nhzklt67cQ3u0XhNIObYTj5gh2bf4ILAs8JTycbCe9OXUfqAi3D_FBb5E5HKQtTt_gtMlzOYPlt4XZmSDVEZwkwA/s1280/perfect_2.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="718" data-original-width="1280" height="180" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWznQg3iBFELhuWX20NdzhaQ1U8E19FxLm0kDpFEBn8C9OFe6VBsfU9EOpsY11tWCDCrc622Axxj3Vf_qisKk38hpeuG5EU_NMQS8nhzklt67cQ3u0XhNIObYTj5gh2bf4ILAs8JTycbCe9OXUfqAi3D_FBb5E5HKQtTt_gtMlzOYPlt4XZmSDVEZwkwA/s320/perfect_2.JPG" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der angeteaserte ganz heiße Workout (Hinweis: Bildformat ist falsch, der Film ist in Scope)</td></tr></tbody></table><br /><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span><p></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Freitag, 6. Januar 2023</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 12:30 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>LOVE'S PLACES – PLÄTZE DER LIEBE</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Eckhart Schmidt</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschland 2019</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">digital, dt./engl./ital. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Impressionen aus dem zeitgenössischen Leben junger Frauen in Nürnberg, Frankfurt, Berlin und München, erzählt mit mythologischen, fantastischen, politischen und dadaistischen Backstories.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die erste Stunde des Films hat mich ehrlich gesagt komplett abgehängt. Lange monologisierende Episoden mit jungen Frauen, die durch die genannten Städte laufen, mit jeweils etwas anderem Fokus hier und da: in Nürnberg geht es in die mythologisch-fantastische Richtung, in München leicht historisierend (der Hauptteil spielt an bei einem Münchner Prachtbauwerk aus dem 18. Jahrhundert, das ich nicht mehr benennen kann) in Berlin wird es irgendwie politischer, weil da gleich auch noch eine Demo mitgefilmt wird.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wie bereits weiter oben erwähnt: ich glaube Eckhart Schmidts neuere Filme sprechen ich am meisten in den Momenten an, in denen sie sich ganz in ihren experimentellen Ansatz reinwerfen und die letzten Überreste klassischer Narration hinter sich lassen. In LOVE'S PLACES – PLÄTZE DER LIEBE passierte für mich dann die Magie in den letzten zwei Episoden (Berlin und Frankfurt?): die letzte Episode, bei der die junge Dame durch einen Innenhof (einen Schulinnenhof?) wandelt, habe ich als leichtfüßigen, für Quatschiges offenen, von Narrationsballast komplett ungebundenen Filmspaziergang empfunden.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ab 14:45 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: Ein saftiges Sittenbild aus Edos Opiumhöhle</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>PORUNO JIDAIGEKI: BOHACHI BUSHIDO</b> ("Boachi Bushido: Code of the Forgotten Eight")</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Ishii Teruo</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Japan 1973</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, jap. OV mit engl. UT</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Der Selbstmordversuch des Ronins Shino (Tanba Tetsuro) schlägt fehl, als er vom Clan der Bohachi gerettet wird. Die Bohachis leiten Edos Rotlichtviertel mit eiserner Hand und Terror und können Shino als Handlanger gut gebrauchen. Der findet schnell Geschmack an den sexuell-gewaltsamen Terror-Methoden der Bohachi.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMe8vp8CzB3F09dqbv348ZYHEJGIMdAC4nVDeVDr50uA330ihv6IGBy7MFh2MVf3rEy53WGYjbdW-pZvKDQwA_v_38grcaIIE2wouxb1FaeN_0ljSCTQJhZQRPoKU85omGdn_O0aRMVjpmB1yJUH9-udh8chHyicoeJoZ3n4n__64t0uNoPAW_uNAaxxU/s1280/boachi_bushido.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="567" data-original-width="1280" height="142" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMe8vp8CzB3F09dqbv348ZYHEJGIMdAC4nVDeVDr50uA330ihv6IGBy7MFh2MVf3rEy53WGYjbdW-pZvKDQwA_v_38grcaIIE2wouxb1FaeN_0ljSCTQJhZQRPoKU85omGdn_O0aRMVjpmB1yJUH9-udh8chHyicoeJoZ3n4n__64t0uNoPAW_uNAaxxU/s320/boachi_bushido.JPG" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kampfsequenz im Prolog (hier in Farbe)</td></tr></tbody></table><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /><i><br /></i></span><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein ordentlicher Tritt ins Schienbein alles Anständigen, eine comichafte, psychedelische Feier von sexuellen oder mindestens stets sexuell konotierten Gewaltexzessen. Ein Herzstück des Films sind sicherlich die in Manier einer Trainings-Montage dem Neuankömmlich Shino erzählten Codizes der Bohachis, die ein wenig aussehen wie ein Regelwerk, das der Marquis de Sade bei einem imaginären Japan-Urlaub den Oberzuhältern von Edo geschenkt hätte: Verrat, Missgunst, bestialische Folter, sexuelle Unterwerfung und Erniedrigung.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ishii drückt schon ordentlich auf die Tube, auf dass der geneigte Kongressbesucher stets etwas zu bestaunen hat. Ich kann nichts anderes sagen: ich hatte schon Spaß. Wirklich nachhaltig wirkte das ganze nicht, weil es mir dann vorkam, dass doch etwas zu viele Figuren austauschbar und die Hauptfigur (gespielt von Tanba Tetsuro, im Westen bekannt als Tiger Tanaka im Bond-Film YOU ONLY LIVE TWICE) eher rudimentär holzschnittartig und merkwürdig charismaarm wirkte. Vielleicht schwerwiegender ist, dass die gezeigte Kopie rotstichig war und die wahre Farbenpracht des Films nur erahnen ließ: gegen Ende wird Shino von einer Prostituierten mit Opium betäubt – er erlebt einen psychedelischen Farbenrausch, den man in dieser Aufführung nur erraten konnte.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ab 17:00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: Eine Trouvaille aus dem Kleiderschrank der Verlorenen</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>SCARF OF MIST, THIGH OF SATIN</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Joseph W. Sarno</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">USA 1967</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm (Interpositiv), engl. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Intrigen und doppelte Spiele in der New Yorker Modeszene...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">...na ja, besser gesagt: einer Hinterhof-Klamottenklitsche. Abgesehen von einem Opening Shot, in dem tatsächlich ein klein wenig New York im Winter zu sehen ist, spielt SCARF OF MIST, THIGH OF SATIN ausschließlich in einem leeren Studio, bei dem die Darsteller vor der gefühlt immer gleich flach ausgeleuchteten Studiowand agieren. Nur ein paar spärliche Möbel und die eine oder andere Wand-Deko (ein Gemälde mit galoppierenden Pferden bleibt da als kleiner kreativer Marker im Gedächtnis) zeigen an, dass die Räumlichkeit sich geändert hat.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SCARF OF MIST, THIGH OF SATIN ist mein dritter Sarno-Film, und sicherlich der schwächste. A TOUCH OF GENIE sticht thematisch und atmosphärisch heraus in einer sehr bizarren Mischung aus jüdischem Borscht-Belt-Humor mit Slapstick-Elementen und Hardcore-Porno (er ist irgendwie faszinierend, nicht unbedingt in einem nur positiven oder nur negativen Sinne). DEEP INSIDE ("Das Strandhaus") ähnelt SCARF OF MIST, THIGH OF SATIN in der eher ungelenken Inszenierung reduzierter Räume (gleichwohl die Lichtsetzung mir etwas kontrastreicher erschien), hat mich aber durch seine einlullende Abhäng-Atmosphäre gefallen: DEEP INSIDE will nichts Großes erzählen, sondern präsentiert nur ein paar Leute, die in einem Ferienhaus trinken, Karten spielen und Sex haben.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Hier scheint zumindest für mich das große Problem von SCARF OF MIST, THIGH OF SATIN zu liegen: er versucht, eine halbwegs klassische A-Movie-Erzählung innerhalb eines B-Movie mit den inszenatorischen Fähigkeiten eines Z-Movie zu erzählen. Heißt: die Figuren erzählen in tristen Sets die Handlung in qualvoll langen Expositionsdialogen, manche Szene mit noch mal mehr Expositionsdialogen wird nur eingefügt, um die vorangegangene Szene dramaturgisch auszuerklären. Die Kamera bewegt sich im ganzen Film gefühlt vielleicht zwei bis drei Mal: die Figuren laufen in das Bild hinein, wenn sie reden müssen und entfernen sich aus dem Bild, wenn ihre Zeilen aufgesagt sind. In dieser immergleich bleibenden Form hat mich der Film ehrlich gesagt sehr schnell ziemlich genervt – wer geneigt ist, kann das auch als eine Form von Dilettanten-Avantgarde wahrnehmen, was ein nicht unbeachtlicher Teil des Publikums dann auch gemacht hat. Daher lade ich auch dazu ein, <a href="https://letterboxd.com/film/scarf-of-mist-thigh-of-satin/reviews/by/added/">die größtenteils positiven Bewertungen einiger Kongressbesucher bei letterboxd hier zu lesen</a>. SCARF OF MIST, THIGH OF SATIN war eine der großen archivalischen Entdeckungen dieses Hofbauer-Kongresses: der Film galt bis dato als verschollen, eine Interpositiv-35mm-Kopie wurde allerdings bei einem deutschen Filmarchiv vom Hofbauer-Kommando aufgespürt (insofern schmerzt es mich schon etwas, dass ich ihn nicht mag, aber ich wertschätze natürlich trotzdem, dass er gezeigt wurde).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 21:00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>WO DER WILDBACH RAUSCHT</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Heinz Paul</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BRD 1956</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Der reiche Bauer Muralt, bei dem die meisten Dorfbewohner Schulden haben, liebt die Magd Maria. Doch diese liebt den Sohn des Bürgermeisters Lorenz und ehelicht ihn dann auch. Gekränkt schenkt Muralt dem Brautpaar eine übermäßig prunktvolle Kutsche und erscheint betrunken und pöblend zur Hochzeitsfeier. Muralts Ansehen im Dorf könnte nicht tiefer sinken – doch dann stürzt Lorenz bei einem Streit mit ihm auf einer Brücke über dem Wildbach in den Tod. Nach 20 Jahren Gefängnis kehrt Muralt zurück ins Dorf.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">WO DER WILDBACH RAUSCHT war der diesjährige Vertreter des klassischen deutschen Heimatfilms auf dem Kongress – ein Genre, das vom Hofbauer-Kommando besonders geschätzt wird, weil es eben auch darum gehen soll zu zeigen, dass das gängige Urteil des Filmkanons (Heimatfilm = seichte idyllische Welten, die filmästhetisch eh nicht der Beachtung wert seien) auch überprüft gehört.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und tatsächlich ist WO DER WILDBACH RAUSCHT nicht weniger als ein ebenso bretthartes wie meisterhaft inszeniertes Melodrama. Manche Zuschauer bezeichneten den Film in der darauffolgenden Pause sogar als bayerischen Western. Für mich noch auffälliger sind die Szenen in Muralts prachtvollem Haus, die weniger nach Heimatfilm oder nach Western aussehen als dass sie mit ihrer alles in intensive, dunkle Schatten tauchenden Low-Key-Fotografie irgendwo zwischen Gothic-Horror und Film Noir schwanken. Ein gemeinsames Abendessen mit Muralt und seinem Oberknecht Wolf könnte, wenn man sich die beiden Männer in großstädtischen Anzügen und nicht in bayerischen Trachten denkt, auch die Besprechung zweier Gangster in einem amerikanischen Noir sein.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Was den Gothic-Horror betrifft: eine Pferdekutsche, die Muralt der Braut als protziges Geschenk vorfahren lässt, wird von den Dorfbewohnern aus dem Dorf ins freie Feld gekarrt. Dort steht es herrenlos in der Dämmerung – eine einzelne Einstellung voller unterschwelliger Bedrohlichkeit, die sich erbarmungslos in den Kopf einbrennt (solche Einstellungen von omimösen "leblosen" Gegenständen, die bedrohlich in der Gegend rumstehen, kennt man besonders von <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/John%20Carpenter" target="_blank">John Carpenter</a> – der das über zwanzig Jahre später gemacht hat).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Muralt, der arrogante "Geld-Adelige" des Dorfes, ist trotz einer gewissen Lächerlichkeit, auch trotz einer gewissen Bedrohlichkeit am Ende vor allem eine sehr tragische Figur. Im Laufe des Films wurde er (trotz seiner Schwächen, Fehler und zweifelsohne seiner Abgründigkeiten) für mich zum Helden, oder zumindest zum großen tragischen Anti-Helden des Films: trotz seines ganzen Gelds ein Außenseiter, ein "Freak". Die Dorfgemeinschaft hingegen: an der Oberfläche freundlich, idyllisch, "einfach" lebend – und wenn das Blut hochkocht ein wilder zorniger (Lang'ianischer) Lynch-Mob, das den Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus offensichtlich nicht wieder gekittet hat. Einige Szenen zeigen auch, wie die "autochtonen" Einheimischen einen zugezogenen italienischen Dorfbewohner (aufgrund seines handwerklichen Könnens – war er der Dorfschneider? – eigentlich ein unverzichtbares Mitglied der Gemeinde) absolut aus dem Nichts als "Spaghettifresser" beschimpfen. Eine Szene, die möglicherweise als eine Art Comic-Relief gedacht war, aber das Profil der Dorfgemeinschaft als Missgunst-Gemeinschaft schärft.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Vergewaltigung, eine von Paranoia, Hass, Rassismus und toxischer Männlichkeit zerfressene und zersetzte Dorfgemeinschaft, die jegliche Abweichung erbarmungslos bestraft oder mit Gewalt verfolgt, unterschwellig inzestuöses Begehren, Lynchfantasien – zumindest WO DER WILDBACH RAUSCHT ist keineswegs die eskapistisch-seichte Friede-Freude-Eierkuchen-Unterhaltung mit idyllischem Dorfleben, auf die der Heimatfilm immer wieder reduziert wird. Die Erzählstruktur von WO DER WILDBACH RAUSCHT ist gleichzeitig sehr episch und elliptisch, eine Zeitspanne von zwanzig Jahren wird tatsächlich mit nur einem einzigen Schnitt und ohne jegliche Texttafel, Voice-Over oder sonst irgendwelche chronologischen Marker überbrückt. Einige Co-Kongressniki fanden das erzählerisch nicht besonders elegant gelöst, ich fand es auf eine faszinierende Weise bizarr, fast schon leicht exzentrisch. Passend zu diesem kleinen Prachtstück, einem der großen Höhepunkte dieser Kongress-Edition.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Speaking of Höhepunkte...</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 23:15 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: DEUTSCHLAND INTIM: WENN DIE SEKTKORKEN KNALLEN aka #SCHMÜF: Der außerordentlich schmierige Überraschungsfilm</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Man könnte auch sagen: ein infernalisches Double-Feature aus Weihwasser und Sperma, Messwein und Natursekt</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><i>Kurzvorfilm:</i></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>CHRISTEN UND KIRCHEN: DIE TAUFE</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Jürgen Grünler</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BRD 1983</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">16mm, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Was bedeutet eigentlich eine Taufe? Was ist die Konfirmation? Eine Gruppe jugendlicher Christen geht in diesem kurzen Dokumentarfilm diesen Fragen auf den Grund.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Bundesdeutscher 80er-Trist-Mief bildet das Hauptaroma dieses irgendwie charmanten Bildungs-Kurzfilms rund um Jugendliche, die in Konfirmationsvorbereitungskursen diskutieren. Eine gleichzeitig sehr unpassende und dann doch wieder sehr sehr passende Einführung zum Hauptfilm.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die logische Überleitung: was machen denn diese Konfirmanden und Konfirmandinnen nach ihrer Konfirmation? Vielleicht... ausreißen?</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><i><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span>Hauptfilm:</i></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>BIGGI – EINE AUSREISSERIN</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Charles Köhn</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BRD 1980</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Biggi reisst aus und erlebt bei einem reichen Ehepaar, später in einem Bordell einige erotische Abenteuer.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Ankündigung "außerordentlich schmieriger Überraschungsfilm" war keineswegs zuviel versprochen, denn diese völlig unfassbare filmische Total-Eskalation namens BIGGI – EINE AUSREISSERIN lieferte eine der denkwürdigsten und sicherlich die verstrahlteste Vorstellung des 20. Hofbauer-Kongresses. Ein völlig wahnsinniger Film, dem mit gängigen Rezeptionsmitteln wohl kaum beizukommen ist. Ein beachtlicher Teil des Publikums tobte geradezu vor schierer Freude, vor totaler Unfassbarkeit, vor ungläubigem Staunen (oder feuerte Biggi auch mal begeistert an, wenn sie auf ihre Sexpartner*innen urinierte) während ein anderer Teil mit Brechreiz und Gehirnkernschmelze kämpfte.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Schublade "Porno" ist auf jeden Fall zu klein für BIGGI – EINE AUSREISSERIN. Der Film ist eher eine Odyssee durch den versifften Unterleib des bundesdeutschen 80er-Trist-Miefs, ein Eintauchen in Dreck, Schmier, Vulgarität und literweise, wenn nicht gar hektoliterweise Pisse – und das ganze auch nicht als existentialistisch-transgressive Depri-Nummer, sondern als eine sich vergnügt, frisch-frech-fröhlich und lachend gebende Riesen-Gaudi (inklusive eines "Happy-Ends", bei dem Biggi wieder von ihren Eltern in einer tristen Straße mit grauen Reihenhäusern empfangen wird, der Vater, am hellichten Tag, stilecht mit einem geöffneten Bier in der Hand).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Teenagerinnen, die es mit fetten alten impotenten Männern mit Mikropenissen treiben, ein etwas potenterer Butler mit schweren Flatulenzen, Gruppensex im Handwerkerkeller mit diversen Farben die so aussehen als wären sie nicht gerade gut für die Haut und die durcheinandergemischt nur ein unappetitliches Matschebraun (auch trotz beigemischtem Urin) ergeben, eine Kneipe mit einem Oberkellner der einfach in das Sektglas pinkelt um aufzufüllen – und das ganze ist nur die Bildebene. Die Tonspur (komplett nachsynchronisiert und in der Lippensynchronität nur selten präzise, was die bizarre Atmosphäre des Films noch steigert) ist eine Dauerbeschallung aus sexuellen, aber durch und durch unerotischen Vulgaritäten, ein Vokabular fast aus einer Parallelwelt, in der alles nur noch in Bezug zu harter Fickerei (von Sex kann kaum noch gesprochen werden) gesetzt wird. "Was für ein schöner Diamantenring, den er mir schenkt" – würde es in einer normalen Welt heißen, aber hier wird daraus "Da steckt der mir doch echt einen Diamanten auf meine Wichsgriffel". Man könnte wohl nur anhand dieses Films ein Lexikon der vulgärsten Sexbegriffe zusammenstellen. Nur an einer Stelle wurde es undeutlich: eine Schimmelbeschädigung hatte einen Teil der Tonspur angegriffen, so dass für einige Minuten die Dialoge zu einem kleinen, stockenden und rauschenden Musique-Concrète-Experimentalstück verfremdet wurden – "Schimmel-Avantgarde" sagte voller Begeisterung einer der Hofbauer-Kommandanten!</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wie haben denn eigentlich Besucher halbseidener Pornokinos damals, 1980, auf diesen Film reagiert? Haben sie sich empört die Hose wieder zugeknöpft und haben an der Kasse ihr Eintrittsgeld zurückverlangt? Oder sind sie in eine Art Trance oder Hypnose gefallen angesichts dieser Unfassbarkeiten? </span>"Ein dadaistisches Meisterwerk" lautete das Fazit eines Hofbauer-Kommandanten direkt nach dem Film. Dem würde ich nicht viel entgegensetzen.</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Vielleicht nur hinzufügen: ein außerordentlich denkwürdiger Moment ist der Beginn einer lesbischen Sexszene auf der Toilette in der Villa des gutbetuchten alten Lustmolchs mit dem winzigen Penis. Da in Deutschland Ordnung herrscht, hängt da auch eine Tafel mit einer Toilettenordnung mit fein säuberlich angeordnten, durchnummerierten Punkten. Keine zwei Minuten später sind die beiden Damen in der Badewanne und urinieren sich gegenseitig an, in völliger Missachtung der vorher sehr markant gezeigten Toilettenordnung. BIGGI – EINE AUSREISSERIN mag durchaus sehr anarchisch sein, aber das war eine Stelle, wo man doch vermuten musste: der Wahnsinn hat System!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Samstag, 7. Januar 2023</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 14:15</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>DER KONGRESS TANZT</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Erik Charell</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschland 1931</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die Wiener Handschuhmacherin Christel verliebt sich in ihrer Heimatstadt anno 1815 in einen äußerst charmanten Mann – der zufälligerweise der russische Zar Alexander I. ist. Metternich sieht in dieser Liebelei Potential, um seinen Gegenspieler von den Verhandlungen beim Wiener Kongress abzulenken. Doch die russische Gesandtschaft hat auch einen Zaren-Doppelgänger im Köcher. Turbulenzen und Liebe, Lachen und Weinen folgen, wie es das "nur einmal gibt".</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiYYeblmiA7Lb8POnp5eAHs7U3aHQF_4yXOI_91lTaylFApJ5GHa__I5mPKF6W5fNDdY0XnqOy-oWM4HmIcBEv8pgMLHn2G_VEIGhVwEM6u7nP-ZLhQswuzW6ZNDVgFSGKZaOU6mrgi1FzGfNqtsbF4qAcA91FLxaqdfoZ3bXijYxsTVnowhR5BWgUB0Y8/s951/der_kongress_tanzt.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="951" height="269" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiYYeblmiA7Lb8POnp5eAHs7U3aHQF_4yXOI_91lTaylFApJ5GHa__I5mPKF6W5fNDdY0XnqOy-oWM4HmIcBEv8pgMLHn2G_VEIGhVwEM6u7nP-ZLhQswuzW6ZNDVgFSGKZaOU6mrgi1FzGfNqtsbF4qAcA91FLxaqdfoZ3bXijYxsTVnowhR5BWgUB0Y8/s320/der_kongress_tanzt.JPG" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Metternich (Conrad Veidt) lässt sich die Morgennachrichten direkt ans Bett bringen</td></tr></tbody></table><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /><i><br /></i></span><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DER KONGRESS TANZT dürfte einer der "kanonisiertesten" deutschen Filme sein, die jemals auf dem Hofbauer-Kongress liefen. Die Programmierung beim Kongress hob natürlich noch mal die archäosleazologischen Aspekte (aka "Frühschmier") hervor und ermöglichte, diesen ohnehin wunderbaren Film noch mal in einer wunderbaren Form, also im Kino und auf einer exzellenten 35mm-Kopie zu erleben: die fetzigen oder wahlweise bittersüß-romantischen Musiknummern ("Das gibt's nur einmal" – natürlich mehr als einmal vorgetragen, "Wien und der Wein"), die spritzig-perlende Lilian Harvey als verliebte Handschuhverkäuferin, ein herrlich schmieriger Conrad Veidt als intrigant-gerissener Metternich, Willy Fritsch wahlweise als romantisch-verträumter Zar Alexander oder als entweder gelangweilter oder in Zarenkostüm überforderter Sicherheits-Double Uralsky, das heimliche Herz des Films Otto Wallburg als Zarensekretär Bibikoff (mit seinem Begehren, Leute immer auspeitschen und nach Sibirien verfrachten zu lassen), und nicht zu vergessen die absolut fantastische Kamera (Carl Hoffmann), die absolut federleicht durch gigantische Komparsenszenerien gleitet und tänzelt (und das nicht nur in der atemberaubenden "Das gibt's nur einmal"-Kutschenfahrt).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DER KONGRESS TANZT sah ich zum ersten Mal bei einem geselligen Adventsabend des Lehrstuhls für Osteuropäische Geschichte an der Uni Jena 2007 – der Film wurde von der Vertretungsprofessorin im Rahmen ihrer Vorlesung zu kulturgeschichtlichen Annäherungen an russische Diplomatiegeschichte vom 18. bis 20. Jahrhundert ausgewählt. Ein vergnüglicher Abend mit netten Kommilitoninnen und Kommilitonen, Glühwein und Plätzchen und DER KONGRESS TANZT auf dem Röhrenfernseher eines Seminarraums. Die Professorin wertschätzte im Anschluss auch den Wert der filmästhetischen Attraktionen über die trockene Faktenlage (in etwa: "In den Fakten nicht sehr akurat, aber trotzdem sehr unterhaltsam und schön... Nein, GERADE deswegen!").</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DER KONGRESS TANZT ist auch ein Lichtblick des späten Weimarer Kinos bevor die Nazis der Freude ein Ende setzten. Ein großer Anteil der an zentralen Positionen vor und hinter der Kamera beteiligten Personen waren jüdischer Herkunft und mussten 1933 vor den Nazis fliehen. Bibikoff-Darsteller Otto Wallburg und Co-Drehbuchautor Robert Liebmann waren nicht weit genug bis ins sichere Hollywood geflohen und wurden in Auschwitz ermordet.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 16:45 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: HEISSE SEHNSUCHT, KALTE KASTE. Schulmädchen-Liebesschicksale im indischen Ozean</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>GEHENU LAMAI</b> ("The Girls")</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Sumitra Peries</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sri Lanka 1978</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, singhalesische OV mit engl. UT</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ein junges Mädchen verliebt sich in einen Klassenkameraden aus einer höheren Klasse. Dieser wechselt nach seinem Abschluss die Seiten und wird Lehrer seiner Verehrerin – und schließlich auch ihr Geliebter. Die heikle Lehrer-Schülerin-Situation wird noch dadurch verschlimmert, dass sie zu einer niedrigeren sozialen Schicht gehört.<span class="Apple-converted-space"> </span></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine aus einer Retrospektive des Berliner Arsenal zu weiblichen Regisseurinnen mitgebrachte Rarität. Sumitra Peries arbeitete nach ihrem Abschluss an der London School of Film Technique (wo sie wohl die einzige Frau in ihrem Studiengang war) als Cutterin, unter anderem für die Filme ihres Ehemanns, dem Regisseur Lester James Peries. Ihr Debütfilm als Regisseurin GEHENU LAMAI war wohl erste von einer Frau inszenierte Film in Sri Lanka. In den 1990er Jahren arbeitete sie (ähnlich wie eine andere weibliche Pionierin ihres Kinolandes, <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Lana%20Gogoberidze" target="_blank">Lana Gogoberidze</a>) als Diplomatin in Europa, inszenierte aber weiterhin Filme bis Ende der 2010er Jahre. Die beim Kongress gezeigte Kopie stammte aus Peries' Privatbesitz und ist wohl besonders selten (vielleicht die einzige Kopie des Films). Wie mit der Kopie nach dem Kongress verfahren wurde, ist mir unbekannt: Sumitra Peries starb nämlich 12 Tage nach dieser Vorführung im Alter von 87 Jahren. Es ist also wahrscheinlich, dass dies die letzte öffentliche Vorführung dieses Films zu ihren Lebzeiten war.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Kopie war ehrlich gesagt "schwierig" und machte die Sichtungssituation auch eher sub-optimal: sie war sehr verwaschen, das Schwarzweiß extrem kontrastarm, die fest eingebrannten weißen Untertitel hatten keine Outline und verschwanden über weite Teile des Films in den fast immerzu blendend weißen Oberteilen der Figuren – wenn die Untertitel überhaupt erschienen, denn hier war wohl nach dem Motto "Wir fassen nur das wichtigste grob zusammen" verfahren worden und bestimmt ein Drittel, wenn nicht gar die Hälfte der Dialoge waren untertitelfrei. Manche Zuschauer gaben ganz auf und verließen die Vorstellung. Andere Zuschauer gaben dann wohl irgendwann die Mühe auf, den Untertiteln Aufmerksamkeit zu schenken und schauten den Film dann nur noch rein audiovisuell ohne Textverständnis – so zumindest ich nach wohl etwa 30 Minuten.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und zu entdecken gab es in diesem leise (aber dennoch dialogreich erzählten) Liebesfilm visuell so einiges: eine extrem dynamische Kamera, die in langen Schwenks den Figuren folgt, durch Dickichte von Ästen oder kunstvollen verzierten Fenstergittern oder in Spiegelungen filmt, dazwischen immer wieder Zooms. Einige wenige ausgesuchte Closeups sorgten für besonders emotionale Momente. Das klingt nicht nach viel, aber trotzdem ich vor dem Film bei nicht mal der Hälfte in Sachen Textverständnis kapitulieren musste, hat mich der Film emotional immer wieder gepackt.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Foto aus einer Vorführung des Films war auf dem Postkarten-Titelbild dieser Kongress-Edition vertreten, inklusive des perfekt zum Kongress passenden Untertitels "May be rubbish to you – but meaningful tu us."</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 21:00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: DIE SPELUNKE DER FEURIGEN TRIEBE aka #BRÜF: Der brünftige Überraschungsfilm</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>AMARELO MANGA</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Cláudio Assis</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Brasilien 2002</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, port. OV mit UT</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Leben, Essen, Lieben, Träume, Begehren, Obsessionen und Sterben verschiedener Hotel- und Kneipen-Wirte und -Gäste in einem Armenviertel von Recife.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyt_ZMKDhe10PsJpPwmmfJxj3lnUxpU3k1AhKe3tnHqXzidDEtNhXcQKeX5uudSW0c6g-IlI7RA31v4MENpgd7C-Y2uRbiqNxGTC7qJqhba20D9t5QJH5gnF2ixNHHApL2_uncBXAghDTvzbMmJEe8fLV2V92S6LEIWpT1g_ki4S_NItWdHP2cxYIZq-Y/s1280/amarelo_manga.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="555" data-original-width="1280" height="139" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgyt_ZMKDhe10PsJpPwmmfJxj3lnUxpU3k1AhKe3tnHqXzidDEtNhXcQKeX5uudSW0c6g-IlI7RA31v4MENpgd7C-Y2uRbiqNxGTC7qJqhba20D9t5QJH5gnF2ixNHHApL2_uncBXAghDTvzbMmJEe8fLV2V92S6LEIWpT1g_ki4S_NItWdHP2cxYIZq-Y/s320/amarelo_manga.JPG" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die resolute Kneipenwirtin Lígia und der zwielichtige deutsche Ex-Militär Isaac</td></tr></tbody></table><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /><i><br /></i></span><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Man stelle sich vor, Robert Altman hätte einen seiner Ensemblefilme nicht in der Country-Szene von Nashville, in den kleinbürgerlichen Vorstädten von Los Angeles oder in der Mode-Szene von Paris, sondern in den Elendsvierteln von Recife gedreht – und hätte sich vor Beginn jedes Drehtags noch einen starken Joint und eine halbe Pulle Cachaça reingepfiffen...</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Struktur von AMARELO MANGA ("Mangogelb" – eine Haartönung, die man in diesem Film-Recife beim Straßenfriseur ordern kann) teilt sich mit Altmans Ensemblefilmen die lose, impressionistische, an zielgerichteter Narration wenig interessierte Erzählweise. Im Grunde ein "All character, no plot"-Film – und was für einer!</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Warum nicht über die Figuren ein wenig diesen hochenergetischen, elektrisierenden Film erschließen? Es gibt zum Beispiel Lígia, die Besitzerin einer Eckkneipe, die uns in den Film einführt, deren Interaktionen mit ihren Gästen irgendwo zwischen warmer Herzlichkeit und einem sehr bestimmtem Abwehren sexueller Übergrifflichkeiten schwankt. Es gibt Wellington aka "Der Kannibale" (im Viertel so genannt, weil er wohl einmal einen Mann getötet hat), der Fleischereiarbeiter, der regelmäßig ein halbes Rind in das "Hotel Texas" liefert und eine Affäre mit der Kioskverkäuferin Daisy hat, von der seine Frau Kika, ein gläubiges Mitglied einer radikalen evangelischen Sekte, die Anfang der 2000er Jahre in Brasilien florierten, nichts weiß. Im "Hotel Texas" wohnt Isaac, ein "Deutscher" mit unklarer und dubioser Vergangenheit (in einem kurzen Kameraschwenk durch sein Zimmer, na ja, seine Absteige, sieht man eine Armeeuniform an der Wand hängen: NVA? Stasi?) und einem bizarren Hobby, das eine Pistole und aus dem Leichenschauhaus geschmuggelte Leichname benötigt. Eine andere Bewohnerin ist Dona Aurora, eine ältere Dame, die mit chronischen Lungenproblemen zu kämpfen hat und immer wieder auf ihr Zimmer muss, um dort an einem Sauerstoffgerät durchzuatmen. Gastronomisch verköstigt werden sie von Dunga, dem Hotelkoch, ein sehr exaltierter schwuler Mann, der offensichtlich ein Auge auf seinen Fleischlieferanten Wellington geworfen hat. Zum Essen kommt auch immer wieder ein "arbeitsloser" Priester, dessen "traditionelle" Kirche geschlossen wurde aufgrund der "Konkurrenz" durch radikale evangelische Sekten.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wenn Lígia, die Kneipenwirtin, das Rückgrat des Films ist (mit ihr beginnt der Film und schließt der Film in einer Art Kreisbewegung im Epilog ab), dann ist Dunga, der Koch (und De-Facto-Geschäftsführer des "Hotel Texas" in Abwesenheit des eigentlichen Chefs – und dieser wird dann im Laufe des Films dann auch sehr "abwesend" sein) das emotionale Herz von AMARELO MANGA. In den ersten Momenten fast ein wenig eine "Tunten-Witzfigur", entwickelt er sich im Laufe des Films zu einer emotional sehr berührenden, charismatischen Hauptfigur, vielleicht auch, weil Darsteller Matheus Nachtergaele für mich ganz besonders herausstach – wohlgemerkt in einem fantastischen Ensemble von Darstellern.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein wichtiger Darsteller von AMARELO MANGA ist auch Recife: eine Stadt, die ich bislang nur vom Namen her kannte, und die mir nach dem Film wesentlich plastischer erscheint. AMARELO MANGA ist nicht nur ein Charakterfilm, sondern auch ein Stadtfilm, der immer wieder en passant das Gewusel auf den Straßen, die Architektur der Stadt und die beeindruckenden Panoramasichten (von einer eher ärmlichen Siedlung auf einem Hügel aus gesehen) zeigt – wenn er sich nicht gleich aus der "eigentlichen" Filmhandlung für eine Weile einfach mal komplett ausklinkt, um in semi-dokumentarischen Bildern vom pulsierenden Leben der Stadt oder in einzelnen individuellen Portraits von echten Charakterfressen der Straße zu schwelgen, deren Geschichte er vielleicht auch erzählen könnte...</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In der englischen Wikipedia wird AMARELO MANGA als Low-Budget-Film bezeichnet, das sieht man ihm allerdings keineswegs an, mit seinen immer wieder spektakulären, schwebenden Overhead-Shots, die über Raumwände hinweggehen, seinen langen, kunstvollen Fahrten durch überfüllte Straßen oder durch die verschlungene Architektur des "Hotel Texas" – ein großartiges Filmset, das ein eigenes kleines Universum eröffnet.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Verbindungslinie ziehe ich daher bewußt zu Robert Altman, der einen sehr pessimistischen Blick auf die Menschheit hat, wenngleich er seine einzelnen Figuren auch in ihren Schwächen liebt – und nicht zum zynisch-kalten Post-Tarantino/Tarantino-Ripoff'ism-Kino (mit dem einige den Film fälschlicherweise assoziieren könnten). AMARELO MANGA ist keine Freak-Show, keine technokratische Fingerübung, sondern trotz einiger Härten ein warmer, ja warmherziger und auch ein sehr optimistischer Film. Die Essen im "Hotel Texas" sind bestimmt keine 5-Sterne-Büffets, werden aber voller Liebe zu den Figuren und zu kleinen Details gefilmt. Bei einem dieser Abendessen bekommt Aurora einen Hustenanfall: der "arbeitslose" Priester packt sie von hinten in einer Art Heimlich-Griff, aber offensichtlich nimmt er die Gelegenheit wahr, um ihre Brüste zu betatschen. Das anschließende Gespräch erhellt uns, dass Aurora wohl beim Essen immer wieder solche Anfälle hat – als chronisch lungenkranke Frau (sie muss in ihrem Zimmer regelmäßig Sauerstoff aus einem Gerät atmen) ist das nicht völlig abwegig, aber es scheint fast angedeutet zu sein, dass hier ein kleines Ritual der körperlichen Nähe und emotionalen Anteilnahme zwischen zwei einsamen Seelen in dieser Abstiege gefeiert wird. Und das Ende schließlich: Eine junge Frau, die sich offensichtlich aus den Griffen einer evangelischen Sekte ebenso gelöst hat wie aus einer tristen, kalten Ehe, läuft rasch und sehr bestimmt durch die Straßen, greift sich dabei an die Hand, streift ihren Ehering ab und wirft ihn weg, und (ohne auf den Klang zu reagieren, den der Ring macht, als er auf den Asphalt fällt – welch großartiges Detail!) läuft weiter schnurstracks auf ihr Ziel weiter... Was für ein Bild von neuentdeckter Lebenslust nach einer Zeit des persönlichen Stillstands.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Claudio Assis war 42 Jahre alt, als AMARELO MANGA seine Premiere hatte. Der Regisseur der Filme im nächsten Filmblock war etwa doppelt so alt...</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 23:30 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Bruno-Sukrow-Programm</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>HEITER BIS WOLKIG</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Bruno Sukrow</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschland 2010</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">digital, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sukrow filmt sich selbst in seiner Wohnung, also sprich: in seinem persönlichen Filmstudio. Er tritt in Dialog mit animierten Figuren, die er über seinen Couchtisch gehen lässt oder auch mit sich selbst: manchmal sprechen zwei Bruno Sukrows miteinander (wenn er sich doppelt), oder aber nur zwei halbe Sukrows, wenn der schwebende, beinlose Oberkörper sich mit dem "oberkörperfreien", sich auf der Wohnzimmercouch fläzenden Rumpf streitet. Dazwischen immer wieder kleine Inserts mit Naturimpressionen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>DIE WAHRE TITANIC</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Bruno Sukrow</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschland 2010</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">digital, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Titanic treibt in einem Bruno-Sukrow-Rhythmus durch einen blauen Pixel-Animationsrausch. Strandschönheiten sonnen sich am Deck, Heizer prügeln sich fröhlich im Heizraum und Abends steppt auf dem Parkett des Ballsaals der Bär, während sich der Eisberg immer mehr nähert... gibt es Rettung für ihn?</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>DER ALTE MANN UND DAS MEER</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Bruno Sukrow</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschland 2010</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">digital, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Welch perfekt programmierter Film, knapp ein Tag nach WO DER WILDBACH RAUSCHT. Die Geschichte der Freundschaft eines jungen Mannes zu einem älteren Fischer – der von der Dorfgemeinschaft (diesmal nicht in den bayerischen Alpen, sondern an einem tropischen Strand – aber alle Figuren sprechen ein sehr dialektal eingefärbtes Deutsch) verstoßen wird, als eine junge Frau plötzlich verschwindet und er des Mordes beschuldigt wird. Lynchmobs formieren sich, während nur der junge Freund und die Wirtin der Dorfkneipe (ach... die ganzen Kneipenwirtinnen bei diesem Kongress!) zu ihm halten.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die eigensinnige Poesie Bruno Sukrows dringt in diesem dritten Film des Abends in immer größeren Dosen zum Bewußtsein durch: unfassbare Tableaus mit sich in einer Art hypnotischen Trance-Zustand bewegenden Figuren, zusammengesetzt aus teils animierten Bildern, teils aus Real-Standbildern – an den Kanten immer etwas roh (das Freistellen mancher Bildelemente ist nicht immer perfekt) und dabei doch voller Herz.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>GROLSCH</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Bruno Sukrow</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschland 2018</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">digital, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Im Weltall empfängt eine Gruppe von Aliens in ihrem Raumschiff ein Funksignal von der Erde. Der geübte deutsche Erdbewohner erkennt mühelos eine Bierwerbung der Marke Grolsch, die Aliens erkennen nur, dass das wohl ein ganz tolles Zaubergetränk ist, das sie auch mal ausprobieren müssen. Gesagt, getan: Kurs auf die Erde. Doch oh weh... aus Versehen legt das Raumschiff beim Flug gen Erde die Stromversorgung der Welt lahm.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Acht Jahre nach den vorher gezeigten Filmen gezeigt wirkte GROLSCH im kleinen Rahmen dieses Programms für einen Sukrow-Neuling wie mich wie sein Opus Magnum (es war ein mittellanger, etwa dreiviertelstündiger Film): der Humor, die Liebe, die Zärtlichkeit, die Poesie – vollkommen ausgereift zu einer singulären Handschrift. GROLSCH ist ein Alien-Sci-Fi-Film, eine Art Re-Imaginierung von INDEPENDENCE DAY, eine Screwball-Komödie, eine Anarcho-Komödie irgendwo zwischen Marx Brothers und Helge Schneider, eine Militär-Satire, ein Essayfilm über die Unbekümmertheit der Natur im Angesicht menschlicher Katastrophen, ja sogar ein Western steckt da drin! Liebevolle kleine Miniaturen und Sketche rund um die Welt (es geht ins Weiße Haus ebenso wie nach Polen, über Japan, Russland, das Ruhrgebiet und Hollywood) über die Menschen im Angesicht dessen, dass es keinen Strom mehr gibt: wenn man nicht kochen kann, kann man ja einen Obsttag einlegen, aber was ist mit dem Fernsehen? Während die Menschen in totale Ratlosigkeit versinken, bleibt die Natur davon unbekümmert: das sieht man besonders an den Enten, die es einmal als Real-Film-Insert gibt – und später als unbeholfen watschelnde Animationswesen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Dabei ist es wirklich großartig, wie Sukrow im Grunde die latente Spannung über den ganzen Film erhält mit der Prämisse, nämlich: werden die Aliens an das Bier rankommen? Und wenn ja, wie? Und wie wird die Verkostung? So viel sei gesagt: Einer der großen magischen Momente dieses Kongresses war zu sehen, als die vier Aliens in einem tänzelnd-elastischen Gleichschritt marschierend Bierkästen zu ihrem Raumschiff tragen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 1:30 Uhr (reale Startzeit irgendwann nach 2:00 Uhr)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>HA LLEGADO UN ÁNGEL</b> ("Ein steiler Zahn")</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Luis Lucia</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Spanien 1961</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, DF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Das Waisenkind Marisol (Marisol, bürgerlich Josefa Flores González) reist nach dem Tod ihrer Eltern in die Großstadt, um dort mit ihren nächsten Verwandten, also der Familie ihres Onkels, zu wohnen. Diese heftig zerstrittene Familie (der Onkel ist unter der Knute seiner tyrannischen Ehefrau, der älteste Sohn verbockt sein Studium weil er nur an Parties denkt, die Tochter geht mit einem Mann aus der ungefähr so alt aber wesentlich schmieriger ist als ihr Vater, mit dem Geld allgemein ist eher mau) ist von diesem "Glück" eher negativ überrascht, denn Marisol lässt keine Gesangseinlage verstreichen, um die Familie wieder auf den rechten Weg zu bringen. Und ihre Teilnahme an Kino und Gesangswettbewerben soll auch das mit dem Geld richten.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDKikHYX1oo2q790v8S7MP6pMDzt5b0WNKPzBLYPGfQU0MkPHwO2R5bZOl_RELTC-sIEXDrXPciLncqy9kEjBsDwZeKOWCOFdwLj4JlZelm1sIJJfwfgG6qXlIHPtFZHCmRRTrUkmanggE0BC_l2I7RdqFXEYFdqmGFgX8AIo0J38gHNk5LaTeHMq8I94/s999/ha_llegado_un_angel.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="999" height="256" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhDKikHYX1oo2q790v8S7MP6pMDzt5b0WNKPzBLYPGfQU0MkPHwO2R5bZOl_RELTC-sIEXDrXPciLncqy9kEjBsDwZeKOWCOFdwLj4JlZelm1sIJJfwfgG6qXlIHPtFZHCmRRTrUkmanggE0BC_l2I7RdqFXEYFdqmGFgX8AIo0J38gHNk5LaTeHMq8I94/s320/ha_llegado_un_angel.JPG" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Marisol bezirzt auch harte Professorenherzen mit ihrer Stimme</td></tr></tbody></table><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /><i><br /></i></span><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In einer besseren Welt wäre Marisol nach Italien gegangen, um dort als Sidekick bei einem Film mit Franco Franchi und Ciccio Ingrassia mitzuspielen (am besten von Lucio Fulci inszeniert), denn eines ist sicher: mit ihren grotesken, ultraelastischen Gesichtsverrenkungen hätte sie neben Franchis mimischen Total-Eskalationen durchaus eine ganz gute Figur gemacht.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Einen populären Schlagerfilm aus Spanien in der Hochzeit des Franquismus zu sehen, war schon faszinierend: eine antiautoritäre, fast anarchische Brise und ein autoritärer Mief, totale Selbstauflösung in Spiel, Spaß, Freude und ein heftiger sozialer Druck in Richtung Konformität und Wohlordnung, eine Sympathie für Empowerment von Außenseitern und ein mit "traditionell" noch nett umschriebenes Verständnis von Geschlechter-Beziehungen stehen sich immer wieder gegenüber. Marisol ist schon ein kleiner Wirbelwind von Lebensfreude, Spaß und Ausgelassenheit, aber wenn sie ein kreischend hohes Lied frühmorgens anstimmt, um alle im Haus zu wecken und besonders ihren noch leicht angetrunkenen bzw. schon leicht verkaterten Cousin, der eben erst ins Bett wollte, dann wirkt sie eben auch gleichzeitig wie ein eisener Besen der strengen (in einem deutschen Kontext würde man sagen: "preußischen") Ordnung. Die Szene, in der Marisol zusammen mit einer Gruppe von musikaffinen Studenten (die sie im Prolog im Zug getroffen hat), in das Haus eines emeritierten Professors einfällt, um ihn mit schmissigen Songs zu erweichen, ist schon herzallerliebst und ein Höhepunkt des Films (ein Still aus dieser Szene war auch das zentrale Anteaserungsbild für den Kongress). Ein weiterer Höhepunkt ist Marisols gesangliches Nachsynchronisieren des familiären Fernsehers, nachdem eines der Familienmitglieder durch zu viel Rumspielen an den Geräteeinstellungen den Ton lahmgelegt hat. Gleichzeitig gibt es eine Szene, in der Marisols Cousin seiner Schwester ins Gesicht schlägt (vielleicht sogar mehrmals?) und der Film findet das offensichtlich ganz ungeheuer witzig – das ist dann schon eher bestialisch.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sonntag, 8. Januar</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 14:30 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: Geheimnisvolle Qualen der Erotik</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>VON HAUT ZU HAUT</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Hans Schott-Schöbinger</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BRD 1970</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, dt. OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Nicki (Sophia Kammara) und Karen (Dagmar Lassander) sind Zwillingsschwestern, die eine telepathische Verbindung haben. Das ist nicht immer von Vorteil, wenn die eine<span class="Apple-converted-space"> </span>in einem vielleicht nicht ganz passenden Moment spürt, wie die andere mit ihrem Partner (Karen) bzw. ihrer Partnerin (Nicki) Sex hat. Richtig unangenehm wird es aber, als Nicki von einem mysteriösen Mann verfolgt wird.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eins vorweg: es machte mir tatsächlich mehr Spaß, über den Film im Nachhinein nachzudenken bzw. in Erinnerung an die Atmosphäre zu schwelgen als den Film tatsächlich zu sehen. Das muss aber nichts Schlechtes sein, denn wenn ich über Vergleichsreferenzen nachdenke, würde mir <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2019/03/die-cinephile-klasse-kommt-ins-paradies.html" target="_blank">Aldo Lados LA CORTA NOTTE DELLE BAMBOLE DI VETRO aka MALASTRANA</a> einfallen: auch ein Atmosphären-Film (ein "Giallo") in einer alten mitteleuropäischen Stadt, die aufgrund ihrer Gruseligkeit für die Figuren zu einer Art riesigen Freiluft-Gothic-House wird. VON HAUT ZU HAUT wurde in Passau gedreht, einer Stadt, die ich persönlich nicht kenne, die mir aber als eine Art eigenständiger Charakter im Film sehr nahe gebracht wurde. Mit seinen wunderbaren Scope-Bildern der oft größtenteils entvölkerten Altstadt-Gässchen erschafft Schott-Schöbinger eine ganz eigene, unheimliche Atmosphäre, die den ganzen Film ansteckt: natürlich bei spannungsgeladenen Verfolgungsjagden, aber gerade eben auch, wenn die beiden Protagonistinnen einfach nur durch diese Gassen schlendern. Wie Prag (bzw. Zagreb und Ljubliana) für MALASTRANA scheint auch Passau einen natürlichen Gothic-Horror-Einschlag zu haben, der sich voll und ganz auf die Zuschauer überträgt, wenn man ihn nur richtig mit der Kamera einfängt.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der große, fantastische Höhepunkt des Films bezieht sich darauf, wie unpassend es manchmal ist, durch Telepathie den Sex der Schwester mitzubekommen (und mitzuspüren): eine der Schwestern steigt in einen Bus ein (stilecht mit einer Jägermeister-Werbung), fährt zunächst nichtswissend mit, beginnt dann zu stöhnen, weil ihre Schwester zeitgleich Sex hat, zieht die Aufmerksamkeit der anderen Mitfahrer auf sich und bekommt schließlich einen Orgasmus. Hier explodiert die Szene in eine Nahaufnahme ihres vor Lust verzerrten Gesichts, die von einem psychedelisch animierten Blätterornament überlagert wird.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 16:15 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: HOW I COME</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>SHARON'S ROSEBUD</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Richard Wilton</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">USA 1976</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">16mm, OV</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die Porno-Darstellerin Sharon Thorpe erzählt in einem intimen Interview von ihren Fantasien.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Cinéma vérité goes porn" – so ungefähr beginnt SHARON'S ROSEBUD, mit einer sehr langen ungeschnittenen Einstellung, in der Sharon sich mit dem Off-Kamera-Interviewer unterhält. Die Steigerung der "ungeheuren Gefühle", um jetzt mal ein Bonmot des Hofbauer-Kommandos zu benutzen, war am Anfang sehr langsam, graduell, in kleinen Häppchen voranschreitend – und dadurch erst recht extrem sexy, gerade weil die Befragte sehr lange Zeit bekleidet bleibt und nur durch ihre Erzählung und suggestive Blicke Erotik erzeugt. Dann wurde Sharons Wortwahl zunehmend explizit, sie entkleidete sich langsam, dann kam der "Helfer", um sie zu lecken und schließlich ließ sie die Zuschauer an ihren Fantasien mittels eigener Filmepisoden teilhaben. In diesem langen Prolog entwickelt SHARON'S ROSEBUD eine unglaubliche Unmittelbarkeit und Intimität – die vierte Wand wird praktisch aufgelöst. So konnte ich auch nicht anders, als von "ungeheuren Gefühlen" selbst etwas tangiert zu werden.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Danach wird der Film leider etwas zu routiniert, entwickelt sich zu einer reinen Nummern-Revue und wirkte im Rahmen dieses Kongress-Wochenendes in der Anhäufung von Sexszenarien mit strammem Dirty-Talk wie die stilvollere und elegantere Ausführung von BIGGI – EINE AUSREISSERIN. Die Einheit von Zuschauer, Interviewer, Helfer, Interviewten und ihren Fantasien löste sich und baute wieder eine gut spürbare vierte Wand ein. Eher verstörend war das Auftauchen eines Nebendarstellers, der wie der verlorene Zwillingsbruder von Herbie Hancock aussah. Eher amüsant hingegen dass ich ab jetzt "Die Nadel im Heuhaufen suchen" durch "Die Karotte im Heuhaufen suchen" ersetzen werde – nachdem die Karotte in der Inzest-und-Gärtner-Fantasie beim Liebesspiel im Heuschober gefunden und kreativ in die Aktivitäten eingebunden wurde, wird sie danach dann auch praktischerweise als After-Sex-Snack verspeist.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 21:00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>LUJURIA TROPICAL </b>("Tropische Sinnlichkeit")</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Armando Bó</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Argentinien 1963</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, DF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die freigeistige Norma (Isabel Sarli) lässt sich in einem Fischerdorf nieder und heiratet dort den lokalen Kneipenwirt. Das hindert sie nicht daran, sich auch mit dem lokalen Strand-Beau (gespielt von Regisseur Armando Bó) einzulassen. Der will Norma jedoch komplett für sich allein haben und stößt damit eine Spirale der zunehmend gewaltsamen Eskalation an.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Nach einer sehr zärtlichen Einführung von Hofbauer-Kommandant Christoph zum Filmzyklus des argentinischen Regisseurs Armando Bó und seiner Hauptdarstellerin und Ehefrau Isabel Sarli ging es an den südamerikanischen tropischen Strand, um Melodrama-Leidenschaften, unerschütterliche weibliche Selbstbehauptung im Angesicht männlicher Dummheit und natürlich die Pracht von Isabel Sarlis Körper zu erleben.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Im englischen Wikipedia-Eintrag wird der Film als "verschollen" bezeichnet, aber das ist ja ganz offenbar Quatsch, wenn wir ihn beim Kongress gesehen haben – allerdings muss man sagen in einer schon recht lädierten Kopie, die die leuchtenden, satten, tropischen Farbenpracht nur noch in Resten durch einen Schleier von Rotstich in sehr diversen Ausprägungen approximativ erahnen ließ (manchmal intensiver, manchmal kaum bemerkbar, als wäre die Kopie aus Kopien in unterschiedlichen Verfallsstadien zusammengestückelt worden). Das hat das völlige Eintauchen in den Film angesichts der fortgeschrittenen Kongressdauer und der damit einhergehenden Müdigkeit doch etwas für mich erschwert. Die zweite Hälfte des Films war für mich leider etwas stockend und anstrengend, ich habe aber die Vermutung, dass die leichte Trägheit durch das Abendessen eine unheilige Allianz mit der allgemeinen Müdigkeit nach vier Festivaltagen einging.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Insofern war es auch etwas einfacher, sich ganz auf ein, ja das wichtigste Element des Films zu konzentrieren: auf Isabel Sarli. Sie ist keine besonders expressive Darstellerin, aber was sie außer ihrer Schönheit mitbringt ist ein alles zerfetzendes Charisma, eine alles einnehmende Leinwandpräsenz, die alles um sie herum an die Wand drückt. Wie sie die Männer (die mehr oder weniger alle erbärmliche Würstchen sind) um sie herum zur Sau macht, wenn sie ihr blöd kommen, ist die reinste Freude. Eine absolute Naturgewalt, und wie Christoph in seiner Einführung sehr schön erklärt hat: die Kamera bestaunt sehr wohl voyeuristisch ihren Körper, aber den Film auf "male gaze" zu reduzieren, greift zu kurz. LUJURIA TROPICAL ist für einen Film von 1964 und einen Film aus einem katholisch geprägten Land, das man als eher traditionell-patriachalisch einschätzen würde, verblüffend progressiv, um nicht zu sagen geradezu anarchisch in einem Verständnis von Geschlechterbeziehungen. Sarli hält nicht die andere Wange hin, wenn man sie (körperlich oder metaphorisch) schlägt, sondern haut beherzt zurück. Und einige Jahre, bevor es en vogue wurde, ist es ein Film, der Monogamie (und zwar für ALLE Beteiligten) als eher dubioses (zumindest aber nicht alleinseligmachendes) Konzept der Lebensgestaltung ansieht. Alle Männer in dem Film wollen Sarli "besitzen" und LUJURIA TROPICAL zeigt zweifelsohne, dass sie alle erbärmliche Würstchen sind. Nur der Ehemann, der macht im Laufe des Films einen Lernprozess durch, möchte sie am Ende nicht mehr nur "besitzen".</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Hätte wahrscheinlich ein tolles Double-Feature mit DIE DRESSIERTE FRAU gegeben.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 23:15 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>HK-Teaser: Eine Lustreise durch die Aborte der Republik</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>DAS BUMSFIDELE HÄUSCHEN</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Marijan Vajda</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BRD 1971</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">35mm, dt. OV mit finn. & schwed. UT</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Schulmädchen-Report, Hausfrauen-Report, Ehemänner-Report, Lehrmädchen-Report, Krankenschwestern-Report – die können alle schön einpacken, denn jetzt kommt der... Toiletten-Report! Wasserlassen, Stuhlgang, Rauchen, Selbstbefriedigung, Nacktheit und sonstiges Freudiges rund um das stille Örtchen.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Freund des Hofbauer-Kommandos sah ein Plakat zum Film... in einer Toilette in Finnland! Empfehlung weitergeleitet, Kopie in Finnland recherchiert und ausfindig gemacht – und bereit ist der schmissige, bizarre, brüllend komische und verblüffende Rausschmeisser dieses Kongresses. Und schloß genre-mäßig den Kreis zum Reportfilm, der diesen Kongress eröffnete.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Gemäß der Einführung von Hofbauer-Kommandant Felix wurde Marijan Vajda (1920-1997) in seiner jugoslawischen Heimat aus dem Berufsverband der serbischen Regisseure hinausgeworfen wegen Geschmacklosigkeit und Inkompetenz. Vajda war gemäß den Daten bei IMDb schon seit 1951 tätig, vornehmlich als dokumentarischer Kurzfilm-Regisseur (von Filmen mit eher "trockenen" Titeln wie "Jugoplastika", "Die Industrie von Novi Sad", "Automechanik in Split", "Volksmuseen in Belgrad", "Nuklearreaktoren"),<span class="Apple-converted-space"> </span>mit einer hohen Produktionsfrequenz, zwischen 1960 und 1962 gibt es drei Langfilme. Nach ganzen sieben Dokumentar-Kurzfilmen 1963 gibt es eine Lücke bis DAS BUMSFIDELE HÄUSCHEN 1971 (1976 dann sein letzter Film, die bundesdeutsch-schweizerische Koproduktion MOSQUITO DER SCHÄNDER). Auch wenn ich keine gesicherten Angaben dazu finde, scheint Marijan David Vajda, gebürtig 1950 in Belgrad, sein Sohn zu sein und war selbst als Regieassistent (u. a. bei Vajdas MOSQUITO DER SCHÄNDER, aber auch bei so unterschiedlichen Leuten wie Franklin J. Schaffner, Raúl Ruiz, Nicolas Roeg, James Mangold) und Regisseur tätig (OTTO – DER AUSSERFRIESISCHE sowie viele Filme und Episoden für das Fernsehen, u. a. POLIZEIRUF 110).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wenn wir bei Vajda Sr. wieder zurückkehren zu Rausschmiss wegen Geschmacklosigkeit und Inkompetenz: für die Geschmacklosigkeit – sehr verdientermaßen! Und für die Inkompetenz: schwer verständlich. Was Vajda in DAS BUMSFIDELE HÄUSCHEN macht ist schon sehr erstaunlich: eine extrem gut gemachte Parodie des damals noch recht jungen Reportfilm-Subgenres, die so gut funktioniert, weil sie eben die Regeln und Funktionsweisen eines guten Genre-Vertreters vollkommen verinnerlicht hat; die Absurdität der Prämisse, Abenteuer durch verschiedene Klos Deutschland zu erleben, wird so weit getrieben und eskaliert, dass der Film teilweise fast schon die Anmutung eines Avantgarde-Films bekommt – der äußerst bizarre und absurde Humor, der Pointen manchmal verweigert und irgendwo zwischen Helge Schneider und einer tatsächlich recht osteuropäischen Form von Groteske schwankt, trägt seines dazu bei; und nicht zuletzt – Vajdas langjährige Erfahrung als Dokumentarfilmemacher kommt hier wohl zugute – wirkt der Film auch immer wieder wie eine Dokumentation bundesdeutscher Tristesse Anfang 1970er, nicht nur mit seinen dreckigen, schmuddeligen Klos, sondern auch mit verrauchten Eckkneipen, gänzlich unsanierten Hinterhöfen, maroden Zügen (na gut, das gibt es auch heute, aber in anderem Design), dazu – in besagter Kneipe – die faltigen Opa-Charakterfressen, die nicht nur lüstern jedem Rock hinterherschauen, sondern von früher, vom Krieg schwärmen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-feature-settings: normal; font-kerning: auto; font-optical-sizing: auto; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-alternates: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; font-variation-settings: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Letzteres führte dann in einer kleinen Rückblende auch zu einer Episode, die das bereits leicht von den frühen Abreisen ausgedünnte Publikum zu rasendem Tosen brachte: das Gemeinschafts-Scheissen auf den Feld-Latrinen an der Front des (Ersten) Weltkriegs (ein Schild über den Latrinen verkündet "Für Kaiser, Volk und Vaterland"). DAS BUMSFIDELE HÄUSCHEN ist in der Erinnerung aufgrund seiner Programmierung als letzter Film nach einem langen Festival etwas verblasst, Details nicht mehr so präsent, aber diese Episode bleibt natürlich hängen! Eine Verfolgungsjagd, bei der Polizisten versuchen, Wildpinkler zu fangen, ist aufgrund des Pointen-Bonmots auch gut hängen geblieben: "Auch ein Hippie muss mal Pipi". Und besonders schön: eine unbekleidete Frau, die in ihrer Wohnung abhängt, eine Platte auflegt und dann mit einem roten Plastikvogel spielt, das von der Decke an einer Feder hängt – dieses einfach endlos auf- und abwippen lässt.</span></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-55167119422510539842023-08-27T13:46:00.002+02:002023-08-27T13:46:58.321+02:00Endliche Ehen und unsterbliche Liebe: Bericht vom 9. Festival des italienischen Genrefilms Terza Visione<div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: center;"><b>Mittwoch, 19. Juli 2023</b></div><p style="text-align: left;"><br /><i>ab 19:15 Uhr</i><br /><br /></p><p style="text-align: left;">Das 9. Terza Visione fing mit einem ungewöhnlichen Format an. Da ein Umstieg mit der Bahn auf der Herfahrt statt geplanten 9 Minuten schlussendlich 3 Stunden dauerte, verpasste ich den ersten Film des "inoffiziellen" Eröffnungstags, Dario Argentos L'UCCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO. Dafür gab es als Einstieg ein Regisseursgespräch im Foyer des deutschen Filmmuseums. Der Gast, ja Stargast, war... Dario Argento, der für zwei Tage in Frankfurt am Main verweilte, um die ihm gewidmete Retrospektive des Filmmuseum Frankfurt zu besuchen. Diese schloss sich in einem Synergieeffekt mit dem Terza zusammen.<br />Es war die zweite Gesprächs-Session, und Argento sprach unter anderem über die Zusammenarbeit mit Ennio Morricone (der Score zu seinem ersten Film L'UCCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO wurde von Morricone und einigen seiner engsten Mitarbeiter recht spontan improvisiert), darüber, wie er als Gast und stiller Beobachter im Haus des Drehbuchautors Sergio Amidei (u. a. ROMA, CITTÀ APERTA und PAISÀ) das "Handwerk" lernte (die Essenz liegt darin, dass das Autorenteam zunächst mit "Smalltalk" sich menschlich synchronisiert, bevor es an die "harte" Arbeit geht), über seine Einflüsse (im Gegensatz zur gestellten Frage eher seine auf andere Regisseure, und nicht umgekehrt), über seine besondere Wertschätzung für Michelangelo Antonioni, über seine Begegnung mit Rainer Werner Fassbinder (den er als schweigsamen, aber extrem nervösen Mann wahrnahm) und über sein erstes prägendes Kinoerlebnis (die Stummfilmfassung von "Das Phantom der Oper").</p><p style="text-align: left;"></p><p style="text-align: left;">Wie jedes Jahr wurde auch dieses Terza exklusiv mit analogen Filmkopien bestritten, geliehen aus über einem Dutzend Institutionen aus sieben Ländern.<br /><br /><br /><i>ab 21:00 Uhr</i><br /><br /><b>IL FANTASMA DELL'OPERA</b> ("Das Phantom der Oper")<br />Regie: Dario Argento<br />Italien 1998<br />98 Minuten, OmU<br /><i>Paris, gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Ein von Ratten aufgezogenes Findelkind haust in den Eingeweiden der Pariser Oper und meuchelt hier und da neugierige Kanalarbeiter weg. Das "Phantom" (Julian Sands – im Gegensatz zu anderen Varianten des Stoffs ohne Verstümmelung/Maske) verliebt sich dann aber in die Nachwuchssängerin Christine (Asia Argento) und ist nur allzu bereit, deren Karriere-Hindernisse aus dem Weg zu räumen...</i><br />Das gängige Narrativ zu Dario Argento ist, dass seine Regiekunst nach den 1980er Jahren einen allmählichen Niedergang erlebte, mit Variationen in der Frage, ob <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/08/melodramen-in-verschiedenen-hartestufen.html" target="_blank">PHENOMENA</a> und OPERA noch zu den "Guten" gehören. Wie schön, dass es mit Terza Visione auch immer den Blick über den Tellerrand gibt. IL FANTASMA DELL'OPERA, den ich 2019 beim Italo-Horrorfilmwochende in Nürnberg schon zum ersten Mal sah, erwies sich bei der Zweitsichtung sogar als etwas stärker als vor vier Jahren. Argento lehnte es im Filmgespräch zwar ab, ihn als "Liebesfilm" bezeichnet zu sehen, aber tatsächlich kommt er dem in Argentos Werk wohl am nächsten, gleichwohl es sicherlich keine besonders "gesunde" Liebe ist. Zumindest ist Christine hin- hergerissen zwischen einer "gesunden", gesellschaftlich respektablen aber offenbar eher sex- und keimfreien und zumindest bis zum letzten Drittel eher "kalten" Liebe zum Baron Raoul und der "ungesunden", gesellschaftlich verachteten, gefährlichen, latent von Gewalt geprägten aber eben auch extrem geilen und dreckig-animalischen Liebe zum Phantom.<br />Ein Liebesfilm steckt in IL FANTASMA DELL'OPERA, aber auch andere Atmosphären stecken drin: gerade in der Nebenfigur des operneigenen, unfassbar dreckigen und schmierigen Rattenjägers (gespielt von dem renommierten ungarischen Theaterschauspieler Bubik István) lebt Argento offensichtlich auch eine geheime Liebe zum Slapstick aus und erinnert daran, wieviel Humor er eben auch hat. Bubik wirft sich voll rein in die Rolle, und es macht unglaublich Spaß, die kleinen Subplots um den Rattenfänger zu sehen: Höhepunkt ist die Jungfernfahrt des steampunkig-retrofuturistischen Gefährts mit Staubsauger und rotierenden Klingen, das er durch die unterirdischen Gänge der Oper steuert, um diese von Ratten zu befreien. Diese Liebesgeschichte, und dann noch dieser Humor: das hat der Gorebauer-Fraktion unter Argentos Fans sicherlich nicht gefallen.<br />Noch weniger dürfte ihnen gefallen haben, wie sehr gerade im letzten Drittel und im Showdown sich ein Wille zum entfesselten Melodrama zeigt, der schon sehr faszinierend ist: mit der Verfolgungsjagd auf das Phantom, der inneren Zerrissenheit Christines zwischen ihren beiden Liebhabern und der anschwellenden Musik Morricones zielt Argento direkt auf Herz und auch auf die Tränendrüsen der Zuschauer. Der Showdown straft alle Lügen, die ihn nur als seelen- und emotionslosen Technokraten perfekt choreografierter Gewaltszenen sehen wollen.<br />Zwei Details hatte ich von der Nürnberger Sichtung vergessen: die extravagante und unfassbare Szene in dem Hallenbad-Edelbordell. Da scheint sich ein Stück Jess Franco oder Joe D'Amato in den Film reingeschlichen zu haben, wenn da halbnackte oder ganz nackte Männer und Frauen (und eine Trans-Frau? ich bin nicht mehr ganz sicher) in einem Luxusbad essen, trinken, turteln und sich vergnügen. Der Baron, der nach einer Abfuhr von Christine sich dort auf andere Gedanken bringen möchte, entpuppt sich als Verzichter, aber auch als ungehobelter Krawallmacher: als eine junge Dame, die sich "bocca di velluto" (Samt-Mund) nennt, ihm mit eindeutigen Zungenbewegungen eindeutige Zeichen macht, sieht der Baron plötzlich Christine das machen – eine zu wilde Vision für ihn, weshalb er dann als Party-Pooper anfängt, zu randalieren.<br />Ganz vergessen hatte ich auch die großbürgerlichen Creeps, die mit teuren Pralinen versuchen, die Aufmerksamkeit von ungefähr 10-jährigen Ballettschülerinnen zu gewinnen (der Film wendet hier für kurze Zeit die Mechanismen des Rape-And-Revenge-Genres an, als einer dieser Creeps eine Schülerin zu tief in die unterirdischen Gänge der Oper verfolgt und es dort vom Fantom heimgezahlt bekommt).<br />Die Vorstellung lief im Rahmen der Argento-Retrospektive, war zugleich aber auch eine Hommage an den viel zu früh, Anfang 2023 verstorbenen Julian Sands: ein faszinierender Darsteller, dem immer etwas Jungenhaft-Verträumtes anhängt. Scheinbar unpassend für gewalttätige Dämonenfiguren wie hier (oder als Warlock) – und dabei doch passend, seine Figuren immer leicht verundeutlichend, ihre dunkel-abgründige Romantik betonend.<br /><br /><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Donnerstag, 20. Juli 2023</b><br /></p><p style="text-align: left;"><br /><i>ab 13:00 Uhr</i><br /><br /><b>URLATORI ALLA SBARRA</b><br />Regie: Lucio Fulci<br />Italien 1960<br />83 Minuten, OmU<br /><i>Die "Schreier" des Titels sind eine Gruppe von Rock'n'Rollern (Joe Santieri, Adriano Celentano, Mina): protegiert und gastlich empfangen von einem Senator a.D., angeworben von der Jeans-Industrie zu Werbezwecken, teils angefeindet und angeworben von einem quotengeilen TV-Produzenten – aber immer mit einem flotten Song in petto.</i></p><p style="text-align: left;"></p><p style="text-align: left;"></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiw0GndUcUlH7V01uLTg5pJ3J90VaT3bFJrUY57pR9hIy7xp6NLFzrgT-Vcks-vaoDk9ye4pYNCwtACwQMxQZdCOLdIQMAbOKg6zjGqdDQYk3HsxQQjIfnMz-vnrRYeC2UTjBVT6w1cJEFWhw2nMW13W2JYbataqo48g8joV0zsninjoxjcjwcsfVHk8UA/s945/urlatori_alla_sbarra.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="711" data-original-width="945" height="301" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiw0GndUcUlH7V01uLTg5pJ3J90VaT3bFJrUY57pR9hIy7xp6NLFzrgT-Vcks-vaoDk9ye4pYNCwtACwQMxQZdCOLdIQMAbOKg6zjGqdDQYk3HsxQQjIfnMz-vnrRYeC2UTjBVT6w1cJEFWhw2nMW13W2JYbataqo48g8joV0zsninjoxjcjwcsfVHk8UA/w400-h301/urlatori_alla_sbarra.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">I brutos: Auftritt als ländliche Sängertruppe<br /></td></tr></tbody></table><br /><p style="text-align: left;">Ursprünglich war Fulcis OPERAZIONE SAN PIETRO aka "Die Abenteuer des Kardinal Braun" programmiert: eine Heist-Komödie mit Heinz Rühmann, Lando Buzzanca, Jean-Claude Brialy und Edward G. Robinson (sic!). Ich bin nicht mehr sicher, warum die Kopie unpässlich war (starker Rotstich?), jedenfalls war angesichts der Fülle an gedrehten Filmen ein Ersatz aus Lucio Fulcis früher Komödienphase rasch zu finden. Zur Erinnerung: Der "Godfather of Italian Gore Cinema" hat wesentlich mehr Komödien als Horrorfilme in seiner Karriere inszeniert. In seiner Einführung betonte der (pausierende) Ex-Terza-Co-Organisator Christoph, dass die erste Werksphase sehr zu unrecht vernachlässigt oder gar als unwichtig abgetan wird: das Narrativ, Fulcis echte Bestimmung sei der Horror gewesen und alles vorher könne man skippen, sei komplett falsch. Komödien waren für den Drehbuchautoren, Regieassistenten und schließlich Regisseur Fulci knapp 15 Jahre lang das zentrale Metier, in dem er auch seine Meisterschaft entwickelte.<br />Der geneigte Terza-Stammzuschauer wusste davon bereits einen Teil und erinnerte sich wohlig an <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/10/tutto-e-film-bericht-vom-5-terza.html" target="_blank">LE MASSAGGIATRICI bei der Festival-Ausgabe von 2018</a>. URLATORI ALLA SBARRA war Fulcis dritter Film und war sicherlich nicht so großartig wie LE MASSAGGIATRICI, aber dennoch ein launischer Start in den "offiziellen" oder "Post-Argento-Besuch"-Teil des Terza Visione. Nach einem Prolog, der in zwei Minuten eine Kulturgeschichte des Schreiens humoristisch darlegt, geht es auch mit den ersten Musiknummern los. Adriano Celentano ist dabei (die Premiere knapp einen Monat nach LA DOLCE VITA, in dem er nur einen kurzen Cameo hatte) sowie Mina und Joe Sentieri, zu dieser Zeit wohl größere Stars als Celentano. Besonders bemerkenswert für Jazz-affine Zuschauer: in der Rolle eines dauermüden oder schlafenden Amerikaners, der Teil der musizierenden Jugendtruppe ist, gibt es den Trompeter Chet Baker zu sehen, schon offensichtlich stark lädiert von seiner Heroinsucht.<br />Es gibt keinen Zweifel daran, dass URLATORI ALLA SBARRA ein schöner Gute-Laune-Film ist, zu Weihen à la LE MASSAGGIATRICI reicht es nicht. Vielleicht zersplittert er sich zu sehr in zu viele Episoden mit zu vielen Figuren und Subplots. Joe Sentieri war so etwas wie eine der Hauptfiguren: ich finde ihn aber intuitiv irgendwie antipathisch, und dass er fünfzehn Jahre älter ist als sämtliche anderen Mitglieder der Jugendbande ist und man dies auch sieht, wirkt seine Figur bestenfalls unglaubwürdig, schlimmstenfalls leicht creepy. Eine viel bessere Hauptfigur wäre da Turi Pandolfini als alter Senator a.D. mit eindeutigen Sympathien für die "Urlatori" (er ist sowieso schwerhörig, da sollen sie doch ruhig lauter spielen), die er bei sich in der Wohnung beherbergt. Auf der Antagonisten-Seite gibt es Mario Carotenuto als schmierig-intriganter TV-Sender-Chef, der zuerst Stimmung gegen die "Urlatori" macht, bevor er herausfindet, dass er sie auch einfach kommerziell ausbeuten kann: eine Figur, die man zu hassen einfach nur liebt!<br />Am Ende ist URLATORI ALLA SBARRA vor allem eine schöne Nummern-Revue. Besonders hervorzuheben dürfte Minas Nummer "Whisky" sein, in der sie in einer stilisierten Bar voller geifernder Verehrer die Vorzüge des Trinkens besingt. Pastoraler wurde es bei einer anderen Nummer: ein Cameo der Sänger- und Komiker-Gruppe "I Brutos" (darunter ein junger Aldo Maccione), die bei einem Picknick der Urlatori auf dem Land als singende Schäfer zu sehen sind und mit ihrem eskalierenden Minenspiel den Saal in eine Raserei aus freudigem Toben und lauten Lachkreischern brachte. <br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /><i>ab 15:30 Uhr</i><br /><br /><b>METTI, UNA SERA A CENA</b> (wörtlich: "Sagen wir mal, eines Abends beim Abendessen", im Programmheft: "Warum nicht eines Abends bei Tisch")<br />Regie: Giuseppe Patroni Griffi<br />Italien 1969<br />125 Minuten, OmU<br /><i>Der Autor Michel (Jean-Louis Trintignant) schreibt gerade an einem neuen Stück: darin soll es um eine mögliche Affäre zwischen seiner Frau Nina (Florinda Bolkan) und seinem besten Freund Max (Tony Musante) gehen. Ohne Michels Wissen gibt es diese Affäre schon lange. Doch auch Max' ehemaliger Liebhaber Rick (Lino Capolicchio) kommt ins Spiel und beginnt eine Affäre mit Nina – während Michel mit der entfernten Bekannten Giovanna (Annie Girardot) ins Bett landet.</i><br />Über historische Erfolge und Misserfolge von Filmen nachzudenken, ist manchmal schon interessant, gerade auf einem Festival wie dem Terza Visione. 2022 stellte sich bei LE CINQUE GIORNATE die Frage, was wohl aus Dario Argento geworden wäre, wenn sein Slapstick-Komödien-/Period-Politdrama erfolgreich gewesen wäre und nicht ein fulminanter Flop. 2023 stellte sich für viele im Publikum wohl eher die Frage, wie der von Argento geschriebene METTI, UNA SERA A CENA einer der erfolgreichsten italienischen Filme von 1969 werden konnte (und ein Film, der gerade Dario Argento als Co-Autor zum heißesten Scheiß auf dem Kinoautorenmarkt werden ließ)? Dario Argento war schließlich damals ein Nobody und würde erst ein paar Jahre später ein Superstar des italienischen Kulturlebens werden. Das Theaterstück, auf dem der Film basierte, war auf den römischen Bühnen ein Hit, aber reichte es, um das Kinopublikum zu ziehen? Jean-Louis Trintignant dürfte zu dem Zeitpunkt der berühmteste Schauspieler des Casts gewesen sein, aber ein Massenpublikumsmagnet, gerade in Italien? Die deutsche Wikipedia erwähnt die Musik von Ennio Morricone als Faktor für den Erfolg...<br />Wie die Antworten auch immer lauten: METTI, UNA SERA A CENA wurde von einem bedeutenden Teil des Terza-Publikums als Flop des Festvials gesehen, und ich geselle mich durchaus dazu (gleichwohl ich prinzipiell ein Freund davon bin, das Terza Visione mit "Grenzgängern" am Rande des klassischen Genre-Kinos zu erweitern). Im Grunde erzählt der Film eine recht simple Vierer-Beziehungsgeschichte mit einem fünften Rad, der das Gefüge noch mehr durcheinander bringt. Mit an den großen Kinoerneuerungsbewegungen geschulten Erzählweise zerlegt der Film die Chronologie, um das ganze Stück für Stück zusammenzusetzen. Nicht per se völlig unspannend, aber tatsächlich bleiben sämtliche fünf Hauptfiguren des Films eher reine Drehbuch-Behauptungen, durch überlange und sehr steife Dialoge nur notbehelfsmäßig zusammengehalten, als dass echte Charaktere lebendig wurden. Die achronologische, elliptisch-puzzleartige Erzählweise lässt alles noch eher steifer und konstruierter wirken, als dass es Dynamik bringt. Dass hier (mit Ausnahme des fünften Rad am Wagens, des von Lino Capolicchio gespielten Künstlers) allesamt gutbürgerliche Figuren ihr Ennui zwei Stunden lang spazieren führen und über Probleme der Ehe sich sehr, sehr verbos austauschen, lässt auch nicht gerade große Gefühle zu, besonders nicht, weil der Erkenntnisgewinn der langen Dialoge eher minimal ist. Ein bisschen hat mich das strukturell an Roman Polanskis CARNAGE erinnert: ein theaterhaftes (weil zu sichtbar von einem Theaterstück adaptiertes) bürgerliches Selbstvergewisserungsdrama.<br />Faszinierend dabei ist, dass die fünf tollen Darsteller da wenig ausrichten konnten. Jean-Louis Trintignant trägt ja grundsätzlich immer ein wenig Ennui in seiner Mine mit sich – in den meisten Rollen schafft er es aber, das produktiv einzusetzen: nicht hier, wo er wirklich nur gelangweilt aussieht. Annie Girardot kämpft gefühlt die ganze Zeit gegen ihre schlecht geschriebene Figur und wirkt, als würde sie im falschen Film spielen. Lino Capolicchio, so wunderbar als Hobbyermittler in Antonio Bidos Venedig-Giallo SOLAMENTE NERO, wandelt wie ein aufgezogenes Stehaufmännchen durch den Film (aber sein gequälter Künstler, der viele Marotten hat, unter anderem eine Hakenkreuzfahne als Decke, ist schon ein sehr weinerliches Klischee). Nur Tony Musante und Florinda Bolkan ließen manchmal ihre Brillanz durchscheinen: wer beide aber in einer wirklich spektakulären, symbiotischen Chemie zusammen spielen sehen möchte, sollte lieber das wunderbare Venedig-Melodrama ANONIMO VENEZIANO mit den beiden als Protagonisten schauen. <br />Die Sichtungsumstände waren natürlich dem Film auch nicht sehr wohlgesonnen: die Kopie war mechanisch sehr mitgenommen (weil als Hit wohl extrem oft gespielt) und ein ziemliches Inferno aus Klebestellen und Fehlstellen. Die Live-Untertitelung hatte deshalb kaum eine Chance, über längere Zeit synchron zu bleiben, zumal angesichts des kaskadenartigen Schwalls an Dialogen: bei Rollenwechseln wurde zwei (oder drei?) Mal pausiert, um wieder Untertitelung und Film synchron zu bringen. Eine besonders dicke und/oder schlecht gemachte Klebestelle brachte dann auch die Kopie zum Stillstand: bei einem Einzelbild stehen geblieben, schmorte die Projektionslampe das stehengebliebene Einzelbild an, und nach der Manier von TWO-LANE BLACKTOP verbrannte ein Teil der Kopie vor unseren Augen – das Bild löste sich auf, und der entstehende Rauch war dabei deutlich auf der Leinwand mitprojiziert (und wirkte finster und bedrohlich). Als Sichtbarmachung von Materialität des Kinos (und ihrer Fragilität) war das ohne Zweifel ein besonderes Erlebnis. Es ist schon ein wenig schade, wenn dieser Vorfall quasi das Beste am Film war. Aber nein, so ganz stimmt das nicht, denn der große Show-Stehler des Films ist Ennio Morricones fantastischer Score, der aus einem wohl nur täuschend einfachen Motiv ein ganzes Gefühlsuniversum aufbaut (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=xCq43OK92ws" rel="nofollow" target="_blank">hier</a> reinhören). METTI, UNA SERA A CENA war für diese Terza-Ausgabe allerdings auch der Startpunkt für eine ganze Reihe von Filmen, die problematische und krisenhafte Ehen thematisieren.<br /><br /><br /><i>ab 20:00 Uhr</i><br /><br /><b>BUIO OMEGA</b> (dt. Verleihtitel: "Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf")<br />Regie: Joe D'Amato<br />Italien 1979<br />93 Minuten, OmU<br /><i>Es war einmal in den Alpen... Francesco (Kieran Canter) ist unsterblich in seine Verlobte Anna (Cinzia Monreale) verliebt, doch diese ist leider allzu sterblich und erliegt einer akuten Erkrankung – möglicherweise von Francescos besitzergreifenden Haushälterin Iris (Franca Stoppi) mit der beauftragten Voodoo-Hexerei einer lokalen Hexe ausgelöst. Der leidenschaftliche Tierpräparator wendet seine Kenntnisse der Leichenkonservierung auf seine ausgegrabene Geliebte an. Doch allzuviele Menschen wollen das selige Liebesglück zwischen ihn und Anna stören und müssen deshalb ins Jenseits befördert werden...</i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiev2hpSQMnL2WGqz_4PUg5gPFxIIq-3Epq-hYlXpcgKz9NK_0OcAD50Lq62XvvuDxDFqTswiiRbgfoLlIMABVjmhhLBSL9FjbleOHXxt56UBE70PqXdZcfYOOaiE8Ej06JI_bQwn4t2jSCrDJuByB18tln3ZycJJ3k5heyUrJ52_mjqprmSjs453RelQc/s1199/buio_omega.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1199" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiev2hpSQMnL2WGqz_4PUg5gPFxIIq-3Epq-hYlXpcgKz9NK_0OcAD50Lq62XvvuDxDFqTswiiRbgfoLlIMABVjmhhLBSL9FjbleOHXxt56UBE70PqXdZcfYOOaiE8Ej06JI_bQwn4t2jSCrDJuByB18tln3ZycJJ3k5heyUrJ52_mjqprmSjs453RelQc/w400-h240/buio_omega.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Liebe bis zum Tod – und auch danach: Francesco rettet seine tote Geliebte aus dem Friedhof<br /></td></tr></tbody></table><p style="text-align: left;">BUIO OMEGA ist ein berühmt-berüchtigtes Artefakt der Zensurgeschichte, vielfach zensiert, verstümmelt, verboten, beschlagnahmt. Gegner sehen ihn als schlechten B-Movie-Splatter-Schund, die lautstärksten Befürworter hingegen waren hingegen jahrelang die Gorebauer-Fraktion.<br />Seine "Freigabe" aus dem Kerker der deutschen Video-Nasties (die Indizierung wurde im Frühjahr 2023 aufgehoben) bietet nun die Möglichkeit, sich etwas unaufgeregter diesem Stück Kino- und Zensurgeschichte zu nähern. Das Terza Visione war der ideale Rahmen, um BUIO OMEGA als das zu entdecken (für viele im Publikum auch: wieder entdecken), was er wohl im Grunde immer war: ein kleines Meisterwerk, gleichzeitig derangiert-abseitiger Horrorfilm und dunkelromantisch-morbider Liebesfilm.<br />Die wunderbare, längere Einführung von Terza-Co-Organisator Sven und Joe-D'Amato-Spezialist Arthur war für D'Amato-Junioren und Buio-Jungfrauen wie mich wahrscheinlich ebenso erhellend wie für größere Kenner des Films und seines Regisseurs und Kameramanns. Sven erhellte die Ursprünge des Stoffs im traditionellen Gothic-Horror und in der filmischen Vorlage IL TERZO OCCHIO mit Franco Nero, geschrieben und inszeniert von <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Mino%20Guerrini" target="_blank">Mino Guerrini</a> (dessen Remake BUIO OMEGA ist). Arthur verwies auf die vielfältigen Motive und Themen des Films: auf seine Qualitäten als emotional ergreifender Liebesfilm über eine bislang nicht "konsumierte" Liebe, auf seine Andeutungen von Klassenkampf, auf die Versuche des Protagonisten nicht im engeren Sinne nekrophil tätig zu werden sondern andere Personen als "Proxys" für den (ersten!) Sex mit der geliebten Anna zu benutzen, auf die "dynastische" Dimension der Geschichte im Rahmen eines Adeligenhauses, auf die Bedeutung der vielen im ganzen Haus verteilten ausgestopften Tiere, von denen zwei als "nicht-heimisch" hervorstechen, auf die eigensinnige Erzählstruktur, die den Zuschauer immer mehr dazu auffordert, Leerstellen selbst zu befüllen. Und was ich persönlich sehr hilfreich fand: der Hinweis, auf das Medaillon zu achten, das als einer von mehreren roten Fäden sich durch die Hälfte des Films zieht.<br />Sven und Arthur wiesen darauf hin, dass BUIO OMEGA ein untypischer Horrorfilm sei. Wahrscheinlich ist es eh richtiger, von einem Hybrid aus Horror-Schocker, schwelgerisch-verträumtem, zärtlichem Liebesfilm, schwarzer Komödie, absurder Groteske, rohem Sleaze, Essay über Adel und Dekadenz sowie berauschendem Melodrama zu sprechen. Das Herausragende dürfte wohl darin liegen, dass alle Elemente funktionieren. Wenn Francesco riesige Säureflaschen ("Salzsäure" und "Schwefelsäure" deutsch beschriftet) wie Penisverlängerungen vor sich haltend in die Badewanne schüttet, während Iris daneben die Leiche der unglücklichen Autostopperin in Stücke hackt, dann ist das in seiner schieren ekligen Bestialität so unfassbar wie grotesk. Wenn die Leichenrestepampe dann im Gartenloch verbuddelt ist und Iris in der Küche dann erst mal zwei Suppenteller aus dem Regal holt, zeigt sich BUIO OMEGA von seiner schwarzhumorigsten Seite (nach getaner Arbeit erst mal gut futtern!) – ein Lacher ging durch den Saal, der gleich im Halse erwürgt wurde, als dann Iris den liebevoll zubereiteten Gulasch auf eine so viehische Weise verschlingt, dass selbst Bud Spencer und Terence Hill im Vergleich wie feine Pinkel wirken. Auch das feierliche Verlobungsdinner mit den offenbar schwer inzestgestörten Familiengästen (einer nimmt sein Gebiss raus und säubert es mit dem Taschentuch) ist von einer Komik und einer wilden Bissigkeit, die Buñuels Bourgeoisie-Satiren hinter sich lässt. Daneben gibt es immer wieder die Momente, in denen Francesco in schwelgerischer Liebe selbstvergessen mit seiner (toten) Anna verbringt: liebevolle Blicke, kleine Gesten der Zärtlichkeit (ein schönes Detail: Iris, als sie der frisch verstorbenen Anna noch wohlgesonnen ist, lackiert ihr die Fingernägel). Irgendwo dazwischen Francesco, der sich von Iris in einem Moment verzweifelter Trauer die Brust geben lässt (ein Motiv, das auch in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/11/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">D'Amatos IL PIACERE</a> wiederkehren würde) oder der zur rasenden Bestie geworden der Autostopperin anfängt, einzeln die Fingernägel auszureissen. Paradox eigentlich: D'Amato-typisch schreitet der Film in einem meditativen, kontemplativen Rhythmus vor sich hin – und ist doch auch eine wilde Achterbahn der Gefühle.<br />Dass BUIO OMEGA sich mit Filmen wie L'ANTICRISTO und COSA AVETE FATTO A SOLANGE? den Kameramann teilt, sieht man ihm auch an: er ist elegant fotografiert, in vielen Szenen hat er fast was von Postkartenmotiven – die idyllische südtirolische Berglandschaft voller satter Grüns, malerischer Panoramen, pittoresker Waldflecken und schmucken Häusern reibt sich wunderbar an den unfassbaren Vorgängen. BUIO OMEGA ist auch ein Film, der die Wirkmächtigkeit des Kuleschow-Effekts mithilfe einer toten Figur aufzeigt: während Anna im mütterlichen Bett regungslos liegt (sie ist ja schließlich tot!), macht sich Iris an Francesco ran und holt ihm einen runter, während Francesco eher von Annas Präsenz als von Iris Tätigkeiten wirklich angeregt wird; eine Montage von Anna, dann Francesco, der einen Orgasmus bekommt und dann wieder Anna lässt die Zuschauer glauben, dass die verblichene Geliebte von Francescos Höhepunkt zu einem seligen Lächeln gebracht wird. Pure Kinomagie.<br /><br /><br /><i>ab 22:45 Uhr</i><br /><br /><b>EVA MAN</b><br />Regie: Antonio D'Agostino<br />Italien/Spanien 1980<br />78 Minuten, OmU<br /><i>Eva (Eva Robin's) ist sowohl Frau als Mann – und daher die ideale Testperson für Professor Popovs (Ramón Centenero) neu konzipierten "Sexmaker", der das Lustempfinden auf Knopfdruck steigern kann. Doch auch üble Gangster haben es auf die Maschine abgesehen und wollen Eva entführen. Mit der Kampfbereitschaft Evas und ihrer wackeren Freundin Ajita (Ajita Wilson) haben die Böswatze allerdings nicht gerechnet!</i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiBZMg-rSJYsgQ_qnCgxrYH0OwTBUOnAft6NXqF9J1nCzWlN7oco64WP-Lmqd7gAas0NdEjHXhNDGqalnP3REinLY8wd2oYex3QFtG2kFR5lkMMRnMU1WjVXO9_le8KNwFuhGhushOgt40GcNDZvjIuUnpMH3nC1kczfM9Pgpb7rEB95U5gpknEF-z5S0s/s1004/eva_man.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="600" data-original-width="1004" height="239" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiBZMg-rSJYsgQ_qnCgxrYH0OwTBUOnAft6NXqF9J1nCzWlN7oco64WP-Lmqd7gAas0NdEjHXhNDGqalnP3REinLY8wd2oYex3QFtG2kFR5lkMMRnMU1WjVXO9_le8KNwFuhGhushOgt40GcNDZvjIuUnpMH3nC1kczfM9Pgpb7rEB95U5gpknEF-z5S0s/w400-h239/eva_man.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ajita und Eva beschützen gemeinsam den Sexmaker<br /></td></tr></tbody></table><p style="text-align: left;">Trans-Personen, die im italienischen Genre-Kino der 1970er Jahre marginalisiert waren (und eigentlich auch im internationalen Kino sämtlicher Couleurs), bekommen in EVA MAN eine liebevolle Bühne als zentrale Protagonistinnen, als positive Heldinnen, als charismatische Ikonen, als durchschnittlichen Sterblichen bei weitem überlegene Sex-Göttinnen.<br />EVA MAN ist ob seines niedrigen Budgets ein durchaus rumpeliger Film: im Gegensatz zu Eva, die sowohl als Frau wie auch als Mann bestens performt, funktioniert er nicht in all seinen Facetten. Der Versuch, einen SciFi-geprägten Thriller mit Gangster-Subplot zu erzählen, geht ziemlich gehörig in die Hose, denn für Spannung und Action und auch für solides narratives Erzählen hatte Antonio D'Agostino offenbar überhaupt kein Händchen. Da trübt der Film in teils sehr steifen Szenen mit Expositionsdialogen zum Füßeeinschlafen vor sich hin, und ein Portrait von Sigmund Freud an der Wand im Büro als Marker dafür, dass Professor Popov wirklich ein Wissenschaftler ist, versprüht zwar einen netten Charme, vermag den stocksteifen Erzählstil aber nicht wirklich zu kaschieren.<br />Als relaxter Sexfilm, als entspannter Abhängfilm und als filmische Bühne für die Style- und Sexikonen Eva Robin's und Ajita Wilson ist EVA MAN absolut großartig. Wenn beide in Zeitlupe, begleitet von einem loungigen Score des ehemaligen Morricone-Gitarristen und -Pfeifers Alessandro Allessandroni händchenhaltend und halbnackt durch einen mediterranen Garten Freudesprünge machen und dann in den Pool tauchen, um dort minutenlang voller Lebensfreude herumzutollen und zu planschen, dann ist der Film ganz bei sich.<br />Als Exploitationfilm ist EVA MAN von Didaktik und Thesenkino natürlich meilenweit entfernt und trotzdem hat er auch etwas Utopisches: die Art und Weise, wie er das (nicht nur) sexuelle Charisma seiner beiden Trans-Hauptdarstellerinnen feiert, so völlig unverkrampft und ohne jegliche thematische Schwere, dürfte zu dieser Zeit recht einzigartig gewesen sein. Die, die hier bloßgestellt und lächerlich gemacht werden, sind die transphoben Gangster und Handlanger. Der "Fiancé" Evas macht irgendwann nach zwei Dritteln der Laufzeit die Entdeckung, dass seine Geliebte einen Penis hat und von dem Dreier, den Ajita und Eva ihm vorschlagen, schreckt er zunächst zurück. "Kümmer du dich doch um die weiblichen Teile, dann kümmere ich mich um die männlichen" schlägt Ajita sinngemäß vor – und der "Fiancé" legt sein Zurückschrecken ab und gibt sich dann mit Eva und Ajita dem sinnlichsten und schönsten Sex im ganzen Film hin.<br /><br /><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Freitag, 21. Juli 2023</b><br /></p><p style="text-align: left;"><br /><i>ab 12:30 Uhr</i><br /><br /><b>LA CONTROFIGURA</b> (wörtl. "Der Stellvertreter", "Der Double", dt. Verleihtitel: "Liebe ist wie ein Sturm")<br />Regie: <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Romolo%20Guerrieri" target="_blank">Romolo Guerrieri</a><br />Italien 1971<br />89 Minuten, dF<br /><i>Bei einem Urlaub in Nordafrika wollen sich Giovanni (Jean Sorel) und Lucia (Ewa Aulin) eigentlich entspannen. Doch der Architekt wird immer wieder von Eifersuchtsanfällen geplagt, wenn der hübsche Amerikaner Eddie (Sergio Doria) sich zu sehr in der Nähe befindet. Kurze Ruhepausen von seiner Eifersucht findet Giovanni in einer gewaltsamen Affäre mit Lucias Mutter Nora (Lucia Bosé). Zeichen eines drohenden, tödlichen Unheils kündigen sich an und verstärken sich nach der Rückkehr nach Rom.</i><br />Giallo ist eben auch viel mehr als Serienkiller mit schwarzen Lederhandschuhen – wie der herausragende LA CONTROFIGURA demonstrierte. Der Prolog* – Jean Sorel fährt in eine Garage, wird von einem Mann angeschossen, fällt in Zeitlupe um und beginnt sich zu erinnern – schafft eine erwartungsvolle Grundstimmung, aber besonders im ersten Drittel ist der Film vor allem erst einmal ein Ehekrisen-Drama, ausgetragen von Jean Sorel und Ewa Aulin an einem malerischen und einsamen marokkanischen Badestrand. Er, Giovanni, ist vor allem ein Arschloch, der seiner Frau die ganze Zeit versucht einzureden, dass sie dumm sei, sie, Lucia, vor allem eine Frau, die offenbar Mühe hat, ihren Urlaub in Präsenz eines solchen Mannes zu genießen (verständlicherweise). Taucht auf: ein mysteriöser und sehr attraktiver fremder Mann am Strand; eine anderes Ehepaar (Silvano Tranquilli und die wunderbare Marilù Tolo); und Lucias Mutter (Lucia Bosé). Das bringt nicht nur Jean Sorels Hormonhaushalt durcheinander (und offenbart seine rapey Tendenzen), sondern zersplittert auch den Film rasch in ein großes Puzzle aus Erinnerungs- und Fantasie-Fragmenten, das sich weder für chronologische oder geografische Kontinuität interessiert noch dafür, ob es sich um Realität, Erinnerung, paranoide Einbildung oder Wunschfantasie handelt.<br />Im Grunde genommen also etwa das, was METTI, UNA SERA A CENA auch macht, bloß als "richtiger" Genrefilm mit mehr nackter Haut, mehr Sex-Szenen und mehr blutiger und tödlicher Gewalt – und vor allem wesentlich virtuoser und fesselnder inszeniert. All das zusammengehalten von Armando Trovajolis wunderbarem Score, der im Gegensatz zu Morricones in METTI, UNA SERA A CENA nicht nur wunderschön ist, sondern auch dramaturgisch gekonnt eingesetzt: Trovajoli arbeitet mit einer Palette, die wunderschöne Lounge-Musik am Rand des Kitsches und verstörende Dissonanzen umfasst – beide Atmosphären kommen stellenweise gleichzeitig zum Zuge, um die unter der Idylle der nordafrikanischen Sonne lauernden Abgründe zu illustrieren. Jederzeit kann die Stimmung umkippen, genauso wie dissonante Klavierakkorde den sanft einlullende Lounge-Klangteppich "beschmutzen".<br />LA CONTROFIGURA dürfte wesentlich komplexer erzählt sein als METTI, UNA SERA A CENA, ohne dabei verkopft-bleiern zu wirken. Die Vorführung beim Terza hielt allerdings eine besondere Überraschung bereit: die letzten zwei Akte wurden vertauscht angeliefert und abgespielt, die puzzle-artige Struktur des Films wurde noch weiter aufgebrochen und durcheinander geworfen mit wohl einigen interessanten Effekten. Ein industrieller Ofen in einer Ziegelei wurde so sofort zum makabren Ort der Entsorgung einer Leiche – und war später "wieder" harmlos und doch "aufgeladen" bei der "normalen" Tagestätigkeit zu sehen (während in der richtigen Reihenfolge der Ofen zunächst als "trivialer" Produktionsort präsentiert wird, der später "produktiv" zur Leichenentsorgung verwendet wird). Eine oder zwei Sequenzen waren nun noch weniger klar als "Realität" oder "Fantasie" auszumachen. Der erste Aktwechsel führte ohne jegliche Exposition die Figuren Tranquillis und Tolos ein, so dass nicht nur ich, sondern viele andere Zuschauer das Gefühl hatten, hier bereits einen Akttausch schon erlebt zu haben – während der "wirkliche" Akttausch für mich und für viele andere zunächst unbemerkt blieb und erst aufgedeckt wurde, als dem "gefühlten" Ende des Films (rein visuell, ohne die Musikbegleitung, nur als kurze Schwarzblende ohne "Ende"-Einblendung oder Credits bemerkbar) mehr Film folgte.<br />*Interessantes Detail: die gezeigte deutsche Kopie enthielt im Vorspann nur den deutschen Titel des Films "Liebe ist wie ein Sturm", sämtliche Credits fehlten komplett. Es scheint so, als hätte man im Kopierwerk vergessen, die deutschen Credits einzufügen, was dazu führte, dass wir eine etwa dreiminütige, ungeschnittene Einstellung auf die Motorhaube eines fahrenden dunkelblauen Citroën DS sahen, mit zahlreichen Spiegelungen vorbeirauschender Gebäude auf der Motorhaube und mit Armando Trovajolis meisterhafter Musik untermalt.<br /><br /><br /><i>ab 16:00 Uhr</i><br /><br /><b>UN AMORE</b> (wörtlich: "Eine Liebe", dt. Verleihtitel: "Junge Haut")<br />Regie: Gianni Vernuccio<br />Italien/Frankreich 1965<br />95 Minuten, OmU<br /><i>Antonio (Rossano Brazzi), ein wohlhabender Architekt, der auch jenseits seines 40. Geburtstags noch bei Mutti lebt, verliebt sich in die Tanzschülerin Laïde (Agnès Spaak), die er über ein... Institut zur Anbahnung von Bekanntschaften kennenlernt. Als Antonio mehr als nur eine Gelegenheitsbekanntschaft will, wird es kompliziert, denn Laïde scheint mehr als nur einen Verehrer zu haben.</i></p><p style="text-align: left;"><i></i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3YNj2Fy6wfzedZOu0dzqf336BVCPKd90pMV5I-OZrNdIK_cHo5CV6fi4I4QD5555vwQMJBSSYdw5p93gD4bIdWIZ6aqDSlneU8xA90Lir43V3ybdISPKyNtWUtJBhrgp-Ci54I_kxzebtNsiek_9UL3jcoSSS8fayvxPRrFzXA-adqG4kEkn4hSeXAIc/s1060/un_amore.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="569" data-original-width="1060" height="215" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3YNj2Fy6wfzedZOu0dzqf336BVCPKd90pMV5I-OZrNdIK_cHo5CV6fi4I4QD5555vwQMJBSSYdw5p93gD4bIdWIZ6aqDSlneU8xA90Lir43V3ybdISPKyNtWUtJBhrgp-Ci54I_kxzebtNsiek_9UL3jcoSSS8fayvxPRrFzXA-adqG4kEkn4hSeXAIc/w400-h215/un_amore.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Laïde und Antonio: kein Traumpaar<br /></td></tr></tbody></table><i><br /> </i>UN AMORE ist eine Variation des Themas "Junge Frau verführt reiferen Mann in die Narrerei". Ich muss zugeben, dass mich der Film ein bisschen kalt gelassen hat. Das Terza Visione ist aber zum Glück auch ein Ort des vielseitigen Austauschs und beim anschließenden Gespräch am geselligen Abendessentisch eines Frankfurter Apfelwein-Restaurants erläuterte ein Co-Zuschauer in sehr schlüssigen Argumenten, warum er den Film so toll fand:<br />Zunächst war da einmal die Stärke, dass der Film seinen Figuren viel Raum zu Ambivalenzen lässt, wenig Schwarzweiß und dafür viele Grauschattierungen lässt: UN AMORE ist kein Film über ein Flittchen, das einen armen alten Herrn ins Verderben führt noch ein Film über einen alten Wüstling, der ein unschuldiges Mädchen verführt – beide durchleben eine Dynamik von Situationen, die für beide Unangenehmes beinhaltet. Es ist auch ein Film, der letztendlich nicht an eindeutigen Klärungen interessiert ist: wieviel von dem, was Laïde Antonio auftischt, wirklich wahr oder erlogen ist, interessiert ihn weniger als tatsächlich das fragile Gefüge ihrer Beziehung, und wie beide FIguren mit der Situation umgehen. Dabei hat UN AMORE besonders ein Talent für Situationen der "social akwardness": die Silvesterfeier im Dreier mit Laïde, ihrem "Cousin" Marcello (Gérard Blain) und ihrem "Onkel" Antonio nimmt in ihrer Schmerzhaftigkeit fast schon Züge eines schwarzen Horrorfilms an.<br />Dann ist UN AMORE auch ein wirklich toll fotografierter Film. Besonders hervorstechend sind Visionen und Träume Antonios, bei denen Figuren durch ein komplett mit weißem Licht durchflutetes Nichts wandeln und Gegenstände (etwa die Armlehne eines Stuhls) nur sichtbar werden, wenn sich Antonio im dunklen Anzug davor platziert.<br />UN AMORE ist auch ein Film der vielen kleinen Ideen – und hier etwas, was ich schon während des Films super fand: Laïde lässt Antonio für ein Mittagessen einfach stehen, und übergibt ihren kleinen Schoßhund in seine Obhut, damit sie sich mit ihrem "Cousin" Marcello vergnügen kann. Antonio ist also versetzt worden für das Mittagessen. Dann halt eben Mittagessen mit dem Hund So sitzt er dann auch einsam in einem Restaurant, auf einem Stuhl neben ihm das Schoßhündchen. Ein extravagant großes Steak wird vom Kellner auf einem mobilen Grill fertig gebraten: Antonio gönnt sich offenbar was Schönes. Das Steak wird auf ein Teller gehievt, und das Ganze dann dem Schosshündchen vor die Nase platziert. Der Hund ist mit dem Stück Fleisch, das etwa zwei mal so breit ist wie er selbst, sichtlich überfordert.<br /><br /><br /><i>ab 20:00 Uhr</i><br /><br /><b>PIZZA CONNECTION</b><br />Regie: Damiano Damiani<br />Italien 1985<br />116 Minuten, dF<br /><i>Der Mafia-Hitman Mario (Michele Placido), der als Tarnung einen Pizzaladen in New York führt, bekommt den Auftrag, in der alten Heimat, in Palermo, einen Staatsanwalt zu ermorden. Dort versucht er, seinen jüngeren Bruder Michele (Mark Chase) für seinen Attentatsplan zu rekrutieren.</i><p></p><p style="text-align: left;"><i></i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidEXYk7evyD745cyH7blrKdUdA4wAxnPzTBe5ARverbhJFtijpXXI2X6ySWSrL1LCOp6WCH9dc3SEejsS-FpyQdtJn9fBaqhYLwXYn-L9LPLtnu8YchR5Uf_394IJnLg-RbK6u7ewxvwK6zRK73Ju_37_J_3SNaWB8HweSrfAVQjg0ufGfW7hsmjST6YU/s1280/pizza_connection.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidEXYk7evyD745cyH7blrKdUdA4wAxnPzTBe5ARverbhJFtijpXXI2X6ySWSrL1LCOp6WCH9dc3SEejsS-FpyQdtJn9fBaqhYLwXYn-L9LPLtnu8YchR5Uf_394IJnLg-RbK6u7ewxvwK6zRK73Ju_37_J_3SNaWB8HweSrfAVQjg0ufGfW7hsmjST6YU/w400-h225/pizza_connection.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Brüder und Rivalen beim Männlichkeitstest: wird Michele auf das Pony schießen?<br /></td></tr></tbody></table><i><br /> </i><br />Nachdem ich mit UN AMORE nicht so ganz warm geworden bin, hielt sich meine Begeisterung bei PIZZA CONNECTION leider noch etwas mehr in Grenzen. Allerdings bin ich generell eher nicht ein guter Ansprechpartner, wenn es um italienische Polizei- und Mafiafilme der 1970er geht, die Subgenres des italienischen Genrekinos, mit denen ich wahrscheinlich im Allgemeinen am wenigsten anfangen kann (auch wenn ich wohl gerade die sehr "extremen" Vertreter goutiere: sei es Deodatos UOMINI SI NASCE POLIZIOTTI SI MUORE, Fulcis LUCA IL CONTRABBANDIERE oder Bianchis QUELLI CHE CONTANO).<br />PIZZA CONNECTION hat sich für mich wie ein wenig gelungener Hybrid aus melodramatischem Familien-Drama und ultratrockenem Mafia-Procedural angefühlt. Angereichert mit einigen rohen Sleaze-Spitzen (der Subplot um die Zwangsprostitution von Micheles Teenager-Liebe durch ihre drogenverseuchte Familie) für den Melo-Teil und sehr arm an Action-Attraktionen für den Procedural-Teil (um nicht zu sagen, dass da teilweise sogar durch Ellipsen bewußt alle Thrills abgeblockt werden). Beide Hauptfiguren haben mich auch eher kalt gelassen.<br />Sehr bizarr: der Prolog und der Epilog spielen beide in New York City. Und beide dürften wohl meine liebsten Teile des Films sein, vielleicht, weil beide Teile für sich kleine geschlossene Perlen des Spannungskinos sind, mit jeweils einem Auftragsmord, der langsam vor unseren Augen vorbereitet und durchgeführt wird.<br /><br /><br /><i>ab 22:45 Uhr</i><br /><br /><b>STRIDULUM</b> (US: THE VISITOR, dt. Verleihtitel: "Die Außerirdischen")<br />Regie: Giulio Paradisi<br />Italien/USA 1979<br />101 Minuten, EF<br /><i>Das Böse from outer space versucht, die Erde zu knechten. Barbara (Joanne Nail) kann das Böse vererben, ohne selbst böse zu sein, und deshalb soll Raymond (Lance Henriksen), deren Lebensgefährte, Manager eines Basketball-Teams und Henchman des irdischen Stakeholders (Mel Ferrer) der außerirdischen Macht, mit ihr den Antichristen zeugen. Dieser soll zusammen mit seiner bereits achtjährigen großen Schwester Katy (Paige Conner), einem echten Satansbraten vor dem Herren, das auf Geburtstagsfeiern schon für makabre "Unfälle" sorgt, das Böse in der Welt verbreiten. Doch Jerzy Colsowicz (John Huston), der nicht aus Warschau oder Krakau kommt, sondern von den außerirdischen Absolut-Guten, steigt auf die Erde hinab, um gegen das Böse zu kämpfen, unter anderem mit der Unterstützung von Barbaras Haushälterin (Shelley Winters).<br /></i><p></p><p style="text-align: left;"><i></i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-8wq07D9yv_wIFmJqfttRLXZ-7zeaHvfT4JBQDNwOmFYoS-gLvIZ7lSMWAWfiEx0QHT51-lMebQ7eXT-LJwDkK0l5zpSY6oN_ufIf8rRtGMztIRAriYNLkV6AFuda8NPv6kq1o-2a2OjrKe2kYKLCaFv8C86g-UmcZfM7POTDrIO8jqS26PjW2FRDQOY/s1280/stridulum.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-8wq07D9yv_wIFmJqfttRLXZ-7zeaHvfT4JBQDNwOmFYoS-gLvIZ7lSMWAWfiEx0QHT51-lMebQ7eXT-LJwDkK0l5zpSY6oN_ufIf8rRtGMztIRAriYNLkV6AFuda8NPv6kq1o-2a2OjrKe2kYKLCaFv8C86g-UmcZfM7POTDrIO8jqS26PjW2FRDQOY/w400-h216/stridulum.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Katy: Süßes Gesicht, mörderische Absichten<br /></td></tr></tbody></table><i><br /> </i>Ein sehr bizarrer Cocktail aus Star-Power (John Huston, Mel Ferrer, Lance Henriksen, Shelley Winters, Glenn Ford, Sam Peckinpah, Franco Nero), Rip-Off-Elementen (THE EXORCIST, THE OMEN, ROSEMARY'S BABY, CARRIE, THE FURY, CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND und Strukturelemente der Polit-Paranoia-Thriller der 1970er Jahre stecken drin), einem faszinierend teurem Look (in dem Film steckte wohl viel mehr Geld drin als bei den meisten anderen Filmen dieses Terzas), völlig wahnsinnigen Ideen (u. a. Franco Nero als Jesus-Double from outer space mit einer knallgelben Wikinger-Damenperücke) und einer kompletten Ungerührtheit dabei – ja, das mögen vielleicht etwas zu viele Zutaten sein, damit das wirklich rund wird, aber faszinierend war STRIDULUM doch auf jeden Fall.<br />Die wirklich hart verstrahlten Elemente konzentrieren sich vornehmlich auf den Prolog. John Huston als eine Art Gottfigur beschwört Wolken in einer Art Outer-Space-Wüstenlandschaft und erzählt dann einer Gruppe von glatzköpfigen Kindern in weißen Uniformen (sie sollen "gut" sein, sehen aber eher wie eine Gruppe von gehirngewaschenen potentiellen Selbstmord-Attentätern aus) eine komplizierte Geschichte über den Kampf zwischen Gut und Böse, die wohl nicht nur ich, sondern wahrscheinlich auch niemand sonst im Saal im Detail verstanden hat, weil sie so verschlungen-verzweigt und mit unzähligen Namen vollgestopft war. Das darauffolgende Basketballspiel, bei dem Barbara und Katy sowie Raymond eingeführt werden, ist da wieder etwas weltlicher und baut sehr geschickt eine sehr ominöse Spannung auf: dass Katy das vorher von Huston beschworene Böse ist, wird an ihrem Blick klar. Die Auflösung, der Twist der Szene allerdings ist wieder... bizarr? Mel Ferrer wird dann später als weltlicher Vertreter des intergalaktischen Bösen präsentiert – als Vorsitzender einer Gruppe ominöser Geschäftsmänner, die Lance Henriksen in einem riesigen, prunkvoll-pompösen Verschwörungsgruppen-Saal erwarten und von ihm fordern, endlich Barbara zu begatten, damit das Böse sich potenzieren kann.<br />"Ripoffs" haben oft den Vorteil, dass sie ihren Stoff komplett verdichten können, bis es anfängt zu krachen. Das würde es am übernächsten Tag bei LADY TERMINATOR zu sehen geben, wo die Südseekönigin auf Rachefeldzug jeglichem Terminator das Fürchten lehren sollte und auch hier ist es so: Paige Conners Katy lässt Damien aus THE OMEN (oder auch die bereits besessene Regan aus THE EXORCIST) im direkten Vergleich wie ein süßes kleines Kind wirken, dem man den Kopf tätscheln und einen Keks in die Hand drücken möchte. STRIDULUM ist Terrorkinder-Kino der Extraklasse und das ist vielleicht der klarste rote Faden des Films. Katy sagt nicht nur zu Polizisten (gespielt von Glenn Ford) liebreizende Sätze wie "Go fuck yourself", schlägt nicht nur ihrer Mutter vor, "mit Raymond Liebe [zu] machen, damit ich bald einen kleinen Bruder bekomme" (und schleicht sich dafür zu später Stunde an das mütterliche Bett), sondern schlägt auch ganz alleine eine Bande von Halbstarken auf einer Mall-Schlittschuhbahn, lässt einige von ihnen gar durch die Fenster nahe gelegener Restaurants krachen.<br />Es gibt etwa 15 bis 20 Minuten vor Ende die vielleicht merkwürdigste Szene im ganzen Film, ganz ohne extravagante Dekors und total verrückten Ideen: es ist einfach nur ein etwas längerer Dialog zwischen John Huston und Shelley Winters. Hier kommt raus, dass die Haushälterin offenbar durchaus irgendwie mit den Kräften des Guten verbündet ist. Ein etwas überraschender Twist, aber das ist es nicht: der Dialog zwischen Huston und Winter ist von einer fast jenseitigen Zärtlichkeit, eine elektrisierende Chemie ist spürbar, als würden sich hier zwei austauschen, die schon seit Jahrzehnten intim sind. Sie sprechen ziemliche Banalitäten, die irgendwie von Abschied handeln, aber durch die Präsenz und das Mimenspiel der beiden Darsteller wird hier fast eine Art romantischer Sub-Liebesfilm innerhalb des Films angedeutet. Andere Co-Zuschauer sahen darin sogar ein Verhandeln von Altern im Hollywood-Starsystem. Wie dem auch sei: auf eine eigensinnige Weise war diese nur scheinbar banale Szene wohl der magischste Moment von STRIDULUM.<br /><br /><br /><p></p><p style="text-align: center;"><b>Samstag, 22. Juli 2023</b><br /></p><p style="text-align: left;"><br /><i>ab 14:00 Uhr</i><br /><br /><b>LA CORONA DI FERRO</b> ("Die eiserne Krone")<br />Regie: Alessandro Blasetti<br />Italien 1941<br />109 Minuten, OmU<br /><i>Der mittelalterliche Tyrann Sedemondo (Gino Cervi) versucht nach seinem Putsch die Territorien zu konsolidieren und muss dabei sowohl eine legendäre Krone wie auch seinen eigenen kleinen Sohn in eine weit entfernte Todesschlucht verbannen. Die Krone ist tief versunken und der kleine Junge totgeblaubt – doch dieser kehrt 20 Jahre später als junger Mann (Massimo Girotti) zurück, um an einem Tournier zur Verlosung der Hand von Sedemondos Tochter teilzunehmen.</i><br />LA CORONA DI FERRO wurde vor der "großen" Ära des italienischen Genrekinos produziert, die im Mittelpunkt des Terza Visione steht. Ein Vorläufer des Peplums mit einigen Motiven des Mantel- und Degenfilms und einigen mystisch-mythologischen Fantasy-Elementen – das ganze vornehmlich als Mittelalter-Schlachten-Epos, der seine Entstehungszeit in der faschistischen Ära zwar nicht ganz zu verstecken vermag, andererseits viel Pathos und Pomp durch lockere Verspieltheit, Freude an witzigen Ideen, purem Quatsch und einer Begeisterung für schiere Schauwerte zu vermeiden weiß.
Skepsis und Freude hielten sich bei mir etwas die Waage. Trotzdem die Erzählung wahrscheinlich nicht sonderlich kompliziert sein sollte, wirkte sie für mich verwirrender als manch ein verschlungener Giallo. Viele Texttafeln (grafisch schön aufbereitet als aufgeklapptes Buch, um die märchenhafte Stimmung zu betonen) arbeiteten manchmal sehr oberflächlich, manchmal überakribisch detailliert Exposition ab. Die Dramaturgie des Films navigierte sehr brüsk zwischen harten Ellipsen und vielen Szenen, die mühsam (aber nicht immer schlüssig) eine Brücke zwischen verschiedenen Sinneinheiten bilden sollten. Kurz: ich hatte große Mühe, der Geschichte zu folgen – dadurch aber auch viel Muße, um mich an den vielen schönen Setpieces zu erfreuen. LA CORONA DI FERRO war schon ein "Blockbuster", ein Prestige-Projekt der Zeit und das viele Geld, das in diesen teuren Film gesteckt wurde, sieht man ihm auch durchaus an: opulente, detailreiche, glitzernd-verführerische Set-Designs, denen dem Ton des Films entsprechend weniger daran gelegen ist, ein "realistisches" Bild des Mittelalters zu zeichnen als viel mehr eine kleine Traumwelt zu erschaffen.<br />Auf der Schauspielerseite auch ein wenig Ambivalenz. Einerseits fand ich den Haupthelden, Arminio, gespielt von Massimo Girotti, eine ziemlich nervtötende Figur und auch die Königin eher blass gespielt von Elisa Cegani. Aber das macht nichts, wenn dafür Gino Cervi (bekannt als Peppone aus den französisch-italienischen Don-Camillo-Filmen mit Fernandel) den König Sedemondo als ruppig-rabiaten und unkultivierten Raufbold spielt, der ständig seine Umgebung mit der Beschimpfung "bestià" bedachte (beispielsweise seine Dienerschaft "Dammi da bere, bestià!" anschnauzend, wenn er zwischendurch jetzt, sofort (!) saufen möchte). Und eine noch bemerkenswertere Darstellung gibt es von Luisa Ferida als militante Kämpferin und "henchwoman" Tundra, die in langen Stiefeln und kurzen Hotpants eine Prise Domina und eine Messerspitze Femme Fatale in ihre Figur bringt. Was für eine wunderbare alternde Grande-Dame hätte sie in der Giallo-Welle der späten 1960er und frühen 1970er werden können, aber sie wurde 1945 zusammen mit ihrem Lebensgefährten Opfer einer summarischen Hinrichtung durch anti-faschistische Partisanen.<br /><br /><br /><i>ab 16:30 Uhr</i><br /><br /><b>NEROSUBIANCO</b> ("Attraction")<br />Regie: Tinto Brass<br />Italien 1969<br />76 Minuten, dF<br /><i>Barbara (Anita Sanders) wird am Hyde-Park von ihrem Ehemann Paolo aus dem Auto gelassen. Während er noch Geschäfte machen muss, wird ihr Spaziergang durch Swinging London zu einem wilden Trip zwischen Sex, Pop und Politik.</i></p><p style="text-align: left;"><i></i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrxQR6SqHDWjXhe6K8Ta-nO9sjifaEeJEMpn4M3WUrN8iEoyoRXGRZSmGRup2X2e-JfUiIMArCZgCq7zmfJ-djmXvxVaBMkM3wq3o7qcX6W3r0hTAM8WyDdt2faslnJNIIFfNiYH9xnroN9t-qEY2H0_QUhrWccRCN20YAyjHWsiYkBGTZNHb7rANWFq8/s1280/nerosubianco.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="710" data-original-width="1280" height="223" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrxQR6SqHDWjXhe6K8Ta-nO9sjifaEeJEMpn4M3WUrN8iEoyoRXGRZSmGRup2X2e-JfUiIMArCZgCq7zmfJ-djmXvxVaBMkM3wq3o7qcX6W3r0hTAM8WyDdt2faslnJNIIFfNiYH9xnroN9t-qEY2H0_QUhrWccRCN20YAyjHWsiYkBGTZNHb7rANWFq8/w400-h223/nerosubianco.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ein kurzes Cameo des Regisseurs: Tinto Brass als Gynäkologe<br /></td></tr></tbody></table><i><br /> </i>Mit NEROSUBIANCO feierte das Terza in seiner neunten Ausgabe seine Tinto-Brass-Premiere, und zwar nicht mit einem seiner erotischen Werke der mittleren oder späten Phase, sondern mit einem Film aus seiner frühen Phase, als er noch der experimentellen, avantgardistischen Seite des europäischen Neue-Welle-Kinos nahe stand. Ein Grenzgänger-Film also am Rande dessen, was man noch Genre-Kino (ja gar narratives Kino) nennen kann, eine knapp 80-minütige "Psychedelic Pop Art Experience", wie ein Filmplakat versprach. Ein Film, der wohl leider bei einem großen Teil des Terza-Publikums durchfiel.<br />Eine gewisse Neigung für Experimentalfilm dürfte wohl nicht schaden, um NEROSUBIANCO zu goutieren. Es ist ein harter, wilder und mit schwindelerregender Intensität geschnittener Ritt durch Swinging London, durch Popart- und Comic-Bilder, durch krieseliges Dokumentar-Found-Footage, begleitet von einem kakophonischen Sound-Design und tranceartige Voiceovers, die ab und zu Platz machen für Song-Einlagen der Band Freedom.<br />NEROSUBIANCO ist wie gesagt am Rande dessen, was man noch narrativer Film nennen kann, aber Spuren von roten Fäden gibt es dennoch. So steckt auch (schon wieder!) ein Ehekrisen-Drama in diesem Film: Barbaras Ehe mit Paolo ist offenbar erkaltet, nicht unbedingt in abgründige Untiefen als vielmehr in gelangweilte Routine gefangen. Der Spaziergang durch Swinging London bietet ihr die Möglichkeit, mal abseits ihrer Routine nach Eindrücken und Inspirationen zu suchen.<br />NEROSUBIANCO ist tatsächlich eher eine "Experience" als ein "normaler" Film. Ich bin gerne mit Barbara durch Swinging London gebummelt und habe mich gerne von dem Bilder- und Sound-Strom mitreissen lassen, besonders auf einer großen Kinoleinwand. An vieles kann ich mich schon nicht mehr genau erinnern, dafür ist der Film auch viel zu voll und dicht, aber das ist okay. Wenn Godard sich etwas mehr für nackte Haut, Sex und Erotik interessiert hätte und ein bisschen mehr Spaß und Jux in ihm gesteckt hätte, dann hätten manche seiner Filme vielleicht so aussehen können wie NEROSUBIANCO.<br /><br /><br /><i>ab 20:00 Uhr</i><br /><br /><b>BLINDMAN</b> ("Blindman, der Vollstrecker")<br />Regie: Ferdinando Baldi<br />Italien/USA 1971<br />102 Minuten, dF<br /><i>Ein blinder Revolverheld (Tony Anthony) ist hinter einer Gruppe von 50 "Mail Order Brides" her, die er zu ihrer Bestimmung eskortieren muss und die ihm von mexikanischen Militärs und amerikanischen Banditen abgeknüpft wurde.</i><p></p><p style="text-align: left;"><i></i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiOaSysSgJe5vnKDRDbrmrl2t51eh3N5LqtA0BJyRcZagO1oh_3D_kpOouuzzGElNIwPu1MtZTJlvT84VckQe1dv3MyawwaZ-dzhRt49hOMMUFlFQtyff5dlrWypmhVdvD_3jQmq39hT8JmJmwRS0YkZrFBEZVAhIotSsNsKgYmtcwUc9PHLntB3oWnGl0/s1280/blindman.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="612" data-original-width="1280" height="191" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiOaSysSgJe5vnKDRDbrmrl2t51eh3N5LqtA0BJyRcZagO1oh_3D_kpOouuzzGElNIwPu1MtZTJlvT84VckQe1dv3MyawwaZ-dzhRt49hOMMUFlFQtyff5dlrWypmhVdvD_3jQmq39hT8JmJmwRS0YkZrFBEZVAhIotSsNsKgYmtcwUc9PHLntB3oWnGl0/w400-h191/blindman.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Auch ohne Augenlicht schlägt sich der Revolverheld gegen Banditen und Militärs<br /></td></tr></tbody></table><i><br /> </i>Wie einst PER UN PUGNO DI DOLLARI sich vor dem japanischen Kino verbeugte (wobei das japanische Vorbild selbst von Dashiell Hammett inspiriert wurde), so transponierte BLINDMAN nun die Figur des blinden Samurais in den wilden Westen. So wie mein Verhältnis zu Leones erstem Western 2017 (kurz vor meinem ersten Terza) erkaltete, konnte ich mich für BLINDMAN leider nicht wirklich erwärmen. Die Titelfigur hat mich weitestgehend kalt gelassen: ob es an der Art, wie die Figur geschrieben war (über weite Strecken scheint der Film mit seiner Blindheit nichts anzufangen) oder am Darsteller (und Co-Produzent und Co-Autor) Tony Anthony selbst lag, der für mich merkwürdig blutleer wirkte – ich bin mir unschlüssig. Auch die Erzählweise des Films, die sich für mich ein bisschen zu sehr wie "Und dann passiert das, und dann das, und dann das, und dann das..." anfühlte, hat mich nicht wirklich mitgerissen. Ist der ganze Film zu zynisch-ironisch-distanziert und hat mich deshalb kaum involviert? Die Mail-Order-Brides schienen mir fast vollkommen belanglos in der Erzählung zu sein, wie ein Element, das halt so im Drehbuch steht – ebenso gut hätte es auch eine Viehherde oder irgendein seltenes Gewehr oder ein Goldschatz sein können. Oder für den Hofbauer-Kongress-Stammgast: das hätte auch eine zünftige Geschichte über Zwangsprostitution im sleazigen Wilden Westen (statt in einer europäischen Großstadt im sleazigen Noir-Ambiente) sein können, aber dann halt nicht (und wozu dazu den blinden Revolverhelden)... Und Ringo Starr als Bruder des Hauptbösewichten scheint mir auch leicht verschenkt.<br />Nun, irgendwie nicht mein Film, auch wenn das eher Jammern auf hohem Niveau ist: er plätscherte nett vor sich hin. Es gibt jedoch ein kleines Detail, das ich gerne besonders hervorheben möchte. Von dem Gebrüder-Duo der Bösewichte wird knapp nach der Hälfte einer von Blindman getötet. Als der Bruder zusammen mit seinen Schergen die Leiche entdeckt, folgt keine formelhafte Beschwörung von Rache, sondern ein emotionaler Moment der Trauer. Ein Mann hat hier seinen Bruder gewaltsam verloren, ist davon sichtlich gerührt und diese Rührung überträgt sich auch auf seine Schergen und auf die Zuschauer: für eine kurze Zeit steht der Film hier still und räumt der Trauer Platz ein. Das wird mir wohl länger im Gedächtnis bleiben als sämtliche Schießereien und Kämpfe und erzählerischen Wendungen und Kniffe.<br /><br /><br /><i>ab 22:30 Uhr</i><br /><br /><b>PROFUMO</b> (dt. Verleihtitel: "Lorenza")<br />Regie: Giuliana Gamba<br />Italien 1987<br />98 Minuten, OmU<br /><i>Lorenza (Florence Guérin) hat genug davon, von ihrem allumfassend besitzergreifenden Ehemann Guido (Luciano Bartoli) sexuell erniedrigt und terrorisiert zu werden. Sie flieht und startet ein neues Leben mit dem Gärtner Eddie (Robert Egon Spechtenhauser). Als Guido gewaltsam gegen das frischverliebte Paar vorgeht, täuscht Lorenza ihren Tod vor und heckt einen Racheplan aus, bei dem sie Guido von seinen eigenen Methoden kosten lässt.</i><br />PROFUMO war nicht nur für mich eines der großen Highlights des Terza Visione 2023. Mit dem 1980er-Sleaze-Saxofon-Thema (interessante Variation: Altsaxofon statt dem üblichen Tenor-Saxofon – und später davon wieder eine Variation mit Bassklarinette) verführte mich der Film schon, bevor überhaupt das erste Bild zu sehen war und führte uns dann nach den Credits in ein bizarr-groteskes Bordell, bei dem die Grenzen zwischen Kundin / Prostituierte, Security-Angestellter / Freier, Vergewaltigung / Rollenspiel, Körper / Gegenstand ins Strudeln gebracht wurden – ein absolut meisterhafter Prolog, der bereits viele Themen und Motive des Films enthält und in ein... nun, schon wieder, Ehe-Drama führte (und den thematischen roten Faden dieses Terzas seit METTI, UNA SERA A CENA fortspann).<br />Besonders spannend erscheint mir, wie der Film mit seinen Sets umgeht, man könnte sagen: neureich-dekadenter 80er-Barock, mit Inneneinrichtungen, die allesamt sehr teuer, dabei aber auch erstickend, leblos, leer, seelenlos, minimalistisch um des Minimalismus willen aussehen, hermetisch gegen Tageslicht abgeschirmt, reduziert auf totale Funktionalität (in Guidos riesigem Arbeitszimmer gibt es praktisch nur einen riesigen Schreibtisch mit einem Computer drauf, daneben steht ein Fernrohr, mit dem er die Nachbarn bespannt) oder auf reine Repräsentation (eine Hotel-Lounge mit schweren, erstickenden Teppichen und überteuerten Designer-Möbeln). Lorenza wandelt in ihrem Zuhause und in ihren Hotels durch kalte Landschaften, die sehr gut dem emotionalen Zustand ihrer Ehe entsprechen. Befreiung gibt es hier teilweise am Strandhaus, an dem sie vor ihrem Ehemann entfliehen kann und eine Affäre mit dem tollpatschigen aber süßen Junior-Hausmeister und -Gärtner anfängt, aber wahrscheinlich nur, weil mehr Sonnenlicht zu sehen ist, wenn sie und ihr Toyboy am Strand auf dem nassen Sand Sex haben.<br />Ich verdanke PROFUMO auch, dass ich in meinem Leben nie wieder eine Dose Coca-Cola mit unschuldigen Augen werde sehen können. Es fängt harmlos an: Lorenza und Edward, am Rand des Pools am Strandhaus, schütteln die Dosen und spritzen sich gegenseitig mit Cola voll, aber die phallische Dose und vor allem ihr Inhalt werden danach von Lorenza auf sehr kreative Weise in ihr Liebesspiel eingebaut. Da kann Christie aus NINJA III: THE DOMINATION ihren V8-Tomatensaft einpacken! Es wird geträufelt und geleckt, dass einem Sehen und Hören vergeht und die Kinnlade runterklappt. Und dann verschwimmen – wie im Prolog angekündigt – wieder die Grenzen und Zehen nehmen die Funktion von Penissen ein...<br />Motive aus Filmen wie Lucio Fulcis furiosem Melodrama am Rande des selbstzerstörerischen Wahnsinns IL MIELE DEL DIAVOLO, Brian De Palmas Meditation über Voyeurismus und die Inszenierung von Verführung als Performance BODY DOUBLE und Yves Boissets genre- und gender-fluiden Identitäts-Psychogramm LA TRAVESTIE waren für mich bei PROFUMO spürbar: allesamt Filme, die ich letztes Jahr zum ersten Mal gesehen habe, auf unterschiedliche Weisen (aber stets sehr hohem Niveau) für meisterhaft halte und in deren Reihe ich jetzt ohne zu zögern PROFUMO stellen würde. Eine Frau, die von einer latent gewalttätigen Beziehung in die Enge getrieben wird; die performative Inszenierung von Körpern zur Irreleitung sehgieriger Voyeure; das geschlechtsübergreifende Spiel mit verschiedenen Identitäten.<br />Besonders letzteres führt in der zweiten Hälfte des Films zu schier unglaublichen Momenten, als Lorenza das Geschlecht "wechselt" und sich mit Kurzhaar-Perücke und Maßanzug als Yuppie inszeniert (die Ähnlichkeit mit Nicole aus Boissets LA TRAVESTIE war verblüffend) und Edward mit ein bisschen Makeup und Stöckelschuhen in eine passende "Trophy-Wife" verwandelt wird – und beide ihre Performances zunächst in der Öffentlichkeit ausprobieren, bevor sie dann auch gewalttätigen Sex (Lorenza nimmt Edward hart von hinten) hinter der Gaze des Vorhangs proben, der für Fernrohr-Voyeure das Spektakel verundeutlicht und umso anregender macht.<br />Die überaus charismatische Florence Guérin legt hier nicht weniger als eine Jahrzehnt-Performance ein und hat weit mehr als ein schönes Äußeres zu bieten. Schade, dass ein Großteil des damaligen (und wohl auch heutigen) Publikums niemals auf die Idee käme, Schauspieltalent in einem kostengünstigen Sexfilm zu sehen. Und wie gut, dass es da eben Terza Visione gibt. Oder kurz: gemeinsam mit BUIO OMEGA war PROFUMO der große, alles überragende Höhepunkt dieses Terzas.<br /><br /><br /><p></p><p style="text-align: center;"><b>Sonntag, 23. Juli 2023</b><br /></p><p style="text-align: left;"><br /><i>2022 wurde beim Terza Visione der "internationale Tag" eingeführt: gezeigt wurden Genrefilme nicht-italienischer Produktion. Der Blick "über den Tellerrand" soll die Perspektiven auf das italienische Genrekino erweitern und die transnationalen Verflechtungen des Genrekinos im internationalen Kontext verdeutlichen. Also gewissermaßen den Dialog zwischen Subgenres eines einzelnen Landes erweitern zu einem Dialog des Genrekinos jenseits von Ländergrenzen.<br />Als Anhänger der Programmierung von italienischen "Grenzgängern" (also Filmen am äußersten Rande dessen, was noch "Genrekino" genannt werden kann) fand ich die Idee schon letztes Jahr sehr schön und gelungen. Dieses Jahr wurde das allerdings sogar noch weiter getoppt, angefangen mit einem "Übergangsfilm", nämlich einer italienischen Bearbeitung der US-amerikanischen Version eines japanischen Films...</i><br /><br /><br /><i>ab 12:45 Uhr</i><br /><br /><b>GODZILLA</b><br />Regie: Luigi Cozzi, Ishiro Honda, Terry Morse<br />Italien/Japan/USA 1977<br />97 Minuten, OmU<br /><i>Am 6. August 1945 wird Hiroshima durch die Atombombe zerstört. Knapp zehn Jahre später ist es ein ungeheuerliches Monster, das Tokyo zerstört. Und der amerikanische Journalist Steve Martin (Raymond Burr) muss das hilflos mit ansehen.</i></p><p style="text-align: left;"><i></i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiVKZmVCo1GcGLaY8ILbDElvP9j-yhPemQ25S6shSbVVNdMbU5Xi-4ckZGJpIY_I2XjAURka2j8gRBGkCmCZ-QArBRREK9CsQ12kkQMIjDukI2G1b3qFdiW6yJSy1OHlu8bRTz_SD_v4wLwVs_7c5OfLs_PiZGydPNQGo11SahNZGt0vRENuCPqd5OCL00/s1146/godzilla.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="705" data-original-width="1146" height="246" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiVKZmVCo1GcGLaY8ILbDElvP9j-yhPemQ25S6shSbVVNdMbU5Xi-4ckZGJpIY_I2XjAURka2j8gRBGkCmCZ-QArBRREK9CsQ12kkQMIjDukI2G1b3qFdiW6yJSy1OHlu8bRTz_SD_v4wLwVs_7c5OfLs_PiZGydPNQGo11SahNZGt0vRENuCPqd5OCL00/w400-h246/godzilla.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Raymond Burr als ultimative Popart-Ikone des Reaction-Shots<br /></td></tr></tbody></table><i><br /> </i>GODZILLA, auch als "Cozzilla" bezeichnet (die für den Film geschaffene Produktionsfirma trug tatsächlich diesen Namen), ist ohne Zweifel die bizarrste Entdeckung des diesjährigen Terzas. Luigi Cozzi, großer Liebhaber von US-Monsterfilmen der 1950er Jahre, wollte nach dem großen Erfolg von KING KONG 1976 aus diesem etwas Kapital schlagen und eigentlich "nur" irgendeinen Monsterfilm neu verleihen. Es wurde GODZILLA, doch statt des originalen japanischen Films wurde die US-amerikanische Version genommen, die nachgedrehte Szenen mit Raymond Burr enthielt. Aber ein Schwarzweiß-Film im Jahre 1977 wieder in die Kinos zu bringen, das ging doch nicht – außerdem war der mit 80 Minuten zu kurz. So schnitt Cozzi dokumentarisches Material zu den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki in den Film, dazu noch ein paar Schnipsel aus weiteren japanischen Monsterfilmen und hier und da noch Second-Unit-Material aus anderen Filmen (u. a. aus Frankenheimers THE TRAIN) und in einem umständlichen Verfahren (wohl teilweise mit Einzelframe-Bearbeitungen) wurden mit Gel gefärbte Schablonen genutzt, um aus dem Schwarzweißfilm einen "Farbfilm" zu machen. Und das ganze für den italienischen Markt noch italienisch synchronisiert, zumindest die meisten Szenen – aber nicht alle: einige japanische Dialoge sind unbearbeitet im Film verblieben.<br />Ein Kommerzprojekt also, das sich vom Erfolg von KING KONG ein schönes Scheibchen abschneiden wollte und die Kolorierung als Prozess mit dem klangvollen Namen "Spectorama 70" vermarktete... und das aus heutiger Sicht eher teilweise wie abstrakte Videoinstallationskunst aussieht. Oder wie das Programmheft beschrieb: wie ein "postmoderner Experimentalfilm".<br />Luigi Cozzis GODZILLA hat wohl viele Zuschauer im Publikum ganz fürchterlich gelangweilt, und ich kann durchaus verstehen, warum das so ist. Auch die Aussage "Muss ich mir niemals wieder antun" kann ich ein Stück weit nachvollziehen. Mich hat der Film allerdings vollkommen fasziniert. In seiner Einführung erwähnte Sven den Gedankengang, dass GODZILLA in dieser Fassung quasi zu den Ursprüngen des Kinos als Jahrmarktattraktion zurückkehrte. Tatsächlich hatte der Film ein komisches Feeling: teilweise wie ein Artefakt des Ur-Kinos in seinen ersten 20 Jahren; teilweise sehr in seiner Entstehungszeit verankert mit dem Disco-gefärbten Elektroscore (von Vince Tempera und Fabio Frizzi); teilweise wie ein undefinierbares retrofuturistisches Etwas, das unaufhaltsam vor sich hinwaberte und den Zuschauer wahlweise K.O.-mäßig langweilte oder unaufhörlich hypnotisierte.<br />Die Kolorierung sieht eben nicht aus wie eine Stummfilm-Virage, mit einer einheitlichen Farbe, sondern unterschiedliche Areale des Bilds werden mit gelben, oder grünen, oder blauen, oder magentafarbenen, oder roten Schattierungen eingefärbt, teils einzeln, teils mit drei oder vier Farben gleichzeitig. Das Verfahren führte auch zu einem leichten Schärfeverlust der einzelnen Bilder, machte sie noch etwas weicher. Traumartiger auch: GODZILLA scheint man weniger zu sehen als zu träumen. Auch wenn stellenweise die Einfärbungen dramaturgischen Rahmenbedingungen folgten (ein sagen wir mal teilweise gelblich eingefärbtes Bild wird teilweise in Blau eingetaucht, nachdem eine Figur in einem Raum den Lichtschalter ausknipst) – den größten Teil der Laufzeit tut sie es nicht! Jedes einzelne Bild wird hier zu einem Ereignis gemacht (an dieser Stelle frage ich mich, ob Andy Warhol wohl GODZILLA gemocht hätte) und das machte für mich den Film so spannend: jede nächste Szene, jedes weitere Bild war potentiell eine Überraschung. Verblüffend sind nicht die Bilder mit ihrem Inhalt an sich, sondern eher, dass halbwegs vertraute Bilder mit bekannten Monsterfilmmotiven derartig verfremdet werden (durch die Kolorierung, durch den Score, durch die italienische Synchro), dass etwas komplett Neues entstand, das wesentlich weiter geht als nur elektronische Musik zu einem Stummfilm, sondern vielleicht eher vergleichbar ist mit Bill Morrisons Collagen degradierter alter Filmkopien. Es zählt natürlich für alle Filme, die beim Terza liefen, aber für diesen Film wohl noch mehr: es ist ein Werk, das man definitiv im Kino auf einer guten 35mm-Kopie sehen sollte.<br />Der Film nimmt durchaus Gesten eines engagierten Plädoyers gegen die Atombombe ein – er tut es mit diskutablen Mitteln, die man je nach Neigung als völlig geschmacklos oder sehr interessant ansehen kann, denn der Prolog zerrt den Subtext des originalen GODZILLA gnadenlos in den Scheinwerfer: eine Einblendung datiert uns auf den 6. August 1945, es folgen dokumentarische Bilder des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, inklusive materiellen Zerstörungen und auch Bildern von Schwerverletzten und Leichen, das ganze mit einem Score untermalt, der hybrid zwischen Disco und Industrial schwankt. Der Begleittext im Programmheft spricht von "Mondo-Qualitäten", in der Einführung zum Film wurde die Lust an Gewalt erwähnt. Im Kontext der 1970er Jahre sprechen wir von einer Zeit, in der Bilder von Hiroshima und Diskurse um Hiroshima eher Teil von Subgruppen (Friedensbewegung) oder von "intellektuelleren" Kunstformen (sagen wir dem Autorenkino) waren, und nicht etwas, was in den Mainstream der Popkultur vorgedrungen war. <br />Und dazwischen Raymond Burr, in der amerikanischen Fassung von GODZILLA so etwas wie der "kulturell nähere" Erzähler, der wahrscheinlich auch dort schon viel vor sich hin starren musste: hier wird er zu einer Pop-Art-Ikone des Reaction-Shots. (Oder zum Meta-Kommentar über die amerikanische Präsenz in Zeiten der Atombombe und des Kalten Kriegs, wie andere Zuschauer danach meinten). Tokyo wird von einem Monster in kleine Stücke kaputt gehauen und getreten, ein Liebes-Dreieck mit großem Melo-Einschlag entfaltet sich vor seinen Augen zwischen zwei japanischen Männern und einer Frau, aber er kann nur fassungslos da stehen und starren, während gelbe, blaue, magentafarbene Schleier ihm durch das Gesicht flimmern.<br />Der Film endet mit der mahnend-fragenden Einblendung "Fine?" über einem knallroten Bild. Die Antwort war auf gewisse Weise "ja". Am Ende des Kassensturzes war der Film mittelmäßig erfolgreich in Rom und Mailand: kein Flop, aber auch kein richtiger Hit. Cozzi hat mit GODZILLA ein komplett eigenes Subgenre geschaffen – und dessen (wahrscheinlich) einziger Vertreter. Ruggero Deodatos LA MOGLIE DI FRANKENSTEIN, Lucio Fulcis DEVIAZIONE PER L'INFERNO, Umberto Lenzis LA COSA DA UN ALTRO MONDO, Alberto De Martinos IL PENSIONANTE – das wäre doch was gewesen! Später machte wenigstens Dario Argento IL FANTASMA DELL'OPERA, aber der war "nur" ein "normaler" Film.<br /><br /><br /><i>ab 16:30 Uhr</i><br /><br /><b>COŽ TAKHLE DÁT SI ŠPENÁT</b> ("Wie wäre es mit Spinat?")<br />Regie: Václav Vorlíček<br />ČSSR 1971<br />86 Minuten, OmU<br /><i>Zemanek und Liška sind kleine Fische, die in ihrer Fabrik für organisierte Schieber einmal zu oft stehlen, einige Zeit absitzen und dann schon an den nächsten Coup gelangen: ein Ganove (<a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Juraj%20Herz" target="_blank">Jurai Herz, der Regisseur von DER LEICHENVERBRENNER</a>), der auf Friseur umgesattelt ist, möchte eine für die Rinderzucht konzipierte Verjüngungsmaschine als Verjüngungskur für zahlungskräftige Kunden missbrauchen. Leider hat die Verjüngungskur ungeahnte und schwere Nebenwirkungen, wenn die bestrahlten Subjekte vorher Spinat gegessen haben...</i><p></p><p style="text-align: left;"><i></i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFzCKQ03bkvrCMtswyLVRq1sGfjUBAuvVmlruzQ-6-MWvWW1dtpZMAVKGd-AU8ECEx0rbBTZWdYBLyGYGja-C9tvNDuDUTt4WZMV2ZvusClE2N3fcASFNiAbuQUsvhPdEVla3sy8P8_K2Z3rldgLmyr0erQhAo17CCLEMFq-7qiTZhyq8w8-S50BvtsJk/s956/Coz%CC%8C_takhle_da%CC%81t_si_s%CC%8Cpena%CC%81t.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="715" data-original-width="956" height="299" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFzCKQ03bkvrCMtswyLVRq1sGfjUBAuvVmlruzQ-6-MWvWW1dtpZMAVKGd-AU8ECEx0rbBTZWdYBLyGYGja-C9tvNDuDUTt4WZMV2ZvusClE2N3fcASFNiAbuQUsvhPdEVla3sy8P8_K2Z3rldgLmyr0erQhAo17CCLEMFq-7qiTZhyq8w8-S50BvtsJk/w400-h299/Coz%CC%8C_takhle_da%CC%81t_si_s%CC%8Cpena%CC%81t.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Geist eines hungrigen Säuglings im Körper einer Erwachsenen in einem Nobel-Restaurant: das kann nicht gut gehen!<br /></td></tr></tbody></table><i><br /> </i>Wer sich schon immer gefragt hat, wo der Missing Link zwischen Howard Hawks' MONKEY BUSINESS und HONEY, I SHRUNK THE KIDS liegt: in der Tschechoslowakei, genauer gesagt im Barrandov-Filmstudio!<br />COŽ TAKHLE DÁT SI ŠPENÁT war der Ersatzfilm für den ursprünglich geplanten PANE, VY JSTE VDOVA! ("Mein Herr, Sie sind eine Witwe!") des gleichen Regisseurs (Václav Vorlíček, Regisseur des in Deutschland berühmten Märchenfilms DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL) und des gleichen Drehbuchautors (Miloš Macourek), deren siebenter gemeinsamer Film. Beide begannen ihre Zusammenarbeit 1966 und konnten nach der Niederschlagung des Prager Frühlings nahtlos weiterarbeiten, um populäre Komödien zu drehen.<br />Aller Anfang ist schwierig, und so begann "Wie wäre es mit Spinat?" auch eher zäh, mit einer eher schwerfälligen Exposition, die die beiden kleinen Betrüger Liška und Zemanek erst einmal in den Knast bringt, um sie dann auf ihrer neuen Arbeit auf eine Verjüngungsmaschine treffen zu lassen. Daneben werden auch die anderen Charaktere, darunter die Chefin einer argentinischen Rinderzuchtfarm auf Geschäftsreise, eher wenig elegant in den Film geführt. Dann aber fängt es an, für die Figuren richtig schief zu laufen – und der Film selbst beginnt, Fahrt zu nehmen. Nach einer geruhsamen Nacht neben der geliebten Frau bzw. Freundin wachen unsere beiden Gauner als Kinder auf: sie werden nun von Kinderdarstellern gemimt, die von den ursprünglichen Darstellern synchronisiert werden – kleine Jungs also, die mit röhrenden Stimmen und erwachsenem Jargon sprechen.<br />Im letzten Drittel gewinnt der Film eine Dynamik, eine Beschleunigung, schließlich eine Rasanz, ein Niveau an totaler Eskalation der Gags und der puren Action und der Lust an Chaos und Zerstörung, die sich durchaus mit Hollywood und Hawks messen können. Das Set: Eingangsbereich, Speiseaal und Küche eines Prager Hotels. Die Protagonisten: die zwei nunmehr gealterten Ganoven, ein körperlich aber geistig nicht gealterter weiblicher Säugling, ein jähzorniger Koch und viele Gäste. Die Action: eine komplette Verwüstung des Speisesaals und der Küche, mit Verfolgungsjagden über und unter die Tische, mit Verschüttung und Verschmierung unzähliger creme-haltiger Saucen und Desserts, mit einer obsessiven Jagd nach den letzten Resten von Spinat (notfalls auch vom Jackett-Rücken am Träger, der eben in einen Spinatbottich gefallen ist, abzukratzen und abzulecken), Verwechslungen von bratfertigen Lämmern und Säuglingen und dazwischen werden noch Leute geschrumpft. Eine filmische Lachexplosion erster Güte!<br /><br /><br /><i>ab 20:00 Uhr</i><br /><br /><b>PEMBALASAN RATU PANTAI SELATAN</b> ("Lady Terminator")<br />Regie: Tjut Djalil<br />Indonesien 1989<br />82 Minuten, EF<br /><i>Es gelingt einfach keinem Mann, die Südseekönigin zu befriedigen. Deshalb murkst sie jeden Sexpartner ab. Nur einer schafft es, ihr die Schlange zwischen den Beinen zu entwinden und daraus einen Dolch zu zaubern. Die Südseekönigin nimmt übel und schwört Rache für in 100 Jahren. Ihr Fluch fällt auf eine Doktorandin der Anthropologie (Barbara Anne Constable), die vom Geist der Königin besessen wird und in den Straßen Jakartas ein Blutbad nach dem anderen veranstaltet. Können der Polizist Max und die Sängerin Erica sie stoppen?</i><p></p><p style="text-align: left;"><i></i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjwqTNEU-CEDfD4hSzdvOGuR_BcNaYpV_uOD4heV22gbq1XlhelRgDRphCKLuOjHoOQzVwOVs7GlR-OxSlBKLU196r6mRUfDjZ9ZY8RPHVhupod-Tf1KH7CjXl4VIFbUyiFEAnfP1HyX-F839mO_ob7REZsj5G9JRZT2mjQ1sCsmCSh9IzK4m8OZXdBwqI/s1280/lady_terminator_1.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjwqTNEU-CEDfD4hSzdvOGuR_BcNaYpV_uOD4heV22gbq1XlhelRgDRphCKLuOjHoOQzVwOVs7GlR-OxSlBKLU196r6mRUfDjZ9ZY8RPHVhupod-Tf1KH7CjXl4VIFbUyiFEAnfP1HyX-F839mO_ob7REZsj5G9JRZT2mjQ1sCsmCSh9IzK4m8OZXdBwqI/w400-h225/lady_terminator_1.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">In rasender Zerstörungswut durch Jakarta: Barbara Anne Constable als "Lady Terminator"<br /></td></tr></tbody></table><i><br /> </i>LADY TERMINATOR gehörte mit seinem verheißungsvollen Plakat ("She mates. Then she terminates" plus Barbara Anne Constable mit großer Wumme gleich fünf mal) und seinem eher exotischen Ursprungsland zu den heiß erwarteten Filmen des internationalen Tags. Die Versprechen wurden mehr als eingelöst: in kompakten, knapp 80 Minuten dürfte der Film mehr knallige Action und blinde Zerstörungswut auffahren als die kompletten sechs Teile von TERMINATOR zusammengenommen – und dazwischen auch mehr ruppigen Sleaze. Die Szene, als die Titelheldin (ja-ja, eigentlich Antagonistin) in ein Polizeirevier einfällt und es Raum für Raum, Korridor für Korridor, Stockwerk für Stockwerk in nicht weniger als eine monströse Schlachteplatte kaputt und tot schießt, war alleine schon der Eintritt wert. Der Film weiß dann auch ganz genau, was er an der charismatischen Barbara Anne Constable hat, die er in ihrer leider einzigen Filmrolle leicht von unten gefilmt in eine Action-Ikone verwandelt, in eine tödliche Göttin der Zerstörung. (Als sie noch nicht besessen ist, mimt sie die tollpatschige, leicht naive Anthropologie-Doktorandin. Nach ihrer Inbesitznahme durch die Südseekönigin ist sie eine komplett andere Person. Bei aller Action ist LADY TERMINATOR zumindest für die Hauptfigur auch Schauspielerkino, gleichwohl Max' Christopher J. Hart wie ein Jeff Daniels mit eingefrorenem Gesicht und vergessenem Text wirkt).<br />Der internationale Anspruch der Produktion zeigt sich nicht nur in den Darstellern, mit einigen anglo-amerikanischen Protagonisten sowie rein indonesischen Side-Kicks und Komparsen, sondern auch in einigen geschickt eingefügten Second-Unit-Shots von New York (man sieht die Twin-Towers), die die geografische Verortung verundeutlichen: die Discos, Malls, Hinterhofgassen, Straßen und mehrspurigen Schnellstraßen scheinen aber offenbar alle in (Süd)ostasien zu liegen – ihre kalte Großstadtdschungel-Anonymität bilden den idealen Boden für rasante Verfolgungsjagden zu Fuß und mit dem Auto. <br />Faszinierend ist auch, dass PEMBALASAN RATU PANTAI SELATAN (also wörtlich "Die Rache der Südseekönigin") kein reiner TERMINATOR-Ripoff ist, sondern eher Motive aus James Camerons Film in eine mythologische Horror-Märchengeschichte einbaut. Und die ersten paar Minuten erinnern dann auch eher an Softerotik-Sleaze-Hobel italienischer Provinienz als an US-SciFi-Action der Zeit: glitschig-schmieriger Sex, fotografiert in edel glitzernden (aber doch sichtbar billigen) Dekoren, mit einem bösen Ende für den von der Südseekönigin berittenen Mann, der seinen Penis von der Schlange abgebissen bekommt, die sich in ihrer Vagina befindet und dem dann nichts anderes bleibt, als sich selbst mit Blut voll zu spritzen (same procedure as 100 years ago, als dann die besessene Anthropologin schmierige Hotelbedienstete und in Punk-Klamotten gekleidete Halbstarke verführt).<br />Wenn eines, dann zeigt LADY TERMINATOR dass gutes Exploitationkino international ist. 34 Jahre, eine bewegte Zensurgeschichte mit leicht ummontierter internationaler Fassung und 11.000 Kilometer zwischen Jakarta und Frankfurt am Main ändern nichts daran, dass der Film an diesem Sonntagabend sich ganz direkt in die Herzen des Publikums hineinballerte.<br /><br /><br /><i>ab 22:15 Uhr</i><br /><br /><b>LE FRISSON DES VAMPIRES</b> ("Das Schaudern der Vampire" aka "Sexual-Terror der entfesselten Vampire")<br />Regie: Jean Rollin<br />Frankreich 1971<br />95 Minuten, OmU<br /><i>Isla und Antoine haben frisch geheiratet und möchten die Cousins der Braut in deren Schloss besuchen. Gerüchte über deren Tod erweisen sich als falsch – oder auch nicht: die beiden Exzentriker sind Vampire geworden und ihr vampiristisches Entourage übt auf Isla einen wesentlich größeren Reiz aus als die Aussicht auf den Vollzug der ersten Ehenacht mit ihrem Gemahl.</i><p></p><p style="text-align: left;"><i></i></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcT1ef9rwrJjuqX3zD9WteuO4SDHGOLJA16cLw8tNlaxarZn0eps0LZTyauH3vElWtF9TNx0VBnWq5ETKLujevXcFx9xQQ4EPqvZ-WIZ3lFEunzYjq7T45gR_YqBlpNSrcBPlI_8eF0cCP-54Vdr9GFHE8tnlgC50tsy7Qdqsu1XzvGrkgqX3lTlPeChM/s1138/le_frisson_des_vampires.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1138" height="253" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcT1ef9rwrJjuqX3zD9WteuO4SDHGOLJA16cLw8tNlaxarZn0eps0LZTyauH3vElWtF9TNx0VBnWq5ETKLujevXcFx9xQQ4EPqvZ-WIZ3lFEunzYjq7T45gR_YqBlpNSrcBPlI_8eF0cCP-54Vdr9GFHE8tnlgC50tsy7Qdqsu1XzvGrkgqX3lTlPeChM/w400-h253/le_frisson_des_vampires.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Brautpaar und die Dienerinnen der Vampire<br /></td></tr></tbody></table><i><br /> </i>Die letzten Terzas endeten immer auf einer jenseitigen Note: Fulcis L'ALDILÀ und QUELLA VILLA ACANTO AL CIMITERO <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2022/02/bella-selvaggia-italia-in-cinerama.html" target="_blank">2021</a> und <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/11/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">2019</a>. Dieses Jahr wurde der Ausklang mit Jean Rollin weitergeführt, nachdem LA ROSE DE FER 2022 das Terza im Jenseits eines Friedhofs beziehungsweise am jenseitigen Strand von Pourville beendet hatte. Einen Friedhof gibt es auch in LE FRISSON DES VAMPIRES und er endet auch am Strand von Pourville.<br />Rollin ist gewissermaßen der Ozu des europäischen Vampirfilms: ein Teil seiner Filme mit ihren vielen ähnlichen Vampir-Titeln wirken zusammengedacht fast wie ein einziger Film, und so hat mich das letzte Drittel von LE FRISSON DES VAMPIRES, den ich 2018 kennengelernt habe, merkwürdig auf dem falschen Fuß erwischt, weil ich wohl Teile mit dem Ende (oder zumindest längeren Passagen) von LE REQUIEM DES VAMPIRES verwechselt habe. So fühlte ich mich im letzten Drittel "wie im falschen Film" – letztendlich ein Meckern auf sehr hohem Niveau, das bestätigt, dass ich LE FRISSON etwas weniger mag als REQUIEM und ihn in Kenntnis von mittlerweile ein paar Rollins nicht mehr zu den Tops zähle.<br />Aber es ist natürlich immer noch Rollin. Über LE REQUIEM DES VAMPIRES schrieb ich einst: "Karge französische Landschaften, in denen die Figuren ganz klein und verlassen erscheinen; leicht verfallene, mystisch aufgeladene Friedhöfe; ein Schloss, das man ohne Mühe als denkmalgeschütztes historisches Gebäude identifizieren kann, das aber Rollin mit der Kamera in eine Art Paralleldimension hebt. Abgesehen von einem Klecks Kunstblut hier und da und einer gelegentlichen Beleuchtung in Primärfarben entfaltet sich Rollins Vampirmär völlig ohne Spezialeffekte, denn für den Franzosen ist das Kino selbst der Spezialeffekt." Und wo merkt man letzteres besser als in einem Kino?<br />Völlig außerweltlich war Rollin dennoch nicht. Ihn als politischen Regisseur zu bezeichnen, würde wohl nicht vielen auf den ersten Blick einfallen, aber LE FRISSON DES VAMPIRES zeigt wieder seine Sympathie für die Verstoßenen, die Freaks, die Außenseiter, die Marginalisierten, die außerhalb der gängigen gesellschaftlichen und sexuellen Normen stehen, während die spießigen, geradlinigen Alpha-Männchen mit ihren kleinbürgerlichen und engstirnigen Vorstellungen als Antagonisten wirken – und auch mal bloßgestellt und ins Lächerliche gezogen werden, etwa in der fantastischen Bibliotheksszene, in der Antoine wie von unsichtbarer Hand die ganzen Bücher über den Kopf geworfen bekommt. LE FRISSON DES VAMPIRES war auch der ideale Abschluss für das Thema, das sich, angefangen mit METTI, UNA SERA A CENA, durch das ganze Festival zog: Ehe in der Krise. Denn Rollin erzählt hier auch die Geschichte einer dysfunktionalen Ehe und einer Frau, die außerhalb dieser pappigen und unwürzigen Ehe und ihrer Restriktionen (Antoine ist furchtbar besitzergreifend, auch wenn er seine "erste Nacht" nicht bekommt) von den köstlichen Früchten des nicht-heteronormativen Sex, des Vampirismus und des Lebens außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft kostet.<br />Des weiteren schrieb ich über Rollin einmal: "Seine Filme fließen wie Träume vorbei. An nicht alles kann man sich erinnern und wenig scheint vernünftig zu sein – aber nach dem Aufwachen scheint die Realität noch etwas öder, und mit dem nächsten Schlaf lockt eine süße Versuchung!"<br />Und ich bin sicher: das nächste Terza wird mit vielen weiteren süßen Versuchungen locken!<p></p><p style="text-align: left;"></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi13gZlGpGkuQnDFrjjN__Od1trFF4Q_Q-CzQ9MoGisPgyOoejxtFo2yBe2dB28juHI2B2v-mPXmW3_VVqd-I3TaFZvNoSKE2gVqQvO9vQq8IQ48rlaphj8Vzfx6oR9Jpae47XJJuvc7joKp4bLviRvWBLwpcou1iduzP1mos3zaGMaRPh-B2r4ulR-2UI/s1138/le_frisson_des_vampires_2.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1138" height="253" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi13gZlGpGkuQnDFrjjN__Od1trFF4Q_Q-CzQ9MoGisPgyOoejxtFo2yBe2dB28juHI2B2v-mPXmW3_VVqd-I3TaFZvNoSKE2gVqQvO9vQq8IQ48rlaphj8Vzfx6oR9Jpae47XJJuvc7joKp4bLviRvWBLwpcou1iduzP1mos3zaGMaRPh-B2r4ulR-2UI/w400-h253/le_frisson_des_vampires_2.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ende am Strand von Pourville<br /></td></tr></tbody></table><br /> <p></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-41956062518459145632023-01-03T09:41:00.000+01:002023-01-03T09:41:13.413+01:002022 im persönlichen Rückblick<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhyIv3KInk-vMnkhFkCpp0B2jEN9ALqEm8Kdiq1ksX-DofCRxacguNTLPUmHgva54rJ_UV-EHQQtafS8_WmCMvZMWZbb9QTOAMtLRAGRJThZDpiyoF4EOEGaWe77V9_emD3HD59nlk1r1upTIDy5cFUO7j_6eCncdZ8WCZaswf0LUZssnur8cHoLoJw/s1032/speedy.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1032" height="310" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhyIv3KInk-vMnkhFkCpp0B2jEN9ALqEm8Kdiq1ksX-DofCRxacguNTLPUmHgva54rJ_UV-EHQQtafS8_WmCMvZMWZbb9QTOAMtLRAGRJThZDpiyoF4EOEGaWe77V9_emD3HD59nlk1r1upTIDy5cFUO7j_6eCncdZ8WCZaswf0LUZssnur8cHoLoJw/w400-h310/speedy.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">Und wieder ein Jahr vorbei... ein besonders scheussliches und unangenehmes Jahr, das ich über 5 Perioden verteilt zu insgesamt fast einem Drittel krank bzw. in schleppender Genesung verbracht habe. Vier Krankheitsfälle (die zeitlich auch die meiste Zeit dieser vier Monate in Anspruch genommen haben) betrafen unmittelbar das wichtigste Organ für Filmliebhaber (neben natürlich dem Gehirn), nämlich die Augen. Kurz: etwa drei Monate dieses Jahres war ich nicht in der Lage, irgendetwas Visuelles zu machen und war weitestgehend auf mein Gehör zurückgeworfen.</p><p style="text-align: justify;">Meine Krankheit zwang mich dazu, unvorstellbar viel Musik und viele Podcasts zu hören. Statt mit Filmen beginne ich also meine Jahresbestenlisten außer Reihe mit Musiktiteln aus tollen Alben, die ich dieses Jahr zum ersten Mal entdeckt habe.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Tops neu entdeckte Musiktitel 2022</b></p><p style="text-align: center;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/Cdd7K4KdN7k" width="320" youtube-src-id="Cdd7K4KdN7k"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Shine On, Harvest Moon", Coleman Hawkins & Ben Webster (aus: COLEMAN HAWKINS ENCOUNTERS BEN WEBSTER, 1957)</p><p style="text-align: justify;">Aus allen Alben, die ich dieses Jahr neu entdeckt habe, ist COLEMAN HAWKINS ENCOUNTERS BEN WEBSTER (aufgenommen 1957, erschienen 1959) das großartigste, das essentiellste, ein Album, das man im Jazz-Universum ruhig in einem Atemzug mit dem im gleichen Jahr erschienen Jahrhundertalbum KIND OF BLUE nennen dürfte. Jede der sieben Nummern, die die beiden Großmeister des Tenorsaxophons hier zusammen mit Oscar Petersons Band einspielen, ist ein Schmuckstück. Welches empfehlen: "Blues for Yolande"? "La Rosita"? "Tangerine"? Warum nicht den Abschluss, "Shine On, Harvest Moon".</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/qm8AxgNpbWg" width="320" youtube-src-id="qm8AxgNpbWg"></iframe></div><p style="text-align: justify;">A CHILD'S INTRODUCTION TO JAZZ, NARRATED BY JULIAN "CANNONBALL" ADDERLEY, 1961</p><p style="text-align: justify;">Da KIND OF BLUE schon angesprochen wurde: der Altsaxophonist Cannonball Adderley war neben Bill Evans die Geheimzutat, die das Miles-Davis-Quintett (bzw. dann: -Sextett) in höhere Gefilde gebracht hat. Wer einige seiner Live-Alben kennt, schätzt vielleicht auch seinen Smalltalk mit dem Publikum zwischen den Nummern. A CHILD'S INTRODUCTION TO JAZZ, NARRATED BY JULIAN "CANNONBALL" ADDERLEY ist gewissermaßen Adderleys Chitchatting auf Albenlänge gebracht: Cannonball führt kindergerecht durch die Geschichte des Jazz, seine wunderbare, eloquente und pädagogisch wertvolle (er war vor seiner Musikerkarriere als Musiklehrer tätig) Stimme ist der rote Faden.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/-chIJr-ntWs" width="320" youtube-src-id="-chIJr-ntWs"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Sack O' Woe", The Cannonball Adderley Quintet (aus: MERCY, MERCY, MERCY! LIVE AT "THE CLUB", 1966)</p><p style="text-align: justify;">Cannonball Adderley konnte aber natürlich nicht nur sprechen, sondern auch toll spielen. Die Titelnummer aus dem "Fake-Livealbum" MERCY, MERCY, MERCY! LIVE AT "THE CLUB" war zwar der kommerzielle Hit des Albums (und ist natürlich wunderbar), doch die Band aus Cannonball, Nat Adderley, Joe Zawinul, Victor Gaskin und Roy McCurdy brennt das Studio gewissermaßen erst in "Sack O' Woe" nieder.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/L4O7TS6RhGQ" width="320" youtube-src-id="L4O7TS6RhGQ"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"On A Clear Day", The Wynton Kelly Trio (aus: FULL VIEW, 1966)</p><p style="text-align: justify;">Einer von Cannonballs Kollegen bei KIND OF BLUE war (nur bei einer Nummer) der Pianist Wynton Kelly, der zum letzten Pianisten des Ersten Großen Miles-Davis-Quintetts wurde und sich später mit Paul Chambers und Jimmy Cobb abseilte, um selbständig zu werden. Das Trio (der kranke Chambers schon durch Ron McClure ersetzt) arbeitet sich in FULL VIEW mit der bekannten Finesse und Eleganz durch diverse Standards. "On A Clear Day" ist für mich hier das Highlight.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/lDnWW-CHd8I" width="320" youtube-src-id="lDnWW-CHd8I"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Speak Low", The Wynton Kelly Trio with special guest Hank Mobley (aus: LIVE AT THE LEFT BANK JAZZ SOCIETY BALTIMORE, 1967)</p><p style="text-align: justify;">Von "On A Clear Day" gibt es auch beim Baltimore-Konzert des Kelly-Trios mit Hank Mobley als Gast eine schöne Version. LIVE AT THE LEFT BANK JAZZ SOCIETY BALTIMORE demonstriert sehr schön, dass Live-Jazz eine Musik ist, die auch von ihren Schwächen, ihren Patzern, davon, dass nicht alles perfekt klappt, manchmal erst richtig lebendig wird. Es ist ein Sonntagskonzert, man wird manchmal das Gefühl nicht los, dass die Beteiligten noch leicht verkatert sind; Mobleys Zusammenspiel mit dem Trio ist eher suchend und hakelig als perfekt-passend. Und dennoch spürt man den Schweiß und ganz besonders das Herzblut aller Musiker fließen. </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/aKz0NsglR7E" width="320" youtube-src-id="aKz0NsglR7E"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Bouncing with Bud", Art Blakey and the Jazz Messengers (aus: PARIS JAM SESSION, 1959)</p><p style="text-align: justify;">Wenn wir immer noch von Leuten reden, die was mit Miles Davis zu tun hatten: in PARIS JAM SESSION findet sich die vielleicht schönste Bläser-Zusammensetzung der Jazz Messengers wieder, nämlich Wayne Shorter und Lee Morgan. Beide werden hier auf zwei von vier Nummern vortrefflich unterstützt von Barney Wilen und Bud Powell (passenderweise für "Bouncing with Bud").</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/_eB5LGRwU2o" width="320" youtube-src-id="_eB5LGRwU2o"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Go Down Moses", Grant Green (aus: FEELIN' THE SPIRIT, 1962)</p><p style="text-align: justify;">Wer Wayne Shorter sagt und dann an das Zweite Große Miles-Davis-Quintett denkt, denkt natürlich auch an Herbie Hancock. Hancocks Zusammenspiel mit Grant Green auf dessen Spiritual-Album FEELIN' THE SPIRIT (gewissermaßen ein Soul-Jazz-Album, das den Soul nicht im Rhythm-And-Blues, sondern weiter in der Vergangenheit sucht) ist fast schon telepathisch und bringt einen Knaller nach dem anderen: "Just a Closer Walk with Thee", "Joshua Fit the Battle of Jericho" und eine tolle Version von "Nobody Knows the Trouble I've Seen"... und dann kommt noch on top "Go Down Moses".</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/gwaFDFP7m_E" width="320" youtube-src-id="gwaFDFP7m_E"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Idle Moments", Grant Green (aus: IDLE MOMENTS, 1963)</p><p style="text-align: justify;">Grant Green steht als Gitarrist ein wenig im Schatten von Charlie Christian und Wes Montgomery. Schade, denn es gibt viel Schönes mit ihm zu entdecken. Einer meiner großen essentiellen Entdeckungen des Jahres war das Titelstück von IDLE MOMENTS, in seiner Tiefenentspanntheit und Schönheit ein idealer Begleiter, um kurz vor dem Schlafengehen in eine entspannte Atmosphäre zu kommen. Tolle Soli von Green, Duke Pearson, Joe Henderson und Bobby Hutcherson.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/72zbIK1s15U" width="320" youtube-src-id="72zbIK1s15U"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Au Privave", Jimmy Smith (aus: HOUSE PARTY, 1957/1958)</p><p style="text-align: justify;">Bleiben wir bei Blue Note Records: HOUSE PARTY ist gewissermaßen die B-Seite von Smiths großem Meisterwerk THE SERMON!, aufgenommen an den zwei gleichen Sessions. Wer genau hinhört, wird auch merken, dass Smiths "The Sermon" wohl eine Weiterentwicklung von Charlie Parkers "Au Privave" ist (die Bläser, Lee Morgan, Lou Donaldson und Tina Brooks, spielen in ihren Soli stellenweise die gleichen Phrasen). Gewissermaßen die Ur-Predigt.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/donDOIiuWc0" width="320" youtube-src-id="donDOIiuWc0"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Hog Calling Blues", Charles Mingus (aus: OH YEAH, 1961)</p><p style="text-align: justify;">Eher ur-schrei-mäßig wird es in "Hog Calling Blues": die Anweisung Mingus' an seine Bläser Roland Kirk, Jimmy Knepper und Booker Ervin lautete hier wohl, jedes Solo mit Imitationen der Schreie brünstiger Schweine abzuschließen. Das Resultat ist ein launisch-lustiger Blues, eine ideale Einführung in das, was man wohl Mingus' humorvollstes Album nennen kann.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/IMGiZyKADrU" width="320" youtube-src-id="IMGiZyKADrU"></iframe></div><br />"Comin' Home Baby", Herbie Mann (aus: AT THE VILLAGE GATE, 1961)<p></p><p style="text-align: justify;">Bleiben wir im gleichen Jahr und bei Atlantic Records: AT THE VILLAGE GATE brachte den Flötisten und Bandleader Herbie Mann den ersten großen Hit. Die Latin-angehauchten Versionen von "Summertime" und "It Ain't Necessarily So" sind beide auch großartig, aber "Comin' Home Baby" ist natürlich erst mal der große Anheizer.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/2ym3KlAIqvM" width="320" youtube-src-id="2ym3KlAIqvM"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Yasmina, A Black Woman", Archie Shepp (aus: YASMINA, A BLACK WOMAN, 1969)</p><p style="text-align: justify;">Die Latin-Klänge hatte Mann nach einer Tournee durch Brasilien mitgebracht. Archie Shepp brachte aus Nordafrika Inspirationen für YASMINA, A BLACK WOMAN nach Paris mit, wo das Album aufgenommen wurde. Strukturell ist das, was Mann und Shepp gemacht haben, gar nicht so unähnlich: wie "Comin' Home Baby" ist auch "Yasmina, A Black Woman" auf seine eigene Weise vor allem ein Groove-Piece (vor allem durch das Ruf-Motiv, das Dave Burrell am Klavier und die anderen Bläser, darunter Roscoe Mitchell und Lester Bowie vom Art Ensemble of Chicago, fast durchgehend wiederholen).</p><p style="text-align: justify;">Ich empfehle, die oben verlinkte Vinylversion zu hören, das Titelstück dauert bis 20:15 (andere, offenbar auf "remasterte" CD-Versionen basierend, klingen wesentlich dünner) </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/taMMEOYzSFg" width="320" youtube-src-id="taMMEOYzSFg"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Balkanų saulė", Petras Vyšniauskas (aus: IEŠKOJIMAI IR ATRADIMAI, 1983)</p><p style="text-align: justify;">Bleiben wir in Europa und free. Also zumindest in der Musik, denn wir überqueren den Eisernen Vorhang und begeben uns in die Sowjetunion und dort nach Litauen, einem der Zentren des sowjetischen Free Jazz. Das Ganelin-Trio bzw. Trio Ganelin-Chekasin-Tarasov bzw. Trio Ganelinas-Čekasinas-Tarasovas war international berühmter (auch davon sehr viel in meiner Krankheitsphase entdeckt), aber Alt- und Sopransaxophonist, Klarinettist und Pianist Petras Vyšniauskas (der auch mit Ganelin gespielt hat) hat mit "Searchings and Discoveries" einen echten Klassiker des osteuropäischen Free Jazz erschaffen: originell, luftig, kreativ, mit intensiven und leisen Momenten, und teilweise sogar tanzbar. Ja: In einer besseren Welt würde man "Balkan Sun" auf Balkan-Beats-Parties hoch- und runterspielen.</p><p style="text-align: justify;">"Balkan Sun" ist im oben verlinkten Video von Minuten 19:00 bis 31:50 zu finden.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/H9nSMXNkFnc" width="320" youtube-src-id="H9nSMXNkFnc"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Into the Heaven", Terumasa Hino Quintet (aus: INTO THE HEAVEN, 1970)</p><p style="text-align: justify;">Verlassen wir Europa und gehen noch weiter in den Osten. Japanischer Jazz war noch eine Leerstelle, die ich 2022 nun anhand des berühmten Trompeters Terumasa Hino ein klein wenig aufgefüllt habe (Hino ist 1975 in die USA gegangen). INTO THE HEAVEN scheint fast ein wenig MILES IN THE SKY zu referenzieren: die Anspielung wäre recht adäquat, denn das Zusammenspiel des Quintetts mit Takeru Muraoka (Tenorsaxophon), Hiromasa Suzuki (Klavier), Kunimitsu Inaba (Bass) und Motohiko Hino (Schlagzeug) erreicht stellenweise die telepathische Symbiose des Zweiten Großen Miles-Davis-Quintetts.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/8_RD82CxQ0Y" width="320" youtube-src-id="8_RD82CxQ0Y"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Little Red's Fantasy", Dexter Gordon (aus: HOMECOMING – LIVE AT THE VILLAGE VANGUARD, 1976)</p><p style="text-align: justify;">Nach unserer kleinen Europa- und Asien-Tour kehren wir in die USA zurück – wie Dexter Gordon, der nach über einem Jahrzehnt in Europa in die USA zurückkehrte und dessen HOMECOMING in einer von (sehr zugespitzt formuliert) Free-Jazz-Esoterik und Fusion-Matsche (zumal nach Miles Davis' 1975 eingeleiteter Karrierepause) geprägten Jazz-Szene wie eine Bombe einschlug – oder "You can't beat tenor sax, trumpet, piano, bass and drums" (um Lou Reed zu paraphrasieren).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/ugnNp5djiBU" width="320" youtube-src-id="ugnNp5djiBU"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"The Time Is Now For Change", Phil Ranelin (aus: THE TIME IS NOW!, 1974)</p><p style="text-align: justify;">Speaking of "Free-Jazz-Esoterik" oder regionale Miszellen: der Posaunist Phil Ranelin war eine lokale Größe der Detroiter Jazz-Szene und jenseits der "Motor City" eher unbekannt. "The Time Is Now For Change" ist ein spannungserzeugender Groove, der die ganze Zeit das Versprechen der Spannungsauflösung in sich trägt und den Zuhörer immer weiter treibt und weiter treibt. Nach nur 13 Minuten ist das leider schon wieder vorbei. </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><i>Zwei kleine Boni</i></p><p style="text-align: center;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/A4cHS-EqWXA" width="320" youtube-src-id="A4cHS-EqWXA"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"If There Is Something", Roxy Music (John Peele Sessions, 1972)</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/vuUx6BmGcTU" width="320" youtube-src-id="vuUx6BmGcTU"></iframe></div><p style="text-align: justify;">"Something's On Your Mind", Miles Davis (live, 1983/84/85?)</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Festivalstationen des Jahres</b></p><p style="text-align: justify;">Im April ging es auf das erste Live-goEast seit Pandemiebeginn, auf das <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2022/08/mutter-und-tochter-bericht-vom-22.html" target="_blank"><b>22. goEast-Festival des mittel- und osteuropäischen Films</b></a>, wo die georgische Regisseurin Lana Gogoberidze zum Fixstern wurde. Anfang Juni dann "mein erstes Mal Hamburg" beim <b>38. Kurzfilmfestival Hamburg</b>: Höhepunkt war das geradezu halluzinatorische Doppel-Programm "Ecstasy" mit einer Präsentation restaurierter und auf neue 16mm-Kopien gezogenen US-amerikanischen Experimentalfilmen aus dem Academy Film Archive in Los Angeles.</p><p style="text-align: justify;">Von der Ekstase ging es dann auch eine Woche später zur <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2022/12/zartlich-lustvoll-und-wust-in-der.html" target="_blank"><b>Leipziger Sonderausgabe des Hofbauer-Kongresses</b></a>, bevor ich dann leider wieder über einen Monat in Krankheit von der Bildfläche verschwand – um rechtzeitig wieder für das <b>8. Festival des italienischen Genrefilms Terza Visione</b> aufzutauchen: ein Ferngespräch mit Aldo Lado nach CHI L'HA VISTA MORIRE; die unbekannten Seiten von Dario Argento als Slapstick- sowie Period- und Polit-Drama-Regisseur in LE CINQUE GIORNATE; transgressiv-zärtliche Liebesgeschichten in BESTIALITÀ; die göttliche Erlösung durch den einzig wahren (nämlich disco-tanzenden) Jesus in WHITE POP JESUS; die Coming-of-Age-Geschichte eines Körperfressers in OMICRON; das Eintauchen in einen Strudel aus Wahnsinn, Schmerz, Obsessionen und Gewalt in Lucio Fulcis meisterhaftem Melodrama IL MIELE DEL DIAVOLO; am "internationalen Tag" dann noch mehr Melodrama, aber in nördlichen Gefilden in Teuvo Tulios RAKKAUDEN RISTI und der Spaziergang durch den Friedhof ohne Rückkehr in Jean Rollins LA ROSE DE FER...</p><p style="text-align: justify;">Im August ging es dann noch mal zum Kino des Frankfurter DFF zurück für ein lange erwartetes Ereignis: bei <b>"Cinéma du combat: Das politische Genrekino von Yves Boisset"</b> wurden 14 Boisset-Filme gezeigt, eine Mehrheit davon an einem Schwerpunktwochenende. Dafür noch mal einen großen Dank an das Filmkollektiv Frankfurt und besonders an Sebastian! Mehr zu einzelnen Filmen gibt es weiter unten zu lesen.</p><p style="text-align: justify;">Beim <b>4. Filmarchäologen-Symposium</b> im September floßen Tränen der Liebe in finnischen Sommernächten, Tränen des Lachens rund um die Abenteuer eines dänischen Pressefotografen, hingen wir mit Peter Fonda in LKWs auf breiten Highways und mit Susan Berman im punkigen New York der frühen 1980er Jahre rum, bevor es in das Inferno des Zwangsarbeiterinnen-Lagers in den amerikanischen Süden ging. </p><p style="text-align: justify;">Explodierende Vulkane (und explodierende Denzel Washingtons), Taubenschwärme im Kugelgewitter und fiese Menschenjagden durch die amerikanische Midwest-Pampa oder den Irak gab es dann beim <b>7. Karacho-Festival des Actionfilms</b> im November.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Tops neue Filme 2022</b></p><p style="text-align: justify;">Die für mich zwei besten Filme des Jahres 2022 waren zwei Los-Angeles-Filme, zwei sehr unterschiedliche Reisen durch die Stadt der Engel, durch die Heimat Hollywoods.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4qFsHDgL7JetTk2r9eNjO4M3BMaX-jXQHCytfZJ7e-dUJXct8mly6wWz0o5R53jTn0LQ9zH-5whF2JZObFFjVEmhK1kJObTxaXgaCFMOBuI8z3uYE0XrNRg9GjzfA7mImZ7lw16OYMnyRakd72OXR4UoB3A5QltmxZg8h4mtXNlnM3dPSO2QpR8Hx/s1280/ambulance_1%20.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="536" data-original-width="1280" height="168" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj4qFsHDgL7JetTk2r9eNjO4M3BMaX-jXQHCytfZJ7e-dUJXct8mly6wWz0o5R53jTn0LQ9zH-5whF2JZObFFjVEmhK1kJObTxaXgaCFMOBuI8z3uYE0XrNRg9GjzfA7mImZ7lw16OYMnyRakd72OXR4UoB3A5QltmxZg8h4mtXNlnM3dPSO2QpR8Hx/w400-h168/ambulance_1%20.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">AMBULANCE (Michael Bay: USA 2022)</p><p style="text-align: justify;">Ich zitiere aus meiner Rezension für Multimania: "Ein Krankenwagen, zwei Bankräuber, eine Sanitäterin, ein angeschossener Polizist und die Stadt Los Angeles: damit zaubert Michael Bay einen mitreißenden sowie verblüffend klassischen und humanistischen Verfolgungsjagd-Actionfilm. Es ist immer noch schwer, einem gewissen Teil des Publikums zu erklären, dass Bay ein begnadeter Regisseur, ein entfesselter Bilder-Ekstatiker, ein expressionistischer visueller Erzähler ist – und ein Filmemacher, der über die dunklen Seiten des Lebens im zeitgenössischen Amerika recht viel zu sagen hat. In AMBULANCE trifft sein exzessiver und doch sehr kontrollierter Regiestil auf einen reduzierten, ultraklassischen Genre-Stoff. Trotz der hohen Schnittfrequenz und der spektakulären Drohnen-Kamerafahrten, die Tempo, Tempo und noch mehr Tempo machen, erinnert AMBULANCE eher an das Beste des urbanen US-Thrillers der 1970er und 1980er Jahre als an seelenloses Blockbusterkino des 21. Jahrhunderts. In der Figurenzeichnung der zwei kriminellen Brüder und der Sanitäterin als harte, und doch moralisch zweifelnde Professionals, die in einer Extremsituation agieren, reagieren und schwere Entscheidungen treffen, weht fast ein Hauch Hawks’scher Klassizismus durch diesen visuell durch und durch Bay’schen Film."</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2WcFEzYTLJ4Fcq-AjR5me3zI_udMT1YZkx41F95S2dAVCKieqe5U3ejn9UooMPPImyUk4FDFYPvks7Ab1RDU7IRRrYN0fevrwxOaFRJtjiTgLxBXZ2xFzwnFreeBCfnUSQHIz3U2KQsC70GU-SHYKyat1cs6j8i1sVadhNuLH8vBdRhI_fruy8eK3/s1280/licorice_pizza.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="536" data-original-width="1280" height="168" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2WcFEzYTLJ4Fcq-AjR5me3zI_udMT1YZkx41F95S2dAVCKieqe5U3ejn9UooMPPImyUk4FDFYPvks7Ab1RDU7IRRrYN0fevrwxOaFRJtjiTgLxBXZ2xFzwnFreeBCfnUSQHIz3U2KQsC70GU-SHYKyat1cs6j8i1sVadhNuLH8vBdRhI_fruy8eK3/w400-h168/licorice_pizza.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">LICORICE PIZZA (Paul Thomas Anderson: USA 2021)</p><p style="text-align: justify;">Am Anfang des Jahres noch etwas geschmäht, weil ich ein eher ambivalentes Verhältnis zu Anderson habe. Nach mehreren begeisterten Reaktionen von Menschen, deren Filmurteil ich vertrauenswürdig finde, war das Interesse geweckt, doch ich wurde krank, bis der Film schon nicht mehr in den Kinos lief. Eine "Best Of 2022"-Kinowiederholung kurz vor Weihnachten erlaubte es mir schließlich doch, mich wie Gary völlig hoffnungslos in Alana zu verlieben und davon zu träumen, mit ihr in einem Umzugs-LKW die steilen Hügelstraßen von L.A. hinunterzugleiten.</p><p style="text-align: justify;">Nach einem interessanten, aber dennoch extrem kalten Film wie THE MASTER (ja, zwei Anderson-Filme dazwischen fehlen mir) war LICORICE PIZZA vor allem ein überraschend warmer und warmherziger Film. Das 1970er-Jahre-Setting ist für die Geschichten Alanas und Garys notwendig, doch zu keinem Zeitpunkt macht LICORICE PIZZA daraus ein "fishing for nostalgia" oder ein Zitate-Bingo (auch wenn im letzten Drittel ein Subplot eine Art Re-Imaginierung von Betsys Arbeitsalltag als Wahlkampfhelferin in TAXI DRIVER, aus ihrer persönlichen Perspektive und nicht der des puritanischen Gewalttätters, gezeigt wird – danke an <a href="http://www.eskalierende-traeume.de/listen-u-a/stb-robert-2022-i/" target="_blank">Robert für den Hinweis zu TAXI DRIVER</a>). Geschichten ist auch ein gutes Stichwort: LICORICE PIZZA zeigt das Leben Alanas (und Garys – aber im Grunde ist es über weite Teile Alanas Film) als dichte Ansammlung kleiner Geschichten, die nicht immer zusammenhängen, nicht immer einen schlüssigen Anfang haben, nicht immer abgeschlossen werden und die nicht alle gleich intensiv erlebt werden. Eine lockere, an dramaturgischer Stringenz wenig interessierte Erzählweise, die zum Abhängen einlädt (die Laufzeit von knapp 2h15 erklärt sich dadurch). Dazu ein Film, der auch noch absolut fantastisch aussieht, selbst eine DCP-Projektion ließ noch sehr viel von der analogen 35mm-Materialität von LICORICE PIZZA spüren. Es gäbe noch so viel Schönes über LICORICE PIZZA und Alana und die Schwierigkeit des Sichverliebens im L.A. der 1970er Jahre zu schreiben...</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">LES CHOSES QU'ON DIT, LES CHOSES QU'ON FAIT (Emmanuel Mouret: Frankreich 2020)</p><p style="text-align: justify;">
Emmanuel Mourets neuster Film hatte im Sommer 2020 seine Kino-Premiere, erlebte aber erst 2022 seine deutsche, nun ja, Direct-to-TV-Premiere. Das ist sehr schade, denn in diesem Film schafft Mouret eine atemberaubende Symbiose aus seinen bekannten leichten Liebeskomödien und dem tragischen Melodrama, das er in UNE AUTRE VIE (2013) mit meiner Meinung nach eher gemischten Resultaten ausprobiert hatte. Locker-fluffige Komödie über die Möglichkeiten der Liebe, hartes Melodrama über die Unmöglichkeit von Beziehungen gehen Hand in Hand in den Erzählungen der Figuren über glückliche, gescheiterte und fingierte Lieben.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">SZELÍD (Csuja László, Nemes Anna: Ungarn/Deutschland 2022)</p><p style="text-align: justify;">Ein zärtlicher Film über das harte Leben in einem gestählten Körper. Gesehen und bewundert <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2022/08/mutter-und-tochter-bericht-vom-22.html" target="_blank">beim goEast-Festival</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">X (Ti West: USA/Kanada 2022)</p><p style="text-align: justify;">Ein toller Neo-Slasher, der viel mehr ist als sein Konzept "Porn movie crew meets Texas Chainsaw Massacre" ist. Trotz der sehr happigen Gewaltmomente im letzten Drittel ist X auch ein Atmosphärenfilm, der sich in der ersten Hälfte ganz auf die Stimmung eines heiß-flirrenden Sommerabends auf einer Farm im Nirgendwo des amerikanischen Südens einlässt und von ihr einlullen lässt. In seiner Zeichnung des alten Ehepaars, das die Porno-Crew auf ihrer Farm empfängt (na ja: duldet), liegt vielleicht das Besondere von X: es ist ein Film über die Tristesse des Altseins, über die Weltmüdigkeit, über den Verlust von Begehren – und in einer unfassbaren Schlüsselszene, die sich vom nagelbeissenden Spannungsaufbau in befreienden Sex verwandelt – über das Wiederfinden von Begehren und Lust.</p><p style="text-align: justify;">Es ist der erste Teil einer Trilogie. Der zweite Teil, PEARL, soll wohl eine besondere Neigung zum Melodrama haben und wurde bereits von einigen mit dem spannenden Teaser "Douglas Sirk meets Texas Chainsaw Massacre" versehen. West hat schon im ersten Teil aus einem spannenden Teaser noch sehr viel mehr rausgeholt: ich freue mich auf PEARL.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">WESELE (Wojciech Smarzowski: Polen/Lettland 2021)</p><p style="text-align: justify;">Polnische Zeitgeschichte und zeitgenössische Geschichtspolitik durch den cinematographischen Fleischwolf gedreht. Mit teils heruntergeklappter Kinnlade <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2022/08/mutter-und-tochter-bericht-vom-22.html" target="_blank">beim goEast-Festival</a> gesehen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2MUhzzNGStIza3ov3rzMUFkrQV3e3NrwayBR3dnwcogxefH1lJSXWnE6XopgloeHl470IuCNd91t6Mb_y3Kr_K6DvovlZc0MozlkbSsPvvemIvGegFVR3TOV-LbqYvU54wRIgGDgB-dIwXmINphLcOXUDoKIImTPubFBJzGxSGt5bWv5axEsps-U4/s1280/occhiali_neri.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="536" data-original-width="1280" height="168" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2MUhzzNGStIza3ov3rzMUFkrQV3e3NrwayBR3dnwcogxefH1lJSXWnE6XopgloeHl470IuCNd91t6Mb_y3Kr_K6DvovlZc0MozlkbSsPvvemIvGegFVR3TOV-LbqYvU54wRIgGDgB-dIwXmINphLcOXUDoKIImTPubFBJzGxSGt5bWv5axEsps-U4/w400-h168/occhiali_neri.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">OCCHIALI NERI (Dario Argento: Italien/Frankreich 2022)</p><p style="text-align: justify;">Auch wenn einige es nicht sehen wollen: Dario Argento ist kein kalter, inhumaner Formalist, der sich nur für technisch virtuose Darstellungen brutaler Gewalt interessiert; nein, Argento ist auch ein Erzähler, der seine Figuren mit Herz und Seele liebt. In OCCHIALI NERI entkommt die Prostituierte Diana einem Serienkiller, verliert aber auf der Flucht bei einem Autounfall ihr Augenlicht (was für ein Schicksal im Film eines Regisseurs, dessen Werk sich immer wieder ganz zentral um das Sehen dreht). Einen guten Teil verbringt der Film dann damit, einer traumatisierten Frau dabei zu begleiten, wie sie in ihrem Alltag mit ihrer Blindheit zurecht kommt und zugleich Freundschaft mit einem kleinen Jungen schließt. Das ist dann auch der Argento, den man aus den von einigen Zuschauern als "Laber-Szenen" bezeichneten <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/10/tutto-e-film-bericht-vom-5-terza.html" target="_blank">Screwball-Komödien-Momenten in PROFONDO ROSSO</a>, aus den Badewannen-Blödeleien in 4 MOSCHE DI VELLUTO GRIGIO, aus der improvisierten Slapstickgeburtshilfe in LE CINQUE GIORNATE, aber auch aus den Momenten von Annas existentieller Verzweiflung in LA SINDROME DI STENDHAL kennt. Der Thriller um die lange Verfolgung Dianas und Chins durch den Serienkiller – ja, der ist toll und spannend und kommt on top dazu. Das eigentlich Große an OCCHIALI NERI ist das gemeinsame Neuentdecken der Welt mit Diana. Gesehen als inoffizieller Warmup-Film beim Terza Visione. </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Top 10 Neuentdeckungen 2022 (chronologisch nach Premierendatum geordnet)</b></p><p style="text-align: center;"><br /></p><p style="text-align: justify;">TINI ZABUTYCH PREDKIV – Shadows of Forgotten Ancestors (Serhij Paradžanov: Sowjetunion 1965)</p><p style="text-align: justify;">Eine (leider, leider, leider!) beängstigend leere 35mm-Vorstellung des Film e.V. Jena, die bei den wenigen Anwesenden dennoch fiebrige Rauschzustände hervorrief und ihnen immer wieder Schauer über den Rücken jagte. Einer der Co-Zuschauer schlug danach vor, diesen Film statt der aktuellen Oscar-Gewinner und der lauen französischen Komödien beim Open-Air der Jenaer Kulturarena zu zeigen, auf dass die hypnotischen Töne der huzulischen Berghörner (die einen Teil des Scores bilden) laut und echoend durch die ganze Jenaer Innenstadt schallen.</p><p style="text-align: justify;">Mehr zu lesen zu diesem Film gibt es <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2012/04/feuerpferde-ddr-titel-schatten.html" target="_blank">in Manfreds Text in diesem Blog</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjnX-Hg9TIqSuN32UwXUNiA-YXVqMnrXqkSsZYD6WsopYom7RmcM8WBW1NAYaUWdyDMlWvrFmHeVaTjPhmLZEDKwLCEj5VDifDqEdWTfZTSG9WxtZrQrcf0Eeu7Kdsmtw8xbvtwBSg4FLdBVAihGhBK8i7m1pCghghrD8g9E2UJWoY4AzNo2uUnRbvD/s3427/seconds.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2000" data-original-width="3427" height="234" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjnX-Hg9TIqSuN32UwXUNiA-YXVqMnrXqkSsZYD6WsopYom7RmcM8WBW1NAYaUWdyDMlWvrFmHeVaTjPhmLZEDKwLCEj5VDifDqEdWTfZTSG9WxtZrQrcf0Eeu7Kdsmtw8xbvtwBSg4FLdBVAihGhBK8i7m1pCghghrD8g9E2UJWoY4AzNo2uUnRbvD/w400-h234/seconds.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">SECONDS (John Frankenheimer: USA 1966)</p><p style="text-align: justify;">Letztes Jahr <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2022/01/2021-im-personlichen-ruckblick.html" target="_blank">hat mir Manfred wärmstens SECONDS empfohlen</a> als Film, in dem man Rock Hudson außerhalb des bekannten Komödien- und Melodramen-Spektrums neu kennenlernt. Was kann ich sagen: Holy shit, was für ein wilder Trip! SECONDS hat mich noch einige Stunden nach der Sichtung völlig verstört, benommen, schwindelig zurückgelassen. Neben den furchteinflößenden, paranoiden Schwarzweißbildern James Wong Howes ist dann auch in der Tat Rock Hudsons Jahrhundertdarstellung das Sahnehäubchen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">ROULETTE D'AMOUR (<a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/02/marginalien-zu-frits-fronz.html" target="_blank">Frits Fronz</a>: Österreich 1969)</p><p style="text-align: justify;">aka "Baron Pornos nächtliche Freuden" oder wenn Sexploitation meets DETOUR meets Arthur Schnitzlers "Der Reigen" mit einem großen Schuss Melancholie. Mehr dazu in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2022/12/zartlich-lustvoll-und-wust-in-der.html" target="_blank">meinen Ausführungen zum Leipziger Hofbauer-Kongress</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">Boisset-Double-Feature:</p><p style="text-align: justify;">DUPONT LAJOIE (Yves Boisset: Frankreich 1975)</p><p style="text-align: justify;">FOLLE À TUER (Yves Boisset: Frankreich/Italien 1975)</p><p style="text-align: justify;">Boissets anarchistisch gefärbtes Kino ist geprägt von einer tiefen Skepsis gegenüber staatlichen Ordnungsinstitutionen, die entgleiten und in einer Art Autopilot über Individuen brutal hinweg rollen: seien es Geheimdienste (ESPION LÈVE-TOI), die Polizei (UN CONDÉ), die Judikative (LE JUGE FAYARD DIT "LE SHÉRIFF") oder die Armee (ALLONS Z'ENFANTS) – und Männer, die eine Ehrenlegion am Revers tragen, sind sowieso dubios (ich habe im Verlauf des Boisset-Schwerpunktwochenends bestimmt vier bis fünf rote Abzeichen an Knopflöchern gezählt). Seine Filme sind auch von Skepsis geprägt gegenüber den gewaltsamen und repressiven Tendenzen einer Gesellschaft bzw. einzelner Gemeinschaften.</p><p style="text-align: justify;">In DUPONT LAJOIE (den man auch "Unersättliche Triebe besorgter Bürger" nennen könnte) lullt Boisset die Zuschauer zunächst in einer Art satirischen Portrait französischer Kleinbürger in einer mediterranen Urlaubskolonie ein. Nachdem einer der Urlauber die Tochter eines Bekannten vergewaltigt und aus Versehen tötet (und das alles dann vertuscht), sammeln sich die besorgten Urlauber, um in den benachbarten Baracken algerischer Gastarbeiter einen Lynchmord zu verüben. DUPONT LAJOIE, eine Reaktion auf eine Welle rassistischer Gewalttaten in Frankreich 1973, dürfte Boissets vielleicht direktester und krassester Film sein: trotzdem kann man ihn kaum als Thesenfilm bezeichnen, dafür ist er viel zu sehr von Zufällen und Zufälligkeiten her gedacht und inszeniert und von seinen individuellen Charakteren getrieben (gespielt von großartigen Darstellern wie Jean Carmet als durchaus immer wieder selbstzweifelnder "Titelheld", Jean Bouise als ambivalenter Polizeiinspektor, Michel Peyrelon als selbstsicherer Schmierlappen, Jean-Pierre Marielle als TV-Animator, Victor Lanoux als witzig-prolliger und doch überaus gewalttätiger Algerien-Veteran).</p><p style="text-align: justify;">FOLLE À TUER stellt Julie (Marlène Jobert) in den Mittelpunkt, eine Frau, die frisch aus der Psychiatrie entlassen wird, eine Stelle als Nanny für den kleinen Sohn eines reichen Unternehmers bekommt und prompt zusammen mit ihrem Schützling entführt wird in einer Intrige, bei der sie, die "Verrückte", als Schuldige zurückgelassen werden soll. Sie steht dann alleine, als Frau in einer Männerwelt, als "Verrückte" unter lauter "Normalen", als kleine Angestellte in einer Welt, in der die Reichen das Sagen haben, als zerbrechliche Marlène Jobert, die von einem brutalen Tomás Milián verfolgt wird – doch der Film steht ganz auf ihrer Seite und inszeniert ihren Weg, ihre Flucht auch als ultraspannenden, nägelkauenden Thriller. Ein wunderbarer Film, auch in der leider schon leicht erröteten Kopie.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">LE DOSSIER 51 (Michel Deville: Frankreich/BRD 1978)</p><p style="text-align: justify;">Ein quasi-experimenteller Spionagefilm und Paranoia-Thriller, der einen großen Teil der klassischen Erzählung durch fast abstrakte Rekonstruktionen von Observationsberichten und Abhörprotokollen ersetzt. Die dehumanisierenden, bürokratischen Strukturen staatlicher Überwachungsapparate macht er dadurch unmittelbar spürbar, ohne sie jedoch zu fetischisieren: LE DOSSIER 51 vergisst nie, dass es um menschliche Schicksale geht. Der große Triumph des Films ist dann auch, dass seine experimentelle Form niemals selbstzweckhaft oder langweilig wird, sondern im Gegenteil einen ganz eigenen faszinierenden Flow entwickelt.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRGRdt1W4wncM4kyCJLtdRL1Gib7bUrLrBXjFM9bvTMQnAGJfyJ3mR6BbyYVO9RJPrBW0YFhYPGJ3nZrM4DR4sAAfTN0pB-xqEu1YxcBU9u0Tiw7LivU17VBnmJSbcJZZpi2BN6RUYnnCGNkK7H6_iUnybUmgMgzkU3FfyGRTvqOcqG6eNf9YoUNEC/s1280/body_double_2.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="694" data-original-width="1280" height="217" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRGRdt1W4wncM4kyCJLtdRL1Gib7bUrLrBXjFM9bvTMQnAGJfyJ3mR6BbyYVO9RJPrBW0YFhYPGJ3nZrM4DR4sAAfTN0pB-xqEu1YxcBU9u0Tiw7LivU17VBnmJSbcJZZpi2BN6RUYnnCGNkK7H6_iUnybUmgMgzkU3FfyGRTvqOcqG6eNf9YoUNEC/w400-h217/body_double_2.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">BODY DOUBLE (Brian De Palma: USA 1984)</p><p style="text-align: justify;">Bei der Erstsichtung hat mir ein bisschen was gefehlt für die große Begeisterung. Aber bei der Zweitsichtung, einer der ersten Filme, die ich nach Genesung meiner dritten Krankheitsphase sah (als ich mich sehr nach Filmen über Voyeurismus, über die Freuden und Perversionen des Sehens sehnte) – die Offenbarung: ein ganz großer De Palma; ein wunderbarer Film über das Sehen, die Geilheit des Sehens, die Macht des Sehens, die Ohnmacht des Sehens; ein herrlich quatschkopfiger Film.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">IL MIELE DEL DIAVOLO (Lucio Fulci: Italien/Spanien 1986)</p><p style="text-align: justify;">Nach über einem Jahr schwerer Krankheit leitete Lucio Fulci mit diesem Meisterwerk die finale Phase seiner Filmkarriere ein: ein intensives Erotik-Melodrama über eine junge Frau, die den Arzt entführt, der das Leben ihres Geliebten auf dem OP-Tisch nicht retten konnte. In der intensiven, sadomasochistischen Beziehung mit ihrem Gefangenen durchlebt sie in trauernder Erinnerung selbst Stationen ihres Beziehungslebens mit ihrem verstorbenen Geliebten, eine Beziehung, die von Gewalt, Misshandlung, emotionaler Erpressung und Missbrauch gekennzeichnet war. Fulci war ein Regisseur der Extreme, und IL MIELE DEL DIAVOLO ist in seiner emotionalen Intensität einer seiner extremsten Filme: von Trauer und Verzweiflung, von zwanghaftem Begehren und Hassliebe überwältigt. Gesehen beim 8. Festival des italienischen Genrefilms "Terza Visione": zweifelsohne einer der großen Höhepunkte in der Geschichte des Festivals. Und einer der essentiellen Filme Fulcis.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">Gogoberidze-Double-Feature:</p><p style="text-align: justify;">VALSI PECHORAZE – The Waltz on the Petschora (Lana Gogoberidze: Georgien 1992)</p><p style="text-align: justify;">OKROS DZAPI – Golden Thread (Lana Gogoberidze: Georgien/Frankreich 2019)</p><p style="text-align: justify;">Über Gogoberidzes autobiografisch angehauchten Coming-of-Age-Film im Umfeld des stalinistischen Terrors und ihr in Gelassenheit, Ruhe und Entspannung schwebendes Familiendrama schrieb ich schon ausführlich in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2022/08/mutter-und-tochter-bericht-vom-22.html" target="_blank">meinem Bericht zum goEast 2022</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7KPC_8-Ub_RltsqsnTSsE8fzwMkjRaP97vcpga6kJCzeiwug9ElH2Wmp_QBzzwLlgV_KXmRrY7BRfR5xdXe7U7CrSa631hVLtrUz3GQKd3Q26FCVNR97VB5KQcH5MV97X2Kf5GZkRgxZs8g6P4dILVpva6vGf6gcjK9nJ_0NPDeT3aSIuMhxfmtj7/s1280/liberte_3.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="677" data-original-width="1280" height="211" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7KPC_8-Ub_RltsqsnTSsE8fzwMkjRaP97vcpga6kJCzeiwug9ElH2Wmp_QBzzwLlgV_KXmRrY7BRfR5xdXe7U7CrSa631hVLtrUz3GQKd3Q26FCVNR97VB5KQcH5MV97X2Kf5GZkRgxZs8g6P4dILVpva6vGf6gcjK9nJ_0NPDeT3aSIuMhxfmtj7/w400-h211/liberte_3.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">LIBERTÉ (Albert Serra: Frankreich/Portugal/Spanien/Deutschland 2019)</p><p style="text-align: justify;">Einige exilierte französische Libertins organisieren in einem Wald südlich von Potsdam eine nächtliche Orgie und verlieren sich komplett in ihrem Treiben – mit ihnen auch Zuschauer, die bereit sind, sich diesem extrem langsamen Film mit seiner hypnotischen Mischung aus Voyeurismus und meditativer Kontemplation weit über zwei Stunden hinzugeben.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">PORTRAIT DE LA JEUNE FILLE EN FEU (Céline Sciamma: Frankreich 2019)</p><p style="text-align: justify;">Ein wunderschöner Liebesfilm, der Hand in Hand geht mit einem leisen Female-Buddy-Movie (in der Dreiecksbeziehung der Malerin, der Adeligen und der Dienerin). Ein schöner Film über das Filmemachen (auch, wenn es von Portraitmalerei im 18. Jahrhundert handelt) und über kreative Schöpfung als kollektiver Akt. Ein extrem intensiver Film der obsessiven und begehrenden Blicke, der auf sehr elegante Weise dies expliziert, was bei De Palma (das passendste Double-Feature zu Sciammas Film aus meiner 10er-Liste wäre wohl tatsächlich BODY DOUBLE) und natürlich auch schon bei Hitchcock angedeutet war: wenn man lange genug auf sein Objekt der Begierde schaut, wird es irgendwann genauso intensiv zurückblicken und wer wen anschaut, ist irgendwann nicht mehr eindeutig klar.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Einige weitere schöne Neuentdeckungen 2022 (nach Sichtungsreihenfolge geordnet)</b></p><p style="text-align: center;"><b><br /></b></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgtSb7lkeTfG5JCYnifyEhCL3wUaigmwh0G8lL3pohmnGurFIb5fBPnRQi_nqJ-UWatAzDyhvH6ZlkHPNtH4f0MW8cM17h5Hp8dPWffqpu3-UZ_2rOQSN1G_ON35SegZjFyD_EcWM47FgUkDtNW1p2aFDw0S0K8IJburI39rYGQdNsKsMy-pQkeXqkY/s960/blind_husbands_1.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgtSb7lkeTfG5JCYnifyEhCL3wUaigmwh0G8lL3pohmnGurFIb5fBPnRQi_nqJ-UWatAzDyhvH6ZlkHPNtH4f0MW8cM17h5Hp8dPWffqpu3-UZ_2rOQSN1G_ON35SegZjFyD_EcWM47FgUkDtNW1p2aFDw0S0K8IJburI39rYGQdNsKsMy-pQkeXqkY/w400-h300/blind_husbands_1.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">BLIND HUSBANDS (Erich von Stroheim: USA 1919)</p><p style="text-align: justify;">Stroheim stroheimt stroheimig durch die Berge: Das macht richtig Spaß!</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjf7yt0tVhzCw-12o-bZoNpH1SCMK0tYczAmKvZQt__VMFnFqe0dwlu1PacS13GswpzHE3QHEMJIa3GrA9D2NemDxhasgcRW1Ju2KEaLqUXz2NrKz4r7tRfezdrSSsOOaxmIniPnDRtf2xkOWV4iRPrZsEtIx3E8ji6s4ViKCUteXEtldBYw0Z7yefi/s960/5000_fingers_of_dr_t_1.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjf7yt0tVhzCw-12o-bZoNpH1SCMK0tYczAmKvZQt__VMFnFqe0dwlu1PacS13GswpzHE3QHEMJIa3GrA9D2NemDxhasgcRW1Ju2KEaLqUXz2NrKz4r7tRfezdrSSsOOaxmIniPnDRtf2xkOWV4iRPrZsEtIx3E8ji6s4ViKCUteXEtldBYw0Z7yefi/w400-h300/5000_fingers_of_dr_t_1.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">THE 5,000 FINGERS OF DR. T. (Roy Rowland: USA 1953)</p><p style="text-align: justify;">Ein kunterbuntes, im besten Sinne kindliches Spektakel, das einfach nicht aufhört, immer wieder mit neuen fantastischen Set-Designs zu verblüffen. Mehr zu diesem Film gibt es in diesem Blog in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2014/02/man-musste-klavier-spielen-konnen-oder.html" target="_blank">Manfreds Text</a> zu lesen.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpJBXk9GilXxGx58W14KOT7MDWhkxarD40xCoN4K1v0R-fJaIrzwOJnpsDqiiq2nS1kCBA6laq-2E0KXr94gISCBgWF0-a3-SC4iDUjGO0p365fYf0nsKyaIPcB3lJimciSvSkS860Gz-302nb3vJ2QOc5J930FL4eXBGlQ18K2RyL_ypW_PQ_PT3J/s4000/bonjour_tristesse.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1670" data-original-width="4000" height="168" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgpJBXk9GilXxGx58W14KOT7MDWhkxarD40xCoN4K1v0R-fJaIrzwOJnpsDqiiq2nS1kCBA6laq-2E0KXr94gISCBgWF0-a3-SC4iDUjGO0p365fYf0nsKyaIPcB3lJimciSvSkS860Gz-302nb3vJ2QOc5J930FL4eXBGlQ18K2RyL_ypW_PQ_PT3J/w400-h168/bonjour_tristesse.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">BONJOUR TRISTESSE (Otto Preminger: USA 1958)</p><p style="text-align: justify;">Schwierig zu sagen, was die Faszination dieses Films ausmacht: natürlich gibt es die tollen Farben, die meisterhafte Nutzung des Cinemascope, die großartige Darstellerriege. Trotzdem kann ich es nicht wirklich festnageln. Ein mysteriöses "je ne sais quoi".</p><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjPDOCbKrYlJ4w6Yi8vjNjbQF79qWH8gxN5g2OfwUXWma-Lr_EAzfx3HpzX828yf3oJAAPlowIQOTcC3SodDGnLlgfaQw9FB7Ehi_EYnZwyvnW7GbQvfvPA_gtAPfTebl4zfFDU5_lSHEO3vVkL4q8-hq54NCfeQjCergw7zLRftUKaT9ibUKupMmW/s1165/elmer_gantry_2.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1165" height="248" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhjPDOCbKrYlJ4w6Yi8vjNjbQF79qWH8gxN5g2OfwUXWma-Lr_EAzfx3HpzX828yf3oJAAPlowIQOTcC3SodDGnLlgfaQw9FB7Ehi_EYnZwyvnW7GbQvfvPA_gtAPfTebl4zfFDU5_lSHEO3vVkL4q8-hq54NCfeQjCergw7zLRftUKaT9ibUKupMmW/w400-h248/elmer_gantry_2.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">ELMER GANTRY (Richard Brooks: USA 1960)</p><p style="text-align: justify;">Ein Duell der Extraklasse zwischen Burt Lancaster und Jean Simmons in einem Film, der sich (leider) noch sehr zeitgenössisch anfühlt.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5yeJcI9f94BOsAWf9H9yQceev9nyUzldFPb9r955W7vOeOIkTIuvZDk4ibA5jZ2kOAO0hRtBbn02PoRA6FLXfpnPW20wE3L9w4o_hTaxN_9miqQWuRc8qqLZAZ_ARjY9hHQYXoibxPCDG738EqOFbuNbGIWfGH7sSd0TQwk2ST9DUsSeSyKe_H2NH/s1280/the_collector_2.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="694" data-original-width="1280" height="217" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg5yeJcI9f94BOsAWf9H9yQceev9nyUzldFPb9r955W7vOeOIkTIuvZDk4ibA5jZ2kOAO0hRtBbn02PoRA6FLXfpnPW20wE3L9w4o_hTaxN_9miqQWuRc8qqLZAZ_ARjY9hHQYXoibxPCDG738EqOFbuNbGIWfGH7sSd0TQwk2ST9DUsSeSyKe_H2NH/w400-h217/the_collector_2.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">THE COLLECTOR (William Wyler: UK/USA 1965)</p><p style="text-align: justify;">Ein in seiner Konzentration absolut anbetungswürdiger Kammerspiel-Thriller. Der Moment, als der Protagonist von Freude betrunken über seine gelungene Entführung in seinem Garten unter strömendem Regen tanzt: Ekstase und Schrecken gehen hier eine schauererregende Symbiose ein. Bewundernswert ist auch, dass ein dreifach Oscar-prämierter Hollywood-Altmeister im 40. Jahr seiner Regiekarriere sich mit der Energie eines 25-jährigen Bilderstürmers eines (für 1965) solch "schwierigen" Stoffs angenommen hat und einen so durch und durch modernen Film erschaffen hat.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh6yCwXPXrKD0jFDpdSZSJE7cRBBWxvffgulK5CZxdCRHrkPaW7iAfvfezxVIrN0HfeBp9yWVG_10ZNjZkjf8ZHcyJ73XgfVGDyG4L02yGmkIGL-rb-OKZS0kgEgUp3rgsw596jy0aWI_DesVU-lnIizS7n9vGB1x2YyUac2YgdloHEPsqkrirHpk0C/s1280/la_nuit_des_traquees_2.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1280" height="250" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh6yCwXPXrKD0jFDpdSZSJE7cRBBWxvffgulK5CZxdCRHrkPaW7iAfvfezxVIrN0HfeBp9yWVG_10ZNjZkjf8ZHcyJ73XgfVGDyG4L02yGmkIGL-rb-OKZS0kgEgUp3rgsw596jy0aWI_DesVU-lnIizS7n9vGB1x2YyUac2YgdloHEPsqkrirHpk0C/w400-h250/la_nuit_des_traquees_2.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">LA NUIT DES TRAQUÉES (Jean Rollin: Frankreich 1980)</p><p style="text-align: justify;">Keine Vampire, kein Strand bei Pourville, sondern nur eine verlorene Frau, die ihr Gedächtnis immer wieder neu verliert und durch einen dystopischen Alptraum aus brutalistischen Hochhäusern schreitet, in denen Verlorene wie sie weggesperrt oder ermordet werden. Ja, Rollin war wesentlich politischer, als ihm gemeinhin zugestanden wird: seine Sympathie gehört immer den Verlorenen, den Ausgestoßenen, den Verfluchten. Und in dieser ganzen Hoffnungslosigkeit findet er trotzdem kleine Gesten der Zärtlichkeit und der Solidarität, wenn etwa eine Frau mit gestörtem Gedächtnis einer ihr völlig unbekannten Frau mit stark eingeschränkter Motorik ihre Freundschaft gibt und ihr beim Essen hilft.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaitRxphJ6qrSe-N92EwfCxGT0Hb5HYAy6txfytsuSwi560kJE5K-ltjr_8V3Ze8lYK_3nmN1gq6OMLVqOYDPimzj2GHvlnLdU3zJIPWrDJwRJjf09QF72hsJFt2iqLGqwLiAqLuLEFz5d7EuGx48VhfAZPZYJOavkAwVVa5pFuE22iW8doZ4S33Kh/s986/born_yesterday_5.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="986" height="293" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjaitRxphJ6qrSe-N92EwfCxGT0Hb5HYAy6txfytsuSwi560kJE5K-ltjr_8V3Ze8lYK_3nmN1gq6OMLVqOYDPimzj2GHvlnLdU3zJIPWrDJwRJjf09QF72hsJFt2iqLGqwLiAqLuLEFz5d7EuGx48VhfAZPZYJOavkAwVVa5pFuE22iW8doZ4S33Kh/w400-h293/born_yesterday_5.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">BORN YESTERDAY (George Cukor: USA 1950)</p><p style="text-align: justify;">Eine etwas humanistischere und lustigere Version von MY FAIR LADY, mit Judy Holliday als Audrey Hepburn und William Holden als Rex Harrison (sozusagen) und mit Cukor, der ohne 70mm-Breitformat, sondern "nur" im Academy-Format auf teils sehr verblüffende Weise die Raumtiefe nutzt, wenn Figuren durch überdimensionierte Hotelzimmer oder durch Washington huschen. Der unglaublichste Moment ist aber das Gin-Rummy-Spiel (siehe den Ausschnitt <a href="https://www.youtube.com/watch?v=90_QCyK1-OQ" rel="nofollow" target="_blank">hier</a>), bei dem Judy Holliday unter anderem durch blitzschnelles Neuordnen ihrer Karten Broderick Crawford irritiert (ein Teil davon in einem ungeschnittenen 3-minütigen Take).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">LADY BEWARE (Karen Arthur: USA 1987)</p><p style="text-align: justify;">Mehr zu diesem außergewöhnlichen Rape-and-Revenge-Thriller in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2022/12/zartlich-lustvoll-und-wust-in-der.html" target="_blank">meinen Ausführungen zum Leipziger Hofbauer-Kongress</a>.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">LE CINQUE GIORNATE (Dario Argento: Italien 1973)</p><p style="text-align: justify;">LE CINQUE GIORNATE ist so etwas wie Dario Argentos großer unterschlagener Film: ein komödiantischer Polit-Historienfilm, in dem ein Mailänder Dieb (Adriano Celentano) und ein Bäckergehilfe in den Strudel der 1848er-Revolution geraten. In einem Paralleluniversum wäre Argentos Versuch, sich nach drei Gialli von seinem Ruf als Thriller-Spezialist zu lösen, nicht katastrophal in den Kinos gefloppt, sondern hätte seinen Weg in andere Genres eröffnet: weitere Komödien, vielleicht auch Polizei-/Gangsterfilme, dazwischen möglicherweise ein Melodrama. Doch LE CINQUE GIORNATE floppte – und Argento kehrte 1975 mit PROFONDO ROSSO zum Giallo zurück (der Rest ist Geschichte). Der Flop des Films ist schade, aber auch verständlich, denn "einfach" ist Argentos Revolutionsfilm auf keinen Fall: für eine Komödie wird er in der zweiten Hälfte zu ernst, brutal und tragisch, für einen "respektablen" Politfilm ist er in der ersten Hälfte zu slapstickhaft (der Marsch Celentanos durch die Straßen mit einer italienischen Fahne über der Schulter, bei dem immer mehr Leute, ohne, dass er es merkt, sich ihm anschließen, während eine elektronische Version von Rossinis "La gazza ladra" das ganze vertont, ist genau ein Kino-Meisterstück, den man von Dario Argento erwartet). Erschienen ist er pünktlich zum 125. Jubiläum der 1848er-Revolution, doch als "Gedenkfilm" der Glorie von 1848 taugt er absolut nicht, dafür ist sein Blick auf die italienische Politik viel zu ernüchtert (und gegen Ende wirkt er immer mehr wie ein bitterer, verzweifelter und tragischer 1968er-Katerfilm).</p><p style="text-align: justify;">Gesehen beim 8. Terza Visione, also dort, wo es auch mit einem bekannten Namen wie Dario Argento immer wieder verblüffende Überraschungen geben kann.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">BESTIALITÀ (Peter Skerl: Italien 1976)</p><p style="text-align: justify;">Als "transgressiver" Film des 8. Terza Visione angekündigt, hat sich BESTIALITÀ besonders in der zweiten Hälfte vor allem als sehr eigensinnig erzählter und inszenierter Ehekrisen-Erotik-Drama im Urlaubsinsel-Setting entpuppt. Im letzten Drittel löst er sich teilweise komplett in reine Bilderpoesie auf (definitiv ein Grund, warum mir mittlerweile auch viele Details aus dem Film entgleitet sind).</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">OMICRON (Ugo Gregoretti: Italien/Frankreich 1963)</p><p style="text-align: justify;">Die Coming-of-Age-Geschichte eines Körperfressers, der die Funktionen seines menschlichen Körpers nach und nach entdeckt – oder: eine wahnwitzige Slapstick-Komödie mit einem verblüffenden Renato Salvatori in der Titelrolle und ein unerwarteter Publikumsknüller beim 8. Terza Visione.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjIHl6TdcuvjiligUddqNBg870aSpsBRzfJXKXLaUNAF2n38SOM59WJuTmGOWYZLb-IxSHkpRmOVvmtyffTvmMVmK5rZZcwYD6D6IOMZa4kFS4OJEHO_NKwWJoK62Qdqi9LZ02sGXpq5xk7T6bGvoGKs1D3EWVYD487Tk1Xp8gg8A-AxTQJKar4Mr3C/s2033/confidential_report.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1571" data-original-width="2033" height="309" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjIHl6TdcuvjiligUddqNBg870aSpsBRzfJXKXLaUNAF2n38SOM59WJuTmGOWYZLb-IxSHkpRmOVvmtyffTvmMVmK5rZZcwYD6D6IOMZa4kFS4OJEHO_NKwWJoK62Qdqi9LZ02sGXpq5xk7T6bGvoGKs1D3EWVYD487Tk1Xp8gg8A-AxTQJKar4Mr3C/w400-h309/confidential_report.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">CONFIDENTIAL REPORT (Orson Welles: Frankreich/Spanien/Schweiz 1955)</p><p style="text-align: justify;">Ich finde TOUCH OF EVIL zwar ganz gut, aber doch irgendwie auch leicht überschätzt im Welles- und Film-Noir-Kanon, irgendwie zu "normal" – während CONFIDENTIAL REPORT tatsächlich ein herrlich eskalierender und delirierender Fieberwahn-Noir ist, sichtbar von einem der ultimativen Hollywood-Rebellen inszeniert.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLL6RpHt7gtPMaWkqGi7LEzMW5LcvESbkbrC52CFKVpUZsLT3VJ5cGXvV9umFARtv3YKBvIPCVu9JNIyGBG4YPvZpr4-OJHiydV9VyLcNl1CfSaodRn6WR17xyevIZ6bBYKtRbMXfF0w4uNuv6paWx6kVNYZxqXGHE7EaggM3DkujfgXehDfGsRWAf/s2000/kiss_me_stupid.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="864" data-original-width="2000" height="173" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLL6RpHt7gtPMaWkqGi7LEzMW5LcvESbkbrC52CFKVpUZsLT3VJ5cGXvV9umFARtv3YKBvIPCVu9JNIyGBG4YPvZpr4-OJHiydV9VyLcNl1CfSaodRn6WR17xyevIZ6bBYKtRbMXfF0w4uNuv6paWx6kVNYZxqXGHE7EaggM3DkujfgXehDfGsRWAf/w400-h173/kiss_me_stupid.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">KISS ME, STUPID (Billy Wilder: USA 1964)</p><p style="text-align: justify;">Von der Catholic Legion of Decency verurteilt – zurecht, denn Wilder ist mit seinem wahrscheinlich "schmutzigsten" Film nicht weniger als ein Schmier-Meisterwerk gelungen. Das Dauerfeuerwerk an visuellen Gags, schlüpfrigen Zweideutigkeiten und schieren Unfassbarkeiten ist schon sehr beglückend. Was den Film richtig groß macht, ist, dass er trotzdem zärtliche und reife Aspekte hat: wenn Kim Novak, die sich für einige Momente (bevor Dino wieder reinplatzt) in ein alternatives, gutbürgerliches und respektables Leben verliert, dann ist KISS ME, STUPID auch verblüffend anrührend – und sein Blick auf die Möglichkeiten, Eheprobleme zu diskutieren (am Schluss) ist von einer für 1964 verblüffenden Offenherzigkeit.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEDjXm-syyEIUG8YHq9pJc_Fcx0zfl8kCwTGUBImtM8jJBsZg4NmSt0olK5RbxgPOr1ra5fGOWCEi8126ulN2w7m4FR-Hc00F_B4-mj_lJ4omrq508AieUU7JYvHE5ojDV-uPZodTWfU9kGGLR8y_SQnsgvxFqGnQ6xTqkI2FTRP35KJjDMhJWs7-5/s1280/age_of_consent_1.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="694" data-original-width="1280" height="217" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEDjXm-syyEIUG8YHq9pJc_Fcx0zfl8kCwTGUBImtM8jJBsZg4NmSt0olK5RbxgPOr1ra5fGOWCEi8126ulN2w7m4FR-Hc00F_B4-mj_lJ4omrq508AieUU7JYvHE5ojDV-uPZodTWfU9kGGLR8y_SQnsgvxFqGnQ6xTqkI2FTRP35KJjDMhJWs7-5/w400-h217/age_of_consent_1.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">AGE OF CONSENT (Michael Powell: UK/Australien 1969)</p><p style="text-align: justify;">Nach dem Skandal von PEEPING TOM war Michael Powells Filmkarriere ruiniert – so die gängige Sichtweise. Aber für einen kleinen, aus dem Ärmel geschüttelten Strandurlaub-Abhängfilm (der sich als Spätwerk eines Meisters im exotischen Setting gut mit solchen Abhängfilmen wie John Fords DONOVAN'S REEF und Howard Hawks' HATARI! einreihen könnte) hat es allemal noch gereicht.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">LA TRAVESTIE (Yves Boisset: Frankreich 1988)</p><p style="text-align: justify;">Vielleicht der "film maudit" Boissets (sein eklatanter kommerzieller Misserfolg läutete das Ende seiner Kinokarriere ein), mindestens aber sein (nach meinem aktuellen Kenntnisstand von 12 Boisset-Filmen) außergewöhnlichster: eine Anwaltsgehilfin betrügt einige ihrer Geliebten, macht sich mit dem Geld nach Paris auf, um dort als Mann zu leben, fängt eine Freundschaft/Liebesbeziehung zu einer Prostituierten an, flüchtet nach deren gewaltsamen Tod in eine neue Beziehung mit einer gutbürgerlichen Hausfrau und kommt um zwei Ecken zu einem Lehrer... Ja, Boissets außergewöhnlichster und vor allem sein in der Inszenierung und Erzählung anarchischster Film: LA TRAVESTIE ähnelt seiner Protagonistin und verweigert sich fast komplett jeglichem Zugriff. Es ist das psychologische Portrait einer Figur, die komplett mysteriös bleibt. Ein Film, der zwischen verspielter Gaunerkomödie, ernsthaftem Drama über Gender-Identitäten, voyeuristischem Prostitutionsmelodrama, Rohmer'ianische Abhängkomödie und ultrafinsterem Stalker-Thriller mühelos wechselt. Ein äußerst bizarrer, schwieriger, sperriger, undurchdringlicher und doch extrem lohnenswerter Film, dessen Mysterien mich nach der Sichtung noch stundenlang wachhielten.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">CARNAL KNOWLEDGE (Mike Nichols: USA 1971)</p><p style="text-align: justify;">Es ist zunächst die sehr verblüffende und raffinierte Art, wie Nichols das Cinemascope-Format einsetzt, die mich für CARNAL KNOWLEDGE eingenommen hat (in langen, langen Takes, die sehr schön Figuren im Raum verorten einerseits, andererseits in sehr intimen Nahaufnahmen von Gesichtern). Natürlich ist es auch entfesseltes Schauspielerkino mit Jack Nicholson in his prime, einem immer wieder wunderbaren Art Garfunkel (auch wenn seine Rolle natürlich weniger komplex und ambivalent ist als in Roegs BAD TIMING) und einer in der ersten Hälfte rührenden Candice Bergen. Und ein sehr bitterer 68er-Katerfilm.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">VIVRE POUR SURVIVRE aka WHITE FIRE (Jean-Marie Pallardy: Frankreich/Türkei/USA 1984)</p><p style="text-align: justify;">Die inzestgeschädigte Schmier-Version von VERTIGO meets eine Räuberpistole rund um einen Superdiamanten: Robert "The Exterminator" Ginty geilt die Wiedergeburt seiner Schwester an, schlitzt einigen üblen Gangstern bei einem Straßenkampf mit einer Kettensäge den Bauch auf, philosophiert mit Jess Hahn über Ketchup. Eine unfassbare Wundertüte des obskuren Exploitationkinos.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">NIGHTMARE IN BADHAM COUNTY (John Llewellyn Moxey: USA 1976)</p><p style="text-align: justify;">Durch eine unglückliche Verkettung von Zufällen finden sich zwei Studentinnen auf Urlaubstour in einem Südstaaten-Zwangsarbeiterinnenlager wieder: ein beeindruckend intelligenter Vertreter des Frauenknast-Subgenres mit einem sehr differenzierten Blick für gesellschaftliche Gewaltstrukturen – umso interessanter, dass der Film "nur" für das Fernsehen produziert wurde.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">HILJA – MAITOTYTTÖ (Toivo Särkkä: Finnland 1953)</p><p style="text-align: justify;">"Liebe einer Sommernacht" (engl.: "The Milkmaid") ist ein wunderschön fotografiertes und von einem beeindruckenden inszenatorischen Gestaltungswillen (er wirkt stellenweise sehr Hitchcock'ianisch) geprägtes Melodrama um die Liebe zwischen dem Milchmädchen Hilja und einem Kunststudenten im Sommerurlaub – die Dorfgemeinschaft und ein gewalttätiger Landarbeiter, der Hilja für sich haben möchte, trüben das Liebesglück. Vielleicht könnte man das Klischee des "unterkühlten Finnen" etwas aufbrechen, wenn solche starke Melodramen aus Finnland öfter gezeigt würden.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">OPEN SEASON (Peter Collinson: UK/Spanien/USA 1974)</p><p style="text-align: justify;">Ein besonders grimmiger Blick auf die USA der Vietnam- und Watergate-Ära: drei gutbürgerliche Vietnamveteranen (Peter Fonda, John Philip Law, Richard Lynch) verbringen alljährlich einen Urlaub, bei dem sie Menschen auf eine entlegene Jagdhütte entführen, demütigen und missbrauchen und anschließend in der Wildnis jagen. Der Vietnamkrieg hat sie nicht traumatisiert, sondern ihren ohnehin schon bestehenden Appetit auf Gewalt nur gesteigert. Dieses Jahr ist ein Paar an der Reihe, ein älterer verheirateter Mann mit seiner Liebhaberin, und in der ersten Hälfte lotet OPEN SEASON besonders die ambivalenten, unbequemen Beziehungsdynamiken zwischen Entführern und Entführten aus, bevor es in der zweiten Hälfte actionreicher wird (der Film lief beim 7. Karacho-Festival des Actionfilms). Das fulminante Ende hat in seiner meta-kinogeschichtlichen, symbolischen Wucht noch stundenlang an mir genagt.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;">WATASHI NO SEX-HAKUSHO – My Sex Report: Intensities (Sone Chusei: Japan 1976)</p><p style="text-align: justify;">Wieder ein Pink-Film, bei dem sich die Frage stellt "Ist das noch Exploitation oder schon Avantgarde?": unfassbare Cinemascope-Tableaus mit fantastischen Set-Designs und wilde Montagen erzählen in impressionistischen Schnipseln die Geschichte einer Krankenschwester, die im Großstadtmoloch Tokio ihren schwerkranken Bruder versorgen muss und irgendwie überleben muss.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiBsfMiYepVbt5qQ2TmrxoocxNWZgfiH4jbXfnTqpsvVDht9CToj_ytM29e3I3KoPZCwQ0Z77jws_ijkTsPLnlnm2D39XHngn7K5ZbEiUqT7xisoV63O45J7g5_ndEyOMrl1_w_iMfeAkTE4Z47oWeZmk3Qy3EoBnCoRn841VKBG3yrYAThHMeb-l9H/s1895/il_ritorno_di_ringo.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="817" data-original-width="1895" height="173" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiBsfMiYepVbt5qQ2TmrxoocxNWZgfiH4jbXfnTqpsvVDht9CToj_ytM29e3I3KoPZCwQ0Z77jws_ijkTsPLnlnm2D39XHngn7K5ZbEiUqT7xisoV63O45J7g5_ndEyOMrl1_w_iMfeAkTE4Z47oWeZmk3Qy3EoBnCoRn841VKBG3yrYAThHMeb-l9H/w400-h173/il_ritorno_di_ringo.jpg" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">IL RITORNO DI RINGO (Duccio Tessari: Italien/Spanien 1965)</p><p style="text-align: justify;">Nach dem sehr enttäuschenden UNA PISTOLA PER RINGO war IL RITORNO DI RINGO (mit der gleichen Crew sofort im Anschluss gedreht, erzählerisch allerdings komplett unabhängig) eine Überraschung: eine Art Western-Adaption der Odyssee, mit einem Bürgerkriegssoldaten, der zu Kriegsende nach Hause zurückkehrt, um sein Dorf von Banditen belagert und seine Ehefrau vom Banditenchef umgarnt wiederzufinden. Trotz der Comic-Relief-Figur des Blumenhändlers, der seine ganze Wohnung mit Gadgets ausgestattet hat, ein zutiefst trauriger und melancholischer Film (stellenweise gar ein tränenreiches Melodrama um zwei Liebende, die sich nach langer Trennung unter widrigen Umständen wiederfinden), der erst im Showdown am Ende eine explosive Erlösung findet.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjBER3aEMzwgPltKmPm8pEJ_AXsjGB9DbzJ3z2VCq5wcUWzOj_T5aouWFlw_sKYoToizkYg5NU5O1x5T-R_Lg2gc-ymH6USxoqbjaQD_96_IlkUPWG5IVX1-5rr9NLpSSSIvHlUovOVouEWYgG3ISAxHHL4BUu4fW8CRoXmyEVvr-4mqsKn0q9XdJlg/s1280/lawman_1.JPG" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="694" data-original-width="1280" height="217" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjBER3aEMzwgPltKmPm8pEJ_AXsjGB9DbzJ3z2VCq5wcUWzOj_T5aouWFlw_sKYoToizkYg5NU5O1x5T-R_Lg2gc-ymH6USxoqbjaQD_96_IlkUPWG5IVX1-5rr9NLpSSSIvHlUovOVouEWYgG3ISAxHHL4BUu4fW8CRoXmyEVvr-4mqsKn0q9XdJlg/w400-h217/lawman_1.JPG" width="400" /></a></div><p style="text-align: justify;">LAWMAN (Michael Winner: USA 1971)</p><p style="text-align: justify;">Ein außergewöhnlicher Western über eine sich aufgrund des Unwillens der Beteiligten immer mehr steigernde Eskalationsspirale der Gewalt. Burt Lancaster ist besonders toll in der Titelrolle, bei dem man nie so ganz sicher sein kann, ob er ein steifer, verstockter Bürokrat, ein melancholischer Loner, der es im Leben oft zu schwer hatte oder ein sadistischer Psychopath ist. LAWMAN enthält eines der wohl verblüffendsten Fisch-Frühstücke der Kinogeschichte und einen wahrhaft exzentrischen, völlig überraschenden, schockierenden und schockierend brutalen Shootout am Ende.</p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="text-align: center;"><b>Mit dem Zweiten sieht man besser</b></p><p style="text-align: justify;">FEMME FATALE (Brian De Palma: Frankreich/USA 2002)</p><p style="text-align: justify;">Was für ein Narr, ein Idiot, wie blind war ich doch, die überbordende und völlig offensichtliche Schönheit dieses Films nicht schon beim ersten Mal (Mai 2016) erkannt zu haben. Bei der Zweitsichtung, im Kino, mit einer kristallinen 35mm-OmU-Kopie – die augenöffnende Offenbarung. Ein Film wie ein Spiel, das süchtig macht. Eine Wundertüte voller Blicke (und Blicke der Blicke, und Blicke der Blicke der Blicke etc.). Ein unglaublich liebevoller Frauenfilm mit einer alles vereinnahmenden und alle verführenden Protagonistin, der eigentlich alle Leute Lügen strafen sollte, die De Palma als Frauenfeind bezeichnen (genau solche Diskussionen trotzdem auch nach dieser Vorstellung geführt). Unter all der Verspieltheit, der Stilisierung, den unzähligen Hommagen an und Querverweisen auf Hitchcock, den Film Noir etc., ja auch unter dem ganzen Quatsch (De Palma ist so ein liebenswerter Quatschkopf, er ist zum Umarmen und Drücken) auch ein klassischer, zeitloser Film und eben keineswegs ein "trashiges" Zeitdokument der frühen 2000er Jahre, was man sich darunter auch immer genau vorstellen mag (auch diese Diskussionen nach dieser Vorstellung geführt).</p><p style="text-align: justify;">Wie kann man denn nicht sehen, was für ein großartiger Film FEMME FATALE ist? Wie?</p><p style="text-align: justify;">(als weiterführende Lektüre empfehle ich <a href="https://www.filmcomment.com/blog/queer-and-now-and-then-2002/" target="_blank">Michael Koreskys Text aus seiner Reihe "Queer and Now and Then"</a>)</p><p style="text-align: center;">******</p><p style="text-align: justify;">Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern von Whoknows Presents ein schönes (und nicht zu vergessen: gesundes) Jahr 2023 mit vielen schönen Filmen.</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-ub2-AInvh1lSg9Xo9hPFASi8PllybslLKseCUiE8-OGAci66wpFtORhBLJoT2mjzZ8zA1pbSM5oNCIcsdvaErZgS4viFNuWdTpA4XYpmk1kbK3z8XtEss6F-_XSkrFXQboBcWx6i35tqJ6KivG597R_ViOZ4pBDPbHS3iYM0wxAxHuBCkJtocrNK/s1280/body_double.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="694" data-original-width="1280" height="217" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-ub2-AInvh1lSg9Xo9hPFASi8PllybslLKseCUiE8-OGAci66wpFtORhBLJoT2mjzZ8zA1pbSM5oNCIcsdvaErZgS4viFNuWdTpA4XYpmk1kbK3z8XtEss6F-_XSkrFXQboBcWx6i35tqJ6KivG597R_ViOZ4pBDPbHS3iYM0wxAxHuBCkJtocrNK/w400-h217/body_double.jpg" width="400" /></a></div>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-44329168169331662022022-12-24T13:06:00.000+01:002022-12-24T13:06:45.766+01:00Zärtlich, lustvoll und wüst in der Messestadt<p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Bericht vom außerordentlichen Filmkongress des Hofbauer-Kommandos im Luru-Kino, Leipzig, 9.-12. Juni 2022</b></span></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Editorische Notiz:</i></span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Zwischen dem Leipziger Hofbauer-Kongress und der Veröffentlichung dieses Textes ist viel Zeit vergangen. Teile des Berichts wurden am Montag und Dienstag, dem 13. und 14. Juni 2022, entworfen. Andere Teile kamen später, als die Erinnerung an die entsprechenden Filme bereits etwas verblasst war. Starke Qualitätsschwankungen im Text kommen (unter anderem) daher.</i></span></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Nach über zwei Jahren pandemiebedingter Pause lud das Hofbauer-Kommando im frühen Sommer 2022 recht kurzfristig zu einem neuen Kongress unter dem Motto "Zärtlich, lustvoll, wüst" ein – und gönnte sich dabei ein Auswärtsspiel im Leipziger Luru-Kino. Zu entdecken gab es ein schönes, kleines, atmosphärisches Kino auf einem ehemaligen Industriegelände im Westen Leipzigs. Ein wunderbares Feature: auf dem kleinen Platz vor dem Kinoeingang konnten Filme spätabends in Open-Air-Vorstellungen gezeigt werden.<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiguFkRJRBhojnAs4TIjGEaEyPHw2wKdnPZYVkmqPO57zJlPIq_P4rVfvdYKf8yO1wrpzFHYnC1fJzPYNM5JgZJOMyd2hkDok922oY6liAFyu0upNiAyubbc3krb4r1jnPJc7tVCoUKI_GF1HrNzetmQfQyBICCh4bUaLTbAA0lTdnW1u4Yu6zstz3M/s2048/luru_kino.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1536" data-original-width="2048" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiguFkRJRBhojnAs4TIjGEaEyPHw2wKdnPZYVkmqPO57zJlPIq_P4rVfvdYKf8yO1wrpzFHYnC1fJzPYNM5JgZJOMyd2hkDok922oY6liAFyu0upNiAyubbc3krb4r1jnPJc7tVCoUKI_GF1HrNzetmQfQyBICCh4bUaLTbAA0lTdnW1u4Yu6zstz3M/w400-h300/luru_kino.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der leicht versteckte Eingangsbereich des Luru-Kino</td></tr></tbody></table><br /><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Donnerstag, 9. Juni 2022</i></span></p><p class="p4" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>20.00 Uhr</i></span></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>CLAUDE ET GRETA ("Greta – Die Fremde kam nackt")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Max Pécas</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Frankreich 1970</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">91 Minuten, 35mm, DF</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die naive schwedische Studentin Greta kommt nach Paris, wo sie unter die Protektion der reichen Lesbierin Claude gerät. Die ohnehin angespannte Beziehung zwischen den beiden Frauen wird herausgefordert, als Greta sich in Jean verliebt – der wiederum in einer angespannten Beziehung mit dem schwulen Künstler Mathias lebt.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine Sexploitation-Geschichte für das Bahnhofskino, erzählt in den erlesenen, slicken Bildern des hochpreisigen "Qualitäts"-Kino: visuell ist CLAUDE ET GRETA – auch trotz des leichten Rotstichs bei der gezeigten Kopie – absolut makellos, ja vielleicht sogar etwas zu makel- und kantenlos. Die Sexszenen sind durch Schleier fotografiert und wirken dadurch gleichzeitig sehr geschmackvoll, aber eben auch ein bisschen körperlos...</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Da ich mir zu diesem Film keine Notizen gemacht hatte, fällt es mir viele Monate später sehr schwer, mich an Einzelheiten zu erinnern. Nur ein wohliges Gefühl schöner Bilder bleibt. Und ein sehr unwohliges Gefühl bezüglich seiner moralisierend-reaktionärer Heteronormativität, die weniger unterschwellig als sehr prononciert ist: der Film legt es schon drauf an, die beiden homosexuellen Figuren als wahlweise intrigant-manipulativ oder lächerlich darzustellen (wenn er dabei scheitert, Claude und Mathias also offensichtlich entgegen den Absichten des Films ein Eigenleben als würdige Charaktere entfalten, ist der Film am interessantesten – während Greta und Jean schon eher fade Trüblinge bleiben).</span></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj_UAv5s3qBsnnoAzVMBuVfUAesr0oq2bcbQW4oQqyMkx_4PemGiWvrqCicr8_wp7YsLxcbOrbQhBLTqGBWEhgfA-6PG0Hm2rMgXr45MPci5h5Rcilopc_OTaBvhJ0SNeuKT8A7w5nh4eCl9ww_DgX6vMIsjtlRrScUHLeCy61DjaFvE8IwaHb8n5yT/s2048/open_air.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1233" data-original-width="2048" height="241" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj_UAv5s3qBsnnoAzVMBuVfUAesr0oq2bcbQW4oQqyMkx_4PemGiWvrqCicr8_wp7YsLxcbOrbQhBLTqGBWEhgfA-6PG0Hm2rMgXr45MPci5h5Rcilopc_OTaBvhJ0SNeuKT8A7w5nh4eCl9ww_DgX6vMIsjtlRrScUHLeCy61DjaFvE8IwaHb8n5yT/w400-h241/open_air.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Vorbereitetes Open-Air am Luru-Kino</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p3" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>22.00 Uhr</i></span></p><p class="p3" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Open Air</i></span></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>DAS STACHELTIER: DAS GROSSE ABENTEUER</b></span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Richard Groschopp</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DDR 1953</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">10 Minuten, 35mm</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ein Bayer fährt zu einer Messe nach Leipzig, voller Angst, von der Stasi verhaftet und nach Sibirien deportiert zu werden.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein interessanter Film darüber, wie sich Ostdeutsche in der Hochphase des Kalten Kriegs (und noch im Stalinismus) den Ottonormal-Bayern vorgestellt haben: mit Lederhose und einem großen Proviant an Bier im Reisegepäck ausgestattet, etwas trottelig, aber eigentlich auch herzensgut. Die "Stasi-Leute", die ihn "verhaften" kommen, entpuppen sich als Mitbewohner für das Zimmer im messebedingt ausgebuchten Hotel – beruhigt kann da das Reiseproviant an Bier und Weißwürsten gemeinsam vernichtet werden! Wäre der Handelsreisende bloß in Leipzig geblieben – denn zurück in Bayern gerät er richtig in Schlamassel!</span></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>HUT AB, WENN DU KÜSST!</b></span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Rolf Losansky</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DDR 1971</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">86 Minuten, 35mm</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die Automechanikerin Petra (Angelika Waller) wird von ihrem Verlobten, dem Ingenieur Fred (Alexander Lang) regelmäßig gerügt, weil sie sich zu männlich benehme. Ihres trüben Fiancés überdrüssig lässt sich Petra nur allzu gerne den Hof machen von Juan (Rolf Römer), dem Neffen eines spanischen Konsuls, der zu Besuch bei der Leipziger Messe weilt.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">HUT AB, WENN DU KÜSST! stellte eine Premiere beim Hofbauer-Kongress dar: der erste abendfüllende Film aus der DDR, der bei dieser Veranstaltung lief. Nun, Sexfilme gab es in der DDR offiziell natürlich nicht... doch Lust, Begehren und Erotik konnten sich natürlich doch in der einen oder anderen Form in eine Komödie oder in ein Melodrama einschleichen (siehe dazu einige meiner Ausführungen zu DIE SCHÖNSTE, DU UND ICH UND KLEIN-PARIS, REIFE KIRSCHEN und DIE ENTFERNUNG ZWISCHEN DIR UND MIR UND IHR, die <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2019/03/die-cinephile-klasse-kommt-ins-paradies.html" target="_blank">beim 1. Jenaer Paradies-Filmfestival</a> liefen). Der Leipziger Kongress griff nun also zu dieser Leipziger RomCom, um das sleazologische Terrain der DEFA zu erkunden. Die Aussicht war schön, wenn auch nicht sonderlich spektakulär: zu sehen gab es eine Neo-Screwball-Komödie, die dank eines hohen Tempos und vieler witziger Ideen ein sehr kurzweiliges Vergnügen bereitete (auch wenn der Film ein verblüffend reaktionäres Bild von Geschlechterbeziehungen und Ehe hat: hier gut vergleichbar mit REIFE KIRSCHEN – und möglicherweise Ausdruck einer konservativen Familienpolitik in der DDR der 1970er?). Szenen, die in Schwarzweiß mit schneller Klaviermusik zu kleinen Slapstick-Nummern stilisiert werden; einige witzig-amouröse Verfolgungsjagden durch ein internationales Messe-Hotel; ein sehr denkwürdiges gemeinsames Duschen des enttäuschten und traurigen Fred mit einem Arbeitskollegen in der Werksdusche, bei der das tröstende Gespräch mit der Vernichtung rauher Mengen an Radeberger-Pils einhergeht; dazu immer wieder Verwechslungssituationen, wenn Petra wahlweise in "männlichem" Mechanikeroverall oder "weiblicher" Abendgarderobe von Leuten nicht erkannt wird. Und der große Höhepunkt: Petras lange, singende und sehr befreiende Radtour durch die Leipziger Innenstadt, gefilmt in einer einzigen langen und ausgelassenen Plansequenz on location.</span></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Freitag, 10. Juni 2022</i></span></p><p class="p4" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>14.00 Uhr</i></span></p><p class="p2" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>SCHÖN IST DIE MANÖVERZEIT – "KARTOFFELSUPP, KARTOFFELSUPP"</b></span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Erich Schönfelder</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschland 1931</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">77 Minuten, 35mm</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Im Internat der Baronin Wittenau sind zwar Lola, Fritzi, Vera und Elsa untergebracht – aber ein Mann, das fehlt! Das ändert sich, als eine Armeeeinheit mit vielen feschen, jungen Soldaten für ein nahegelegenes Manöver einquartiert wird.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die sleazologischen Expeditionen des Hofbauer-Kommandos im deutschen Kino haben bei diesem Kongress zum ersten mal in die DDR geführt – das Vorkriegskino wird schon länger ausgelotet. Dass das Weimarer Kino mehr ist als Expressionismus und Fritz Lang, hat diese schöne Ausgrabung wieder einmal deutlich gemacht: eine frische, spritzige, vergnügliche, teils verblüffend moderne und teils erstaunlich pikante Komödie. Atmosphärisch und inhaltlich wird einiges abgedeckt: es gibt Gesangseinlagen, Slapstick, Romantik, leises Begehren und derbe Erotik, subtile Gags und schenkelkopfenden Klamauk – und an jeder Ecke lauert eine Verwechslung.</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Es beginnt damit, dass Ida Wüst breitbreinig in einem androgynen Reiterkostüm eine Reitgerte lustvoll verbiegt und mehrmals sehr bestimmt "Wir brauchen Männer!" sagt. Ida Wüst wird dann auch ein wenig der schauspielerische Fixstern des Films bleiben: das fetischistische Kostüm wird sie dann gegen klassische Hausherrin- und eleganter Abendgarderobe tauschen, aber ihre charismatische Präsenz wird die gleiche bleiben. Als ich meinte, der Film sehe sehr modern aus, meinte ich besonders die Stellen, in denen Wüst scheinbar aus der Rolle fällt, vor unkontrollierbaren Lachkrämpfen durchgeschüttelt wird: Szenen, die normalerweise einen Retake bräuchten, hier aber im Film geblieben sind (und diese Momente sehen viel frischer als ein "sauberer" Take aus).</span></p><p class="p1" style="font-family: Helvetica; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der andere schauspielerische Fixstern des Films ist Oscar Sabo (?) als Feldwebel, der seine Soldaten gerne bestialisch beschimpft (so heftig, dass ihn sein Vorgesetzter ermahnt, weniger Tierbegriffe zu benutzen) und überhaupt als Soldat ein ziemliches Arschloch ist, aber in zwei Bereichen einen unstillbaren Hunger hat: Essen und junge Frauen. Die Köchin der Baronin entpuppt sich als eine frühere Liebschaft und ein ganzer Nebenplot des Films dreht sich dann darum, wie der Feldwebel den Avancen seiner früheren (und – wie er selbst natürlich – nicht mehr blutjungen) Geliebten zu entkommen versucht, um den jüngeren Bewohnerinnen des Internats nachzustellen – UND gleichzeitig aber auch versucht, in den Genuss der kulinarischen Köstlichkeiten zu kommen, die ihm besagte Ex-Geliebte zubereitet, weil Liebe ja durch den Magen geht. Die Köchin, die ja nicht auf den Kopf gefallen ist, merkt das und versucht ihn dann (durchaus erfolgreich) mit Dirty-Talk heiß zu machen: "Erinnere dich an meine Kartoffelpuffer... und an den Schweinebauch!". Als Worte nicht mehr reichen, um ihn in der Küche festzuhalten, bereitet sie ihm dann auch was zu: "Kalbsbraten... Kalbsbraten... Kalbsbraten" – ihm den Teller mit besagter Köstlichkeit unter die Nase haltend lockt sie ihn auch erfolgreich an den Küchentisch. Schweinebauch, Kalbsbraten, Kartoffelpuffer und natürlich die titelgebende Kartoffelsuppe (die allerdings sowohl die vier Internatsschülerinnen wie auch die Soldaten praktisch jeden Tag essen müssen und deshalb verschmähen) wurden unter den Kongressniki zu den gastronomischen Bonmots dieses Kongresses (wie <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/01/volljahrig-schlaflos-lustvoll-in.html" target="_blank">"Kakao" beim 18. Kongress</a>).</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none; font-size: 12px;"><span style="font-family: Helvetica;">SCHÖN IST DIE MANÖVERZEIT kam 1931 heraus und wurde Opfer einer Schmutzkampagne aus nationalkonservativen und rechtsradikalen Kreisen: mit einem antisemitischen Grundton (der Regisseur, der Drehbuchautor und der Produzent des Films waren jüdischer Herkunft) wurde dem Film eine Verunglimpfung der Armee vorgeworfen. Trotz der antiautoritären Frische, die durch den Film weht, ist dieser Vorwurf aus heutiger Sicht wenig haltbar. Die Soldaten und Offiziere sind eher als überzogene Genretypen (wie die Keystone-Kops) und weniger als wirkliche Vertreter einer realen Institution gezeichnet. Zumindest in den USA schien der Film ein Kritikererfolg zu sein. Wie er dies- und jenseits des Atlantiks beim Publikum ankam, ist mir unbekannt. Die gezeigte 35mm-Kopie war gut in Schuss – aber er ist offenbar doch ein weiterer Film, der von offiziösen Filmrestaurationsbemühungen ignoriert wird, weil METROPOLIS nach der 22. Restauration nun auch die 23. braucht.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>16.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>RANDY</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Phillip Schuman, Zachary Strong</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">USA 1980</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">72 Minuten, 35mm, OV</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Randy, eine junge Frau, die Schwierigkeiten hat, zum Orgasmus zu kommen, bietet sich an, bei einem Forschungsinstitut als Versuchsperson teilzunehmen. Dort findet man heraus, dass sie beim Kommen eine sehr potente Substanz namens "Orgasmin" produziert, was lustvolle Leute und Verrückte mit Weltherrschaftsfantasien auf den Plan bringt.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Auch hier (leider) eine große Gedächtnislücke: ein sehr schick fotografierter Film mit schönen Bildern, schönen Menschen bei lustvollen (Softcore-)Akrobatiken, fetziger Musik, einigen durchaus recht gelungenen humoristischen Einlagen und Dialogen und einer recht entspannten, vor sich hinfließenden Atmosphäre – auch wenn ich mich an Details kaum noch zu erinnern vermag. Das größte Rätsel beim Abendessen danach war, ob es eine Hardcore-Version gibt, aber dagegen spricht, dass viele Szenen sehr offensichtlich mit Softcore-Kamerawinkeln fotografiert waren.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>20.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>GEFÄHRDETE MÄDCHEN</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Wolfgang Glück</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">BRD 1958</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">94 Minuten, 35mm, französische Fassung mit englischen Untertiteln</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Wiener Mädeln verlassen ihre schöne Operetten-Stadt, um in harten Hanseatischen Gefilden, genauer gesagt in Hamburg, St. Pauli, ihr Glück als Animiermädchen zu versuchen – und verschwinden spurlos, zumindest, bis eine ermordet wieder aufgefunden wird. Eine Wiener Polizistin ermittelt incognito im Milieu...</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Möglicherweise der schwächste Film des Kongresses dieses Jahr. Auch hier sind mir Details (und eigentlich auch große Teile des Films) weitestgehend entglitten, wobei sich das hier eher nach Erdulden als nach gemütlichem Dahinfließen fühlte. Dafür folgte nach einer Pause der Höhepunkt des Kongresses und einer der besten Filme, die ich dieses Jahr sehen durfte.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>22.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Open Air</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: left;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>BEVOR DER STRIP STIRBT</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Günter Weiss-Thiele</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">BRD 1966</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">14 Minuten, 35mm</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Was ist denn dieses Strip-Tease? Kurze Umfragen unter Passanten und dokumentarische Impressionen aus Lokalen sorgen für Klärung.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>ROULETTE D'AMOUR</b> ("Baron Pornos nächtliche Freuden")</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/02/marginalien-zu-frits-fronz.html" target="_blank">Frits Fronz</a></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Österreich/BRD 1969</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">73 Minuten, 35mm</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Ein alter, obdachloser Mann läuft durch Wien, und erinnert sich an die Zeit, als er noch Alexander von Wartenberg war, der beliebteste Playboy der Wiener Nachtlokale – und daran, wie ihn die Liebe zu einer Tänzerin in den Ruin trieb. Oder spinnt sich das der obdachlose Mann beim Anblick der schicken, teuren, unerreichbaren Luxusgegenstände in den Boutiquenschaufenstern einfach nur zusammen?</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Edgar Ulmers DETOUR meets Arthur Schnitzlers bzw. Max Ophüls' LA RONDE? Der obdachlose und unzuverlässige Erzähler, die Rückblendenstruktur, die Mischung aus galligem Humor und Fatalismus, der sehr selbstbewußt an die Zuschauer gerichtete Off-Kommentar, die (budgetbedingt) ultrastilisierten Dekore, eine wiederkehrende Melodie als Leitmotiv, die Erzählung vom Fall in die Gosse und die Nutzung von Matching-Cuts zur Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit haben mich zumindest strukturell stark an Ulmers B-Movie-Meisterwerk erinnert. Das Wienerische Setting und die Kettenstruktur der Geschichte (mit Objekten statt mit Personen) lassen hingegen den "Reigen" grüßen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">"Es war ein zärtlicher..." – Mund, Kuss etc. – so beginnt der Off-Kommentar jedes neue Kapitel in der Gegenwartshandlung, jeder Satz wie eine schwermütige, melancholische Gedichtrezitation vorgetragen. Den Weg in die Vergangenheit (oder in die Fieberfantasie) und wieder zurück ebnet immer wieder ein Matching-Cut mit einem bestimmten Gegenstand: ein silbern glitzernder Damenschuh, eine Packung Zigaretten, rote Rosen, ein Kofferradio. Die Erinnerungen / Fantasien breiten sich dann immer wie statische Tableaus aus – statisch nicht nur in den Momenten mit ruhiger Kamera, sondern auch in den wilden Montagen, weil der Film das Gefühl eines Fiebertraums mit sich bringt, eines Alptraums, in dem man auch beim Rennen trotzdem an Ort und Stelle stehen bleibt. Traum ist hier das zentrale Stichwort: ROULETTE D'AMOUR ist ein schwermütig-traumartiger, tranceähnlicher Film, der seine (eigentlich sehr banale und generische) Geschichte weniger linear und klassisch mit einer klaren Dramaturgie erzählt, sondern eher in losen Traumfragmenten (daher finde ich meine Interpretation, dass wir hier eine Fieberfantasie und keine reale Vergangenheit sehen, zunehmend schlüssig).</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Dabei sind die unterschiedlichen Tempi beeindruckend: frenetische Montagen von Impressionen beim Prater, experimental anmutende Momente, in denen sogar mehrere Bilder übereinander gelegt werden auf der einen Seite, dann wieder die völlig entschleunigten, einlullenden Tableaus mit dem "Baron" an seinem Stammtisch, mit seinen ihn (solange er Getränke bezahlt) feiernden Groupies, dann die Bilder des mühsamen Schlurfens durch das nächtliche Wien. Der Traum-Modus hat viele Varianten, bleibt aber im Kern sehr konsistent.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Passen dazu zwei sich wiederholende Musikstücke: ein melancholisches Chanson (teils gesungen bzw. gesummt vom "Baron" selbst) und ein schnelles Tanzstück mit knüppelhartem Beat. Es gibt eine besonders denkwürdige Abwechslung zu diesen zwei Melodien: eine Orgel-Performance, bei der der Organist in kaleidoskopartig überlagerten Bildern zunehmend intensiver in die Tasten haut, sich geradezu in Trance spielt (für viele im Publikum ein großer Höhepunkt des Films). Ansonsten trägt gerade die Wiederholung der beiden Hauptmelodien noch weiter zum tranceartigen Gefühl von ROULETTE D'AMOUR bei.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Jeder Traum muss enden. Die Sonne erhebt sich über Wien. Der Baron geht ans Ufer der Donau. Vielleicht könnte er sich reinstürzen, doch stattdessen nähert sich ihm ein anderer nächtlicher Streuner. Und so schreiten der Baron und der Straßenköter am Ende nach einer langen Nacht zusammen dem Sonnenaufgang entgegen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Die folgenden Screenshots sind aus <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/02/marginalien-zu-frits-fronz.html" target="_blank">Manfreds Text über Frits Fronz</a> ausgeliehen:</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhZt9PdijlJKn7fG2Wr8XkfVexXnfZvP0TplPXVac_GZ0HBhz2ah31Ci6hXRwkUItvz4vQho56mwCaCoR6wu5HDW60ZQdnfCmezds2DRX0dl7m41KON_hb7SK_bBwLbjqLbSUIqa4kBH27scA8CrQUaTyXGLseeGyLJNzRePmkUvE9YD7D5yLX6x-Fh/s768/roulettDAmour_2.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="568" data-original-width="768" height="296" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhZt9PdijlJKn7fG2Wr8XkfVexXnfZvP0TplPXVac_GZ0HBhz2ah31Ci6hXRwkUItvz4vQho56mwCaCoR6wu5HDW60ZQdnfCmezds2DRX0dl7m41KON_hb7SK_bBwLbjqLbSUIqa4kBH27scA8CrQUaTyXGLseeGyLJNzRePmkUvE9YD7D5yLX6x-Fh/w400-h296/roulettDAmour_2.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Obdachlose erinnert sich – oder fantasiert im nächtlichen Wien</td></tr></tbody></table><span style="font-family: Helvetica;"><br /><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiy9h5EwP4dOOxhPibz7MrpP2EL4otYTU0jDxP5Tpf2sZOzkQDK3byzmhaZYWwhE4ApH0_cY5wM_DTyzn6UkRsDSMiCDfVY0C52qibkc0-PUTaWBw4_AwSN0W1EHC8SsCs2_0D7_qbQumvxvBZykPhbwwRBc6_W6NImlv3QB1-rjx2VqIdU_ANBeBle/s757/rouletteDAmour.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="567" data-original-width="757" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiy9h5EwP4dOOxhPibz7MrpP2EL4otYTU0jDxP5Tpf2sZOzkQDK3byzmhaZYWwhE4ApH0_cY5wM_DTyzn6UkRsDSMiCDfVY0C52qibkc0-PUTaWBw4_AwSN0W1EHC8SsCs2_0D7_qbQumvxvBZykPhbwwRBc6_W6NImlv3QB1-rjx2VqIdU_ANBeBle/w400-h300/rouletteDAmour.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Frits Fronz als Alexander von Wartenberg</td></tr></tbody></table><br /><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span><p></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Samstag, 11. Juni 2022</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>14.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>ICH SUCHE EINEN MANN</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Alfred Weidenmann</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">BRD 1966</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">87 Minuten, 35mm</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Barbara ist von den Männern enttäuscht und wendet sich an ein professionelles Institut, das mit solch modernen Techniken wie einer Lochkartendatenbank garantiert die richtige Person findet... oder – wie Barbara bei ihren vielen Match-Dates herausfindet – vielleicht auch nicht?</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Tinder-Date gone wrong im Dutzend könnte man im heutigen Neudeutsch wohl sagen. ICH SUCHE EINEN MANN ist tatsächlich über weite Strecken eine Aneinanderreihung loser kleiner Vignetten von Barbaras "Treffern".</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Da ist der feine Adelige, der sich nach einem gepflegten Restaurant-Dinner als potentieller Date-Rapist entpuppt. Ein bayerischer Landwirt und Hotelier, der sich für Barbaras Körper, ihre Person und ihre Gesundheit vor allem aus der Perspektive interessiert, seine Wirtschaft am Laufen zu halten. Der Lehrer, der Kniebeugen liebt und um den "gesunden Volkskörper" besorgt ist (und im übrigen in der Öffentlichkeit von seinen spöttischen Schülern verfolgt wird). Der Student, der sich nur für Tandemradfahren und Bowling interessiert. Und nicht zu vergessen: der trauernde Witwer, der Barbara gerne als hintere Zebrahälfte (gemeint ist eine Zirkusnummer mit einem Zebrakostüm) hätte, weil die "Nummer muss ja weiter gehen". Und außerhalb der Treffer natürlich der Angestellte des Eheinstituts, der sich um Barbaras Fall kümmert: ein Traum an Professionalität, hinter dem sich ein schüchterner, gar zu schüchterner Verehrer verbirgt (bzw. der wunderbare Harald Leipnitz).</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Das klingt nach nicht viel, wird aber mit einem ordentlichen Tempo inszeniert und mit gut gewürzten Dialogen abgeschmeckt, dass es die hellste Freude ist: ein fluffiges Wölkchen von einer Komödie und sicherlich der perfekte Einstieg in den programmatisch schönsten Tag des diesjährigen Kongresses.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Die zentrale und wichtigste Zutat dieses wohlschmeckenden, spritzigen Cocktails war am Ende die bezaubernde Ghita Nørby. Ihre Figur ist natürlich erst mal ganz gut geschrieben, aber sie macht aus Barbara mit ihrem Charisma tatsächlich einen überlebensgroßen Charakter zum Mitlachen, Mitfühlen und Mitlieben.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>16.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>VERBOTENE SPIELE AUF DER SCHULBANK</b> (Softcore-Fassung)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Jürgen Enz</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">BRD 1980</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">72 Minuten, 35mm</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>In die Abiturklasse kommt eine Neue – und verdreht prompt ihren Mitschülerinnen, Mitschülern und Lehrern den Kopf.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">VERBOTENE SPIELE AUF DER SCHULBANK wurde beim Hofbauer-Kongress nun zum "anderthalbten" Mal gezeigt: beim 16. Kongress im Jahr 2017 lief der Film in der Hardcore-Fassung, die für Angst und Schrecken und Entsetzen sorgte. "Enz war kein Typ für harten Sex", so Hofbauer-Kommandant und Enzologe Christoph bei seiner wunderbaren und liebevollen Einführung über einen der wichtigsten HK-Säulenheiligen. Die "Director's Cuts" von Jürgen Enz waren stets die Softcore-Fassungen: Hardcore-Inserts wurden von Assistenten inszeniert oder komplett nachgedreht und nach dem Ziehen der Softcore-Kinokopien in das Negativ reingeschnitten.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Die Vorführung war auch eine Hommage an den Ende 2020 verstorbenen Regisseur. In einer Vorführung dieses Films konzentriert sich eine Essenz der Hofbauer-Kongresse. Man sitzt dort, sieht, staunt, und merkt, dass hier ein vollkommen zu Unrecht vergessenes Schlüsselwerk der deutschen Kinogeschichte gezeigt wird, das Meisterwerk eines Filmemachers mit einer extrem persönlichen Handschrift: die geradezu aufreizende Langsamkeit, tranceartig vorgetragene Dialoge, eine Inszenierung mit einem manchmal geradezu obsessiv-manischen Gestaltungswillen, die viele Szenen fast wie belebte Installationskunst aussehen lassen, die fast dystopisch anmutenden Abscheulichkeiten bundesdeutscher Spießbürgerwohnzimmer mit kackbraun-olivfarbenen Couch-Garnituren und kitschigen Deko-Elementen, die repetitive, einlullende, hypnotisierende Musik (die sich ein wenig so anhört, als hätte John Carpenter seine düsteren elektronischen Scores in heiteren Bierzelt-Versionen eingespielt) und nicht zuletzt die fast grenzenlose, naive Zärtlichkeit für alle Figuren, die in dieser tristen Umwelt immer wieder von ihren sexuellen Trieben überwältigt werden und nicht anders können, als auf den erwähnten scheusslichen Couch-Garnituren wie Tiere zu kopulieren.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Enz' große Zärtlichkeit zeigt sich wieder darin, wie er "unwichtigen" Figuren ganze Subplots schenkt. Das Pendant der beiden dauergeilen Schlossangestellten in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/01/volljahrig-schlaflos-lustvoll-in.html" target="_blank">WAIDMANNSHEIL IM SPITZENHÖSCHEN</a> sind hier der Deutschlehrer und die Biologielehrerin, die ihren eigenen Score (eher upbeat und fröhlich) erhalten, wenn sie übereinander herfallen. Auch hier wieder Figuren, deren Äußeres nicht unbedingt 100%ig kompatibel ist mit den Ansprüchen eines kommerziellen Sexfilms und die vor allem auch die Funktion des Comic-Relief haben (sie sind leicht tollpatschig, was zu quasi-slapstickhaften Situationen führt) – und dennoch, wenn er sie im Wald während des Schulausflugs (dieser Schulausflug: Stoff für ganze filmwissenschaftliche Abhandlungen!) von hinten nimmt, sie sich an zwei jungen Bäumen dabei festhält und die Montage zwischendurch offenbart, wie die beiden Baumwipfel wackeln, dann ist das pure Kinomagie.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfcIYK222TYICn5kSawxn9cxtoKmqBdmWZJRLBiaySvruY36TkXk0fUVNw3P5PeOD5JhJTjTDOoYPfJaCR7GoX62j4YLTBDNoHKoil7omu_sIc6m2-H_fDIo58ekpEGeT4Cg70L_wDUSeaSeDojbQy78q17BjNPzxV35gOBKecljz1J9HMrquI4U1T/s2000/verbotene_spiele_auf_der_schulbank_1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1306" data-original-width="2000" height="261" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfcIYK222TYICn5kSawxn9cxtoKmqBdmWZJRLBiaySvruY36TkXk0fUVNw3P5PeOD5JhJTjTDOoYPfJaCR7GoX62j4YLTBDNoHKoil7omu_sIc6m2-H_fDIo58ekpEGeT4Cg70L_wDUSeaSeDojbQy78q17BjNPzxV35gOBKecljz1J9HMrquI4U1T/w400-h261/verbotene_spiele_auf_der_schulbank_1.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Oben: Die Biologielehrerin und der Deutschlehrer haben sich lieb<br />Unten: Lehrkörper und Schülerschaft in tristen Wohnlandschaften (mit Paprika als Deko-Elementen)</td></tr></tbody></table><span style="font-family: Helvetica;"><br /><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span><p></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqaQCaIXqgtbprH4Yv2Dzywag-KvJwa1xuLkh-aS-veE2fe0I7csPzKzzrK0G7G0PhBw-4L2yIwPbeRTUpKlotebxnQN-qSOi3BVfqciVod7E-As_FCr2dOpI6s38CFaep4JJ3GzIbw6WN3Hoq54QRLTVAhQVS4yJjtAAOrXpUZoJHBT92-gwDzjIj/s2000/verbotene_spiele_auf_der_schulbank_2.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1307" data-original-width="2000" height="261" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhqaQCaIXqgtbprH4Yv2Dzywag-KvJwa1xuLkh-aS-veE2fe0I7csPzKzzrK0G7G0PhBw-4L2yIwPbeRTUpKlotebxnQN-qSOi3BVfqciVod7E-As_FCr2dOpI6s38CFaep4JJ3GzIbw6WN3Hoq54QRLTVAhQVS4yJjtAAOrXpUZoJHBT92-gwDzjIj/w400-h261/verbotene_spiele_auf_der_schulbank_2.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Oben: beim Schulausflug geht es zwischen Lehrkörper und Schülerschaft heiß her<br />Unten: Enz' Regie lässt viele Bilder immer wieder wie belebte Installationskunst aussehen</td></tr></tbody></table><span style="font-family: Helvetica;"><br /><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span><p></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>19.30 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>LADY BEWARE</b> ("Hautnah")</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Karen Arthur</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">USA 1987</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">108 Minuten, 35mm, DF</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Die Schaufensterdekorateurin Katya beginnt in einem Pittsburgher Kaufhaus eine neue Anstellung. Mit ihren unverhohlen erotischen Installationen zieht sie sehr effizient die Aufmerksamkeit der Passanten an – darunter auch eines Stalkers, der ihr nachspürt, ihre Post öffnet, sie mit obszönen Anrufen traktiert und schließlich sogar in ihre Wohnung einbricht. Nach einer kurzen Begegnung mit ihm beschließt Katya, zurückzuschlagen.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">In den 1990er Jahren gab es auf dem französischen Sender TF1 am späten Samstagabend eine Sendereihe namens "Hollywood Night". Da liefen entgegen des Namens keine Hollywood-Klassiker (die liefen eher am späten Sonntagabend auf FR3): die Werbetrailer, die ich als Junge sah, versprachen Crime, Sex & Violence der Kategorie Direct-to-Video, und tatsächlich liefen US-amerikanische Actionfilme, Thriller und Erotikthriller der späten 1980er und frühen 1990er Jahre (darunter z. B. Filme aus dem Hause PM Entertainment). Ich glaube nicht, dass LADY BEWARE bei "Hollywood Night" mal gelaufen ist, aber Karen Arthurs Erotikthriller dürfte – jetzt im Erwachsenenalter – die ultimative Wunscherfüllung der damaligen Jungsfantasie gewesen sein, die in den Werbetrailern eine prickelnde Mischung aus Erotik, Seediness und süßem Verbotenem hineinprojizierte.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Ein urbaner US-Thriller der 1980er Jahre – das würde man wohl in New York oder in Los Angeles ansiedeln, aber LADY BEWARE spielt in Pittsburgh: kein überzeichnetes Großstadt-Moloch, sondern eine gutbürgerliche "kleine Großstadt", in der Innenstadt voller arbeitender Menschen aus den peripheren Wohngebieten: Katya etwa pendelt jeden Morgen mit dem Bus zur Arbeit, und fährt dabei über eine der zahlreichen ikonischen Brücken der Brückenstadt; der Stalker wohnt in einem Viertel, in dem man sich tatsächlich Ärzte ohne Ansprüche auf repräsentativen Luxus vorstellen kann. Beide Kontrahenten treffen schließlich bei ihrer "ersten" Begegnung (der ersten, bei der Katya ihn endlich sehen kann) auch auf einer der Pittsburgher Brücken, getaucht in rötlichem Dämmerlicht.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Das bedrohliche Szenario, das LADY BEWARE auffährt, hat seinen Ursprung nicht in den Nebengassen des Großstadt-Slums, sondern hat ein gutbürgerliches Gesicht: der Stalker, Jack, ist kein Creep aus dem dunklen Keller, sondern ein Arzt in der Röntgenabteilung einer städtischen Klinik (die direkt gegenüber von Katyas Kaufhaus liegt). Von Beruf aus schaut er also schon sehr genau auf Menschen, blickt nicht nur auf sie, sondern in sie hinein – bis auf die Knochen. Mit seinem Stalking-Objekt Katya lebt er eine sexuelle Fantasie aus, die er nicht mit seiner respektablen Ehefrau in seinem langweiligen Familienleben ausleben kann. LADY BEWARE macht deutlich, dass wir hier keine Fassade sehen, sondern naheliegend Aspekte der gleichen Person: tagsüber Arzt, abends Stalker. Ein obszöner Anruf, während nebenan die Tochter spielt (er lässt sie sogar die Nummer eingeben). Interferenzen nicht ausgeschlossen: in einer wahrlich unglaublichen Szene ruft er Katya an, spielt bereits an sich herum – und nachdem er den Hörer aufgelegt hat, eilt er erregt zu seiner Frau in die Küche und fällt lustvoll über sie her. Insofern ist es sehr geschickt von Katya, dass sie ihren Stalker dort angreift, wo es ihm richtig weh tut – in den Weichteilen seiner bürgerlichen Existenz.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">LADY BEWARE hat die Logik und Struktur eines Rape-and-Revenge-Films, ohne, dass es eine "klassische" Vergewaltigung gibt, sondern etwas viel Tiefgreifenderes, Strukturelleres. "Ich bin in dich drin, und ich ficke mich von innen nach außen" sagt Jack seinem Opfer Katya lustvoll am Telefon. Nach vielen obszönen Anrufen, nachdem er in ihrer Post einen Brief des Vaters abgefangen hat, ihn ihr am Telefon vorliest und eine Missbrauchsgeschichte zwischen den Zeilen liest, auf die Katya sichtlich mimisch reagiert (ein Element, das nie wieder aufgegriffen wird) kommt die ultimative Grenzüberschreitung: er bricht in ihrer Abwesenheit in ihren Loft ein, inspiziert die Wohnung, schnüffelt an ihren Kleidern, trinkt genüsslich ihren Wein, gönnt sich in ihrer Badewanne ein entspannendes Schaumbad, putzt sich mit ihrer Zahnbürste die Zähne und schließlich, noch triefend nass und mit nur einem Badetuch um die Hüften, beginnt er zur Musik, die er aufgelegt hat, ekstatisch zu tanzen – der abgründige, fiese kleine Bastard-Bruder von Tom Cruises legendärem Tanz in RISKY BUSINESS: enthemmter, erotischer und von furchterregender Schönheit. Michael Woods' Körper wird von der Kamera in diesem Moment genauso erotisiert und fetischisiert wie Diane Lanes Körper, wenn sie nackt und bereit für Sex mit ihrem Liebhaber ist (und dabei von Jack heimlich beobachtet wird). Die beiden Antagonisten sind nicht nur Charaktere, sondern auch Körper, lustvolles Fleisch.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Während der Stalker seine sexuellen Fantasien in tätlichen Angriffen auf fremde Menschen auslebt, tut das Katya in ihrer Kunst – heißt: in ihren Schaufensterdekorationen, mit denen sie Parfüms, Schmuck und Joghurts bewirbt. Transgressive Kunst oder zumindest provokante Kunst in einem hyperkommerziellen Umfeld der Kaufhausschnäppchen; Kunst und Begehren vs. Kommerz. Wir sind hier fast schon am Rande der Meta-Kunst, des Meta-Kinos (Lukas Foerster bringt Brian De Palma als Stichwort zum Vergleich). Kunst, nicht nur als etwas Schönes und Erhabenes, sondern auch als Kommunikationsplattform: auf eine gewisse Weise kommunizieren Katya und Jack über Katyas Kunstinstallationen, und Jacks partielle Verwüstung von Katyas Wohnung mit sorgfältigen Arrangements der dort vorhandenen Schaufensterpuppen "liest" sich wie ein künstlerischer Kommentar.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Diane Lane ist neben Ghita Nørby (und ein bisschen auch Lina Romay) die große weibliche Figur des diesjährigen Kongresses: eine fantastische Schauspielerin, die mich anfänglich etwas an Kathleen Turner in BODY HEAT erinnert hat. Keine Femme Fatale, sondern eher der Typ der gequälten Künstlerin, die sich zwar ohne weiteres einen Liebhaber anlächeln kann, diesen dann aber nicht braucht, um sich zu wehren. Während einer Zwangsbeurlaubung gittert sie beim Höhepunkt ihrer Verzweiflung nicht nur alle Fenster ihrer Wohnung zu, sondern spannt auch eine Art Schutzkokon aus Gaze um den Kern ihres Wohnbereichs (um einige der tragenden Säulen). Nach einigen Tagen im fiebrigen Paranoiawahn und offenbar einer Metamorphose in diesem Kokon erlebt sie eine Art Wiedergeburt als entschlossene Rächerin in eigener Sache, ohne, dass sie ihre Identität als Künstlerin aufgibt. Kann man es vielleicht als einen Akt der Zärtlichkeit, der Wertschätzung, des Respekts sehen, dass sie ihrem Stalker eine eigene Kunstinstallation im Schaufenster widmet? Und ihn dann damit sogar fängt?</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regisseurin Karen Arthur hat mit LADY BEWARE ein lang gehegtes Herzensprojekt realisiert – und sich tragischerweise schließlich vom fertigen Film distanziert, nachdem das Studio den Film umschnitt. Mehr Nacktszenen mit Diane Lane wurden hinzugefügt, Szenen mit Cotter Smith (Katyas Liebhaber) wurden herausgeschnitten. Ich wäre dazu geneigt, beide Entscheidungen gutzuheißen: dass beide Protagonisten als körperliche, sexuelle Charaktere dargestellt werden, halte ich für ganz zentral für das Funktionieren des Films. Was Cotter Smith betrifft (der wie ein gemeinsamer Cousin von Billy Cristal und John Leguizamo aussieht): er spielt sicherlich nicht die interessanteste Figur, und dass im letzten Drittel alles sich nur noch um Katya und Jack dreht, spiegelt ihre zunehmende Obsession nach Rache. Es verschwinden auch der stockschwul-extravagante Arbeitskollege Katyas (die etwas peinlichen schwulen Stereotype stehen gegenüber der Tatsache, dass er ein absolut klarer Sympathieträger ist und die wohl "normalste" Figur in einem Film voller "Kaputter") und die schüchterne, schwarze Arbeitskollegin, ebenso der onkelige Chef. Diese Verdichtung macht den Film im letzten Drittel umso stärker, so dass man ihn auch "on the edge of the seat" und vor Anspannung nägelkauend sehen kann.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>22.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Open Air</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>"Gli italiani si voltano"</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Alberto Lattuada</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Italien 1954</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">14 Minuten, 35mm, OV</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Impressionen von Italienerinnen, die durch Rom spazieren und von Männern, die ihnen nachblicken.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Diese Episode aus L'AMORE IN CITTÀ lief bereits beim <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/01/volljahrig-schlaflos-lustvoll-in.html" target="_blank">18. Hofbauer-Kongress</a>. Wieder ein fluffig-leichter Film, der im letzten Drittel ins Bedrohliche und Düstere kippt. Ihn – natürlich nach einer Pause – direkt nach LADY BEWARE zu schauen, war schon ziemlich passend, und hat das Unbehagliche des letzten Drittels, als eine junge Frau plötzlich zu einer echten Protagonistin wird, die hartnäckig von einem einzelnen Mann durch die ganze Stadt verfolgt wird, noch potenziert.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>GRIECHISCHE FEIGEN</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Siggi Götz</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">BRD 1977</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">95 Minuten, 35mm</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Patricia soll nach einem Griechenland-Urlaub mit den Eltern allein nach München zurückfliegen, um dort ihr Studium zu beginnen. Stattdessen begibt sie sich auf eine lange Spritztour durch Griechenland, um Spaß zu haben und Männer aufzureissen – und lernt schließlich Tom kennen.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">GRIECHISCHE FEIGEN war auf gewisse Weise der perfekte Film, um an einem warmen Frühsommertag ein Festivaltag im Freien ausklingen zu lassen (gleichwohl die Temperaturen zu später Stunde etwas sanken): ein sommerlicher Film, der größtenteils unter freiem Himmel spielt. Ein eher lose vor sich hintreibendes Roadmovie, das Etappe für Etappe, Episode für Episode ruhigen Schrittes erkundet. Die Stimmung ist insgesamt heiter, auch wenn während des ganzen Films dunkle Wolken am Horizont zu sehen sind und die Wärme immer wieder droht, in Gewitter und Unwetter umzuschlagen. Vielleicht liegt es an der zweiten Begegnung, die Patricia auf den Straßen des ländlichen Griechenlands macht: zwei Deutsche (es ist schlimm: sie sind überall! Von ein paar Engländern und einigen griechischen Komparsen abgesehen ist praktisch jede sprechende Rolle im Film deutsch) nehmen sie im Auto mit und versuchen sie schon nach wenigen Hundert Metern zu vergewaltigen – Patricia kann ihnen zwar entkommen und sie sogar der Lächerlichkeit preisgeben, aber es bleibt doch immer ein Nachgefühl von Bedrohung, das nie ganz verschwindet (auch, weil der weitere Weg der zwei Männer immer wieder zwischendurch eingeblendet wird).</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Mit dem Segler Tom findet Patricia für einige Tage eine kleine Utopie des Liebesglücks. Doch auch hier ziehen Wolken auf, als Eifersucht, Besitzansprüche und teils auch einfach nur bedauernswerte Missverständnisse die Idylle angreifen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Die größte Schwäche von GRIECHISCHE FEIGEN ist vielleicht, dass Patricia schon eine sehr, sehr unsympathische, egozentrische, teils schlichtweg asoziale Figur ist – und manchmal auch eine echte Heuchlerin, hinter deren Rebellentum und Unangepasstheit sich auch repressives Spießertum verbirgt, wenn sie etwa gegen Ende eine andere junge Frau, die fast wie ihr eigenes Spiegelbild wirkt und nun ihren Platz an Toms Seite genommen hat (wohlgemerkt nachdem sie Tom selbst zum Teufel gejagt hat) auf aggressive und demütigende Weise zur Sau macht. Insofern wirkt GRIECHISCHE FEIGEN auch ein bisschen wie ein 68er-Katerfilm: von den einstigen Träumen von freier Gesellschaft und freier Liebe sind nur Äußerlichkeiten geblieben – und auch diese blättern schnell ab, wenn der Widerstand zu groß, die Konflikte zu komplex, die Umstände zu ungünstig werden.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Sonntag, 12. Juni 2022</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>15:00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b><br /></b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>PAPAYA DEI CARAIBI</b> ("Papaya, Liebesgöttin der Kannibalen")</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Joe D'Amato</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Italien 1978</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">86 Minuten, 35mm, DF</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Auf einer karibischen Insel soll ein Kernkraftwerk errichtet werden, doch das Projekt gerät ins Stocken, weil die leitenden Projektingenieure nach und nach unter mysteriösen Umständen ermordet werden. Der neue Ingenieur Vincent (Maurice Poli) soll nun das Projekt weiterführen. Zusammen mit der Journalistin Sara (Sirpa Lane) versucht er auch, das Geheimnis um die Morde zu lüften und bekommt prompt Unterstützung von der Einheimischen Papaya (Melissa Chimenti). Diese bietet ihre Hilfe nicht ganz uneigennützig an: sie ist eine der Anführerinnen des konspirativen Aufstands gegen das Kraftwerk und stets bereit, ihre gefährlichste Waffe (ihren Körper) einzusetzen.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Nach GRIECHISCHE FEIGEN ging es mit den sommerlichen Filmen nun weiter: noch höhere Temperaturen, ein noch langsameres Tempo und noch viel mehr nackte Haut leiteten den letzten Tag des Leipziger Kongresses ein. PAPAYA DEI CARAIBI mag wesentlich langsamer sein als GRIECHISCHE FEIGEN, sein revolutionärer Spirit war allerdings intakter und auch roher: die selbstherrlichen kolonialen Imperialisten, die für ihre Profite und die in Kauf genommene Umweltverschmutzung irgendetwas von "Fortschritt" faseln, werden verführt, bekommen ihren Penis abgebissen und werden dann noch lebendig verbrannt.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Die große "pièce de résistance" des Films kommt in der Mitte, als Vincent und Sara nach einer Autofahrt, einem längeren Spaziergang durch eine kleine Stadt, die gerade von einem feierlichen Umzug belebt wird, ein paar Mal zu viel "falsch" abbiegen, in ein Haus eintreten, dort überfallen und unter Drogen gesetzt werden und in ihrem Rausch einer sehr wilden, eskalierenden Voodoo-Zeremonie beiwohnen müssen. Wenn Vincent und Sara dann hilf- und wehrlos dem wilden Treiben zusehen müssen, befinden wir uns als Zuschauer in einer ähnlichen Position: die sublimen Bilder haben uns eingelullt, wir wussten, dass das nicht "gut" endet, aber wir konnten uns einfach diesem Flow nicht entziehen. In PAPAYA DEI CARAIBI sieht man wieder, welch großartiger Kameramann Aristide Massaccesi (so Joe D'Amatos bürgerlicher Name, unter dem er seine eigenen Regiearbeiten auch fotografierte) war: ja, das ist der Mann, der L'ANTICRISTO und COSA AVETE FATTO A SOLANGE fotografiert hat (und natürlich auch EVA NERA, von den mir bislang bekannten D'Amato-Filmen der schönste). Einen erheblichen Teil zum Vergnügen trägt <a href="https://www.youtube.com/watch?v=yTLE1R7BCv4" target="_blank">Stelvio Ciprianis wunderschöner Score</a>, der sich für den Rest des Tages als sanfter Ohrwurm in meinem Kopf eingebrannt hat.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Eine deutliche Trübung des Vergnügens brachte der leider schon recht fortgeschrittene Rotstich (und Kontrastverlust) der Kopie, der die vermutlich satten karibischen Farben in ein gedämpftes Sepia verwandelte.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>17:00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>LA ESCONDIDA</b> ("Die Rebellenbraut")</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Roberto Gavaldón</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Mexiko 1956</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">99 Minuten, 35mm, DF</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Mexiko, Anfang des 20. Jahrhunderts. Felipe und Gabriele wollen bald heiraten. Doch die revolutionären Wirren treiben sie auseinander: Felipe wird zum Revolutionär, Gabriele lässt sich – zunächst, um Felipe zu retten – auf eine Affäre mit einem brutalen General ein.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Die "carte blanche" des LURU-Kino hat mich persönlich gepflegt gelangweilt. Die Liebesgeschichte im Zentrum dieses Revolutionsmelodrama hat mich leider eher kalt gelassen: zu groß war in meinem Kopf die Kluft zwischen dem hölzernen Felipe-Darsteller Pedro Armendáriz, den der Film als bewundernswerter Held darstellte, und der eigentlich ganz guten Maria Félix, deren Gabriele der Film als durch und durch verdorbenes, intrigantes und teuflisches Luder zeichnete, ohne ihr freilich dabei den Glamour einer femme fatale zuzustehen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Die Kopie war allerdings farbecht, die mexikanische Sonne brannte unerbittlich auf die trockenen und staubigen Feldwege, und eine ausgelassene Karnevalsfeier bei Nacht erstrahlte frenetisch (ja gar fast stroboskopisch) in den knalligsten Farben. Also irgendwie auch schön anzusehen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>19:00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b><br /></b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><b>MIDNIGHT PARTY</b> ("Heiße Berührungen")</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Jess Franco</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Frankreich/Schweiz 1975</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">63 Minuten, 35mm, DF</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;"><i>Eine Stripperin (Lina Romay) bandelt mit zwei Nachtclubkunden an, und gerät dabei in eine haarsträubende Mord- und Spionageintrige.
</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Joseph von Sternberg und Marlene Dietrich, Yasujiro Ozu und Setsuko Hara, Jean-Luc Godard und Anna Karina, John Cassavetes und Gena Rowlands... Alles bekannte Duos aus Regisseur und Schauspielerin, doch keines dürfte in der Intensität, Dauer und dem schieren Output an jenes von Jess Franco und Lina Romay reichen, die über fast 40 Jahre eine dreistellige Anzahl an Filmen drehten.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Vor der Vorstellung gab es eine wunderschöne Einführung von Hofbauer-Kommandant Christoph, der von der Schönheit des leidenschaftlich-obsessiven Kinos Jess Francos schwärmte und die Zuschauer passend auf den Film einstimmte. Die gezeigte deutsche Kopie hat leider viele Federn gelassen, offenbar vor allem aus den interessantesten Teilen des Films: Lina Romay, die in einer Art Rahmen-Kommentar zum Film sich in rotes Licht getaucht nackt in einem Bett räkelt, die vierte Wand brechend mit den Zuschauern im Kino plaudert, sie teils sanft anteast, teils roh anbaggert und teils einfach nur entspannt rumblödelt.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Dazwischen gibt es eine völlig haarsträubende Räubergeschichte um eine Verschwörung und eine Mordintrige, die die Protagonistin immer wieder aus den Klamotten und ins Bett treibt – Hindernisse werden gegebenenfalls mit Mitteln des Slapsticks überwunden: Luststöhnen und prustendes Gelächter sind in MIDNIGHT PARTY nie weit voneinander entfernt.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span class="s1" style="font-kerning: none; font-size: 12px;"></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica;"><span style="font-size: 12px;">Das Ende ist dann pure Eskalation: wilde Verfolgungsjagden, Figuren werden erschossen, aber werden kurz darauf wieder lebendig. Das schwindelerregende Spielen mit den Genre-Motiven hat was von Godard (den Franco verehrte), bloß in etwas beschwingter. Kino ist Spaß, Kino ist Lust, Kino ist Entspannung, Kino ist Leben.</span></span></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-78053714410793211792022-09-09T00:34:00.000+02:002022-09-09T00:34:13.968+02:00Ich werde dich töten, Wolf<div>ICH WERDE DICH TÖTEN, WOLF<br />
Deutschland (BRD) 1970<br />
Regie: Wolfgang Petersen<br />
Darsteller: Ursula Sieg (Uschi), Wolf Roth (Wolf), Helmut Heckelmann (Berliner im Zug), Alberto Sozzi (Italiener im Zug), Tilly Zinner (alte Dame im Zug), Theodor Pamin (Vermieter), Ingrid Oppermann (Wolfs Frau), Hans Dörnbrandt (Wolfs Bühnenpartner), Wolfgang Petersen (Heizer)
<br /><br /></div><div style="text-align: justify;">
Uschi, eine Frau Anfang bis Mitte Dreißig, fährt, zunächst allein im Abteil, mit dem Zug nach Berlin (West). Nach und nach füllt sich das Abteil, doch Uschi beteiligt sich nicht an den sporadischen Gesprächen. Sie ist in Gedanken versunken, denn sie ist unterwegs, um einen Mord zu begehen, wie wir gleich ganz am Anfang durch einen inneren Monolog erfahren. Die Fahrt im Zug bildet die Haupt-Zeitebene, zumindest in den ersten zwei Dritteln des einstündigen Films, mehrfach unterbrochen durch Rückblenden, die die Vorgeschichte des Mordplans erzählen.
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixTVj1MH2X51rDUrsAEDWERYwVKfAUXa7s1gofY06XLWX9Tj3b7RcKqTw6WY-TBL928AmvAVFJNL-ypeLd7rQAhqHsUfcjRElBk2geqBaqDQP5Cx5Cvy5NcXz_U7wF86S52TCAX2PwjMV-1T1u037B3gJTCJaaBg0lyXmnyjJfqtAymaqejT1biu-z/s2226/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_01.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="833" data-original-width="2226" height="150" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEixTVj1MH2X51rDUrsAEDWERYwVKfAUXa7s1gofY06XLWX9Tj3b7RcKqTw6WY-TBL928AmvAVFJNL-ypeLd7rQAhqHsUfcjRElBk2geqBaqDQP5Cx5Cvy5NcXz_U7wF86S52TCAX2PwjMV-1T1u037B3gJTCJaaBg0lyXmnyjJfqtAymaqejT1biu-z/w400-h150/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_01.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Sie wird ihn töten<br /></td></tr></tbody></table>
Wolf ist ein begabter, aber vorerst nur mäßig erfolgreicher Theaterschauspieler irgendwo in der Provinz. Uschi lernt ihn kennen, als sie eine seiner Vorstellungen besucht (man gibt eine Bühnenfassung von "Von Mäusen und Menschen") und ein Autogramm erbittet. Schnell werden die beiden ein Liebespaar, doch glücklich wird Uschi nicht. Zunächst erfährt sie quasi nebenbei, dass Wolf verheiratet ist. Doch er erzählt ihr, dass er unter seine Frau, einer Grundschullehrerin, leidet, weil diese nicht ganz normal sei. Einmal hat sie auf einer Klassenfahrt eines der ihr anvertrauten Kinder, das ihr unsympathisch war, einfach in einem Steinbruch zurückgelassen. Als Wolf ein attraktives Rollenangebot aus München erhielt, hat sie versucht, ihn mit einem Pilzgericht zu vergiften, nach einem weiteren Angebot aus Berlin hat sie ihn beinahe "aus Versehen" überfahren. So erzählt es zumindest Wolf, und zunächst haben wir als Zuseher und Uschi keinen Grund, daran zu zweifeln. Nun sei er komplett entnervt, fährt er fort, und schon kurz vor dem Selbstmord. Es gibt nur einen Ausweg: Wolfs Frau muss sterben. Und er hat auch schon einen Plan. Demnächst wird sie mit ihren Schülern einen Ausflug zu einem abgelegenen Aussichtsturm unternehmen, der auf einer Seite nur eine sehr niedrige Brüstung hat. Und weil Wolf den Anschlag nicht selbst unternehmen kann, ohne sich verdächtig zu machen, muss Uschi den entscheidenden Schubs geben. Niemand sonst wird da sein, niemand kann sie mit Wolfs Frau in Verbindung bringen, und die Kinder sind zu jung, um als Zeugen eine Gefahr zu sein.
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgJMGLPbT3bd11cNqtvGO1FR8hBFwSf0Z-_799eNozNBqxF6MVUIXivFt5ZZTxSgbcbGT7xFDIydRQgjC36UGt8hI-GoEZU-xNmC1RKhvmHfAturyxXngGX3QUszg2BYXvMQNyDjRaCIHN2kPxYNiAzUL-UOPFUL1YfWYoQMGenTzIy0zBD3H5N76Qt/s2226/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_02.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1666" data-original-width="2226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgJMGLPbT3bd11cNqtvGO1FR8hBFwSf0Z-_799eNozNBqxF6MVUIXivFt5ZZTxSgbcbGT7xFDIydRQgjC36UGt8hI-GoEZU-xNmC1RKhvmHfAturyxXngGX3QUszg2BYXvMQNyDjRaCIHN2kPxYNiAzUL-UOPFUL1YfWYoQMGenTzIy0zBD3H5N76Qt/s400/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_02.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Zugfahrt mit sinistrer Absicht<br /></td></tr></tbody></table>
Am fraglichen Tag steht Uschi einsam auf dem nebelverhangenen Turm. (In der Realität handelt es sich um den Berliner Grunewaldturm, doch im Nebel wirkt er viel moderner als dieses wilhelminische Ding, fast schon brutalistisch-avantgardistisch, und die heute vorhandenen Sicherheitsgitter gab es damals noch nicht.) Ohne sichtbare Emotionen wartet sie auf die Schulklasse, und dann zögert sie auch nicht lange, und sie stürzt Wolfs Frau in den Tod. Doch schon kurz danach folgt herbe Ernüchterung. "Die Liebe kommt, die Liebe geht", erklärt ihr Wolf, und er habe jetzt wieder ein attraktives Angebot aus Berlin, eine Hauptrolle in einer Brecht-Aufführung, und er gibt ihr freundlich, aber bestimmt den Laufpass. Als ihm Uschi am Bahnhof noch etwas hinterhergeht, sieht sie, wie er eine andere Frau umarmt. Sie nimmt das alles äußerlich gefasst hin, aber sicherlich stellt sie sich dieselben Fragen wie wir als Publikum: Wurde sie von Wolf nur ausgenutzt? War sie von Anfang an nur ein naives Werkzeug, um seine Frau auf bequeme und für ihn gefahrlose Weise loszuwerden? Selbst wenn sie geschnappt worden wäre, hätte er ja sagen können, dass sie aus eigenem Antrieb einen Eifersuchtsmord begangen hat und er nichts damit zu tun hat. Und hatte er womöglich schon die ganze Zeit eine andere Geliebte? Uschi kommt offenbar zu dem Schluss, dass alles genauso war, und die Konsequenz, die sie daraus zieht, steht schon im Titel des Films.
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-y8YJ1LoUpDpCdhjgnVUqE2xee4AjDI1ZWSrhgvtkfL_Z42MPbUKJWckFZAxxcmOqVLRkwDcdxpLMhdTGowZZ9ohtIO6mBPYJGgxduB4b0FqKOAxISMvI3OmK6Ai7y3UVURBot0OQuz4zkLA1LhUL3Nqy4Lsh88MICuHrpSn9-4Y2wi4OGvveuoC6/s2226/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_03.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1666" data-original-width="2226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-y8YJ1LoUpDpCdhjgnVUqE2xee4AjDI1ZWSrhgvtkfL_Z42MPbUKJWckFZAxxcmOqVLRkwDcdxpLMhdTGowZZ9ohtIO6mBPYJGgxduB4b0FqKOAxISMvI3OmK6Ai7y3UVURBot0OQuz4zkLA1LhUL3Nqy4Lsh88MICuHrpSn9-4Y2wi4OGvveuoC6/s400/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_03.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Turm des Todes<br /></td></tr></tbody></table>
Nach 40 Minuten im Film ist der Zug angekommen (die damals eigentlich nötigen Umstände einer Bahnreise aus der BRD durch die DDR nach West-Berlin ignoriert Petersen komplett); der Rest spielt in Berlin, und es gibt keine Rückblenden mehr. Uschi mietet ein Appartement in Grunewald und zahlt bar einen Monat im Voraus. Der Vermieter entpuppt sich als Spanner - unmittelbar nach Erhalt der Miete wetzt er in ein Nachbarhaus, wo er selbst wohnt, erklimmt auf dem Dachboden einen "Hochsitz" in Form einer Stehleiter und beobachtet durch eine Dachluke mit einem Fernglas Uschi hinter der großen nackten Glasfront des Appartements ("die Gardinen hat meine Frau gerade in der Wäsche", hat er ihr zuvor weisgemacht). Doch just als sich Uschi auszieht, bricht der Hochsitz krachend zusammen, und der Spanner landet auf dem Hosenboden - Pech gehabt.
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhft-cqdSsSwA5WcKSYUZEU5KoJFLVFOxx8jOY5vYAARS41cYoM58vvjPv1CUyVn6qTffimG7V5P0-K5meK_TD1ReMFgwjHZc1yKTcsGeYshvfbzwnmunARtyxoxp_calqHfsCmYih7Q2916G-vGtjtuk2jseasSI0oP1mwpyGtYP4mdQwkmtyiHA_K/s2226/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_04.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1666" data-original-width="2226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhft-cqdSsSwA5WcKSYUZEU5KoJFLVFOxx8jOY5vYAARS41cYoM58vvjPv1CUyVn6qTffimG7V5P0-K5meK_TD1ReMFgwjHZc1yKTcsGeYshvfbzwnmunARtyxoxp_calqHfsCmYih7Q2916G-vGtjtuk2jseasSI0oP1mwpyGtYP4mdQwkmtyiHA_K/s400/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_04.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der erste Mord<br /></td></tr></tbody></table>
Wolf spielt jetzt auf einer großen Bühne den Baal, und Uschi besucht wieder einmal eine seiner Vorstellungen. Irgendwie (wie genau, lässt der Film offen) schleppt sie ihn in das Appartement ab, und die beiden schlafen miteinander - Wolf lässt offenbar nichts aus. Doch als er schon selig neben ihr schlummert, schleicht Uschi in die Küche, holt ein großes Messer und sticht wild auf ihn ein. Nach vollbrachter Tat bleibt sie erst mal auf dem Bett neben dem toten Wolf sitzen bis zum Morgen. Erst dann packt sie ihre wenigen Sachen zusammen und ruft ein Taxi, um zu verduften. Gerade noch rechtzeitig, denn der Spanner-Vermieter hat mit seinem Fernglas die Leiche entdeckt und die Polizei alarmiert, nachdem er vor Schreck erneut von seinem Hochsitz auf seinen Allerwertesten plumpste. "Bitte fahren Sie etwas schneller", sagt Uschi zum Taxifahrer, als sie die Blaulichter und Sirenen bemerkt, doch es klingt, als wolle sie nur ihren Zug nicht verpassen. Wahrscheinlich wird sie ungeschoren davonkommen, und die geradezu hymnische Schlussmusik verstärkt diesen Eindruck.
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnRxM_ijxxH649BJI6s2YlofD-Y-msQlBLlIdGDV_O7A5YPdd0RulZNLjDb6YIhnVqM7Zv5lpMObAFDElhb5BL2ICyzcNRu01yZ27LsQtNGItRsf5Luf6SElS4tBIwuyAk3YQo2L-Hg0Wou51wb3B2aRdnqQdc-_uggHSX0Ca7l-Y3QnKRrXFLLb7Q/s1113/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_05.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="833" data-original-width="1113" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnRxM_ijxxH649BJI6s2YlofD-Y-msQlBLlIdGDV_O7A5YPdd0RulZNLjDb6YIhnVqM7Zv5lpMObAFDElhb5BL2ICyzcNRu01yZ27LsQtNGItRsf5Luf6SElS4tBIwuyAk3YQo2L-Hg0Wou51wb3B2aRdnqQdc-_uggHSX0Ca7l-Y3QnKRrXFLLb7Q/s400/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_05.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kein glückliches Paar mehr<br /></td></tr></tbody></table>
Das Thema von ICH WERDE DICH TÖTEN, WOLF ist düster, doch Petersens bisweilen gallig-ironische Inszenierung sorgt dafür, dass es nicht zu ernst wird (der ferkelige Vermieter ist da nur ein Beispiel unter mehreren) - Petersen selbst hat den Film sogar ausdrücklich als "unernst" bezeichnet. Wolfgang Petersen hatte von 1966 bis 1970 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) Regie studiert, und ICH WERDE DICH TÖTEN, WOLF ist sein dortiger Abschlussfilm, gedreht im Oktober und November 1969. Eigentlich hatte er nur ein Budget von 10.500 DM zur Verfügung, was nur für einen Kurzfilm gereicht hätte, doch er war wild entschlossen, einen zumindest einstündigen Film zu machen. So drehte er drauflos, steuerte sehenden Auges auf die Budgetüberschreitung zu, und als das Geld alle war, ging er mit dem bereits gedrehten Material zur DFFB-Leitung, um mehr loszueisen. Letzten Endes erhielt er 50.000 DM, aber ein erheblicher Teil der Kosten konnte wieder hereingeholt werden, weil es gelang, den Film an den NDR zu verkaufen.
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgy4AQmHCQzZhhxenxajpk_4wauRbiS-uepIaiPqm4XbArtmdEKMK6_ach6G0fqNVMQdNAlWCKVf0NLL-02n63HaDBnT45BI4GClpgCK3MC4sixhsNdC1F_4FK4_VAsjRIOqmpM_T3j_ZzshVIbkZjT1O8Gd0oT-d081cJdMwSHIKCSkzSLLcuZGya3/s2226/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_06.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="833" data-original-width="2226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgy4AQmHCQzZhhxenxajpk_4wauRbiS-uepIaiPqm4XbArtmdEKMK6_ach6G0fqNVMQdNAlWCKVf0NLL-02n63HaDBnT45BI4GClpgCK3MC4sixhsNdC1F_4FK4_VAsjRIOqmpM_T3j_ZzshVIbkZjT1O8Gd0oT-d081cJdMwSHIKCSkzSLLcuZGya3/s400/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_06.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Trennung</td></tr></tbody></table>
50.000 DM waren, auch inflationsbereinigt, natürlich immer noch ein mickriger Betrag für einen Spielfilm. Immerhin konnte zwar in Schwarzweiß, aber auf 35 mm gedreht werden, aber der Zeitrahmen von 60 Minuten bedingte, dass es zwischen den Rückblenden jeweils Sprünge in der Zeit und im aktuellen Status der Beziehung von Uschi und Wolf gibt. Der Zuschauer wird über diesen Status aber nie im Unklaren gelassen oder gar verwirrt, so dass die Geschichte zwar etwas elliptisch, aber trotzdem flüssig erzählt wird - Petersen hat hier also sehr ökonomisch gearbeitet. Den Kosten war es auch geschuldet, dass der Film zum größten Teil in West-Berlin gedreht wurde, auch die Szenen, die in der ländlichen Provinz spielen. Nur die Zugfahrt wurde an der Strecke Hamburg-Flensburg gedreht. Abgesehen davon, dass eine Dampflok und ein Nebengleis für vier Stunden zum Preis von 300 DM von der Bundesbahn angemietet wurden, wurden dafür nur reguläre Bahnfahrten benutzt - das Team fuhr eine Woche lang zwischen Hamburg und Flensburg hin und her, um die Szenen in den Kasten zu bekommen. Auch die Ausgaben für die Schauspieler waren sehr gering - sie erhielten kaum mehr als ein Taschengeld. Neben den beiden Hauptdarstellern war nur Helmut Heckelmann, der einen dicken Berliner im Zugabteil spielt, ein echter (aber kein bekannter) Schauspieler. Ingrid Oppermann, Wolfs Frau im Film, studierte ebenfalls Regie an der DFFB, und nebenbei kam sie im Lauf der Jahre auf ungefähr ein Dutzend Film- und Fernsehrollen. Alle anderen auf der Leinwand waren Laiendarsteller, so war etwa der Vermieter im echten Leben ein Taxifahrer.
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgQ4zZ382bXawi6Q8HZqGoxVmAzDdt3RqHKojV2CYyf44l5QWhX4WZy4-FEsAKQ-iuz6QMPVGNocIdBQfgCLdPwTAyIx0Wo7dd9PmMs1XQC9zmyXwQjdBie1MOwcJPJf37jNy7f3_CzuYyXqRByO2txVlM5sO_MUJqqZ7ItUwjKJWylgFAlooflWnDz/s2226/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_07.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1666" data-original-width="2226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgQ4zZ382bXawi6Q8HZqGoxVmAzDdt3RqHKojV2CYyf44l5QWhX4WZy4-FEsAKQ-iuz6QMPVGNocIdBQfgCLdPwTAyIx0Wo7dd9PmMs1XQC9zmyXwQjdBie1MOwcJPJf37jNy7f3_CzuYyXqRByO2txVlM5sO_MUJqqZ7ItUwjKJWylgFAlooflWnDz/s400/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_07.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ein unanständiger Vermieter<br /></td></tr></tbody></table>
Ursula Sieg war Petersens erste Frau, sie waren von 1970 bis 1978 miteinander verheiratet. Kennengelernt hatten sie sich schon in den frühen 60er Jahren an einem Hamburger Theater, wo Petersen als Regieassistent und Schauspieler tätig war. Siegs Uschi ist unterkühlt, introvertiert, wortkarg, aber das ändert nichts daran, dass man trotz des ersten Mordes mit der Figur sympathisieren kann (den zweiten Mord gönnt man dem bösen Wolf ohnehin). Wolf Roth (der auch im Film vollständig Wolf Roth heißt) gehörte (wie Klaus Schwarzkopf und Jürgen Prochnow) zu den Darstellern, mit denen Petersen mehrfach gearbeitet hat: Viermal spielte er unter Petersen im TATORT Kommissar Finkes Assistenten Jessner, dazu kam noch eine Nebenrolle in EINER VON UNS BEIDEN. Seinen Wolf stattet er mit einer gewissen Portion Exaltiertheit aus, so dass man ihm beim ersten Sehen des Films den leidenden Wolf noch abnimmt, aber beim zweiten Mal, wenn man seinen Charakter und seine Absichten kennt, den unlauteren und manipulativen gelernten Schauspieler herauslesen kann. Kurz, er macht seine Sache sehr gut.
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEispUVw0zYYfNjB7-FFxRTuP5hcQnBWYW8AiHrlD-oaX5LotkIh7ZwDzJeJtpEJVf-ONQEfKiHea4ZHgxRlJjM0WvrSo2ZiILOqvWBaGF3Xar22HaU2XbTuS8oDp9SfeDQ6USKFwrtuNxEPesk9QgDJYdb5VPZKZYPXmR8pR_PyzD_bQLR173IQaxIE/s2226/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_08.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="833" data-original-width="2226" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEispUVw0zYYfNjB7-FFxRTuP5hcQnBWYW8AiHrlD-oaX5LotkIh7ZwDzJeJtpEJVf-ONQEfKiHea4ZHgxRlJjM0WvrSo2ZiILOqvWBaGF3Xar22HaU2XbTuS8oDp9SfeDQ6USKFwrtuNxEPesk9QgDJYdb5VPZKZYPXmR8pR_PyzD_bQLR173IQaxIE/s400/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_08.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der zweite Mord<br /></td></tr></tbody></table>
ICH WERDE DICH TÖTEN, WOLF hatte im Juni 1970 auf der Berlinale in der Reihe "Info-Schau" seine Premiere, und die Erstausstrahlung in der ARD erfolgte im April 1971. Dabei hinterließ er einen guten Eindruck - so wie zuvor schon bei Dieter Meichsner, dem langjährigen Fernsehspielchef des NDR. Schon im selben Jahr 1971 inszenierte Petersen für den NDR mit BLECHSCHADEN die erste der TATORT-Folgen mit Kommissar Finke. Insgesamt gab es davon sieben, alle bis auf die letzte unter der Regie von Petersen. ICH WERDE DICH TÖTEN, WOLF war also seine Eintrittskarte für größere Aufgaben (und das ist ja auch der Sinn solcher Abschlussfilme). Zum Schluss soll der Regisseur selbst das Wort haben:
<blockquote>
"ICH WERDE DICH TÖTEN, WOLF ist zu einem Film der Zitate aus allem geworden, was ich im Kino gerne mochte. Hitchcock kommt vor, Truffauts DIE BRAUT TRUG SCHWARZ, von Polanski eine gewisse Brutalität. <i>[Apropos Hitchcock: Petersen gönnt sich ein Cameo als Heizer in der Dampflok des Zugs nach Berlin.]</i> Alles in diesem Film ist in Anführungsstrichen zu sehen. Ich spielte mit allen möglichen Stilmitteln, ein typischer Akademiefilm. Ich war gefangen im Nachdenken über filmische Sprache und wußte, daß mir das Finden einer eigenen Sprache noch bevorstand." (Wolfgang Petersen/Ulrich Greiwe: <i>Ich liebe die großen Geschichten</i>, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1997, S. 81)
</blockquote>
Erfreulicherweise kann man ICH WERDE DICH TÖTEN, WOLF im DFFB-Archiv <a href="https://dffb-archiv.de/dffb/ich-werde-dich-toeten-wolf">kostenlos streamen</a>.
</div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiT_aCs9dINVPXBDCF88tn8-YXREbVE9uUYVnzkevv9swtTj-dEdEyZXO2u5LxsJYDopEoW3cSQUDnUEPFYJFdg7Wlo3hTGllcxt0vT7q1y0cnM_c6IipupuYP0DL2T8KB8oezM5poemqnZZfZN2WQAynDf2gqBqTa3zhPRdXOGsu1wQTwSC-j9EV__/s1113/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_09.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="833" data-original-width="1113" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiT_aCs9dINVPXBDCF88tn8-YXREbVE9uUYVnzkevv9swtTj-dEdEyZXO2u5LxsJYDopEoW3cSQUDnUEPFYJFdg7Wlo3hTGllcxt0vT7q1y0cnM_c6IipupuYP0DL2T8KB8oezM5poemqnZZfZN2WQAynDf2gqBqTa3zhPRdXOGsu1wQTwSC-j9EV__/s400/Ich_werde_dich_t%C3%B6ten_Wolf_09.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Wolfgang Petersen schippt Kohlen<br /></td></tr></tbody></table>Manfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-8525542127097528672022-08-07T12:57:00.000+02:002022-08-07T12:57:50.430+02:00Mütter und Töchter: Bericht vom 22. goEast-Festival des mittel- und osteuropäischen Films<p><i style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;">Der große Ehrengast und zweifelsohne die Heldin der 22. goEast-Ausgabe (19.-25. April 2022) war Lana Gogoberidze (*1928): eine georgische Regisseurin und Autorin, deren Werk zum ersten Mal in Deutschland mit einer umfangreichen Retrospektive geehrt wurde. Einige großartige Filme zeigten, dass ihre Filmografie wohl einen "blinden Fleck" in der Wahrnehmung des nichtrussischen bzw. nicht-russischsprachigen sowjetischen Kinos, des georgischen Kinos und des Kinos weiblicher Regisseure darstellt. Vielleicht ein Startschuss für eine breitere Wiederentdeckung ihres Werkes?</i></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiVe_XFSgFkcE6OwoUsnY8fwr7Y-GUiOsGbGjQJ6KH8Inv1LuOHnRq1Goux7BfFRjHPidQUUdAfvPGd4HqqqCluuR2fsAfdQdxZNaknN4pFsPeHBBrkhHYrdNNWKBLu8FwOkGF7rPRf1cE_l9LJZzeFTcLf2p6V6Uch4utvUhLw8WMnZYS4uek6ohDe/s1659/LanaGogoberidze_Lomer-Akvlediani-Portraet.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1659" data-original-width="1515" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiVe_XFSgFkcE6OwoUsnY8fwr7Y-GUiOsGbGjQJ6KH8Inv1LuOHnRq1Goux7BfFRjHPidQUUdAfvPGd4HqqqCluuR2fsAfdQdxZNaknN4pFsPeHBBrkhHYrdNNWKBLu8FwOkGF7rPRf1cE_l9LJZzeFTcLf2p6V6Uch4utvUhLw8WMnZYS4uek6ohDe/w365-h400/LanaGogoberidze_Lomer-Akvlediani-Portraet.jpg" width="365" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Lana Gogoberidze mit Kameramann Lomer Akhvlediani beim Dreh des Musicals AURZARI SALKHINTESI ("Tumult")<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>PROLOG</b></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>goEast hat während der Pandemie im Bereich Digitalisierung nachgerüstet und bot dieses Jahr für Pressevertreter eine Mediathek mit vielen der gezeigten Filme. Entsprechend der Terminierung der für mich interessanten Filme habe ich dann einen voraussichtlich verpassten Film vorab geschaut.</i></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Mittwoch, 20. April 2022</i></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Jena</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgvVXLMUcYxInTRUDYawVSTV1qj1zKObUH7UPxu9dbMtyulMirqYFwNBiVbWOd4BjMzeE3pJQhNQhVrDy1pcunWa_n6u4RO2A-xAGUKbdOrm6M1xeOQ4hopAVltI3CI2xMqsXWLZniw76vQ17pudyx3P4FNgTvQfh4RfceEZH1SVPBBzA37K00reeyg/s1600/Hom2022_DAY-IS-LONGER-THAN-NIGHT.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgvVXLMUcYxInTRUDYawVSTV1qj1zKObUH7UPxu9dbMtyulMirqYFwNBiVbWOd4BjMzeE3pJQhNQhVrDy1pcunWa_n6u4RO2A-xAGUKbdOrm6M1xeOQ4hopAVltI3CI2xMqsXWLZniw76vQ17pudyx3P4FNgTvQfh4RfceEZH1SVPBBzA37K00reeyg/w400-h225/Hom2022_DAY-IS-LONGER-THAN-NIGHT.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Eva trauert auch in der Ehe mit Spiridon weiter um den verstorbenen Georgi (der Film ist in Farbe)<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>DGES GAME UTENEBIA ("Der Tag ist länger als die Nacht")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Lana Gogoberidze</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sowjetunion 1983</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">104 Minuten, Mediathek-Screener</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>In einem georgischen Bergdorf, Anfang des 20. Jahrhunderts: die Bauerntochter Eva liebt Georgi, doch dieser kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben. Ihres Lebensmuts beraubt heiratet sie Spiridon, einen opportunistischen Karrieristen aus der Stadt. Mit ihm in einer unbehaglichen Ehe gefangen durchlebt sie die Zeiten von Revolutionen, Bürgerkrieg, Zwangskollektivierung und Terror.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Gerade in den ersten zwanzig Minuten ist DGES GAME UTENEBIA von klassischem narrativem Kino sehr weit entfernt, fließt eher in einem wilden Bilderstrudel, der Zeit, Ort und Diegese sprengt: Routinen und Trubel des georgischen Dorflebens aus mindestens zwei verschiedenen Epochen, impressionistische Landschaftsaufnahmen, stilisierte Tableaus von Frauen, die vor einem kunstvollen Wandteppich sitzen sowie Gesangsnummern eines wandernden Schauspielerensembles wechseln sich ab, erst nach 20 Minuten schälen sich erste Ansätze von klassischer Narration heraus, und erst nach und nach stellt sich eine Art Kohärenz ein. DGES GAME UTENEBIA bleibt extrem elliptisch und trotz erkennbarer erzählerischer Episoden schert er in Handlungszeit und -Diegese immer wieder aus und kehrt zur älteren Eva in der Jetzt-Zeit oder zu den Gesangsnummern des Wandertheaters zurück.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Lana Gogoberidzes Filme seit den späten 1970ern bis zu den frühen 1990ern teilen ein kaleidoskopisches Herangehen an Erzählung: Puzzleteile aus Handlungen, Erinnerungen, Visionen, verfremdeten Kommentaren, stilisierten Tableaus setzen sich während der Laufzeit mehr und mehr zusammen und schaffen eher assoziative Verbindungen als eine geradlinige Erzählung. Ideen und Bilder stehen erst einmal fragmentiert für sich, doch durch Wiederholungen und Variationen gewinnen sie nach und nach Sinn. Gogoberidze hat sich im Laufe verschiedener Publikumsgespräche als gemäßigte Cinephile, aber als leidenschaftliche Liebhaberin internationaler Lyrik präsentiert – es ist vielleicht daher nur folgerichtig, dass ihr Kino am ehesten mit Lyrik vergleichbar ist: einzelne Zeilen mögen nichts "bedeuten", schaffen aber mit anderen Zeilen durch Reime, durch rhythmische Struktur, durch Wortvariationen Bedeutungen und Verknüpfungen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Es gehört also durchaus zum Stil Gogoberidzes, Filme auf diese Weise zu inszenieren. Bei DGES GAME UTENEBIA kam allerdings hinzu, dass der sowjetische Verleiher die 138-minütige Urfassung um über 30 Minuten zensierte (darunter, wie Gogoberidze in Wiesbaden bei einem Publikumsgespräch erklärte, nicht nur "politische" Momente, sondern auch eine längere Sexszene, die in der Kinofassung nur noch kurz enthalten ist). Inwiefern das die ohnehin kaleidoskopische Struktur des Films noch radikalisierte, muss wohl vorerst Spekulation bleiben: mein Eindruck war, dass das letzte Drittel etwas "unrund", stellenweise zu brutal abgehakt wirkte.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das "schädigt" diesen beeindruckenden Film im Gesamteindruck allerdings nur wenig. Gogoberidzes epischster Film, mit einer Handlung, die sich weit über 60 Jahre erstreckt, erzählt entlang des Schicksals einer "ungebildeten" Bäuerin auch von der bewegten und gewalthaften Geschichte Georgiens und der Sowjetunion. Wir erleben die Aktionen sozialistischer Agitatoren auf dem georgischen Dorf, die Etablierung des sowjetischen Regimes in der Stadt, begleitet von summarischen Gewalttaten, die zunehmende Paranoia in der Stalin-Ära, die ebenso von Paranoia und Gewalt geprägte Zwangskollektivierung auf dem Dorf.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Bei einem Spaziergang mit dem Berufsrevolutionär Artschil, mit dem Eva vielleicht eine Affäre hat oder in den sie vielleicht verliebt ist (in der Episodenhaftigkeit muss man sich hier ganz auf ambivalente Mikro-Gesten der Vertrautheit stützen), drückt sie ihre tiefe Trauer über die Erschießung des örtlichen Vogelimitators, nur kurz nach Machtübernahme der Kommunisten: ein wahrscheinlich geistig beschränkter Mann, der allerdings sämtliche Vögelpfiffe und -gesänge der Region nachpfeifen und nachsingen kann (und eine Person, die ein wenig Freude in Evas tristes Leben mit Spiridon bringt). Auf einem Kirchturm wird er von zwei revolutionären Aktivisten erschossen, weil er die Kirchenglocke während einer Parteiveranstaltung geläutet hat. Artschil spricht in blumigen Metaphern von notwendigen Verlusten: von der Notwendigkeit seines Arguments scheint er mehr überzeugt zu sein als von seiner Richtigkeit.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Willkürliche Gewalt ist in DGES GAME UTENEBIA nicht eine "Entgleisung" des Stalinismus, sondern integraler Bestandteil sowjetischer Herrschaft von Anbeginn an. Die "Fronten" sind dabei keineswegs säuberlich geordnet, übersichtlich, klar zu trennen. Den Idealisten nimmt man Artschil ab, ohne Zweifel: er blickt voller Zuversicht in eine Zukunft des Kommunismus – vielleicht ein Grund, warum er zunehmend zum perfekten Instrument des stalinistischen Terrors wird, weil er immer darauf hoffen kann, dass jetzt endlich die "letzten Opfer" gemacht werden? Spiridon hingegen, Evas trüber Ehemann, wird im Laufe des Films in vielen Rollen gezeigt: als städtischer Agitator auf dem Dorf vor der Oktoberrevolution; als gutbürgerlicher Stadtbewohner bzw. Erbe eines gewinnbringenden Ladengeschäfts, dem es auch in revolutionären Zeiten gut geht dank seiner eigenen "revolutionären Vergangenheit" und seiner guten Beziehungen zu den richtigen Leuten; als ein während des Großen Terrors in die Enge und in die Paranoia Getriebener, der auf's Land flieht, um dort wiederum als Agitator der Zwangskollektivierung den Dorfdiktator zu spielen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Episode der Zwangskollektivierung auf dem Dorf gehört auch zu den bizarrsten und aus Perspektive des sowjetischen Sozialismus und der christlichen Religiosität blasphemischsten: Spiridon traktiert die Dorfbewohner mit den üblichen Parolen zur Kollektivierung der dörflichen Einzelwirtschaften und stößt auf Widerstand, weil einige der Dorfbewohner antworten, nicht "für die Faulen" arbeiten zu wollen. Eva "übernimmt": sie erklärt den versammelten (und von Spiridons Rede noch gereizten) Dorfbewohnern die Kollektivierung in salbungsvollen, metaphernreichen und stark christlich geprägten Worten in einer Art Nachstellung der Bergpredigt – und gewinnt sie damit (zumindest provisorisch) für die Idee. Es ist ein Moment, in dem zudem auch die labile Ehe Evas und Spiridons für einen kurzen Moment gekittet wird (bevor letzterer einige Dorfbewohner mit Beschimpfungen und Gewalt wieder gegen sich aufbringt – und sich auch Eva wieder in seiner ganzen Charakterschwäche offenbart).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Neben der wahrlich verblüffenden Bilderflut wird der Film schließlich auch von den beiden Hauptdarstellern getragen: Darejan Kharshiladze glänzt eher durch Charisma als durch ein fein nuanciertes Spiel, ist aber perfekt besetzt für die dauertrauernde Eva, deren Leben im sowjetisch-stalinistischen Georgien (in der Stadt wie auf dem Bergdorf) eine Art Daueralptraum ist. Sie wird später noch in Gogoberidzes OROMTRIALI eine kleine Rolle spielen. Guram Pirtskhalava ist mit seinem vernarbten Gesicht die Idealbesetzung für den trüben Opportunisten, der je nach Lage Opfer des neuen Regimes oder engagierter Täter ist: auch er wird noch mal in Gogoberidzes OROMTRIALI auftauchen (hier allerdings als durchaus einfühlsamer Mensch im zeitgenössichen Tbilissi) und den furchterregenden NKWD-Offizier in VALSI PECHORAZE spielen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>DAS FESTIVAL</b></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Donnerstag, 21. April 2022</i></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Theater im Pariser Hof, 17.00 Uhr</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjXsWSfIm51VKeog7MP5qDRDeuVn5VJCUMhcVtLJf_d-VnJOpHqrVJfLPTibUStElijRbHo71dEcH2sdHYPqOLe4IDCLF9RgHcJFr_kQNLSQYC8rMXCCkZ80o2aLPMDXAxCA0dRvugBiR27SPSzAXxAcky_xGe2baEWktgS73iu1N0qz3-fhW6HCqk-/s1600/Hom2022_SOME-INTERVIEWS-ON-PERSONAL-MATTERS.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="899" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjXsWSfIm51VKeog7MP5qDRDeuVn5VJCUMhcVtLJf_d-VnJOpHqrVJfLPTibUStElijRbHo71dEcH2sdHYPqOLe4IDCLF9RgHcJFr_kQNLSQYC8rMXCCkZ80o2aLPMDXAxCA0dRvugBiR27SPSzAXxAcky_xGe2baEWktgS73iu1N0qz3-fhW6HCqk-/w400-h225/Hom2022_SOME-INTERVIEWS-ON-PERSONAL-MATTERS.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Sofikos Ehe befindet sich in einer Krise (Still in Schwarzweiß – der Film ist in Farbe)<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE ("Einige Interviews zu persönlichen Fragen"</b></span><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>)</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Lana Gogoberidze</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sowjetunion 1978</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">95 Minuten, DCP</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Szenen aus dem Lebensalltag der Journalistin Sofiko: wie sie – unter anderem – Leute interviewt, Ungerechtigkeiten untersucht, mit ihrem Mann streitet, sich an die Rückkehr der Mutter nach jahrelanger Haft erinnert oder beschwingt die Straßen von Tbilissi durchschreitet...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE lief bereits beim Symposium über weibliche Regisseure in Mittel- und Osteuropa beim goEast 2017: <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/05/weiblich-und-visionar-auf-dem-17-goeast.html" target="_blank">da gefiel mir der Film schon ganz gut</a>. Die Einschätzung, dass dies nicht weniger als Gogoberidzes "magnum opus" darstellt, kann ich mittlerweile teilen. Vielleicht ist dies sogar einer der großen und essentiellen Filme des sowjetischen Kinos – aber das wollte bislang vielleicht niemand bemerken, weil der Film von einer Frau inszeniert wurde; weil es ein georgisch-sprachiger Film ist und sowjetisches Kino immer noch zu sehr mit "russischem" Kino gleichgesetzt wird;<span class="Apple-converted-space"> </span>weil es ein "Frauenfilm" ist; weil ihm als eher "kleiner" und "intimer" Film das "Grandiose", das "Mystische", das "Visionäre" fehlt, für das z. B. Tarkovskij gefeiert wird.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wenn ich es richtig sehe, ist RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE der erste Film Gogoberidzes, der den stalinistischen Terror direkt konfrontiert, wenngleich, ohne ihn direkt zu zeigen: es ist ein zeitgenössischer Film über Leben, Liebe und Alltag in Tbilissi Ende der 1970er Jahre – der stalinistische Terror schwebt aber immer noch als für viele prägendes Element über den Alltag.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auch wenn ich leider nicht alle Filme sehen konnte, aber RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE scheint auch der erste Film Gogoberidzes zu sein, in dem ihr fragmentierter, der Lyrik nachempfundener Stil zu voller Blüte kommt. Das Resultat ist ein komplexer, filigraner Teppich aus Atmosphären und Gefühlen: es gibt Lachen und Weinen, Momente der unbehaglichen Anspannung wie auch der totalen Entspannung, Erzählungen der wichtigsten Hauptfigur und unzählige Nebenpfade, in denen Geschichten von Nebenfiguren zum Zuge kommen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der rote Faden, oder besser gesagt der Kitt, der alles zusammenhält, ist die Figur der Sofiko, gespielt von der wunderbaren Sofiko Chiaureli: eine der bedeutendsten Theaterschauspielerinnen Georgiens, in der Filmwelt besonders berühmt für ihre Rollen in Filmen Sergej Parajanovs ("Die Farbe des Granatapfels", "Die Legende der Festung Suram"). Sofiko, die Journalistin, ist keine "besonders außergewöhnliche" Frau, sondern eine engagierte Journalistin, die ihren Job liebt, gerne Geschichten "normaler" Menschen nachgeht (dies führt zu den titelgebenden Interview-Szenen, in denen verschiedene Frauen aus verschiedenen sozialen Schichten über ihren Lebensalltag plaudern), gerne auch investigativ Ungerechtigkeiten aufdeckt (z. B. wenn ein Bauherr illegalerweise Grundstückteile einer Dorfschule bebaut) und ansonsten auch mit der Doppelbelastung als vollzeitarbeitende Frau und Mutter/Ehefrau kämpfen muss. Eine Frau, deren Leben getrübt ist durch die traumatischen Erinnerungen an die Rückkehr der Mutter aus dem stalinistischen Lager und durch eine aufziehende Ehekrise (ihr Ehemann betrügt sie).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE hat an manchen Stellen fast etwas Rauschhaftes, Traumartiges: bei einem Auftrag in einem Dorf außerhalb von Tbilissi lässt sie sich in einem Moment der Blödelei durch einen rötlich-goldenen Herbstwald in einem Karren wie eine Prinzessin von ihrem Fotografen kutschieren; bei einem feierlichen Abendessen zuhause fängt sie an, ausgelassen zu tanzen, verfällt fasst in eine Art Rausch, jäh unterbrochen, als eine geisterhafte Erscheinung plötzlich im Flur steht (die Tochter im hellen Pyjama, die geweckt wurde und nun etwas verschlafen-erschrocken das Treiben beobachtet).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Bereits bei der ersten Sichtung sah ich es als emotionalen Höhepunkt: Sofikos spontaner Besuch bei ihrem Fotografenkollegen, der gerade in eine neue Wohnung gezogen ist. Sie entdeckt dabei, dass ihr Kollege Bilder von Interviewpartnern, auf denen sie zu sehen ist, in Fragmenten gesammelt hat: die Abschnitte mit den Interviewpartnern </span>ordnungsgemäß für die Zeitung verwendet, die weggeschnittenen Abschnitte, in denen sie zu sehen ist, geradezu obsessiv für die Privatsammlung, für den Ikonenschrein der Liebe, gesammelt. Der Fotograf ist gewissermaßen einer von mehreren "heiligen Narren", die Gogoberidzes Filme bevölkern: der Vogelgesangimitator in DGES GAME UTENEBIA, der "Dorfidiot" in ME VKHEDAV MZES. Hier ist eher im übertragenen Sinne ein "heiliger Narr" zu sehen: in jeder Situation zu Späßen aufgelegt und leicht herumblödelnd – eine Tarnung für seine Liebe zu Sofiko, wie wir vermuten müssen.</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE ist nicht nur das Portrait einer Frau: als solches ist er großartig – er erforscht aber auch zahlreiche Nebenpfade, nicht nur in den zahlreichen, eingefügten Interviewausschnitten. In einem kleinen Subplot wird Sofiko beim Einkaufen in einer Markthalle von einer grundsätzlich freundlichen, aber doch sehr penetranten Frau bedrängt, die auf "ihren" Platz in der Warteschlange besteht: Sofiko beobachtet sie und sieht hier eine Frau, die dies sehr systematisch in sämtlichen Schlangen (Brot, Eier, Milch etc.) macht, von einer Schlange zur nächsten geht und "ihren" Platz lautstark reserviert. Durch den Markt folgt Sofiko der "Schlangenplatzbetrügerin" schließlich auch in eine Nebengasse, wo sie sie in ein Gespräch verwickelt (und potentiell ein weiteres Interview in die Wege leitet). An Nebenpfade, Nebengeschichten und Seitenstimmen war Gogoberidze im Laufe ihrer Filmografie zunehmend interessiert, in diesem Film sehen wir wohl die größte Verdichtung dieser "unfokussierten" Erzählweise.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wenn RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE ein Film über Sofiko, aber auch allgemein über Menschen in Tbilissi ist, dann ist er auch ein Film über Tbilissi: gefüllt mit langen Spaziergängen und Busfahrten durch die großen Hauptboulevards (die einen leicht mediterranen Flair haben), mit Ausblicken auf den Bauboom der Republikhauptstadt, mit kleinen Ausflügen in verwinkelte Nebenstraßen und schließlich auch Schlendern oder Rennen durch die steilen Gassen in terrassenartig angelegten Wohnvierteln.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Es ist auch ein Film über den Stalinismus, und wie der Terror auch die nachfolgende Generation, die Töchter und Söhne der unmittelbar Betroffenen prägt. Immer wieder durchbrechen Erinnerungsrückblenden die zeitgenössische Ebene, führen in die Teenager-Jahre Sofikos, als ihre Mutter aus der Lagerhaft entlassen wurde, und sie eine Frau als "Mama" begrüßen muss, die sie nicht kennt. Eine "unzuverlässige" Erinnerung: die gleiche Umarmung wird gleich drei Mal hintereinander mit leicht geändertem Bewegungsablauf wiederholt. Ebenso auch Erinnerungen an ihren Aufenthalt in einer Institution, die wie ein sehr tristes Kinderheim aussieht.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">An diesen Erinnerungsfetzen wird Gogoberidze in ihrem ersten postsowjetischen Film, VALSI PECHORAZE, anknüpfen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Theater im Pariser Hof, 21.00 Uhr</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>ROTSA AKVAVDA NUSHI ("Als die Mandelbäume blühten")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Lana Gogoberidze</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sowjetunion 1972</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">75 Minuten, DCP</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Alltag, Leben und Träume einer Gruppe von Schülern in Tbilissi.<span class="Apple-converted-space"> </span></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In ihrem Teenager-Coming-of-Age-Drama zeigt Gogoberidze eine lose Gruppe von Schülerinnen und Schülern, ihre Liebeleien, und ihre Träume von einer Karriere als Rennradfahrer. Es ist einer ihrer wenigen Scope-Filme (die Angabe bei IMDb mit 1.78:1 ist falsch). Gedreht in einem schönen, kontrastreichen Schwarzweiß macht das auch visuell einiges her (auch wenn diese DCP, im Gegensatz zu RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE, leider sehr totgefiltert aussah).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Am Ende muss ich aber gestehen, dass ROTSA AKVAVDA NUSHI für mich als der uninteressanteste aller Gogoberidze-Filme im Gedächtnis bleibt – bzw. eigentlich verblüffend wenig im Kopf geblieben ist, weder Figuren (außer, dass ich den ambitionierten Radrennfahrer und Klassen-Rowdie Zura, gespielt von Zura Kipshidze, sehr unsympathisch fand) noch besonders viele Situationen (außer vielleicht ein Moment, in dem ein Telefon zwischen dem Wohnzimmer eines Hauses und dem Garten mit blühenden Mandelbäumen hin- und her getragen und immer wieder an eine neue Person gereicht wird).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Freitag, 22. April 2022</i></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><i>Thematisch ein besonders "harter" Tag über Genozid, Massenmord, politische Gewalt und Krieg.</i></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Museum Wiesbaden, 12.00 Uhr</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhAjM765hzSnH-5x-XSRVfw83qwkdaiKWgq6kD0eg6QoC-Pc8q6QhZdNRGb5TNi2eDrCyvXVBvU9JEOzBUCckSNZJsy5ZPTIC7hUvEkkn9hc-MUoezKv65Qw2CEMjt6aEssagx80V53JL7HfmefyZVOlMROP6LBoCm7BgSlxi37AiSu8H-tzIbG30ug/s1600/Symp2022_PASSENGER.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhAjM765hzSnH-5x-XSRVfw83qwkdaiKWgq6kD0eg6QoC-Pc8q6QhZdNRGb5TNi2eDrCyvXVBvU9JEOzBUCckSNZJsy5ZPTIC7hUvEkkn9hc-MUoezKv65Qw2CEMjt6aEssagx80V53JL7HfmefyZVOlMROP6LBoCm7BgSlxi37AiSu8H-tzIbG30ug/w400-h225/Symp2022_PASSENGER.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Weibliche Häftlinge in Auschwitz-Birkenau in PASAŻERKA<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><b>PASAŻERKA ("Die Passagierin")</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Andrzej Munk, Witold Lesiewicz</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Polen 1963</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">58 Minuten, DCP</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Bei einer Kreuzfahrt mit ihrem Ehemann erblickt Liza eine ihr bekannte Frau und erinnert sich an ihre Vergangenheit: während des Zweiten Weltkriegs war Liza SS-Mitglied und Aufseherin im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die Frau, die sie zu erkennen glaubt, könnte die Inhaftierte Marta sein, mit der sie eine schwierige Beziehung verband.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">PASAŻERKA lief im Rahmen des Symposiums "Wo geht's hier nach Osten? Godard, Kino und Ideologie in Mittel- und Osteuropa": dieses widmete sich einigen im weitesten Sinne mit osteuropäischen Themen verbundenen Filmen Godards sowie Filmen, mit denen er sich entweder in Filmkritiken oder in Filmen beschäftigt hatte. Godard hatte PASAŻERKA wohl als gelungenes Beispiel für eine filmische Darstellung des Holocaust hervorgehoben.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Zunächst: PASAŻERKA ist ein unvollständiger, fragmentarischer Film. Nach dem plötzlichen Unfalltod des Regisseurs Andrzej Munk 1961 wurden die Dreharbeiten abgebrochen. Aus den bereits gefilmten Szenen sowie mithilfe von Standbildern konstruierte Witold Lesiewicz später eine Annäherung an den geplanten Film.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Die Erklärungen über die Entstehungsumstände des Films sind im Film selbst als Off-Kommentar integriert. Die Rahmenhandlung auf dem Passagierschiff wird dann auch als eine lockere Abfolge von Standbildern präsentiert, kommentiert und erzählt vom gleichen Off-Sprecher. Ein nicht-geplanter Einstieg in den Film, der zunächst sehr ungewöhnlich und befremdlich wirkt – dem Film aber auch passenderweise gleich den Anstrich eines Essayfilms gibt.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">PASAŻERKA ist nämlich kein Film über den Holocaust, sondern tatsächlich eher ein Film über die Erinnerung an den und das Erzählen vom Holocaust. Liza, die SS-Wärterin, die Jahre später nun als "einfache" Zivilistin ihren Urlaub genießt, offenbart sich ihrem Ehemann, der von ihrer "Vergangenheit" nichts wußte. Sie übernimmt dann auch den Off-Kommentar des Films und erzählt ihrem Mann ihre Version der Ereignisse: dass sie als Aufseherin eigentlich auch nur ein Opfer des Krieges war, dass sie Marta aus Mitgefühl zahlreiche Privilegien gewährte etc. Diese Erzählung ist dann auch der "eigentliche" Film bzw. wird in einigen der fertig abgedrehten Szenen als "normaler" Spielfilm präsentiert. Nach – grob geschätzt – einem Drittel der Laufzeit bricht dann Lizas Erzählung auch ab: ihre stark beschönigte "Version", für ihren Ehemann an den Ecken und Kanten schön abgeschliffen, hat sie auserzählt. Nach einer Rückkehr zur Rahmenhandlung (und zu den Standbildern) beginnt eine zweite, alternative "Version" von Lizas Geschichte, diesmal ohne offensichtliche Verschönerungen für den Ehemann, aber doch mit immer wieder spürbaren Elementen der Selbsttäuschung (das Narrativ, das sie selbst eigentlich ein Opfer sei, glaubt sie offenbar wirklich): in dieser Version wird klar, dass Liza ihren Dienst in Auschwitz durchaus sehr ambitioniert vollbrachte und dass sie Marta keineswegs aus Humanismus gesonderte Privilegien gewährte – sondern um sie bei einer internationalen Lagerinspektion als "ihre" Mustergefangene präsentieren zu können und damit ihre Karriere voranzubringen. Lizas Fixierung auf Marta entwickelt in der zweiten Version ihrer Geschichte durchaus etwas Obsessives, Sado-Masochistisches, Abgründiges, das in dieser Konstellation spätere Naziploitation-Filme (der besseren Sorte, ich denke da an IL PORTIERE DI NOTTE von Liliana Cavani und <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/05/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">L'ULTIMA ORGIA DEL III REICH von Cesare Canevari</a>) vorwegnimmt. </span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">PASAŻERKA ist wie gesagt kein Film über den Holocaust, sondern eher über das Erzählen über den Holocaust: die unzuverlässige Erzählerin, der Bruch der Erzählung, die mehrfache Erzählung von Geschehnissen aus unterschiedlichen Perspektiven (RASHOMON hatte das ein paar Jahre vorher schon gemacht; hier allerdings kommen die unterschiedlichen Perspektiven von der gleichen Person) machen stets deutlich, dass hier keine "objektive", "dokumentarische" Darstellung zu sehen ist. Das macht den Film ungeheuer modern, intellektuell herausfordernd und wahrscheinlich auch wesentlich tiefgründiger als viele gängige Holocaust-Filme, die eine Illusion von "so war es" erzeugen möchten (ohne auf SCHINDLER'S LIST zu sehr rumhacken zu wollen). Mehr ein fragender Film als einer, der säuberliche Antworten bereit hält.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Caligari-Filmbühne, 14.00 Uhr</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRkYnGNQYmoQP2ngjfYT5mZyuBl5IBssZ01as66PiGcOtI7BQWHHAI7gFMNaoqgjo8_iQAX6JAMgr2G-OQv6xQp0Z-AUbtS6VO3yNHfystzW8xhFz17WYoaOv8Xo8PMCBhcZ8DpuIKOkb31PtedkOFEHIQ5gt6HB222O4wR7bNtRNP1RHkR6uIspl9/s1600/Hom2022_WALTZ-ON-THE-PETSCHORA.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhRkYnGNQYmoQP2ngjfYT5mZyuBl5IBssZ01as66PiGcOtI7BQWHHAI7gFMNaoqgjo8_iQAX6JAMgr2G-OQv6xQp0Z-AUbtS6VO3yNHfystzW8xhFz17WYoaOv8Xo8PMCBhcZ8DpuIKOkb31PtedkOFEHIQ5gt6HB222O4wR7bNtRNP1RHkR6uIspl9/w400-h225/Hom2022_WALTZ-ON-THE-PETSCHORA.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Weibliche Häftlinge aus allen Teilen der Sowjetunion tanzen zusammen Walzer auf der gefrorenen Petschora (im Film nicht sepia-getönt, sondern schwarzweiß)<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><b>VALSI PECHORAZE ("Der Walzer auf der Petschora")</b></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Lana Gogoberidze</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Georgien 1992</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">104 Minuten, 35mm</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Tbilissi zur Zeit des Großen Terrors: die Eltern der Teenagerin Anna sind deportiert worden, sie selbst ist in ein Waisenheim gebracht worden. Von dort bricht sie aus und kehrt in die Familienwohnung zurück – die mittlerweile von dem NKWD-Offizier bewohnt wird, der für die Deportation der Eltern verantwortlich ist. Zwischen den beiden entspinnt sich allmählich eine unbehagliche Vater-Tochter-Ersatzbeziehung.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">VALSI PECHORAZE ist wahrscheinlich Gogoberidzes persönlichster und autobiografischster Film. Ein Teil des Films ist von den Erzählungen Nutsa Gogoberidzes, Lanas Mutter, über ihre Erfahrungen im Lager inspiriert. Ich hatte es zum Teil schon bei meinem <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/05/weiblich-und-visionar-auf-dem-17-goeast.html" target="_blank">Bericht über die Retrospektive zu weiblichen Regisseuren</a> geschrieben, hier noch mal gesondert bzw. ergänzt: Nutsa Gogoberidze war eine Filmpionierin des georgischen Kinos, die wahrscheinlich erste georgische Regisseurin, die Ende der 1920er Jahre, Anfang der 1930er Jahre kurze Dokumentarfilme inszenierte (einer von ihnen in Co-Regie mit Mikheil Kalatozishvili, später bekannt als <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Michail%20Kalatosow" target="_blank">Michail Kalatozov</a>). 1937, im Zuge des Großen Terrors, wurde ihr Ehemann, der hohe georgische Parteifunktionär Levan Gogoberidze, hingerichtet; sie selbst wurde deportiert und war über zehn Jahre lang in einem Lager inhaftiert. Nach ihrer Entlassung brach sie sämtliche Verbindungen zur Filmkunst, sprach auch mit ihrer Tochter nie über ihr Filmschaffen (Lana vermutet, dass sie Angst hatte vor weiteren Repressalien) und wurde Mitarbeiterin eines Sprachinstituts in Tbilissi. Im Geheimen verfasste Nutsa aber Kurzgeschichten über ihre Erfahrungen während der Lagerhaft, die ihre Tochter Lana dann irgendwann las (ob zu Lebzeiten Nutsas oder erst später, weiß ich nicht). Sie starb 1966 mit etwa 63 Jahren.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In VALSI PECHORAZE lässt Lana Gogoberidze also die Tochter einer deportierten Frau und den NKWD-Offizier, der für die Deportation verantwortlich ist, aufeinander treffen: ein bedrückendes, unbehagliches, unbequemes Kammerspiel, ein sehr außergewöhnlicher Coming-of-Age-Film und eine sehr vielschichtige, komplexe filmische Auseinandersetzung mit dem Stalinismus in Georgien.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Wohnung, in der sich das abspielt, ist nicht nur ihrer früheren, deportierten Bewohner beraubt, sondern wird von dem NKWD-Offizier bereits in seiner ersten Nacht teilweise vandaliert: er zerstört impulsiv Familienfotos – vielleicht, damit seine Opfer ihn nicht ständig vom Kaminsims aus anschauen? Wo früher Familienfotos hingen, stellt er unpersönliche Collagen mit Zeitungsausschnitten über den Fortschritt des sowjetischen Regimes hin. In diesem Zustand der partiellen Zerstörung findet Anna dann auch die Wohnung vor, und ein Teil der Spannung zwischen beiden Figuren entspringt auch der Frage, wie Überreste der früheren Besitzer angeeignet und genutzt werden. Klasse spielt dabei eine große Rolle: Anna ist die Tochter von offensichtlich gebildeten, "gutbürgerlichen" Leuten, in deren Haushalt europäische klassische Musik gehört, westliche Literatur und Lyrik im englischen und französischen Original gelesen und Tee aus feinen Porzellantassen getrunken wird. Sie rügt den NKWD-Offizier dann auch, als er Rotwein aus besagter Teetasse trinkt. Er wundert sich über die ganzen fremdsprachigen Bücher, die er vorfindet, und fragt das Mädchen dann auch nach der Entsprechung einzelner Begriffe auf Französisch. Sie könne jeden einzelnen Gegenstand in der Wohnung auf Französisch benennen, so Anna. Es sind Momente, in denen klar ist, wie sehr Anna den Offizier bäuerlicher Herkunft in seiner Grobklotzigkeit (zunächst) verachtet.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auch wenn Anna im Laufe der Zeit den Mut findet, gegen den neuen Bewohner der Familienwohnung die Stimme zu erheben: es herrscht eine dauerhafte, bedrückende Atmosphäre der Bedrohung – ein Damoklesschwert hängt dauerhaft über Anna. Als sie zum ersten Mal in die Wohnung zurückkehrt, fordert der Offizier sie auf, ihm beim Ausziehen der Stiefel zu helfen und ihm die Pantoffeln zu holen, während er dabei seinen Uniformgürtel lockert – die schwebende Bedrohung bekommt für wenige Augenblicke eine latent sexuelle Komponente.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Aus einer Art Kampfsituation (bei der allerdings immer klar zu sein scheint, dass der Offizier am längeren Hebel sitzt) entsteht zwischen den beiden semi-freiwilligen Mitbewohnern (er toleriert, dass sie in der Wohnung bleibt und übernachtet) eine Art stabiles Arrangement. Anna nutzt dann auch die Zeiten, in denen der Offizier arbeitet und abwesend ist, dazu, über ihre Mutter nachzudenken. In wiederkehrenden Visionen oder Erinnerungen oder Träumen (die Unterscheidung scheint keine große Rolle zu spielen), die das bedrückende Kammerspiel auflockern, sieht sie sich und ihre Mutter in der noch heilen Wohnung, in schicken weißen Kleidern gekleidet, die Wohnung mit weißen Tüchern behangen und dekoriert, zum Plattenspieler Walzer tanzen. Und dann denkt sie auch an die aktuelle Situation ihrer Mutter und sieht sie zusammen mit einer größeren Gruppe deportierter Frauen einen langen Fußweg durch das verschneite Nordrussland gehen. In Annas Vorstellung wird den Frauen der Zugang zu den Lagern, die sie erreichen, verweigert, und sie müssen immer weiter und weiter und weiter laufen: diese Bilder sehen wir im Gegensatz zum restlichen Film in Schwarzweiß. Dazwischen stellen sich einige Weggefährtinnen von Annas Mutter persönlich vor und sprechen in die Kamera von ihrem Leben (ein wenig wie Sofikos Interviewte in RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE): neben Georgisch ist auch Russisch, Ukrainisch, Armenisch zu hören, von Frauen mit vielen unterschiedlichen Biografien (Bäuerin, Opernsängerin, Dorflehrerin). Annas Vision von der Deportation ihrer Mutter ist von Anfang an recht symbolisch und wird im Laufe des Films dann auch zunehmend surreal: ein indigener Fischer taucht aus dem Nichts auf und verteilt den Frauen Fische, die sie roh essen; aus Erschöpfung fallen die Frauen wie tot um und stehen dann später wieder auf; im titelgebenden Moment tanzen die Frauen schließlich zusammen Walzer auf einem gefrorenen Fluss.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">So symbolisch diese Darstellung der Deportationen ist, so "handfest" wird Stalinismus in anderen Momenten gezeigt. Annas "Mitbewohner" arbeitet vor allem in der Nacht: er leitet und befehligt Massenhinrichtungen außerhalb der Stadt (die Erschießungen werden nicht explizit gezeigt, sondern laufen nur auf der Tonspur, während wir sein regungsloses Gesicht sehen). VALSI PECHORAZE unterläuft die weitverbreitete (und von der Forschung auch zunehmend widerlegte) Vorstellung von Stalinismus als bürokratische Struktur: Terror ist hier ein sehr persönlicher Akt, der von Menschen ausgeführt wird, die durchaus auch für persönliche Zwecke politische Macht nutzen – wobei Ideologie nur zum Teil die treibende Kraft ist. Der Offizier mag Anna gegenüber zwar ab und zu von Feinden, die vernichtet gehören, sprechen – im Alltag genießt er vor allem die Vorzüge, in einer schicken Wohnung leben zu können. Dass Gewalt nur von Kommunisten getragen wurde, widerspricht der Film zwischendurch auch in einer denkwürdigen Episode: die Mutter des NKWD-Offiziers kommt zu Besuch – der autoritäre Mann sieht sich dann auch für kleine Augenblicke wie ein kleiner Bub von der alten Frau behandelt (oder wie ein sehr junger Mann, der endlich heiraten soll). Seine Mutter ist tiefreligiös (im Gegensatz zu ihm erkennt sie einen traditionellen Betstuhl in Annas Familienwohnung), dörflich geprägt, auf den ersten Blick kulturell sehr weit entfernt vom Kommunismus: die Gewalthaftigkeit des nunmehr nicht mehr ganz so neuen Regimes weiß sie aber auch zu schätzen, nicht nur, weil "böse Menschen" hart bestraft gehören, sondern weil sie ein schönes Landhaus bekommen könnte, wenn ihr Sohn die aktuellen Besitzer denn endlich deportieren oder erschießen lassen würde.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Stalinismus in Georgien, das ist im Grunde in allen Filmen Gogoberidzes klar, ist ein Problem, mit dem sich die georgische Gesellschaft als eben AUCH ein georgisches Problem auseinandersetzen muss. Seit dem Ende der Sowjetunion gibt es in Mittel- und Osteuropa immer wieder die Tendenz, stalinistische Verbrechen "auszulagern", also Russen (oder je weiter extrem rechts das politische Spektrum: Juden) für sie verantwortlich zu machen. Gogoberidzes Filme nehmen nicht diese einfache Ausflucht – und begeben sich auch nicht in einen Wettbewerb nationalistischer Erinnerung: die deportierten Frauen sprechen wie gesagt mehrere, unterschiedliche Sprachen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Guram Pirtskhalava habe ich bereits als tollen Darsteller bei DGES GAME UTENEBIA erwähnt, aber hier ist er noch mal ein bisschen großartiger: seine Figur ist ein Gewalttäter, ein Massenmörder, ein unkultivierter Grobian, aber eben auch ein sensibler Mensch, ein Mann, der tatsächlich väterliche Zuneigung zu Anna entwickelt. Als er eines Abends zornig Annas Zimmer betritt und sie schlafen sieht, verschwindet sein Zorn – und große Zärtlichkeit macht sich in seinen Augen breit. Der namenlose NKWD-Offizier ist eben kein Monster, sondern "nur" ein Mensch mit vielen Seiten und Pirtskhalava füllt den Charakter mit vielen feinen Facetten.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">VALSI PECHORAZE war Gogoberidzes erster postsowjetischer Film und zugleich auch ihr letzter Film vor dem Zusammenbruch der Filmindustrie in Georgien in den 1990er Jahren: mit dem Ende der Sowjetunion lösten sich die sowjetischen, teils (vor allem finanziell) sehr nach Moskau ausgerichteten Strukturen der Filmindustrie in Georgien auf. Es gab sicherlich viele Filme zu inszenieren, aber keine Infrastruktur mehr dafür. Bis zur Wiederbelebung des Kinos in Georgien dauerte es viele Jahre. Lana Gogoberidze begann eine politische Karriere als Abgeordnete und Diplomatin und legte (gemäß IMDb) eine 27-jährige Pause vom Filmemachen ein (bevor sie einen Film inszenierte, den man ohne Zögern als großes Alterswerk bezeichnen kann – dazu später mehr).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Theater im Pariser Hof, 18.00 Uhr</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYyogg-UvClmtgQVhtgMxmQoIelBs8PNUtgNKK4ZxFMcq-A-Jih8yUcLZztbcKgw8XCzzGZ0fn9l_q2CzgLrtKb1wnZyJuPtVVEYIh5_X5_m6xtDB2exNmLEsKTM-1BMSxwGrCQrj-UmqlzJ5xvb2uLDuvxoM7BsdTSRt0AVlLpXe1OB6ySMXYGmRz/s1600/Hom2022_I-SEE-THE-SUN.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYyogg-UvClmtgQVhtgMxmQoIelBs8PNUtgNKK4ZxFMcq-A-Jih8yUcLZztbcKgw8XCzzGZ0fn9l_q2CzgLrtKb1wnZyJuPtVVEYIh5_X5_m6xtDB2exNmLEsKTM-1BMSxwGrCQrj-UmqlzJ5xvb2uLDuvxoM7BsdTSRt0AVlLpXe1OB6ySMXYGmRz/w400-h225/Hom2022_I-SEE-THE-SUN.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">In einer Episode begeben sich Chatia und Dato auf die Suche nach Getreide bei Bauern in benachbarten Dörfern<br />© goEast Filmfestival<br /><br /></td></tr></tbody></table><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>ME VKHEDAV MZES ("Ich sehe die Sonne")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Lana Gogoberidze</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sowjetunion 1965</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">87 Minuten, DCP</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ein georgisches Dorf während des Zweiten Weltkriegs: die Schülerin Chatia ist blind, wird im Alltag allerdings oft von ihrem Mitschüler Dato begleitet und geführt. Ihre Freundschaft und die keimende Liebe ist ein Fels in der Brandung der unsicheren Zeiten, in denen Nachbarn im Krieg fallen, Lebensmittelnot herrscht und marodierende Deserteure Überfälle verüben.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die etwas ambivalente, missverständliche Ankündigung des Films, sowohl im Programmheft ("Kein Autorenfilm") wie auch durch die Kuratorin (die ehemalige Festival-Direktorin Gaby Babić) deutete an, dass Gogoberidze diesen Film wohl nicht zu "ihren" Filmen zählt, weil dies eine Romanadaption und kein eigener Stoff war. Ich bin nicht sicher, ob dies eine Geste der Bescheidenheit vor dem Romanautor Nodar Dumbadze ist, oder ob Gogoberidze diesen Film nicht mag und sich von ihm distanziert. Letzteres wäre aus meiner Sicht sehr schade, denn ich würde ihn definitiv zu ihren schönsten Filmen zählen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das fängt schon mal damit an, dass er großartig gefilmt ist, mit einer extrem fluiden Kamera, die sich ohne größere Bildinstabilität (Jahre vor der Erfindung der Steadicam) ihren Weg durch große Menschenmengen bahnt: das erinnert ein wenig an die Arbeiten Michail Kalatozovs und seines Kameramanns Sergej Urusevskij. Der Zufall will, dass der Kameramann von ME VKHEDAV MZES Giorgi Kalatozishvili war – der Sohn von Michail Kalatozov (dem ehemaligen Co-Regisseur von Lanas Mutter). Zu Beginn befinden wir uns auf dem Marktplatz eines georgischen Bergdorfs, eine über Lautsprecher geschaltete Radioansage (Stalins?) verkündigt den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, und in einer langen Fahrt windet sich die Kamera durch die Menge an Menschen, die stillstehen und mit Blick auf den Lautsprecher der Nachricht zuhören. Die Credits laufen dann über den anfänglichen Rückzug der Sowjetunion vor dem deutschen Angriff: ein LKW fährt mit hoher Geschwindigkeit über eine Straße und die Kamera ist nach hinten gerichtet auf die Straße, ein Gefühl der Flucht erzeugend (später in der Chronologie des Films, als die Situation im Krieg sich gewendet hat, sehen wir die gleiche Kamerafahrt, aber in der Bewegung nach vorne ausgerichtet).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ME VKHEDAV MZES ist ein eher lose, episodisch strukturierter Film, der kleine Erzählfragmente vom Leben im Zweiten Weltkrieg in einem georgischen Bergdorf präsentiert. Als Klammer dienen die beiden Teenager Chatia und Dato, ihre Liebe zueinander bilden dann Herz und Seele des Films. Es ist auch ein Film voller Stimmungs- und Atmosphärenwechsel. Ein älterer Soldat, der in der Klasse Chatias und Datos eine Art Wehrkundeunterricht halten soll, wird zunächst von der versammelten Klasse ausgelacht: wir sind dem Schülerkomödienklamauk hier recht nahe. Doch als er merkt, dass Chatia blind ist, löst sich die ganze Situation in großen Gefühlen auf: aus der anfänglichen Schießbudenfigur des Soldaten wird ein Mensch, der von eigenen Verwundungen und einer partiellen Erblindung während des Ersten Weltkriegs erzählt.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das ikonische Plakatmotiv des Films zeigt Chatia auf dem Rücken eines Esels, der von Dato geführt wird. Die Ernährungssituation auf dem Dorf ist prekär, und so brechen die beiden (gegen den Widerstand von Datos Mutter) auf, um in umliegenden Dörfern Getreide gegen Kleidungsstücke auszutauschen, die Datos Vater zurückgelassen hat. Die beiden Teenager kommen schließlich bei einem älteren Bauernpaar an, das offenbar tatsächlich Getreide tauschen könnte: der Wintermantel, den die beiden jungen Leute anbieten, ist zwar schick, aber wirklich brauchen tut der Bauer ihn nicht. In einem kleinen Smalltalk kommt er dann auf seine zwei Zwillingssöhne zu sprechen, die an die Front geschickt wurden und von denen er seit langer Zeit nichts mehr gehört hat. Chatia nimmt diesen Faden auf und beginnt eine Geschichte zu spinnen über Nachrichten eines Frontsoldaten ihres Dorfes, der von Zwillingsbrüdern in seiner Einheit schreibt. Es ist offensichtlich, dass Chatias Erzählung nicht wahr ist, ebenso wie es offensichtlich ist, dass sie sie aus besten Absichten heraus erzählt. Ich glaube, dass der Bauer das auch weiß, der schönen Erzählung vom Wohlbefinden seiner Zwillingssöhne in dem Moment aber nur zu gerne glaubt. Die Episode endet damit, dass der Bauer, nachdem die beiden Teenager bei ihm übernachten durften, ohne materiellen Tausch soviel Getreide mitgibt, wie der Esel es noch tragen kann. Das liest sich vielleicht tränendrückend und kitschig-sentimental, doch im Film gelingt es Gogoberidze, diese Momente emotional authentisch und ergreifend zu inszenieren.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Theater im Pariser Hof, 20.00 Uhr</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibaWBN9iP_A9emNYj_GHRJXRFyKUuwvFCAEqGpxWSfwoYRBuhdNyh4AeJkSEDpVXcv984cv-EOuv4o_5at5eMIJAlNF4sM7E7q_cgUKUt0cDv0yHrx-9L3nOfnB62O-4iDVWh1qGi2_FQupcMxnQiHlonltrsCv6N5VuO0r6W99vRcG_1K_gcyXf4O/s1600/Bio2022_THE-WEDDING-DAY.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEibaWBN9iP_A9emNYj_GHRJXRFyKUuwvFCAEqGpxWSfwoYRBuhdNyh4AeJkSEDpVXcv984cv-EOuv4o_5at5eMIJAlNF4sM7E7q_cgUKUt0cDv0yHrx-9L3nOfnB62O-4iDVWh1qGi2_FQupcMxnQiHlonltrsCv6N5VuO0r6W99vRcG_1K_gcyXf4O/w400-h225/Bio2022_THE-WEDDING-DAY.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Bei der zeitgenössischen Hochzeit tauchen plötzlich Figuren aus der polnischen Vergangenheit auf<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><b>WESELE ("Der Hochzeitstag")</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Wojciech Smarzowski</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Polen/Lettland 2021</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">134 Minuten, DCP</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Ryszard ist der Chef eines erfolgreichen Schlachtbetriebs und steht kurz vor einem lukrativen Investitionsvertrag mit deutschen Partnern. Am Hochzeitstag seiner Tochter geht allerdings einiges schief: die Deutschen wollen aus formal-bürokratischen Gründen nicht unterschreiben, Tierschutzaktivisten erpressen ihn mit Videos über die horrenden Zustände in seinem Betrieb, die Hochzeitsband will sofort in bar bezahlt werden und sein hochbetagter Vater Antoni macht sich nicht nur kurz vor Zeremoniebeginn in die Hosen, sondern erhält überraschend von zwei israelischen Diplomaten die Auszeichnung als "Gerechter unter den Völkern" überreicht. Während die Hochzeitsfeier nach und nach in ein totales Chaos versinkt, erinnert sich Antoni an die Jahre 1939-1941: an seine Liebe für eine jüdische Schneidertochter, an den zunehmend gewalttätigen Antisemitismus unter den Polen, an die sowjetische Besatzung, an die deutsche Besatzung, an die Terrorisierung und schließlich Ermordung der jüdischen Bevölkerung des Ortes durch ihre polnischen Nachbarn (der Film bezieht sich auf das bis heute kontrovers diskutierte <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Jedwabne" target="_blank">Pogrom von Jedwabne am 10. Juli 1941</a>).</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">WESELE (2021) ist ein Remake, eine Variation, eine Dekonstruktion von WESELE (2004) des gleichen Regisseurs und Autors. Letzterer (den ich nicht kenne) gilt als Klassiker des neueren polnischen Films: eine schwarze Komödie über eine chaotische Hochzeit, in der die materielle und moralische Korruption der Feiernden nach und nach zutage tritt. Dieser Film war wiederum von Andrzej Wajdas WESELE (1972) inspiriert: eine Verfilmung von Stanisław Wyspiańskis gleichnamigen Theaterstück aus dem Jahr 1901, in dem eine Hochzeitsgesellschaft von den Geistern aus Polens Vergangenheit besucht wird. In Smarzowskis neuester Variation des Stoffes schließt sich also der Kreis wieder. Die Themen, von denen er handelt, sind jedoch neu: der konservative, homophobe, extrem nationalistische Backlash der PiS-Regierung, Antisemitismus, Rassismus und Neofaschismus im zeitgenössischen Polen, der Umgang mit der hochgradig komplizierten Geschichte Polens im Zweiten Weltkrieg, inklusive der Massenverbrechen gegen Juden durch polnische Zivilisten, der Umgang mit den antisemitischen Kampagnen der späten 1960er Jahre.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Wenn ich schreibe "Während die Hochzeitsfeier nach und nach in ein totales Chaos versinkt, erinnert sich Antoni an die Jahre 1939-1941", dann soll das keinen straighten Historienfilm mit fein säuberlich getrennter Rahmenhandlung suggerieren. Tatsächlich lässt Smarzowski Geschichte, Gegenwart und Nachdenken über Geschichte mit filmischen Mitteln in einen Dialog treten. Zu Beginn erinnert sich Antoni zwar noch in klassischen Rückblenden an die Jahre 1939, doch mit zunehmender Laufzeit löst sich der Unterschied zwischen Jetzt und Damals auf. In einer sehr denkwürdigen Montage hetzt ein katholischer Priester bei einer Sonntagspredigt anno 1939 gegen Juden – und 2021 hetzt bei der religiösen Trauerzeremonie der Priester gegen Homosexuelle. Historische Figuren tauchen plötzlich bei der Hochzeitsfeier auf, wenn etwa der Hochzeitskameramann diverse Gäste für das Erinnerungsvideo interviewt und plötzlich sowjetische und deutsche Soldaten, polnische und jüdische Personen aus dem Jahr 1941 vor seiner Linse das Brautpaar beglückwünschen – später sind sie auch beim Ringelpietztanzen der mittlerweile stark alkoholisierten Hochzeitsgesellschaft dabei. Genauso dringen dann auch zeitgenössische Hochzeitsgäste in die Erinnerungsrückblenden Antonis ein. Der erschütternde Höhepunkt des Films ist die lange qualvolle Szene, in denen anno 1941 polnische Zivilisten ihre jüdischen Nachbarn vom Marktplatz, wo sie stundenlang festgehalten wurden, zu einer etwas außerhalb der Stadt stehenden Scheune bringen, sie dort einsperren und die Scheune mit darin gefangenen jüdischen Nachbarn niederbrennen – hier erreicht WESELE ein Niveau an Intensität, das sich dem von Elem Klimovs singulärem IDI I SMOTRI annähert. Als die Scheune brennt, stehen plötzlich die Hochzeitsgäste aus dem Jahr 2021 davor, sehen sich das an – und sprechen miteinander über die kleinen Probleme, Nöte und Intrigen, die sie gerade auf der Hochzeitsfeier beschäftigen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">WESELE weigert sich, ein gut konsumierbarer, klassischer Historienfilm mit kleiner zeitgenössischen Rahmenhandlung zu sein und vor allem weigert er sich, Geschichte als etwas Abgeschlossenes zu sehen, das nach Betrachtung ad acta gelegt werden kann. Das Bild von Polen, das er zeichnet, ist alles andere als schmeichelhaft, der Film ist dabei ebenso ein Diskussionsbeitrag zur Rolle Polens bei Massakern an Juden im Zweiten Weltkrieg wie auch eine Abrechnung mit dem zeitgenössischen Polen der PiS-Ära.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Die zwei Hauptfiguren des Films, Ryszard und sein Vater Antoni, verhindern dabei aber, dass WESELE zum Thesenfilm wird. Ryszard wird durch die Dramaturgie des Films zur Hauptfigur und gewissermaßen zur Identifikationsfigur gemacht – obwohl er ein bestenfalls korrupter, wahrscheinlich aber eher offen krimineller Geschäftsmann ist, der seine ukrainischen und ostasiatischen Fabrikarbeiter scheusslich behandelt; ein krass-vulgärer Mensch, der immer einen rassistischen, antisemitischen Spruch auf den Lippen hat sowie ein offensichtlich abscheulich schlechter Ehemann und Vater. Der Film zeigt gewissermaßen seinen "Fall": seine Geschäfte gehen schief, er wird erpresst, seine engsten Familienmitglieder wenden sich in dem Moment der Schwäche von ihm ab und beunruhigende Hinweise auf seine Herkunft werden zunehmend konkreter. Doch statt Schadenfreude hervorzurufen macht WESELE Ryszards Fall tatsächlich spannend und seine Figur wird tatsächlich zunehmend bemitleidenswert.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Antoni ist noch komplizierter: ein schwer kranker alter Mann, der offenbar nicht mehr Herr seines Schließmuskels ist und trotzdem noch genug Energie findet, um antisemitische Sprüche von sich zu geben; der sich in seinen Erinnerungen als Geliebter einer jüdischen Schneidertochter erweist, schließlich aber zum antisemitischen Mittäter wird, als sie eine arrangierte Ehe mit einem Juden eingeht – und dennoch dazu beiträgt, dass sie das Massaker überlebt. Täter oder Retter ist hier nicht die Frage, denn Antoni ist beides. Es ist eben nicht so einfach...</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">WESELE ist ein unglaublich kraftvoller und nachwirkender Film. Die Mischung aus sehr direkter Krassheit, konzeptioneller Intelligenz, einer ausgesprochenen Neigung zum Sleaze und einer inmitten von ikonoklastischer Provokationslaune leicht übersehbaren Subtilität in der Zeichnung von Charakteren erinnert mich ein wenig an Paul Verhoeven: mit dessen ZWARTBOEK über das Leben und Überleben einer jüdischen Widerstandskämpferin in den besetzten Niederlanden würde WESELE wohl ein explosives Double-Feature ergeben.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Samstag 23. April 2022</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Caligari-Filmbühne, 10.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"></span></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3-7gm9MBybC1n20deSzMOZ4679BETbqhnIyUgwfbGaQOGNvc3G0nmAZEr7slO2lF4dzWU4-zRSXF9q73PbLydnGA2yJzoUDqaXficv1lrJBKesQXzwEHcgDex0CTeAdYIHJ3TXYIV4QJ8ZMoUyvbC4Y0El_qEALiByUyiM0rgnu9ZYuXj19rIj3cz/s1600/Symp2022_BY-THE-BLUEST-OF-THE-SEAS.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh3-7gm9MBybC1n20deSzMOZ4679BETbqhnIyUgwfbGaQOGNvc3G0nmAZEr7slO2lF4dzWU4-zRSXF9q73PbLydnGA2yJzoUDqaXficv1lrJBKesQXzwEHcgDex0CTeAdYIHJ3TXYIV4QJ8ZMoUyvbC4Y0El_qEALiByUyiM0rgnu9ZYuXj19rIj3cz/w400-h225/Symp2022_BY-THE-BLUEST-OF-THE-SEAS.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Kolchoschefin Maria wird von den beiden gestrandeten Seemännern Aljoscha und Yussuf der Hof gemacht<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"></span></div><span style="font-family: Helvetica Neue;"><br /></span><p></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><b>U SAMOGO SINEGO MORJA ("Am blausten aller Meere")</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Boris Barnet</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Sowjetunion 1936</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">72 Minuten, 35mm</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Die zwei schiffbrüchigen Seemänner Aljoscha und Yussuf stranden auf einer Insel am Kaspischen Meer. Dort verlieben sich beide in die Chefin der Inselkolchose, Maria.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">U SAMOGO SINEGO MORJA gehört zu den großen sowjetischen Lieblingen der Leute aus dem Umfeld der "Cahiers du cinéma" und der Cinémathèque Française. Eine beschwingte, leichte Liebeskomödie mit Musical-Elementen, die auf einer paradiesischen Insel spielt – entstanden zu Hochzeiten des Sozrealismus-Dogma und kurz vor Beginn des Großen Terrors.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Ich sah den Film nun zum zweiten Mal und meine Eindrücke des ersten Mals haben sich bestätigt. Die großen Momente des Films jagen mir Schauer über den Rücken, lassen meine Kinnlade runterklappen und die Augen weit aufreissen. Der Beginn: eine audiovisuelle Sinfonie der Naturgewalten, mit einem tosenden Meer, Bildern von Möwenschwärmen im Himmel, dazwischen zwei schiffbrüchige Männer, dazu die hochdramatische Orchestermusik Sergej Potockijs. Immer wieder werden wir zu diesen Naturgewaltbildern zurückkehren und immer wieder werden das ganz große Kinomomente sein. Dazwischen mehrere Gesangsnummern, in denen die Handlung unterbrochen wird, um Bilder purer Emotionen zu schaffen: Maria, die vor Bildern des Meeres in Rückprojektion geht und singt (das klingt nach einem schlechten Effekt, gehört aber zu den großen unfassbaren Momenten des Films). Und ein dramatischer Moment, in dem Maria eine Perlenhalskette zerreisst: die Perlen fallen in Zeitlupe auf den Boden (ein Moment, der für Godard wohl in seinen Filmtexten wie auch in seinen Filmen geradezu zur Obsession geworden ist).</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Dazwischen allerdings auch: viele längere, auch sehr hölzerne Dialogszenen, die dem Film meiner Meinung nach viel von seiner zurecht gerühmten Magie nehmen. Aljoschas Darsteller, Nikolaj Krjučkov, erinnert ein wenig an einen späteren, jungen (und etwas schlankeren) Gérard Depardieu, ohne aber dessen Charisma annähernd zu erreichen – dass er, trotzdem es eigentlich um drei Protagonisten geht, die zentrale Hauptfigur ist, macht den Film manchmal etwas mühsam. Gerne hätte ich mehr von Lev Sverdlins Yussuf gesehen, den der Film leider etwas zu sehr zum comic-relief, zur Clownsfigur macht. Elena Kuzmina als Maria ist natürlich über jegliche Zweifel erhaben und wunderbar.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Boris Barnet kommt vom Stummfilm und benutzt auch immer wieder Texttafeln wie zu Stummfilmzeiten. Die stärksten Momente von U SAMOGO SINEGO MORJA sind dann auch "Stummfilmmomente", fast abstrakte Momente, während die schwächeren, hölzernen Dialogmomente tatsächlich ein bisschen was von abgefilmten Theater haben. Mit dieser Erklärung mache ich es mir vielleicht zu einfach und insgesamt klingt das, was ich geschrieben habe, vielleicht allzu negativ. Trotzdem bleibt: die großen Momente von U SAMOGO SINEGO MORJA gehörten ohne Zweifel zu den Höhepunkten des diesjährigen goEast.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Caligari-Filmbühne, 12.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><b>SOIGNE TA DROITE ("Schütze deine Rechte")</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Jean-Luc Godard</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Frankreich/Schweiz 1987</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">81 Minuten, 35mm</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Ein Filmregisseur (Godard) versucht, die Filmrollen seines neuesten Films erfolglos zum Premierentermin zu lotsen. Das Pop-Duo Les Rita Mitsouko versucht währenddessen, einen neuen Song aufzunehmen.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Zu den Tiefpunkten des goEast gehörte für mich Godards SOIGNE TA DROITE. Terminlich hat der Film gut gepasst, und eine 35mm-Kopie, das will man sich nicht entgehen lassen, aber das war dann doch ein ziemlicher Reinfall. Sowohl der Programmtext wie auch einige Szenen zu Beginn deuteten an, dass das hier Godards Variante eines Slapstickfilms werden könnte, mit Godard höchstpersönlich als Keaton-/Chaplin-/Lloyd-/Lewis-Wiedergänger. Dazwischen eine Band, die einen Song aufnimmt – ganz nach dem Rezept von ONE PLUS ONE mit den Rolling Stones (den ich sehr mochte)...</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Am Ende war das dann doch eine Ansammlung von "Godard macht Godard'ische Sachen" mit Cameos von Jane Birkin, François Périer, Michel Galabru und Jacques Villeret.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Theater im Pariser Hof, 16.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: left;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><b>Publikumsgespräch mit Lana Gogoberidze und Salomé Alexi</b></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: left;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Moderiert von der Kuratorin der Retrospektive (und ehemaligen goEast-Festivaldirektorin) Gaby Babić sprachen Lana Gogoberidze und ihre Tochter, die Regisseurin und Produzentin (und in ihrer Jugend Nebendarstellerin in Gogoberidzes Filmen) Salomé Alexi über ihre Filme, ihre künstlerischen Einflüsse, den Arbeitsalltag in der Sowjetunion, den Zusammenbruch der georgischen Filmindustrie in den 1990er Jahren und erzählten dabei auch die eine oder andere Anekdote.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Wie bereits weiter oben erwähnt: Gogoberidze erzählte davon, dass sie keine reine Cinephile sei, sondern sich lebenslang für Lyrik interessiert hat, besonders für englischsprachige und französische Klassiker. Sie ist studierte Literaturwissenschaftlerin und hat unter anderem Walt Whitman und Edgar Allen Poe ins Georgische übersetzt. Ihre Freundesclique in der Jugendzeit bestand auch nicht aus Kinogängern, sondern vor allem aus literarisch interessierten Leuten. Ich denke, dass einige ihrer Filme, besonders "Einige Interviews zu persönlichen Fragen", "Walzer auf der Petschora" und "Der Tag ist länger als die Nacht" sich formal durchaus mit Lyrik vergleichen lassen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Als cinematographische Einflüsse nannte sie namentlich Ingmar Bergman sowie die französische Nouvelle Vague. Ein Zuschauer fragte nach einem Einfluss von Sergeyj Parajanov: den verneinte Gogoberidze mit der Erklärung, dass Parajanovs Stil zu singulär sei, um ein Einfluss sein zu können – und fügte hinzu, dass sie ihn sehr bewundere und ihn für einen der größten Filmemacher überhaupt halte.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Beim Gespräch erzählte Gogoberidze auch, dass "Der Tag ist länger als die Nacht" um über dreißig Minuten zensiert wurde, weniger aus politischen denn aus ästhetischen und puritanischen Gründen: sie erwähnte besonders eine längere Sexszene, die unzählige Frames lassen musste. Als sowjetische Filmemacherin unterlag sie keinem formalen Ausreiseverbot, doch die Moskauer Verleihe, die für den internationalen Vertrieb zuständig waren, leiteten halt im Zweifelsfall Einladungen internationaler Filmfestivals einfach nicht weiter bei "unbequemen" Filmemachern. Das Cannes-Festival etwa versandte einmal eine Einladung, die nie ankam. Gilles Jacob, Leiter von Cannes, machte durch mysteriöse Kanäle die private Telefonnummer Gogoberidzes in Tbilissi ausfindig, rief sie an und bat um eine Antwort auf die "verschollene" Einladung – Gogoberidze konnte dann auch nach Cannes fahren.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Ihr Film OROMTRIALI ("Hin und her") – später dazu mehr – erhielt beim Filmfestival in Tokyo 1987 den Preis für die beste Regie, überreicht von Gregory Peck (für Gogoberidze ein besonders aufregender Moment, da sie sich als große Bewunderin Pecks bekannte). Mit der Ehre des Preises kam auch ein Preisgeld in einem vierstelligen Dollarbereich (ich glaube 2000 oder 5000 Dollar): als Sowjetbürgerin war es Gogoberidze allerdings nicht möglich, Devisen in die Sowjetunion zurückzubringen, weshalb sie sich entschied, das Preisgeld sofort, vor Ort in Tokyo, in einer großen Shopping-Tour auf den Kopf zu hauen. Sie kaufte Kameratechnik ein – und für sich selbst einen Goldring, den sie dem Publikum im Wiesbadener Kleinkunsttheater mit hochgehaltener Hand zeigte.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Aufgrund ihrer dunklen Kleidung und – gleichwohl sie natürlich recht langsam ging – auch nicht zuletzt aufgrund ihrer spürbaren Energie war es sehr schwer zu erkennen, dass einer ihrer Arme in einer Schlinge lag und die 93-jährige Regissurin sich von einem Knochenbruch erholte. Jedenfalls sprach sie in Wiesbaden nicht als Rentnerin mit dem Publikum, sondern als aktive Filmemacherin, die dann auch von ihrem nächsten Filmprojekt erzählte: ein Dokumentarfilm über ihre Mutter, die Filmpionierin, Regisseurin, Autorin und langjährige Gefangene des sowjetischen Lagersystems Nutsa Gogoberidze ist aktuell in Planung.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Gogoberidze beendete das Gespräch schließlich mit Gedichtrezitationen. Zunächst zitierte sie Goethe im deutschen Original: sie spricht persönlich zwar kein Deutsch, hat aber trotzdem einige seiner Werke phonetisch auswendig gelernt und trug dann Goethe im Original perfekt verständlich vor. Zum Abschluss zitierte sie dann einen Ausschnitt aus Poes "Annabel Lee" im englischen Original – und trug dann ihrer eigene, georgische Übersetzung vor.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Theater im Pariser Hof, 16.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_bhs9R2tHschRnBdbQGCLZOz8HqX8Y8c52bqR1XdXBaBcLH2tPdGDYTKGM3AmJpSFA855hzorEMvitHdoJddlZve07n9JEt9dReqCm-IWQ9ijolhmtAI0sXznK-OciPM_TgEnrpZc3gvx_CrPEfB4cPpGckcHJDFKWTwGwlTuUckSwdnrTHklrHsk/s1600/Hom2022_UNDER-ONE-SKY.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_bhs9R2tHschRnBdbQGCLZOz8HqX8Y8c52bqR1XdXBaBcLH2tPdGDYTKGM3AmJpSFA855hzorEMvitHdoJddlZve07n9JEt9dReqCm-IWQ9ijolhmtAI0sXznK-OciPM_TgEnrpZc3gvx_CrPEfB4cPpGckcHJDFKWTwGwlTuUckSwdnrTHklrHsk/w400-h225/Hom2022_UNDER-ONE-SKY.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die georgische Prinzessin geht in das Meer<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"></span></div><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span><p></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><b>ERTI TSIS KVESH ("Unter einem Himmel")</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Lana Gogoberidze</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Sowjetunion 1961</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">85 Minuten, DCP</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>"Tavadis Kali Maia" ("Die Gräfin Maja"). 1921: eine georgische Prinzessin spinnt bei einem dörflichen Volksfest Intrigen gegen ihren ehemaligen Liebhaber, einem kommunistischen Aktivisten, der jetzt ihre Tochter begehrt.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>"Mtredebi" ("Tauben"). 1941: zwei Jugendliche verlieben sich ineinander, während sie Flugbeobachtungsdienste über den Dächern von Tbilissi leisten.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>"Preska" ("Fresco"). 1961: Eine Architektin setzt sich beim Bau eines Sportstadions für das ungewöhnliche Fassadengemälde eines akademisch gescheiterten Malers ein, und verliebt sich in ihn.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">ERTI TSIS KVESH ist Lana Gogoberidzes erster abendfüllender Spielfilm (sie hatte vorher einen Dokumentarfilm und einen Kurzfilm gedreht). Ihre kommende Größe als Regisseurin ist in Ansätzen erkennbar, aber meiner Meinung nach noch nicht voll entfaltet. Ich kann nicht sagen, dass der Film mich wirklich als Ganzes begeistert hätte. Die erste Episode hat mich trotz der schönen Anteaserung im Programmheft ("ihren Geliebten ins Verderben stürzende adlige Femme fatale") eher wenig gefallen: trotzdem sie komplett chronologisch und geradlinig erzählt ist (wie alle Episoden dieses Films), habe ich große Mühe gehabt, der Handlung überhaupt zu folgen. Visuell gab es allerdings durchaus einige sehr beeindruckende Bilder zu sehen: einerseits fast ethnografisch-dokumentarisch wirkende Impressionen der Dorffeierlichkeiten und der Tänze, gefilmt bei Nacht im Schein eines großen Lagerfeuers, andererseits das poetische Ende mit der Protagonistin, die in einem weißen Tuch gehüllt in das Meer schreitet.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Die zweite Episode, "Tauben", um die jugendliche Liebe über den Dächern von Tbilissi hat mir schon besser gefallen, gerade durch das wunderbare Setting: ein großer Teil des Films spielt sich vor einem weiten, beeindruckenden Hintergrundpanorama der Stadt ab (Erinnerungen an das ikonischste Bild aus Jacques Rivettes PARIS NOUS APPARTIENT, veröffentlicht im selben Jahr, kamen auf). Zu Beginn gibt es auch eine wahre "tour de force": eine lange Plansequenz, in der wir der Protagonistin von ihrer Wohnung in einem Mietshochhaus die Außentreppe herunter folgen, dann durch die engen Straßen ihres Viertels begleiten und schließlich mit ihr einen Teil des Gebäudes hochsteigen, auf dessen Dach sie Wachdienst leistet. Schauspielerisch trumpft hier besonders Kira Andronikashvili als das junge Mädchen Nana auf.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">"Fresco", die dritte Episode, hat mich leider auch nicht wirklich mitgenommen. Sie wirkte fast eher wie ein "kurzer Langfilm": zu verkürzt, um die Charaktere wirklich kennen zu lernen, die leider etwas eindimensional im Gedächtnis bleiben.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Caligari-Filmbühne, 20.15 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhwRrc6AVEk4YAt_m_-urFnBuYdFZR_NVul8LDFId-ucCpoMnO5OvDcYGxaLE39m5RCDoz0FbZ3oTphIipMv8nao-Txl_cpzvv367etwv5JMHQ1qB8C_HVYa_Rv33nyoKmFA1bRNQ1oef_3Vw8hQTKa3Ga2gqIwGOeFGb79PV8XTP6NjZgDIe1yotzg/s1600/Comp_2022_GENTLE.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhwRrc6AVEk4YAt_m_-urFnBuYdFZR_NVul8LDFId-ucCpoMnO5OvDcYGxaLE39m5RCDoz0FbZ3oTphIipMv8nao-Txl_cpzvv367etwv5JMHQ1qB8C_HVYa_Rv33nyoKmFA1bRNQ1oef_3Vw8hQTKa3Ga2gqIwGOeFGb79PV8XTP6NjZgDIe1yotzg/w400-h225/Comp_2022_GENTLE.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Edina bei einer ihrer Performances<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"></span></div><span style="font-family: Helvetica Neue;"><br /></span><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><b style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">SZELÍD ("Sanft")</b></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Csuja László, Nemes Anna</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Ungarn/Deutschland 2022</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">92 Minuten, DCP</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Die Bodybuilderin Edina trainiert hart für einen europäischen Meistertitel. Die Rechnungen für ihre Spezialernährung (und die chemischen Booster) wachsen ihr und ihrem Manager und Lebensgefährten (selbst ein ehemaliger Champion-Bodybuilder) allmählich über den Kopf. Sie sucht sich einen Nebenjob als Edelprostituierte für Muskelfetischisten und findet immer mehr Zuneigung zu einem ihrer Stammkunden.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Aufgrund der Gogoberidze-Retrospektive habe ich dieses Jahr auf die meisten aktuellen Filme des internationalen Wettbewerbs verzichtet. SZELÍD habe ich mir aber aufgrund einer sehr begeisterten Besprechung einer amerikanischen Kritikerin (leider finde ich den Artikel nicht mehr) aufgehoben. Das war es dann auch wert, denn er wahrhaft fantastisch: Ein melancholisches Sportler-Melodrama, ein unglaublich sinnlicher Film über extreme Körper und extreme Gefühle! SZELÍD ist auch ein humanistischer Film und löst seinen eigenen Titel voll ein: er ist sanft, zärtlich, von großer Liebe durchdrungen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">SZELÍD ist unter der Co-Regie und -Autorenschaft von Csuja László und Nemes Anna entstanden. Csuja ist als Regisseur etwas erfahrener und kommt aus dem Dokumentarfilm und dem Theater. Nemes ist hingegen bildende Künstlerin, hat sich bereits in einer Aquarellserie mit Bodybuildern beschäftigt und hat etwa zeitgleich mit SZELÍD – unabhängig von Csuja – einen Essayfilm über weibliches Bodybuilding, BEAUTY OF THE BEAST, inszeniert (der wohl ein gutes Companion-Piece zu SZELÍD gewesen wäre).</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">In der Eingangsszene, die einen Auftritt Edinas bei einem Vorauswahlwettbewerb zeigt, entfaltet der Film mit seinem atemberaubend fetischistischen Blick auf den gestählten Körper der Hauptdarstellerin, auf ihre Inszenierung ihrer Körperlandschaft durch sorgfältig einstudierte Posen eine hypnotische Sogwirkung. Der Blick ist fetischistisch, aber keineswegs in einer exploitativen Art, sondern stets sehr zärtlich – ja: sanft! Bodybuilder werden oft – auch ich kann mich da nicht ganz entziehen – als grotesk gesehen, was in so unterschiedlichen Filmen wie PAIN & GAIN oder <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/01/gefuhl-ist-die-gefahrlichste.html" target="_blank">KILLING AMERICAN STYLE</a> durchaus genrespezifisch eingesetzt wird (oder in vielen Filmen mit Arnold Schwarzenegger), doch SZELÍD behandelt Edina wie einen ganz normalen Menschen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Tatsächlich wäre "Body and Soul" (wie der wunderbare Jazz-Standard) ein toller Alternativtitel für den Film. Die Bodybuilderin Csonka Eszter, die Edina spielt, ist zunächst einmal ein massiver Körper, eine physische Landschaft, doch Csonka entpuppt sich nach und nach auch als sehr facettenreiche, sehr emotionale, subtile und seelenvolle Schauspielerin, die ihre charismatische Präsenz auch mit vielen Gefühlsschichten anzureichern versteht. Ihre Erfahrung als performative Sportlerin kommt ihr da durchaus zugute.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">SZELÍD blickt mit den Augen eines Bewunderers auf Edinas Performances bei Wettbewerben (hier ist sie tatsächlich ein Star). Ohne Rampenlicht und ohne Körperschminke ist sie wieder ein normaler Mensch – und hier beobachtet der Film sie dann kontrastiv zu ihrem Star-Dasein in einem von Verzicht, von Regulationen, von endlosem, harten Training, von abendlicher Erschöpfung geprägtem Alltagsleben. Und in einem Leben, in dem auch Rechnungen, finanzielle Prekarität und Beziehungsproblemen mit ihrem Manager/Mentor/Lebensgefährten eine zunehmende Rolle spielen. Momente, die durchaus als unspektakuläres, leises, aber stets sehr gekonnt inszeniertes Sozialdrama rüberkommen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Und so gelangt dann SZELÍD zu Edinas drittem Leben, als Edelprostituierte für gutbetuchte Freier mit Muskelfetisch. Hier findet Edina eine alternative Form der Bewunderung, ein eigenes, paralleles Startum – und der Film inszeniert die Begegnungen, in denen sie beispielsweise Freiern mit ihren Beinen die Luft abschnürt, als elegische, surreal-verträumte, teils fast schon sakrale Tableaus. Ja, es sind Fantasien, Träume und Obsessionen, die Edina hier bedient. Eine der Tragiken des Films ist dann auch, dass sie in diesem parallelen Leben selbst auf diese Träume "reinfällt" und sich in einen Stammkunden verliebt, der gerne von ihr durch einen Wald gejagt oder in einem Teich in den Armen gehalten werden möchte (letzteres ein ikonisches Bild, das in einer Variante des Filmposters zu sehen ist). So läuft sie dann auch eines Tages von ihrem Training weg, bewegt sich zielstrebig durch einen kunstvoll beleuchteten Umkleideraum ihres Fitnessstudios, öffnet die Tür eines Spindes und lässt ihn, ihren geliebten Stammkunden, herauskommen. Später wird er (real, nicht im Traum) ein elektrisches Eingangsgitter vor ihren Augen zuschließen, nachdem sie ihn in einer Transgression der formellen Dienstleisterin-Kunde-Beziehung in seiner heimischen Luxusvilla heimlich besucht hat, vor freudiger Erwartung aber im Bett seines kleinen Kindes eingeschlafen ist. In Every Dream Home a Heartache – doch Edina ist keine Gummipuppe, sondern trotz der riesigen Muskeln eine zunehmend verletzliche Person, die sich nach einem schweren Kreislaufkollaps umso härter in ein unbarmherziges Training und ins eigene Selbstverderben stürzt und die Fackel ihres geölten und geschminkten Bodybuilding-Startums bis zum bitteren Ende hochhält, bis sie nicht mehr kann.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">SZELÍD hat mich in seiner ganzen Laufzeit völlig fasziniert, hypnotisiert, bezaubert und mich am Ende tiefbestürzt und den Tränen nahe wieder aus dem Kino entlassen. Ein fantastischer Film, der zurecht den Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Beste Regie gewonnen hat und der hoffentlich auch demnächst einen regulären deutschen Kinostart haben wird.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Caligari-Filmbühne, 22.15 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><b>Kurzfilmprogramm "Anarcho Shorts"</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Ich müsste mich schon sehr verbiegen um nicht zu sagen, dass mich dieses Kurzfilmprogramm nicht hart durchgestählt hat. Von den sechs gezeigten Filmen hat mir ehrlich gesagt keiner gefallen, der letzte und längste Film hat mich schon hart an meine physischen Grenzen gebracht. Daher verzichte ich lieber darauf, jeden einzelnen zu besprechen.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Sonntag, 24. April 2022</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i><br /></i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Caligari-Filmbühne, 11.00 Uhr</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><b>MARIUPOLIS</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Regie: Mantas Kvedaravičius</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Litauen/Deutschland/Frankreich/Ukraine 2016</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">96 Minuten, DCP</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><i>Impressionen aus der ukrainischen Stadt Mariupol und ihrem Lebensalltag – einem Alltag unter dem Schatten des ukrainisch-russischen Kriegs, der in dieser Region bereits seit 2014 tobt.</i></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">MARIUPOLIS wurde in der traditionellen goEast-Sonntagsmatinee in Gedenken an den litauischen Regisseur Mantas Kvedaravičius gezeigt, der am 2. April 2022 in Mariupol von russischen Soldaten getötet wurde.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Als Geste des Gedenkens und als Positionierung in der aktuellen Situation war es sicherlich richtig, MARIUPOLIS zu zeigen. Leider hat mich der Film eher wenig mitgenommen und hat mir weder die Stadt, noch ihre Menschen wirklich näher gebracht. Zwischen entvölkerten Totalen und Nahaufnahmen, die so extrem an Details kleben, dass sie fast schon abstrakt werden, hat der Film nur selten eine passende Einstellungsgröße gefunden (mit Extremnahaufnahmen auf Arme oder dem Abschneiden von Gesichtern an den Rändern fängt MARIUPOLIS die Bewohner der Stadt in oft sehr undankbaren Bildern ein – Jacques Rivette hätte wohl gesagt, dass der Film Körper zerschneidet). So endete das Festival auf einer insgesamt eher betrübten Note.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><b>EPILOG</b></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Nicht mehr auf einer großen Leinwand, aber immerhin noch auf einem Bildschirm sichtbar blieben die Filme bis zwei Tage nach meinem Aufenthalt in der Presse-Mediathek. Eine Gelegenheit, verpasste Gogoberidze-Filme noch zu erhaschen. Ganz verpasst habe ich leider ihre Musical-Komödie im Umfeld eines Tbilisser Restaurants AURZARI SALKHINTESI ("Tumult") von 1975 und ihr Drama um einen Theaterregisseur, der Zeuge eines Mords wird PERISTSVALEBA ("Grenzen") von 1968.</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Jena</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh8BksmexfQ8RxCmSBjBQNVVKMIK0XAl8xSpy2rzZD-I_z4OIG0J-2rj0e9BC-c10nIRT4M-DBG5j1cLYheT12_2eEhTlMBOCp64RZiphTXzUEI8QcHIV79qFeOdn4qOhiD-b66kiXhAm4hhwu0OFrqugsDfuA8WfzuCM4f9Hjvi2oO027EdaB9XjP-/s1600/Hom2022_FULL-CIRCLE.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="901" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh8BksmexfQ8RxCmSBjBQNVVKMIK0XAl8xSpy2rzZD-I_z4OIG0J-2rj0e9BC-c10nIRT4M-DBG5j1cLYheT12_2eEhTlMBOCp64RZiphTXzUEI8QcHIV79qFeOdn4qOhiD-b66kiXhAm4hhwu0OFrqugsDfuA8WfzuCM4f9Hjvi2oO027EdaB9XjP-/w400-h225/Hom2022_FULL-CIRCLE.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Einst eine gefeierte Schauspielerin neigt Manana heute zu Diva-Allüren<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>OROMTRIALI ("Hin und her")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Lana Gogoberidze</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sowjetunion 1986</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">100 Minuten, Mediathek-Screener</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Alltagstrott, kleine Lebensfreuden und größere Familientragödien im Leben der gealterten Schauspielerin Manana: einst ein großer Filmstar, nun eine schnorrende Diva ohne Rollen und Geld, die von niemandem mehr ernst genommen wird.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">OROMTRIALI, für den Gogoberidze 1987 von Gregory Peck einen Regiepreis in Tokyo überreicht bekam, ist ohne Zweifel ein schöner Film, auch wenn ich zugeben muss, dass vieles in meinem Gedächtnis auch schon wieder verloren gegangen ist.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Synopsis, die ich gegeben habe, ist mehr einer von vielen kleinen Plots des Films. Da gibt es auch einen Mann (gespielt von Guram Pirtskhalava, hier mal eher gutmütiger, wenn auch trotzdem melancholischer Mensch), dessen Frau sterbend im Krankenhaus liegt und der sie täglich besucht. Es gibt einige Nebenplots um die Schauspielertochter (gespielt von Salomé Alexi). Mehr als durch eine episodisch-elliptische Inszenierung wirkt OROMTRIALI eher durch eine größere Anzahl an Figuren impressionistisch und schlendernd, desinteressiert an einem determinierten roten Faden. Eher ein Ensemble-Film à la Robert Altman.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine kleine Episode: die gealterte Schauspielerin Manana lässt bei einem Schuster mit einem Stand auf dem Markt Schuhe reparieren. In seinem kleinen Büdchen hat er eine kleine improvisierte Pinnwand, an der nicht nur ein Bild von Stalin hängt, sondern auch ein Bild von Manana in jungen und erfolgreicheren Jahren. Ob Genosse Koba jemals seine Schuhe bei ihm hat reparieren lassen, sei dahingestellt – die Manana der Jetztzeit erkennt der Schuster auf jeden Fall nicht, was sie natürlich sichtlich pikiert zur Kenntnis nimmt. Wenn man ehrlich ist: die Pinnwand macht auch weniger den Eindruck eines Heiligenschreins als den von altem Gerümpel, das aus Faulheit nicht aufgeräumt wird. Was Mananas Laune natürlich auch nicht heben wird. </span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Montag, 25. April 2022</i></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Jena</i></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcQZiMU-qy3ysh3W1G6A6iCC0XfIqwblOIIuhGfFZ1ZBMQKNSxcyyT-_n8qG7_7oow14s61bvfQtgETyYZsKdsw00xfiY4P2r5hHraPhliC99iMk2XVHMOndRFpStpK9-qPvVC1-K2WztYbQUvax1ssiN-fOTu3LhrOWtFKYyl1qOBjtWMIcI9yJpC/s1600/Hom2022_THE-GOLDEN-THREAD.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="900" data-original-width="1600" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhcQZiMU-qy3ysh3W1G6A6iCC0XfIqwblOIIuhGfFZ1ZBMQKNSxcyyT-_n8qG7_7oow14s61bvfQtgETyYZsKdsw00xfiY4P2r5hHraPhliC99iMk2XVHMOndRFpStpK9-qPvVC1-K2WztYbQUvax1ssiN-fOTu3LhrOWtFKYyl1qOBjtWMIcI9yJpC/w400-h225/Hom2022_THE-GOLDEN-THREAD.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Schriftstellerin Elene, die ehemalige Kulturfunktionärin und Zensorin Miranda und Elenes Tochter<br />© goEast Filmfestival</td></tr></tbody></table><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b><br /></b></span><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>OKROS DZAPI ("Der goldene Faden")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Lana Gogoberidze</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Georgien 2019</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">90 Minuten, Mediathek-Screener</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die 80-jährige Autorin Elene lebt zusammen mit ihrer Tochter, deren Ehemann und der Enkelin in einer großen Wohnung, die sie wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr verlassen kann. Geistig ist sie dennoch absolut fit, und wenn sie nicht arbeitet, also schreibt, plaudert sie gerne mit den Nachbarn im Hinterhof oder telefoniert mit ihrem ehemaligen Liebhaber. Bewegung in die ganze Sache kommt, als die Schwiegermutter ihrer Tochter einziehen soll: Miranda, eine ehemalige hohe Partei- und Kulturfunktionärin, die einst Elenes Bücher zensiert hatte und nun erste Anzeichen von Demenz hat.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">OKROS DZAPI ist ein Film, den man wohl als Alterswerk bezeichnen kann, nicht nur, weil<span class="Apple-converted-space"> </span>Gogoberidze bei der Premiere des Films 91 Jahre alt war, weil es ein Film über das Alter und das Altern ist, sondern weil er von einer tiefenentspannten Gelassenheit und Ruhe geprägt ist, die man wohl nur haben kann, wenn man nunmehr schon das 61. Jahr der Regiekarriere erreicht hat (das ist natürlich weniger als Manoel de Oliveira, aber zum Beispiel schon mehr als John Ford). </span>Ja, OKROS DZAPI hat viel von einem reinen Abhängfilm.<span class="Apple-converted-space"> </span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Herz, Seele und Mittelpunkt, ja der wortwörtlich rote (bzw. goldene) Faden des praktisch komplett plotfreien Films ist Nana Dzhordzhadze, die zwar bereits in RAMDENIME INTERVIU PIRAD SAKITKHEBZE mitgespielt hatte, hauptberuflich aber schon seit Ende der 1970er Jahre selbst Regisseurin ist (es ist auch ihr erster Schauspiel-Credit seit 1987). Wir sehen Elene beim Schreiben, beim Beobachten eines jungen, oft streitenden Ehepaars in einer gegenüberliegenden Wohnung (nicht nach dem Rezept von L. B. "Rear Window" Jefferies – sie spricht beide tatsächlich auch an), beim Plaudern mit dem Betreiber eines naheliegenden Copyshops oder mit der Enkelin (die sie offenbar wesentlich besser leiden kann als ihre eigene Tochter und den Schwiegersohn) und bei Telefongesprächen mit ihrem ehemaligen Liebhaber Archil, der selbst mit physischen Problemen und bewegungsunfähig in einem Altersheim festsitzt. Der Darsteller Archils, Zura Kipshidze, ist ein alter Bekannter: er spielte bereits den Radrennfahrer in "Als die Mandelbäume blühten" und ist nun mit 47 Jahren im besten Sinne gereift. Die langen, intimen, von Erinnerungen schwelgenden Telefongespräche bilden das emotionale Kernstück von OKROS DZAPI: die beiden Darsteller im Gespräch und Gogoberidze mit ihrer einfühlsamen Inszenierung lassen hier die Zeit komplett still stehen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wie viele Filme Gogoberidzes ist auch OKROS DZAPI ein Film über die conditio femina und über den schwierigen, komplizierten, manchmal schmerzhaften Dialog zwischen Gegenwart und politisch repressiver Vergangenheit. Es geht hier zwar nicht mehr um Massenterror, Deportationen und Erschießungen, doch auch die Wunden kultureller Repressionen mit dem Verbot von Büchern reichen tief, bis in die Gegenwart. Wie in "Walzer an der Petschora" finden sich hier auch zwei Personen in einer Wohnung wieder, die auf verschiedenen Seiten standen. Dennoch findet eine richtige Zuspitzung auf einen klaren Konflikt zwischen der ehemaligen Dissidentin und der ehemaligen Sowjetfunktionärin in Reinform nicht statt: vielmehr steckt da auch viel zwischenmenschliche Animosität zwischen den beiden – auf der einen Seite die sehr überlegte Intellektuelle, auf der anderen Seite eine dauerquasselnde, etwas oberflächliche und unterschwellig arrogante Staatsbedienstete in Rente. Die beiden wären wohl auch so nicht Freundinnen geworden. Aber das ist bei Gogoberidze nicht verwunderlich: Menschen bleiben Menschen und sind bei ihr niemals reine Funktionsgehilfen eines Staates oder einer Agenda.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ebenso wenig wie auf einen sich zunehmend zuspitzenden Konflikt führt der Film auch nicht in eine Versöhnung zwischen den beiden antagonistischen Frauen. Gogoberidze lässt auch diesen Film mit offenen Fragen, ohne Auflösung, ohne glatte Abrundung der Konflikte enden: Miranda, die in Elenes Wohnung gebracht wird, weil sie ihre eigene Single-Wohnung aus Versehen fast in Brand gesetzt hat, wirkt über große Teile des Films sehr klar im Kopf, bekommt aber tatsächlich an zwei Stellen einen erkennbaren Schub an akutem Gedächtnisverlust und geistiger Verwirrtheit – und büchst beim zweiten Mal aus, verläuft sich in Tbilissi und findet auch nicht mehr nach Hause (weil sie sich bei einem diplomtischen Empfang wähnt und in den Straßen verzweifelt nach dem Botschafter sucht).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Gogoberidzes Filme enden, wenn man die Erwartung dramaturgisch klassisch erzählten Kinos an sie heranträgt, oft sehr unbefriedigend, offen – brechen eher ab, als dass sie enden. Die Geschichten von Menschen enden nicht einfach: sie gehen immer weiter. Bis dato galt dies, trotz einer langen langen Pause nach Beginn der 1990er Jahre, auch für Gogoberidzes Kino. Ich hoffe sehr, ihren nächsten Film beim nächsten goEast 2023 sehen zu können.</span></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-58871058931916884472022-04-15T03:23:00.000+02:002022-04-15T03:23:10.567+02:00Diese zwei obskuren Objekte der Begierde<div style="text-align: justify;">Viele Freunde von Luis Buñuel kennen wahrscheinlich seinen letzten Film DIESES OBSKURE OBJEKT DER BEGIERDE, und wer sich für Josef von Sternberg und/oder Marlene Dietrich interessiert, hat vielleicht auch THE DEVIL IS A WOMAN gesehen, den letzten der gemeinsamen Spielfilme der beiden. Beide Werke beruhen auf derselben Vorlage, dem 1898 erschienenen Roman <i>La Femme et le pantin</i> von <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Lou%C3%BFs">Pierre Louÿs</a> (1870-1925), einem Schriftsteller, der auf erotische Literatur spezialisiert war (David Hamiltons BILITIS wurde von seiner Gedichtsammlung <i>Die Lieder der Bilitis</i> lose inspiriert). <i>La Femme et le pantin</i> wurde von 1920 bis 2007 noch mehrfach verfilmt. Hier geht es nun um zwei französische Fassungen, die erste davon ein Stummfilm, die beide den Titel des Romans tragen. <i>Pantin</i> bedeutet Marionette, Hampelmann - auch im übertragenen Sinn. Es geht also um einen Mann an den Fäden einer Frau.<br /></div><div><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPYMXj0z2pSemeXdgAJq0mb-_DmXTmJdlYfmsScMQYGdl_lDXnDQAEvKYkj_zv8JUKDyJGEy1vhD8uTR209csq6g6HtNsAE0sYxzlHHHrUK7W_vjyTyJxJnjzaKuY51tXokKATjkybd9LDVv07QkeGKVQ_paAGjLzm4tdHK9Vj-NS52YM-23cK36gi/s3051/Goya.pelele.prado.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="3051" data-original-width="1753" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgPYMXj0z2pSemeXdgAJq0mb-_DmXTmJdlYfmsScMQYGdl_lDXnDQAEvKYkj_zv8JUKDyJGEy1vhD8uTR209csq6g6HtNsAE0sYxzlHHHrUK7W_vjyTyJxJnjzaKuY51tXokKATjkybd9LDVv07QkeGKVQ_paAGjLzm4tdHK9Vj-NS52YM-23cK36gi/w230-h400/Goya.pelele.prado.jpg" width="230" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Mann, ein Spielball der Frauen (Francisco de Goya: <i>El Pelele. </i>1791/92, Museo del Prado)<br /></td></tr></tbody></table>
LA FEMME ET LE PANTIN (dt. DAS SPIELZEUG EINER FRAU, auch WENN DU ZUM WEIBE GEHST...)<br />
Frankreich 1929<br />
Regie: Jacques de Baroncelli<br />
Darsteller: Conchita Montenegro (Conchita), Raymond Destac (= Tristan Sévère, Don Mateo), Henri Lévêque (André Stévenol), Jean Dalbe (als Jean d'Albe, Morenito), Andrée Canti (Conchitas Mutter)<br /><br /></div><div style="text-align: justify;">
Spanien um die vorletzte Jahrhundertwende. Der reiche, nicht mehr ganz junge Aristokrat und Lebemann Don Mateo lernt in einem Zug die temperamentvolle junge Tänzerin Conchita kennen, und zwischen den beiden funkt es. Zwar verlieren sie sich zunächst aus den Augen, aber nach einiger Zeit treffen sie sich zufällig in Sevilla wieder, wo beide leben. Don Mateo besucht Conchita regelmäßig in ihrer Wohnung, doch sie lässt ihn zappeln. Mal sagt sie, dass sie ihn liebt, mal liebt sie ihn wieder nicht, mal wirft sie ihm vor, dass er sie nicht oder nicht genug liebe. Das Wechselbad der Gefühle beginnt, an Mateos Nervenkostüm zu zehren. Und dann ist da auch noch der schnieke junge Habenichts Morenito, angeblich der Bruder einer Freundin von Conchita. Ob er etwas von Conchita will (und sie von ihm), bleibt vorerst offen, aber schon seine gelegentliche Anwesenheit in ihrer Nähe macht Mateo eifersüchtig. Und zweimal verlässt sie Mateo und Sevilla "endgültig", und stürzt ihn damit immer tiefer in die Krise. Beim ersten Mal kehrt sie nach einiger Zeit in die Stadt zurück und setzt ihr Katz-und-Maus-Spiel fort, beim zweiten Mal findet sie Don Mateo zufällig in einer Spelunke in Cádiz, wo sie vor Einheimischen und Touristen tanzt.<br /></div><div><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfjvB2ZWO6ONIJr-_F1QEcnJs_rdXwqyY0a-xeY4JeSMrZ3GCz8EzVFCR9Ykt_BsJ90qoFfqnNbwcJ0Py-PmYuyrsIu48Bn_Dl-bf0mxFltMnGn-xEggD2nWrU_QFeOjYI9qlYp9VzFuMVlcsGPSK1tUhti8mcCjyYpvaqANvIpVIb808BPw-K3iHD/s3974/Femme_pantin_Protagonisten.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2160" data-original-width="3974" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfjvB2ZWO6ONIJr-_F1QEcnJs_rdXwqyY0a-xeY4JeSMrZ3GCz8EzVFCR9Ykt_BsJ90qoFfqnNbwcJ0Py-PmYuyrsIu48Bn_Dl-bf0mxFltMnGn-xEggD2nWrU_QFeOjYI9qlYp9VzFuMVlcsGPSK1tUhti8mcCjyYpvaqANvIpVIb808BPw-K3iHD/s400/Femme_pantin_Protagonisten.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Conchita und Éva, Mateo und Matteo<br /></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
Als sie einen Nackttanz hinlegt, rastet er vor Eifersucht aus und will sie fast umbringen, aber sie besänftigt ihn und wickelt ihn nun endgültig um den Finger. Er will sie heiraten, und sie stimmt zu - unter der Bedingung, dass er ihr ein Haus und allerhand Reichtümer schenkt, und zwar <b>vor</b> der Hochzeit - damit niemand sagen könne, sie hätte ihn nur wegen des Geldes geheiratet. Mateo hält das für eine gute Idee und stellt ihr eine Villa hin, fast schon einen Palast im maurischen Stil, und überhäuft sie mit Geschmeide und Juwelen. Und dann, man hat es schon geahnt, lässt sie ihn wieder zappeln. Mehr noch, sie verlacht und demütigt ihn. Und siehe da, Morenito entpuppt sich tatsächlich als ihr Liebhaber. Sie küsst ihn im Hof der Villa, und Mateo steht draußen vor dem verschlossenen Eisengitter und muss zusehen. Der Film könnte hier zu Ende sein (es sind auch schon 90 Minuten rum), aber er nimmt noch eine unerwartete Wendung. Mateo bekommt zufällig mit, wie Morenito eine andere Frau küsst, mit Geldscheinen wedelt und der Frau erzählt, dass er das Geld von Conchita bekommen hat. Mateo meint nun, dass Conchita ihrerseits auf einen Betrüger hereingefallen ist. Er stürzt sich auf Morenito und kann nur mit großer Mühe davon abgehalten werden, ihn zu erwürgen. Doch dann wird ihm glaubhaft versichert, dass die andere Frau Morenitos Verlobte ist, und dass er von Conchita nur für etwas Geld engagiert wurde, um Mateo in der Villa eine Komödie vorzuspielen - eine Komödie, über die schon ganz Sevilla lacht.<br /><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjgkhksHiMLh9AmmL2hQ6ZBZRl9bXesKkZcqyZzaZ5lbvmjEWpbk-rxQNRwbOrNPC68yXYN9aPe_Y8hIIkud2dZzX4lsqhS5DHOLZsJoHb-lhTZvY4rahIq8ALFAflJcZzd8BTIGlr8927pt2BDkDPUcxQsulrAoBpX85wbWJFeS_8IEIXiVQ3M23Kq/s2880/Femme_pantin_Baroncelli_1.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2160" data-original-width="2880" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjgkhksHiMLh9AmmL2hQ6ZBZRl9bXesKkZcqyZzaZ5lbvmjEWpbk-rxQNRwbOrNPC68yXYN9aPe_Y8hIIkud2dZzX4lsqhS5DHOLZsJoHb-lhTZvY4rahIq8ALFAflJcZzd8BTIGlr8927pt2BDkDPUcxQsulrAoBpX85wbWJFeS_8IEIXiVQ3M23Kq/s400/Femme_pantin_Baroncelli_1.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Wenn Don Mateo ein Fest feiert, dann richtig<br /></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
Um die erneute Demütigung auszukosten, besucht Conchita Mateo in seinem eigenen Palast. Doch jetzt hat sie scheinbar das Blatt überreizt. Er sperrt sie ein und man fürchtet schon, dass er sie umbringt, aber es setzt "nur" eine Tracht Prügel. Und seltsamerweise hat sie nun zum ersten Mal Respekt für ihn und kann ihm das auch glaubhaft machen. Die beiden raufen sich zusammen und versuchen es nochmal miteinander. Doch kann das wirklich gutgehen? - Epilog: Ein Jahr später in Paris. Um es gleich zu verraten, es ist nicht gutgegangen. Sie ist ihm nach nur zwei Wochen wieder auf der Nase herumgetanzt, und nach einigen Monaten hat sich Mateo von ihr getrennt, und diesmal endgültig mit ihr abgeschlossen, wie er einem französischen Freund versichert. Um ihm das zu beweisen, nimmt er den Freund mit in ein Varieté, wo Conchita jetzt wieder als Tänzerin arbeitet. Er werde ihr dabei ganz kühl und unbeteiligt zusehen können, meint Mateo zu dem Freund. Doch als er sie tanzen sieht und sie einem Verehrer im Publikum aufmunternde Blicke zuwirft, spricht sein eifersüchtiger Blick eine andere Sprache. Und dann lässt er ihr einen Zettel zustecken mit der Botschaft, dass er ihr verzeiht, und dass er ihr die Füße küsst. Er wird nie von ihr loskommen, so wie eine Marionette nie vom Puppenspieler loskommt.<br /><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBgiO8zTs4Xxl_unsk-O9aUukVnTpLltAqrcojhvhYk-rhZEiZkkFDOIoDWIH-VUyHV4HqySJauYHpPdAz6JeWEa7YycZ_7jZV2sZwQvjo4Gi1dSbx-v4d21ZaxpJxgE1XZ-TEercA3lsTgQxoazgpufQh1WhPLa_B7IevqMY51i6ocp3df_OwlC4i/s2880/Femme_pantin_Baroncelli_2.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2160" data-original-width="2880" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgBgiO8zTs4Xxl_unsk-O9aUukVnTpLltAqrcojhvhYk-rhZEiZkkFDOIoDWIH-VUyHV4HqySJauYHpPdAz6JeWEa7YycZ_7jZV2sZwQvjo4Gi1dSbx-v4d21ZaxpJxgE1XZ-TEercA3lsTgQxoazgpufQh1WhPLa_B7IevqMY51i6ocp3df_OwlC4i/s400/Femme_pantin_Baroncelli_2.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Conchita will auch zu den Reichen ... mit Erfolg<br /></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
LA FEMME ET LE PANTIN, ital. FEMMINA, dt. EIN WEIB WIE DER SATAN, auch DIE FRAU UND DER HAMPELMANN<br />
Frankreich / Italien 1959<br />
Regie: Julien Duvivier<br />
Darsteller: Brigitte Bardot (Éva Marchand), António Vilar (Don Matteo Diaz), Michel Roux (Albert), Jacques Mauclair (Stanislas Marchand), Lila Kedrova (Manuela), Espanita Cortez (Maria Teresa), Dario Moreno (Arabadjian)<br /><br />
Duvivier und seine Co-Autoren beim Drehbuch verlegten die Handlung in die Gegenwart der 1950er Jahre. Das kann man ohne weiteres machen, ohne großen Schaden oder Nutzen. Und aus Conchita wird Éva, eine Französin in Sevilla - als Spanierin wäre Brigitte Bardot nicht besonders glaubwürdig gewesen. Problematischer sind für mich zwei (miteinander korrespondierende) andere Änderungen: Während Don Mateo bei Baroncelli abgesehen davon, dass er ein paar Freunde hat, ein Mann ohne Bindungen ist, ist Don Matteo verheiratet. (In den Quellen findet man sowohl "Mateo" als auch "Matteo", und der Film selbst gibt keinen Aufschluss. Zur besseren Unterscheidbarkeit bleibe ich bei der zweiten Inkarnation bei "Matteo".) Seine Frau Maria Teresa, wie er selbst wohl in den 40ern, sieht eigentlich gut aus, aber sie ist gehbehindert, und das rechtfertigt es in Matteos Augen offenbar, sie nicht als vollwertige Partnerin zu sehen, und immer eine bis zwei Geliebte nebenher zu haben. Maria Teresa weiß über seine Eskapaden Bescheid, und sie leidet darunter, aber sie nimmt sie zähneknirschend hin, um ihn nicht ganz zu verlieren. Und Matteo findet nichts dabei, sie dreist anzulügen, obwohl er weiß, dass sie ihn durchschaut. Baroncellis Mateo mag ein reicher Schnösel sein, aber er tut im Film eigentlich nichts, was ihn unsympathisch macht. Soll man ihm vorwerfen, dass er ein Opfer seiner Triebe wird? Das, was ihm mit Conchita widerfährt, hat er so eigentlich nicht verdient. Duviviers Matteo dagegen ist ein selbstsüchtiger und arroganter Unsympath, der mehr Strafe verdient hätte, als er am Ende empfängt. Und sozusagen komplementär dazu ist Conchita eine <i>Femme fatale</i> von den Haar- bis zu den Zehenspitzen, Éva dagegen ist eine Moralistin. Sie benimmt sich oft kokett, manchmal fast wie eine Hure, doch in Wirklichkeit ist sie noch Jungfrau. Und diese ganz andere Figurenkonstellation nimmt Duviviers Film den Biss. Er ist eine moralische Erzählung, eine schaumgebremste Version der Geschichte.<br /><br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwh997Jr1drDre4EneFnN-arz__hU0okRqP803L5zkI1lfmDyiZUl8Vq_NM9-nDsnsgp7SMWiw5pw85Tp2amEEs1G4QOks07nHiJfTkzBR8xhSIAlUpBwVyvx54CrZTBvoaGXHlnPENLjEp4BiSKNEPJMOlKmx2xOGLHXv9bGWWY6NWtmPA2kQUYFC/s2880/Femme_pantin_Baroncelli_3.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2160" data-original-width="2880" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiwh997Jr1drDre4EneFnN-arz__hU0okRqP803L5zkI1lfmDyiZUl8Vq_NM9-nDsnsgp7SMWiw5pw85Tp2amEEs1G4QOks07nHiJfTkzBR8xhSIAlUpBwVyvx54CrZTBvoaGXHlnPENLjEp4BiSKNEPJMOlKmx2xOGLHXv9bGWWY6NWtmPA2kQUYFC/s400/Femme_pantin_Baroncelli_3.jpg" width="400" /></a></div><div style="text-align: justify;">
Éva lebt also (als angehende Tänzerin) in Sevilla, zusammen mit ihrem Vater Stanislas und dessen neuer Partnerin, der egozentrischen und etwas vulgären Spanierin Manuela. Stanislas war einst in Frankreich ein bekannter Schriftsteller, doch aus Gründen, die zunächst obskur bleiben, ist er in der Heimat nicht mehr wohlgelitten und weitgehend vergessen, und deshalb im spanischen Exil. Éva hat einen Verehrer, den eloquenten, aber letztlich etwas biederen Fremdenführer Albert, ebenfalls ein Franzose. Es ist ziemlich klar, dass Évas Freundschaft mit ihm platonisch bleibt, und nachdem sie einen Heiratsantrag von ihm ablehnt, verschwindet er (nach einer guten Stunde im Film) nach Paris, und damit aus der Handlung. Schon ganz am Anfang hat Éva bei einem Fest in den Straßen von Sevilla Matteo kennengelernt und mit ihm kokettiert, und er sucht sie in ihrer Wohnung auf, wo er zwar von Stanislas' und Manuelas aufdringlichem Verhalten in die Flucht geschlagen wird, aber später Éva und ihren Vater zu sich einlädt. Auch Matteo ist ein reicher Aristokrat in einem maurischen Palast, und obendrein züchtet er Kampfstiere und setzt sich gelegentlich selbst aufs Pferd, um in der Arena Stiere anzustechen. Éva weiß von Anfang an über seine Geliebten und nach der Einladung auch über Maria Teresa Bescheid, und sie ist gleichzeitig angezogen und abgestoßen von ihm. Auch sie spielt jetzt etwas Katz und Maus, aber aus etwas anderen Gründen als Conchita - solange sich Matteo benimmt wie jetzt, <b>kann</b> sie keine Beziehung mit ihm eingehen.<br /><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjdkiM7d02heJmL1txQE_3Sbu3ynCq1Hnb-od8u6Cr9Z8oe22oV5tJnTp6ikqPh3oPE52YFkpAH1fjrEkj5zrFaVjOhxyLjYGwpz0NhhgJFz9NofzxoE9XI9bgKikCmGq8jQBMM3n6qMYUkp1iSkElOdntRVtiQBMdxJQkLRht-bZSfBnje0ErOsGH9/s2880/Femme_pantin_Baroncelli_4.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2160" data-original-width="2880" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjdkiM7d02heJmL1txQE_3Sbu3ynCq1Hnb-od8u6Cr9Z8oe22oV5tJnTp6ikqPh3oPE52YFkpAH1fjrEkj5zrFaVjOhxyLjYGwpz0NhhgJFz9NofzxoE9XI9bgKikCmGq8jQBMM3n6qMYUkp1iSkElOdntRVtiQBMdxJQkLRht-bZSfBnje0ErOsGH9/s400/Femme_pantin_Baroncelli_4.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Cádiz</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
Éva hat erst kürzlich ihre Ausbildung als Tänzerin beendet, und nun nimmt sie ein erstes Engagement an, und zwar bei dem schmierigen Wirt Arabadjian (in Wikipedia und Lexikon des Internationalen Films findet man gleich drei andere Schreibweisen des Namens, aber er heißt wirklich Arabadjian), gegen den ausdrücklichen Rat ihres seriösen alten Tanzlehrers. (Kleine Randnotiz: Arabadjians Darsteller Dario Moreno war auch Sänger, und er veröffentlichte 1961 eine recht erfolgreiche <a href="https://www.youtube.com/watch?v=SdKVDA6ts5E">Single über Brigitte Bardot</a>.) Während im Hof des Lokals Flamenco-artige Tänze aufgeführt werden, absolviert Éva im Obergeschoß eine "zweite Schicht", indem sie sich vor zahlungskräftigen Touristen entblättert. Matteo "überrascht" sie dort und macht eine Szene, doch er wurde von Éva selbst durch eine gezielte Indiskretion hingelockt, um ihm eine Lektion zu erteilen. Ähnlich wie bei Baroncelli in der Szene in Cádiz wickelt sie ihn um den Finger, und er verspricht ihr nun ein Haus und Reichtümer. Doch dann nimmt sie einen von ihm ad hoc ausgestellten Scheck über 100.000 Peseten und zerreißt ihn demonstrativ in kleine Fetzen. Conchita hat zwar ihren Stolz, aber letztlich ist sie käuflich (auch wenn sie selbst dann nicht liefert), Éva nicht. Wie gesagt, eine Moralistin. Kurz darauf geht sie mit Arabadjian und seiner ganzen Tanz- und Musiktruppe in einem klapprigen Bus auf Tournee durch Andalusien, und der nun schon nervlich angeschlagene und äußerlich etwas derangierte Matteo fährt einfach mit.<br /><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzpw_Qaaj0ptPAsmt6Ko_zOcex6ej3Ue1R0dDKT4oknZEGmDyBjG5O820SNDDc21ufpTy5Gqtt8eWdFMRFW5jJ9XdLEvynxW_5fvydaaYE-cs_35t7ssLmDHxp1CMsl-cSRx27KrH_E-p7Z2IfZJ0LWDEvgEvOUGzy53Ziw0wfD8-OtJyr-Vdkt4D8/s2880/Femme_pantin_Baroncelli_5.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2160" data-original-width="2880" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjzpw_Qaaj0ptPAsmt6Ko_zOcex6ej3Ue1R0dDKT4oknZEGmDyBjG5O820SNDDc21ufpTy5Gqtt8eWdFMRFW5jJ9XdLEvynxW_5fvydaaYE-cs_35t7ssLmDHxp1CMsl-cSRx27KrH_E-p7Z2IfZJ0LWDEvgEvOUGzy53Ziw0wfD8-OtJyr-Vdkt4D8/s400/Femme_pantin_Baroncelli_5.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Nackttanz</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
Zuvor gab es aber noch eine Enthüllung: Stanislas ist deshalb aus Frankreich verduftet, weil er ein Anhänger des Vichy-Regimes (wenn nicht gleich der Nazis) war und mindestens einen Mann denunziert hat, der dann in Auschwitz ermordet wurde. Diese Episode ist ein ziemlicher Fremdkörper im Film, und ich fragte mich, was das eigentlich soll. Vielleicht sollte es nur rechtfertigen, dass Éva ihren bisher geschätzten Vater nun verlässt, um sich dem öligen und moralisch durchaus fragwürdigen Arabadjian anzuschließen. Aber genausogut hätte man Stanislas (und Manuela gleich dazu) auch ganz aus dem Film weglassen können. Und letztlich dient ohnehin <b>alles</b>, was man an Évas Verhalten fragwürdig finden könnte, nur Matteos "Läuterung" und ist damit im nachhinein gerechtfertigt - so soll man es zumindest sehen.<br /><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhN4cKiWH0-uyUCm-8XwxH7kBx2oL1wI8-V0EsNvY-KfjiO9Hk_ejgK6JEFSvwxrzIelp-NUBDQ0L90Iag9UQjIlEv2SP9aUMmbDzQryweYfj3RYC8ryOc1J3Di79T1SpGElHuBLRRqwVL8Cy1HIVmd8Yl31lLICL7p6wNeRf0WpoBLLlwv3Fw1b1-q/s2880/Femme_pantin_Baroncelli_6.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2160" data-original-width="2880" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhN4cKiWH0-uyUCm-8XwxH7kBx2oL1wI8-V0EsNvY-KfjiO9Hk_ejgK6JEFSvwxrzIelp-NUBDQ0L90Iag9UQjIlEv2SP9aUMmbDzQryweYfj3RYC8ryOc1J3Di79T1SpGElHuBLRRqwVL8Cy1HIVmd8Yl31lLICL7p6wNeRf0WpoBLLlwv3Fw1b1-q/s400/Femme_pantin_Baroncelli_6.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Conchita in ihrem neuen Palast<br /></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
Éva führt Matteo weiter an der Nase herum, es gibt nun auch hier einen Morenito (einer aus der Tanztruppe), es ist aber von vornherein klar, dass das nur ein von Éva aufgestellter Köder ist, um Matteo noch mehr eifersüchtig und zum Hanswurst zu machen. Und das gelingt. Am Ende will er Éva in einem proppenvollen Lokal in rasender Eifersucht verprügeln, wird aber selbst vermöbelt, und er verbringt eine Nacht in einer Zelle im Polizeirevier. Doch als er am nächsten Morgen als gedemütigtes Häufchen Elend davonschleichen will, wartet schon Éva auf ihn. Jetzt ist er da, wo sie ihn schon immer haben wollte - zurechtgestutzt auf Normalgröße, auf menschliches Maß. Jetzt können die beiden ein Paar werden, und sie werden auch eines. Happy End. Und einen Epilog gibt es hier nicht. Oder etwa doch? In der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Weib_wie_der_Satan">Wikipedia</a> steht nämlich Folgendes:
<blockquote>
Als Matéo am nächsten Morgen entlassen wird, wirkt er wie ein anderer Mensch; seine Kleidung ist zerrissen, sein Gesicht von Wunden entstellt. Auf so etwas scheint Eva nur gewartet zu haben. Sie begegnet ihm jetzt mit überströmender Zärtlichkeit und versichert ihm ihre Liebe.<br /><br />
„… und seit einem Jahr ist sie meine Frau“, erzählt Matéo in einem Pariser Restaurant seinem Zuhörer Albert, dem früheren Fremdenführer, der in die französische Hauptstadt gekommen ist, um Eva wiederzusehen. Diese hat gerade ihren Tanz beendet und wendet sich nun einem athletischen jungen Mann zu. „Mit Morenito hat es angefangen. Jetzt ist es der dort, bis sie auch ihm wieder überdrüssig wird. Trotzdem bleibe ich bei ihr, weil ich sie liebe.“ Mit diesen Worten beendet Matéo seine Erzählung.
</blockquote>
Ob hier nur ein Wikipedia-Autor seiner Fantasie freien Lauf ließ, oder ob es dieses alternative Ende tatsächlich gibt, weiß ich nicht, aber ich glaube eher Ersteres. Abgesehen von diesem Wikipedia-Artikel habe ich jedenfalls keinerlei Hinweise darauf gefunden.<br /><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXvebiMO2-CmgmhULhepVaSwtHO7CZKROeCFuJEO_V8ifz2oA2zgdF_GpoJspy8P3t-ylgUCOaS3LBnXCSXsbmq7GKUCZoOnVhK4VwI6tof_Eqqsd25XJAJHc4UTT37M5VbQ_2M-k4QhR8VtEGL3y7ayjXwDA8WGjfQHVVTpGsmLDAthH3ePvX_8gU/s2880/Femme_pantin_Baroncelli_7.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2160" data-original-width="2880" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXvebiMO2-CmgmhULhepVaSwtHO7CZKROeCFuJEO_V8ifz2oA2zgdF_GpoJspy8P3t-ylgUCOaS3LBnXCSXsbmq7GKUCZoOnVhK4VwI6tof_Eqqsd25XJAJHc4UTT37M5VbQ_2M-k4QhR8VtEGL3y7ayjXwDA8WGjfQHVVTpGsmLDAthH3ePvX_8gU/s400/Femme_pantin_Baroncelli_7.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Draußen vor der Tür<br /></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
Es überrascht wohl nicht mehr, dass mir Baroncellis Film besser gefällt als der von Duvivier. Letzterer erfreut das Auge mit Breitbild (das verwendete Verfahren heißt DyaliScope), üppigen Farben und wunderbaren Schauplätzen, und es gibt ganze Breitseiten an andalusischer Folklore (oder was man dafür halten soll). Kameramann Roger Hubert macht seine Sache gut, etwa in dem erwähnten Massentumult im Lokal, wo die Kamera sozusagen mit der Menge mitwogt. Einen großen Anteil an den Schauwerten hat Set-Designer Georges Wakhévitch, ein Meister seines Fachs in der Tradition eines Lazare Meerson und eines Alexandre Trauner, mit denen er in seiner Karriere auch zusammengearbeitet hatte (aber auch Baroncellis Fassung hat eine sehr gediegene Ausstattung). Und natürlich hat auch Brigitte Bardot ihre Reize - sie zeigt viel Bein, Dekolleté und auch mal ihren nackten Hintern.<br /><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEitNOgq0XvjTiVBH3FOprMEz7tGJHbjv6GuJFDSVKJI_OwsEwCVv8XKoJZKRqv19WM6xFzpIw-2hjpHzs08AVhRYk7iHfgrTaTEHTFmr1h65XWOAxXm0BiaRfkYpZpuiMXcGv0F-rg5PxkkR_adU4vvuLwb-PtxqVsb0aBxPL9Wo3kvCFMqHAksh46X/s2454/Femme_pantin_Duvivier_1.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2454" data-original-width="1920" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEitNOgq0XvjTiVBH3FOprMEz7tGJHbjv6GuJFDSVKJI_OwsEwCVv8XKoJZKRqv19WM6xFzpIw-2hjpHzs08AVhRYk7iHfgrTaTEHTFmr1h65XWOAxXm0BiaRfkYpZpuiMXcGv0F-rg5PxkkR_adU4vvuLwb-PtxqVsb0aBxPL9Wo3kvCFMqHAksh46X/s400/Femme_pantin_Duvivier_1.jpg" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Don Matteo mit seinen beiden aktuellen Geliebten, mit Éva und mit Maria Teresa<br /></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
Und doch ist die Version von 1929 die visuell einfallsreichere. Das beginnt schon beim Einstieg: Von Goyas Gemälde <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/El_Pelele">El Pelele</a> wird auf eine Live-Darstellung der Szene überblendet - vier Frauen werfen eine männliche Strohpuppe durch die Luft, und weisen damit auf das voraus, was kommt (<i>pelele</i> bedeutet nicht nur "Strohpuppe", sondern auch "Hampelmann" und "Trottel"). Auch Conchitas Nackttanz ist einfallsreicher in Szene gesetzt als der von Éva. Und Baroncelli und sein Kameramann Louis Chaix liefern noch mehr solche Proben ihres Könnens. Übrigens drehten auch sie ihren Film in Farbe, in dem eher ephemeren <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Keller-Dorian_cinematography">Keller-Dorian-Verfahren</a>, doch anscheined wurde er nach enttäuschenden Testprojektionen nie in Farbe aufgeführt. Auch auf der Blu-ray (siehe unten) liegt er in Schwarzweiß vor. Conchita Montenegro war erst 16 oder 17, als sie den Film drehte, und sie erwies sich als schauspielerisches Naturtalent.<br /><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi51TdhY6nVDkOqZsdL24Ke-49X26r40qoVy5ACsb2G_-oEktgYcdXYI60y8ks5WVzhhuxMfTceCVgBQXI70nuT63Ag3NdV_i7ofcgd6V865xUiC2nI95f0-HK-jiZlkE6ctZAvbc8IUv28t1ulo0Ng26fM-Pyeo4riL7SGYdQ5hzX5C2IeSVqU9tIs/s2454/Femme_pantin_Duvivier_2.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2454" data-original-width="1920" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi51TdhY6nVDkOqZsdL24Ke-49X26r40qoVy5ACsb2G_-oEktgYcdXYI60y8ks5WVzhhuxMfTceCVgBQXI70nuT63Ag3NdV_i7ofcgd6V865xUiC2nI95f0-HK-jiZlkE6ctZAvbc8IUv28t1ulo0Ng26fM-Pyeo4riL7SGYdQ5hzX5C2IeSVqU9tIs/s400/Femme_pantin_Duvivier_2.jpg" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Folklore und Flamenco<br /></td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
Das größere Problem bei Duviviers Film ist für mich, wie oben schon ausgeführt, die Charakterisierung der Figuren. Vielleicht hätte ich den Film mehr gemocht, wenn ich nicht direkt davor den von Baroncelli gesehen hätte. Aber das habe ich nun mal, und das spätere Werk wollte dann für mich einfach nicht funktionieren, und das blöde Happy End hat noch eins draufgesetzt. Trotzdem will ich niemanden davon abhalten, den Film anzusehen. Erstens muss natürlich niemand meine Einschätzung bezüglich "Moral" teilen. Ich finde Baroncellis amoralische Fabel erfrischend, aber man könnte sie schon auch etwas zynisch finden - dann ist man vielleicht bei Duvivier besser aufgehoben. Und wie erwähnt, sind die optischen Schauwerte durchaus prächtig. Das gilt übrigens auch für die Musik, oder zumindest die Hälfte davon. Denn es gibt einerseits jede Menge mitreißenden Flamenco und dergleichen, wie es zum Schauplatz passt, aber auch "normale" (und teilweise arg sentimentale) Filmmusik. Es sind zwei Komponisten angeführt, und ich nehme doch stark an, dass José Roca (laut Credits) bzw. Rocca (laut der üblichen Quellen), der ansonsten filmisch nicht weiter in Erscheinung getreten ist, für den "spanischen" Teil verantwortlich war, und der umso bekanntere Jean Wiener für den konventionellen.<br /><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhu3rvYs3zO66Ct8pMHxm7BGb-RU8QqMfMo68IGc49ZsKIEFjR-NhzzEPIDPxOvWKe7VW15zI9wEzg-J1HzrUBfCpGaokMO9m3EyfgHgJBByyOSRMXJeI3BD0IzQK1pQrCHSGlBjGFnYktV_5G0Bmi2OQlPwqL-NjXTSyavmKIUk22qFdyQmQ2faAxm/s2454/Femme_pantin_Duvivier_3.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2454" data-original-width="1920" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhu3rvYs3zO66Ct8pMHxm7BGb-RU8QqMfMo68IGc49ZsKIEFjR-NhzzEPIDPxOvWKe7VW15zI9wEzg-J1HzrUBfCpGaokMO9m3EyfgHgJBByyOSRMXJeI3BD0IzQK1pQrCHSGlBjGFnYktV_5G0Bmi2OQlPwqL-NjXTSyavmKIUk22qFdyQmQ2faAxm/s400/Femme_pantin_Duvivier_3.jpg" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Sevilla</td></tr></tbody></table><div style="text-align: justify;">
Marie Joseph Henri Jacques de Baroncelli, 9e marquis de Baroncelli-Javon (und seit 1927 Ritter der Ehrenlegion), oder etwas handlicher Jacques de Baroncelli (1881-1951), kannte ich bisher nur durch seinen prächtigen L'AMI FRITZ von 1933, der den Wert von Freundschaft, Solidarität und Toleranz ebenso feiert wie den Wert von gutem und reichlichem Essen und Trinken (ohne dabei irgendwie dekadent zu sein). Baroncelli stammte aus provenzalischem Adel mit ursprünglich italienischen Wurzeln. Er drehte über 80 Filme, doch in den üblichen Quellen wird ihm bescheinigt, dass es überwiegend künstlerisch mittelmäßige Gebrauchsware gewesen sei. Doch LA FEMME ET LE PANTIN und L'AMI FRITZ sprechen eine andere Sprache, und vielleicht gibt es da ja noch mehr Schätze zu heben. Baroncellis Sohn, der Kritiker und Schriftsteller Jean de Baroncelli (er war dann auch der 10. Marquis), schrieb übrigens eine durchwachsene Besprechung von Duviviers Film in <i>Le Monde</i>, in der er die visuellen Meriten hervorhebt, aber die Handlung altmodisch nennt und Matteos Metamorphose als unglaubwürdig kritisiert. Das Thema "Frau treibt Mann in den Untergang" (egal ob mit oder ohne "Wiederauferstehung") konnte Duvivier tatsächlich besser, nicht nur in seinem vielleicht bekanntesten Film PÉPÉ LE MOKO, sondern etwa auch in seinem ersten Nachkriegsfilm PANIQUE, einer Verfilmung von Georges Simenons <i>Die Verlobung des Monsieur Hire</i> mit einem gewohnt souveränen Michel Simon in der Titelrolle. Aber natürlich hat Duvivier so viele interessante Filme hinterlassen, dass man ihm einen weniger gelungenen jederzeit nachsehen kann.<br /><br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi0CtpsZx910Fw81mYLzvRQzMoo_f2oV8edX5B5EFD42KEBYN_Ju93WwqI-2HjSPmLJvraAsGzkRB5cW7iLwJd1cUJsNkg8Ny76cj7hveTgXAf-0wsFsu23se14a_lft8_TjXKMm5yG98_YHoGwHMg_c9rOPYchPT5P9By0U5Tun7A22pCIllS3eN1w/s2454/Femme_pantin_Duvivier_4.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2454" data-original-width="1920" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi0CtpsZx910Fw81mYLzvRQzMoo_f2oV8edX5B5EFD42KEBYN_Ju93WwqI-2HjSPmLJvraAsGzkRB5cW7iLwJd1cUJsNkg8Ny76cj7hveTgXAf-0wsFsu23se14a_lft8_TjXKMm5yG98_YHoGwHMg_c9rOPYchPT5P9By0U5Tun7A22pCIllS3eN1w/s400/Femme_pantin_Duvivier_4.jpg" /></a></div><div style="text-align: justify;">
Beide Filme wurden in den letzten Jahren restauriert und sind in Frankreich bei Pathé jeweils in einer Blu-ray/DVD-Combo erschienen. Es gibt in beiden Fällen optionale englische Untertitel, aber nur für die Filme selbst, nicht für das Bonusmaterial. Für die Stummfilmfassung gab es laut Credits eine Originalmusik, aber die findet sich nicht auf der aktuellen Veröffentlichung - vielleicht ist die Partitur verschollen. Stattdessen gibt es eine sehr gute neue Musik von Günter A. Buchwald, die von dem Ensemble <a href="http://www.octuordefrance.com/en/">L'Octuor de France</a> eingespielt wurde.
</div><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh6FNOepeDviuh4y7ZH9lo50nUzyt-gxC94chAERkqBcgX000wOHaBGZZlMVceSSXism4OR4BWhri64VZWTJhj9NLhfTBMcBXtVKUkbZmshj7CIZCHU-a2QTDSCUKLrrpUq-wIAZcswnPFOw6OhtlNwtZHfqT4QyKc9PlsMBeOPoxfG1t99qOgVqI3R/s2454/Femme_pantin_Duvivier_5.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2454" data-original-width="1920" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh6FNOepeDviuh4y7ZH9lo50nUzyt-gxC94chAERkqBcgX000wOHaBGZZlMVceSSXism4OR4BWhri64VZWTJhj9NLhfTBMcBXtVKUkbZmshj7CIZCHU-a2QTDSCUKLrrpUq-wIAZcswnPFOw6OhtlNwtZHfqT4QyKc9PlsMBeOPoxfG1t99qOgVqI3R/s400/Femme_pantin_Duvivier_5.jpg" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Arabadjian (oben links, rechts Évas Tanzlehrer)<br /></td></tr></tbody></table>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiE5PpyURXCrR40BIzavm1wEeYwZsBfuM3BamFhumFK-XdjJb6gA78Rmb5Tig7Ebkr4D0IxvSShje-h_ivZqicQX66O-0X7QfT5cawXaNnFNzRaC0nxLMmZL9Q8pwLMvqWjLPs8i16vhnPXBdORhyJDXf9777_D9ReR37FguB6iUhUbJogaWR9QzTmm/s2454/Femme_pantin_Duvivier_6.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="2454" data-original-width="1920" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiE5PpyURXCrR40BIzavm1wEeYwZsBfuM3BamFhumFK-XdjJb6gA78Rmb5Tig7Ebkr4D0IxvSShje-h_ivZqicQX66O-0X7QfT5cawXaNnFNzRaC0nxLMmZL9Q8pwLMvqWjLPs8i16vhnPXBdORhyJDXf9777_D9ReR37FguB6iUhUbJogaWR9QzTmm/s400/Femme_pantin_Duvivier_6.jpg" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Matteo reist nicht mehr ganz standesgemäß mit Arabadjians Truppe<br /></td></tr></tbody></table>
</div>Manfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-45878078349936693972022-02-13T12:50:00.000+01:002022-02-13T12:50:11.931+01:00Bella, selvaggia Italia – in Cinerama! Bericht vom 7. Terza-Visione-Festival des italienischen Genrefilms (Teil 2)<p> <span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;">Was bisher geschah... Erster Teil des Festivalberichts <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2021/12/bella-selvaggia-italia-in-cinerama.html" target="_blank">hier</a></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Freitag, 27. August 2021</b></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 20.00 Uhr</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>BONNIE E CLYDE ALL'ITALIANA ("Bonnie und Clyde auf Italienisch")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Steno</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1983</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">89 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Der tollpatschige Scherzartikelverkäufer Leo (Paolo Villaggio) und die extrem kurzsichtige Bahnhofansagerin Rosetta (Ornella Muti) werden bei einem Banküberfall als Geiseln entführt, befreien sich durch Zufall und nehmen die Beute mit. Durch eine Verwechslung werden sie für die Haupttäter gehalten und sind fortan auf der Flucht.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Durch eine freundliche Leihgabe bin ich 2019 an FANTOZZI geraten, der berühmten italienischen Kultkomödie mit Paolo Villaggio um den tollpatschigen und von Pech verfolgten kleinen Angestellten Fantozzi (die über die folgenden 25 Jahre ganze neun (sic!) Folgefilme, alle mit Paolo Villaggio nach sich zog). Mit dem Komödienspezialisten Luciano Salce (IL FEDERALE, LA VOGLIA MATTA, SLALOM, BASTA GUARDARLA hatten mir in unterschiedlichem Maße alle gefallen) konnte doch eigentlich nichts schief gehen. Nach 20 Minuten war ich vollkommen am Boden zerstört, bereit, auf Knien robbend um Gnade zu winseln – und brach den Film ab (etwas, was ich nur sehr, sehr selten mache). Der Komiker Paolo Villaggio (der auch Autor der Romanvorlage und Drehbuchautor war) und ich werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Der grobe Klamauk stört mich weniger als die misanthropische Schadenfreude, die die Grundlage für die meisten Gags bildet.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine ganz so harte Herausforderung wie FANTOZZI war BONNIE E CLYDE ALL'ITALIANA nicht, immerhin gab es Ornella Muti zu sehen, und durch das Drehbuch ein gewisses Roadmovie-Feeling, das immerhin alle paar Minuten ein neues Setting brachte (andererseits die deutsche Synchro, die gerade bei Klamaukkomödien noch mal 385 Schippen drauflegt).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Gelegenheiten, bei denen ich allenfalls leicht lächelte, waren in anderthalb Stunden an einer Hand zu zählen. Dem Vergnügen der anderen Leute im Publikum sollte und soll das natürlich keinen Abbruch tun: BONNIE E CLYDE ALL'ITALIANA fand viele begeisterte Zuschauer und viele laute und herzliche Lacher.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Nach diesem Stahlbad war ich bereit für einen knüppelharten und ruppigen Frauenknastfilm aus den schmutzigsten Untiefen der Schmier-Hölle... und bekam nicht nur den schönsten Tscherkassky-Film des Wochenendes, sondern auch ein großes Highlight unter den abendfüllenden Vorstellungen des diesjährigen Terza.</i></span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 22.30 Uhr</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>THE EXQUISITE CORPUS</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Peter Tscherkassky</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Österreich 2015</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">18 Minuten</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Eine Frau liegt am Strand und kämpft mit ungeheuren Gefühlen...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der rauschhaft-wahnwitzige Höhepunkt unter den Tscherkassky-Filmen des langen Terza-Wochenendes. Tscherkasskys Filme beginnen oft schon auf einem sehr hohen Intensitätsniveau, das sie dann noch etwas fester zurren. THE EXQUISITE CORPUS hingegen fängt langsam, sehr langsam, geradezu meditativ an. Mit verfremdetem Material aus einem US-amerikanischen Nudistenfilm der frühen 1960er Jahre führt er uns zunächst zusammen mit einem Pärchen an einen sonnendurchfluteten Badestrand, und dann, nach und nach mit steigernder inhaltlicher und auch inszenatorischer Intensität, in die Gefühlswelten und erotischen Fantasien der Frau, in den puren Cine-Sex, in den Kino-Orgasmus...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>THE EXQUISITE CORPUS nutzte unter anderem Filmmaterial aus Andrea Bianchis berüchtigen (und vom Hofbauer-Kommando zurecht sehr geschätzten) Exorzisten-Ripoff-Sexfilm MALABIMBA – und hatte dadurch einen natürlichen Querbezug zum "Hauptprogramm". Dass er auch noch der traumhaft perfekte Vorfilm für einen der Höhepunkte des Festivals sein sollte, war natürlich die Krönung.</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjo4SfTzAPRFoPIEBV0KdSg_T6meuTvvy7U46tWidTNKZty-9siz5KCL1nvTAr1095_8bGU5gMILxS57aB32aPIJXAa7Qy9Qbz7mz6UNdlW08zHBp8XOl9ibAkomSIyDUi5_W1dHlI3Blsg9wXVwWgSRYnk6UhuFK6SKMdlL5P3LvzZRIYXQUmf1ofN=s1005" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1005" height="319" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjo4SfTzAPRFoPIEBV0KdSg_T6meuTvvy7U46tWidTNKZty-9siz5KCL1nvTAr1095_8bGU5gMILxS57aB32aPIJXAa7Qy9Qbz7mz6UNdlW08zHBp8XOl9ibAkomSIyDUi5_W1dHlI3Blsg9wXVwWgSRYnk6UhuFK6SKMdlL5P3LvzZRIYXQUmf1ofN=w400-h319" width="400" /></a></div><br /><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>PRIGIONE DI DONNE ("Frauen im Zuchthaus")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Brunello Rondi</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1974</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">84 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die französische Studentin Martine (Martine Brochard) ist zur falschen Zeit am falschen Ort, als sie bei einer Razzia in Italien festgenommen und wegen untergeschobener Drogen zu einer harten Gefängnisstrafe verurteilt wird. Zusammen mit der charismatischen Susan (Marilù Tolo) und anderen Zellengenossinnen wehrt sie sich gegen das repressive Regime im katholischen Gefängnis.<span class="Apple-converted-space"> </span></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wer einen ruppigen Exploitation-Sleaze-Hobel erwartet hat – ja, auch das ist PRIGIONE DI DONNE, aber eben nur in Teilen. Er ist ebenso ein politisch engagiertes Sozialdrama, eine Charakterstudie über weibliche Solidarität, ein zorniger, ungezügelter Wutschrei gegen die Institution der katholischen Kirche und eigentlich gegen alle repressiven Autoritäten, ein empathisches Melodrama über tragische Schicksale, ein quasi-soziologischer Blick auf Gewaltstrukturen und kollektive Gewaltsozialisation, ein gefühlvolles und berauschtes Bildgedicht. Auf jeden Fall ein unfassbarer und unfassbar großartiger Film. Schon der Vorspann mit Blick auf den entvölkerten Gefängnistrakt wirft einige Erwartungen über Bord und eröffnet große Horizonte: Albert Verrecchias auf Zithern gespielte <a href="https://www.youtube.com/watch?v=TuT-TWeGThY" target="_blank">Titelmelodie</a> klang für mich intuitiv irgendwie "griechisch", auf jeden Fall aber trotz einem Hauch Melancholie auch eher heiter, beschwingt – keineswegs aber Musik, die man in einem voraussichtlich recht düsteren Frauenknastfilm erwarten würde (die Zither-Musik taucht später intradiegetisch wieder auf: als Platte, die von den Nonnen aufgelegt wird für die Hofspaziergänge).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mein Sitznachbar für diesen Film sagte mir kurz vor Filmbeginn, dass er ein wenig Befürchtungen hege: den Trailer, den er vorab gesehen hatte, ließ einen sehr steifen, statischen Film erwarten. Seine Befürchtungen (das bestätigte er mir danach auch) wurden weggesprengt: PRIGIONE DI DONNE ist ungemein dynamisch gefilmt und geschnitten, er schert sich nicht darum, Ordnung in seine Handlung zu schaffen, sondern taucht mit seiner neugierigen Handkamera immer tief ins Getümmel des Frauenknasts im Aufruhr. Zahlreiche Szenen wirken in ihrem "Chaos" durchaus "fellinesk" – da Regisseur Brunello Rondi zu den Stammdrehbuchautoren Federico Fellinis gehörte und damit zu den Co-Erschaffern dessen, was man gemeinhin "fellinesk" nennt, ist das auch nicht wirklich verwunderlich.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgMI9kdVRb5oROxcESoGhGYv3B5DPRQcK2Egb_b-5NquolDUJsMd9iyWf_qF46qymkjCmeJRRKEqxPomYpoODCm3OBVWsW3xfxlU0PyOi0ixeuwwJfrtPixs5uK-uaDJSS7U7PMQ9wwYmHLwpUx1xLyjYby-TjXm5bBzkV0nkBoE4eUvzkzSOdnBa5j=s2000" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1604" data-original-width="2000" height="321" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgMI9kdVRb5oROxcESoGhGYv3B5DPRQcK2Egb_b-5NquolDUJsMd9iyWf_qF46qymkjCmeJRRKEqxPomYpoODCm3OBVWsW3xfxlU0PyOi0ixeuwwJfrtPixs5uK-uaDJSS7U7PMQ9wwYmHLwpUx1xLyjYby-TjXm5bBzkV0nkBoE4eUvzkzSOdnBa5j=w400-h321" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Oben: Martine und Susan<br />Unten: das Gefängnis wird von Nonnen mit eiserner, gnadenloser Hand geführt, was die Insassinnen zur Rebellion bringt</td></tr></tbody></table><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/09/tutto-e-filmbericht-vom-5-terza-visione.html" target="_blank">NELLA CITTÀ L'INFERNO, der beim 5. Terza lief</a>, war in narrativer Hinsicht wahrscheinlich ein Bezugspunkt für PRIGIONE DI DONNE (sicherlich auch, weil Castellanis Film so einige ständig wiederkehrende Eckpunkte des Frauenknast-Subgenres vorwegnahm): da ist die unschuldig verurteilte, auch in ihrem Habitus unschuldige junge Frau, die in die Hölle des Gefängnisses kommt (Giulietta Masina – Martine Brochard); die alteingesessene und mit allen Knastregeln vertraute, charismatische Altinsassin (Anna Magnani – Marilù Tolo), die zunächst die Neue veräppelt, dann aber unter die Fittiche nimmt; der Fall von der Unschuld der unschuldigen Neuen (Masina kommt raus, gerät auf die schiefe Bahn und kehrt abgebrüht in den Knast zurück – Brochard überwindet ihre "zivilisierten" Hemmungen und beginnt selbst, brutale Gewalt für ihre Zwecke einzusetzen).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Dennoch liegen auch die Unterschiede auf der Hand: NELLA CITTÀ L'INFERNO ist ein Schicksalsmelodrama, der vom Fatalismus des Film Noir gar nicht so weit entfernt ist. PRIGIONE DI DONNE ist hingegen vor allem auch politisches Anklagekino im Genregewand und in einer besseren Welt würde man ihn mit Elio Petris und Damiano Damianis wesentlich berühmteren Polizeifilmen und Politthrillern in einem Atemzug nennen. Exekutive und legislative Gewalten kommen hier ebenso schlecht weg wie kirchliche Autoritäten (das Gefängnis des Films wird von Nonnen geleitet!) oder die Sensationspresse, die aus der Ferne den Aufstand im Knast voller Erwartungen auf Blutvergießen gierig beobachtet und filmt. Fatalistisch wird der Film deshalb nicht: vielmehr erschafft er eine Art kleine Utopie in der Freundschaft einiger Frauen, die sich gegen die Gewalt in einer hoffnungslosen Situation wehren.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In einer so repressiven, von kirchlichen Verzichtspredigten geprägten Umgebung wird Sexualität zu einem Schutzschild, zu einer Angriffswaffe, zu einer Fluchtmöglichkeit. Den fürchterlichen Schmerzensschreien einer verblutenden, von den Nonnen hilflos gelassenen Co-Gefangenen entkommt Martine in nächtlicher Selbstbefriedigung. Das demonstrative Masturbieren vor den Nonnen, die gerade Duschaufsicht haben oder vor den männlichen, bewaffneten Wachen, gehört hingegen zu den scharfen Waffen der weiblichen Häftlinge. Letzteres eine geradezu halluzinatorischer Moment: Marilu Tolo entblösst sich leicht und beginnt sich vor dem Wärter zu streicheln, geilt ihn sichtlich auf und endet das ganze mit einer lauten und wüsten Schimpftirade gegen ihn. Und schließlich am Ende der "zärtliche Vierer", als Susan, Martine und zwei weitere Frauen aus Susans Bande, die allesamt als Rädelsführerinnen des Aufstands auf ein abgelegenes Inselgefängnis gebracht worden sind, auf Vorschlag Susans "eine gute Zeit verbringen" und ihrer Zelle zusammen Sex haben. Der Film zerfällt... nein, zerfließt hier in seiner Montage komplett, die Bilder ekstatischer Gesichter überlagern sich mit Impressionen reissender Meereswellen... Ein Bildgedicht nicht unähnlich dem, den die Terza-Zuschauer knapp 80 Minuten vorher in Peter Tscherkasskys THE EXQUISITE CORPUS sahen. Im zweiten Filmprogramm dieses Terza-Abends hat sich aber auch wirklich alles zusammengefügt!<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ohne zu einem Thesenfilm zu werden macht der Film ganz deutlich, dass seine Sympathien bei den gefangenen Frauen liegt: bei der zunächst unschuldigen Martine, bei der mit allen Wassern gewaschenen Susan, bei den kleinkriminellen Insassinnen, bei den politischen Insassinnen. Dabei bleibt PRIGIONE DI DONNE doch auch unsentimental, ganz ohne Schwarz-Weiß-Malerei. Zorn ist oft ungerecht, und affektive Gewalt gegen repressive Strukturen trifft physisch als Erstes Individuen, im Zweifelsfall unschuldige Leute. Als Martine langsam Gewalt als Handlungs- und Kommunikationsoption für sich entdeckt, wendet sie das dann auch gegen die Frau an, die sie vermeintlich verraten hat: eine Frau, die sich nicht so verhält, als wäre sie intellektuell besonders raffiniert bzw. in irgendeiner Weise verantwortungsbewusst. Beim großen Gefängnisaufstand schnappt sich eine Gruppe von Gefangenen dann auch eine junge Nonne, die im Laufe des Films mehrmals als sichtlich angewidert von der strukturellen Gewalt gegen die Inhaftierten gezeigt wurde – ausgerechnet sie wird dann geschlagen, getreten, zur peinlichen Demütigung ausgezogen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEg4x3mJbvASXiyHegUCnGAsnoAHXa0PIMwpW9ECqbYaYGXhAd_wsLwvVs1oUz9i1U9jc_6c-WQEOWh3mXwsHT1BCAaFogLlx1D5EWFI5LcN_1D7X70wJhwkX62PG7gIlyf3N6-JLjRQsFRIfSgPHG8UexocKBaNE7AZekb3i8053OeHa_TuziodX8sc=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1604" data-original-width="2000" height="321" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEg4x3mJbvASXiyHegUCnGAsnoAHXa0PIMwpW9ECqbYaYGXhAd_wsLwvVs1oUz9i1U9jc_6c-WQEOWh3mXwsHT1BCAaFogLlx1D5EWFI5LcN_1D7X70wJhwkX62PG7gIlyf3N6-JLjRQsFRIfSgPHG8UexocKBaNE7AZekb3i8053OeHa_TuziodX8sc=w400-h321" width="400" /></a></div><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das Herz von PRIGIONE DI DONNE ist das Duo aus Martine Brochard und Marilù Tolo und die sich entwickelnde Freundschaft zwischen ihren beiden Figuren. Rondis Film ist auch auf gewisse Weise ein Female-Buddy-Movie. Beide Charaktere (dramaturgisch ähnlich wie in NELLA CITTÀ L'INFERNO) sind zunächst gegensätzlich und nähern sich zunehmend an: die Unschuldige verliert ihre Unschuld, die Alteingesessene offenbart Verletzlichkeiten hinter ihrer harten Art. Brochard ist schauspielerisch ganz solide, aber es ist Marilù Tolo, die die Leinwand geradezu sprengt mit ihrer charismatischen Präsenz. Doch auch als Ensemblefilm macht PRIGIONE DI DONNE einiges her, denn nicht nur die zentralen Nebenfiguren, die Mitglieder von Susans Prison-Gang, sind toll besetzt (nach den Regeln des Exploitationkinos natürlich auch mit jüngeren, attraktiven Frauen, deren Kleidung eher locker sitzt), sondern auch dialogfreie Randfiguren, andere Insassinnen des Knasts: vielfach auch ältere Frauen mit markanten, kantig-faltigen Gesichtern, von denen jedes eigene Geschichten erzählt (vielleicht auch nach den Rezepten von Fellini-Filmen, in denen jede noch so "unwichtige" Nebenfigur eine eigene "Charakterfresse" ist).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">PRIGIONE DI DONNE ist wie erwähnt alles andere als statisch, sondern ein sehr dynamischer, bildgewaltiger Film, teils regelrecht "dreckig" gefilmt, wie aus der Hüfte geschossen wirkend, voller assoziativer Montagen, mit wilder Handkamera, die um das Geschehen wahlweise rast oder gar mit einzelnen Figuren sogar tanzt. Es ist ein Film, der dramaturgisch im positiven Sinne sehr "uneben" ist: der Ausbruch der großen Revolte ist kein Kulminationspunkt einer lang vorbereiteten und brodelnden Entwicklung, sondern eher spontan, den zufälligen Umständen geschuldet. Ebenso endet der Film weniger als dass er abrupt abbricht: Martine wird scheinbar so willkürlich entlassen wie sie inhaftiert wurde.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Trotz kurzer Laufzeit ein großer Film, mit einem klaren Verstand im Kopf, einer geballten Wut im Bauch und dem Herz am rechten Fleck. Ein Meisterwerk.</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Samstag, 28. August 2021</b></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 13.00 Uhr</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>TRAIN AGAIN</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Peter Tscherkassky</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Österreich 2021</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">20 Minuten</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Eine Zugfahrt, die ist lustig...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschlandpremieren sind beim Terza keine absolute Seltenheit, denn immer wieder liefen bei diesem Festival Filme, die auch mehrere Jahrzehnte nach ihrer Kinopremiere tatsächlich zum ersten Mal in Deutschland im Kino liefen. TRAIN AGAIN war nun aber eine brandaktuelle Deutschlandpremiere mit Peter Tscherkasskys neuestem Film: eine Montage mit Filmmaterial zu Zugfahrten, Schienen, Bahntunnels, Lokomotiven. Wie von Tscherkassky gewohnt eine sehr rasante Fahrt.</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>PER SALVARTI HO PECCATO ("Für dich hab ich gesündigt")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Mario Costa</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1953</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">79 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Elenas (Milly Vitale) und Guidos (Pierre Cressoy) kleiner Sohn ist schwer krank und braucht eine Bluttransfusion seines Vaters – seines leiblichen Vaters wohlgemerkt! Und das ist nicht Guido, sondern der verurteilte Straftäter Carlo (Frank Latimore), mit dem Elena während des Kriegs schlief, um Guido vor einem Exekutionskommando zu retten.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Was sich in der Synopsis vielleicht als Vorgänger der Kindersterbe-Melodramen-Welle der 1970er Jahre liest (der Startschuss <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/10/tutto-e-film-bericht-vom-5-terza.html" target="_blank">L'ULTIMA NEVE DI PRIMAVERA</a> und ein großer Höhepunkt des Trends, <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/05/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">QUESTO SI CHE È AMORE</a>, liefen bereits beim Terza), erwies sich dann doch als relativ generisches und zumindest für mich nicht sonderlich mitreissendes oder träneninduzierendes Melodrama.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Melodramen gelten als Filme, in denen Frauen sehr viel heulen, aber in PER SALVARTI HO PECCATO ist es eher so, dass Männer "rumheulen", sich selbst ständig bemitleiden und allgemein überhaupt übelnehmen – also zumindest Guido, der eigentlich während des ganzen Films nur rummault, seinen eigenen todkranken Sohn stellvertretend für seine Ehefrau für ihren "Ehebruch" abstraft, indem er ihm Küsse und Umarmungen verweigert und zwischendurch auf seiner harten, langwierigen Arbeit als leitender Angestellter einer Zeitung Druckentwürfe mit einem Zweisekundenblick abnimmt. Tja, Männer, zarte Mimöschen...</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Elena hingegen rettet nicht nur ihren Ehemann vor den Henkern, "organisiert" völlig selbständig den biologischen Vater im Gefängnis, stellt sich mit dessen Mutter gut, besucht in jeder freien Minute ihren Sohn, zumindest in den freien Minuten, die ihr harter Job als Opernsängerin zulässt. Das ist überhaupt interessant: ihr Opernsänger-Job wird tatsächlich nicht weiter thematisiert in einer Zeit, in der verheiratete Frauen besonders in Filmen eher als Hausfrauen zu sehen waren.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ebenso überhaupt nicht weiter thematisiert (vielleicht ein Problem der deutschen Synchronisation?) ist die Frage, welche Rollen Guido und Carlo im Weltkrieg spielten. War Carlo bei den Faschisten und Guido bei den Partisanen? Oder vielleicht umgekehrt (was eigentlich noch wesentlich interessanter wäre)? Oder waren beide auf der "gleichen Seite"? Diese Fragen sorgten nach dem Film im Hof der Karlsruher Schauburg noch für einigen Diskussionsstoff. Eine Antwort gibt es bis heute nicht...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>...dafür ging es mit dem nächsten Film dann tatsächlich zurück in den Zweiten Weltkrieg. Zu den Deutschen allerdings. Oder besser gesagt zu einem einzelnen deutschen Soldaten.</i></span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 15.45 Uhr</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>FLASHBACK</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Raffaele Andreassi</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1969</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">106 Minuten, OmU</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Italien, gegen Ende der deutschen Besatzung im Frühling 1944: der Wehrmachtsoldat Heinz (Fred Robsahm) wird von seiner Einheit als Wache auf einem hohen Baum zurückgelassen. Am nächsten Morgen sind alle seine Kameraden verschwunden, Ruhe ist in das Umland eingekehrt und das naheliegende Dorf ist völlig menschenverlassen. Nachdem er einige Tage seinen Posten diszipliniert gehalten hat, klettert Heinz schließlich vom Baum herunter, beginnt, die umliegende Landschaft und das verlassene Dorf zu erforschen und wird nach und nach von Erinnerungen überwältigt.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Vor dem Hauptfilm lief der historische Kinotrailer von Antonio Pietrangelis IO LA CONOSCEVO BENE. Christoph erklärte, dass dies ein Grenzgängerfilm sei, bei dem er und Andi schon länger überlegt haben, ihn beim Terza zu zeigen. FLASHBACK war bei dieser Ausgabe also der Film, der die Grenzen des Konzepts "Festival zum italienischen Genrefilm" auslotete. Er gilt als einziger Spielfilm des relativ obskuren Raffaele Andreassi (der zugleich auch Autor, Kameramann und Cutter des Films war), der vor allem im Dokumentarkurzfilm (sowie im Journalismus und in der Lyrik) zuhause war. Weniger als klassischer Kriegsfilm entwickelt sich Andreassis Werk als eine Meditation über den Krieg, über das Verhältnis von Krieg, Mensch und Natur: ein fast dialogfreies Einpersonen-Freiluftkammerspiel und ein Film, von dem ich mal behaupten würde, dass er in dieser Form ziemlich singulär ist.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Tatsächlich "passiert" zunächst erst einmal wenig: ein Soldat sitzt auf einem Baum, beobachtet die Umgebung, isst von seiner Verpflegungsration, schläft, langweilt sich und hadert damit, ob er runterklettern darf und kann oder nicht. Nach dem Runtersteigen vom Baum ist er nicht wesentlich weiter, sondern befindet sich immer noch in einem menschenleeren Nirgendwo, ist auf sich allein gestellt, ja eigentlich komplett auf sich selbst zurückgeworfen und beginnt dann eben, sich zu erinnern.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Es fängt mit Erinnerungen an Treffen mit seiner Verlobten an, die schließlich langsam übergehen in etwas erotischere Gefilde. Mit einem Stück Kreide malt er die Umrisse einer nackten Frau auf einen Felsen und schmiegt sich an die Zeichnung. Erinnert sich an ein Schäferstündchen bei einer Prostituierten. Im verlassenen Dorf verwandelt sich Eros aber allmählich in Thanatos, erotische Begierden weichen den Erinnerungen an die Verbrechen, an die er als Soldat beteiligt war: eine Hinrichtung von Partisanen; ein Überfall auf ein italienisches Bauernhaus mit der Massenvergewaltigung einer jungen Frau. Heinz bricht im Angesicht der Erinnerungen, die ihn heimsuchen, nach und nach zusammen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Soldat läuft durch eine menschenverlassene Berglandschaft... Das ist der Hauptbestandteil von FLASHBACK, der über weite Strecken ein sehr ruhiger, meditativer Film ist, in dem nicht besonders viel "passiert". Der Beginn, mit dem Soldaten, der einschläft und dann später wieder aufwacht und alle Menschen um ihn herum sind verschwunden, suggeriert eine Art Rip-van-Winkle-Geschichte: was ist, wenn Heinz nicht nur das Ende des Zweiten Weltkriegs verschlafen hat, sondern vielleicht das Ende jeglicher Zivilisation – also sozusagen der letzte Mensch auf der Welt ist... Gerade das erste Drittel suggeriert manchmal, dass wir uns in einer Art Parallelwelt befinden und dass nicht nur die Front sich 20 Kilometer weiterbewegt hat. Als Heinz eine bereits nicht mehr ganz so frische, aber doch eindeutig als deutschen Soldaten identifizierbare Leiche bei einem Bergbach entdeckt, zerstäubt sich dieser Eindruck ins Nichts und schafft wieder eine konkrete Jetzt-Welt. Vielleicht ist es besser so?</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">FLASHBACK ist auch ein Film über die sprichwörtliche "Banalität des Bösen": Heinz ist kein böser Mensch, sondern im Gegenteil ein eher schüchtern wirkender, eher sympathischer junger Mann mit einem sanften Gesicht und schönen Augen, qua Dramaturgie des Films erst einmal auch der Sympathieträger. Der Film offenbart uns nach und nach in Heinz' eigenen, alptraumhaften Erinnerungen, dass Heinz nicht nur ein hübscher junger Mann, sondern auch ein Mörder und Vergewaltiger ist, eines von vielen kleinen Rädchen, die die Maschinerie von Kriegsverbrechertum aufrecht erhalten. Ein "ganz gewöhnlicher Mann" (im Sinne Christopher Brownings) in der Maschinerie einer faschistischen Armee.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Gesprochen werden in FLASHBACK zwei (auf gewisse Art drei) Sprachen: die deutschen Soldaten zu Beginn sprechen Deutsch, ebenso wie Heinz, wenn er alleine mit sich selbst laut spricht. Seine inneren Monologe hingegen erklingen auf Italienisch (teilweise übersetzt er damit allerdings das, was er laut sagt). Gegen Ende, als Heinz aus der Ferne Bauern beobachtet, kommt noch ein emilianischer Dialekt hinzu. Wie befremdlich musste der Film einem italienischen Publikum 1969 wirken. Umgekehrt befremdlich wirkte dann der Film auch vor einem deutschsprachigen Publikum 2021: Beim Terza lief FLASHBACK größtenteils im originalen Deutsch ohne Untertitel, hochitalienische Worte (also Heinz' innerer Monolog) wurden live untertitelt, die emilianischen Wortfetzen wurden nicht übersetzt (weil extrem schwer übersetzbar ohne Kenntnisse des Emilianischen – wahrscheinlich sind sie zum Verständnis im engeren Sinne unwichtig).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Später im Innenhof des Kinos schnappte ich von einem Co-Zuschauer auf, dass der Film seinen Bildern nicht zu 100 Prozent vertraue: tatsächlich gibt es so einige Doppelungen zwischen Heinz gesprochenen deutschen Monologen und seinen italienischen inneren Monologen. Vielleicht waren letztere eine Art "Ersatz" für Untertitel für das italienische Publikum? Ja, FLASHBACK wagt den Schritt zum kompletten Verzicht auf das gesprochene Wort nicht, aber ich denke trotzdem, dass er einen wesentlich weiteren Weg geht als viele "klassischere" Kriegsfilme.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich bin nicht völlig restlos weggeblasen worden von FLASHBACK, halte ihn aber dennoch für einen der interessantesten Filme des Terza-Programms 2021. Immer wieder muss Terrence Malicks (meiner Meinung nach völlig überschätzter – zumal ich die <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/08/psychologischer-krieg-auf-guadalcanal.html" target="_blank">frühere Verfilmung des gleichnamigen Romans</a> bevorzuge) THE THIN RED LINE als Paradebeispiel des atypischen, kunstvollen Kriegsfilms, der den entfremdeten und/oder traumatisierten Krieger und die unberührte Natur philosophisch zusammen konfrontiert, herhalten. Manche halten ihn für den ersten Film, der so etwas probiert, aber natürlich gab es vorher schon solche außergewöhnliche Kriegsfilme wie Elem Klimovs IDI I SMOTRI (1985), Cornel Wildes BEACH RED und Miklós Jancsós <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/04/von-schwarzen-wellen-unendlichen.html" target="_blank">CSILLAGOSOK, KATONÁK</a> (beide 1967), Oleksandr Dovženkos ARSENAL (1929), die so etwas gemacht haben. FLASHBACK könnte man vielleicht in dieser Reihe von Filmen aufzählen – er wäre da in passender Gesellschaft.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die Spannweite des Festivals: "naive" und "leichte" Genrefilme neben dem Genrekino der "großen Namen" (Fulci, Argento, Bava) neben ruppiger, harter Kost für Hartgesottene neben ultraklassischen, klar Umrissenen Genres neben völlig unerforschten oder vergessenen oder gerne unterschlagenen Subgenres neben Grenzgängern an der Schnittstelle zwischen Genre- und Avantgarde-Kino... genau diese Vielfalt ist das Wunderbare am Terza Visione und wurde in diesem Jahr, nicht zuletzt dank des verlängerten und erweiterten Programms, besonders gut repräsentiert. Einige Feedbacks zu FLASHBACK waren offenbar wenig begeistert. Ich meinerseits kann Andi und Christoph nur immer wieder danken, diese sie diese sehr vielfältigen Programme INKLUSIVE dieser Grenzgänger (in den letzten Jahren gehörten <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/11/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">Cavallones SPELL (DOLCE MATTATOIO)</a> und <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/08/melodramen-in-verschiedenen-hartestufen.html" target="_blank">Questis ARCANA</a> dazu) zusammenstellen.</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 20.00 Uhr</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>ROMA COME CHICAGO ("Mord auf der Via Veneto")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Alberto De Martino</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien/Frankreich 1968</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">104 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Mario (John Cassavetes) und Erico (Nikos Kourkoulos) überfallen zusammen eine Poststation. Während Mario kurz darauf von der Polizei gefasst wird und sein Doppelleben als Räuber seiner Frau offenbaren muss, plant der Hitzkopf Erico zunehmend brutale Überfälle.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">John Cassavetes in einem italienischen Gangsterfilm, das klingt wie Ostern und Weihnachten zusammen. Und wenn dann noch Luigi Pistilli eine Nebenrolle spielt, kann eigentlich nichts schief gehen!</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Nun... schief gehen wäre der falsche Begriff, aber ROMA COME CHICAGO hat mich nicht wirklich begeistert. Nach einer sehr starken ersten Hälfte driftete er meiner Meinung nach in ein Gefühl von Plotanhäufung: dann passiert noch das, dann kommt das etc. – so dass der Film in der zweiten Hälfte etwas an mir vorbeiplätscherte. Poliziesco-Einerlei würde ich, der Polizeifilme nicht gerade zu seinen liebsten Italo-Genres zählt, das nennen. Erschwerend kam hinzu, dass Cassavetes im zweiten Drittel gefühlt komplett aus dem Film verschwindet und der weniger charismatische Nikos Kourkoulos zur Hauptfigur wird. </span>Das ist natürlich alles Jammern auf einem ganz respektablen Niveau. ROMA COME CHICAGO ist kein schlechter Film, und gerade in den letzten 10 Minuten drückt er noch mal ordentlich auf die Tube mit einer sehr denkwürdigen Autoverfolgungsjagd durch eine Kiesgrube.</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zu den schönsten Momenten zählen zweifelsohne die Rückblenden im ersten Drittel des Films: die Erinnerungen Marios, wie er seiner künftigen Frau einst den Hof machte, wie sie zusammen ausgingen und sich verliebten. Gefühlvolle Szenen, die sowohl der Mario-Figur wie auch der Ehefrau nicht nur Charaktertiefe verliehen, sondern auch eine emotionale Fallhöhe schaffen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zu erwähnen sind natürlich wieder die vielen Querverbindungen und Kreuzverweise, die auf so einem Terza-Visione-Festival entstehen. Der Sohn von Mario heißt wie das schwerkranke Kind in PER SALVARTI HO PECCATO Luigino. Als sein Vater in den Knast kommt und seine Mutter darum kämpft, mit der neuen Situation zurecht zu kommen, wird er in ein Pensionat gesteckt, und empfangen wird er von... Nonnen – Figuren, die nach PRIGIONE DI DONNE nichts Gutes für den Kleinen erwarten lassen!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 22.30 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgL2tmeFA_gDtPK056m_vqXdPH0ToLoERL6Tkk4lN2GlVJ3nio-oT4vn2Ad5z4bu8uqvJSOtBbQ9Jx3xQdO5Haft0d-XRETzthCiAvih3UnetUN4DgRR4y6fxMHgjI1Bc6nivxoyrkaodjGu6UvKbKTT9gkdj8PsfuXNDtsLG7KuhuWMHWaCDnuonim=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="526" data-original-width="1280" height="165" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgL2tmeFA_gDtPK056m_vqXdPH0ToLoERL6Tkk4lN2GlVJ3nio-oT4vn2Ad5z4bu8uqvJSOtBbQ9Jx3xQdO5Haft0d-XRETzthCiAvih3UnetUN4DgRR4y6fxMHgjI1Bc6nivxoyrkaodjGu6UvKbKTT9gkdj8PsfuXNDtsLG7KuhuWMHWaCDnuonim=w400-h165" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>ULTIMO MONDO CANNIBALE ("Mondo Cannibale 2: Der Vogelmensch")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Ruggero Deodato</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1977</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">91 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die Forscher Robert (Massimo Foschi) und Rolf (Ivan Rassimov) verunglücken mit ihrem Flugzeug mitten im Urwald. Robert wird von einem Kannibalenstamm gefangengenommen. Eingesperrt in einem Käfig wird er Zeuge gewaltsamer Rituale.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ULTIMO MONDO CANNIBALE habe ich im September 2018 bei einem Screening in Wolfsburg in Anwesenheit des Regisseurs gesehen. Der Film beeindruckte mich damals mit seiner formalen Radikalität: nach Beginn der Gefangenschaft Roberts gibt es kaum noch Dialoge und stattdessen wird fast alles rein visuell und ohne jegliche Erklärung erzählt; es gibt keine Rahmenhandlung, keine Unterbrechnung von Roberts qualvoller Gefangenschaft, keine "reliefs" in irgendeiner Art.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Irgendwie hat sich dieser Eindruck bei der Zweitsichtung etwas relativiert: die Exposition des Films fühlte sich doch verhältnismäßig lang und verbos an, genauso erschien mir jetzt der Mittelteil um Roberts Martyrium viel kürzer und das Wiederauftauchen von Rolfs Figur<span class="Apple-converted-space"> </span>hatte ich als später im Film in Erinnerung. Interessanterweise bestätigten mehrere andere Zuschauer das Gefühl, den Film wesentlich dialogärmer und mit einem längeren Mittelteil in Erinnerung gehabt zu haben.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Um jetzt nicht den Eindruck eines Jammer-Samstagabends entstehen zu lassen: ULTIMO MONDO CANNIBALE ist nach wie vor ein herausragender Film, der in teils jenseitigen Bildern von der Begegnung des "zivilisierten" Menschen mit roher Gewalt handelt (und von der Entdeckung der eigenen Gewalttriebe im inneren Selbst) und erzählerisch tatsächlich von verblüffender Geradlinigkeit und Schnörkellosigkeit ist. Besonders hervorzuheben ist die Darstellung von Massimo Foschi, der mit wahrlich vollem Körpereinsatz die Wandlung vom zivilisierten Forscher zum verrohten Instinktbündel durchmacht (er ist während eines großen Teil des Films komplett nackt). Wie er einen Gegner tötet, anschließend diesem den Bauch aufschneidet, ein Organ entnimmt, reinbeisst und mit völlig irren Augen auf seine Verfolger blickt, um sie abzuschrecken, ist schon eine Wucht.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Sonntag, 29. August 2021</b></span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 13.00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>OCEANO ("Abenteurer der Südsee")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Folco Quilici</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1971</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">95 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Szenen aus dem Alltag und den eher ungewöhnlichen Abenteuern des Polynesiers Tanai: im Austausch mit europäischen Südseeaussteigern, in Bedrängnis durch einen Stamm von Kannibalen, im Kampf mit Haien.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Folco Quilicis L'ULTIMO PARADISO von 1955 bezeichnete ich in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/05/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">meiner Besprechung vom 6. Terza</a> als "sanft", "familienfreundlich", "kindergerecht", als fernen Verwandten von Disney-Dokumentarfilmen. Ich schrieb auch, dass Quilici sich in einer Ahnenreihe zwischen Flaherty, dem italienischen Neorealismus auf der einen Seite und dem Mondo-Film auf der anderen Seite stellte. Nun... bis OCEANO vergingen 16 Jahre, darunter etwa 10 Jahre Mondo-Film – und das sieht man auch deutlich. Irgendwo in den 16 Jahren und 9 Filmen zwischen L'ULTIMO PARADISO und OCEANO wurde verbrannte Erde hinterlassen: von der Naivität und Fröhlichkeit des ersteren ist keine Spur mehr zu sehen, stattdessen eine ungezügelte Wildheit, ein Pessimismus, der stellenweise zum Nihilistischen neigt, ein Hang zu roher, nackter Gewalt – alles auch widerspiegelt in einem Inszenierungsstil, der weiterhin sehr impressionistisch ist, sich aber vom Ruhig-Gediegenen zum Stakkatoartigen, Dreckig-Unsauberen gewendet hat.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">OCEANO schließt dann auch den Missing-Link zwischen ethnografischem Dokumentarfilm, Neorealismus, Mondo-Film und Kannibalenfilm. In einer Episode wird Tanai auf einer Insel von einem feindseligen Stamm gefangen genommen und in einen Käfig eingesperrt. Die feindseligen Stammesmitglieder haben offensichtlich die Absicht, ihn zu töten (vielleicht sogar zu verspeisen?), aber bevor sie das tun, lassen sie ihn im Käfig etwas schmoren (ein weibliches Mitglied des Stamms hat Mitleid mit ihm und versorgt ihn verbotenerweise mit Essen und Trinken) und zwingen ihn, bei "barbarischen" Ritualen als Augenzeuge mitzuwirken. Vor seinen Augen wird ein Hausschwein mit einer Keule zu Tode geprügelt (keine Simulation, sondern eine On-Screen-Schlachtung). Schließlich wird er doch befreit und kommt in seinen Abenteuern weiter, aber sämtliche Zuschauer bei diesem Terza wußten, was sie da sahen: fast eins zu eins eine Konstellation, die es gestern auch bei Deodatos ULTIMO MONDO CANNIBALE zu sehen gab. (Hier wieder die Demonstration, wie viele filmhistorische und teils anekdotische Verknüpfungen, Referenzen, Querverbindungen man an einem konzentrierten, langen Festivalwochenende schließen kann: auch wenn manche in CANNIBAL HOLOCAUST eine Satire auf den Mondo-Film sahen, so war Deodato ein großer und erklärter Bewunderer von Jacopetti und Prosperi – dass er vielleicht auch Quilicis Filme gesehen hatte, wäre durchaus möglich).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mit L'ULTIMO PARADISO teilt sich OCEANO die impressionistische, nur wenig an linearer, klarer Dramaturgie interessierte Erzählweise – ja der Film ist sogar noch ellipstischer, teilweise regelrecht mysteriös in seinen vielen Wendungen, seinen oft nur angedeuteten Episoden. Der Film beginnt damit, dass Tanai eigentlich von US-amerikanischen Polarforschern am Polarkreis kurz vor dem Erfrieren gerettet wird (der Beginn des Films ließ mich zunächst für einige Minuten denken, dass die Kopie eines falschen Films lief) und anschließend von dort in einem Kanu wieder Richtung Heimat in Polynesien paddelt, ohne, dass sein Ankommen gezeigt wird: der Film springt dann einfach zur nächsten Episode, die dann schon in der Heimat angesiedelt ist und greift die angedeutete Rahmenhandlung nie wieder auf.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wer wie in L'ULTIMO PARADISO einen Wohlfühl- und Postkarten-Südseefilm erwartet, wird aber nicht erst bei der Kannibalenszene brutal auf den Boden zurück gekegelt: die satten Blaus und Grüns weichen größtenteils eher gedeckten Grau- und Brauntönen. Immer wieder regnet es durch trüb-graue Wolken; oder aber die Sonne scheint so erbarmungslos, dass das Gras der Inseln zu hellbraunen Flächen austrocknet.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auch der Protagonist ist kein braver Postkartenjunge, mit dem man mitfiebert. In einem der schockierendsten Momente des diesjährigen Terza (bei dem immerhin ADDIO ZIO TOM und ULTIMO MONDO CANNIBALE liefen!) steigert sich Tanai in einen regelrechten Blutrausch hinein. Ein Hai hat sein Kanu angegriffen: in Reaktion darauf geht er Muränen fischen, um mit deren Gift seine Haiharpune zu benetzen. Er richtet in einer stakkatoartig montierten Szene ein regelrechtes Muränenmassaker an und reiht auf einer Leine die getöteten Tiere zu einer makabren Trophäenreihe.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">So unruhig und ruhelos wie der Protagonist ist auch die Inszenierung: der impressionistische, aber gediegene, tatsächlich ein wenig an Disney erinnerende Stil von L'ULTIMO PARADISO ist nicht nur einer elliptischeren Struktur gewichen, sondern auch zahlreichen harten Schwenks, Reißzooms, Stakkato-Montagen: OCEANO wirkt zwischendurch verblüffend "dreckig" (dadurch aber auch immer wieder umso verblüffender und erstaunlicher).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zwei Frischvermählte, die im blauen Wasser um einen phallusförmigen Totem schwimmen – so endete L'ULTIMO PARADISO. Das Ende von OCEANO ähnelt hingegen einer bitteren Apokalypse: Dokumentarbilder von Atombombenpilzen, die polynesische Inseln verwüsten und vernichten, gefolgt von Wochenberichtaufnahmen, in denen vertriebene, auf neue Inseln angesiedelte Bewohner, deren Heimat weggebombt wurde, dazu gezwungen werden, der französischen Metropole herzlich für die neue Heimat auf neuen Inseln zu danken. Vielleicht das finsterste Filmende von allen Filmen bei diesem Terza (dessen Abschlussbilder im allerletzten programmierten Film immerhin eine Vision aus der Hölle bereithalten!).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wahrscheinlich sind es die zahlreichen, immer wieder unfassbaren Härten, die die Momente der Menschlichkeit in OCEANO umso mehr hervorstechen lassen. Tanai landet unterem auf der Osterinsel, die geografisch zu Polynesien, politisch und sprachlich aber zu Chile gehört. Die Bewohner sprechen nur Spanisch, verdienen ihren Lebensunterhalt als reitende Viehtreiber. Der Fischer trifft also auf Cowboys. Beide verstehen kein einziges Wort voneinander. Doch beide nähern sich auch trotz der Sprachbarriere an, und Tanai wird herzlich von den polynesischen Cowboys zum Essen eingeladen. Ein geradezu utopischer Moment.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auf einer anderen Insel trifft Tanai auf einen europäischen Aussteiger (ein Däne, wenn ich mich richtig erinnere?). Besonders bemerkenswert war die Ähnlichkeit der Person (ob es ein Darsteller oder ein echter Aussteiger ist: schwer zu sagen) mit Fritz Lang – also ein Fritz Lang nicht im steifen Anzug und mit Monokel, sondern oberkörperfrei mit Handtuch um die Hüften und ohne Monokel am Auge. Der Aussteiger lebt alleine und nutzt einige Sachen, die er von einem gesunkenen europäischen Schiff in der Nähe nimmt. Darunter befindet sich ein Radio und wenn ich mich richtig erinnere, belehrt er Tanai, dass Radio ohne Batterien (und ohne Funktionen) besser sei. Jedenfalls verstehen sich die beiden – wieder allen Sprachbarrieren zum Trotz – sehr gut, bevor es für Tanai und uns wieder mit weiteren Episoden weitergeht.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Trotz der vielen harten Schocks, des Pessismus, der größtenteils eher gedeckten und bewußt "unschönen" Farbpalette ist OCEANO immer noch ein unglaublich schöner Film, voller beeindruckender und verblüffender Bilder, die in manchen Momenten geradezu wahnwitzige kleine Details offenbaren. Eine Möglichkeit, auf hoher See nicht zu verdursten, besteht darin, eine ganz bestimmte Fischart zu fangen, den Fisch an einer bestimmten Stelle anzustechen, dann auszudrücken – und das herausfließende Wasser ist dann tatsächlich "süß" (also nicht salzhaltig). Tanai fängt einen dieser Fische, füllt damit einen Schöpflöffel auf. Wer genau hinblickt, sieht nicht nur, wie klar das Wasser einerseits ist, sondern auch einen leichten, irisiert-schimmernden Fettfilm auf dem Wasser. Zur Schönheit des Films trägt natürlich auch nicht zuletzt der Score von Ennio Morricone bei: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=CeIM4_6OH8k" target="_blank">das Hauptthema</a> erinnert in den ersten zwei Tönen zu Beginn ein wenig an das "Ecstasy of Gold"-Thema aus IL BUONO, IL BRUTTO, IL CATTIVO, nur etwas langsamer gespielt (und natürlich mit anderem Verlauf). Eine sehr schöne musikalische Veredelung eines sehr außergewöhnlichen Films. Denn für den Fall, dass dies nicht wirklich deutlich geworden ist: mir hat OCEANO sehr gut gefallen! Ein oft ruppiger, störrischer, auf keinen Fall stromlinienförmiger Film, der gerade im Kontrast zum schönen, aber eben "nur schönen" L'ULTIMO PARADISO hervorsticht.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 15.30 Uhr</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>L'AMORE DIFFICILE ("Erotica")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Luciano Lucignani, Sergio Sollima, Alberto Bonucci, Nino Manfredi</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien/BRD 1962</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">120 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>"L'avaro" – "Der Hausfreund" (Lucignani): Der Rechtsanwalt Tullio (Vittorio Gassman) bandelt mit der Ehefrau (Nadja Tiller) eines reichen Klienten an...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>"Le donne" – "Der Junggeselle" (Sollima): Der Junggeselle Antonio (Enrico Maria Salerno) möchte gerne mit einer seiner Freundinnen ans Meer fahren. Nach einigen Fehlstarts und Missverständnissen wird seine Begleiterin Valeria (Catherine Spaak), die ihn mit der Offenbarung ihrer Jungfräulichkeit und ihrer Lust auf eine "kosmetische Behandlung" mächtig ins Schwitzen bringt...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>"Il serpente" – "Der Ehemann" (Bonucci): Hilde (Lilli Palmer) und Hans (Bernhard Wicki), fahren im Urlaub durch das italienische Hinterland. Während der trockene und steife Professor sich nur für Ausgrabungsstätten interessiert, gräbt die Gemahlin immer tiefer in den Stätten ihrer Begierde...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>"L'avventura di un soldato" – "Der Soldat" (Manfredi): Ein Soldat (Manfredi) und eine Witwe (Fulvia Franco) in einem Zugabteil. Genug erotische Spannung, um die ohnehin heiße Sommerluft zum Explodieren zu bringen. Und ein halbes Dutzend weitere Co-Passagiere im gleichen Abteil...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Um mal aus einem späteren Film zu paraphrasieren: Italienische und italienisch co-produzierte Episodenfilme der 1960er Jahre sind wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt. Da kann zum Beispiel "nichts" dabei sein, wie im überaus zähen LE STREGHE (trotz Visconti, Pasolini und De Sica), oder eine Perle unter Durchwachsenem wie in HISTOIRES EXTRAORDINAIRES (mit Fellinis wunderbarem "Toby Dammit") oder ein Wunderwerk und kleines Schmuckstück wie in LE FATE (jeweils Antonio Pietrangelis "Fata Marta" und Luciano Salces "Fata Sabina"). L'AMORE DIFFICILE dürfte aber bislang mein Höhepunkt in diesem formal definierten Subgenre sein.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich könnte nicht behaupten, dass mich Lucignanis "L'avaro" begeistert hat. Natürlich kann man mit Vittorio Gassman nicht viel Falsches machen, vor allem, wenn man ihn mit Nadja Tiller zusammenbringt. Aber abgesehen von einem flüchtigen, zumal "ereignislosen" Moment des intimen Einverständnisses auf der Terrasse zwischen den beiden (während im Salon der Ehemann-Hausherr mit seinen Notaren-Kompagnons Karten spielt und trinkt) ist mir wenig im Gedächtnis geblieben.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein wenig besser war dann Sergio Sollimas erster, wenn auch nicht abendfüllender Kinofilm "Le donne", denn auch hier gilt, dass man mit den beiden Hauptdarstellern Enrico Maria Salerno und der wunderbaren Catherine Spaak erst mal nichts Falsches machen kann. Hinzu kommt, dass die Atmosphäre eines warmen, schönen, sommerlichen Wochenendnachmittag geradezu zum Greifen in den Bildern eingefangen wird – besonders, als es dann ans Meer geht. Inhaltlich geht es dann schon ganz schön pikant und leicht schmierig zu, wenn die beiden in einer Art codiertem Dirty Talk ("kosmetische Behandlung") über Sex sprechen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zur Hälfte des Films schien mir klar: das ist der ideale Film zum sanften Entspannen an einem ruhigen Sonntagnachmittag im Kino, bevor es dann Abends wieder etwas ruppiger zugeht – aber ein Höhepunkt des Terza wird es wohl dann nicht. Weit gefehlt! Mit dem einzigen Kinofilm-Regie-Credit des Schauspielers Alberto Bonucci brach der helle Wahnsinn aus: Szenen einer sexlosen Ehe, bei der die Frau mit zunehmend ausgefalleneren Methoden ihre Mitmenschen um erotische Stimuli bittet... Aber zunächst einmal fängt es mit zwei Touristen im Auto in der italienischen Provinz an (VIAGGIO IN ITALIA grüßt ein wenig). Während Ingrid Bergman allerdings beim Besuch der süditalienischen Sehenswürdigkeiten fast weinend zusammenbrach, gerät Lilli Palmer beim Anblick der weitläufigen Ruine eines Tempels in Ekstase, lockert ihr Kleid, kippt um und bekommt offenbar einen Orgasmus (der ihren Hunger allerdings nur sehr kurz stillt). Ihr Taumel wird durch die Bilder, durch eine wilde Montage auf die Zuschauer übertragen: ein ganz großer Moment des diesjährigen Terza! Völlig im Delirium kommt sie allmählich zu sich, und erschrickt ob der Schlange, die neben ihr liegt – doch es war nur ihr lederner Gürtel, den sie in ihrem Taumel weggeworfen hatte (daher der italienische Originaltitel).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Nach einer Autopanne winken die beiden Eheleute ein LWK herbei. Doch es gibt nur einen Platz zwischen den beiden Fahrern. So bleibt Steif-Professor beim kaputten Wagen, während die deutsche Frau zu den zwei italienischen Fahrern in die LWK-Fahrkabine steigt – und die beiden während der ganzen Fahrt wild anbaggert, sei es durch Ausziehen der Jacke, durch Strecken der Arme mit "zufälligen" Berührungen, durch suggestive Blicke und Worte. Hilft alles nichts: die Fahrer laden die Professorengattin pflichtschuldig im nächsten Dorf ab. Der anschließende Verlauf des Films lässt heutzutage einen ideologisch etwas fahlen Beigeschmack: sie beschuldigt bei der örtlichen Polizei die beiden Männer der Vergewaltigung, um die Aufmerksamkeit ihres Gatten wieder zu bekommen – was ihr schlussendlich gelingt. Letztendlich interessiert sich der Film allerdings kaum für die Lastwagenfahrer oder für legale Fragen. Am Ende bleibt nur eine vor unersättlicher Lust fast zerfließende Lilli Palmer!</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mit "L'avventura di un soldato" des Regisseur-Autor-Darstellers Nino Manfredi wurde es dann in jeglichem Sinne noch glühend heißer... und zutiefst poetisch. Wenn Buster Keaton sich mehr für Erotik interessiert hätte (zumal: Erotik in Zügen!), dann wäre vielleicht so etwas rausgekommen. Rein visuell ohne Dialog (ich bin verwirrt: in der IMDb steht, dass Manfredi die Dialoge geschrieben hat, obwohl ich mich nicht an gesprochene Worte erinnern kann – vielleicht einige Plaudereien der Co-Passagiere?) erzählt Manfredis Episode von der langsamen, sehr langsamen Annäherung eines Soldaten an eine junge Witwe in einem Zugabteil, in dem die beiden nebeneinander, aber nicht alleine sitzen. Augen, die zur Seite blicken und schauen möchten, ohne selbst beobachtet zu werden. Eine Hand, die ganz langsam in Richtung des begehrten Knies rutscht. Ein scheues Beobachten der Reaktionen des Gegenübers. Ein Tanz der Verführung mit der Geschwindigkeit von vielleicht einem halben Zentimeter pro Sekunde, dabei aber in der brütenden Sommerhitze des Zugabteils genauso schweißtreibend wie ein "richtiger" Tanz. Und am Ende alles genauso flüchtig wie der Luftzug einer Tanzbewegung...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 20.00 Uhr</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>I PALADINI – STORIA D'ARMI E D'AMORI ("Das Duell der Besten")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Giacomo Battiato</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1983</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">100 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Irgendwo in Europa zur Zeit der Kreuzzüge: eine jungen Christin erhält eine Weissagung, dass sie sich in einen Mauren verlieben wird, der aber von einem Christen getötet werden soll. Die Weissagung nimmt ihren Weg...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Stell dir vor, der Spätteenager-Cast einer Serie à la BEVERLY HILLS 90210 würde in einem italienischen Ripoff von Paul Verhoevens FLESH & BLOOD (der allerdings erst zwei Jahre später entstand!) mitspielen: zumindest in Sachen sleazy Sex und bloody Gore werden da durchaus Assoziationen an den Mittelalterfilm des großen Niederländers wach. Statt des charismatischen Rutger Hauer gibt es aber tatsächlich eine Gruppe von verblüffend persönlichkeitslosen Darstellern, die größtenteils so aussehen, als würden sie im falschen Film agieren. Die aussehen, als hätte man sie in eine leere Landschaft ausgesetzt und dort in Mittelalterrüstungen wie bestellt, aber nicht abgeholt stehen gelassen. Und die sich dann gegenseitig massakrieren oder lüstern übereinander herfallen müssen...</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Dass Figuren als Individuen völlig egal erscheinen, merke ich einige Monate später nach Sichtung des Films: ich kann mich kaum noch an einzelne Protagonisten erinnern, sondern nur noch an Körper in einer Landschaft. Gebirgskämme, ausladende grüne Wiesen, nebelige Wälder und Strände. Natürlich auch einige exzentrische Rüstungen von Böswatzen (darunter ein offensichtlich aus Ostasien stammender Ritter in einer bizarren Ninja-Samurai-Kreuzritter-Hybridrüstung). Und an das Liebemachen auf einem riesigen Teppich aus orangen- und kastanienfarbenem Laub.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">I PALADINI ist ein geisterhafter Film: er spielt in völlig entvölkerten, öden Landschaften, in dichten, herbstlichen Wäldern, in praktisch menschenleeren Kriegercamps am nebeligen Strand. Der deutsche Titel (von einigen Co-Zuschauern gerne während des ganzen Festivals erwartungsvoll und etwas scherzhaft als "Duell der Bestien" angeteasert), der eine Geschichte zweier Figuren erwarten lässt, ist auf gewisse Weise passender als der italienische Titel, der etwas Episches verspricht: wenn fünf FIguren gleichzeitig im Bild zu sehen sind, dann ist das schon viel.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auch wenn im "Filmbeobachter" zu lesen war "Deutlich trägt der Film die negativen Züge einer Billigproduktion" – das Tolle an I PALADINI ist, dass er sein "Scheitern" am Epischen, seine befremdliche Entvölkerung von einer Schwäche in eine Stärke umwandeln kann. Statt wie eine "Billigproduktion" auszusehen (die er sicherlich auch war) schafft er durch seine Leere eine merkwürdig abstrakte Stimmung mit vielleicht leichten Anklängen an postapokalyptische Filme (MAD MAX, MAD MAX II und ESCAPE FROM NEW YORK, alles auch recht "entvölkerte" Filme, lassen grüßen). Ich glaube mich zu erinnern, dass vielleicht zwei Szenen in einem windschiefen Zelt spielen – ansonsten ist I PALADINI ein ausgesprochener Outdoor-Film und vermeidet so die Enge eines Studiosets, die man aus manchen "Billigproduktionen" kennen mag.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auch ein gutes Mittel gegen die Enge kann natürlich Cinemascope sein, und die eleganten, rauchigen (und ja, bisweilen an Kitsch grenzenden) Bilder, die Kameramann Dante Spinotti zaubert, sind absolut fantastisch anzusehen (Spinotti arbeitete in Italien mit Aldo Lado, Liliana Cavani, Salvatore Samperi und Ermanno Olmi zusammen, bevor er in den USA u. a. fünf Filme für Michael Mann, darunter MANHUNTER und HEAT, sowie Curtis Hansons L. A. CONFIDENTIAL fotografierte). In der Videoauswertung wurden die Bildkompositionen von I PALADINI dann auch auf Vollbild massakriert und so erlebte der Film in einer selbsterfüllenden Prophezeiung das Schicksal vieler "Billigfilme". Und konnte nun auf der riesigen Cinerama-Leinwand in Karlsruhe endlich wieder seine volle, berauschende Pracht entfalten. Das Mittelalter-Fantasy-Genre ist nicht gerade eines, womit man mich à priori hellauf begeistern kann, insofern ging ich ohne große Erwartungen in den Film – und erlebte eine wirklich sehr schöne Überraschung!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Mittlerweile weniger überraschend, aber immer noch fähig zur Überrumpelung und Überwältigung war dann der letzte Film des Terza, inszeniert vom inoffiziellen heiligen Schutzpatron des Festivals... Vorab aber ein Film des diesjährigen Co-Schutzpatrons!<span class="Apple-converted-space"> </span></i></span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 22.30 Uhr</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>OUTER SPACE</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Peter Tscherkassky</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Österreich 1999</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">10 Minuten</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Home-Invasion, Tscherkassky-style...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Tscherkassky verfremdet Material aus Sidney J. Furies Horrorfilm THE ENTITY zu einer Art abstrakten Home-Invasion-Thriller, mit flirrenden Bildern, einer schreienden Tonspur – wieder ein Überwältigungserlebnis der besonderen Art auf dieser riesigen Cinerama-Leinwand. Und inhaltlich kein schlechter Vorfilm zu einem Horrorfilm.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEglil5Uu3mKpJzxUc2CtnwEyQ1NuF38odLZmWeRAQuSPSHTAkY9-LX0-IgbjCPN4QQKUj0yTbQ0xPsfLgIz_rFHeRfzsTQbk2Gj1p1ITMekMHYk4GYMjfPx-jBs_VNe6EQkzjeD-ubbTMydZmpTU3wytRBBL1i3WhuIBZOhJ_f-wDFDvk2z_xCuTLZG=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="532" data-original-width="1280" height="166" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEglil5Uu3mKpJzxUc2CtnwEyQ1NuF38odLZmWeRAQuSPSHTAkY9-LX0-IgbjCPN4QQKUj0yTbQ0xPsfLgIz_rFHeRfzsTQbk2Gj1p1ITMekMHYk4GYMjfPx-jBs_VNe6EQkzjeD-ubbTMydZmpTU3wytRBBL1i3WhuIBZOhJ_f-wDFDvk2z_xCuTLZG=w400-h166" width="400" /></a></div><br /><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>...E TU VIVRAI NEL TERRORE! L'ALDILÀ ("Die Geisterstadt der Zombies")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Lucio Fulci</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1981</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">88 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die New Yorkerin Liza (Catriona MacColl) erbt in New Orleans ein Hotel, in dem einst in den 1920er Jahren ein Künstler von einem Lynchmob ermordet wurde. Es ereignen sich zunehmend bizarre und schreckliche Dinge: Menschen verschwinden genauso wie Teile von Gebäuden oder kommen auf schreckliche Weise um, Totgeglaubte tauchen auf.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Über Fulcis regelbrechenden und die Grenzen des explizit Zeigbaren verschiebenden Horrorfilm ist schon viel Kluges geschrieben worden, ich belasse es bei einigen Bemerkungen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die an diesem Abend gezeigte Kopie enthielt in einem Punkt den "director's cut": den Prolog des Films, in dem wir die Ereignisse beobachten, die möglicherweise zur Verfluchung des Ortes oder vielleicht gar der ganzen Welt führen (ein Künstler, der schreckliche Höllenvisionen malt, wird von einem Lynchmob überfallen, gekreuzigt und mit gelöschtem Kalk überschüttet), gibt es in mehreren Farbvarianten, nämlich in Farbe oder in Schwarzweiß oder in Sepia. Letzteres war gemäß der Ankündigung Christophs auch Lucio Fulcis bevorzugtes Farbschema und in Sepia waren die ersten Minuten dann auch zu sehen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In der Kopie, die ich 2019 in Nürnberg beim Italo-Horror-Wochenende sah und die mir den Film nach einer enttäuschenden Erstsichtung auf einer gammeligen DVD-Edition "öffnete", war, soweit ich mich erinnere, der Prolog in Schwarzweiß (?), aber wegen der mechanischen Schädigung und den Klebestellenmassakern der Kopie auch unvollständig (sämtliche Credits fehlten glaube ich). In Karlsruhe entfaltete ...E TU VIVRAI NEL TERRORE! L'ALDILÀ in einer vollständigen Kopie seine ganze Kraft: der Künstler hat sich eben aufgelöst, von einem barbarischen Mob brutal ermordet, eine junge Frau liest parallel aus einem Weissagungsbuch, sie löst sich in einer Stichflamme auf, die aufschreiende Titelmusik leitet den Vorspann ein: Gänsehaut, die noch mehrere Minuten nach Ende der Credits hielt...</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgtXAXE6NzpDAs9B9OBRr56ZEBeqJxuptxFgzqsfClko_Uq6TUQl3GOG-Asm_s34in8vNsqe8B6jTUN2goBTZnf5oy19FPmgKvwuw-3kzhg9HNXAmABgpJDTisNuLg260Af6HEOZYt09qDLDB6h4yIfXTmUj-BWK85fNCSN2QsMrgj2Vv0zbiF4iJUs=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="544" data-original-width="1280" height="170" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgtXAXE6NzpDAs9B9OBRr56ZEBeqJxuptxFgzqsfClko_Uq6TUQl3GOG-Asm_s34in8vNsqe8B6jTUN2goBTZnf5oy19FPmgKvwuw-3kzhg9HNXAmABgpJDTisNuLg260Af6HEOZYt09qDLDB6h4yIfXTmUj-BWK85fNCSN2QsMrgj2Vv0zbiF4iJUs=w400-h170" width="400" /></a></div><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ob die angehäufte Festivalmüdigkeit der ideale Zustand oder eher hinderlich war zur Rezeption dieses Films, der gleichzeitig pures Atmosphärenkino und audiovisueller Terroranschlag auf Augen und Ohren ist, sei dahingestellt. Ich glaube, ich hätte diesen (Alp)traum von einem Film gerne in einem etwas fitteren, rezeptiveren Zustand als nach fünf Tagen Festival gesehen, weil er als luzider Traum wohl noch wirkungsmächtiger sein dürfte (so wie ich ihn denke ich 2019 in Nürnberg erlebte). Sicher ist nur, dass die riesige Cinerama-Leinwand in Karlsruhe gerade einigermaßen groß genug ist für Fulcis entfesselte Bilderwelten: von den extremen Closeups auf Augen bis hin zum ikonischen Tableau auf dem Lake Pontchartrain Causeway mit Geistermädchen und ihrem Schäferhund.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Nachdem wir vor einigen Tagen entspannt durch ein sonniges Rom fröhlich tänzelten, endeten wir nun als bis in alle Ewigkeiten Verdammte in der alles verschlingenden Hölle am Ende der Welt und am Ende aller Zeiten.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>18 Filmblöcke, mit noch viel mehr vielfältigen, verschlungenen Pfaden durch die italienische (und teils auch österreichische und niederländische) Kinogeschichte auf einer der wohl schönsten Kinoleinwänden Deutschlands. Danke an alle, die diese tolle Reise Ende August 2021 ermöglicht haben!</i></span></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-12745719551814328092022-01-02T12:07:00.000+01:002022-01-02T12:07:49.010+01:002021 im persönlichen Rückblick<p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhh6c0Wj7Rb_jaC8fjK1vCsYRZWn0d7uYHATQeItf-SJV-YU9ATGlp607hT64HgY7F0acciU7l9dPw78bwNK3-3H-ah28ylkih42TNhJFWTf4VMTqdVyYth3hbtTFLhl8560mQuaNqEzqCdcvKfb0ZyaoytvoJm8F5JxMOz-36Y2roXt79H87G8QO3e=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="540" data-original-width="1280" height="169" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhh6c0Wj7Rb_jaC8fjK1vCsYRZWn0d7uYHATQeItf-SJV-YU9ATGlp607hT64HgY7F0acciU7l9dPw78bwNK3-3H-ah28ylkih42TNhJFWTf4VMTqdVyYth3hbtTFLhl8560mQuaNqEzqCdcvKfb0ZyaoytvoJm8F5JxMOz-36Y2roXt79H87G8QO3e=w400-h169" width="400" /></a></div><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und wieder ein Jahr vorbei... Ein wieder nicht so schönes Jahr, in dem größere auswärtige Kinoveranstaltungen pandemiebedingt Juli bis Anfang November stattfanden, während in den ersten Monaten Filme ausschließlich im Heimvideoformat stattfanden.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Trotzdem vieles gesehen, viel Neues und Spannendes entdeckt, das es in ein paar kommentierten Listen aufzuarbeiten gilt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Russische Filmleute in Frankreich: Albatros</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiRrC5HKUcor4bOP4Mp2F5vpjhAEo_hnykmK47oAj78eGHb6AoqaKjrxFGvZDmX3Wv4OduZFoHZb4izfdQzx2gQ7ICkpxp_IbyTU-4wVWjUJG9Q5fRQHfO5QzsjRntTDyJaH4zxjmdWuga-dY4aJFR2GTNjWLQ_9SEfd3oQix495udlGzUsZXxtcBZ6=s957" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="957" height="241" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiRrC5HKUcor4bOP4Mp2F5vpjhAEo_hnykmK47oAj78eGHb6AoqaKjrxFGvZDmX3Wv4OduZFoHZb4izfdQzx2gQ7ICkpxp_IbyTU-4wVWjUJG9Q5fRQHfO5QzsjRntTDyJaH4zxjmdWuga-dY4aJFR2GTNjWLQ_9SEfd3oQix495udlGzUsZXxtcBZ6=s320" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ivan Mosjoukine und Nathalie Lissenko in LE BRASIER ARDENT</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">Ein Ohrenleiden Mitte Januar machte mich für einige Tage extrem geräuschempfindlich und brachte mich auf die Idee, ein Wochenende mit komplett tonlos abgespielten Stummfilmen zu verbringen. Die Mediathek der <a href="https://www.cinematheque.fr/henri/#albatros" target="_blank">Cinemathèque Française</a> enthält so einige Schätze, ein Zufallstreffer mit Ivan Mosjoukines völlig wahnwitzigem LE BRASIER ARDENT verführte mich dazu, die Spur von Mosjoukine und der wunderbaren Nathalie Lissenko weiter zu verfolgen.</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Produktionsfirma Albatros im Pariser Vorort Montreuil, gegründet 1922 und betrieben von exilierten Filmleuten aus Russland, entwickelte sich im Laufe der 1920er Jahre zu einer der erfolgreichsten Studios in Frankreich. Neben dem Stammpersonal von russischen bzw. russländischen Emigranten kamen auch nach und nach französische Filmleute dazu, wie zum Beispiel Jean Epstein, Marcel L'Herbier und Jacques Feyder.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LE BRASIER ARDENT blieb der einsame Höhepunkt (mehr dazu weiter unten). Die turbulente Komödie PARIS EN CINQ JOURS von Nicolas Rimsky und Pierre Colombier war eine recht kurzweilige Unterhaltung. Epsteins LE LION DES MOGOLS und LE DOUBLE AMOUR hatten einige interessante Momente, sind mir allerdings nicht als besonders außergewöhnlich in der Erinnerung geblieben. Der in seiner Inszenierung sehr verspielte, teils regelrecht verrückte und seinen fast drei Stunden auch sehr verschlungen-bizarr erzählte FEU MATHIAS PASCAL von Marcel L'Herbier nahm in meiner kleinen und natürlich sehr unvollständigen Albatros-Retrospektive den zweiten Platz ein.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ranking der gesehenen Filme:</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">1. LE BRASIER ARDENT (Ivan Mosjoukine: Frankreich 1923)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">2. FEU MATHIAS PASCAL (Marcel L'Herbier: Frankreich 1926)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">3. PARIS EN CINQ JOURS (Nicolas Rimsky, Pierre Colombier: Frankreich 1926)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">4. LE LION DES MOGOLS (Jean Epstein: Frankreich 1924)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">5. LA TOUR (René Clair: Frankreich 1928)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">6. HARMONIES DE PARIS (Lucie Derain: Frankreich 1929)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">7. LE DOUBLE AMOUR (Jean Epstein: Frankreich 1925)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Liebeleien und Operetten: Filme von und/oder mit Willi Forst</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhlX7VVxHzSEYqkXysYbqpYpN84sznYTLugDVp5ssi41oVHeYwUHPG708WI3GNnEat6uI6d9Orj1VyVueGOLGHQQFvrq2N96BlYp-Fna1wSGKHEengc4DftKe_USQxpbUEHMp_J7SsFreVhURz0a8xlLDPOIHT8uBlboQAH9Fqaw-PlBkcfKsxrSzkw=s1038" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1038" height="309" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhlX7VVxHzSEYqkXysYbqpYpN84sznYTLugDVp5ssi41oVHeYwUHPG708WI3GNnEat6uI6d9Orj1VyVueGOLGHQQFvrq2N96BlYp-Fna1wSGKHEengc4DftKe_USQxpbUEHMp_J7SsFreVhURz0a8xlLDPOIHT8uBlboQAH9Fqaw-PlBkcfKsxrSzkw=w400-h309" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Willi Forst mit dem damals unbekannten Curd Jürgens in WIENER MÄDELN</td></tr></tbody></table><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;">Das Filmarchiv Austria veranstaltete im Frühjahr zwei parallele Retrospektiven in ihrer Mediathek: einmal zu Regisseur-Autor-Produzent-Darsteller-Sänger Willi Forst, einmal zum Kino deutscher Emigranten im Österreich der 1930er Jahre (wobei sich das Personal in beiden Retrospektiven manchmal doppelte).</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Erkenntnis, dass der Willi Forst, der in Gustav Ucickys CAFÉ ELEKTRIC von 1927 als Ganove versucht, Marlene Dietrich auf den Strich zu schicken, die gleiche Person ist, die 1951 den sublimen DIE SÜNDERIN inszeniert ist, kam mir erst später! Doch wenn man sich dann einige Filme anschaut, schält sich doch eine kleine Ikone der HK-Relevanz heraus (ein Double-Feature aus MASKERADE und WIENER MÄDELN beim Hofbauer-Kongress würde ein dankbares Publikum finden).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Forst ist als Darsteller, Selbstdarsteller und Sänger natürlich bereits eine Attraktion für sich: wer nicht aufpasst, übersieht leicht, was für ein eigensinniger und ausdrucksstarker Regisseur er ist. In der Mobilität der Kamera, in dem fetischistischen Blick für kleine Details braucht er den Vergleich mit Max Ophüls oder Alfred Hitchcock nicht zu scheuen. Man siehe sich nur eine Szene in MASKERADE an, in der eine Frau einen Mann erschießt, der ihr gerade Konfekt aus einer Tüte anbietet: der Schuss fällt, die Hand mit der Konfekttüte senkt sich langsam, die Süßigkeiten fallen heraus und verstreuen sich (wie Bluttropfen) auf dem Schnee des Gehwegs.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wenn Forst nach Hollywood gegangen wäre, hätte er mit seinen Screwball-Komödien das Genre vielleicht neu geschrieben – oder zumindest Hawks den Schreck seines Lebens eingejagt mit dem irrsinnigen Tempo. Die Partnertausch-/Ehesimulations-Komödie ALLOTRIA mit einem absoluten Wirbelsturm von einem Adolf Wohlbrück (um mit ihm mitzuhalten muss Heinz Rühmann schon einen Rennfahrer spielen!) hätte ein Screwball-Comedy-Ground-Zero werden können.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ranking der gesehenen Forst-Filme:</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">1. Allotria (Willi Forst: Deutschland 1936)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">2. Der Prinz von Arkadien (Karl Hartl: Österreich/Deutschland 1932)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">3. Maskerade (Willi Forst: Österreich 1934)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">4. Leise flehen meine Lieder (Willi Forst: Österreich/Deutschland 1933)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">5. Wiener Mädeln (Willi Forst: Österreich/Deutschland 1949)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">6. Bel Ami (Willi Forst: Deutschland 1939)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">7. Café Elektric (Gustav Ucicky: Österreich 1927)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">8. Burgtheater (Willi Forst: Österreich 1936)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">9. Wiener Blut (Willi Forst: Deutschland 1942)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Ars amandi: Filme von und mit Emmanuel Mouret</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgYGhDHj0_cnXleo7KbgSAwGvmjaNnn5ew4iUrfRKz6wIIsOYGHMYbrtPJOFrRXUxMviNN88bHXv0FZx2erdb5czs2EfQG3ZvFFUbrkKvAvCJutS72ksLDlJujJKt6xs4QIqQhW6HmD9e6BnXRiXgGtWbdz5_piX6vhJUyaAljcpctdgK9-bWTqccS2=s1280" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="544" data-original-width="1280" height="170" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgYGhDHj0_cnXleo7KbgSAwGvmjaNnn5ew4iUrfRKz6wIIsOYGHMYbrtPJOFrRXUxMviNN88bHXv0FZx2erdb5czs2EfQG3ZvFFUbrkKvAvCJutS72ksLDlJujJKt6xs4QIqQhW6HmD9e6BnXRiXgGtWbdz5_piX6vhJUyaAljcpctdgK9-bWTqccS2=w400-h170" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Édouard Baer und Cécile de France in MADEMOISELLE DE JONCQUIÈRES</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">Eine Werkschau mit sechs Filmen in der arte-Mediathek und eine große Empfehlung eines Bekannten (vielen Dank, Christian!) brachten mich also zu Emmanuel Mouret.</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Immer wieder werden Mourets Filme mit jenen von Éric Rohmer verglichen: beide inszenieren dialogreiche Komödien rund um die Liebesgeschichten ökonomisch gutsituierter, lebensweltlich etwas orientierungsloser Menschen... Damit wird man glaube ich beiden Regisseuren kaum gerecht, nicht nur, weil beide jenseits der Liebeskomödie tätig waren.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Rohmers Charaktere wirken immer etwas steif, weil sie wie Figuren aus einem Roman des 19. Jahrhunderts sprechen (und diese bizarre Diskrepanz macht auch den Charme vieler von Rohmers Filmen aus). Mourets Charaktere wirken steif, weil sie Träumer sind... oft auch etwas tollpatschige und furchtbar schüchterne Träumer – worin sich wiederum ein Vergleich zu den drei Regisseuren auftut, die Mouret besonders bewundert: Keaton, Chaplin und Tati. In einer langen Szene von FAIS-MOI PLAISIR! hinterlässt Mouret (der Darsteller) unbemerkt eine Schneise der Zerstörung in einem großen Appartment, wo gerade eine sehr schicke Feier abgehalten wird (unter anderem klemmt er die Spitze eines edlen Vorhangs in seinen Hosenstall). Post-Keaton'sche Poesie at its best – garniert mit einem schallenden Gelächter.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In <a href="https://esprit.presse.fr/article/claude-marie-tremois/un-baiser-s-il-vous-plait-d-emmanuel-mouret-14354" target="_blank">diesem französischsprachigen Artikel</a> findet sich vielleicht ein Schlüssel für das Verständnis von Mourets Filmen: neben der reinen Lust ist bei Liebesdingen auch Komplizität ein wichtiger Bestandteil. Mourets beste Filme sind in diesem Sinne nicht nur Liebeskomödien, wenn man auch will Sexkomödien, sondern auch Buddy-Movies. Besonders toll funktioniert die Liebeschemie und die Buddy-Chemie zwischen Mouret (als Darsteller) und der großartigen Frédérique Bel in CHANGEMENT D'ADRESSE, UN BAISER S'IL VOUS PLAÎT und FAIS-MOI PLAISIR!.<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Jenseits der Pariser Liebeskomödie, in der Mouret schlichtweg ein Meister ist, hat er sich auch mit mehr oder minder großem Erfolg an anderen Genres versucht. Mäßig geglückt, wenn auch trotzdem noch interessant sein Melodrama um die Affäre zwischen einer trauernden Konzertpianistin und einem Sicherheitsanlageninstallateur UNE AUTRE VIE. Wesentlich faszinierender sein Kostümfilm MADEMOISELLE DE JONCQUIÈRES, in dem eine enttäuschte Adelige sich auf besonders perverse und perfide Art und Weise an ihren ehemaligen Liebhaber rächt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ranking der acht gesehenen Filme:</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">1. FAIS-MOI PLAISIR! (Emmanuel Mouret: Frankreich 2009)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">2. UN BAISER S'IL VOUS PLAÎT (Emmanuel Mouret: Frankreich 2007)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">3. MADEMOISELLE DE JONCQUIÈRES (Emmanuel Mouret: Frankreich 2018)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">4. CHANGEMENT D'ADRESSE (Emmanuel Mouret: Frankreich 2006)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">5. L'ART D'AIMER (Emmanuel Mouret: Frankreich 2011)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">6. CAPRICE (Emmanuel Mouret: Frankreich 2015)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">7. UNE AUTRE VIE (Emmanuel Mouret: Frankreich 2013)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">8. VÉNUS ET FLEUR (Emmanuel Mouret: Frankreich 2004)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>75. Jubiläum der DEFA / 1. Sonnensucher-Festival des DEFA-Films, Nürnberg</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi4oIcl21ei5uqtboO1QUUiF_GGQa5t4DFA6GRNWVHjUyeblsY3rjo6_oJmzpLzFN6Qw5grb0B_9QU7S_-njrO6I8Oz36llAGjKSgvwD9gZRTjOReSMucG5dBCcX4ATeIuQyUuzfRwQ762Dy1mRfLYKIf2UixhT82DntdNVZZDughV9PHpUyKHxzTeF=s1280" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="545" data-original-width="1280" height="170" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi4oIcl21ei5uqtboO1QUUiF_GGQa5t4DFA6GRNWVHjUyeblsY3rjo6_oJmzpLzFN6Qw5grb0B_9QU7S_-njrO6I8Oz36llAGjKSgvwD9gZRTjOReSMucG5dBCcX4ATeIuQyUuzfRwQ762Dy1mRfLYKIf2UixhT82DntdNVZZDughV9PHpUyKHxzTeF=w400-h170" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Eva-Maria Hagen, Claus Jurichs und Anna Prucnal in der Musical-Sexkomödie REISE INS EHEBETT</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">Die DEFA feierte 2021 ihr 75. Jubiläum. Grund genug für ARD/mdr, eine ganze Palette an DEFA-Filmen im Frühling in der Mediathek hochzuladen. Und Grund genug für einen Teil des Hofbauer-Kommandos, im Nürnberger KommKino das 1. Sonnensucher-Festival des DEFA-Films auszurichten, bei dessen Kuration ich beratend mitwirken durfte: dort alleine liefen noch 11 Langfilme, viele von ihnen begleitet von Kurzfilmen, alle auf 35mm. Ungerechnet aller Kurzfilme habe ich dieses Jahr 34 DEFA-Filme, zwischen 1948 (vor Gründung der DDR) und 1991 (nach Ende der DDR) gesehen und damit meine klaffenden Wissenslücken in Bezug auf das Kino der DDR ein klein wenig mehr geschlossen.</p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Als 10 große Höhepunkte würde ich folgende Filme auswählen, geordnet nach chronologischer Sichtungsreihenfolge (+ gesehen beim Sonnensucher-Festival / * keine Erstsichtung):</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">HÄNDE HOCH ODER ICH SCHIESSE (Hans-Joachim Kasprzik: DDR 1966/2009)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">COMING OUT (Heiner Carow: DDR 1989)*</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">REISE INS EHEBETT (Joachim Hasler: DDR 1966)+</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">GELIEBTE WEISSE MAUS (Gottfried Kolditz: DDR 1964)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">GOYA ODER DER ARGE WEG DER ERKENNTNIS (Konrad Wolf: DDR/Sowjetunion 1971)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">VORSPIEL (Peter Kahane: DDR 1987)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/06/alles-in-butter.html" target="_blank">CHEMIE UND LIEBE (Arthur Maria Rabenalt: Deutschland/SBZ 1948)</a>+*</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DER PRINZ HINTER DEN SIEBEN MEEREN (Walter Beck: DDR 1982)+</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">HOSTESS (Rolf Römer: DDR 1976)+</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DER ÜBERGANG (Orlando Lübbert: DDR 1978)+</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zusätzlich noch den besten Kurzfilm:</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ROCK 'N' ROLL (Jörg Foth: DDR 1987)+</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zu einigen Filmen gibt es weiter unten dann ein wenig mehr zu lesen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>"The Future's Not Ours To See": Filme mit Doris Day<br /></b></span></p><br /><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjBjZTXq7cJTlf6pCJ5HvMYaqog1oYJSgmZ-i8pO1LeqApQPVCc0NKsbuNH47BOiEnJGdDTpk4FFeBPM9JbxIHejq5-H9qrc2lE3KrUNY_UjT-ThjcpS5AMLIfsaoISPEIY6Z9ALWoGiec0bA_fyPGS95gpr7fW82avW_4gbSjwEMTdbraMBRtdlP3N=s1280" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="690" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjBjZTXq7cJTlf6pCJ5HvMYaqog1oYJSgmZ-i8pO1LeqApQPVCc0NKsbuNH47BOiEnJGdDTpk4FFeBPM9JbxIHejq5-H9qrc2lE3KrUNY_UjT-ThjcpS5AMLIfsaoISPEIY6Z9ALWoGiec0bA_fyPGS95gpr7fW82avW_4gbSjwEMTdbraMBRtdlP3N=w400-h216" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Doris Day in LOVER COME BACK...</td></tr></tbody></table><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEh_IAf010ZxxCk6ih7VuO1N50DtUbgk5RbsLJr0golEc5tJHNbI9bVa0cJTKux-sgc-YLUi9YC8GVDfcaYcU5nTnHlhRefbavS-OSnLWV9jblHqoSr9ELId87IZHiPgKtyCk2mUxoKzdh0cLf2bQYhsY33n9eBKwyLOt6fcscIdemwBetm8ekfbqlLj=s1064" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1064" height="301" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEh_IAf010ZxxCk6ih7VuO1N50DtUbgk5RbsLJr0golEc5tJHNbI9bVa0cJTKux-sgc-YLUi9YC8GVDfcaYcU5nTnHlhRefbavS-OSnLWV9jblHqoSr9ELId87IZHiPgKtyCk2mUxoKzdh0cLf2bQYhsY33n9eBKwyLOt6fcscIdemwBetm8ekfbqlLj=w400-h301" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">... in CALAMITY JANE</td></tr></tbody></table><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEg8rWYL1sH2ojKRxMMr_zxsYFs7pZ8Lahlo2_QFAS69Tk79NTRKiKDlGgPFURxNgEwCBIEZb_3p8eNtrEDR3jg74_1giSvNc-Be5XrOB5zUPcBYKcRLDE6lsHHLG5SgmOnfu5t03UoYNtwfbkTN_92bOUD2VOOXoqT2yv3dPZOtWobFqylDUY9BWQ1d=s1280" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="530" data-original-width="1280" height="166" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEg8rWYL1sH2ojKRxMMr_zxsYFs7pZ8Lahlo2_QFAS69Tk79NTRKiKDlGgPFURxNgEwCBIEZb_3p8eNtrEDR3jg74_1giSvNc-Be5XrOB5zUPcBYKcRLDE6lsHHLG5SgmOnfu5t03UoYNtwfbkTN_92bOUD2VOOXoqT2yv3dPZOtWobFqylDUY9BWQ1d=w400-h166" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">... in PLEASE DON'T EAT THE DAISIES mit David Niven</td></tr></tbody></table><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj_EoHY3xoFHeUlrq_F-CzL6Tb5ULX3pm6bVXsmiiKIJm5MeZtpXoCnqpo2RQWJ-AGO2SqeOpAD2IWJ5YaHIJUr6cMUecqiJTjbqw-z-Jem4wY_LlKLP254eSLNcvtVqKwaWW1yzCxnle6zG6tOF8aTSnjrtDeWbTdKGZCJqGS_O4HYbIlisEkqlqNA=s1280" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="543" data-original-width="1280" height="170" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj_EoHY3xoFHeUlrq_F-CzL6Tb5ULX3pm6bVXsmiiKIJm5MeZtpXoCnqpo2RQWJ-AGO2SqeOpAD2IWJ5YaHIJUr6cMUecqiJTjbqw-z-Jem4wY_LlKLP254eSLNcvtVqKwaWW1yzCxnle6zG6tOF8aTSnjrtDeWbTdKGZCJqGS_O4HYbIlisEkqlqNA=w400-h170" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">... und beim Kicken in DO NOT DISTURB (mit Sergio Fantoni; sehr schön: die lebensbejahenden Graffiti im Studio-Paris)</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">Hätte mir jemand vor 15 Jahren gesagt, dass ich eines Tages eine recht große, teils regelrecht obsessiv durchgeführte (wenn auch nicht vollständige) Privat-Retrospektive zu Doris Day machen würde – ich hätte dieser Person damals zweifelsohne ins Gesicht gelacht. Doris Day? Die Schnulzensängerin, die mit peinlichen Songs HItchocks THE MAN WHO KNEW TOO MUCH kaputt macht?</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mit dem Alter kommt die Weisheit! Und die Erkenntnis der eigenen "Bildungslücken". Die Doris-Day-Rock-Hudson-Komödien zum Beispiel waren lange Zeit eine solche, und im Rahmen meines im November 2020 gegen die Tristesse des Kultur-Lockdown eingeführten "Comedy Sunday"<span class="Apple-converted-space"> </span>(eine Institution, die auch die Kinoneueröffnungen im Juli 2021 überlebt hat)<span class="Apple-converted-space"> </span></span>waren auch diese Filme fällig! PILLOW TALK und LOVER COME BACK haben mich nicht nur schwer begeistert, sondern mir auch gezeigt, was für eine tolle Schauspielerin und tolle Komödiantin Doris Day ist (dass Rock Hudson nicht nur Melodrama kann, sondern auch Komödie, <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/03/entspannt-angeln-mit-howard-hawks.html" target="_blank">wusste ich ja bereits</a>). Mein Vorhaben, mich mehr mit Rock Hudson als Komödiant zu beschäftigen, schlief nach einigen Filmen wieder ein: nicht aus Widerwillen (ganz im Gegenteil), sondern weil das Parallelvorhaben Doris Day rasch begann, alles andere, was nach planmäßiger Retrospektive klang, zu verdrängen.</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ihr eigensinniger Sexappeal, ihr Lächeln, ihr tolles Augenverdrehen (wahrscheinlich kann niemand so dermaßen angepisst die Augen verdrehen wie Doris Day!) und viele Rollen, die mit einfachen Kategorisierungen nicht zu greifen sind, machten Doris Day zu meiner persönlichen Filmperson des Jahres 2021 (nachdem Sam Firstenberg 2020 wohl diese Position innehatte).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Es gibt in MOVE OVER, DARLING einen Moment, in dem sie nach jahrelanger Abwesenheit ihre zwei Töchter wieder sieht, die sie nur als Babies kannte und dadurch in starke Rührung kommt: eigentlich eine Szene von geradezu ohrenbetäubender Drehbuchrascheligkeit und manipulativer Kitschigkeit, aber Day schafft es, ohne Worte, nur mit ihrer Mimik, ein ganzes Universum an Gefühlen aufzumachen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEicUruZex2AfrjGhiIu7vmZdi19sK9tfMDaALUYPxJwg9zKTucfYAI8zPU4wFJcGbJVysuYHAm0tznUuVvnbWk9sNbrQQDLGHTnGE4zB52Eh1KjALmdt7RXjBWeTpQjz1OyCwBKOjpLNgXXkCeXxmbhbFWWDPjtmDs3nRuTgx-94CDypHAVeLIygMTv=s1280" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="544" data-original-width="1280" height="170" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEicUruZex2AfrjGhiIu7vmZdi19sK9tfMDaALUYPxJwg9zKTucfYAI8zPU4wFJcGbJVysuYHAm0tznUuVvnbWk9sNbrQQDLGHTnGE4zB52Eh1KjALmdt7RXjBWeTpQjz1OyCwBKOjpLNgXXkCeXxmbhbFWWDPjtmDs3nRuTgx-94CDypHAVeLIygMTv=w400-h170" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Day als Ellen Arden in MOVE OVER, DARLING</td></tr></tbody></table><br /><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;">Am Ende führen tatsächlich die beiden ersten Day-Hudson-Filme die Tops meiner Retrospektive an, neben der wunderbaren Ehekrise-durch-Umzug-Komödie mit David Niven PLEASE DON’T EAT THE DAISIES, dem proto-queeren Western-Musical CALAMITY JANE (mit Allyn McLerie als unausgesprochenem Love-Interest) und die zwei recht wahnwitzigen Tashlin-Farcen. Der als Day-Klassiker sehr bekannte und offenbar auch sehr beliebte MIDNIGHT LACE hat mich hingegen eher kalt gelassen, und das Wiedersehen von THE MAN WHO KNEW TOO MUCH hat mich verblüffend unterwältigt, was nicht an Day lag, sondern an der schleppenden Dramaturgie (den Marokko-Prolog hatte ich als wesentlich kürzer, und nicht als 50-Minüter in Erinnerung – die Royal-Albert-Hall-Sequenz ist natürlich trotzdem großartig).</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEivDOUxDXqCKRNM4n8jW3pnrf-TaUSk28BCmpvWehdorFs_hohsvE5ehqCjuzeTOU4Fp27LNTzoEzd2PJ_2fjFz00Htwo27Y2DsqxTGseWTJUybedRn5_FovPQj70XQefKVwmv0bVK1-_tMDhIGgMujrt7cEy6C8DEqgyV2ywAd7LZImDStkxy9UAJM=s1280" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="498" data-original-width="1280" height="156" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEivDOUxDXqCKRNM4n8jW3pnrf-TaUSk28BCmpvWehdorFs_hohsvE5ehqCjuzeTOU4Fp27LNTzoEzd2PJ_2fjFz00Htwo27Y2DsqxTGseWTJUybedRn5_FovPQj70XQefKVwmv0bVK1-_tMDhIGgMujrt7cEy6C8DEqgyV2ywAd7LZImDStkxy9UAJM=w400-h156" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Noch verdreht sie nur genervt die Augen, später wird es schlimmer: Day als Ruth Etting mit James Cagney in LOVE ME OR LEAVE ME</td></tr></tbody></table><br /><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;">Ihre außergewöhnlichste Rolle erlebte ich in ihrer Darstellung der Sängerin Ruth Etting in LOVE ME OR LEAVE ME: für einen Mainstream-Hollywood-Film aus den 1950er Jahren eine verblüffend rohe, brutale Darstellung toxischer Männlichkeit und toxischer Beziehungen. Ein Film, in dem James Cagney als Gangster Martin Snyder Doris Day als Ruth Etting zunächst aufdringlich stalkt, schließlich vergewaltigt und in eine von paranoidem Wahnsinn geprägten Ehe zwingt. Die Wandlung Days von der selbstbewussten Sängerin mit einem scharfen Spruch auf den Lippen zur alkoholischen Fatalistin mit glasigen, ausgelöschten Augen, die nur noch zynische Halbsätze vor sich hinmurmelt, ist absolut beängstigend und großartig.</p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die Tops:</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LOVER COME BACK (Delbert Mann: USA 1961)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">PILLOW TALK (Michael Gordon: USA 1959)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">PLEASE DON’T EAT THE DAISIES (Charles Walters: USA 1960)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">CALAMITY JANE (David Butler: USA 1953)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE GLASS BOTTOM BOAT (Frank Tashlin: USA 1966)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">CAPRICE (Frank Tashlin: USA 1967)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Harter, verstörender Tobak:</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LOVE ME OR LEAVE ME (Charles Vidor: USA 1955)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Sehr unterhaltsam:<span class="Apple-converted-space"> </span></i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MOVE OVER, DARLING (Michael Gordon: USA 1963)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DO NOT DISTURB (Ralph Levy: USA 1965)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THAT TOUCH OF MINK (Delbert Mann: USA 1962)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ganz gut:</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SEND ME NO FLOWERS (Norman Jewison: USA 1964)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE THRILL OF IT ALL (Norman Jewison: USA 1963)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">TEACHER’S PET (George Seaton: USA 1958)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">IT HAPPENED TO JANE (Richard Quine: USA 1959)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BILLY ROSE'S JUMBO (Charles Walters: USA 1962)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Geht so:</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">YOUNG AT HEART (Gordon Douglas: USA 1955)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE MAN WHO KNEW TOO MUCH (Alfred Hitchcock: USA 1956)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">YOUNG MAN WITH A HORN (Michael Curtiz: USA 1950)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MIDNIGHT LACE (David Miller: USA 1960)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Für wirklich sehr fortgeschrittene, sehr hartgesottene Day-Liebhaber:</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">WITH SIX YOU GET EGGROLL (Howard Morris: USA 1968)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>35mm-Veranstaltungen des Film e.V. Jena</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">KRONIKA WYPADKÓW MIŁOSNYCH von Andrzej Wajda war der Film, der für mich persönlich am 7. Juli 2021 den Kino-Lockdown beendete (die Kinos waren in Thüringen am 1. Juli 2021 wiedergeöffnet worden): ursprünglich geplant für November oder Dezember 2020, lief er als erster, nachgeholter Film in der 35mm-Reihe des Film e.V. Jena. Materialfetischistisch ein sehr schönes Erlebnis (filmisch ehrlich gesagt eher weniger). Zwei Wochen später BLUE VELVET in einer fast makellosen OV-Kopie (fast makellos, weil ein Vorführer, der die Kopie einst gespielt hat, sich ein Stück von Isabella Rossellinis Nacktszenen als Souvenir rausgeschnitten hat – und dadurch die Kopie für spätere Zuschauer "zensiert" hat). Eine Woche später WILD AT HEART. Zwei Tage später STREET HEAT... Die Lust auf pures Kino hatte der Kultur-Lockdown zwischen November 2020 und Juli 2021 so sehr angeheizt, dass der Film e.V. Jena so ungefähr dieses Tempo an Vorführungen für den Rest des Jahres beibehielt (statt des üblichen Rhythmus von 1 Film pro Monat). 17 Vorführungen des Jenaer 35mm-Kinos wurden es insgesamt, die ich zwischen Juli und Dezember besuchen konnte, manchmal waren es zwei Vorführungen pro Woche (neben den 17 liefen mindestens 2 Vorstellungen, die ich wegen Konkurrenz – dem Terza-Visione-Festival – verpasste und 1 Vorstellung, die ich bewusst schwänzte).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein neues Konzept sah dann auch ein Thema pro Monat vor: Agenten-Filme jenseits von James Bond im August, Filme über Filmemachen im September, eine kleine Werkschau zu Federico Fellini im Oktober, eine kleine Werkschau zu Filmen von und mit Clint Eastwood im November und ein geplantes Programm zu Sandalenfilmen im Dezember (wo dann letztendlich nur BEN HUR lief).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine große Ehre war es für mich, für einen Film bei der Anpassung, dem Redigieren und schließlich dem Live-Vorführen der Untertitel mitzuhelfen. Einen großen Teil von LE MÉPRIS "sah" ich dann also auch nicht, sondern hörte ihn mit fast durchgehend fixem Blick auf die laufende Untertiteldatei. In Vorbereitung und beim eigentlichen Ereignis sah ich LE MÉPRIS drei Mal auf eben diese Weise: aus einem Film, den ich nicht ausstehen kann wurde langsam ein Film, den ich vielleicht ein wenig mögen könnte.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Hier mal die Top-6 der schönsten, erinnerungswürdigsten Veranstaltungen des Film e.V. Jena:</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BLUE VELVET (David Lynch: USA 1986)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Dritt- oder Viertsichtung? OV-Kopie. Abgesehen vom Eingriff eines ehemaligen Vorführers eine kristalline Kopie. Gänsehaut, wenn Dennis Hopper einem eingeschüchterten Kyle MacLachlan "In Dreams" nachsingt. Die melodramatischen "Kitsch"-Momente mit den beiden Teenagern, die sich annähern, sind geradezu magisch! Auf der großen Leinwand merkt man auch erst richtig, dass "Lynch'ianische" Atmosphäre mehr ist eine groteske Szenerie, sondern vor allem in subtilen Kamerabewegungen und Schnitten liegt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">UNFORGIVEN (Clint Eastwood: USA 1992)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Viert- oder Fünftsichtung? DF-Kopie. Mechanisch eine leider recht schlimm mitgenommene Kopie mit vielen Klebestellenmassakern, die dann auch im ersten Akt riss. Film natürlich ein langsames, ruhiges, bedächtiges (wie man das eben von Eastwood kennt) Meisterwerk. Ein großartiger Vertierungsfilm.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">NORTH BY NORTHWEST (Alfred Hitchcock: USA 1959)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Fünft- oder Sechstsichtung? OV-Kopie. Auf großer Leinwand geradezu berauschend zu sehen, wie unglaublich toll dieser Film inszeniert ist (das erste Aufeinandertreffen von Cary Grant und James Mason!). Und dann noch die leuchtenden Rots der Technicolor-Kopie!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SATYRICON (Federico Fellini: Italien/Frankreich 1969)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zweitsichtung. DF-Kopie. Nach einer eher enttäuschenden Wiedersichtung von OTTO E MEZZO (auch beim 35mm-Kino) kam hier der Fellini-Film, der die "Versprechen" des Film-im-Film-Beichtfilms einlöste: eine wirklich enthemmt rauschhafte "Fellineske" in Scope (sein einziger Scope-Film abgesehen von LA DOLCE VITA), der bei jeglichem Anzeichen von "Ver-" oder "Zerlaberung" bereits bei der nächsten Episode war.<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE IPCRESS FILE (Sidney J. Furie: UK 1965)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zweitsichtung. DF-Kopie. Das Sichtungsvergnügen wurde etwas durch die deutsche Fassung (nichts kann Michael Caines britische Stimme ersetzen) und durch den Rotstich der Kopie getrübt. Doch gerade auch auf großer Leinwand (und in der ersten Reihe) ein Wahnsinnserlebnis, diese exzentrischen Bildkompositionen zu erleben: fast jede Einstellung durch einen Gegenstand zerschnitten, verdeckt, gekippt...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">TROPIC THUNDER (Ben Stiller: USA/UK/Deutschland 2008)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Erstsichtung. OV-Kopie. Statt des sehr üblen Klamauks, den ich erwartet hatte, gab es richtig tollen Klamauk. Die Kopie habe ich als größtenteils quasi-kristallin in Erinnerung. An einer Stelle jedoch "kippte" der Film, die Perforation wurde sichtbar und der Film verbrannte vor unseren Augen! Ein Schaden in der Kopie hatte den Film also tatsächlich aus dem Lauf des Perforationsrads hinausgerissen und die Projektionsglühbirne hat dann ein ein Loch in den Film gebrannt. Nach Ende des Films wurde das hinausgeschnittene, geschädigte Stück mit der Brandspur den neugierigen Zuschauern zur Begutachtung gezeigt. In einem Film über das Filmemachen einen solchen Vorfall zu erleben: wie passend!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>7. Terza-Visione-Festival des italienischen Genrefilms, Karlsruhe</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Unter allen Filmveranstaltungen das Highlight des Jahres 2021. Mehr dazu schon einmal im <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2021/12/bella-selvaggia-italia-in-cinerama.html" target="_blank">ersten Teil</a> meines ausführlichen Festivalberichts (Teil 2 folgt demnächst).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>6. Karacho-Festival des Actionfilms, Nürnberg</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Gangster-Action in den italienischen Alpen oder auf den Hongkonger Straßen, Söldner-Abenteuer im postkolonialen Kongo, Keilereien zwischen verschiedenen radioaktiv verstrahlten Monstern, Ruppiges aus dem DDR-Frauenknast, Buddy-Polizisten auf Zombiejagd, eine Profikillerin wider Willen, Biker und Indianer im Zwist miteinander und mit skrupellosen Kapitalisten, Reality-TV-Stars der Apokalypse auf der Flucht, Ritterkämpfe in der Renaissance... Das Programm des 6. Karacho-Festivals des Actionfilms war wie zu erwarten wieder sehr vollgepackt mit Action in vielfältigen Facetten, aus vier unterschiedlichen Jahrzehnten. Ein Fest, besonders, da hier im September 2021 das Programm nachgeholt wurde, das für Mitte November 2020 geplant war.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ranking der 10 gezeigten Filme (* keine Erstsichtung):</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">1. RED HEAT (Robert Collector, Ernst Ritter von Theumer: BRD/Österreich 1985)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">2. DEAD HEAT (Mark Goldblatt: USA 1988)*</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">3. DAIKAIJÛ KETTÔ: GAMERA TAI BARUGON (Tanaka Shigeo: Japan 1966)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">4. CLIFFHANGER (Renny Harlin: USA/Italien/Frankreich 1993)*</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">5. CHEUNG FOH (Johnnie To: Hong Kong 1999)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">6. THE SAVAGE SEVEN (Richard Rush: USA 1968)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">7. THE MERCENARIES (Jack Cardiff: UK/USA 1968)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">8. NIKITA (Luc Besson: Frankreich/Italien 1990)*</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">9. ENDGAME – BRONX LOTTA FINALE (Joe D'Amato: Italien 1983)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">10. CONDOTTIERI (Luis Trenker, Werner Klingler: Deutschland/Italien 1937)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Paradies und Hölle: 22. internationales Kurzfilmfestival cellu l'art, Jena</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Im Orga-Team eines Festivals zu sein, ist ein zweischneidiges Schwert.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Einerseits extremer Druck, Stress, permanente Alarmbereitschaft bei allen Veranstaltungsblöcken die man mitbetreut, der kleine innere Zusammenbruch wenn Sachen schief gehen oder Zeitpläne durch "force majeure" (Deutsche Bahn) verworfen werden, aufgrund des hohen Drucks die Unfähigkeit, viele Filme angemessen schauen zu können, die Zerstörung des Schlafrhythmus und die große Depression nach Ende der Veranstaltung.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Andererseits die unbändige Freude, so ein Festival wenn auch unter verkleinerten Pandemiebedingungen mit anderen tollen Leuten auf die Beine gestellt zu haben, die schönsten der ausgewählten Filme endlich auf einer großen Leinwand im Kino zu sehen, die Solidarität im ganzen Team (besonderen Dank an "den Fahrer"), die Gespräche mit den Gästen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Tops aktuelle Filme 2021</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">FABIAN ODER DER GANG VOR DIE HUNDE (Dominik Graf: Deutschland 2021)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Von allen Graf-Filmen, die ich kenne, der wahrscheinlich wahnwitzigste seit seinem TATORT: AUS DER TIEFE DER ZEIT; ja eigentlich noch viel wahnwitziger, weil Graf hier auch frei ist vom "Zwang", in anderthalb Stunden einen Krimi erzählen zu müssen: ein tosender, reissender Bilderstrudel, die erste halbe oder Dreiviertelstunde dem völlig freidrehenden, filmischen Bewusstseinsstrom sehr nah, in einem Moment sich überlappender Splitscreens schon nahe an der kompletten Selbstauflösung. So energetisch, elektrisierend kann Kino sein.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In der ganzen Turbulenz, die auch die Turbulenz der frühen 1930er Jahre mit inszenatorischen Mitteln spürbar macht, statt sie mit einem großen T zu thematisieren, steht die eher statische Fabian-Figur, eher passiver Beobachter als wirklicher Handelnder, der verlorene, gemeinsame deutsche Cousin von Gončarovs Oblomov und Fellinis "vitelloni".</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">FABIAN war auch einer der kurzweiligsten Filme des Jahres: die knapp drei Stunden Laufzeit verflogen wie gefühlt anderthalb.</span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">CRY MACHO (Clint Eastwood: USA 2021)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eastwood ist mittlerweile quasi beim späten Hawks angelangt. Die erste halbe Stunde mag etwas übermäßig plotreich sein, aber wenn Mike, Rafo (und der Hahn Macho) erst mal in dem verlorenen mexikanischen Kaff angelangt sind und dort feststecken, wird der erzählerische Ballast schwungvoll über Bord gepfeffert, und CRY MACHO verwandelt sich in einen reinen Abhängfilm über Menschen, die ein wenig Zeit miteinander verbringen, sich etwas besser kennenlernen, kleine Dinge genießen und auskosten: Pfannkuchen backen, Pferde einreiten, Kaffee trinken, ein wenig tanzen. Nichts mehr, was passieren muss, ausser einer kleinen, utopischen Feier des Lebens.</span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DRUK (Thomas Vinterberg: Dänemark/Schweden/Niederlande 2020)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der große Star dieses ohnehin tollen Schauspielerfilms ist der melancholische Gesichtsausdruck Mads Mikkelsens, der stets zwischen leiser Freude und einem leichten Ekel schwankt: unglaublich der Moment, als er zum Bruch seiner selbst auferlegten Abstinenz ein Glas Wodka nimmt und es mit Ekel und Lust, mit Widerwillen und Genuss austrinkt. Diese Achterbahngefühle zeichnen auch den ganzen Film aus, der keine schwindelhohen Ekstasen oder bodenlosen Peinlichkeiten alkoholisierter Enthemmung auslässt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BABARDEALĂ CU BUCLUC SAU PORNO BALAMUC (Radu Jude: Rumänien/Luxemburg/Kroatien/Tschechien 2021)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wenn man Prolog, erster Teil, zweiter Teil und dritter Teil des Films ausmacht, so war besonders der erste Teil absolut großartig: Die Protagonistin läuft durch Bukarest, um verschiedene Besorgungen zu erledigen und die explorative Kamera begleitet sie ein wenig auf ihren langen Wegen: folgt ihr ein Stück, und lässt sie dann irgendwann auch einfach weitergehen, um dann eigene Besorgungen zu erledigen, eine Nebengeschichte zu zeigen, eine Hausfassade zu erkunden, eine Nebenstrasse zu entdecken.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Freudigste aber in Jena und Umgebung bislang enttäuschte Erwartung:</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BENEDETTA (Paul Verhoeven: Frankreich/Belgien/Niederlande 2021)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Tops Neuentdeckungen 2021</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die ersten 10 in chronologischer Sichtungsreihenfolge:</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj5nFPYBsONVue2lDhcE8XoURxntUnwhs2X17D-oC8b1mta2oalJFJzLJ4ABiUi7k5su5h8dc66pbkrfjTOYig0XmXSad5sQdZ-sQdXkNm3ZD7CqiaByWbVWD670uI5IGX4o2JVwc-kLGpb5BNa2TIUErVw5GjlTQmkxOQb1xZEGOFV9i8IRNjCS2WP=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj5nFPYBsONVue2lDhcE8XoURxntUnwhs2X17D-oC8b1mta2oalJFJzLJ4ABiUi7k5su5h8dc66pbkrfjTOYig0XmXSad5sQdZ-sQdXkNm3ZD7CqiaByWbVWD670uI5IGX4o2JVwc-kLGpb5BNa2TIUErVw5GjlTQmkxOQb1xZEGOFV9i8IRNjCS2WP=w400-h216" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">SISTERS (Brian De Palma: USA 1972)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Hitchcock-Ripoff-going-completely-bonkers, der mich völlig überfahren zurückgelassen hat. Wenn die Inschrift auf dem Geburtstagskuchen die großartige Inszenierung von De Palma ist, dann sind die brennend-leuchtenden Kerzen der Meisterscore von Bernard Herrmann.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEh_82ofcWsyJktq6ZywhoeC05cthnO1Q8RQYGl8IXoGMjQHLDCntNhNfSDJknTUykCLdZXh8I4QDMoC56MiL_ggfc6XlIOoHgxx6asMB3Esf8Yr0f7W1EgVcsaDZcaRBRBewYg9ZADInHkgpo6-yXkUaed5ZNV6Ppntzs7F7nAs0vtZRM6QjyjmC6E4=s1060" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1060" height="303" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEh_82ofcWsyJktq6ZywhoeC05cthnO1Q8RQYGl8IXoGMjQHLDCntNhNfSDJknTUykCLdZXh8I4QDMoC56MiL_ggfc6XlIOoHgxx6asMB3Esf8Yr0f7W1EgVcsaDZcaRBRBewYg9ZADInHkgpo6-yXkUaed5ZNV6Ppntzs7F7nAs0vtZRM6QjyjmC6E4=w400-h303" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">ALLOTRIA (Willi Forst: Deutschland 1936)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auch wenn Heinz Rühmann einen Rennfahrer spielt, so wird er tempomäßig vom entfesselten Adolf Wohlbrück bei weitem geschlagen. Eine Screwball-Komödie, die es im Tempo mit amerikanischen Komödien mühelos aufnehmen kann, bloß, dass sie visuell auch noch von Forsts verspielter, an manchen Stellen fast experimenteller Inszenierung veredelt wird.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjvT0W4AtsUUF3P5jj0klTJf_aeIzARToFakJk63wnigmsgJEwE9_r_LJ5f3mV35KPDgR6wxhDDkzWem8D-8g_3TW4zKZ-muvSkaiPFS3MH-OoXnyA7-5Q2Czgx5FO8idrPdPp5uqdqJTKJuexvCcvCSZwQjx6Wai41JGX_BQKp97Ae2ayoJn0Rtqq2=s2792" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1571" data-original-width="2792" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjvT0W4AtsUUF3P5jj0klTJf_aeIzARToFakJk63wnigmsgJEwE9_r_LJ5f3mV35KPDgR6wxhDDkzWem8D-8g_3TW4zKZ-muvSkaiPFS3MH-OoXnyA7-5Q2Czgx5FO8idrPdPp5uqdqJTKJuexvCcvCSZwQjx6Wai41JGX_BQKp97Ae2ayoJn0Rtqq2=w400-h225" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">EXORCIST II: THE HERETIC (John Boorman: USA/UK 1977)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Es will mir nicht in den Kopf, wie man einen dermaßen entrückt schönen und poetischen, in träumerischen Bildern taumelnden Film wie EXORCIST II: THE HERETIC als einen der schlechtesten Filme aller Zeiten bezeichnen kann, ohne dass einem die Schamröte ins Gesicht schiesst! Und Exorzisten-Filme mit einem <a href="https://www.youtube.com/watch?v=z8z3wXRVuFo" target="_blank">Score von Ennio Morricone</a> sind eh die besten.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiaBVtShHoo_ESICwVxX0HZdeXNtR_8zib6UiFDxyVyDMNaQIPCKuxEQP_qz28Chxbr8orpa83AHjTpE7-hqsVkbcA-XQ7mikOw7dM9yfGXxaB-wWCnIFPBko3QrkKBGNw9XbXm6pATd0NXL3-qAEXt5rF9Y2VIt2COLNrhjDrIy9S8_nIOsekEfkgu=s958" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="958" height="301" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiaBVtShHoo_ESICwVxX0HZdeXNtR_8zib6UiFDxyVyDMNaQIPCKuxEQP_qz28Chxbr8orpa83AHjTpE7-hqsVkbcA-XQ7mikOw7dM9yfGXxaB-wWCnIFPBko3QrkKBGNw9XbXm6pATd0NXL3-qAEXt5rF9Y2VIt2COLNrhjDrIy9S8_nIOsekEfkgu=w400-h301" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">THE OX-BOW INCIDENT (William A. Wellman: USA 1942)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Äußerlich ein Western, innen drin aber eine verblüffend krasse und brutale Darstellung eines Zivilisationszusammenbruchs. Ein Film, der noch heute verstört und seiner Zeit eigentlich um mindestens 20 Jahre (wenn nicht 30?) voraus war.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj8yt8Jj2Yj-oN3d4gwe4D7S8KosixY0zej-1SYkXX76EzCoMOePiGTSglraIuN4AUM-Hm4B0K0x_nXij8i4ddO35H-ExAWAaHnVQlPGSE3NPp3FQJHjKk0COqSFoUNqs8pk_IBV7hqXyrXvul0fdOYpUJlmp_I_QWARDYuudVmYCYG5zNmAOS7OQzn=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="835" data-original-width="2000" height="168" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj8yt8Jj2Yj-oN3d4gwe4D7S8KosixY0zej-1SYkXX76EzCoMOePiGTSglraIuN4AUM-Hm4B0K0x_nXij8i4ddO35H-ExAWAaHnVQlPGSE3NPp3FQJHjKk0COqSFoUNqs8pk_IBV7hqXyrXvul0fdOYpUJlmp_I_QWARDYuudVmYCYG5zNmAOS7OQzn=w400-h168" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">JOSHŪ SASORI – DAI 41 ZAKKYOBŌ (Itō Shun’ya: Japan 1972)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ist "</span>Female Convict Scorpion: Jailhouse 41", der zweite Teil der Sasori-Reihe, noch Exploitation oder schon Avantgarde? Ein Ausbruch aus dem Frauenknast gefilmt in Scope-Bildern ohne jeglichen Halt, in psychedelisch verfärbten Laubwäldern, in ultrastilisierten Kabuki-Tableaus, mit blut-rotem Regen und blut-roten Wasserfällen. Hinter dem formalen Wahnwitz steckt aber auch ein subversiv-militanter Film über kämpferische Frauen, die unter anderem altherrenschmierigen Touristen, die gerne darüber witzeln, wie sie damals im Zweiten Weltkrieg Chinesinnen vergewaltigt haben, gehörig in den Arsch treten und am Ende in geschlossener Reihe drohend auf Tokyo zumarschieren.</p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ADDIO ZIO TOM (Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi: Italien 1971)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mehr eine wahnsinnige, brachiale Grenzerfahrung als ein klassischer Film. Gesehen beim Terza-Visione-Festival (sehr viel mehr von mir zu lesen <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2021/12/bella-selvaggia-italia-in-cinerama.html" target="_blank">hier</a>).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">PRIGIONE DI DONNE (Brunello Rondi: Italien 1974)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Bereits die Opening Credits mit dem Standbild eines leeren Gefängnistraktes und einer <a href="https://www.youtube.com/watch?v=TuT-TWeGThY" target="_blank">Titelmusik</a>, die nach einer beschwingten Komödie mit Griechenland-Bezug klingt, lassen vermuten, dass "Frauen im Zuchthaus" mehr ist als nur ein Frauenknast-Exploiter: die ersten zehn Minuten sehen dann auch aus wie der Frauenknastfilm, den Alain Resnais nie gedreht hat. PRIGIONE DI DONNE ist dann AUCH ein Sleaze-Knüppel, aber eben auch eine fast soziologische Studie über repressive Gesellschaftsstrukturen und Gewaltsozialisation, ein subversives, anarchisches Agitationsmanifest gegen das Justizsystem und die katholische Kirche, ein zu Tränen rührendes Schicksalsmelodrama, ein beschwingter Female-Buddy-Movie, ein berauschtes audiovisuelles Gedicht. Über allem ragen Martine Brochard und Marilù Tolo als die Zarte und die Harte, die unschuldige Studentin und die erfahrene Insassin, die im Laufe des Films eins werden. Gesehen beim Terza-Visione-Festival.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RED HEAT (Robert Collector, Ernst Ritter von Theumer: BRD/Österreich 1985)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Frauenknast zum Dritten, Linda Blair zum Zweiten! Eine Amerikanerin (Blair) gerät bei einem Westdeutschlandbesuch in eine Politintrige, wird in die DDR verschleppt und dort als "Spionin" in ein Frauenknast gesteckt: ein Schmier-Inferno mit gesichtstätowierten lesbischen Gang-Mitgliedern, denen keine Quälerei und kein Mordversuch zu viel ist... Beim Karacho-Festival des Actionfilms mit ungläubig aufgerissenen Augen und heruntergeklappter Kinnlade geschaut.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DER PRINZ HINTER DEN SIEBEN MEEREN (Walter Beck: DDR 1982)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Kunstvoll-stilisierter Märchenfilm um die obsessive Liebe einer jungen Frau zu einem verfluchten Mann, der sich halbtags in einen Löwen verwandelt, durch ein Unglück schließlich als Taube davonfliegt: einem Gruselfilm von Mario Bava näher als einer gediegenen Märchenverfilmung geht DER PRINZ HINTER DEN SIEBEN MEEREN ganz in seinen kunstvollen Sets auf, erschafft ohne große erzählerischen Gimmicks eigene Universen nur mithilfe beispielsweise eines Sonnenuntergangs am Strand, lässt mit seiner elliptischen Montage die Zeit stillstehen, ja gar komplett verschwinden. Magisch! Gesehen beim 1. Sonnensucher-Festival des DEFA-Films.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjp6ZPzIsKkXRywCE23uqYJyKSFU-9m79WHopp_S4ntpX8mJ0YxuXWOmLJYXom9R5FiPCa96JigNtvtpBDTv6p3sb_eVAwjWdqIgBV9Ybm_T0AgvUS-RJQ7erAoyCRgPzFHH-AwIuRB7jMpgS-A_15p97iW_4UCB6qrDW97qP1Oyh_xUO8Dfigx6ozw=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1517" data-original-width="2000" height="304" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjp6ZPzIsKkXRywCE23uqYJyKSFU-9m79WHopp_S4ntpX8mJ0YxuXWOmLJYXom9R5FiPCa96JigNtvtpBDTv6p3sb_eVAwjWdqIgBV9Ybm_T0AgvUS-RJQ7erAoyCRgPzFHH-AwIuRB7jMpgS-A_15p97iW_4UCB6qrDW97qP1Oyh_xUO8Dfigx6ozw=w400-h304" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">AZ ÉN XX. SZÁZADOM (Enyedi Ildikó: Ungarn/BRD/Kuba 1989)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Thomas Edison erfindet an der US-Westküste die Glühbirne; zwei Zwillingsschwestern werden in Ungarn als kleine Kinder getrennt, die eine wird zur Ganovin, die mit ihrem Charme Männer um ihren Finger wickelt, die andere zur militanten Anarchistin, die Bomben auf Minister wirft; ein Gelehrter kreuzt immer wieder den Weg der beiden Frauen; ein Esel greift ab und zu in das Geschehen ein; die Sterne (oder die Seelen der Zwillingsschwestern?) kommentieren das ganze; die experimentelle, bruchstückhafte Erzählweise erschafft ein funkelndes Mosaik aus Schwarzweißbildern.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">einige weitere tolle Filme:</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiwHenkBNGWuRyLSz9ab3x5lWVEqI6_v5qSStJ_2bmEduzZNCTHVW80wa0KERBCHKa5RfyhsQ1TvMPmSbnu8uLdFOO0zflXDn1TUi3995QSR8fy_P8jsigLR4_RpoWPQkpbND7QALoYLp5aWa8JgAtjOKaLQfsneyATeCCRsOSLWVus1rkjXKe9TOv6=s928" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="719" data-original-width="928" height="310" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiwHenkBNGWuRyLSz9ab3x5lWVEqI6_v5qSStJ_2bmEduzZNCTHVW80wa0KERBCHKa5RfyhsQ1TvMPmSbnu8uLdFOO0zflXDn1TUi3995QSR8fy_P8jsigLR4_RpoWPQkpbND7QALoYLp5aWa8JgAtjOKaLQfsneyATeCCRsOSLWVus1rkjXKe9TOv6=w400-h310" width="400" /></a></div><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DER PRINZ VON ARKADIEN (Karl Hartl: Österreich/Deutschland 1932)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Willi Forst als gefallener und exilierter Potentat eines hinweggefegten Operettenstaats singt Liane Haid von seinem großen "<a href="https://www.youtube.com/watch?v=AatW1uWJgVY" target="_blank">Heimweh</a>, nach deinem Mund, nach deinem Kuss, nach dir" und bleibt dann auch gleich die ganze Nacht.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi4IqVxO4lgoWRVaiK36rx8Cw2AzG-arFBDbvNBVlaJaO_0lZ7vcLHsLB-Uie9PXzMkNc1KqVoKKCg0g0l1XHa2bcZOn0YaInJuvWT4y9lqUKw4Rx1zU2KAAZm_wTDQIOSAonZEA_hmNoO9N2gAa4fiYQT_HNc4nPF0gH-ITEYiUCepgtxM2Fsz6j-3=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1495" data-original-width="2000" height="299" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi4IqVxO4lgoWRVaiK36rx8Cw2AzG-arFBDbvNBVlaJaO_0lZ7vcLHsLB-Uie9PXzMkNc1KqVoKKCg0g0l1XHa2bcZOn0YaInJuvWT4y9lqUKw4Rx1zU2KAAZm_wTDQIOSAonZEA_hmNoO9N2gAa4fiYQT_HNc4nPF0gH-ITEYiUCepgtxM2Fsz6j-3=w400-h299" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">LE BRASIER ARDENT (Ivan Mosjoukine: Frankreich 1923)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Surrealismus, sadomasochistische Fieberträume, Slapstick, Amour-Fou-Melodrama, eine Detektivgeschichte, Erhabenes und Albernes, Mainstream und Avantgarde gehen hier eine wahnwitzige Verbindung ein. Praktisch jede Szene ein Ereignis, mittendrin Ivan Mosjoukine mit seinen alles verschlingenden, gierigen Augen und die fantastische Nathalie Lissenko, die in einer besseren Welt als einer der großen Stars des frühen Kinos anerkannt wäre.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjJapGdRKmm2yvLKllxKyE76b8hs52L1n5ZL1Pbq4_Mx428EMjAGo-ApYlJeoKhbAlwPYchDEVpxmZVCwtPzB7_ZQBId-2vhb2_BTXPgsKEyU_8r7ZPC3ErTxDWwdNr9QAOYZ_Uenz6kNGknze-9SI1d0CDRmEWrcb-fwx28_ECeUyY0G8arBEMD2Js=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="690" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjJapGdRKmm2yvLKllxKyE76b8hs52L1n5ZL1Pbq4_Mx428EMjAGo-ApYlJeoKhbAlwPYchDEVpxmZVCwtPzB7_ZQBId-2vhb2_BTXPgsKEyU_8r7ZPC3ErTxDWwdNr9QAOYZ_Uenz6kNGknze-9SI1d0CDRmEWrcb-fwx28_ECeUyY0G8arBEMD2Js=w400-h216" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">LOVER COME BACK (Delbert Mann: USA 1961)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wahrscheinlich die beste der Doris-Day-Rock-Hudson-Komödien. Natürlich auch ein Gag-Feuerwerk, aber am Ende liegt der Zauber dieser Filme in der außergewöhnlichen Chemie zwischen Doris Day und Rock Hudson, eine Chemie, die Doris Day wohl mit niemand anderem hatte (Rod Taylor und James Garner reichen Hudson schauspielerisch einfach nicht das Wasser, David Niven fehlt Hudsons Sex-Appeal). Wahrscheinlich könnten die beiden sich gegenseitig das Telefonbuch vorlesen und es wäre ein Riesenvergnügen: wie schön, dass sie sich lieber versteckte Anzüglichkeiten wie Bälle zuwerfen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">FAIS-MOI PLAISIR! (Emmanuel Mouret: Frankreich 2009)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Jean-Jacques wird wird von seiner Lebensgefährtin offiziell beauftragt, einen Seitensprung zu vollziehen (um die Begierden aus seinem System rauszubekommen): der Beginn einer nächtlichen Odyssee voller Missverständnisse und Fehltritte. Jean-Jacques' knapp 10-minütiges Martyrium auf der Party seiner neuen Bekanntschaft ist ein Schmuckstück aus perfektem Gag-Timing, zarter Poesie, wüstem Slapstick und einem alles umfassenden Gefühl totaler sozialer Unbeholfenheit. Mouret entpuppt sich hier als Meister der Körperkomik und als ungekrönter Nachfolger Buster Keatons.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjcqh_TNcWlOyBQCdjMACZ9WJqtQhm8OehZD8_W7yDD4DdeqMHKB2Ty5CmFvfwwgM9NpYdMgETZ0EHx_Z9ITCglrHZUIQjFDKfolkWSHI7iXRrWhYK4CBsyPPWxP9sgPAjobdxQTGbmRmVUZkeil0yvxA92aTdhJXl49QHcihkI9KCOj8KiN7Fs9kTl=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="533" data-original-width="1280" height="166" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjcqh_TNcWlOyBQCdjMACZ9WJqtQhm8OehZD8_W7yDD4DdeqMHKB2Ty5CmFvfwwgM9NpYdMgETZ0EHx_Z9ITCglrHZUIQjFDKfolkWSHI7iXRrWhYK4CBsyPPWxP9sgPAjobdxQTGbmRmVUZkeil0yvxA92aTdhJXl49QHcihkI9KCOj8KiN7Fs9kTl=w400-h166" width="400" /></a></div><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">AN AFFAIR TO REMEMBER (Leo McCarey: USA 1957)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Cary Grant und Deborah Kerr vereint in einem Strudel aus großen Gefühlen: geeint und doch immer wieder getrennt in den breiten Scope-Tableaus.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">CHOOSE ME (Alan Rudolph: USA 1984)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine eigensinnige Mischung aus tiefenentspanntem Abhängfilm und aufwühlendem Melodrama rund um einige verlorene Figuren in Los Angeles: die einsame Talk-Radio-Moderatorin (Geneviève Bujold), der umtriebige Mythomane (Keith Carradine), die verzweifelte Barbesitzerin (Lesley Ann Warren) und viele andere, die immer wieder in der gleichen Bar landen...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">UN CONDÉ (Yves Boisset: Frankreich/Italien 1970)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Schlag in die Fresse eröffnet den Film sowohl metaphorisch wie auch wörtlich. Er lässt den Zuschauer auch nicht mehr los, wenn ein Polizist einen mörderischen Rachefeldzug gegen jegliche Person beginnt, die entfernt am Tod seines Partners beteiligt war. Michel Bouquet ist mit seinem gemütlichen Biedermeier-Gesicht scheinbar unpassend und dennoch perfekt besetzt als Folterer und Mörder mit Polizeimarke.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiASTBE5MWhn8GmNhuTDGPmbpgUlWr5atiYccQ40NoZm4YKXT-Wbadmfp70Xm0TixkuSCBpkDYhdGZ-TS5WWi7oD2m7TWYXQ7fboIgUGFhIHEcHzhm5B0de_APsvCgNYy2GkdiT-Rk1wcnXzNu2X_fxEwHNl5yGERA3CJ4bUPsIkytInh7RhOSafyCM=s986" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="986" height="293" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiASTBE5MWhn8GmNhuTDGPmbpgUlWr5atiYccQ40NoZm4YKXT-Wbadmfp70Xm0TixkuSCBpkDYhdGZ-TS5WWi7oD2m7TWYXQ7fboIgUGFhIHEcHzhm5B0de_APsvCgNYy2GkdiT-Rk1wcnXzNu2X_fxEwHNl5yGERA3CJ4bUPsIkytInh7RhOSafyCM=w400-h293" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">THE MAJOR AND THE MINOR (Billy Wilder: USA 1942)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine geradezu köstlich perverse Komödie um Ginger Rogers, die sich zwecks Erschleichung des ermässigten Bahnpreises<span class="Apple-converted-space"> </span>als Teenagerin ausgibt und anschließend von einer kompletten Armeebasis angegeilt wird. Ein Rätsel, warum dieser Film offenbar als "minor Wilder" und nicht als "major Wilder" gilt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjD4hCNqW_1IIs92N5KU4E3A6V6Ee9LjCCNOSKlUzvzl0Z1hf5X-pd9-8wxSt3jMNkHipA66XGzepECe2rpyhhRh047j6I8QTfP7zzAnmjVONNt2_BqOgF3soADIah4OMHSI-CPj6HqZNoXEQHwIY4hV0BG_2y0UKrx_5EEnQxjK9N1QjKggeWNP4u8=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="859" data-original-width="2000" height="171" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjD4hCNqW_1IIs92N5KU4E3A6V6Ee9LjCCNOSKlUzvzl0Z1hf5X-pd9-8wxSt3jMNkHipA66XGzepECe2rpyhhRh047j6I8QTfP7zzAnmjVONNt2_BqOgF3soADIah4OMHSI-CPj6HqZNoXEQHwIY4hV0BG_2y0UKrx_5EEnQxjK9N1QjKggeWNP4u8=w400-h171" width="400" /></a></div><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">KURO NO HŌKOKUSHO (Masumura Yasuzo: Japan 1963)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Black Report" ist ein "police procedural" um einen offensichtlichen Eifersuchtsmord an einem Unternehmer: der Staatsanwalt sammelt minutiös die schlüssigen Beweise, und wird in der zweiten Hälfte des Films mit einer geradezu schmerzhaften Gnadenlosigkeit von Verteidigung, wankelmütigen Zeugen und Ambivalenzen in der eigenen Beweisführung in kleine Stücke gerissen. Genau so gnadenlos sind die extrem kontrastreichen schwarzweissen Scope-Bilder und die wilde Montage: in Masumuras Welt existiert die 180-Grad-Regel nicht, fast jedes Bild ist ein (manchmal fast sarkastisches) Tableau über Machtbeziehungen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgvPxV0Q42Makufk6-AfaWRiofDVuoxVcimeyAP20zBnusnUlb19IXmIdx2qNsBGPxCeqkN1qr9lKeWQ4uhnp1_A7AaEgMZoX2JopxTl2H2RqY5XkItLAU53bugP1s8VqfzZ8_wuhNu31HpT4GJQcEjQKaDLSaIPhD8pyJtlo1ED7YqQpaALF0PzQ5f=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgvPxV0Q42Makufk6-AfaWRiofDVuoxVcimeyAP20zBnusnUlb19IXmIdx2qNsBGPxCeqkN1qr9lKeWQ4uhnp1_A7AaEgMZoX2JopxTl2H2RqY5XkItLAU53bugP1s8VqfzZ8_wuhNu31HpT4GJQcEjQKaDLSaIPhD8pyJtlo1ED7YqQpaALF0PzQ5f=w400-h216" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">A WOMAN'S TORMENT (Roberta Findlay: USA 1977)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine geistig schwer traumatisierte Frau findet sich in einem Urlaubshaus auf Fire Island wieder, wo sie verwirrt am Strand spazieren geht, wenn sie nicht gerade all ihre Besucher in großer Furcht brutal ermordet. Eine sehr einzigartige und faszinierende Mischung aus rohem Porno, Serienkiller-Thriller, Psychogramm der Verzweiflung und Strand-Abhängfilm.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">HÄNDE HOCH ODER ICH SCHIESSE (Hans-Joachim Kasprzik: DDR 1966/2009)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Unter der Krimikomödie versteckt sich fast ein Essayfilm über die Möglichkeiten von Genrekino und im Speziellen von Kriminalfilm in der DDR. Die Andeutung, dass Kriminalität in der DDR künstlich erzeugt wird, um den Fortbestand von Polizeistrukturen in einer sozialistischen Gesellschaft zu rechtfertigen, führte wohl direkt zum Verbot. Heute bleibt, neben dem Subtext, eine unglaublich vergnügliche und temporeiche Komödie, mühelos getragen vom wunderbaren Rolf Herricht, einem Komödianten, dem ich in meiner recht breiten DEFA-Werkschau mehrmals begegnete und den ich lieben gelernt habe.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgDQ4wvqT-QLBL35HuXdPhMn5-9wGrkbmHaHNLc_UoUZdT9Gkig3MEMsI5X8OreRz_wxiVArab0pN4Tk8Z8Y-tCyV6ay7ajWbTocHNgH1US3smu_KTEqoObRDt1HuNdyfrKRsCe3MH9QhRKIuRYu9SIVia-L7aCf9q2fyeaezjCHVTOeYsAa9irgUqE=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgDQ4wvqT-QLBL35HuXdPhMn5-9wGrkbmHaHNLc_UoUZdT9Gkig3MEMsI5X8OreRz_wxiVArab0pN4Tk8Z8Y-tCyV6ay7ajWbTocHNgH1US3smu_KTEqoObRDt1HuNdyfrKRsCe3MH9QhRKIuRYu9SIVia-L7aCf9q2fyeaezjCHVTOeYsAa9irgUqE=w400-h216" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">THE LONG GOOD FRIDAY (John Mackenzie: UK 1980)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Thatcher'sche Unternehmer-Gangster, grinsend über seinen Triumph vor dem Tower Bridge – und schließlich doch von "Nebenwirkungen" der britischen Kolonialgeschichte in den Abgrund gerissen. Ein toller "politischer" Gangsterfilm, wunderbar besetzt bis in die kleinsten Nebenrollen (u. a. Pierce Brosnan, der seine Bond-Rolle schon mal als Profikiller einübt). Nach Sichtung des Films empfehle ich zur besseren Kontextualisierung die Lektüre von <a href="https://www.heise.de/tp/features/Make-Britain-Great-Again-4565598.html?seite=all" target="_blank">Hans Schmids (sehr langem, dreiteiligen) Text</a> über THE LONG GOOD FRIDAY, der zwischen einzelnen Szenenanalysen auch über britische Kolonialgeschichte und Einwanderungspolitik, Konjunkturen von Rassismus und Euroskeptisismus in Großbritannien sowie über strategische Entwicklungen innerhalb der IRA schreibt.<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhcmgJHMkAMb2EH52w113md_nxQevARJ5aOKEu0kdtNtruXxK8CBNjCrUPoJX1DjfFfioIM_wZni_W54FoD_ukD26EigUfp75WC9z2vM-ofQnPe4PUQV-PrlPxujiCn1CCa5qEIlsFNvxDDJiEU9Q0nkwu6elHl33hVnjtfhU5MREWmNPh2abeIu4P8=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhcmgJHMkAMb2EH52w113md_nxQevARJ5aOKEu0kdtNtruXxK8CBNjCrUPoJX1DjfFfioIM_wZni_W54FoD_ukD26EigUfp75WC9z2vM-ofQnPe4PUQV-PrlPxujiCn1CCa5qEIlsFNvxDDJiEU9Q0nkwu6elHl33hVnjtfhU5MREWmNPh2abeIu4P8=w400-h216" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">A CLIMAX OF BLUE POWER (Lee Frost: USA 1974)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Lagerarbeiter verkleidet sich nach Feierabend als Polizist, um nachts Prostituierte zu vergewaltigen und demütigen. Nach Beobachtung einer Tötung in Notwehr steigert sich sein Hass auf "unreine" Frauen ins Grenzenlose... Ein sehr ruppiger, dreckiger, unangenehmer und großartiger Beitrag zum Subgenre des Thrillers über puritanische Triebtäter und gewissermaßen der "Missing Link" zwischen PEEPING TOM und PSYCHO auf der einen und TAXI DRIVER auf der anderen Seite (wie Travis Bickle schaut der Protagonist Pornos, um sich gleichzeitig aufzugeilen und zu empören).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">GELIEBTE WEISSE MAUS (Gottfried Kolditz: DDR 1964)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein verliebter Verkehrspolizist lädt eine hübsche Verkehrssünderin zur Verkehrserziehung in sein Revier ein: Liebe, Musik, Tanz und Lachen folgen, von Gottfried Kolditz auf den Punkt inszeniert und wieder mit einem wunderbaren Rolf Herricht in der Titelrolle.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiqlSyrYFG0VBHwYnHQScy8jbkGgcwdAJyz3piatOBmKZicjPlj1k9JdD4XFmbdVYOIAWRUuW7s96eDz0mrZxzGKMYjrR7WUxcVyQwiYDWWNQwF5arRqHWZyelhqEtf0NjDBGjsrJqqC0HBEfEmfBUuOrGb8TH1AnInJYPYuxj-HNtSz0My4v23dcAW=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="842" data-original-width="2000" height="169" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiqlSyrYFG0VBHwYnHQScy8jbkGgcwdAJyz3piatOBmKZicjPlj1k9JdD4XFmbdVYOIAWRUuW7s96eDz0mrZxzGKMYjrR7WUxcVyQwiYDWWNQwF5arRqHWZyelhqEtf0NjDBGjsrJqqC0HBEfEmfBUuOrGb8TH1AnInJYPYuxj-HNtSz0My4v23dcAW=w400-h169" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">THE GLASS BOTTOM BOAT (Frank Tashlin: USA 1966)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Doris Days körperlichste Rolle (abgesehen vielleicht von CAPRICE, auch von Tashlin inszeniert, auch großartig): hier beweist sie ihr Talent als Slapstick-Komikerin, wenn sie durch ein Forschungslabor humpelt, unter Tische springt und nicht zuletzt wenn sie einen wahnwitzigen Balance-Tanz mit Dom DeLuise, einer Torte und einem Mülleimer vollbringt. Ihre multiple Spionin-Inkarnation (in Rod Taylors Fantasie) ist allerdings auch den Eintrittspreis wert!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgwa0r3uF4EAbRAT4z6lUlVdFfKnw-CLKPaUIsSiK1Dor7flSshVTwcTCjrAMjPoVGj6cbWNgxpDGDRNXi37TFml5oIT32FdrjSF3ZqRlGIuAf1VPIv59nht0nmuyNpTZEu3JCN1JoWuIX5e7_IcvNOQqD4aOfN9J3wdo7bCM-0U6UiWkWZPmWr32Aj=s1066" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgwa0r3uF4EAbRAT4z6lUlVdFfKnw-CLKPaUIsSiK1Dor7flSshVTwcTCjrAMjPoVGj6cbWNgxpDGDRNXi37TFml5oIT32FdrjSF3ZqRlGIuAf1VPIv59nht0nmuyNpTZEu3JCN1JoWuIX5e7_IcvNOQqD4aOfN9J3wdo7bCM-0U6UiWkWZPmWr32Aj=w400-h300" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">BOYS IN THE SAND (Wakefield Poole: USA 1971)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Begierde entspringt wie Venus aus dem Meer (bloß in Form eines Mannes) und löst so eine Reihe erotischer Begegnungen auf Fire Island aus. Wie Pooles BIJOU ein jenseitig-verträumter, völlig dialogfreier Film mit einem beeindruckenden klassischen Score.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wakefield Poole ist 2021 (am 27. Oktober) verstorben.<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjFGurEH3erfGT7kr3sF-6-SCGkbKfsperje_xSsXslLTfLf97IJ0uwMH8SR26g1Wjv2giwwctdTB80L29QHJ1yPZJnOrSuEvWIhcqe2T6MN2pjMQMH0UfmmsDH214-Le-4JkC9mWF36EYjxv3rSw2WlcbMI479Yf_63rNNvWlkdrifvZob6blIC5y2=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1465" data-original-width="2000" height="293" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjFGurEH3erfGT7kr3sF-6-SCGkbKfsperje_xSsXslLTfLf97IJ0uwMH8SR26g1Wjv2giwwctdTB80L29QHJ1yPZJnOrSuEvWIhcqe2T6MN2pjMQMH0UfmmsDH214-Le-4JkC9mWF36EYjxv3rSw2WlcbMI479Yf_63rNNvWlkdrifvZob6blIC5y2=w400-h293" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">JEUNESSE PERDUE (Akramzadeh: Schweden/UK 1961)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Der Perser und die Schwedin", die deutsche Schnittfassung von JEUNESSE PERDUE, ist zwar ganz nett, aber die tristen Inserts bremsen den Rhythmus des Films doch ziemlich aus. Den wahrhaft entfesselten persisch-schwedischen Wahnsinn gibt es tatsächlich nur in JEUNESSE PERDUE: voller mit Impressionen von Swinging London, ausführlicher beim Treiben/Herumtreiben/Treibenlassen der Protagonisten. Mehr zum Film und zu den beiden Versionen gibt es <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/09/der-perser-und-die-schwedin.html" target="_blank">in diesem Blog von Manfred zu lesen</a>.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LA BRIDE SUR LE COU (Roger Vadim: Frankreich/Italien 1961)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Brigitte Bardot mag diesen Film noch so sehr retrospektiv als Flop bezeichnen: er ist ein kleines Meisterwerk der Komödie, mit Bardot, die zögert, ob sie ihren Ex mit einer neuen Bekanntschaft<span class="Apple-converted-space"> </span>(toll: Michel Subor) eifersüchtig machen oder ihn gleich umbringen soll. Ein geradezu magischer Moment: in der Besenkammer eines Alpenhotels sitzen Bardot und Subor rum, eine Latin-Band beginnt in einer Kammer daneben zu spielen. Bardot springt auf, schlägt auf die trennende Wand, schreit "Lauter!" und beginnt mit Subor zu tanzen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">L'AMORE DIFFICILE (Luciano Lucignani, Sergio Sollima, Alberto Bonucci, Nino Manfredi: Italien/BRD 1962)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die ersten zwei Episoden sind ganz nett, doch ab der dritten wird es erst richtig heiß. In Bonuccis "Il serpente" reist Lilli Palmer mit ihrem steifen Professorenehemann Bernard Wicki durch Italien und statt wie Ingrid Bergman bei Ansicht der Sehenswürdigkeiten in Trübsinn<span class="Apple-converted-space"> </span>zu verfallen oder zu höheren Erkenntnissen zu kommen, macht sie sich frei, bekommt in einer Tempelruine einen spontanen Orgasmus und ist danach vor Wolllust kaum zu bremsen. In Manfredis dialogfreier Episode "L'avventura di un soldato" hingegen nähert sich ein Soldat in einem Zugabteil einer neben ihm sitzenden Witwe langsam, ganz langsam an – und wenn auch ein halbes Dutzend weitere Passagiere um sie sitzen. Gesehen beim Terza-Visione-Festival.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DAIKAIJÛ KETTÔ: GAMERA TAI BARUGON (Tanaka Shigeo: Japan 1966)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Godzilla: Der Drache aus dem Dschungel" war der Überraschungshit beim Karacho-Festival: der wahnwitzige Prolog hat in zwei Minuten mehr Action als andere Monsterfilme in ihrer ganzen Laufzeit, das erste Drittel überrascht mit einer sehr unterhaltsamen Erforscher-auf-Schatzsuche-Abenteuergeschichte, bevor dann endlich die verstrahlten Monster mit Eisatem oder ihren Gliedmassen Chaos, Zerstörung und eine Riesengaudi bringen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhvsLSJFFix4sQqhZcw9itFIv186SxBb7xBvorB5BqvhzssG8nisit23hR85HP3CSPL3QhAVXcUoxO_mN071jgTjsQPaCOTg_gG9efMW8H2KZxAStrfPFOnQVhU9KbhVIRW127ENiYc4RJ-APXeePmaWBq2H7wbYqeSTvlXjBMiED-_qgricAYOss1T=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1495" data-original-width="2000" height="299" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhvsLSJFFix4sQqhZcw9itFIv186SxBb7xBvorB5BqvhzssG8nisit23hR85HP3CSPL3QhAVXcUoxO_mN071jgTjsQPaCOTg_gG9efMW8H2KZxAStrfPFOnQVhU9KbhVIRW127ENiYc4RJ-APXeePmaWBq2H7wbYqeSTvlXjBMiED-_qgricAYOss1T=w400-h299" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">THE HEIRESS (William Wyler: USA 1949)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das naive Mädchen, der eiskalte Vater, der ölige Emporkömmling... Die Abgründe, die in den ersten zwei Dritteln schon sehr deutlich immer wieder eruptiv aufblitzen, verwandeln den Film im letzten Drittel geradezu ein Torture-Porn der seelischen Grausamkeiten, wenn Catherine alias Olivia de Havilland es allen dreifach und vierfach heimzahlt. Wie Wyler zusammen mit Kameramann Leo Tover diesen seelischen Grausamkeiten mit Treppen, Spiegeln und einer atemberaubenden Deep-Focus-Photography einen physischen Raum geben, ist manchmal furchterregend.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhaVsiAaUMbVtuA0mu2XaCMGOqmQq4vAsTqKG2JhhbuHs4iEnsiAqmSeSBhI6VRjXHWzlR7i9_CmqoHoOrejMk--_8X6FzPVfTV3bAvKDTk0oz-79TIn1d65oOcfF2dO-5GTS6Wc2-D4DHTT3xXf8O-8K18FzRB1N0jAVzs-9LAA3DYmQZbcbhf2iEl=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="690" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhaVsiAaUMbVtuA0mu2XaCMGOqmQq4vAsTqKG2JhhbuHs4iEnsiAqmSeSBhI6VRjXHWzlR7i9_CmqoHoOrejMk--_8X6FzPVfTV3bAvKDTk0oz-79TIn1d65oOcfF2dO-5GTS6Wc2-D4DHTT3xXf8O-8K18FzRB1N0jAVzs-9LAA3DYmQZbcbhf2iEl=w400-h216" width="400" /></a></div><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MASCARA (Henri Pachard, Roberta Findlay: USA 1983)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine sexuell gehemmte Sekretärin entdeckt ihre Sexualität, nachdem sie die Lieblingsprostituierte ihres Bosses kennenlernt – so in den meisten Synopsen zu lesen. MASCARA ist aber vor allem auch ein toller Film über die Freundschaft zweier sehr unglücklicher Frauen in der kältesten, dreckigsten und einsamsten Stadt der Welt, New York City. Immer wieder traurige Blicke, dazwischen ein wenig hoffnungsvollere Augen in Anwesenheit der neuen Freundin.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhc7pPCuQAhTEHDMIpNmhHhNp9e65HACb2DTJwCD3sw3m8ZbcuoG71kHq9vdDRdERDm1_9Nn_npvwM1VZ5okTIIFzlDNvZfEZmIOV-T-rVV5FZW6j7NUvuolQfAKrbiPEiWYARwVNtn83VYz5XUsjNEK1XAaQabllSlafYz2EvyKGY5gw-sYsAxL5n7=s1198" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1198" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhc7pPCuQAhTEHDMIpNmhHhNp9e65HACb2DTJwCD3sw3m8ZbcuoG71kHq9vdDRdERDm1_9Nn_npvwM1VZ5okTIIFzlDNvZfEZmIOV-T-rVV5FZW6j7NUvuolQfAKrbiPEiWYARwVNtn83VYz5XUsjNEK1XAaQabllSlafYz2EvyKGY5gw-sYsAxL5n7=w400-h240" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">ESPION, LÈVE-TOI (Yves Boisset: Frankreich/Schweiz 1982)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein ehemaliger Spion wird zwangsweise wieder aus dem Tiefschlaf geweckt – und sofort beginnen alle Menschen um ihn herum, wie Fliegen zu sterben. Ein großer Ventura-Film mit einem wieder einmal ganz großen Score von Ennio Morricone. À propos tolle französische Polit-Thriller der späten 1970er/frühen 1980er...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj8EMlWHDVFAMNULrQgPG7P96AhZB5pFifNHBt4sykW_lHelzmAZF_tdVBsHFwb9XTQFsC3PhY0ZCLQBjazToAjIC_CpQf0mP6NW3E8TTdvICMZhLS0owd7fY0JqwP7UwH6vJmjbLxuxg-t5O-xbmO5-DyhK-5r-k-UTomnVuNrenDFZKBJGAMdW_UY=s1194" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1194" height="241" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj8EMlWHDVFAMNULrQgPG7P96AhZB5pFifNHBt4sykW_lHelzmAZF_tdVBsHFwb9XTQFsC3PhY0ZCLQBjazToAjIC_CpQf0mP6NW3E8TTdvICMZhLS0owd7fY0JqwP7UwH6vJmjbLxuxg-t5O-xbmO5-DyhK-5r-k-UTomnVuNrenDFZKBJGAMdW_UY=w400-h241" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">I... COMME ICARE (Henri Verneuil: Frankreich 1979)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">...inszeniert Henri Verneuil hier einen Film, den man thematisch tatsächlich eher von Boisset oder Costa-Cavras erwartet hätte. Ein zunächst bizarr anmutender, langer Exkurs ist die weit über 10 Minuten dauernde, minutiös und detailreich inszenierte Variation des Milgram-Experiments und mündet in den unfassbarsten Moment des Films, als Staatsanwalt Volney (Yves Montand) vom passiven Zuschauer zum aktiven Teilnehmer des Experiments gemacht wird.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiho9x3Y_lx7cgXVV2em2fZBXnFc-lHEvbtNzsOwjNy4crUbCy22CLymT73gLMfUfxCaj5Jyu_yBeUyXAUyRaOUwvA8ZKl204UcGPEb-z3xAimoCdnjYX5OKVBJ50wQGeloje425U13EqOBKqhoPh3KOEObQxVti8iR46e_TI0raZBLOjAu7x-hGkbM=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1128" data-original-width="2000" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiho9x3Y_lx7cgXVV2em2fZBXnFc-lHEvbtNzsOwjNy4crUbCy22CLymT73gLMfUfxCaj5Jyu_yBeUyXAUyRaOUwvA8ZKl204UcGPEb-z3xAimoCdnjYX5OKVBJ50wQGeloje425U13EqOBKqhoPh3KOEObQxVti8iR46e_TI0raZBLOjAu7x-hGkbM=w400-h225" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">INDISCREET (Stanley Donen: UK 1958)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Cary Grant und Ingrid Bergman wiedervereint. Die großen Stars des Films in der ersten Hälfte sind Ingrid Bergmans Augen: ihr Strahlen, ihr Glänzen, ihre Zärtlichkeit, ihre Sehnsucht machen fast jeglichen Plot überflüssig und tatsächlich geht es praktisch nur um zwei Menschen, die die Gesellschaft des jeweils anderen genießen. Später gibt es dann Konflikte, weil es sich nunmal in einem Film so gehört: der Film wird lustiger, gleichzeitig verhärten sich paradoxerweise Bergmans Augen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgzXvP4UQee-mefIQNntLRtHdKAVdDn_lZJaJkIqOVVSZ1npruiCjuFZVj3prLSc7KUxpR5hcl5VdSi4J9Ja3tTgmUp9qL6JkB_IBIukiklh1GICH46Rb3LzV679-C_BJ5lBwzHwYKyKvrJxHgIXPJwHnTR4zVWLwKZp0CVLmtpfqNUmU7vABZSe2IF=s1098" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1098" height="291" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgzXvP4UQee-mefIQNntLRtHdKAVdDn_lZJaJkIqOVVSZ1npruiCjuFZVj3prLSc7KUxpR5hcl5VdSi4J9Ja3tTgmUp9qL6JkB_IBIukiklh1GICH46Rb3LzV679-C_BJ5lBwzHwYKyKvrJxHgIXPJwHnTR4zVWLwKZp0CVLmtpfqNUmU7vABZSe2IF=w400-h291" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">VRAŽDA ING. ČERTA (Ester Krumbachová: ČSSR 1970)<span class="Apple-converted-space"> </span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die einzige Regiearbeit der Drehbuchautorin, Produktions- und Kostümdesignerin und zentralen Figur der Tschechoslowakischen Neuen Welle Ester Krumbachová (Jan Němec, Zbyněk Brynych, Věra Chytilová, Jaromil Jireš, Otakar Vávra sollen als Namen der Regisseure, für die sie Drehbücher geschrieben hat, erst mal reichen): eine einsame Frau lädt einen ehemaligen Schulkameraden (der aber vielleicht auch der Teufel persönlich sein könnte) zum Essen ein. Dieser entpuppt sich als vulgärer und undankbarer Rüpel, der sich gedankenlos mit den von ihr liebevoll zubereiteten Speisen vollstopft. In der im Retro-Märchenwald-Stil eingerichteten Wohnung entspinnt sich eine Art Katz-und-Maus-Spiel. Metapher auf Krumbachovás Beziehung zu "ihren" Regisseuren? Fabel über die condition féminine?</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjVcQwR4oIdD8eIr8oihjvgNDjfGu2KzBC6N56vAm6wF8lQOiR3lssXl6GTJcrHzD1eddHAsrfHUSTsOVPG1xpy3PqA4VBVjVmW3ZEmPwHZmgcb6VbSbsrwYwg8HWIsxfPv3_ujnbRGJoWRZvgu8wWEcpv3oWH0dH3huVKWrevUAgbKN_3ROwj5PTes=s1247" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="717" data-original-width="1247" height="230" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjVcQwR4oIdD8eIr8oihjvgNDjfGu2KzBC6N56vAm6wF8lQOiR3lssXl6GTJcrHzD1eddHAsrfHUSTsOVPG1xpy3PqA4VBVjVmW3ZEmPwHZmgcb6VbSbsrwYwg8HWIsxfPv3_ujnbRGJoWRZvgu8wWEcpv3oWH0dH3huVKWrevUAgbKN_3ROwj5PTes=w400-h230" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">THE EXORCIST III (William Peter Blatty: USA 1990)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Lee J. Cobbs Polizist im ersten Exorzisten-Film war eigentlich schon immer die interessanteste Figur (vielleicht, weil es eben auch Lee J. Cobb war?). Einen Exorzisten-Film mit dem Polizisten als die Hauptfigur zu drehen, ist dann eigentlich nur konsequent, und wenn es George C. Scott statt Cobb ist – auch recht. Die ersten zwei Drittel sind dann auch eher Serienmörder-Thriller als Exorzismus-Schocker: ruhig, elegant, voller ominöser Bedrohlichkeit gefilmt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhUUPuQ1z4MAn2YnZuYKney20GE7SVyq6vbbb-2gg67QP66MeJhHLp-Qrp-R2K-4wzsxAGYkBnRmSr9NmltXIHiXrdpw45ywTbXttRHsydbUZZ8_2a9PbtVBOPhXMMVcbn78ovwbi3x9Mygx8SUZmXKFscXahsgLkUqDciA3dEvUYoSYs8bRMKT42QG=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1106" data-original-width="2000" height="221" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhUUPuQ1z4MAn2YnZuYKney20GE7SVyq6vbbb-2gg67QP66MeJhHLp-Qrp-R2K-4wzsxAGYkBnRmSr9NmltXIHiXrdpw45ywTbXttRHsydbUZZ8_2a9PbtVBOPhXMMVcbn78ovwbi3x9Mygx8SUZmXKFscXahsgLkUqDciA3dEvUYoSYs8bRMKT42QG=w400-h221" width="400" /></a></div><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">GIORNATA NERA PER L'ARIETE (Luigi Bazzoni: Italien 1971)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">...und mit den Serienmörder-Thriller sind wir dann auch wieder beim Giallo, genauer gesagt beim frühen "Tier-Giallo" (hier der "Schwarze Tag für den Widder"). Die Mördergeschichte ist nicht sonderlich originell, doch unter der Oberfläche lauert ein Film über verletzte, verzweifelte und paranoide Einsamkeit in der Großstadt (hier: Rom). Der an der Flasche hängende Journalist und Hobbyermittler-Protagonist (Franco Nero) wird visuell entsprechend immer wieder in vielfach gebrochenen Spiegelungen, in feindseligen urbanen Architekturmonstren gefangen genommen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjyIBu7aJ2inzPE95NgdvuAPFQP78yM-cgGtmRneSFmJZoFTCSTBAbaRAyVdu_OceJrpo4AebvLqAOmVFlCqsIefL-dSSA8nKxxnJmaklQ0f5OWHWVEuPPTT_XUq6MSAu8KnlgKOdPA69b2B9mOhEixqmvme39ayOk_HJdFEB9oNyjVpltjTvVHORcW=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEjyIBu7aJ2inzPE95NgdvuAPFQP78yM-cgGtmRneSFmJZoFTCSTBAbaRAyVdu_OceJrpo4AebvLqAOmVFlCqsIefL-dSSA8nKxxnJmaklQ0f5OWHWVEuPPTT_XUq6MSAu8KnlgKOdPA69b2B9mOhEixqmvme39ayOk_HJdFEB9oNyjVpltjTvVHORcW=w400-h225" width="400" /></a></div><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SEXWORLD (Anthony Spinelli: USA 1978)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Von Verletzungen und Einsamkeit handelt auch SEXWORLD: kaputte Ehen und gebrochene Herzen sollen bei einem Wochenendaufenthalt im Erlebnishotel "Sexworld" gekittet werden... Unter den großen Auteurs des Golden Age of Porn ist Spinelli nach meinem Laien-Kenntnisstand derjenige, der Gefühlszustände, Gefühlswandlungen, ja ganze Gefühlsuniversen mit Sexszenen erzählt bzw. visualisiert, seien es obsessiv-übergriffige Abgründe (THE NIGHT CALLER) oder Entfremdung und Versöhnung in der Ehe (ORIENTAL BABYSITTER). Der exquisit fotografierte<span class="Apple-converted-space"> </span>SEXWORLD ist darin wohl sein Meisterwerk: beim Sex werden hier Traumata geheilt, oder wahlweise Rassismus überwunden.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi-1IoTRBO7QAe0ut0niwqrubswUUuC3yybpjUuU0EXgUrFlw11MmFEQ0a6BCK3LGfrzyJLIjifkem0taAAQp-d7k8gML6yS4HL7u1gEpjISc6D7K4NB5lCStvk1jnElvcvcmgIAMV2yaA6mFCxOErf5qmdourjk0s-Pnn5p-NKbz6mXBH6nq7sFcf3=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi-1IoTRBO7QAe0ut0niwqrubswUUuC3yybpjUuU0EXgUrFlw11MmFEQ0a6BCK3LGfrzyJLIjifkem0taAAQp-d7k8gML6yS4HL7u1gEpjISc6D7K4NB5lCStvk1jnElvcvcmgIAMV2yaA6mFCxOErf5qmdourjk0s-Pnn5p-NKbz6mXBH6nq7sFcf3=w400-h216" width="400" /></a></div><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SUDDEN FURY (Brian Damude: Kanada 1975)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine Geschichte um einen habgierigen Ehemann, der seine Frau bei einem Autounfall sterben lassen möchte und den zufälligen Autofahrer, der sie retten möchte: ein "kleiner", "unambitionierter", extrem minimalistischer (nur ein halbes Dutzend Figuren in größtenteils zwei Schauplätzen) Thriller, der in aller Ruhe, mit verblüffender Geradlinigkeit die zunehmend fiese Eskalation durchdekliniert und dabei doch immer wieder überrascht.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgQq6Y4wfRrSOH9JJM4_mTBNXLJdrCdfMuho_75_Ikdtll8M7nzV7-l1LrGb-elF6EZLhLkNRakBp3Ql6RUtQ0ak-vifFYEdJ7iZGo7ALCumgauR-j5aGX7iaAf77wt6nIXa8V2TDVO3Nl2DATyDnXW9yIIS4W7Idv-U3meN-f8LJAXbrJSJVEiUw-D=s1166" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1166" height="248" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgQq6Y4wfRrSOH9JJM4_mTBNXLJdrCdfMuho_75_Ikdtll8M7nzV7-l1LrGb-elF6EZLhLkNRakBp3Ql6RUtQ0ak-vifFYEdJ7iZGo7ALCumgauR-j5aGX7iaAf77wt6nIXa8V2TDVO3Nl2DATyDnXW9yIIS4W7Idv-U3meN-f8LJAXbrJSJVEiUw-D=w400-h248" width="400" /></a></div><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">VORSPIEL (Peter Kahane: DDR 1987)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Coming-of-Age-Geschichte in der tristen, grauen ostdeutschen Provinz, die von den großen Gefühlen der jugendlichen Protagonisten erleuchtet wird (und auch der weniger jugendlichen Protagonisten: der Subplot um die Neuknospung einer lange ruhenden Jugendliebe gehört zu den schönsten des Films). Das japanische Dinner ist ein kleines komödiantisches Schmuckstück. Und als Rivette-Fan sind Filme mit Theaterproben-Szenen ("Vorspiel") natürlich ein Muss!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj6qAsbIcimbXIP_gGzs3Ka_zBaMwAyskgEl35RDzNBN4MWV-WH2TcV2VcUiOWHZv7Ssn39szCM6hltgGQimS_GtNo6miECp2P_W4mV0IhNdZWCsUIQhwV37OxiYGHOqTGAkQlaRAUogAueHRQgpztvGeSMvy843bpPRoszUmh72hCiafPfWz1H8ik2=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj6qAsbIcimbXIP_gGzs3Ka_zBaMwAyskgEl35RDzNBN4MWV-WH2TcV2VcUiOWHZv7Ssn39szCM6hltgGQimS_GtNo6miECp2P_W4mV0IhNdZWCsUIQhwV37OxiYGHOqTGAkQlaRAUogAueHRQgpztvGeSMvy843bpPRoszUmh72hCiafPfWz1H8ik2=w400-h225" width="400" /></a></div><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE BABY (Ted Post: USA 1973)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine engagierte Sozialarbeiterin kämpft um ihren außergewöhnlichsten Fall: ein Mann in den Zwanzigern mit dem geistigen Niveau eines Säuglings, der von seiner Familie (ultra-dominante Mutter, zwei nymphenartige Schwestern) als großes Baby gehalten wird. Dass das ganze nicht von Robert Aldrich ("Baby Jane 3") oder von John Waters, sondern von einem TV-Routinier handwerklich so solide aber auch vollkommen nonchalant inszeniert wird, macht den Film auf gewisse Weise erst richtig irre.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj3zAqiyXIG58uC1_6RIHbC9sNq_gESGng9pqVbacT9F47M5TwktXZfKc_iG07ULccviRIl_Bl5nDC4khmttJUCBwsgztrcz_9CzgPW4yrr3XnOdtBRPfVNs3oSvfPPII6_-SazuVZrz-Z_KuDilKlAs_mFqcTue5eBuiwNp_Zz1wZNNWdmd8ALwdLP=s960" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj3zAqiyXIG58uC1_6RIHbC9sNq_gESGng9pqVbacT9F47M5TwktXZfKc_iG07ULccviRIl_Bl5nDC4khmttJUCBwsgztrcz_9CzgPW4yrr3XnOdtBRPfVNs3oSvfPPII6_-SazuVZrz-Z_KuDilKlAs_mFqcTue5eBuiwNp_Zz1wZNNWdmd8ALwdLP=w400-h300" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">DIE REISE NACH LYON (Claudia von Alemann: BRD/Frankreich/Schweiz 1981)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine deutsche Historikerin reist nach Lyon, um den Spuren einer Frühsozialistin und Frühfeministin aus dem 19. Jahrhundert zu folgen. Ein toller Stadtfilm, ein wunderbarer Spaziergangfilm, ein Film, in dem die Körper der Gegenwart und die Geister der Vergangenheit durch Laufen, Schauen, Erzählen, Zuhören zueinander finden.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgDzTdP8U6igWV30VD6Pfcd5E_CDuw8c2FZ8vog3dhL6Cmly939N7whkaqReTGApt8KQTTwfpLKbIUNiC5bz5k41eHCp9wJShqO8tga5DEUK5U-3GGJ66el6dN_Dza6ZA2JQHvIWla7-y1Ora7kHgnEfQCh6gmDJUj_TfzL_f3yg-qILFAn8Ptw1Cjk=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="544" data-original-width="1280" height="170" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgDzTdP8U6igWV30VD6Pfcd5E_CDuw8c2FZ8vog3dhL6Cmly939N7whkaqReTGApt8KQTTwfpLKbIUNiC5bz5k41eHCp9wJShqO8tga5DEUK5U-3GGJ66el6dN_Dza6ZA2JQHvIWla7-y1Ora7kHgnEfQCh6gmDJUj_TfzL_f3yg-qILFAn8Ptw1Cjk=w400-h170" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">COME SEPTEMBER (Robert Mulligan: USA 1961)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Rock Hudson möchte einfach nur in Ruhe in seiner italienischen Villa sein Liebeswochenende mit Gina Lollobridiga vollziehen. Wären da nur nicht diese Teenies, diese unwillkommenen Gäste in der konspirativ vermieteten Villa. Unter der warmen, goldenen italienischen Sonne erklärt Hudson also inoffiziell den Krieg: wer härter spazieren kann, wer mehr trinken kann, wer der richtige Herr im Hause ist. Ein Fest für die Sinne und eine Herausforderung für die Lachmuskeln.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgT_Ta8720fhTA-quMOeOVFnduVZv3Hu1myRpXDeJEL9hdhzVabNEoXS2nAenivvUnDnaNgpdoQTxNJ9Ncf9v5RM3z1GdcXAjcs2mgr3YiDIObSFEKgV6Zc2VTZXf_LngPBBh-I9arfxPyT2ZlEfL9rTzDbw3e5m4AF45J90NSBm6inMgbNSiZiKD6b=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgT_Ta8720fhTA-quMOeOVFnduVZv3Hu1myRpXDeJEL9hdhzVabNEoXS2nAenivvUnDnaNgpdoQTxNJ9Ncf9v5RM3z1GdcXAjcs2mgr3YiDIObSFEKgV6Zc2VTZXf_LngPBBh-I9arfxPyT2ZlEfL9rTzDbw3e5m4AF45J90NSBm6inMgbNSiZiKD6b=w400-h216" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">SHOPPING (Paul W. S. Anderson: UK/Japan 1994)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zarte Jugendliebe im Gangland eines postapokalyptischen London-Suburbs. Mit weniger Aufwand als in den "Resident Evil"-Filmen erschafft Anderson aus zerstörten Landschaften und langen, labyrinthischen Korridoren ein eigenes Paralleluniversum.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">CLEAN, SHAVEN (Lodge H. Kerrigan: USA 1993)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Road-Movie durch das Seelenleben eines psychisch kranken Menschen: keine Thematisierung von Krankheit, sondern ein formales Eintauchen in die Paranoia, die Filmrisse, die Dissoziationen des Protagonisten.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">CHEUNG FOH (Johnnie To: Hong Kong 1999)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Johnnie Tos "The Mission" folgt den Bodyguards eines bedrohten Politikers auf deren Mission: Schießereien natürlich, aber auch Langeweile, wenn der Boss gerade in einem Meeting sitzt – da wird auch mal ein kleines Fußball-Match mit einem zusammengeknüllten Stück Papier veranstaltet und die Kugel unauffällig zum richtigen Zeitpunkt aufgesammelt, wenn der Boss wieder erscheint (ein absolut magischer Kino-Moment). Absolut faszinierend und in komplettem Gegensatz zu allem, was man normalerweise von einer Actionszene erwartet: die <a href="https://www.youtube.com/watch?v=vMjRZJeTL0I" target="_blank">Schießerei im großen Kaufhaus</a>, die To fast bis zur völligen Abstraktion stilisiert, zu einer Abfolge von Stilleben-Tableaus mit Pistolenmännern. Gesehen beim Karacho-Festival.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhA_y_crJzskBB1w2bYHDmIIyuqQfitTVwylL8EJStyOVuPTjMLsYZJtI2zzPREQkweESryC9G1xNMsPl2vyyJHLGFCNoc1nkHo7lCHuZvB6ixamYJQNrq2Kkx8-L_oY9ziu1uUgD_OSk62nzSIoOEOMManYwiQAglhq4UvK1WVd8Md2Onn-ElDs3NM=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1496" data-original-width="2000" height="299" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhA_y_crJzskBB1w2bYHDmIIyuqQfitTVwylL8EJStyOVuPTjMLsYZJtI2zzPREQkweESryC9G1xNMsPl2vyyJHLGFCNoc1nkHo7lCHuZvB6ixamYJQNrq2Kkx8-L_oY9ziu1uUgD_OSk62nzSIoOEOMManYwiQAglhq4UvK1WVd8Md2Onn-ElDs3NM=w400-h299" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">YOUNG LOVE – HOT LOVE: AUS DEM TAGEBUCH EINER SIEBZEHNJÄHRIGEN (Jürgen Enz: BRD 1979)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zarte und doch oft schon schale Jugendliebe in teutonischen Infernos aus Zinnteller-Kollektionen und kackbraunen Sofagarnituren. Dazwischen wieder diese vielen assoziativen Enz'ianischen Überblendungen und die skurrilen Begegnungen mit dem Blinden auf den Straßen Hamburgs.<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MISHIMA: A LIFE IN FOUR CHAPTERS (Paul Schrader: USA/Japan 1985)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine ungewöhnliche, sehr impressionistische und assoziative Herangehensweise an das formal oft etwas steife Genre des Künstler-Biopics: mehr ein Gedicht aus Farben, Reimen und Musik voller Brüche.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgCnUJv-5ZRaiZr09XsixTxwp610wB_7bENTSzQHtOUd-VD4hFX5REJn37U0yX7K3OnIkiqO2x_qGlXhjAKW_tjLL2nSr4XrQpKotYf-jEDRwwG9zelhBxBwKKMiJO-afpguitKxpbJzgykaLdT0ytZ9Br15nEDD0PsnIZp3sYeKBhzpq6OQTybMg8m=s987" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="987" height="291" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgCnUJv-5ZRaiZr09XsixTxwp610wB_7bENTSzQHtOUd-VD4hFX5REJn37U0yX7K3OnIkiqO2x_qGlXhjAKW_tjLL2nSr4XrQpKotYf-jEDRwwG9zelhBxBwKKMiJO-afpguitKxpbJzgykaLdT0ytZ9Br15nEDD0PsnIZp3sYeKBhzpq6OQTybMg8m=w400-h291" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">INTIMNÍ OSVĚTLENÍ (Ivan Passer: ČSSR 1965)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Wochenendbesuch auf dem Land... Zeit, um die vergangenen Träume Revue passieren zu lassen, Hähnchen zum Mittag zu verspeisen oder akrobatisch durch die Luft sausen zu lassen, Mozarts "Eine kleine Nachtmusik" jeglichen störenden Umständen zum Trotz zu spielen und diverse spirituelle Getränke zu verkosten. Ein luftig-fluffiges Wölkchen von einem Film.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">QUE DIOS NOS PERDONE (Rodrigo Sorogoyen: Spanien 2016)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Serienvergewaltiger und -killer wütet in Madrid, und zwei Außenseiterpolizisten müssen sich zusammenraufen, um diesen zu finden: ein angenehm "altmodischer" Police-Procedural auf der eher nihilistisch-finsteren Seite des Spektrums, mit einer dennoch recht großen Bandbreite an Atmosphären: von der atemlosen Verfolgungsjagd zu Fuß durch die menschengefüllten Straßen Madrids bis hin zum schmerzhaft unglücklichen Flirt einer der beiden Polizisten mit der Gebäudeputzfrau.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi3GrhL65B9TjLXX8IXgjRAVJoVg3nyz0WGCu-k3k5l5xdrPDXYmrPA6zV-M5nANBV7CkRytvrQnCpCA0Pkij3qkkn88y2489slxFTFQKWrlGyj6vZOmsCmJUCzH8_WGCIabo610agdxAcXRb6uS7tTAClBFam-k4wOLftNEfPj-ZCqVeiwNUIMNc7h=s2000" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1101" data-original-width="2000" height="220" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi3GrhL65B9TjLXX8IXgjRAVJoVg3nyz0WGCu-k3k5l5xdrPDXYmrPA6zV-M5nANBV7CkRytvrQnCpCA0Pkij3qkkn88y2489slxFTFQKWrlGyj6vZOmsCmJUCzH8_WGCIabo610agdxAcXRb6uS7tTAClBFam-k4wOLftNEfPj-ZCqVeiwNUIMNc7h=w400-h220" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">FATHER GOOSE (Ralph Nelson: USA 1964)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Cary Grant mal nicht als eleganten Gentleman zu sehen, sondern als dreckigen Saufbold, ist schon mal den Eintrittspreis wert. Die Screwball-Comedy-Chemie mit Leslie Caron ist dann das Sahnehäubchen (bzw. der große Schluck direkt aus der Whiskyflasche).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Weinkellerfilme 2021</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Eine neue Kategorie für Filme, die wahrscheinlich großartig sind, leider aber nicht richtig angekommen sind bei mir, weil es irgendwie nicht gepasst hat: zu müde, zu unkonzentriert, falsche Erwartungen, ungünstige Untertitel oder mehrere Faktoren zusammen... Deshalb kommen diese Filme in den Weinkeller, wo sie etwas lagern, reifen und später noch mal in hoffentlich besseren Umständen verkostet werden.</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">IO LA CONOSCEVO BENE (Antonio Pietrangeli: Italien/Frankreich/BRD 1965)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">PANNA ZÁZRAČNICA (Štefan Uher: ČSSR 1967)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2014/01/stalins-letzter-furz-oder-khroustaliov.html" target="_blank">CHRUSTALËV, MAŠINU! (Aleksej German: Russland/Frankreich 1998)</a></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">ABSCHIEDSDISCO (Rolf Losansky: DDR 1990)</span></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Tops Kurzfilme</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">Chronologisch nach Produktionsjahr geordnet:</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">OTVÍRÁNÍ STUDÁNEK (Alfréd Radok: ČSSR 1960)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Eine experimentelle Ode an den Frühling, konzipiert als Bestandteil eines multimedialen Theaterstücks.</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">NAKED SEXES (N. N.: USA 1970)</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Kontrollierter Striptease und unkontrolliertes Lachen.</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">CRASH! (Harley Cokeliss: UK 1971)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Ein erotischer Kurzfilm über Autos und die Moderne.</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">PAPER BOY (Clay Borris: Kanada 1971)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Ein urbanes Road-Movie auf den Spuren eines jugendlichen Delinquenten. Zu sehen <a href="https://www.nfb.ca/film/paper_boy/" target="_blank">hier</a> beim National Film Board of Canada.</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">ROCK 'N' ROLL (Jörg Foth: DDR 1987)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Juanita aka Judy und Clemens aka Dean tanzen zu Silvester ihre fetzige Rock'n'Roll-Tanz-Show unermüdlich durch ein Dutzend Parties in ganz (Ost-)Berlin – und wir tanzen mit!</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">THE EXQUISITE CORPUS (Peter Tscherkassky: Österreich 2015)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Purer Cine-Sex in verfremdeten, manipulierten, zerschnittenen Found-Footage-Bildern. Gesehen beim Terza-Visione-Festival.</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">RIO (Zhenia Kazankina: Russland 2019)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Tristesse, Tanz und Träumerei in einem russisch-finnischen Grenzhotel. Vielfach gesehen im Rahmen des cellu l'art, totale Ekstase bei zumindest einem der Kinoscreenings. Zu sehen <a href="https://vimeo.com/593329991" target="_blank">hier</a> auf dem Vimeo-Kanal der Regisseurin.</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">DANIEL (Claire van Beek: Neuseeland 2019)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Vom aufwühlenden Begehren einer Novizin zum Leib Christi, zu einem benachbarten Zimmermann und zu dessen Eidechse Daniel. Vielfach gesehen im Rahmen des cellu l'art, totale Ekstase bei einem der Kinoscreenings.</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;"><br /></span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">MIDNIGHT JAZZ (Jules Mathôt: Belgien/Niederlande 2019)</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Wie ein Giallo ohne Serienkiller und ohne Hobbyermittler, dafür aber mit einem Jazzradio-Moderator und einem Mann auf der Flucht. Vielfach gesehen im Rahmen des cellu l'art, zweimal totale Ekstase bei zwei Kinoscreenings, im jeweils "roten Saal" und "blauen Saal" des Jenaer Schillerhof-Kinos – passend für einen Film, der fast komplett in Rot und Blau gehalten ist.</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: Helvetica Neue;"><span style="font-size: 12px;">SUN DOG (Dorian Jespers: Belgien/Russland 2020)</span></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Auf den Spuren eines Schlossers, der in der tiefdunklen, nordrussischen, eiskalten Nacht Ausgesperrten die Tür aufmacht. Gesehen beim Russland-Abend des cellu l'art im Kulturschlachthof.</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">******</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;">Ich wünsche allen unseren Leserinnen und Lesern ein schönes Jahr 2022 mit vielen schönen Filmen!</span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi8oQ66jNFY0mTi5WRwCRvbEXuxa3ekkf-eCdd5VfGNC1aT1hExkBRlZyTdkI3jwwd1EE8lhhidCpKfWgnpfK6sal4yScq2fRdXoPkar0MHm6L3BSUE8tWYwjjqzZNBiOuE-fCXxIO7FxB6vz6aTKBN2M52NH9onnlZGxHqBcNPnpDClH9ruzZlzxAs=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEi8oQ66jNFY0mTi5WRwCRvbEXuxa3ekkf-eCdd5VfGNC1aT1hExkBRlZyTdkI3jwwd1EE8lhhidCpKfWgnpfK6sal4yScq2fRdXoPkar0MHm6L3BSUE8tWYwjjqzZNBiOuE-fCXxIO7FxB6vz6aTKBN2M52NH9onnlZGxHqBcNPnpDClH9ruzZlzxAs=w400-h225" width="400" /></a></div><br /><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px;"><br /></span><p></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-54611986058019086112021-12-21T11:34:00.000+01:002021-12-21T11:34:58.091+01:00Bella, selvaggia Italia – in Cinerama! Bericht vom 7. Terza-Visione-Festival des italienischen Genrefilms (Teil 1)<p style="text-align: left;"><i style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;">Endlich wieder Terza! Das meisterwartete Kinoereignis 2021 fand vom 25. bis 29. August 2021 statt. Nach mehreren Ausgaben in Nürnberg und in Frankfurt am Main ging es dieses Jahr nach Karlsruhe: um der großen Zuschauerschaft in Pandemiezeiten genügend Abstand zu ermöglichen, brauchte es ein größeres Kino als im Frankfurter Filmmuseum, und dieses fand sich mit der Schauburg in Karlsruhe, Heimat der in Off-Festivalliebhaberkreisen geschätzten 70mm- und Technicolor-Festivals. Statt hybrid oder online oder remote oder was auch immer – mehr Kino! Ein Saal mit 350 Plätzen und einer riesigen Cinerama-Leinwand.</i></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: left;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Wie immer beim Terza gilt: die Filme liefen auf 35mm-Kopien. Doch auch da gab es dieses Jahr Ausnahmen (nämlich: 70mm).</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: left;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Mittwoch, 25. August 2021</b></span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 19.00 Uhr</span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b><br /></b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj-yRdZqJL3elylvicc5AVQ4bufMzh32rhSvW8ua-7ag_ZQp9mzsk_2Dn8IPM8Zw4xhyJQl35Wpdu2xPP_03rFxfYfzWU4z9BMQeXR2RL-gLip1YuU3yQv0VYOJXe-38tlrwdWA-y-F-8LTjsvSBrGS0G9DFXtWCY8FRMBKH4sVKzxIQ5wDohYCgB3v=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="534" data-original-width="1280" height="168" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEj-yRdZqJL3elylvicc5AVQ4bufMzh32rhSvW8ua-7ag_ZQp9mzsk_2Dn8IPM8Zw4xhyJQl35Wpdu2xPP_03rFxfYfzWU4z9BMQeXR2RL-gLip1YuU3yQv0VYOJXe-38tlrwdWA-y-F-8LTjsvSBrGS0G9DFXtWCY8FRMBKH4sVKzxIQ5wDohYCgB3v=w400-h168" width="400" /></a></div><br /><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>ARRIVERDERCI ROMA</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Roy Rowland</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien/USA 1957</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">105 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Der Schlagersänger Marc Revere (Mario Lanza) reist nach Rom, um dort seine nach einem Eifersuchtsstreit entschwundene Verlobte Carol (Peggie Castle) zu suchen. In der Ewigen Stadt kommt er bei seinem entfernten Cousin Beppo (Renato Rascel) unter und freundet sich mit der jungen Raffaela (Marisia Allasio) an, die sich in ihn verliebt.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Beschwingt und leicht startete das 7. Terza mit einem italienisch-US-amerikanischen Musical, das ganz auf den italienischstämmigen US-Startenor Mario Lanza zugeschnitten war. In ihrer schönen Einführung sprach Bilquis Castaño Manias unter anderem über die sehr schwierigen Produktionsumstände des Films: Lanza, zu diesem Zeitpunkt schon von schwerem Alkoholismus geprägt (er starb zwei Jahre später), erwies sich als sehr kapriziöser und schwieriger Star, der sich immer wieder über die billigeren Produktionsbedingungen in Italien (im Vergleich zu den USA) echauffierte und (alkoholbedingt) immer wieder Probleme mit seiner Stimme hatte. Am fertigen Film merkt man das kaum an: ARRIVERDERCI ROMA wirkt wie ein locker aus der Hüfte geschossener Film und keineswegs wie das Ergebnis einer Produktionshölle. Gleichwohl Lanza natürlich die tragende Säule des Films ist, bietet der Film auch viele andere Attraktionen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Am großartigsten ist ARRIVERDERCI ROMA nämlich dann, wenn er Plot Plot sein lässt und sich vollkommen selbstvergessen in seinen Revuenummern verliert. "There's Gonna Be a Party Tonight" ist ein früher glorreicher Höhepunkt, bei dem Mario Lanza zusammen mit seinen Kumpanen zunächst mit Einkäufen aus einem Laden herauskommt, und anschließend singend, tanzend und akrobatierend durch das populäre Viertel spaziert und sämtliche Passanten zu einer großen Sause einlädt. Eine Explosion aus Musik, Bewegung, Gewusel, Lebensfreude, gefilmt in langen, eleganten und trotz ihrer scheinbaren Einfachheit völlig umwerfenden Kamerafahrten. Die Szene kulminiert an der menschengefüllten Außentreppe eines populären Wohngebäudes (ein Ausschnitt ist <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ceDtE7UNmdk" target="_blank">hier zu sehen</a>).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Hier einige Worte zum besonderen Kinosaal in der Karlsruher Schauburg mit seiner 7 x 17 Meter großen, leicht gekrümmten Leinwand: es war ein absolutes Fest in Sachen Kino-Immersion. Bei ARRIVERDERCI ROMA fiel dann auch recht schnell auf, dass besonders seitliche Kamerafahrten (gerade natürlich in Cinemascope) wesentlich "swooshig'er" erlebbar waren als auf kleineren, "normalen" Leinwänden (geschweige denn auf einem Bildschirm). Der Detailreichtum von ARRIVERDERCI ROMA war teils absolut atemberaubend: die Feier, die nach "There's Gonna Be a Party Tonight" in Beppos Wohnung stattfindet, zeigte geradezu ein musikalisches Panoramagemälde der Lebensfreude (gleichwohl nebenbei hier der zentrale Konflikt des Films angedeutet wird: Raffaela liebt Marc, doch er beachtet sie nicht und tanzt einfach mit einer anderen Frau).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mit dem "eigentlichen Superstar des Films" (Zitat aus Bilquis' Einführung), nämlich Rom, ist alles möglich. Nach eben beschriebener Sause lädt ein unbekannter, aber sehr dankbarer Partygast Marc, Raffaela und Beppo zu einer Hubschrauber-Spritztour ein (sic!). Alle vier steigen ein (Beppo nimmt seine Gitarre mit, man weiß ja nie, wann man sie braucht) und dann fliegen sie über Rom. Und dieser Flug hat es in sich: nicht nur Plot, sondern auch Musical-Nummern werden mehrere Minuten lang völlig links liegen gelassen für einen Entdeckungsflug durch die Lüfte der Ewigen Stadt: Ruinen in Vororten, moderne Neubauten, die Innenstadt mit dem Kolosseum, das Viktor-Emanuelsdenkmal – all dies wird aus der Luft besichtigt. Für mehrere Minuten stoppt der Film, um Rom dieses Kino-Tribut zu setzen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Angesichts von so vielen, im positiven Sinne "selbstzweckhaften" Attraktionen ist es geradezu ein Schock, als Marc dann doch endlich wieder seine entflohene Verlobte zufällig trifft und dann wieder ein wenig Plot abgearbeitet werden muss, um schließlich in einem denkbar grausamen Happy-End zu münden: Marc und Raffaela finden doch zusammen, während Beppo, der sich während des Films in Raffaela verliebt hat und sich zunehmend als eigentlicher Sympathieträger von ARRIVERDERCI ROMA erwiesen hat (Marc entpuppt sich doch als recht egoistische, selbstgefällige – mit Verlaub – Arschgeige: die Einladung "There's Gonna Be a Party Tonight" beispielsweise spricht er aus für Delikatessen, die nicht mit seinem Geld gekauft wurden), ganz alleine und traurig zurückbleiben muss.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein kleines Lieblingsdetail: auf einem Geländer im Eingangsbereich von Beppos Wohnung befand sich der abgetrennte, behelmte Kopf eine antiken, weiblichen Statue. Sie war immer wieder in mehreren Einstellungen prominent zu sehen, allerdings meist etwas verrutscht und an anderer Stelle. Continuity-Fetischisten würden wohl "Goof" schreien: ich sage eher, das ist ein Kuleschow-Effekt ohne Montage. Der Kopf schien eher ein "griechischer" (römischer?) Chor zu sein, der die Handlung aus dem Hintergrund heraus kommentierte. War die Szene fröhlich, blickte der Kopf fröhlich. War die Szene gerade traurig, blickte auch der Kopf traurig – freilich, ohne natürlich sich irgendwie geändert zu haben, es war ja der gleiche Kopf. In einer Szene war er aber gefährlich nah an der Kante des Geländers und ich befürchtete etwas, dass er herunterfallen könnte...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i></i></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 21.45 Uhr</span></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die 7. Ausgabe des Terza hielt für die Zuschauer eine besondere Cine-Delikatesse bereit: über die fünf Tage verteilt lief eine kleine Retrospektive mit fünf Kurzfilmen von Peter Tscherkassky. Nun, Peter Tscherkassky ist Österreicher und seine Filme sind auch österreichische Produktionen – in seinen bildgewaltigen Experimentalfilmen benutzt er allerdings immer wieder "found footage" aus fremden Filmen, darunter eben auch italienische Genrefilme! Für die beiden Festivalleiter Andreas Beilharz und Christoph Draxtra war diese kleine Verbindung Grund genug, das Festival hier etwas über den Tellerrand hinaus schauen zu lassen.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Nicht jedem hat dieses Sonderprogramm gefallen. Ich persönlich fand es absolut großartig und auf jeden Fall eine große Bereicherung für ein ohnehin schon überreiches Programm.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b><br /></b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>DREAM WORK</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Peter Tscherkassky</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Österreich 2001</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">11 Minuten</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Aus den Träumen einer jungen Frau...</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Peter Tscherkasskys Filme sind wilde und spektakuläre Formexplosionen – und dabei absolut materialfetischistisch. Found Footage wird verfremdet, verdunkelt, erhellt, zerschnitten, in Negativ invertiert, übereinander gelegt, die Tonspur wird gleichermaßen attackiert und bearbeitet. Zu sehen sind Filme, bei denen ich nach ihrem Erleben auf 35mm auf einer riesigen Kinoleinwand Zweifel habe, ob sie in ihrer entfesselten Wildheit digital überhaupt "abbildbar" sind.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DREAM WORK, einer von Tscherkasskys Filmen aus einer Cinemascope-Serie, ist in der Erinnerung mittlerweile etwas verblasst im Vergleich zu einigen anderen, die im Laufe des Festivals noch gezeigt werden sollten. Das mindert nicht den überwältigenden Einschlag, den meine erste Begegnung mit Tscherkassky hatte.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhfv92Vu-FntATYnxyvGgeEWrJxgA6w3p1L8Vc6xBV2t1n8gnQtdAn64fjhbmPaelo6oRP1cptBpgxntQQg5akrwNOdOmK1Y1Xh3H4MRMOaFxaB_fspznGIKcZMRFCQuBzIPxmEIPBh_q_BhUhJLQtGPj01E6QBIIQVpWMRCZ8uh0rh1hopWMS2XCbq=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="544" data-original-width="1280" height="170" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEhfv92Vu-FntATYnxyvGgeEWrJxgA6w3p1L8Vc6xBV2t1n8gnQtdAn64fjhbmPaelo6oRP1cptBpgxntQQg5akrwNOdOmK1Y1Xh3H4MRMOaFxaB_fspznGIKcZMRFCQuBzIPxmEIPBh_q_BhUhJLQtGPj01E6QBIIQVpWMRCZ8uh0rh1hopWMS2XCbq=w400-h170" width="400" /></a></div><br /><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>IL GATTO A NOVE CODE ("Die neunschwänzige Katze")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Dario Argento</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien/Frankreich/BRD 1971</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">112 Minuten, OmU</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ein Einbruch in einem Institut für Genetik zieht eine Reihe von Morden nach sich. Der Journalist Carlo Giordani (James Franciscus) und der erblindete Rentner und Ex-Journalist Franco Arno (Karl Malden) versuchen zusammen, das Rätsel zu lösen, werden aber rasch selbst zur Zielscheibe des Mörders.<span class="Apple-converted-space"> </span></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die erste Begegnung mit dem Film beim <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2019/03/die-cinephile-klasse-kommt-ins-paradies.html" target="_blank">1. Jenaer Paradies-Festival</a> war eher unbefriedigend: Dario Argentos zweite Regiearbeit hatte mich mehr oder minder gepflegt gelangweilt. Meine Hoffnung, ihm bei der zweiten Sichtung (jetzt in vollständiger italienischer Originalfassung im Vergleich zur deutschen, um etwa 22 Minuten geschnittenen Kinokopie) näher zu kommen, wurde leider enttäuscht. Ich werde mit ihm irgendwie nicht warm.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Dennoch gibt es doch das eine oder andere, was ein wenig hängen geblieben ist. Die minutiösen, teilweise experimentellen Montagen, die mit fast subliminalen Bildeinschüben arbeiten (immer wieder ist ganz kurz eine Extremnahaufnahme auf Augen zu sehen), sehen schon ziemlich toll aus auf der großen Leinwand. Die Szene, die mir schon bei der ersten Sichtung als eine Art visueller Höhepunkt des ganzen Films im Gedächtnis blieb, nämlich die rasante Autofahrt der Catherine Spaak mit James Franciscus, war auch diesmal ein Fest: ein neckisches Spiel der Verführung (Spaak baggert Franciscus mit ihrem halsbrecherischen Fahrstil an) mit leichten Screwball-Elementen, aufgelöst in einer atemberaubenden Actionszene.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und Karl Malden hat aus meiner Sicht zwar in besseren Filmen mitgespielt, aber er hat doch eine sehr schöne Rolle. Gerade Maldens Figur und ihre Interaktion mit der Nichte (aber auch mit Franciscus' Reporter) ist wunderbar – und tatsächlich noch mal ein Beweis, dass Argento eben kein kalter Formalist ist, dem Figuren egal sind. Letzteres wird auch gegen Ende in einem kurzen Augenblick sichtbar: Giordani erhebt schwere Beschuldigungen gegen Anna (Spaak), die dann aber in wenigen Sekunden wie ein Kartenhaus zusammenfallen. In einem kurzen Blickwechsel zwischen den beiden, die sich vorher eigentlich lieb hatten, wird klar, dass etwas unwiderruflich kaputt gegangen ist. Ein sehr starker, emotionaler Moment, inhaltich weit entfernt von den schaulustigen Attraktionen, mit denen Argento gemeinhin assoziiert wird.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein klein wenig enttäuscht hat mich auch Ennio Morricones Score, der mir insgesamt etwas beliebig, austauschbar erschien. Doch auch hier: das zärtlich-einfühlsame Thema, das Franco Arno und seine Nichte geschenkt bekommen, bringt dem Film eine sehr ergreifende Emotionalität (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=UDEGcyE-_i0" target="_blank">hier</a> zu hören). Und die Musikbegleitung zum Showdown, die eine funky-bluesige Basslinie und ein dissonant-kakophone Klänge aufeinandertreffen lässt (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=uQYkKXx90ok" target="_blank">hier</a> zu hören), frass sich fast bis zum Einschlafen als Ohrwurm in meinen Kopf.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Donnerstag, 26. August 2021</b></span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 12.30 Uhr</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>INSTRUCTIONS FOR A LIGHT AND SOUND MACHINE</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Peter Tscherkassky</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Österreich 2005</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">17 Minuten</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>IL BUONO, IL BRUTTO, IL CATTIVO... neu montiert und verdichtet.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Vor INSTRUCTIONS FOR A LIGHT AND SOUND MACHINE lief der Trailer zu "Zwei glorreiche Halunken", nun lief der Film in einer Art ultrakondensierten, verfremdeten, verdichteten, zugespitzten Kurzfassung. Tscherkasskys Filme sind wie bereits gesagt keine "normalen" (also narrativen) Filme, sondern überwältigende, berauschende und hypnotisierende Totalerlebnisse. In INSTRUCTIONS FOR A LIGHT AND SOUND MACHINE kulminiert in einer wilden Schiesserei: rasenden, stark verfremdete Bilder des Films mit einer stakkatoartigen Abfolge ohrenbetäubender Schüsse.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Weniger experimentell, dafür heiterer ging der erste, dem Western gewidmete Filmblock des Tages weiter...</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgo3C1HGVdegPd2ohL91N9C-T5NQeW0oGw2nasLu-GIse_BIOz3T-S6M1wifIzy0Dq8sEb0MO5G6oZuA2nAqP-6tsBC2fFy2h26yLJ4rGnL4Qth4kbvXUkK4RT6Y4e-6lq9RUTYpXofZpS6kLt287tEuu2870WiOA3IhIFdAZzmvCJxUFNNAEneS1pG=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="540" data-original-width="1280" height="169" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgo3C1HGVdegPd2ohL91N9C-T5NQeW0oGw2nasLu-GIse_BIOz3T-S6M1wifIzy0Dq8sEb0MO5G6oZuA2nAqP-6tsBC2fFy2h26yLJ4rGnL4Qth4kbvXUkK4RT6Y4e-6lq9RUTYpXofZpS6kLt287tEuu2870WiOA3IhIFdAZzmvCJxUFNNAEneS1pG=w400-h169" width="400" /></a></div><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>SETTE PISTOLE PER I MACGREGOR ("Die sieben Pistolen des MacGregor")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Franco Giraldi</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien/Spanien 1966</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">93 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Die sieben Brüder MacGregor wollen ihr Vieh in einer weitab ihrer Farm entfernten Stadt verkaufen. Dort werden sie vom Viehbaron Crawford, der zugleich örtlicher Gangster-Pate ist, zunächst ins Gefängnis gebracht. Später legen sie sich mit Crawfords furchterregendem Handlanger Santillana an.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Film, der mit einer zünftigen Schiesserei beginnt, das ist schon mal gar nicht schlecht... Richtig großartig war aber, dass hier eine Bande zäher, harter Banditen und Viehdiebe zwei älteren Ehepaaren und Viehzüchtern gegenüberstanden: letztere etwas silbrig im Haar, knautschig im Gesicht, dafür aber mit einem flotten Spruch auf den Lippen und mit ordentlich viel Energie zum Ärschetreten – bzw. zum Totschießen von rüpelhaften Banditen. Dabei standen die zwei älteren Damen ihren jeweiligen Gemahlen in Sachen Sprüche- und vor allem Schießlust keineswegs nach, auch wenn die beiden Herren doch nicht nur mit Pistolen und Gewehren, sondern auch mit einer Mini-Kanone hantieren durften (und sich vor dem Abschuss noch streiten, wer abfeuern darf). Durch die Übermacht der Banditen kommen sie doch etwas in Bedrängnis, doch dann helfen ihnen die sieben jungen MacGregors in letzter Minute aus der Patsche (die Verwandtschaftsverhältnisse blieben etwas obskur und unklar – aber auf jeden Fall war es ein Klan!).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der actionreiche Prolog setzte den Ton für den ganzen Film: es passiert immer irgendetwas Unterhaltsames in SETTE PISTOLE PER I MACGREGOR, es gibt immer irgendeine schöne Idee zum Würzen der Vorgänge, es bewegt sich immer etwas und trotz Toten bleibt die Stimmung stets heiter, weit entfernt von Melancholie, Zynismus, Nihilismus und Bitterkeit vieler Italowestern, mit Komödienelementen, ohne in Klamauk zu fallen. Es ist ein "naiver" und "gutmütiger" (im besten Sinne dieser Worte) Genrefilm, der mit unzähligen schönen Einfällen punktet: die Gebrüder, die in der Knastzelle mit ihren gesammelten Stiefelsporen und einer Schnur eine Do-It-Yourself-Fräsmaschine bauen, um zu entkommen (einer der Brüder spielt für den Sheriff unentwegt Mundharmonika, um das Geräusch zu überdecken); der MacGregor, der sich als Doppelagent in Santillanas Bande eingeschmuggelt hat, unterhält sich mit seinem Bruder bei einer fingierten Schießerei an einem sichtgeschützten Ort, doch beide schießen immer mal wieder in die Luft, um für die Böswatze den Schein zu bewahren; eine spektakuläre Rettungsaktion in allerletzten Minute, bei der die sekundengenaue Sprengung eines Wasserturms eine zentrale Rolle spielt; und ein Duell-Showdown, bei dem ein Messerkampf in einem Brunnen mit Mühlrad endet – und schließlich auf das Mühlrad, dann in das Innere des sich drehenden Mühlrads verlagert wird – und last but not least: Cowboys in Schottenröcken! Das ganze begleitet von einer schwungvollen Musik des Meisters Ennio Morricone, die selbst Tote zu einer zünftigen Saloon-Schlägerei animieren dürfte (höre <a href="https://www.youtube.com/watch?v=peGmy_oRz38" target="_blank">hier</a>).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Vor dem Western-Block versprach uns Christoph mit SETTE PISTOLE PER I MACGREGOR einen heiteren Film, "bevor wir euch danach in die Hölle schicken"...</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 15.30 Uhr</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>ADDIO ZIO TOM ("Addio, Onkel Tom!")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1971</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">120 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Zwei Journalisten aus Italien reisen in die Südstaaten vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg, um über die Sklaverei zu berichten. Sie werden auf ihrer Tour mit einem menschenverachtenden System voller abscheulicher Gewalt konfrontiert.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Nach <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/08/melodramen-in-verschiedenen-hartestufen.html" target="_blank">SVEZIA INFERNO E PARADISO und ROLF</a> beim 4. Terza 2017, <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/05/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">L'ULTIMA ORGIA DEL III REICH</a> und <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/11/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">SPELL (DOLCE MATTATOIO) </a>beim 6. Terza 2019 nun ADDIO ZIO TOM als "transgressiver" Film beim 7. Terza. Und tatsächlich war Jacopettis und Prosperis Post-Mondo-Mockumentary vielleicht noch kontroverser und schwieriger als der ohnehin herausfordernde L'ULTIMA ORGIA DEL III REICH: mehrere Zuschauer fanden den Film abscheulich, ekelhaft, nannten ihn gar eine Körperverletzung... Reaktionen, die ziemlich verständlich sind. Ich persönlich halte ihn für einen Höhepunkt des 7. Terzas, für den beeindruckendsten Film des Festivals – wenngleich ich Mühe habe, ihn als "normalen" Film zu bezeichnen. Er bildet zweifelsohne eine eigene Kategorie.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Film ist eine fast zweistündige Nachstellung von Gewalttaten, Erniedrigungen, Übergriffen, Folterungen, Vergewaltigungen, Morden und allgemeinen dehumanisierenden Handlungen aus der Zeit der Sklaverei in den USA, nachgestellt von Darstellern, trotz vieler kleiner, in sich abgeschlossenen Episoden weitestgehend frei von dramaturgischer, narrativer Kohärenz. Ein infernalischer Film wahrlich!</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein möglicher Ankerpunkt zur Aufdröselung, Interpretation, vielleicht Annäherung an dieses Monstrum findet sich meiner Meinung nach in einem wunderbaren <a href="https://funkhundd.wordpress.com/2011/12/03/mandingo-richard-fleischer-usa-1975/" target="_blank">Text von Oliver Nöding zu MANDINGO</a>: vieles, was Oliver zu Richard Fleischers Film geschrieben hat, kann man sehr passend auf ADDIO ZIO TOM übertragen – meiner Meinung nach vielleicht sogar noch passender. MANDINGO mag von der "Totalität des Systems Sklaverei" handeln, doch ich finde, dass dies in Fleischers Film höchstens in Ansätzen wirklich umgesetzt wurde, weil eben MANDINGO noch an die dramaturgischen Regeln des Melodrama gebunden war. Jacopetti und Prosperi haben diese "Totalität" in ADDIO ZIO TOM nicht nur inhaltlich, sondern auch formal umgesetzt: im Gegensatz zu Fleischer sind sie von erzählerischer Dramaturgie, von klassischen Spannungsbögen, von individuellen Protagonisten, vom Zwang einer mundgerechten Darreichung völlig befreit. Das System Sklaverei ist der Protagonist von ADDIO ZIO TOM und beherrscht (um nicht zu sagen: durchherrscht) über weite Strecken den Film inhaltlich und formal.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In seiner Annäherung an ein unmenschliches System, an exzessive und barbarische Massenverbrechen ist der Vergleich mit <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/05/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">L'ULTIMA ORGIA DEL III REICH</a> durchaus spannend: die Erklärung (oder besser: die Entlastung), dass die Täter einfach böse und schlechte Menschen sind und die Opfer einfach erbarmungswürdige und gute Menschen sind, verweigert der Film. Die meisten Sklavenhalter in diesem Film sind freundlich und höflich auftrende Menschen, die ihre zwei Gäste immer zuvorkommend begrüßen. Einige sind sogar äußerst kumpelhafte, blödend-witzige Typen (wobei aber auch gerne mal einem Konkurrenten in den Hinterkopf geschossen wird). Nur die Sklavenhalter des Prologs, die bei einem grotesken Festmahl besucht werden (schwarze Kinder kauern unter dem Tisch und werden zwischendurch wie Tiere mit Essensresten gefüttert), treten offen feindselig, explizit anti-europäisch und anti-katholisch. Dennoch: Nettigkeit und Niedertracht sind in ADDIO ZIO TOM stets zwei Seiten der gleichen Medaille.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Dass Sklaverei ein System ist, das nicht nur die Täter, sondern auch die Opfer (wobei Täter und Opfer sehr vielschichtige Kategorien sind: was der Film auch durchaus zeigt) korrumpiert, zu Mittätern an ihrem eigenen Platz im System macht, zeigt der Film immer wieder auf verstörende Arten. Am harmlosesten ist ein befragter Sklave, der in seinem Interview seine eigene Stellung als Sklave als letztendlich gar nicht so unbequem rechtfertigt: als "freier" Arbeiter wäre er nicht viel besser dran, als Sklave wird er zumindest als teure Investition gut gepflegt. Wesentlich ruppiger geht es zu, wenn ein Sklave zur Kastration verurteilt, und eine größere Menschenmenge von Sklaven sich an dem Schauspiel ebenso wie eine weiße Passantin voller Schadenfreude delektiert.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ADDIO ZIO TOM spielt nicht nur auf "Onkel Toms Hütte" an (deren Autorin hat zu Beginn des Films beim grotesken Festmahl einen Auftritt, wo sie als durchaus selbstgerechte Person rüberkommt), sondern spielt mehrmals auch indirekt auf GONE WITH THE WIND an. </span>Manche Szenen des Films wirken durch die Figuren-Konstellation ein wenig wie eine groteske "Hinter den Kulissen"-Reportage über den Wirtschaftsalltag in der Tara-Plantation. Da geht es drunter und drüber, in der Küche herrscht der blanke Irrsinn, es wuselt hin und her, kleine Kinder essen die Kirschen von den frisch dekorierten Kuchen herunter oder toben wild herum, währenddessen geht es im Schlafzimmer der weißen Töchter ebenso chaotisch zu, die große "Mammie" kommandiert auch ihre jungen Herrinnen gerne rum, während verzweifelt versucht wird, ein Kleidungsknäuel wieder in einzelne Bestandteile zu trennen, damit die jungen Damen fein gekleidet zum Bankett erscheinen können. Wenn dann das Bankett vorbei ist, lässt die "Mammie" Abends die jungen schwarzen Mädchen antreten, kontrolliert ihre genitale Sauberkeit und schickt sie dann als Sexobjekte in die Gästezimmer der männlichen Hausgäste (dieser Teil wurde in GONE WITH THE WIND übergangen).</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das Perfide an ADDIO ZIO TOM ist, dass er die Zuschauer durch seine Inszenierung während seiner Laufzeit zum aktiven Teil des Systems Sklaverei macht. Es gibt praktisch keine vierte Wand in diesem Film, die die Zuschauerschaft vor dem ganzen Schmutz und der extremen Gewalt schützt. Am unangenehmsten ist die Szene, in der die Kamera zum Point of View einer der beiden italienischen Journalisten (bzw. eigentlich des Kameramanns selbst) wird: eine sehr junge, vielleicht allenfalls 13-jährige Sklavin kommt in das Zimmer, bietet ihren Körper dem Mann an, reibt sich im Bett quasi an ihn, während sich der Mann eine Zeitlang dagegen wehrt. Der Zuschauer wird hier direkt zum Kinderschänder, zum Vergewaltiger gemacht. ADDIO ZIO TOM überrollt dich nicht nur und drückt dich flach auf den Boden (das ist ja erst mal gar nicht so schwer): er reisst dich dann auch wieder hoch und zwingt dich, mitzumachen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Den Zuschauer zum Rädchen des Systems Sklaverei machen: das schafft auf unterschwellige Art auch die dramaturgisch völlig erratische Form und der Non-Stop-Modus in der Präsentation von Gewalttaten und Abscheulichkeiten. Es entsteht eine Art Gewöhnungs- und Abstumpfungseffekt: noch eine Gewalttat, noch eine Abscheulichkeit, und noch eine, und noch eine, und noch eine, und noch eine... Das Präsentierte wird zur "Normalität" innerhalb des Universums, die der Film präsentiert. Die Totalität des Systems Sklaverei erreicht den Zuschauer allmählich fast schon unterbewusst.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In einigen wunderschönen, elegisch in Zeitlupe gefilmten Bildern tollen ein weißes Mädchen und ein schwarzer Junge zusammen über eine Wiese. Der sanfte Hügel, der die beiden verdeckt, verschwindet durch die Kamerafahrt allmählich und man sieht, dass das weiße Mädchen den schwarzen Jungen an einer Halskette führt. Ein kurzzeitig im Rahmen dieses Films utopisch erscheinendes Bild verwandelt sich mit einer kleinen Perspektivverschiebung in einen Alptraum – bzw. führt uns zurück in die "Normalität" der Sklaverei.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Diese elegischen Bilder sind auch ein integraler Bestandteil des Films: ADDIO ZIO TOM ist visuell absolut atemberaubend, formal wahnwitzig in seinen wilden Kamerafahrten, Zooms, Schwenks, seinen extremen Weitwinkel- und Fischaugen-Einstellungen, seinen minutiös elaborierten Bildkompositionen in Scope, teils gefilmt im Dämmerlicht zwischen Sonnenuntergang und Nacht. Jacopetti und Prosperi hatten sich schon in AFRICA ADDIO als große visuelle Stilisten erwiesen und das gleiche Team macht auch bei ADDIO ZIO TOM ganze Arbeit. Das ganze auf einer Cinerama-Leinwand zu sehen dürfte den Effekt noch einmal potenziert haben.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Es sind auch diese Brüche, die ADDIO ZIO TOM so faszinierend machen: grauenerregende Abscheulichkeiten und zum Weinen schöne Bilder. Inhaltliche Brüche werden auch immer wieder deutlich sichtbar gemacht, der Film macht seine eigene Inszeniertheit, seine eigene Konstruktion transparent. Zu Beginn fliegt ein Helikopter über die Baumwollplantagen, über die Herrenhäuser der Sklavenhalter: der Rotorenwind fegt mit ordentlicher Zugkraft über die Baumwollarbeiter und die schick gekleideten Damen, die alle dem Kamerateam zuwinken. Beim Abschluss einer Versicherung für einen neu gekauften Sklaven wird die Vertragsunterzeichnung verzögert, weil der Füllfederhalter streikt – aus dem Off hält der Kameramann bzw. der italienische Journalist den Vertragspartnern einen modernen Kugelschreiber hin. Söldner, die entflohene Sklaven gejagt und getötet haben, arrangieren ihre "Beute" zu einem makabren Leichenberg, posieren damit vor einem Fotografen – und nach dem Schnappschuss werden die Toten lebendig, stehen auf und laufen aus dem Bildausschnitt raus. Und gegen Ende des Films gibt es einige "Vorblenden" mit einer neuen Rahmenhandlung: ein schwarzer Mann, der Anfang der 1970er an einem Strand einen Bericht über einen Sklavenaufstand liest und sich die geschilderten Morde in die Jetzt-Zeit imaginiert.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Krönung des Films ist, wie so oft im italienischen Kino, die Musik. Es gibt ein schwungvolles Thema (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=WnLxZC6jXZI" target="_blank">hier zu hören</a>), das mich melodisch ein klein wenig an "Summer Vine" erinnert, mit Marschmusikelementen aber einem Drive, der zu einer Komödie ganz gut passen würde (vielleicht zu einer Militärkomödie? – passenderweise und natürlich völlig unpassenderweise ist er wohl als Teil einer Score-Kompilation italienischer Komödien aus den 1970ern erschienen). Das emotionale Herzstück ist allerdings das das melancholische, elegische, fast operatische Liebesthema (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=ND672q5xWaE" target="_blank">hier zu hören</a>), das Ortolani wieder einmal als größten potentiellen Disney-Songkomponisten der Welt zeigt (und das Nicolas Winding Refn für sein DRIVE verwendet hat – wen es interessiert: <a href="https://www.youtube.com/watch?v=j4czp8qKgF0" target="_blank">hier ein kurzes Video</a> mit einer<span class="Apple-converted-space"> </span>Q-and-A-Einführung von Refn zu einem Screening von ADDIO ZIO TOM).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich schrieb vorhin von Brüchen: ADDIO ZIO TOM zeigt seine Abscheulichkeiten größtenteils ungerührt, ohne sichtbare moralische Positionierung (letzteres macht den Film wohl auch so schwierig: er bietet den Zuschauern keine Möglichkeit zur einfachen Distanzierung oder zur Selbstbestätigung). Es gibt jedoch einen sehr auffallenden Moment, in dem er einem der Opfer offensichtlich die Hand reicht und Mitgefühl bezeugt: auf einer Sklavenzuchtfarm, bei der junge Frauen zum Sex mit "Deckern" gezwungen werden, wird die Prozedur vom jovialen, freundlichen Unternehmenschef den italienischen Besuchern demonstriert. Eine junge Frau wird zu ihrem "Decker" geleitet. Der Film zeigt ihren Weg als lange, elegische Kamerafahrt in Zeitlupe, Ortolanis melancholisches Thema schwillt an, wer genau hinsieht, erblickt eine Träne, die ihr über das Gesicht läuft...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ich könnte wahrscheinlich noch weitere 10.000 Zeichen zu ADDIO ZIO TOM schreiben. Und dann noch mal 10.000 mehr. Belassen wir es mal hier. Nach Ende des Films ging ein sehr kleiner Teil der Zuschauerschaft nicht auswärtig essen, sondern verblieb im Innenhof des Kinos und nahm das einmalige Cateringangebot der Kinoküche an. Bei Tomatensuppe und Quiche wurde weiter über das Erlebnis ADDIO ZIO TOM diskutiert. Mit dabei war auch Alexander Schultz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medienwissenschaften der Universität Paderborn, der auch die Einführung zum Film gehalten hat. Er erläuterte noch einige Details zur gezeigten Kopie (diese war gekürzt um einige Passagen gegen Ende, als Schwarze in der Jetztzeit in einer Sklavenaufstandnachstellung einen weißen Haushalt attackieren und nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder ermorden; ebenso war der Abspann geschnitten, mit der Erklärung der Macher, dass dies ein Dokumentarfilm sei und die dargestellten Personen existiert haben und mit der Danksagung an die haitianische Regierung und besonders Präsident François Duvalier für die Hilfe beim Dreh) und zu verschiedenen Schnittfassungen des Films.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Gestärkt und bereit für einen wieder etwas "normaleren" Film...</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 20.00 Uhr</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>UN KILLER PER SUA MAESTÀ ("Zucker für den Mörder")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Maurice Cloche, Federico Chentrens</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien/Frankreich/BRD 1968</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">93 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ein mysteriöser Killer mit Hang zu Süßigkeiten (Bruno Cremer) versucht einen Potentaten aus dem Mittleren Osten (Lukas Amann), der in Rom weilt, zu ermorden. CIA-Agent Mark Stone (Kerwin Mathews) und sein Assistent Costa (Venantino Venantini) versuchen, den König zu beschützen und gleichzeitig dem Killer auf die Spur zu kommen.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Gemäß Howard Hawks besteht ein guter Film aus mindestens drei guten Szenen und keiner schlechten. UN KILLER PER SUA MAESTÀ hat gleich vier ganz tolle Szenen und nichts, was wirklich negativ auffällt – ein guter Film also, wenn auch für mich persönlich kein großer Höhepunkt des Terza.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Richtig Laune kommt schon mal auf, als Stone und Costa die Gemächer des Königs zwecks Absicherung begutachten müssen, und dabei quasi in dessen Harem hineinstolpern. Im Laufe des Films folgen dann auch drei großartige Actionszenen: ein Kampf zwischen Stone und einer größeren Schlägerbande in einer Tiefgarage, bei der schließlich auch ein halbes Dutzend leere Ölfässer zum spektakulären Einsatz kommen; eine Verfolgungsjagd durch einen Park mit überdimensionalen Skulpturen, die dann auch zum Verstecken und zum Runterspringen aktiv genutzt werden (der Höhepunkt des Films!); ein ausgedehnter Kampf im Lager eines Schlachthofs.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Protagonist Mark Stone ist, sagen wir mal... bodenständig (wer mäkeln möchte, würde ihn wohl als "farblos" bezeichnen), wird aber dafür von einer ganzen Menge toller Nebendarsteller flankiert. Natürlich zuallererst der Assistent Costa, gespielt vom wunderbaren Venantino Venantini, ein etwas einfältiger Typ, der ständig nur an Frauen denkt, seinen Körper mithilfe von Workout-Gurten stählt, die er auch mal an Hoteldeko anbringt (totale Zerstörung des Hotelzimmers erfolgt dann sogleich). Bruno Cremer geht natürlich immer, besonders wenn er einen süßigkeitensüchtigen Profikiller spielt. Und Gordon Mitchell als brutaler Schläger ist dann auch das Sahnehäubchen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 22.30 Uhr</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiHD2TA1ErcHuCvD8_EzDzdXRynDmsBTa-C8JyyLbCrHRxXHwdoRn9-JEuN5JRgCYaJHGfMbnZrj5IOclsKUXnIvl59rFLTYnpPUI_aqo8aa3bGZVDKG9NmvWQcZSIjHtutxY-A9ktrmX6YIk5pMaEYDcz_NKsDl2x6sNKh7SddJz4GYdMDFvYEBV1Y=s1200" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1200" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEiHD2TA1ErcHuCvD8_EzDzdXRynDmsBTa-C8JyyLbCrHRxXHwdoRn9-JEuN5JRgCYaJHGfMbnZrj5IOclsKUXnIvl59rFLTYnpPUI_aqo8aa3bGZVDKG9NmvWQcZSIjHtutxY-A9ktrmX6YIk5pMaEYDcz_NKsDl2x6sNKh7SddJz4GYdMDFvYEBV1Y=w400-h240" width="400" /></a></div><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>LA CASA 4 ("Witchcraft – Das Böse lebt")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Fabrizio Laurenti</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien/USA 1988</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">95 Minuten, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Leslie (Leslie Cumming) und Gary (David Hasselhoff) untersuchen ein Haus auf einer neuenglischen Insel, in dem einmal eine Hexe gewohnt haben soll. Die Familie Brooks, unter anderem die schwangere Jane (Linda Blair), besucht zusammen mit einem Hausmakler das Gebäude, um es vielleicht aufzukaufen. Ein Sturm kommt auf und in dem einsamen Haus festgesetzt werden die Besucher von der Hexe in Schwarz (Hildegard Knef) heimgesucht.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">David Hasselhoff, Linda Blair und Hildegard Knef in einem Film! Das liest sich zu merkwürdig und irgendwie auch großartig, um wahr zu sein. Am Ende war der Film leider zu wahr, um großartig zu sein – oder so ähnlich... Produziert von Joe D'Amatos "Filmirage" wabert der Film somnambul vor sich hin: eine durchaus D'Amato'eske Atmosphäre, ohne jedoch die Meisterschaft von Onkel Joe zu erreichen und ohne wirklich die für dessen Filme typische, hypnotische Wirkung zu entfalten (zumindest nicht bei mir – der Film fand durchaus sehr begeisterte Anhänger).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LA CASA 4 ist ebenso wenig der vierte Teil einer Filmreihe wie ZOMBI 2 das Sequel eines anderen Films: "La casa" war in Italien der Verleihtitel von Sam Raimis THE EVIL DEAD<span class="Apple-converted-space"> </span>(1981) und "La casa 2" der Titel von Raimis Sequel EVIL DEAD II (1987). Im Jahr 1988 sprang dann Umberto Lenzis Puppenhorrorfilm LA CASA 3 auf den Erfolgszug von Raimis Filmen, und kurz darauf folgte dann eben LA CASA 4 (der jedoch inhaltlich nicht mit LA CASA 3 zusammenhing). Nun... Filme, die irgendwie gleich aussehen im Titel, das passt ein bisschen zu Darstellerinnen, die in der Spätabendmüdigkeit und in dem etwas schlafwandlerischen Rhythmus des Films auch ein wenig ähnlich aussehen. So habe ich tatsächlich für fast zwei Drittel des Films Leslie Cumming und Linda Blair verwechselt, was den Film für mich zwischendurch noch viel rätselhafter gemacht hat, weil Leslies Figur, die Freundin von David Hasselhoffs Gary, ihm gegenüber immer betont, dass sie ihre Jungfräulichkeit bis zur Ehe bewahren will (die Hasselhoff'schen Cockblocking-Momente sind immer ein kleines Fest), aber andererseits auch schwanger ist – war da unbefleckte Empfängnis im Spiel? Ein anderer leicht übernächtigter Co-Zuschauer, der wie ich auch Teile des Films verschlief, hatte auch das gleiche Verwechslungsproblem.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wie dem auch sei... LA CASA 4 zog etwas an mir vorbei, ließ mich gedanklich zwischendurch immer wieder aussteigen und schaukelte mich gegen Ende dann auch in eine fiese Sekundenschlaf-Attacke, die alptraumartiger war als das, was im Film selbst alptraumartig sein sollte: ein Sheriff und sein Assistent fliegen mit einem Helikopter zur Insel, um die verschollenen Protagonisten zu suchen; ich selbst nickte ein, schreckte wieder auf und sah, dass die beiden immer noch im Helikopter flogen und nach den verschwundenen Personen suchten – das passierte etwa drei, vier, fünf Mal. Jedes Mal, wenn ich wieder erwachte, war der suchende Helikopter noch da...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Freitag, 27. August 2021</b></span></p><p class="p5" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 12.30 Uhr</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>HANNO CAMBIATO FACCIA ("Wettlauf gegen den Tod")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Corrado Farina</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1971</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">92 Minuten, OmU</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Der kleine Angestellte eines Autokonzerns Alberto Valle (Giuliano Esperati) wird vom Konzernchef Giovanni Nosferatu (Adolfo Celi) nicht nur befördert, sondern auch zu einem Wochenende auf dessen Landsitz eingeladen. Die luxuriöse Villa wirkt ebenso bedrohlich wie der Gastgeber.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zweite Sichtung des Films. Auch diese leider wieder sehr unterwältigend.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Dracula-Stoff als antikapitalistische Allegorie: was sich auf dem Papier sehr verlockend liest, wirkte für mich extrem bleiern, träge, grobklotzig, thesenfilmig. Seine Themen (Konsum- und Überwachungsgesellschaft, Warenfetischismus, die totalitären Ansprüche des Kapitalismus, der Ausverkauf des 68er-Aufbruchs) trägt HANNO CAMBIATO FACCIA schon sehr an der Oberfläche, und zwar so, dass es auch der dümmste anzunehmende Zuschauer versteht. Der Film hat durchaus einen Fuß im Bereich des Paranoiafilms: eine große Korporation hält sämtliche Fäden über alle Bereiche des Lebens in der Hand, kontrolliert nicht nur die "systemrelevanten" Institutionen (Wirtschaft, Politik, Presse, Kirche), sondern auch sämtliche "oppositionellen" Stimmen, um den Schein zu wahren. Aus heutiger Sicht wirkt der Film so auch weniger "gesellschaftskritisch" und scharf analytisch als vielmehr wie eine grobklötzige, aus einem dumpfen Bauchgefühl heraus geborene Verschwörungserzählung.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Themendichte des Films passt auch überhaupt nicht zu dem, was man über weite Strecken sieht: ein Kammerspiel in einer Gruselvilla. Dieses bekommt auch keine Chance zur Entfaltung, wenn die allumfassende Totalität des Kapitalismus immer wieder in geschwätzigen Dialogszenen auf den Punkt gebracht werden muss. Hinzu kommt, dass der Valle-Darsteller Giuliano Esperati für mich besonders uncharismatisch, fad, farblos, uninspiriert wirkte: das passt einerseits zur thematischen Konzeption des Films, der eine unbedeutende Figur in die Rädchen einer kapitalistischen Maschinerie hineinwirft, machte den Film für mich auf die Dauer leider besonders anstrengend und träge.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Schade... Die Grundidee des Films ist eigentlich charmant, mit dem großartigen Adolfo Celi kann man eigentlich nichts verkehrt machen. Und die Farbdramaturgie des Films ist absolut beeindruckend in ihrer gnadenlosen Konsequenz: HANNO CAMBIATO FACCIA präsentiert sich fast ausschließlich in monochromatischen Braun-, Orange- und Grautönen, ohne jegliches Blau und Grün, ohne knalliges Rot (mit Ausnahme einer Ampel zu Beginn des Films, ein Hinweis auf die Farbechtheit der Agfa-Kopie). Die monochrome Farbpalette passt meiner Meinung nach irgendwie auch nicht zu den Themen des Films (dass Kapitalismus auch sexy, also entsprechend auch quietschbunt aussehen kann an der Oberfläche, fällt dem Film nicht ein), schafft aber eine durchaus ganz eigensinnige visuelle Atmosphäre.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p4" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ab 15.00 Uhr</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 15px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b></b></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>SKY OVER HOLLAND</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: John Fernhout</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Niederlande 1967</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">22 Minuten, 70mm</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ein Dokumentarfilm über die Niederlande in fliegenden, rasenden 70mm-Bildern.</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Dieses Jahr gab es beim Terza eine kleine Premiere, möglich dank der technischen Ausstattung des Schauburg-Kinos: nämlich eine 70mm-Projektion! Doch leider hat die Kopie des Hauptfilms ERCOLE ALLA CONQUISTA DI ATLANTIDE große Teile ihrer Farbpracht eingebüsst und war nur noch monochromatisch rötlich angehaucht zu sehen. SKY OVER HOLLAND lief als nicht-italienischer Vorfilm dann auch, um wenigstens in einem Kurzfilm 70mm nicht nur in seiner ganzen Schärfe, sondern auch in seiner Farbpracht zu erleben.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Guck doch mal, was für coole Sachen wir mit 70mm alles anstellen können!" dürfte das Leitmotto von SKY OVER HOLLAND gewesen sein. Rasende Sturzflüge aus dem wolkigen Himmel auf Wiesenlandschaften, wahnwitzige Verfolgungsjagden in den Amsterdamer Grachten, wuselige, extrem tiefenschafte, an Bosch-Gemälde erinnernde Impressionen von Viehmärkten – und wieder zurück in den Himmel mit einem Blick auf geometrisch angeordnete Felder verschiedenfarbiger Tulpen (gewissermaßen die Mondrian-Tableaus des Films).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Sensationsfilm wahrlich, ideal für eine überdimensionierte Leinwand wie jene in der Karlsruher Schauburg.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgiZHaOrRD59_KKBiS5x-QcoL9YKWx2cXIePu_t5srWiimdL01eDOqfcn1kBL49jjy6yvXdb34KW5LR8NYZ0pYLQ1sE1bMZygDR_kuRAFF7lNw0-k0TiVhdZSNYjdFjfRclYBQk1Wp4iE794cNCsUkzC37aLknzp8gQSMzXOuOE73ZBV9ATRK5H2c3L=s1280" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="548" data-original-width="1280" height="171" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/a/AVvXsEgiZHaOrRD59_KKBiS5x-QcoL9YKWx2cXIePu_t5srWiimdL01eDOqfcn1kBL49jjy6yvXdb34KW5LR8NYZ0pYLQ1sE1bMZygDR_kuRAFF7lNw0-k0TiVhdZSNYjdFjfRclYBQk1Wp4iE794cNCsUkzC37aLknzp8gQSMzXOuOE73ZBV9ATRK5H2c3L=w400-h171" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>ERCOLE ALLA CONQUISTA DI ATLANTIDE ("Herkules erobert Atlantis")</b></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Vittorio Cottafavi</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien/Frankreich 1961</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">103 Minuten, 70mm, dF</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Androkles, der König von Theben zieht mit Herkules, dessen Sohn und deren Helfer Timoteus auf eine Schifffahrt, um den Drohungen gegen Theben aus der Ferne auf den Grund zu gehen. Ihr Schiff kentert, Androkles verschwindet, Herkules und seine beiden Begleiter müssen ihren König in Atlantis suchen. Dort erwarten eine intrigante Herrscherin und viele kaputtgezüchtete Zombie-Krieger.<span class="Apple-converted-space"> </span></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Die Anfangskeilerei der Herkuleskumpane ist so hinreißend inszeniert und mit so wendiger Kamera aufgenommen, daß ich sie dem steifen Pathos in Eisensteins vielgerühmter Schlacht auf dem Peipussee ohne Bedenken vorziehe." So ist es in einer zeitgenössischen Rezension in der <i>Filmkritik</i> zu lesen. Tatsächlich kann ein Film, der mit so einer beschwingten Tavernenschlägerei anfängt, gar nicht schlecht sein. In einem Western wäre das eine schöne Saloonschlägerei und der running gag der ganzen Szene besteht darin, dass Herkules zwar anwesend ist, sich aber aktiv darum bemüht, uninvolviert zu bleiben, weil er gerade isst und trinkt. Sein Eingreifen, während um ihn herum sich alle prügeln, besteht nur darin, das Verschütten seines Weines und eine Schädigung seiner Hammelkeule zu verhindern.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der britische Bodybuilder Reg Park war als Herkules schon einmal beim Terza 2018 zu sehen, nämlich in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/10/tutto-e-film-bericht-vom-5-terza.html" target="_blank">Mario Bavas ERCOLE AL CENTRO DELLA TERRA</a>. Als Präsenz ist er mir in Cottafavis Film nun besser in Erinnerung geblieben, zum einen, weil ich bei letzterem nicht zwischendurch eingeschlafen bin, zum anderen, weil seine Darstellung des Herkules doch wesentlich sympathischerer als im Bava-Film. So trägt Park den Film auch mühelos auf seinen monumentalen Schultern – natürlich auch nicht zuletzt, weil ERCOLE ALLA CONQUISTA DI ATLANTIDE einfach auch ein toller, im positiven Sinne "naiver" Genrefilm voller schöner Attraktionen ist. Da gibt es nicht nur Parks ölige Muskeln zu bewundern, sondern auch eine Gummi-Einhorn-Eidechse (na ja, eine Monster-Eidechse mit einem Horn), verstrahlt aussehende Mutantenkämpfer, ausladende Palastinnenräume voller Prachtsäle und dunkler, geheimnisvoller Verliese – und am Ende wird Atlantis in einer geradezu rauschhaften Zerstörungsorgie dem Boden gleichgemacht, dass es nur so explodierte und donnerte.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Trotz der wunderbar knackigen Schärfe der Kopie wurde das Sichtungsvergnügen durch den Rotstich doch etwas gezügelt: lediglich ein leichter, sepiafarbener Hauch war an blaßer, monochromer Restfarbe übrig geblieben. Vielleicht hätte mich der Film mehr umgehauen in voller Farbpracht: so bleibt "nur" ein sehr kurzweiliges, flottes Abenteuer-Vergnügen in Erinnerung.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><i>Machen wir hier kurz vor Hälfte des Programms eine kleine Pause. Im zweiten Teil werden uns dann unter anderem hungrige Kannibalen und vereinsamte deutsche Soldaten, rebellische Knastinsassinnen und verliebte Kreuzritterinnen begegnen.</i></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-46565697759841348392021-08-23T02:04:00.001+02:002021-08-23T18:22:58.370+02:00Anatomie eines Mordes ...<div><b>... in den griechischen Bergen</b><br /><br />
ANAPARASTASI (REKONSTRUKTION)<br />
Griechenland 1970<br />
Regie: Theo Angelopoulos<br />
Darsteller: Toula Stathopoulou (Eleni Gousis), Yannis Totsikas (Christos Gikas), Thanos Grammenos (Elenis Bruder), Michalis Fotopoulos (Kostas Gousis), Petros Hoedas (Staatsanwalt), Alexandros Alexiou und Yannis Balaskas (Polizeioffiziere), Theo Angelopoulos (Journalist)<br /><br /></div><div style="text-align: justify;">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-DQaxqEiY_2o/YSLbcxYf80I/AAAAAAAADo4/MBcEJYtc89oloz9Ld_R4rfDazq4XJNiaQCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_01.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-DQaxqEiY_2o/YSLbcxYf80I/AAAAAAAADo4/MBcEJYtc89oloz9Ld_R4rfDazq4XJNiaQCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_01.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Schauplatz des Verbrechens und der Rekonstruktion<br /></td></tr></tbody></table>Theo Angelopoulos untersucht in seinem ersten eigenen Spielfilm (er war schon 1965 ungenannter Co-Regisseur bei einer Musikkomödie) die Ursachen und die Nachwirkungen eines Verbrechens. Er wurde dazu von einem echten Mordfall inspiriert, von dem er in einer Zeitungsnotiz gelesen hatte. In der fiktiven Version kehrt der Ehemann und Familienvater Kostas Gousis, der Jahre als Gastarbeiter in Deutschland verbracht hatte, in sein Heimatdorf im gebirgigen Epirus im Nordwesten Griechenlands heim. Seine Frau Eleni empfängt ihn scheinbar herzlich - und bringt ihn kurz danach gemeinsam mit ihrem Geliebten Christos um, indem ihn die beiden mit einem Strick erdrosseln. Die Konstellation erinnert etwas an die klassische Geschichte von <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2011/10/kurzhaar-muss-elektra-tragen.html">Agamemnon, Klytaimnestra und Aigisthos</a>, aber die Ähnlichkeit ist nur oberflächlich und wird von Angelopoulos nicht vertieft. Auch der gelegentlich zu lesende Hinweis auf James M. Cains Roman <i>The Postman Always Rings Twice</i> und dessen Verfilmungen führt nicht viel weiter. Angelopoulos geht es mehr um eine Zustandsbeschreibung ausgemergelter Seelen, einer ausgemergelten Landschaft, und eines ausgemergelten Landes, und wie diese voneinander abhängen. Angelopoulos rekonstruiert das Verbrechen - und damit die Zusammenhänge von Individuen, Landschaft und Land - in einer Reihe von nichtchronologischen Rückblenden, und REKONSTRUKTION, die wörtliche Übersetzung von ANAPARASTASI, ist ein sehr treffender Titel dafür.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-mmAEFJyRqx8/YSLbkJuHIvI/AAAAAAAADo8/dw2MYjq_KLoC1OjYjHw-wtRqBzD7CPo2QCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_02.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-mmAEFJyRqx8/YSLbkJuHIvI/AAAAAAAADo8/dw2MYjq_KLoC1OjYjHw-wtRqBzD7CPo2QCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_02.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Eleni und Christos, die Mörder<br /></td></tr></tbody></table>
Es beginnt mit einem achtminütigem Prolog vor den Credits. Eine karge Gebirgslandschaft im April 1970; es regnet. Man befindet sich nicht außerhalb der Zivilisation, so sind Strommasten zu sehen, aber es ist schon ein recht trostloser Ort. Ein Sprecher aus dem Off nennt in sehr sachlichem Ton einen der Gründe, indem er Bevölkerungszahlen des fraglichen Dorfs verkündet: 1939 1250 Einwohner, 1965 nur noch 85. Der Grund: Die Männer ziehen in die Großstädte Thessaloniki und Athen oder gleich nach Deutschland. Zurück bleiben die Alten (die dann irgendwann sterben), ein Teil der Frauen und Kinder, und nur sehr wenige erwachsene Männer. Elenis Liebhaber und Komplize Christos ist einer davon, er ist im Ort sowas wie der Dorfgendarm oder ein amtlich bestellter Flurwächter. Auf der nicht asphaltierten und im Regen schlammigen Passstraße hält ein klappriger Bus, ihm entsteigt jener Kostas, der bald tot sein wird. Der Anfang der Geschichte bildet also auch den Anfang des Films, aber danach wird die Chronologie aufgebrochen. Die meisten Häuser im Dorf bestehen aus nicht verputzten Natursteinmauern. Alles wirkt karg, trostlos, verlassen, und der Regen verstärkt noch die trübe Atmosphäre. Wenigstens wirkt das Innere von Kostas' Haus einigermaßen wohnlich, aber sein jüngster Sohn kennt ihn nicht, weil er zu lange weg war.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-ujbs6tCJ3Gs/YSLbsm3ul_I/AAAAAAAADpA/iC9VgIsbcqQ4HZPNZc3Zuf42-1B4UbvwwCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_03.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-ujbs6tCJ3Gs/YSLbsm3ul_I/AAAAAAAADpA/iC9VgIsbcqQ4HZPNZc3Zuf42-1B4UbvwwCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_03.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kostas kommt nach Hause und ist für seinen jüngsten Sohn ein Fremder<br /></td></tr></tbody></table>
Nach der nun folgenden Titelsequenz muss man sich als unvorbereiteter Zuseher komplett neu orientieren. Ein Mann geht durch die Tür in Kostas' Haus, hinter der Tür lauert schon der Attentäter, legt ihm die Schlinge um den Hals und zieht (scheinbar) zu. Das "Opfer" ist aber nicht Kostas, sondern ein von der Polizei gestelltes Double. Das Verbrechen ist weitgehend geklärt und wird nun bei einem Ortstermin rekonstruiert, Eleni und Christos müssen dabei mitwirken - den tatsächlichen Mord bekommt man im Film nie zu sehen. Beide legen ein Geständnis ab, aber sie schieben sich gegenseitig die Hauptschuld zu und behaupten, dass der jeweils andere die Schlinge zugezogen hat und sie selbst nur widerwillig in das Verbrechen hineingezogen wurden. Von der Eintracht eines Liebespaars, das sie ja waren, ist nichts übriggeblieben. Überhaupt wirken sie nie im Film wie ein glückliches Paar. Ob sie das vor dem Mord waren, lässt Angelopoulos offen. Jedenfalls bekommt man den Eindruck von zwei Verzweifelten, die aneinander hängen, weil sie sonst nichts haben. Die Rekonstruktion der Tat und die Geständnisse bilden chronologisch gesehen den Schluss der Handlung. Welcher Version am Ende das Gericht glauben wird, und zu welchen Strafen die Täter verurteilt werden, ist nicht mehr Gegenstand des Films.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Ej5huN4DkWI/YSLb0UFQelI/AAAAAAAADpM/5ghfgfcMs50VyPqgZWGnwbQBTNlsqPEYwCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_04.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-Ej5huN4DkWI/YSLb0UFQelI/AAAAAAAADpM/5ghfgfcMs50VyPqgZWGnwbQBTNlsqPEYwCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_04.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Tat wird rekonstruiert<br /></td></tr></tbody></table>
Die beiden ersten Szenen von REKONSTRUKTION bilden also die Pole der Handlung, und der große Rest des Films zeigt in zeitlich voneinander abgegrenzten Sequenzen verschiedene dazwischen liegende Episoden. Zunächst gilt es, die Leiche zu entsorgen. Die vorgesehene Deponierung in einem Fuchsbau erweist sich als nicht realisierbar, weil er zu klein dafür ist. Schließlich verscharren die beiden Kostas in der Nacht vor ihrer Mauer. Doch am nächsten Morgen erkennt Eleni, dass sich das frische Grab sehr deutlich dunkel am Boden abzeichnet. Sie improvisiert, indem sie sofort das verräterische dunkle Rechteck zu einem Beet erweitert und darin Zwiebeln setzt. Tage später fahren Eleni und Christos per Anhalter in einem LKW in die Provinzhauptstadt Ioannina. Christos gibt sich in einer Pension als Kostas Gousis aus, er kauft eine Eisenbahnfahrkarte nach Athen auf den Namen Kostas Gousis, er gibt einen alten Brief von Kostas an Eleni erneut auf. Kostas' Abreise, seine Rückkehr nach Deutschland, soll vorgetäuscht werden. Doch das sind lediglich dilettantische Versuche zweier Amateure, die auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt sind. Im Dorf tuschelt man über Kostas' Verbleib, und eine ältere Frau, vielleicht eine Verwandte von Kostas, beschuldigt Christos in aller Öffentlichkeit unverblümt, ihn umgebracht zu haben. Schließlich informiert die Frau die Polizei über den Verdacht.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-ceEb6cDIJus/YSLb6y2YIOI/AAAAAAAADpQ/He9qnBpNa4UKM4BLnMGruEifxuq0J_BwwCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_05.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-ceEb6cDIJus/YSLb6y2YIOI/AAAAAAAADpQ/He9qnBpNa4UKM4BLnMGruEifxuq0J_BwwCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_05.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Leiche wird entsorgt<br /></td></tr></tbody></table>
Auch Elenis Bruder taucht auf und stellt bohrende Fragen. Als Eleni erfährt, dass Christos bei der Vertuschungsexpedition in Ioannina von einem Zeugen erkannt wurde, hält sie dem Druck nicht mehr stand und offenbart sich dem Bruder, bei dem bald die "staatsbürgerliche Pflicht" gegenüber dem Familiensinn obsiegt. So fliegt schließlich alles auf, und die beiden Täter werden verhaftet. Nicht nur die Polizei unter Führung eines Staatsanwalts ermittelt vor Ort, sondern es trifft auch ein Journalistenteam aus Athen ein (den Chefreporter spielt Angelopoulos selbst) und befragt und filmt Dorfbewohner, die beiden Täter und den Staatsanwalt, so dass die "Rekonstruktion" quasi gedoppelt wird. Der Staatsanwalt erklärt den Journalisten, dass zweifellos Elenis moralische Verkommenheit die Triebfeder des Verbrechens sei.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-t5QLkVn7Mvo/YSLcCVA5YHI/AAAAAAAADpY/K7QKTm568sQDOBWe2bZ66pKhVajUe3mUwCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_06.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-t5QLkVn7Mvo/YSLcCVA5YHI/AAAAAAAADpY/K7QKTm568sQDOBWe2bZ66pKhVajUe3mUwCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_06.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Polizei rückt an und beginnt die Untersuchung<br /></td></tr></tbody></table>
Doch in Wirklichkeit entfalten sich nach und nach die Facetten der Misere des ganzen Landstrichs. Schwere Arbeit für wenig Lohn, Armut, Perspektivlosigkeit, Landflucht, und der in Deutschland lockende relative Reichtum auch für einfache Gastarbeiter. Aber auch antiquierte soziale Normen sind ein Teil des Problems. Als am Schluss der Film zum Ortstermin zurückkehrt und Eleni und Christos nach ihren Geständnissen abgeführt werden, stürzen sich die Dorffrauen wie Furien auf Eleni. Nur mit Mühe können sie von den uniformierten Polizisten davon abgehalten werden, Eleni gleich an Ort und Stelle zu lynchen. Doch frappierenderweise wird der ebenfalls anwesende Christos von den Erinnyen überhaupt nicht behelligt. Hier offenbaren sich, wie zuvor schon im Zitat des Staatsanwalts, gesellschaftlich determinierte Schuldzuweisungen. Oder anders ausgedrückt, die wütenden Dorfweiber werden zum ausführenden Organ des Patriarchats. Wie zur Illustration der desolaten Verhältnisse herrscht über weite Strecken des Films schlechtes Wetter, oft regnet es, oder es hat Nebel. In der zweiten Hälfte gibt es dann doch noch Sonne, aber da sind die Protagonisten schon so in ihre Misere verstrickt, dass die Trübnis nicht weichen will.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-DYzcxtG6ZMw/YSLcINCMEZI/AAAAAAAADpc/HLdqBD6gpJgYD5YVeDJCv-sgzb7KCqc_wCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_07.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-DYzcxtG6ZMw/YSLcINCMEZI/AAAAAAAADpc/HLdqBD6gpJgYD5YVeDJCv-sgzb7KCqc_wCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_07.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Meistens regnet es<br /></td></tr></tbody></table>
REKONSTRUKTION begann mit einem Prolog, und er endet mit einem gut dreiminütigen Epilog und kehrt damit zum Anfang zurück. Nach dem Abtransport der geständigen Täter ist die jetzt absolut statische Kamera von außen auf die Vorderseite von Elenis Haus gerichtet. Nach ein Paar Sekunden kommt Christos von irgendwoher und geht ins Haus. Eine Weile passiert überhaupt nichts, dann kommt auch Kostas und geht hinein. Wenn man am Anfang gut aufgepasst hat, dann begreift man sofort (und wenn man weniger gut aufgepasst hat, dann spätestens beim zweiten Sehen), dass man das schon gesehen hat. Allerdings nicht, wie jetzt, das "Original", sondern die "Rekonstruktion" mit dem Double, und nicht von außen, sondern von innen durch ein Fenster nach draußen. Anders ausgedrückt, genau jetzt geschieht der Mord, während die weiterhin unbewegliche Kamera das Haus fixiert, aber nicht hineinsehen kann. Wieder passiert eine Weile nichts, dann kommen die drei Kinder von Kostas und Eleni von der Schule nach Hause und tollen noch etwas vor dem Haus herum.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-d7lEc6vE2qk/YSLcQiMrrnI/AAAAAAAADpg/adIPzTEs1RsOZKPZ2jKrDg2xOTyA10RFgCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_08.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-d7lEc6vE2qk/YSLcQiMrrnI/AAAAAAAADpg/adIPzTEs1RsOZKPZ2jKrDg2xOTyA10RFgCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_08.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Elenis Bruder macht seine Aussage und liefert sie damit aus, l.u. sitzend der Staatsanwalt, der Regisseur (mit Hut) als Reporter<br /></td></tr></tbody></table>
REKONSTRUKTION entstand mitten in der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_Milit%C3%A4rdiktatur">Diktatur der Obristen</a> um Georgios Papadopoulos. Das erforderte für Angelopoulos besondere Vorsichtsmaßnahmen, um nicht in die Fänge der Zensur zu geraten oder sich gar in persönliche Gefahr zu begeben - manches konnte nicht direkt gesagt oder gezeigt, sondern nur angedeutet werden. Das galt in noch verstärktem Ausmaß auch bei Angelopoulos' zweitem Spielfilm TAGE VON 36, der, wie der Titel schon andeutet, im Jahr 1936 im Vorfeld der Diktatur des Generals Metaxas spielt. Indem der Film etwas über die Zeit von Metaxas sagte, sagte er zwangsläufig (und von Angelopoulos gewollt) auch etwas über Papadopoulos und Konsorten aus. Doch auch hier gelang es dem Regisseur, durch gezieltes knapp-daneben-Blicken und zwischen-den-Zeilen-Sagen, den Film unbeschadet durch die Zensur zu bringen und trotzdem das auszusagen, was er zu sagen hatte, und vom aufgeschlossenen Teil des Publikums auch verstanden zu werden.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Nk8_8AmYcAY/YSLcYK3_6bI/AAAAAAAADps/tLVpW-EhyboXZhYYSicdI5QcdZ11Ww2zwCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_09.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-Nk8_8AmYcAY/YSLcYK3_6bI/AAAAAAAADps/tLVpW-EhyboXZhYYSicdI5QcdZ11Ww2zwCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_09.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Links oben das "Mörderhaus"<br /></td></tr></tbody></table>
Angelopoulos war berühmt (und bei manchen berüchtigt) für seine langen und sorgfältig durchkomponierten Plansequenzen in teilweise sehr langen Filmen. Dieser Inszenierungsstil deutet sich bei REKONSTRUKTION (und mehr noch bei TAGE VON 36) bereits an, aber beide Werke haben noch normale Spielfilmlänge, und die Geduld des Zusehers wird keineswegs über Gebühr beansprucht (der nächste Film DIE WANDERSCHAUSPIELER dauert schon fast vier Stunden, da scheiden sich dann die Geister). REKONSTRUKTION ist Angelopoulos' einziger Spielfilm in Schwarzweiß, und es ist ein teilweise sehr kontrastreiches Schwarzweiß, das nicht nur gut aussieht, sondern auch perfekt zur einerseits tristen und andererseits quasidokumentarischen Ausrichtung des Films passt. Angelopoulos hatte schon bei der ganz oben erwähnten Musikkomödie und dann 1968 bei seinem Kurzfilm EKPOMBI mit dem Kameramann Giorgos Arvanitis gearbeitet. Daraus wurde eine Arbeitsgemeinschaft fast für's Leben, denn Arvanitis filmte dann rund 30 Jahre lang, bis DIE EWIGKEIT UND EIN TAG von 1998, sämtliche Filme von Angelopoulos. In den 90er Jahren war schon Andreas Sinanos als zweiter Kameramann mit dabei, der dann ab den 2000er Jahren Arvanitis ablöste.<br /><br />
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/--QgcWZIaNz0/YSLcfKZw0CI/AAAAAAAADpw/wp97UKqlHTk70SwKtblW1Va9HPNz8ekrACLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_10.JPG" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/--QgcWZIaNz0/YSLcfKZw0CI/AAAAAAAADpw/wp97UKqlHTk70SwKtblW1Va9HPNz8ekrACLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_10.JPG" width="400" /></a></div>
Manches an REKONSTRUKTION erinnert noch an den Neorealismus, und dazu gehört, dass mit Toula Stathopoulou eine von Angelopoulos entdeckte Laiendarstellerin die Hauptrolle spielt - sie war eigentlich Schneiderin, und beinahe Analphabetin. Aber sie war ein wahres Naturtalent, fand Gefallen an der Darstellungskunst und wurde professionelle Schauspielerin am Nationaltheater, und gelegentlich in weiteren Filmen. Angelopoulos setzte sie nach REKONSTRUKTION noch viermal ein. Auch fast alle anderen Dorfbewohner werden von ortsansässigen Laien gespielt, echte Schauspieler waren aber auch mit von der Partie. Gekostet hat der Film damals 13.000 Dollar, das wären heute inflationsbereinigt wohl rund 90.000 Euro.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-3fggk002pu4/YSLck3LwU4I/AAAAAAAADp4/QgD5NgxmTpQssByYMMopK30T2f06-hISQCLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_11.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-3fggk002pu4/YSLck3LwU4I/AAAAAAAADp4/QgD5NgxmTpQssByYMMopK30T2f06-hISQCLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_11.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Dorffrauen attackieren Eleni<br /></td></tr></tbody></table>
Im letzten Jahr erfuhr REKONSTRUKTION wohl aufgrund des 50-jährigen Jubiläums wieder verstärkte Aufmerksamkeit, er lief 2020 auf der Berlinale und zum Jahreswechsel 2020/21 im New Yorker Museum of Modern Art. REKONSTRUKTION und ca. ein Dutzend weitere Filme von Angelopoulos sind in der Schweiz bei trigon auf DVD erschienen, und in England gab es REKONSTRUKTION zusammen mit den nächsten drei Spielfilmen in der <i>Theo Angelopoulos Collection Vol 1</i>, aber die ist mittlerweile wohl vergriffen. Schon 1971 lief REKONSTRUKTION einmal auf der Berlinale, genauer gesagt im Internationalen Forum des Jungen Films. Ein damals gemachtes ausführliches Interview mit dem Regisseur (plus ein etwas abgehobener Artikel über den Film) findet sich <a href="https://www.arsenal-berlin.de/nc/berlinale-forum/archiv/katalogblaetter/action/open-download/download/anaparastassi-die-rekonstruktion.html?tx_abdownloads_pi1%5Bcid%5D=5212">hier als PDF</a>.<br /></div><br />
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-T5rJTeo-UWo/YSLcrK15vQI/AAAAAAAADqA/Kufkwnb4sv8qP-PWDySaYxHKYYGn2cajACLcBGAsYHQ/s1492/Rekonstruktion_12.JPG" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1128" data-original-width="1492" src="https://1.bp.blogspot.com/-T5rJTeo-UWo/YSLcrK15vQI/AAAAAAAADqA/Kufkwnb4sv8qP-PWDySaYxHKYYGn2cajACLcBGAsYHQ/s400/Rekonstruktion_12.JPG" width="400" /></a></div>Manfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-59807098384773915232021-06-09T01:37:00.000+02:002021-06-09T01:37:01.556+02:00Der merkwürdige Monsieur Victor<div>L'ÉTRANGE MONSIEUR VICTOR (DER MERKWÜRDIGE MONSIEUR VICTOR)<br />
Frankreich / Deutschland 1938<br />
Regie: Jean Grémillon<br />
Darsteller: Raimu (Victor Agardanne), Pierre Blanchar (Bastien Robineau), Madeleine Renaud (Madeleine Agardanne), Viviane Romance (Adrienne Robineau), Andrex (Robert Cerani), Georges Flamant (Amédée), Édouard Delmont (Kommissar Paroli), Charles Blavette und Armand Larcher (Inspektoren), Marcel Maupi (Rémi), Marcelle Géniat (Victors Mutter)<br /><br /></div><div style="text-align: justify;">
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-lDCe-EgF64E/YL_03HacnNI/AAAAAAAADkw/0ZmJ6rXQTg8IF9PUmALu62_K8SxNnVTwwCLcBGAsYHQ/s2048/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_1.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1494" data-original-width="2048" height="292" src="https://1.bp.blogspot.com/-lDCe-EgF64E/YL_03HacnNI/AAAAAAAADkw/0ZmJ6rXQTg8IF9PUmALu62_K8SxNnVTwwCLcBGAsYHQ/w400-h292/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_1.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Im Hafen von Toulon<br /></td></tr></tbody></table>
Toulon um 1930. Die südfranzösische Hafenstadt mit ihren verwinkelten alten Vierteln wird von braven Händlern und Handwerkern, Mitgliedern der Halbwelt und dem einen oder anderen Schurken bewohnt. Da ist zum Beispiel der integre, aber leicht aufbrausende Schuster Bastien, der mit der etwas leichtlebigen Adrienne in einer nicht spannungsfreien Ehe lebt. Zusammen haben sie einen kleinen Sohn. Gleich nebenan hat der gutbürgerliche Victor Agardanne sein Geschäft für Bekleidung und diesen und jenen Krimskrams. Er ist schon im fortgeschrittenen Alter, aber seine deutlich jüngere Frau Madeleine hat gerade ihr erstes Kind zur Welt gebracht, auch einen Sohn. Darüber ist Victor völlig aus dem Häuschen. Ohnehin in seinem Verhalten etwas fahrig und exaltiert, mit ausgeprägter Körpersprache, steigert er sich in einen nervösen Rausch der Fürsorglichkeit, und nebenbei schenkt er aus lauter Freude Bastiens Sohn Spielzeug aus seinem Laden. Wer so um den Nachwuchs besorgt ist, kann nur durch und durch ein Gutmensch sein - denkt man als Zuseher in den ersten Minuten. Doch weit gefehlt. Denn nebenbei ist Victor auch der Hehler und Vordenker einer Diebesbande, die aus den Ganoven Amédée, Robert und Rémi besteht. Die Bande hat gerade ein Schloss und eine Kapelle ausgeraubt, und so trifft man sich bei Victor im Hinterzimmer zur Übergabe der Beute. Im Umgang mit seinen Komplizen ist Victor überhaupt nicht nervös, sondern kalt und kontrolliert.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-LM3iJJtY_-E/YL_1IBG8gyI/AAAAAAAADk4/h5kR0mfA9nwZIPoqfBrqdZZiJV6for9gACLcBGAsYHQ/s2048/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_2.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1494" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-LM3iJJtY_-E/YL_1IBG8gyI/AAAAAAAADk4/h5kR0mfA9nwZIPoqfBrqdZZiJV6for9gACLcBGAsYHQ/s400/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_2.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Zwei sehr unterschiedliche Paare - Bastien und Adrienne (oben), Victor und Madeleine<br /></td></tr></tbody></table>
Aber diesmal läuft alles schief. Amédée hat genug davon, dass Victor den Großteil des Reibachs behält, ohne ein eigenes Risiko zu tragen. Diesmal will er ihm wesentlich mehr abpressen, und er droht, Victor in anonymen Briefen als Hehler zu denunzieren. Als er ihm ins Gesicht sagt, dass damit auch seine Frau und sein Kind hineingezogen werden und ihr Ruf ruiniert wird, verliert Victor die Kontrolle, und er ersticht Amédée in einer dunklen Seitengasse - und zwar unglücklicherweise mit einer Schusterahle von Bastien, die er zufällig gerade bei sich hatte, und die er in der Leiche zurücklässt. Noch dümmer für Bastien ist, dass Amédée Stunden zuvor mit Adrienne angebandelt hatte und Bastien deshalb eine heftige Auseinandersetzung mit ihm führte, die das ganze Viertel mitbekommen hat. So ist die Sache klar - Bastien hat Amédée aus Eifersucht erstochen! Der Film hält sich nicht mit Ermittlungen oder einem Gerichtsverfahren auf - in der nächsten Szene nach Untersuchung und Abtransport der Leiche ist Bastien schon zu zehn Jahren Straflager auf den Îles du Salut in Französisch-Guayana verurteilt, zu denen auch die berüchtigte "Teufelsinsel" gehört. Dort erfährt Bastien schon nach kurzer Zeit durch ein amtliches Schreiben, dass sich Adrienne in seiner Abwesenheit von ihm scheiden ließ. Es interessiert ihn kaum - wichtiger ist, wie er hier wegkommt.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-vjeQHf4U90o/YL_1Qa73EsI/AAAAAAAADk8/znwfWA_2K5s_lPC4SOwcG4mRrdaXL6GRQCLcBGAsYHQ/s2048/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_3.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1494" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-vjeQHf4U90o/YL_1Qa73EsI/AAAAAAAADk8/znwfWA_2K5s_lPC4SOwcG4mRrdaXL6GRQCLcBGAsYHQ/s400/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_3.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Victor in seinem Laden mit einer Kundin, und die Ganoven<br /></td></tr></tbody></table>
Sieben Jahre später - wir sind jetzt in der Gegenwart von 1938. Die Tat von damals und die unbeabsichtigten Folgen für Bastien ließen Victor nicht unberührt. Natürlich hat er sich nicht selbst belastet, aber er hatte schon beim Prozess (unvorsichtigerweise, und ohne jeden Erfolg) behauptet, dass Bastien unschuldig sei. Seitdem arbeitet es in ihm, und er ist oft griesgrämig, ohne ersichtlichen Grund für sein Umfeld, worunter seine Ehe mit Madeleine etwas leidet. Und er hat seitdem Adrienne heimlich finanziell unterstützt, um die Ausbildung ihres Sohns an einer guten Schule zu sichern. Adrienne wiederum hat schon lange ein Verhältnis mit Amédées früherem Komplizen Robert, und nun haben die beiden auch geheiratet - wobei der immer noch halbseidene Robert vielleicht mehr an Victors Zahlungen als an Adrienne selbst interessiert ist. Und just zu dieser Hochzeit platzt die Nachricht herein, dass Bastien von der Strafinsel geflohen ist und in der Nähe von Toulon gesehen wurde. Bastien geht es nicht um Adrienne, die er längst abgehakt hat, sondern darum, seinen mittlerweile jugendlichen Sohn Maurice wiederzusehen. Die Polizei in Person des alten Kommissar Paroli (der auch ein Freund von Victor ist) ist alarmiert. Es wird eine Belohnung in Höhe von 20.000 Francs auf Bastien ausgesetzt, und Maurice soll zusätzlich als Köder für Bastien dienen. Das geht schief, weil sich Maurice strikt weigert, dabei mitzuspielen. Doch Robert kommt auf dieselbe Idee, und er hat mehr Erfolg, weil er ja schon seit Jahren ein Ersatzvater (wenn auch vielleicht kein besonders guter) für Maurice ist.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-nAkje0iLJ4I/YL_1XHvmf0I/AAAAAAAADlA/ZO--_0slgg0VDM0Gw8E_Hr6NP3XMBjkdgCLcBGAsYHQ/s2048/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_4.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1494" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-nAkje0iLJ4I/YL_1XHvmf0I/AAAAAAAADlA/ZO--_0slgg0VDM0Gw8E_Hr6NP3XMBjkdgCLcBGAsYHQ/s400/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_4.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ein Mord bahnt sich an<br /></td></tr></tbody></table>
Bastien ist unterdessen ausgerechnet bei Victor aufgekreuzt. Nicht etwa, weil er ihm irgendwie auf die Schliche gekommen wäre und sich rächen will, sondern weil Victor damals für ihn ausgesagt hatte und Bastien nun ihn um Hilfe dabei bittet, an Maurice heranzukommen. Victor wird nun regelrecht von seinem Schuldkomplex überwältigt. Er nötigt Bastien, der eigentlich erst mal wieder verschwinden wollte, geradezu, bei ihm in der Wohnung unterzutauchen. Madeleine macht er weis, dass es sich um einen alten Freund handle (den er merkwürdigerweise bisher nie erwähnt hatte), der von der Fremdenlegion entwichen sei und jetzt untertauchen müsse. Madeleine riecht den Braten schnell und erkennt Bastien, aber sie hält dicht. Nach einigen Tagen im Haus der Agardannes hat sich Bastien in Madeleine verliebt, aber andererseits ist da sein Dank und seine Bewunderung für seinen vermeintlichen Vorzeigefreund Victor. Und auch Madeleine ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrem oft unleidlichen Mann und dem jüngeren leidenschaftlichen Gast, der (vielleicht) ein Mörder ist. Am Ende hat Robert mit Hilfe von Maurice herausgefunden, was er wissen wollte. Er schickt, um die Belohnung zu kassieren, Victor die Polizei ins Haus. Der mutiert noch einmal kurz zum kühl überlegenden Verbrecher, der alles auf eine Karte setzt, aber es nützt nichts mehr. In einem finalen Tumult wird Victor als der wahre Mörder enttarnt, überwältigt und vor einer gaffenden Menge ins Gefängnis gefahren. Fin. Vielleicht wird es eine gemeinsame Zukunft für Bastien und Madeleine geben, aber das lässt der Film offen.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-33cH0mfCfq4/YL_1d0MpkdI/AAAAAAAADlI/wLYspCqu7_EHKoL-KtuTp0HB85Q46NsZACLcBGAsYHQ/s2048/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_5.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1494" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-33cH0mfCfq4/YL_1d0MpkdI/AAAAAAAADlI/wLYspCqu7_EHKoL-KtuTp0HB85Q46NsZACLcBGAsYHQ/s400/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_5.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Bastien kehrt nach Toulon zurück ...<br /></td></tr></tbody></table>
L'ÉTRANGE MONSIEUR VICTOR ist eine deutsch-französische Coproduktion, aber gefühlt ist es ein rein französischer Film, weil er in Toulon spielt und alle Darsteller sowie der Regisseur Franzosen waren. Es gibt genug Aufnahmen, die erkennbar in und um Toulon gedreht wurden, aber die Einstellungen in Studio-Sets entstanden in den Berliner UFA-Ateliers. Einer der beiden Set-Designer des Films war Otto Hunte, der in den 20er Jahren an einigen der Hauptwerke von Fritz Lang maßgeblich beteiligt war. Insbesondere mit METROPOLIS hat er sich in die Geschichtsbücher der Filmarchitektur eingetragen, aber auch JUD SÜSS muss er sich ankreiden lassen. Einen wichtigen deutschen Beitrag zu L'ÉTRANGE MONSIEUR VICTOR lieferte auch Kameramann Werner Krien. Stilistisch ist der Film eine Art von Bindeglied zwischen dem Poetischen Realismus Carné'scher Prägung und dem südfranzösischen Kino eines Marcel Pagnol - wobei letzteres doch etwas die Oberhand behält. Vor allem gibt es deutliche Parallelen zwischen Jean Grémillons Toulon und Pagnols Marseille-Trilogie (MARIUS, FANNY und CÉSAR, 1931-36): Ein malerisches Hafenviertel am Mittelmeer, das von allerlei illustren Kleinbürgern bewohnt wird, und auch in der Trilogie spielt Raimu mit César eine der Hauptrollen. Hätte Marcel Carné Regie geführt (oder Jacques Prévert das Drehbuch geschrieben), dann hätte Victor am Ende wohl der verdiente Tod ereilt, und vielleicht wäre auch Bastien als tragischer Held gestorben (wie Jean Gabin gleich zweimal bei Carné, während er in Grémillons GUEULE D'AMOUR diesem Schicksal entgeht). Doch so gilt hier eher die Devise "leben und leben lassen", auch wenn dann doch mal jemand stirbt, wie Amédée. Am Ende löst sich zwar nicht alles in Wohlgefallen auf, vor allem natürlich nicht für Victor, aber dräuende Schicksalsschwere und Fatalismus gibt es hier nicht. Die Anklänge an den Poetischen Realismus liegen mehr im Visuellen. Zwar gibt es reichlich südfranzösische Sonne, aber Grémillon und Werner Krien gelingen auch sehr atmosphärische Nachtaufnahmen. In seinem nächsten Film, REMORQUES von 1941, bei dem Jacques Prévert tatsächlich einer der Autoren war, kam Grémillon der fatalistischen Stimmung des Poetisches Realismus deutlich näher.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-r5LolNAftxM/YL_1i7KzzEI/AAAAAAAADlQ/CJFUyIkMCzk5zbJwOv-4QESc0nXEyLBNgCLcBGAsYHQ/s2048/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_6.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1494" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-r5LolNAftxM/YL_1i7KzzEI/AAAAAAAADlQ/CJFUyIkMCzk5zbJwOv-4QESc0nXEyLBNgCLcBGAsYHQ/s400/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_6.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">... und taucht bei strömendem Regen bei Victor auf<br /></td></tr></tbody></table>
Der in der Normandie geborene Jean Grémillon (1901-1959, manche Quellen nennen 1898 als Geburtsjahr) war außerhalb Frankreichs lange Zeit mehr oder weniger vergessen, auch wenn etwa Jonathan Rosenbaum nicht müde wurde, den Regisseur und seine Filme <a href="https://jonathanrosenbaum.net/2020/07/bravery-in-hiding/">zu preisen</a>. Das änderte sich spätestens 2012, als Criterion in den USA ein DVD-Set mit drei Filmen herausbrachte, nämlich REMORQUES, LUMIÈRE D'ÉTÉ und LE CIEL EST À VOUS (1941/43/44). Diese Veröffentlichung fand viel positive Resonanz und machte Grémillons Namen zumindest in Cineastenkreisen wieder bekannter. Nachdem er in den 20er Jahren etliche Dokumentarfilme gedreht und daraus auch einen Avantgardefilm montiert hatte, folgten am Ende der Stummfilmzeit zwei beachtliche Spielfilme, aber mit dem Misserfolg seines ersten Tonfilms 1930 begann eine lange Durststrecke, in der er auch einige erfolglose Filme in Spanien drehte (deren einer immerhin von Luis Buñuel coproduziert wurde). Erst mit dem schon erwähnten GUEULE D'AMOUR von 1937 kam er daraus wieder hervor. Die drei Filme der Criterion-Box gelten als die Höhepunkte in Grémillons Schaffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte er wegen notorischer Finanzierungsschwierigkeiten nur noch drei Spielfilme vollenden, danach drehte er wie am Beginn seiner Laufbahn wieder einige Dokumentarfilme. In seinen späten Jahren hatte Grémillon auch eine führende Position in der Cinémathèque Française. In seiner Hochphase arbeitete er zweimal mit Jean Gabin und mehrfach mit Madeleine Renaud als Hauptdarsteller, auch Nebendarsteller wie Charles Blavette beschäftigte er mehrfach.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-lEdQJRiD3sI/YL_1pJ2t8JI/AAAAAAAADlU/rWMBoGC17XUziLGrTRfaRdhQEg0TGcH_gCLcBGAsYHQ/s2048/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_7.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1494" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-lEdQJRiD3sI/YL_1pJ2t8JI/AAAAAAAADlU/rWMBoGC17XUziLGrTRfaRdhQEg0TGcH_gCLcBGAsYHQ/s400/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_7.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Adrienne zwischen zwei Männern<br /></td></tr></tbody></table>
Das südfranzösische Moment in L'ÉTRANGE MONSIEUR VICTOR kommt nicht nur durch den Schauplatz zum Tragen, sondern auch durch die Darsteller, von denen mehrere aus der Region stammten und in vielen dort spielenden Filmen mitgewirkt hatten, insbesondere (aber nicht nur) in solchen von Pagnol. Einigen der Schauspieler sind wir in diesem Blog schon begegnet - Édouard Delmont (Kommissar Paroli) in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/01/toni-proto-neorealismus-und-gedampfte.html">Renoirs TONI</a> und <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/08/revolution-eine-hymne-crowdfunding-und.html">LA MARSEILLAISE</a> sowie im weiter nördlich angesiedelten <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/06/je-tattendrai-poetischer-realismus-aus.html">JE T'ATTENDRAI</a>, Charles Blavette (der einen von Parolis Inspektoren spielt) gab den Titelpart in TONI, war beim Wahlkampffilm <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2013/04/die-volksfront-acht-regisseure-und-ein.html">LA VIE EST À NOUS</a> dabei und ebenfalls bei LA MARSEILLAISE, und Andrex (Ganove Robert) wiederum bei TONI und LA MARSEILLAISE. Marcel Maupi (Rémi) sind wir hier noch nicht begegnet, aber auch er stammte aus Marseille und spielte öfters für Pagnol. Pierre Blanchar dagegen kam aus noch südlicheren Gefilden, nämlich aus dem damaligen Übersee-Département Algerien. Nur die beiden weiblichen Hauptdarsteller stammten aus dem nördlichen Frankreich. Das schauspielerische Epizentrum von L'ÉTRANGE MONSIEUR VICTOR bildet aber zweifellos Raimu (bürgerlich Jules Muraire, 1883-1946). Er hatte ein Heimspiel, denn er wurde in Toulon geboren. Wie schon erwähnt, spielte er auch eine Hauptrolle in der Marseille-Trilogie, und LA FEMME DU BOULANGER (DIE FRAU DES BÄCKERS, 1938) und LA FILLE DU PUISATIER (DIE TOCHTER DES BRUNNENBAUERS, 1940) inszenierte Pagnol nicht nur mit ihm, sondern geradezu für ihn als Hauptdarsteller. Beide Filme wurden in den letzten Jahren restauriert und liefen in diesen Fassungen auch schon auf arte - gute Gelegenheiten, Raimus Schauspielkunst, die viel Humanismus ausstrahlt, zu würdigen. In L'ÉTRANGE MONSIEUR VICTOR weicht er in den Szenen, in denen er den Hehler gibt, signifikant von diesem Image ab. Das ist ein Ausweis seiner Fertigkeiten als Schauspieler, wirft aber ein gewisses Glaubwürdigkeitsproblem der Rolle auf. Man hat nie den Eindruck, dass er den fahrig-nervösen bürgerlichen Victor seiner Umgebung nur vorspielt, sondern er ist halt so - und dann ist er plötzlich der abgebrühte Verbrecher. Wie ist er denn nun wirklich? Anscheinend beides zugleich, und das will nicht recht zusammenpassen. Aber das ist nur ein marginaler Kritikpunkt am Film, Jammern auf hohem Niveau. Denn es macht einfach Freude, Raimu bei der Arbeit zuzusehen.<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-8vtX4HPLUuo/YL_1u-S1MLI/AAAAAAAADlc/S9ms5y9BZhoVNsn-DYfKvpiZ05EKDsVWwCLcBGAsYHQ/s2048/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_8.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1494" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-8vtX4HPLUuo/YL_1u-S1MLI/AAAAAAAADlc/S9ms5y9BZhoVNsn-DYfKvpiZ05EKDsVWwCLcBGAsYHQ/s400/Der_merkwuerdige_Monsieur_Victor_8.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Atmosphärische Nachtaufnahmen<br /></td></tr></tbody></table>
L'ÉTRANGE MONSIEUR VICTOR ist in Frankreich in einer ebenfalls restaurierten Fassung auf einer Blu-ray/DVD-Combo erschienen. Der Film hat darauf optionale englische Untertitel, beim Bonusmaterial (u.a. ein Audiokommentar und eine neue einstündige Doku) hielt man das aber leider für verzichtbar.
</div>Manfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-30716623158598912412021-05-16T13:02:00.000+02:002021-05-16T13:02:50.692+02:00Black Power Coming Home<p><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;"><b>RIVERBEND<br /></b></span><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;">USA 1989<br /></span><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;">Regie: Sam Firstenberg<br /></span><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;">Darsteller: Steve James (Major Samuel Quentin), Margaret Avery (Belle Coleman), Tony Frank (Sheriff Jake), Julius Tennon (Sergeant Tony Marx), Alex Morris (Lieutenant Butch Turner), Troy Dale (Cook), Vanessa Tate (Pauline), Al Evans (Bürgermeister)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-_hkHuF8Az6U/YJ-Bgqb-L6I/AAAAAAAACow/0T2dmtG6WSciXCUeAhBSgc352assj-JBgCLcBGAsYHQ/s1066/riverbend_title.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" height="240" src="https://1.bp.blogspot.com/-_hkHuF8Az6U/YJ-Bgqb-L6I/AAAAAAAACow/0T2dmtG6WSciXCUeAhBSgc352assj-JBgCLcBGAsYHQ/w320-h240/riverbend_title.png" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Titeleinblendung: wer genau hinschaut, erkennt die Black-Power-Faust im I</td></tr></tbody></table><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><blockquote><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Marco Siedelmann: "It's your Howard Hawks movie in many ways"</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sam Firstenberg: "Wow, thank you. I'm sure happy to hear it!"</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"></p></blockquote><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RIVERBEND ist möglicherweise Firstenbergs "grand film malade", sein "großer kranker Film" nach François Truffauts Definition: ein abgebrochenes, gestörtes Meisterwerk, das vielen Pannen und Fehlentscheidungen zum Opfer gefallen ist; ein fehlerhafter, "kaputter", dabei aber auch leidenschaftlicher, ehrlicher und absolut faszinierender Film. Es war Sam Firstenbergs erster Film nach seiner künstlerisch und kommerziell höchst erfolgreichen Zeit bei Cannon, wo er REVENGE OF THE NINJA, NINJA III: THE DOMINATION, BREAKIN' 2: ELECTRIC BOOGALOO, AMERICAN NINJA, AVENGING FORCE, AMERICAN NINJA 2: THE CONFRONTATION gedreht hatte: seine wahrscheinlich besten Filme, zumindest aber die Höhepunkte seiner Karriere im Bereich kreative Kontrolle und finanzielle sowie materielle Ressourcenausstattung. Nach seinem Rausschmiss aus Cannon (dazu später mehr) erreichte Firstenberg nie mehr dieses Niveau an produktionstechnischen Annehmlichkeiten: wirklich winzige Budgets (selbst im Vergleich zu den schon übersichtlichen Budgets bei Cannon) und entsprechender Produktionsdruck, Einmischungen, Konflikte, Produktionspannen würden von nun an Firstenbergs weitere Karriere begleiten. Wo seine Cannon-Filme wie aus einem Guss erschienen, wurden ab 1989 produktionsbedingte Brüche, Pannen, Probleme in seinen Filmen sichtbar. Seine Brillanz als Regisseur wurde eher in kleinen Details deutlich. Das macht seine Post-Cannon-Filme nicht weniger interessant. Und RIVERBEND ist zumindest für mich der interessanteste aus dieser zweiten Karrierephase.<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Von den sagen wir mal weniger gelungenen Firstenberg-Filmen ist mir RIVERBEND der liebste, ja fast schon ein Herzensfilm. Es ist ein Film, der von seinem geringen Budget teils etwas gelähmt wirkt, der in seinen verfügbaren Sichtungsversionen zumal auch nur mit viel Geduld sichtbar ist, und trotzdem kann ich nicht anders, als ihn ganz fest in mein Herz zu schließen. Wie viele Filme haben schon die Ambition, Elemente von Western, Vietnamheimkehrerfilm, Anti-Rassismus-Drama, Blaxploitation und Melodrama zu vereinen, und das ganze auch noch mit dem wunderbaren Steve James in einer raren Hauptrolle, inszeniert von Sam Firstenberg mit seinem üblichen Gespür für atmosphärische Set-Pieces sowie dieser tollen Mischung aus geradezu herzerwärmender Naivität und diesem Willen, den maximalsten Spaß aus seinen Genre-Formeln rauszuziehen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wir befinden uns in der Kleinstadt Riverbend, Georgia, im Jahr 1966. Der schwarze Bevölkerungsteil der Stadt wird vom rassistischen Sheriff Jake regelrecht terrorisiert: seine rassistischen Beschimpfungen sind noch das harmloseste, vielmehr nimmt er sich heraus, Schwarze zu misshandeln und zu ermorden, als Geisel zu entführen und zu vergewaltigen. Der Film beginnt auch damit, dass Marcus Coleman, der einem Richter belastende Dokumente zur Anklage Jakes vorbeibringen will, vom Sheriff in den Rücken geschossen und getötet wird. Selbst einige Weiße protestieren gegen Jakes Treiben, so etwa der Stadtrat Cook, aber wirklich etwas unternehmen tut doch niemand, weil sie alle Angst vor Jake haben.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eines Tages fährt ein Auto der Militärpolizei in der Gegend vorbei, mit drei Gefangenen: Major Samuel Quentin, Sergeant Tony Marx und Lieutenant Butch Turner werden gerade in Richtung eines Bundesgefängnisses gebracht, um dort vor ein Militärgericht gestellt zu werden (wie man später erfährt: weil sie in Vietnam einen Befehl zur Ermordung von Zivilisten verweigert haben). Mit einer List entkommen die drei Soldaten und flüchten in das etwas von der Stadt abgelegene Haus der frischgebackenen Witwe Belle Coleman, deren Ehemann kürzlich von dem Sheriff ermordet wurde. Eigentlich wollen die drei Soldaten sich nur für wenige Nächte dort verstecken und dann weiter fliehen. Major Quentin kriegt allerdings rasch mit, dass die schwarze Bevölkerung der Stadt von einem rassistischen Sheriff terrorisiert wird – und beginnt außerdem eine Affäre mit Belle. Er entscheidet sich, die Schwarzen in Riverbend zu unterstützen und die Stadt mit ihnen zu besetzen (nicht nur aus uneigennützigen Motiven: er will auch für den eigenen Fall eine Öffentlichkeit schaffen). Sergeant Tony, der sich eigentlich überhaupt nicht für die "Südstaaten-Hinterwäldler" und für diesen "Southern shit" interessiert, wird nur mit letzterem Argument überzeugt, mitzumachen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Gesagt, getan: Major Quentin und seine beiden Adjutanten organisieren für alle schwarzen Männer der Stadt ein geheimes militärisches Ausbildungscamp im Wald. Als das Training zu Ende ist, übernehmen sie nachts die Kontrolle über die Stadt: überfallen das Sheriff-Büro und sperren Jake und seinen Gehilfen ein, verbarrikadieren und verminen die Zugangsbrücke zur Stadt, verhaften die weiße Bevölkerung der Stadt und sperren sie in der Kirche ein, um sie als Geiseln zu halten.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Als Staatspolizisten am nächsten Tag an die verbarrikadierte Brücke gelangen, kommt es zum ersten Scharmützel. Dem ranghöchsten Polizisten übermittelt Major Quentin seine Forderungen: der Gouverneur des Staates Georgia soll mit Vertretern der Presse innert 24 Stunden erscheinen, ansonsten werde er die Geiseln hinrichten lassen. Quentin will ebenso wenig wie einst in Vietnam Zivilisten ermorden und hat sorgsam darauf geachtet, die Stadtbesetzung ohne Blutvergießen zu organisieren. Doch unter den frischen Soldaten Riverbends steigt der Rachedurst gegen die ehemaligen Peiniger, ebenso wie bei Pauline, die vom Sheriff vergewaltigt wurde. Und um die Situation zu verschlimmern, gerät auch Tony zunehmend außer Kontrolle, weil seine Motivation, die Riverbender zu unterstützen, sinkt und zugleich seine Lust auf Gewalt steigt...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-b7cvaAYJuIg/YJ-CuJPHeLI/AAAAAAAACo4/XN7tx-UwWVcxTkZgaRWiwl2z3zfznyZKQCLcBGAsYHQ/s2048/riverbend_quentin_belle_tony_butch.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1536" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-b7cvaAYJuIg/YJ-CuJPHeLI/AAAAAAAACo4/XN7tx-UwWVcxTkZgaRWiwl2z3zfznyZKQCLcBGAsYHQ/s320/riverbend_quentin_belle_tony_butch.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Oben: Major Samuel Quentin und Belle Coleman<br />Unten: Lieutenant Butch Turner und Sergeant Tony Marx mit ihrem militärischen Vorgesetzten</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RIVERBEND krankt an vielen Stellen, und das ist im Angesicht der chaotischen und pannengeplagten Produktionsumstände (dazu gleich mehr) auch nicht wirklich verwunderlich. "But what I wanted to say is that such a subject really deserved a much better script and a much bigger production. Much bigger and much more serious. Because the script – as interesting as it was – wasn't deep enough when it comes to character development. A story like this calls for a deep understanding of the characters and a deep analysis of the situation the characters are involved in. This script didn't go deep enough", so Firstenberg selbst in dem Buch <i>Stories from the Trenches: Adventures in Making High Octane Hollywood Movies with Cannon Veteran Sam Firstenberg</i>.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Tatsächlich bleiben die meisten Figuren von RIVERBEND eher schablonenhaft, im schlimmsten Fall sind sie Klischees, im besten Fall unausgegorene Entwürfe. Belles Figur ist besonders undankbar: von der trauernden Witwe wird sie in Handumdrehen zur Liebhaberin des im Grunde aus dem Nichts reingeschneiten Quentin (und später "erklärt" sie das dann ihrem verstorbenen Ehemann, niederknieend an seinem frischen Grab, in einer Szene, die sehr daneben wirkt). Im weiteren Verlauf wird sie mehr oder weniger zur Stichwortgeberin degradiert. Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Quentin wirkt eher kitschig und unglaubwürdig: zwar humpelte ihr Ehemann Marcus, was man als verklausulierte Impotenz lesen kann, so dass nahe liegt, dass es vor allem sexuelle Anziehung ist, die an Major Quentin fasziniert – doch tatsächlich ist eher Blümchenliebe und idealistische Komplizenschaft zwischen den beiden zu sehen und spätestens im letzten Drittel wirken die beiden unglaubwürdigerweise wie ein altes (und sexloses) Ehepaar, das sich schon seit Jahrzehnten kennt.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auch Sheriff Jake schrammt hart an der Karikatur vorbei: ein dauerhaft Vulgaritäten, Anzüglichkeiten, Beschimpfungen und Drohungen ausspuckender Mann, den man in nur wenigen Sekunden zu hassen liebt. Die personifizierte, hässliche Fratze des Rassismus (worüber man, abgesehen von einer kurzen Szene im Stadtrat, fast vergessen könnte, dass Rassismus ein strukturelles Problem ist, kein individuelles).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Major Quentins Figur kann und muss sich auch voll und ganz auf Steve James' Charisma verlassen, während die Abgründe von Tonys Figur nur sehr oberflächlich angedeutet werden. Butch hingegen ist im Trio fast nur Beiwerk und bekommt gesamten Film gerade mal zwei kurze Szenen, in denen er etwas sagt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-lnN2uFCtXGc/YJ-En385YWI/AAAAAAAACpA/XXA-uIdTaqM2uBPnS8xRCZVLbK0rN1OzQCLcBGAsYHQ/s2048/riverbend_sheriff_cook_pauline_mayor.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1536" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-lnN2uFCtXGc/YJ-En385YWI/AAAAAAAACpA/XXA-uIdTaqM2uBPnS8xRCZVLbK0rN1OzQCLcBGAsYHQ/s320/riverbend_sheriff_cook_pauline_mayor.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Oben: Sheriff Jake und Stadtrat Cook (Produzent Troy Dale in einer Nebenrolle)<br />Unten: Pauline und der Bürgermeister</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Aber genug des Jammerns... RIVERBEND ist gerade in seiner Verbindung von Western und Vietnamheimkehrer-Film ungemein faszinierend. Um den Verweis auf Hawks aus dem Eingangszitat wieder aufzunehmen: RIVERBEND wirkt ein bisschen wie der in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung engagierte, vergessene und unterschlagene gemeinsame Cousin von RIO BRAVO und dem ersten Rambo-Film FIRST BLOOD, der dann auch noch gegen seine beiden Verwandten rebelliert. 2020 habe ich mehrmals gelesen, dass Spike Lees DA 5 BLOODS (2020) der erste Film sei, der spezifisch schwarze Vietnamveteranen-Geschichten erzähle, aber RIVERBEND widerspricht dem ganz offensichtlich. Die rohe Brutalität, mit der Sheriff Jake gegen Schwarze vorgeht, wirkt manchmal übertrieben, aber wie wir wissen ist sie selbst im Jahr 2020 und 2021 leider noch von großer Aktualität.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Vietnamheimkehrerfilm (denn auch das ist er, nicht nur ein Actionfilm) FIRST BLOOD handelte von einem Außenseiter, der "seinen" ganz "persönlichen" Vietnamkrieg in ein kleines Provinzstädtchen brachte und dort entfesselte. RIVERBEND reichert dieses Motiv (Vietnamsoldaten bringen "ihren" Krieg in die US-Heimat zurück) nun mit dem afroamerikanischen Kampf um Bürgerrechte an: die Soldaten kehren aus einem Krieg in einem fernen Land zurück, doch das Land, für das sie gekämpft haben, führt nun wiederum Krieg gegen sie selbst. Im Gegensatz zu John Rambo geht es aber nicht darum, angespuckt zu werden, sondern auf offener Straße "legal" ermordet zu werden. Während Rambo einen "persönlichen" Krieg kämpfte, führt Quentin einen politischen und gesellschaftlichen Kampf, einen Krieg gegen Rassismus.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">(Trotz der Unterschiede zu Rambo: Das Motiv des Verrats durch die Vorgesetzten taucht auch in RIVERBEND auf. Als sich Quentin in Vietnam weigerte, gefangen genommene Frauen und Kinder zu ermorden, wurde er degradiert, dann ebenso seine sich weigernden formalen Nachfolger Tony und Butch – und alle wurden dann von den eigenen Leuten<span class="Apple-converted-space"> </span>bombardiert)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein weiterer Unterschied zu den Rambo-Geschichten ist, dass RIVERBEND, obwohl er als Actionfilm gilt und als solcher vermarktet wurde, eher als eine Art (revisionistischer) Western erzählt ist: eine Kleinstadt wird von einem brutalen Verbrecher terrorisiert (wobei dieser Verbrecher der Sheriff ist), ein Revolverheld und seine zwei Gehilfen kommen in den Ort und sagen dem Verbrecher den Kampf an (wobei dieser Revolverheld ein von der Militärpolizei gesuchter Soldat ist). So entspinnt sich dann ein RIO BRAVO unter umgekehrten Vorzeichen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Hinzu kommt dann auch eine Prise Southern Gothic Americana: wie in all seinen Filmen hat Firstenberg ein besonderes Flair für die Räume, in dem der Film spielt. Diese sind in RIVERBEND an einer Hand abzuzählen: es gibt einen zentralen Platz in Riverbend, wo auch das Büro des Sheriffs und das Gebäude der Stadtverwaltung stehen, dazu eine Grünfläche mit einem kleinen Pavillon – trotz der Autos fast wie aus einem Western oder einem Tennessee-Williams-Melodrama, das in den 1920ern spielt. Dann die Kirche, in der die Geiseln gefangen genommen werden. Belles großes, aber auch etwas verfallenes Haus außerhalb der Stadt. Eine Kneipe für ein schwarzes Publikum außerhalb der Stadt. Und natürlich die symbolische Brücke, die zur Stadt führt, die Marcus Coleman zu Beginn auf seinem (gewaltsam unterbrochenen) Weg zum Richter überquert und schließlich verbarrikadiert und dann belagert wird. Ein kleine, abgeschlossene Welt, in die Major Quentin und seine beiden Adjutanten eintreten.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Q13z2_iTR0Q/YJ-F1BbhqDI/AAAAAAAACpI/ZSH1rewt1dkr-vobhkN9RWEetORbIJlFgCLcBGAsYHQ/s1066/riverbend_square.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" src="https://1.bp.blogspot.com/-Q13z2_iTR0Q/YJ-F1BbhqDI/AAAAAAAACpI/ZSH1rewt1dkr-vobhkN9RWEetORbIJlFgCLcBGAsYHQ/s320/riverbend_square.png" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Town Square von Riverbend (gedreht wurde in Texas)<br /></td></tr></tbody></table><br /><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-p5HpXHMFAgc/YJ-GN2gdyCI/AAAAAAAACpU/TtWs1e6aktQ2verlGSZhMjhFREoh6ghlgCLcBGAsYHQ/s1066/riverbend_bruecke.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" src="https://1.bp.blogspot.com/-p5HpXHMFAgc/YJ-GN2gdyCI/AAAAAAAACpU/TtWs1e6aktQ2verlGSZhMjhFREoh6ghlgCLcBGAsYHQ/s320/riverbend_bruecke.png" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die besetzte Brücke, die Riverbend mit der Welt verbindet</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RIVERBEND ist in Firstenbergs Filmografie auch ein recht einzigartiger Hybrid. Über seine ursprünglichen Pläne für seine Karriere ist Firstenberg in <i>Stories from the Trenches</i> und in anderen Interviews ein bisschen ambivalent: er betont immer wieder, dass er schon immer US-amerikanisches Genre-Kino drehen wollte – und spricht andererseits auch von seinen Ambitionen, sozial engagiertes Kino zu machen (so wie in seinem ersten abendfüllenden Film, ONE MORE CHANCE, über einen entlassenen Häftling, der seinen Sohn sucht). In RIVERBEND löst sich diese Dichotomie auf: es ist gleichzeitig ein "social problem film" und ein Genrefilm, Anti-Rassismus-Film und Western in einem.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Bevor Firstenberg RIVERBEND drehen konnte, "musste" er erst einmal bei Cannon rausfliegen... In wenigen Jahren hatte er sich als zuverlässiger Regisseur bei Menahem Golans und Yoram Globus' unabhängiger Produktionsfirma etabliert, mit AMERICAN NINJA hatte er einen von Cannons größten Kassenhits inszeniert. Ein Auftrag folgte dem nächsten: am letzten Tag des Schnitts (Firstenberg war beim Editing seiner Cannon-Filme<span class="Apple-converted-space"> </span>stets von Anfang bis Ende involviert) von AVENGING FORCE flog er nach Südafrika, um nahtlos und ohne jegliche Pause AMERICAN NINJA 2: THE CONFRONTATION zu drehen. In Südafrika, während des Drehs, wurde Firstenberg von Menahem Golan gedrängt, nach dem Dreh sofort nach L.A. zurückzukehren, um einen nächsten Film, diesmal mit Chuck Norris, zu inszenieren. Firstenberg weigerte sich, sondern nahm nach dem Ende des Südafrika-Drehs ohne Rücksprache zwei Wochen Urlaub in Israel mit seiner Frau und seiner Tochter. Das brachte ihm wieder zornige Anrufe Golans (der ihn doch ausfindig gemacht hatte): der Cannon-Chef orderte ihn dringend in die USA. Zurück in den USA erwies sich das alles als nicht ganz so dringend, wie Golan das hatte klingen lassen: in den ersten Zügen geplant wurde MISSING IN ACTION 3, den Firstenberg inszenieren sollte. Nach sechs Filmen (darunter großen Kassenschlagern) hintereinander wollte er nun aber über eine Anpassung seines Gehalts sprechen, was Golan so sehr "erfreute", dass kein Wort mehr mit seinem besten Ninja-Regisseur wechseln wollte und die Kommunikation zwischen beiden danach nur noch indirekt über Firstenbergs Agent lief. Während diese Diskussionen liefen, wurde Firstenbergs Ehefrau schwanger: eine Schwangerschaft mit Komplikationen, die sie ans Bett fesselte. Firstenberg entschied sich, bis zur Geburt seines zweiten Kindes nicht mehr zu arbeiten: eine Entscheidung, die Golan dazu brachte, Firstenberg gänzlich von Cannon zu verbannen. Die Regie von BRADDOCK: MISSING IN ACTION III wurde dem Regie-Neuling Aaron Norris, Chucks jüngerem Bruder, übertragen (der Dreh auf den Philippinen wurde zu einer Katastrophe, als ein von Cannon gemieteter Armeehubschauber abstürzte und vier Menschen dabei starben). Firstenberg verblieb bis zur glücklichen Geburt seiner zweiten Tochter bei seiner Ehefrau, arbeitete aber nie wieder mit Menahem Golan zusammen und war bei Cannon erst einmal raus (er inszenierte später noch AMERICAN SAMURAI für die kurzlebige Reinkarnation von Cannon unter Yoram Globus, ohne Menahem Golan: auch das keine glückliche Erfahrung für Firstenberg, als der Chef der Post-Produktion den Film umschneiden ließ. Nach dem Rezept von Orson Welles schickte Firstenberg ein Memo an den Cannon-Produktionschef Christopher Pearce, in dem er seine Schnittentscheidungen erklärte, was allerdings ignoriert wurde. AMERICAN SAMURAI ist auch tatsächlich der einzige Film, von dessen Endschnitt-Fassung sich Firstenberg explizit distanziert).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Es begann also Firstenbergs Post-Cannon-Karriere, und seinen nächsten Auftrag bekam er nicht von einem Filmproduzenten, nicht von einem Filmstudio – sondern von einem texanischen Bauunternehmer-Ehepaar! Troy Dale und Regina Dale hatten sich in Fassaden-Dekorationselemente spezialisiert, waren damit steinreich geworden, verkauften einen Teil ihres Geschäfts und hatten jetzt Lust, Geld im Filmgeschäft zu investieren. Ihre Sekretärin, Valerie Vance, vermittelte den Kontakt zu ihrem Ehemann, Samuel Vance, selbst nach eigener Aussage ein Vietnamveteran, der ein Filmdrehbuch in der Schublade hatte. Das Doppel-Paar Dale und Vance tat sich also zusammen und entschied sich, einen Film auf Grundlage von Samuel Vances Drehbuch zu machen. Dafür brauchten sie einen schwarzen Hauptdarsteller und so begannen sie in der Actionabteilung der Videothek ihres Vertrauens zu recherchieren. Sie kamen auf Steve James, dem charismatischen Nebendarsteller in AMERICAN NINJA. Die Credits im Video gaben einen gewissen "Sam Firstenberg" als Regisseur aus. Also sollten Steve James und Sam Firstenberg mit von der Partie sein. Gemäß dieser Erzählung von Marcus Manton, dem Cutter von RIVERBEND (vorher auch von Firstenbergs BREAKIN' 2: ELECTRIC BOOGALOO und AMERICAN NINJA), kamen also Hauptdarsteller und Regisseur auf diese Weise zu diesem Projekt (diese Geschichte über die Auswahl von Hauptdarsteller und Regisseur anhand eines geliehenen Videos erzählt Firstenberg selbst nicht, auch wenn er die Anfänge des Projekts durch die Ehepaare Dale und Vance bestätigt).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Abgesehen von Firstenberg, Steve James, Margaret Avery und Assistent David Womark (ein ehemaliger Kommilitone Firstenbergs an der Filmhochschule in L.A. und langjähriger Cannon-Veteran) war die Drehcrew fast komplett lokal, also texanisch. Gedreht wurde in sechs Wochen à sechs Drehtage in April und Mai 1988 in den texanischen Gemeinden Maypearl, Venus und Waxahachie (mit knapp über 18.000 Einwohnern im Jahr 1990 die größte der drei). Diese drei Drehorte teilt sich RIVERBEND übrigens mit BONNIE AND CLYDE. Das Period-Feeling war mit relativ geringen Mitteln zu erreichen, da diese Städtchen Ende der 1980er Jahre nicht wesentlich anders als Mitte der 1960er Jahre aussahen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Steve James war natürlich schon damals bekannt aus diversen Nebenrollen in Actionfilmen von Cannon (darunter Curtis Jackson in AMERICAN NINJA). RIVERBEND war eine seltene Hauptrolle für den vielleicht schauspielerisch nicht besonders filigranen, dafür aber umso mehr charismatischen und markanten Darsteller. Damals war noch nicht vorauszusehen, dass RIVERBEND zu seiner späten Karrierephase gehören würde: James verstarb 1993 mit nur 41 Jahren an Krebs.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mit Margaret Avery war sogar eine Oscar-nominierte Schauspielerin (1985, als Nebendarstellerin für Spielbergs THE COLOR PURPLE) dabei, auch wenn die Figur der Belle leider nicht besonders mit Komplexität glänzen darf. Eine sehr denkwürdige, geradezu bombastische Performance gibt auch der Texaner Tony Frank, der viel für das Fernsehen gedreht hatte (aber auch Nebenrollen für Walter Hill, Oliver Stone und Clint Eastwood): für den im echten Leben ganz und gar antirassistisch eingestellten Frank war die Rolle des Sheriff Jake besonders herausfordernd.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das Projekt gestaltete sich aus Firstenbergs wie auch Mantons Sicht von Anfang an eher schwierig. Die Ehepaare Vance und Dale, die von Problemen des Filmemachens kaum etwas verstanden, stellten sich offenbar sehr beratungsresistent. Samuel Vances Originaldrehbuch war extrem lang und Firstenberg empfahl sowohl dem Vance- als auch dem Dale-Ehepaar, es zu kürzen, um eine praktikable Arbeitsgrundlage zu haben. Doch er wurde angewiesen, das Drehbuch Seite für Seite zu verfilmen: "He (the producer) focused on maximizing his investment instead of concentrating on seeking less material but rather make it better material. His attitude was 'I want every page filmed!' So from my point of view, this was not good, but it was his investment, his intention, and he did not listen to me." Mit anderen Worten: Firstenberg musste ein in dieser Form und in diesem Umfang eigentlich unfilmbares Drehbuch filmen, mit einem eher mäßigen Budget und in einer Drehtagzahl, die die bereits nicht üppige Anzahl der üblichen Drehtage bei Cannon noch unterschritt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Quitting kam dann, als das Material abgedreht war und geschnitten werden musste: Marcus Manton begann, den Film zu schneiden. Aufgrund der enormen Fülle des Materials kam er nur langsam voran. Bei der Hälfte des geplanten Films war er schon bei über anderthalb Stunden Laufzeit: der in dieser Form geschnittene Film hätte also über drei Stunden gedauert. Dale ließ daraufhin den Schnittprozess abbrechen. Es war genau das passiert, wovor Firstenberg gewarnt hatte: ein zu langes Drehbuch, zu viel Drehmaterial – alles zu viel. Manton wurde angeordnet, den Work-in-Progress-Schnitt zu verwerfen und das ganze Material nunmehr so schnell wie möglich auf eine "normale" Spielfilmlänge nach Gutdünken zusammenzuschneiden. In dem Buch <i>Stories from the Trenches</i> bemerkt Manton dann auch: "It would have been much smarter to cut the whole thing down in the first place, and put all the money into the ninety minutes. This way they put it into three hours and threw half of it away." Manton sieht RIVERBEND aus heutiger Sicht auch als<span class="Apple-converted-space"> </span>völlig zerschnitten: "I don't remember feeling it plays as a movie."</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Irgendwann während des Prozesses kam es dann auch zu einem Streit zwischen Samuel Vance und Troy Dale: Dale bootete die Vances aus und übernahm das Projekt in eigene Hände. Nach der Fertigstellung von Mantons Schnitt fügte er auch selbst die Musik bei – mit einem nicht immer sicheren Händchen: die wiederkehrende, bluesige und dann in leichten Variationen wiederkehrende Titelmelodie ist recht gelungen, aber an manch anderer Stelle klingt es so, als hätte Dale bei Aerobic-Trainingsvideos den Score geklaut: Szenen, die mit der passenden Musik wahrscheinlich viel emotionaler wirken könnten, werden teils "sabotiert".</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-oBPmNsMiNVs/YJ-Hb_ol1fI/AAAAAAAACpg/vYYz-9EmyKYzCKDGq5JAmR8qolCvujJTwCLcBGAsYHQ/s1066/riverbend_ende.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" src="https://1.bp.blogspot.com/-oBPmNsMiNVs/YJ-Hb_ol1fI/AAAAAAAACpg/vYYz-9EmyKYzCKDGq5JAmR8qolCvujJTwCLcBGAsYHQ/s320/riverbend_ende.png" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ein versöhnliches, fast utopisches Ende</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In <i>Stories from the Trenches</i> spart Firstenberg nicht mit Kritk an dem, was nicht so gut gelaufen ist (das Gespräch zwischen Quentin und Belle auf ihrer Terrasse, die die Romanze beginnt, sieht er als misslungen und emotional nicht involvierend), steht aber, wie auch bei den meisten seiner Filme, durchaus fest dahinter:<span class="Apple-converted-space"> </span>"All those moments ended up in the movie exactly the way I envisioned them to be. [...] Let's say RIVERBEND is ninety-five percent my version." Zwischen den Zeilen meint man auch zu spüren, dass Firstenberg RIVERBEND einen besonderen Platz in seiner Filmographie einräumt. Der Bemerkung Marco Siedelmanns, dass der Film an einigen Stellen doch zu dunkel sei, widerspricht Firstenberg vehement und verweist auf die schlechte Qualität der verfügbaren Versionen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RIVERBEND kam tatsächlich nie in eine reguläre Kinoauswertung. Der Film wurde beim Houston Film Festival im Frühjahr 1989 gezeigt. Zum Vertrieb wurde er an Paramount verkauft. Paramount soll wohl einige Testscreenings durchgeführt haben, die nicht besonders erfolgreich ausfielen und hat danach den Film nur auf VHS herausgebracht (Firstenberg vermutet, dass der Film thematisch zu explosiv war und deshalb als Direct-to-Video-Actioner vermarktet wurde). Die Subfirmen von Paramount, die für den Vertrieb verantwortlich waren, existieren nicht mehr und die Rechte bleiben ungeklärt. Firstenberg schreibt zwar, dass der Film an keine anderen Länder verkauft wurde, aber auf IMDb findet sich ein Hinweis auf eine deutsche Videopremiere und in der OFDb finden sich gleich zwei deutsche VHS-Fassungen (wenngleich keine Spur auf eine Kinoauswertung).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Film ist bislang nur auf VHS verfügbar, im beschnittenen Format von 1.33:1 statt 1.85:1.<span class="Apple-converted-space"> </span>Der Film läuft da 96 Minuten (in vielen Quellen ist als Originallänge 106 Minuten zu finden). Rips einer solchen VHS-Version findet man online, eines davon auf <a href="https://www.youtube.com/watch?v=NY-DD4WqJd0" target="_blank">Sam Firstenbergs persönlichen YouTube-Channel</a> (in einem der Kommentare dort merkt er an, dass es ein Herzensprojekt war, diesen Film wieder verfügbar zu machen). Die Bildqualität ist leider grausig, eine unheilvolle Allianz aus trübstem VHS-Matsch und völlig ausgefransten digitalen Pixelwolken und macht die Sichtung unabhängig vom Standpunkt zum Film leider zu einer harten Durchhalteprobe.</span></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-68444682201231125782021-02-21T11:55:00.000+01:002021-02-21T11:55:15.297+01:00In eigener Sache: Audiokommentar zu "Gangster sterben zweimal"<p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://www.forgotten-film-entertainment.de/images/J2Store/full/013_full.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="593" height="400" src="https://www.forgotten-film-entertainment.de/images/J2Store/full/013_full.png" width="297" /></a></div><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wer auf "Whoknows Presents" meine Texte liest, sollte in der Regel ein bisschen Zeit mitbringen. Und wer mich gerne lange liest, kann mir demnächst auch lange zuhören, sogar über 100 Minuten: am 19. März erscheint Mino Guerrinis Heist-Movie GANGSTERS '70 ("Gangster sterben zweimal") in einer wunderschönen Liebhaber-Bluray-Edition beim Label Forgotten Film Entertainment, zum ersten Mal ungeschnitten und im korrekten Scope-Bildformat (<a href="https://www.forgotten-film-entertainment.de/filme/gangster-sterben-zweimal" target="_blank">hier bestellbar direkt bei Forgotten Film Entertainment</a>). Unter den zahlreichen Bonusmaterialien befindet sich unter anderem auch ein Audiokommentar mit dem wunderbaren Robert Wagner von <a href="http://www.eskalierende-traeume.de" target="_blank">Eskalierende Träume</a> sowie meiner Wenigkeit. Wir fachsimpeln zusammen unter anderem über die Verbindungen zwischen Mickey Mouse und Mario Bava, über Nasenstift-Fetischismus und die niederschmetternde Glamourlosigkeit von Lunches unter Kriminellen, über die Nutzung von Rouge bei alternden Männern und exklusive Auto-Sonderserien von Lamborghini... Wem das zu langweilig wird, kann natürlich auch zum anderen Audiokommentar mit Udo Rotenberg und Konstantin Hockwin switchen. Oder einfach wieder zum Filmton wechseln...</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">... denn die Hauptattraktion der Edition bleibt natürlich der Film selbst: eine Heist-Geschichte um einen alternden Gangster (Joseph Cotten), der frisch aus dem Gefängnis entlassen einen letzten großen Coup, nämlich einen Raubüberfall auf einen Geldtransport am Flughafen, wagen möchte – wobei schon recht früh vieles schief geht. Klingt zunächst sehr klassisch, doch schon nach wenigen Minuten fällt auf, dass "Gangster sterben zweimal" vor allem visuell ein ungemein aufregender Film ist: ein prachtvoller Scope-Film mit einer sehr expressiven Bildgestaltung, bei der immer wieder Figuren von Gegenständen an den Rand gedrängt werden, mit Jumpcuts und gekippten Perspektiven (teils kopfüber), einigen spektakulären Handkameraszenen, Zooms, dazu immer wieder lange Momente, die komplett in Spiegelungen gefilmt oder von gespiegeltem Glas verdeckt sind. Einige der kurzen, eruptiven Actionsequenzen und Schiessereien erinnerten Robert an die Actioninszenierung des Hong Konger Kinos der 1980er (hier sozusagen etwa 15 Jahre vorweg genommen). GANGSTERS '70 wird in der restaurierten Edition von Forgotten Film Entertainment als zweite Veröffentlichung der "Italo-Cinema Collection" fantastisch aussehen. Und er wird toll klingen: die Bilder werden von Egisto Macchis dissonant-avantgardistischen Score wunderbar getrieben.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Regisseur, Mino Guerrini, hatte mich in seinem an THE IPCRESS FILE angelehnten Eurospy-Film SICARIO 77, VIVO O MORTO <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/09/tutto-e-filmbericht-vom-5-terza-visione.html" target="_blank">schon beim Terza Visione 2018</a> mit seiner expressiven Inszenierung beeindruckt. Von den Darstellern ist natürlich vor allem Joseph Cotten bekannt, doch im Laufe des Films avanciert der eher unbekanntere Giulio Brogi zur eigentlichen schauspielerischen Attraktion des Films. Er spielt einen durch Drogensucht gefallenen Sportschützen-Champion, der unter Not in den Coup involviert wird. Seine Figur erinnert ein wenig an Yves Montands trinksüchtigen Scharfschützen in <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Jean-Pierre%20Melville" target="_blank">Jean-Pierre Melvilles</a> zwei Jahre später in die Kinos gestarteten LE CERCLE ROUGE. Mit Melvilles Film teilt "Gangster sterben zweimal" auch die melancholische, schwermütige, pessimistische und bedrückende Atmosphäre und das Gefühl einer merkwürdig entvölkerten, abstrakten Genre-Parallelwelt (hier gleichwohl weniger amerika-fetischistisch).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Gangster sterben zweimal" – der deutsche Verleihtitel ist tatsächlich sehr schön und treffend – ging, soweit ich es nachvollziehen konnte, trotz Vertrieb bin in die USA beim Publikum Ende der 1960er Jahre unter. Als poliziesco all'italiana kam er in Italien wohl zu früh, vor der großen Welle (und der Originaltitel war wohl nicht gerade sehr catchy). Als klassischer, amerikanisch inspirierter Heist-Movie kam er wohl zu spät (bzw. konnte nicht wie Melville mit publikumswirksamen Stars aufwarten). Seine größtenteils unsympathischen und schwierigen Charaktere machen ihn eher unwohlfühlig... Jetzt müsste aber endlich die Zeit für ihn gekommen sein. In vier Sichtungen innerhalb von knapp drei Monaten, vom ersten Kennenlernen bis zum gemeinsamen Einsprechen des Audiokommentars mit Robert, hat mich der Film immer wieder gefesselt und verblüfft.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und jetzt kann er auch dich immer wieder fesseln und verblüffen, lieber Leser!</span></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-73642495587018342462021-02-15T00:55:00.001+01:002021-02-15T01:09:30.761+01:00Dr. Wise erklärt, wie man das Virus besiegt - und wie man es nicht macht!<div><iframe allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="https://www.youtube-nocookie.com/embed/hn1OvVwtC24" width="560"></iframe>
<br /><br /></div><div style="text-align: justify;">
Der Film wurde 1919 vom britischen <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Local_Government_Board">Local Government Board</a> (LGB), das u.a. für Fragen der öffentlichen Gesundheit zuständig war, als Reaktion auf die verheerende <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Grippe">Spanische Grippe</a> in Auftrag gegeben. Sir Arthur Newsholme, der damalige Chief Medical Officer des LGB, dürfte den Anstoß dazu gegeben haben, der eigentliche Produzent war aber <a href="https://www2.bfi.org.uk/films-tv-people/4ce2b9f29270a">Joseph Best</a> (der zuvor auch schon einen Film über Geschlechtskrankheiten gemacht hatte). Ob Best auch als Regisseur fungierte, und wer die sonstigen Mitwirkenden waren, weiß ich nicht. Der Film lief wohl im Vorprogramm der regulären Kinos, aber erst 1919, als die zweite Welle der Spanischen Grippe (die in England im Oktober 1918 begonnen hatte) schon im Abklingen war, und angeblich gab es auch nicht genügend Kopien für einen wirklich flächendeckenden Einsatz. Viele Kinobetreiber hatten auch keine Lust mehr, ständig "Public Information Films" vorführen zu müssen. Es ist also fraglich, ob DR. WISE ON INFLUENZA überhaupt eine größere Wirkung entfaltete. Nicht zuletzt als Reaktion auf die Pandemie und die unzureichenden Maßnahmen dagegen wurde 1919 in Großbritannien ein Gesundheitsministerium eingeführt, auf das die gesundheitspolitischen Aufgaben des LGB übertragen wurden.
<br /><br />
DR. WISE ON INFLUENZA ist fast ein Unikum, denn ansonsten wurde die Spanische Grippe im britischen Film praktisch totgeschwiegen - weder im Spielfilm noch in Wochenschauen wurde sie thematisiert. Man wollte wohl zunächst in Kriegszeiten alles vermeiden, was die Bevölkerung in Panik hätte versetzen können, und nach Ende des Ersten Weltkriegs kam man nur schwer wieder aus diesem Modus heraus. Es scheint aber zumindest 1920 noch einen weiteren (und nur 90 Sekunden dauernden) Influenza-Film gegeben zu haben, den sich Christopher Addison, der erste Gesundheitsminister, als Erfolg auf die Fahnen schrieb. Angeblich haben den 30 Mio. Briten gesehen, so behauptete zumindest Addison. DR. WISE ON INFLUENZA hat in den Archiven des British Film Institute (BFI) die Zeiten überdauert und wurde im letzten Sommer aus naheliegenden Gründen erneut der Öffentlichkeit präsentiert. Die hier eingebettete Version wurde allerdings stark bearbeitet. Nicht nur die Farbe wurde künstlich hinzugefügt, es wurden auch viele Szenen stark gekürzt. Vielleicht wurde auch die Abspielgeschwindigkeit etwas erhöht. Auf dem YouTube-Kanal des BFI gibt es <a href="https://www.youtube.com/watch?v=84nq2KxZMBw">die unbearbeitete Version des Films</a>, die dem ursprünglichen Seherlebnis offensichtlich viel näher kommt. Da hat man dann auch genug Zeit, um in Ruhe die Zwischentitel zu lesen.
<br /><br />
Viele der vom fiktiven Dr. Wise empfohlenen Maßnahmen wirken für uns von der Pandemie Gebeutelten erstaunlich zeitgemäß und vertraut. Nur das Gurgeln mit Kaliumpermanganat würde man heute wohl nicht mehr empfehlen. Und es gibt im Film sogar Bilder des Erregers zu sehen! Oder etwa doch nicht? Nein, natürlich nicht. Bekanntlich wird die Grippe, und damit auch die Spanische Grippe, von Viren verursacht, und die konnte man in den damaligen Lichtmikroskopen überhaupt nicht sehen. Das gelang erst mit dem Elektronenmikroskop, doch das wurde erst in den 30er-Jahren entwickelt. Außerdem wimmelt und wuselt da nichts, sondern das Elektronenmikroskop liefert nur statische Bilder. Uns werden hier also x-beliebige Mikroben als angebliche Erreger untergejubelt (wenn nicht gar ein begabter Animationskünstler am Werk war). Freilich sollte man nachsichtig sein, denn das Influenzavirus wurde auch erst in den 30er-Jahren als Verursacher der Krankheit nachgewiesen - vorher zog man auch Bakterien in Betracht. Das BFI allerdings schrieb begleitend zur Neuveröffentlichung des Films: "Look out for some impressive microscopic footage of the deadly microbes in question [...]" - und das ist dann doch eine etwas dreiste Aufschneiderei. Aber zum Ausgleich dafür hat uns das BFI auch <a href="https://www.bfi.org.uk/features/silent-film-great-pandemic-1918">diesen lesenswerten Artikel</a> von Bryony Dixon über den Film und seine Begleitumstände spendiert, in dem übrigens auch auf die Nöte der damaligen Kinobetreiber eingegangen wird, die den heutigen durchaus ähnlich waren. Interessante Informationen enthält auch <a href="https://history.blog.gov.uk/2018/09/13/the-flu-that-wasnt-spanish/">dieser Artikel</a> über die damalige Situation auf der Insel und die Maßnahmen des LGB.</div>Manfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-13391044369142593622021-02-02T01:47:00.000+01:002021-02-02T01:47:41.059+01:00Eine Seuche aus China und der Faschismus<div>BÍLÁ NEMOC (DIE WEISSE KRANKHEIT)<br />
Tschechoslowakei 1937<br />
Regie: Hugo Haas<br />
Darsteller: Hugo Haas (Dr. Galén), Zdeněk Štěpánek (der Marschall), Bedřich Karen (Prof. Sigelius), Václav Vydra (Baron Krog), František Smolík (Krogs Buchhalter), Helena Friedlová (dessen Frau), Ladislav Boháč (Pavel Krog), Karel Dostal (Propagandaminister)
<br /><br /></div><div style="text-align: justify;">
Wir befinden uns im Jahr 1937 in einer ungenannten und halb fiktiven europäischen Großmacht, die aber Parallelen zu Nazi-Deutschland aufweist. Das Land wird diktatorisch regiert von einem Marschall, dessen Name ungenannt bleibt und auch unwichtig ist - "der Marschall" ist im Film so eindeutig wie in der damaligen Realität "der Führer" oder "der Duce". Abgesehen von seinen Uniformen erinnert der Marschall äußerlich nicht sehr an Mussolini oder Franco und gar nicht an Hitler, eher an Juan Perón (der aber erst in den 40er Jahren die große Bühne betrat). Doch der Diktator verfolgt eine aggressive Aufrüstungspolitik, die in die Eroberung neuen "Lebensraums" münden soll, wie er in Reden vor den jubelnden Massen ganz unverblümt verkündet. Es wird nicht explizit gesagt, dass dieser Lebensraum "im Osten" liegen soll, aber die Parallele zu Hitlers Eroberungspolitik ist trotzdem offensichtlich. Erstes Ziel soll ein kleines und scheinbar wehrloses Nachbarland sein, das auch nicht namentlich genannt wird, in dem man aber zwanglos die damalige Tschechoslowakei erkennen kann. Eine wichtige Stütze der militärischen Pläne ist der Rüstungsindustrielle Baron Krog, der in seinen Fabriken nicht nur Flugzeuge und Panzer, sondern auch Giftgas produzieren lässt. Sein Neffe Pavel ist der Adjutant und zukünftige Schwiegersohn des Marschalls - die Allianz der deutschen Schwerindustrie (Krupp, Flick, Thyssen etc.) mit Hitler lässt grüßen.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-r75YRrKE1ZY/YBiYShpEIbI/AAAAAAAADho/APb5fl3oM_4bSmQcXMsK22gRjQP2bmn0wCLcBGAsYHQ/s1480/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_1.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1480" height="292" src="https://1.bp.blogspot.com/-r75YRrKE1ZY/YBiYShpEIbI/AAAAAAAADho/APb5fl3oM_4bSmQcXMsK22gRjQP2bmn0wCLcBGAsYHQ/w400-h292/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_1.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Marschall hält eine Rede; der Zivilist links ist der Propagandaminister, der natürlich an Goebbels erinnert<br /></td></tr></tbody></table>
BÍLÁ NEMOC ist also eine politische Allegorie auf die damaligen Zeitumstände, aber es gibt einen wichtigen zusätzlichen Punkt: Es grassiert eine tödliche Pandemie, die ihren Ursprung in China hat. Offiziell heißt die Krankheit Morbus Chengi, nach dem chinesischen Wissenschaftler, der sie in Peking erstmals nachgewiesen und beschrieben hat. Doch allgemein wird sie "die Weiße Krankheit" genannt, nach dem ersten Symptom: kleine weiße Flecken auf der Haut, in denen die Sinnesrezeptoren abgestorben sind. Die Flecken vergrößern sich, und die Haut und das Gewebe darunter gehen ähnlich wie bei Lepra in Verwesung über, was üblen Gestank und heftigste Schmerzen verursacht und in wenigen Monaten zum sicheren Tod führt. Anders als eine wohlbekannte heutige Pandemie wird die Weiße Krankheit von Bakterien verursacht. Sie befällt aber nur Personen ab einem Alter von ungefähr 45 bis 50, die Jüngeren sind immun. Ein Heilmittel gibt es nicht, und Prof. Sigelius, Leiter einer großen Klinik und wichtigste medizinische Autorität im Land, empfiehlt zur Behandlung nur Desinfektionsmittel gegen die Geruchsbelästigung und Morphium für die Kranken im Endstadium. Der Marschall aber spielt die Seuche herunter und wähnt sich immun, gewissen heutigen Staatenlenkern nicht unähnlich.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Ikdxuz3SBbY/YBiYShQm7oI/AAAAAAAADhw/_EXFrrYV0WQthoT5piT7MBXlbFxLHLiKgCLcBGAsYHQ/s1480/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_2.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1480" src="https://1.bp.blogspot.com/-Ikdxuz3SBbY/YBiYShQm7oI/AAAAAAAADhw/_EXFrrYV0WQthoT5piT7MBXlbFxLHLiKgCLcBGAsYHQ/s400/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_2.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Prof. Sigelius - in seiner Klinik ein Diktator im Kleinen<br /></td></tr></tbody></table>
Die Lage ändert sich, als der einfache Hausarzt Dr. Galén (der Name ist eine Referenz an Galen, neben Hippokrates berühmtester Arzt der Antike) in der Klinik von Prof. Sigelius vorstellig wird. Er hat nämlich als bislang einziger doch ein Heilmittel für die Seuche entdeckt und in seiner Armenpraxis erfolgreich angewendet. Nur sehr mühsam kann er den arroganten Professor, der gegenüber seinen Untergebenen und dem einfachen Arzt Galén selbstherrlich und gegenüber dem Marschall subaltern auftritt, davon überzeugen, in der Klinik einen kontrollierten Versuch mit dem Medikament zu gestatten. Doch dieser gerät zu einem vollen Erfolg, der auch dem Marschall nicht verborgen bleibt, und Sigelius sonnt sich in dem Erfolg. Es gibt aber einen Haken. Dr. Galén hatte sich ausbedungen, die Kranken in der Klinik selbst zu behandeln, und er weigert sich, die Rezeptur des Heilmittels an den Professor oder sonst irgendwen zu verraten. Genauer gesagt, er knüpft es an eine Bedíngung: Erst wenn der Marschall und andere bedeutende Staatschefs dem Militarismus abschwören und eine allgemeine Friedensordnung ausrufen, wird er seine Formel der Öffentlichkeit übergeben. Bis dahin wird er neben der genau bemessenen Zahl der Versuchspatienten in der Klinik nur die Armen in seiner Praxis behandeln. Als Galén in der Klinik einer Abordnung von Journalisten von seiner Bedingung berichtet, wird er vom erbosten linientreuen Sigelius hinausgeworfen und zieht sich erst mal in seine Praxis zurück.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-AQiC93hCW6w/YBiYSjHKEiI/AAAAAAAADhs/rXKYt-CT2MIMhw9sD_sQuZrMMrc1gUZSACLcBGAsYHQ/s1480/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_3.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1480" src="https://1.bp.blogspot.com/-AQiC93hCW6w/YBiYSjHKEiI/AAAAAAAADhs/rXKYt-CT2MIMhw9sD_sQuZrMMrc1gUZSACLcBGAsYHQ/s400/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_3.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Dr. Galén<br /></td></tr></tbody></table>
Parallel zu diesen Entwicklungen hat der Film auch die Geschichte eines Angestellten von Baron Krog verfolgt. Zunächst nur ein kleines Licht, rückt er zum Chefbuchhalter auf, weil gleich eine Reihe seiner Vorgänger in dieser Position der Weißen Krankheit erlegen sind. Der Mann ist ein reaktionärer Kleinbürger, ein Mitläufer par excellence, der auch die Kriegspläne des Herrschers voll und ganz unterstützt. Erst als er bemerkt, dass seine Frau einen jener weißen Flecken vor ihm verborgen hält, setzt langsam ein Umdenken bei ihm ein, und schließlich landet er mit seiner Frau in Galéns Praxis. Noch jemand findet sich dort ein, nämlich inkognito Baron Krog. Der hat nämlich auch einen weißen Fleck an sich entdeckt und will sich die rettende Behandlung erschleichen, indem er einen Armen mimt. Dr. Galén bestätigt die niederschmetternde Diagnose, aber er durchschaut Krogs Schwindel und weigert sich, ihn zu kurieren. Der bricht daraufhin regelrecht zusammen und fleht den Marschall an, seine Kriegspläne aufzugeben. Als der sich natürlich weigert, erschießt sich der Baron. Kurz darauf beginnt der Einmarsch in das Nachbarland, doch der Widerstand dort ist erheblich größer als erwartet und zumindest vorerst nicht erfolglos. Und dann bemerkt der Marschall, dass auch er gegen alle seine Erwartungen von der Weißen Krankheit befallen ist. Im Handumdrehen ist nun alles anders: Der Marschall ruft seine Truppen zurück, lässt eine Friedensvereinbarung aufsetzen und ruft Dr. Galén zu sich. Doch der läuft direkt vor dem Präsidentenpalast einem aufgebrachten Mob in die Hände, der die neue Situation noch nicht begriffen hat ...
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Ln5FiDIwA9o/YBiYTHvXLFI/AAAAAAAADh0/3WHXm7hC5nosneuYz-ZP0tJUfhiraCchQCLcBGAsYHQ/s1480/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_4.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1480" src="https://1.bp.blogspot.com/-Ln5FiDIwA9o/YBiYTHvXLFI/AAAAAAAADh0/3WHXm7hC5nosneuYz-ZP0tJUfhiraCchQCLcBGAsYHQ/s400/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_4.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Marschall und Baron Krog, Partner im Geschäft und in der Politik<br /></td></tr></tbody></table>
BÍLÁ NEMOC entstand in den Prager Barrandov-Studios, in den 30er Jahren das Zentrum der florierenden tschechoslowakischen Filmindustrie. Der Film beruht auf dem gleichnamigen dreiaktigen Bühnenstück von <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Karel_%C4%8Capek">Karel Čapek</a> (der auch die Vorlage für <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/01/krakatit-der-gefahrlichste-sprengstoff.html">KRAKATIT</a> geliefert hatte), das im Januar 1937 in Prag Premiere hatte, fünf Monate lang aufgeführt wurde und auch erfolgreich im europäischen Ausland lief - aber natürlich nicht in Deutschland. Der deutsche Gesandte in Prag fühlte sich sogar zu einer Protestnote bemüßigt. Der im mährischen Brünn/Brno geborene <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Haas">Hugo Haas</a> (1901-1968) war damals sowohl als Schauspieler wie auch als Regisseur beliebt und erfolgreich. Haas als Dr. Galén, Zdeněk Štěpánek als der Marschall und Bedřich Karen als Prof. Sigelius (und vielleicht noch weitere Darsteller) hatten ihre Rollen schon auf der Prager Bühne gespielt und wiederholten sie dann im Film, den Haas auch inszenierte (im Gegensatz zur Bühnenfassung, bei der Karel Dostal, der Propagandaminister im Film, Regie führte). Der Film hält sich weitgehend an die Vorlage und er kam im Dezember 1937 in die Kinos. Haas inszenierte ohne größere filmische Höhepunkte, aber auch ohne größere Schwächen, und allein schon als zeitgeschichtliches Dokument ist er allemal noch sehenswert. Nur eine gewisse Naivität oder grundlosen Optimismus könnte man im Rückblick bemängeln - wenn doch nur alle Kriegstreiber und Faschisten so schnell umfallen würden wie der Baron und der Marschall ... Bekanntlich entwickelten sich die Dinge in der echten Tschechoslowakei schlechter als in ihrem halb-fiktiven Filmgegenstück. Der aus einer jüdischen Familie stammende Hugo Haas floh in die USA (sein Vater und sein Bruder Pavel, ein Komponist, wurden von den Nazis ermordet) und kam in Hollywood unter, vorerst aber nur als Schauspieler. Erst 1951 hatte er so viel Geld angespart, dass er eine kleine Produktionsfirma gründete und wieder als unabhängiger Regisseur, Produzent und sein eigener Hauptdarsteller arbeiten konnte. Es handelte sich dabei durchweg um Billigproduktionen, die aber <a href="https://hollywoodeinst.blogspot.com/2020/07/lizzie-1957.html">interessant gestaltet waren</a> und heute einen guten Ruf genießen, auch wenn sie damals wenig beachtet wurden. Seinen Lebensabend verbrachte Hugo Haas dann in Österreich, er starb 1968 in Wien.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-8vf_WjWE43Y/YBiYTT4zDhI/AAAAAAAADh8/fXYKkhGFZh4c5PFYIGoeYMptzAEaKiiZgCLcBGAsYHQ/s1480/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_5.JPG" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1480" src="https://1.bp.blogspot.com/-8vf_WjWE43Y/YBiYTT4zDhI/AAAAAAAADh8/fXYKkhGFZh4c5PFYIGoeYMptzAEaKiiZgCLcBGAsYHQ/s400/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_5.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Marschall besucht die Klinik, und das Personal steht stramm<br /></td></tr></tbody></table>
BÍLÁ NEMOC wurde 2016 in einer internationalen Zusammenarbeit vom Nationalen Filmarchiv Prag und vom Ungarischen Filmlabor in Budapest mit Geldmitteln aus weiteren Ländern digital restauriert. Diese Version ist in sehr guter Qualität und mit wahlweisen englischen Untertiteln <a href="https://www.youtube.com/watch?v=HJMUIBEzYnI">auf einem YouTube-Kanal, der vom Nationalen Filmarchiv Prag gemeinsam mit weiteren Institutionen betrieben wird</a>, ansehbar, wird dort aber unerquicklich oft von Werbung unterbrochen. Die restaurierte Fassung ist auch einzeln und zusammen mit KRAKATIT auf Blu-ray erhältlich, und es gibt auch ältere DVDs, ebenfalls einzeln und zusammen mit KRAKATIT.
</div>
<br />
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Z6-C7v2ooGI/YBiYTcYXRpI/AAAAAAAADh4/B2QNNf86g_YRRm14tyFr4_Il5kCsWbm1gCLcBGAsYHQ/s1480/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_6.JPG" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1480" src="https://1.bp.blogspot.com/-Z6-C7v2ooGI/YBiYTcYXRpI/AAAAAAAADh4/B2QNNf86g_YRRm14tyFr4_Il5kCsWbm1gCLcBGAsYHQ/s400/Die_wei%25C3%259Fe_Krankheit_6.JPG" width="400" /></a></div>Manfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-53317960991083314542021-01-03T13:29:00.001+01:002021-01-03T13:29:50.261+01:002020 im persönlichen Rückblick<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-XRJHTU-bwQs/X-8DYFY_KCI/AAAAAAAAChY/I4S0qKYWyMEEIwpXJaw5xmyDJURzI83-QCLcBGAsYHQ/s1280/bringing_out_the_dead_01012020.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="541" data-original-width="1280" height="169" src="https://1.bp.blogspot.com/-XRJHTU-bwQs/X-8DYFY_KCI/AAAAAAAAChY/I4S0qKYWyMEEIwpXJaw5xmyDJURzI83-QCLcBGAsYHQ/w400-h169/bringing_out_the_dead_01012020.png" width="400" /></a></div><br /><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;"><br /></span><p></p><p><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;">Ein unschönes Jahr vorbei...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Festivals, Filmveranstaltungen, Reihen</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich bin seit 2017 zu einem regelmäßigen Besucher von Filmfestivals, Filmwochenenden, Filmretrospektiven geworden. 2019 bin ich auf ein Rekord von 11 solcher Veranstaltungen gekommen. Die Vorstellung von zwei Wochen Pauschalurlaub am Strand im Sommer gehört zu den wahrscheinlich Top-Ten meiner Visionen von der Hölle. Lieber verbringe ich meinen Urlaub über verlängerte Wochenenden verteilt bei Kinoveranstaltungen. Im Pandemiejahr – wobei angesichts der aktuellen Situation klingt das zu "abgeschlossen" ("in diesem ersten Pandemiejahr" wäre wohl korrekter) – fiel das goEast-Festival in der gewohnten Form aus, das heiß geliebte Terza Visione fiel aus, nach einer Phase, in der Kino wieder möglich war, fiel auch das Karacho-Festival des Actionfilms in Nürnberg aus, ebenso das herbstliche Italo-Filmwochenende. Zwei Veranstaltungen in Frankfurt, eine zum unabhängigen anglophonen Horrorkino der 1970er Jahre und eine zum spanischen Kino der Post-Franco-Ära, wurden vorerst verschoben. Ich habe auf Sweet Movies Mitte März verzichtet (das gerade noch knapp stattfand). Und nicht zuletzt wurde das Jenaer Kurzfilmfestival cellu l'art nicht nur einmal (für den April-Termin), sondern zweimal (für den alternativen November-Termin) verschoben und schließlich in einer reinen Online-Edition ausgetragen: als Teil des Orga-Teams, dem ich seit Dezember 2019 angehöre, war das eine aufreibende, stressige und immer wieder frustrierende Situation. Die Austragung in der Online-Edition hat mich in meinem seit 2017 erneuerten Glauben an das Kino als physischer Ort von Film verstärkt, um es mal positiv zu formulieren.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Angesichts der Umstände bin ich sehr dankbar, dass ich immerhin drei sehr schöne Filmveranstaltungen dieses Jahr besuchen konnte. Der <b>19. außerordentliche Filmkongress des Hofbauer-Kommandos</b> fand Anfang Januar 2020 statt. Aufgrund eines ebenfalls Anfang Januar begonnenen neuen Jobs konnte ich nur das Zeitfenster zwischen Freitag Abend und Sonntag späten Nachmittag besuchen. Doch trotzdem: wieder Unfassbares, Unglaubliches, Faszinierendes... Ivana Massettis unklassifizierbarer DOMINO, gereicht als "Edel-Videoknüppel" am Samstag Nachmittag, der anfänglich befremdliche, aber dann zunehmend faszinierende Partyhöllen-Reportfilm MALLE, die exklusiven Sondervorstellungen zeitgenössischer 16mm-Kopien der Schwulenpornos ADAM & YVES und DRIVE aus Jack Deveaus Produktionsfirma Hand in Hand...</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">An die Kopienverfügbarkeit der letztgenannten knüpfte auch das <b>Filmwochenende "Good Hot Stuff: Hommage Hand in Hand" des Filmkollektiv Frankfurt</b> im September (ursprünglich im April geplant), auf der fünf Filme von Hand in Hand zu sehen waren. Eine schöne Gelegenheit, Jack Deveaus LEFT-HANDED (der <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/02/gefuhl-ist-die-gefahrlichste.html" target="_blank">beim 17. Hofbauer-Kongress digital lief</a>) in analoger 16mm-Form wieder neu zu entdecken; Peter De Romes großartigen ADAM & YVES erneut zu sehen; hinter dem Titel GOOD HOT STUFF endlich den passenden Film, nämlich ein Selbstportrait der Produktionsfirma zu erleben – und den Herausgeber des sehr lesenswerten Filmbuchs "Good Hot Stuff. The Life and Times of Gay Film Pioneer Jack Deveau" wie auch des <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/11/von-einem-kinotraumer-von-jungen-und.html" target="_blank">bereits hier</a> kurz angeschnittenen Filmbuchs "Stories from the Trenches: Adventures in Making High Octane Hollywood Movies with Cannon Veteran Sam Firstenberg", den wunderbaren Marco Siedelmann, persönlich kennen zu lernen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der letzte Kinorausch des Jahres dann das <b>3. Filmarchäologen-Symposium in Nürnberg im Oktober</b>. Ein Tag früher angereist, um noch ein bisschen King Vidor (RUBY GENTRY) und ein bisschen Kirk Douglas (Brian De Palmas THE FURY in einer 16mm-Kopie) zu genießen. Dann drei Tage lang Vergessenes aus der Filmgeschichte, in oft fragilen 35mm-Kopien: ödipale Erotik auf griechischen Inseln, Späße, Intrigen und Verwechslungen in der Welt der schummerigen Münchner Vergnügungsclubs, eine brachiale, gnadenlose, finstere und unvergessliche koloniale Dystopie in einem Inselparadies, kleine Vignetten von Liebesspielen im Italien der 1960er Jahre... Auch ein Höhepunkt dieser Tage war meine Beteiligung an einer ersten "Ernte" des Filmarchäologen-Projekts (<a href="https://www.forgotten-film-entertainment.de/filmarchaeologe" target="_blank">https://www.forgotten-film-entertainment.de/filmarchaeologe</a>), als ich zusammen mit dem wunderbaren Peter aus Hamburg im Saal des KommKino den Audiokommentar zu einem Film einsprechen konnte, der beim 1. Filmarchäologen-Symposium zu sehen war.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das <b>35mm-Kino des Film e.V. Jena</b> war weiterhin eine Quelle der Cine-Freude. DER NAME DER ROSE, ein Film, den ich seit meinen frühen Teenagerjahren nicht mehr gesehen hatte, erstrahlte in einer wunderschönen Kopie, die die wunderbaren, rauchig-neblig-dampfenden Bilder wunderbar zur Geltung brachte. Ein wirklich ganz herausragender, schöner Film. Gesehen habe ich ihn übrigens am Abend des 5. Februar 2020: da war Corona in Europa noch nicht so ein großes Thema, dafür wurde aber an dem Tag in meinem Heimat-Bundesland, Thüringen, der Vertreter einer Partei, die sich "liberal" schimpft, mithilfe von Nazis zum Ministerpräsidenten gewählt. Ein Hauch von Putsch-Atmosphäre, das Gefühl, dass irgendetwas in der gelebten Demokratie unwiederbringlich kaputt gegangen ist, schnürte wohl nicht nur mir den Magen zusammen. So komisch es klingt, aber dieser Kriminalfilm (ich würde fast sagen: "Spät-Giallo"?), der in einem norditalienischen Kloster im Mittelalter spielt, konnte gerade mit seiner Geschichte, die auch von politischen Intrigen und weltanschaulichen Kämpfen handelt, das ungute Gefühl im Bauch für kurze Zeit exorzieren.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Genauso mit einem unguten Bauchgefühl ging ich beim 35mm-Kino in die Vorstellung von APOCALYPSE NOW am 4. März, als Corona nun doch auch in Europa ein Thema wurde. Präsentiert wurde der Film in einem unerwarteten Double-Feature: eine bulgarische Kurzdokumentation aus den 1970er Jahren mit dem deutschen Titel DAS KÄNGURU lief als Vorfilm. APOCALYPSE NOW, den ich schon in einer der ursprünglichen Kinofassungen und in der Redux-Fassung kannte, erwies sich für mich bei dieser erneuten Sichtung interessanterweise als verkappte absurde, schwarze Komödie: die ersten zwei Drittel sind von einem finsteren, fiesen, galligen, verzweifelten Humor durchzogen. APOCALYPSE NOW war dann auch der letzte Film, den ich im Frühjahr 2020 im Kino sah, bevor die Kinos für über drei Monate dicht machten.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Im Spätsommer, als Kino für kurze Zeit wieder möglich war, dann noch mal zwei grandiose Höhepunkte, mit Eloy de la Iglesias <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2015/02/dosensuppen-und-faschismus.html" target="_blank">LA SEMANA DEL ASESINO</a>, der auf der großen Leinwand und auf 35mm noch mal eine Wucht und Intensität in ganz anderen Dimensionen entfaltete; sowie Carpenters ASSAULT ON PRECINCT 13.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-FjcNxhldX9I/X-8CbWj50bI/AAAAAAAAChQ/ALCrO30zlWsCkiq0QuJByeZJZK8sr8cEgCLcBGAsYHQ/s1600/firstenberg.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="868" data-original-width="1600" height="217" src="https://1.bp.blogspot.com/-FjcNxhldX9I/X-8CbWj50bI/AAAAAAAAChQ/ALCrO30zlWsCkiq0QuJByeZJZK8sr8cEgCLcBGAsYHQ/w400-h217/firstenberg.jpg" width="400" /></a></div><br /><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Private Retrospektive Sam Firstenberg</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Meine intensive Beschäftigung mit Sam Firstenberg zwischen April und Juli gehörte ebenfalls zu meinen großen filmischen Höhepunkten des Jahres. Über die Entstehung dieser Liebe zu Firstenbergs Filmen habe ich <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/11/von-einem-kinotraumer-von-jungen-und.html" target="_blank">hier schon geschrieben</a>. Ich belasse es hier erst mal bei einer Liste der gesehenen Filme nach Präferenz und dem Hinweis, dass noch weitere Besprechungen von Filmen Firstenbergs folgen werden:</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Crème de la crème:</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">NINJA III: THE DOMINATION (1984)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">REVENGE OF THE NINJA (1983)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BREAKIN' 2: ELECTRIC BOOGALOO (1984)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">AMERICAN NINJA (1985)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Grand film malade:</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RIVERBEND (1989)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Herausragend:<span class="Apple-converted-space"> </span></i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MOTEL BLUE (1997)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">AMERICAN NINJA 2: THE CONFRONTATION (1987)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">AVENGING FORCE (1986)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Sehr gut:</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE INTERPLANETARY SURPLUS MALE AND AMAZON WOMEN OF OUTER SPACE (2003) [Hinweis: sehr verstrahlt]</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE ALTERNATE (2000)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SIMPATYA BISHVIEL KELEV (1979)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">AMERICAN SAMURAI (1992)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Sehenswert mit deutlichen Abstrichen:</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">QUICKSAND (2002)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">OPERATION DELTA FORCE (1997)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Eine bizarre und außergewöhnliche Erfahrung (suspension of classic film standard expectations strongly recommended):</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MCCINSEY'S ISLAND (1998)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Für detailverliebte Firstenberg-Komplettisten:</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">TROPICAL HEAT: "Double Fault" (1992)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">TROPICAL HEAT: "Frame Up"(1992)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">TROPICAL HEAT: "Going To The Dogs"(1992)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Für fortgeschrittene Firstenberg'ianer:</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">CYBORG COP (1993)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">CYBORG COP II (1994)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Für professionelle Firstenberg'ianer:</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SPIDERS II: BREEDING GROUND (2001)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BLOOD WARRIORS (1993)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">... und leider noch nicht gesehen:</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ONE MORE CHANCE (1981)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">NESHIKA BAMETZACH (1990)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DELTA FORCE 3: THE KILLING GAME (1991)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">TROPICAL HEAT: "Deadly Switch" (1992)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">TROPICAL HEAT: "Over My Dead Body" (1992)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Kino- und Filmjahr 2020</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und das aktuelle Filmgeschehen? Nun... Nicht viel gesehen, aber hier die Höhepunkte:</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MALLE (Johannes Lehnen: Deutschland 2020)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>– gesehen beim Hofbauer-Kongress im Nürnberger KommKino</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Johannes Lehnen, Bekannter eines Hofbauer-Kommandanten, hielt zwischen 2015 und 2018 Szenen aus seinen jährlichen Aufenthalten in Mallorca mit seiner Digitalkamera (oder sogar Handykamera?) fest. Geplant war ursprünglich ein Spielfilm mit seinen Co-Urlaubern als Protagonisten (einige Szenen davon sind im Film noch enthalten), doch die exzessive Partykultur für größtenteils deutsche Touristen lieferte dann doch genug interessantes Material. Was in den ersten Minuten wie ein verwackeltes Urlaubsvideo aussieht, entwickelte in seinen knapp 70 bis 80 Minuten einen zunehmenden Sog: ein voyeuristisches, aus der Position eines stillen Beobachters gefilmtes, teilweise geradezu obsessives, in seiner Dokumentation der Exzesse gnadenloses und dennoch auch immer zärtliches Kaleidoskop einer enthemmten Party-, Trink- (und Drogen-)gemeinschaft.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Besonders in Erinnerung geblieben: drei hart verkaterte Männer, die in einem Schnellimbiss früh morgens gefrühstückt haben, dann sehr, sehr, sehr, sehr mühsam aufstehen (wobei die zwei verhältnismäßig fittesten den dritten, wirklich kaputten stützen müssen) und langsam, über Hunderte Meter hinweg zum Strand torkeln. Eine viele Minuten andauernde Szene in einer einzigen Plansequenz, die schließlich endet, als die Männer am Stand ankommen: die Kamera wendet sich dann ab, lässt die drei Männer ihrem Schicksal und begibt sich auf die Suche nach etwas Neuem.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Oder eine Obersicht auf die Tanzfläche eines Lokals, wahrscheinlich gefilmt von einer Empore: zu sehen ein tanzendes Paar mit einer Frau, die offensichtlich erotisches Interesse signalisiert und einem Mann, der nur Interesse für sein Getränk hat, schließlich irgendwann völlig fertig auf den Boden herunterschlafft und sich dann einen Schuh auszieht (Verzicht als wichtiges Motiv des Films, so Hofbauer-Kommandant Andi nach dem Film: Männer, die lieber trinken, als eine erotische Begegnung zu riskieren).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Oder der völlig regungslos im Gang des Hotels liegende Mann: in einer statischen Einstellung gefilmt; nach einiger Zeit Angst, was denn nun mit dem Mann los ist; und schließlich bricht das Schnarchen los, und durch die echolastige Akustik des Hotelgangs verwandelt sich das Schnarchen in eine geradezu kunstvolle Kakophonie.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Oder der lange lange Gang der kleinen Urlaubsgemeinschaft durch größtenteils leere Straßen zwischen dem Hotel und der Partymeile. Und unvergesslich: die Neon-Lichter der Partymeile, darunter ein Lokal namens "Die Partyfabrik" (original deutsch im Text) – wäre der wahrscheinlich ideale Alternativtitel.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MALLE gehörte zu den Höhepunkten des Hofbauer-Kongresses. Sein Blick ist wie gesagt gnadenlos, unsentimental, und trotzdem auch nie moralisch überheblich, verurteilend oder denunziatorisch. Der Film zeigt, sagt aber nicht, wie man sich zum Geschehen positionieren soll (MALLE ist zudem auch weitestgehend dialogfrei: Wortfetzen sind zu hören, aber die Geräuschkulisse der Straßen, der Musik, der Meereswellen dominieren die Tonebene): vielleicht neben der ultrarohen Ästhetik ein Grund, warum dieser Film offenbar noch nicht richtig in Kinos lief? Denn eines ist sicher: die große Leinwand hat er auf jeden Fall verdient!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">UNHINGED (Derrick Borte: USA 2020)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>– gesehen im Kino am Markt, Jena</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Tatsächlich der einzige aktuelle Film, den ich dieses Jahr in einer regulären Kinoauswertung gesehen habe. Eine knallharte, fiese Exploitation-Granate: UNHINGED nimmt keine Gefangenen; er schießt zuerst und stellt erst später Fragen. Beginnend mit dem Prolog, in dem Russell Crowe an einem dunklen, regnerischen Abend in ein Haus eindringt, ein Paar ermordet und das Haus in Brand setzt; über die opening credits, in dem News-Reporter über steigende Kriminalität berichten und der Eindruck einer entsicherten Granate durch die fragmentierten, zersplitterten News-Bilder gestützt wird; bis schließlich zur Konfrontation zwischen dem Amokläufer und der jungen Mutter, die eben ihren Job verloren hat und ihren künftigen Peiniger bei einem kleinen Hänger im Straßenverkehr angeschnauzt hat... Der physische, im wörtlichen Sinne körperliche Dreh- und Angelpunkt des Films ist natürlich Russell Crowe als fetter, schnaufender, grunzender, schwitzender, manischer, völlig gewaltenthemmter und dabei doch eiskalt berechnend vorgehender Amokläufer.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">EIN CALLGIRL FÜR GEISTER (Klaus Lemke: Deutschland 2020)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>– gesehen in der Mediathek eines staatlichen Fernsehsenders</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">80 Jahre geworden – und dann einen frischen, luftigen, lockeren, unbekümmerten, verspielten, plotbefreiten und witzigen Film gedreht, den man vielleicht eher von einem 25-Jährigen erwarten würde. Es geht um einen Schriftsteller, der das Cover seines künftigen Buches in Buchhandlungen an echten Büchern ausprobiert. Um eine mögliche Serienkillerin in Venedig und einem Inspektor aus Italien, der dann in München den Fall untersucht. Ein abgehalfterter Popstar soll ein Comeback haben. Dazwischen geht es mal ins Kino (mit ausgedehnten Ausschnitten aus Lemkes LIEBE SO SCHÖN WIE DIE LIEBE) oder auf eine schicke Feier, wo auch ein Handtaschendieb unterwegs ist. Lemke wandert ab und zu auch mal durch das Bild... Ein kleiner, frischer Sommernachtstraum von einem Film.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">COLOR OUT OF SPACE (Richard Stanley: USA/Portugal 2019)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>– gesehen auf DVD</i></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der erste abendfüllende Spielfilm Richard Stanleys nach 27 Jahren: das ist schon ein freudiges Ereignis (wenn man sein Meisterwerk HARDWARE kennt). Ganz so ein tolles Meisterwerk war COLOR OUT OF SPACE nicht, und ich muss sagen, dass ich weit über eine Stunde gebraucht habe, um in den Film reinzukommen. Am Ende steht dennoch ein sehr außergewöhnlicher Film über die Hölle des Familienlebens, mit einem ganz grandios aufspielenden Nicolas Cage und vielen gelungenen, bizarr-surreal-grotesken Bildern.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-caxZDyTLNug/X-8EKRGRDzI/AAAAAAAAChk/JMc_jJ-xpGIrNCi5yZQZLrT5KzO3vkyTQCLcBGAsYHQ/s1280/once_upon_a_time_in_hollywood4.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="535" data-original-width="1280" height="168" src="https://1.bp.blogspot.com/-caxZDyTLNug/X-8EKRGRDzI/AAAAAAAAChk/JMc_jJ-xpGIrNCi5yZQZLrT5KzO3vkyTQCLcBGAsYHQ/w400-h168/once_upon_a_time_in_hollywood4.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Nachgeholt von 2019</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ONCE UPON A TIME ...IN HOLLYWOOD (Quentin Tarantino: USA/UK/China 2019)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wahrscheinlich nicht Tarantinos bester Film (ich bleibe bei DEATH PROOF), aber tatsächlich sein luftigster und freister. Zweieinhalb Stunden dauern die meisten seiner Filme, weil er immer wieder den Plot "anhält", um seinen Figuren Entfaltungsmöglichkeiten zu geben, doch diese Entfaltungsmöglichkeiten waren immer gehemmt in einem Korsett von "Tarantino'ismen", plotbefreit, aber doch sehr eng gescripted. In ONCE UPON A TIME ...IN HOLLYWOOD fällt das immer wieder über lange Strecken weg, und aus Tarantino-Figuren werden tatsächlich echte Charaktere. Und die Plotbefreiung wird tatsächlich zu einem Ausloten von Zeit, die vergeht, zu einem Auskosten kleiner Momente, zu einem Raum für unverbindliche Plaudereien. Der schönste Moment war für mich dann auch das Gespräch zwischen dem verkaterten und verzweifelten Rick Dalton und der neunmalklugen Kinderdarstellerin Trudi auf dem TV-Western-Set, und die kleine Shopping-Tour Sharon Tates, die schließlich in einem Kinobesuch endet, wo sie sich enorm über die Reaktion des Publikums auf ihren Film freut.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Die besten, nicht-aktuellen Erstsichtungen</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-F7yWl6oRfIY/X-8EZJyYtCI/AAAAAAAACho/baK26LkJZdY8uhbqfy2_g6VpKsqyIXoMgCLcBGAsYHQ/s1280/la_sindrome_di_stendhal.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://1.bp.blogspot.com/-F7yWl6oRfIY/X-8EZJyYtCI/AAAAAAAACho/baK26LkJZdY8uhbqfy2_g6VpKsqyIXoMgCLcBGAsYHQ/w400-h225/la_sindrome_di_stendhal.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">1</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LA SINDROME DI STENDHAL (Dario Argento: Italien 1996)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">aka Dario Argentos MARNIE</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In den ersten sieben Minuten gelingt es Argento, das Stendhal-Syndrom nicht zu erklären, sondern den Zuschauer selbst durchleiden zu lassen, zusammen mit der Protagonistin Anna Manni (Asia Argento) beim Besuch der Uffizien in Florenz einen Zustand von Schwindel, Verwirrung, Sinnestäuschungen zu durchstehen. Der Film durchbricht nicht inhaltlich, aber formal die Vierte Wand, weil jegliche Grenze zwischen Anna und dem Zuschauer aufgelöst wird. Der Zuschauer, der sich auf LA SINDROME DI STENDHAL einlässt, wird in den folgenden zwei Stunden Annas Reise in den Wahnsinn miterleben und mitlieiden. Der Film enthält auch ein weiteres Meisterwerk von Maestro Ennio Morricone: ein täuschend simples Motiv, das unaufhörlich im Kreis dreht und den Zuschauer in den Strudel von Annas Passionsgeschichte unerbittlich hineinzieht.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LA SINDROME DI STENDHAL hat mich emotional völlig gerädert und stundenlang den Tränen nahe zurückgelassen. Er ist wohl nicht Argentos bester Film (diese Auszeichnung behält nach meinem bisherigen Sichtungsstand PROFONDO ROSSO), aber sein schönster, emotionalster, leidenschaftlichster, obsessivster. Als "mangelhaftes" und gerne verlachtes Spätwerk eines großen Regisseurs über die Kämpfe einer einsamen Frau gegen männliche Gewaltstrukturen und ihre inneren Dämonen hat er mich stark an Hitchcocks MARNIE erinnert (für mich Hitchcocks zwar nicht bester, aber schönster Film).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Als weitere Lektüre empfehle ich <a href="http://filmblog.robert-zion.de/das-stendhal-syndrom-1996-von-dario-argento" target="_blank">Robert Zions Artikel zu dem Film</a>.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-fl1EJZW5KAE/X-8G76dXbHI/AAAAAAAACiU/20yUAjdnKUQkUHbH14SYwABILdMfJKx8gCLcBGAsYHQ/s1023/domino1.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1023" height="313" src="https://1.bp.blogspot.com/-fl1EJZW5KAE/X-8G76dXbHI/AAAAAAAACiU/20yUAjdnKUQkUHbH14SYwABILdMfJKx8gCLcBGAsYHQ/w400-h313/domino1.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">2</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DOMINO (Ivana Massetti: Italien 1988)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine unklassifizierbare Mischung aus Science-Fiction, Sexfilm, Stalker-Thriller, Cyber-Punk-Noir, Experimentalfilm, Essay über die Möglichkeiten eines Billie-Holiday-Biopics und Brigitte-Nielsen-Fetisch-Film (wobei im Grunde praktisch alles in diesem Film ein Fetisch ist). Gesehen beim Hofbauer-Kongress, und nun tatsächlich der Film dieser wunderbaren Veranstaltung, der zumindest in Sichtweite unfassbaren <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/01/gefuhl-ist-die-gefahrlichste.html" target="_blank">DER ZWEITE FRÜHLING</a> spielt. Einige Ankerpunkte mehr gibt es <a href="http://www.eskalierende-traeume.de/listen-u-a/stb-robert-2020-i/" target="_blank">hier in Roberts Sehtagebuch bei den Eskalierenden Träumern</a> (einfach in den Einträgen zum 11.01 suchen).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-58vHYbuuys4/X-8E2nCexkI/AAAAAAAACh0/lRGKe1AYjhYXl86bJSveiBUzkX-kkgBLwCLcBGAsYHQ/s1280/monella_3.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://1.bp.blogspot.com/-58vHYbuuys4/X-8E2nCexkI/AAAAAAAACh0/lRGKe1AYjhYXl86bJSveiBUzkX-kkgBLwCLcBGAsYHQ/w400-h225/monella_3.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">3</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MONELLA (Tinto Brass: Italien 1998)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die junge Lola verdreht allen Männern (und einigen Frauen) im Dorf den Kopf (sogar die Seminaristen riechen im Verborgenen an ihrem Fahrradsattel), doch eigentlich will sie nur einen haben: ihren Verlobten, den Bäckerlehrling Masetto. Den will sie aber auch sofort haben, doch der wehrt sich, Jungfräulichkeit bis zur Ehe und so (also: für die Frau – einen schönen Puffbesuch wird er sich doch gönnen können!). Also heißt es für Lola, tief in der Trickkiste zu wühlen und vielleicht das eine oder andere von ihrem libertinären Stiefvater zu lernen, damit Masetto zum Akt überzeugt wird.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine wunderschöne, sonnendurchflutete, manchmal mit einem kleinen Schauer abgekühlte, dann mit heißen Rock'n'Roll-Beats wieder auf Hochtouren gebrachte, lustvolle und hedonistische Sommerkomödie. Gefilmt in anbetungswürdig schönen, rauchigen, sanften Bildern</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-wGNIf-RWAJo/X-8FbqLdJVI/AAAAAAAACh8/X1nYgB6mn9gLb98mUWHGICXxCXeGfU4ZACLcBGAsYHQ/s1280/cosa_avete_fatto_a_solange_11.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="547" data-original-width="1280" height="171" src="https://1.bp.blogspot.com/-wGNIf-RWAJo/X-8FbqLdJVI/AAAAAAAACh8/X1nYgB6mn9gLb98mUWHGICXxCXeGfU4ZACLcBGAsYHQ/w400-h171/cosa_avete_fatto_a_solange_11.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">4</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">COSA AVETE FATTO A SOLANGE? (Massimo Dallamano: Italien/BRD/UK 1972)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein ganz großer Giallo. Mit seiner Geschichte um Internatsschülerinnen, die von einem Killer ermordet werden, der ihnen Dolche und Sicheln zwischen die Beine rammt zweifelsohne exploitativ bis zum Anschlag – und dennoch ist es zugleich ein einfühlsamer, poetischer und wie Dallamanos späterer LA POLIZIA CHIEDE AIUTO ein zutiefst melancholischer, trauriger, verzweifelter Film. Kameramann Aristide Massaccesi (als Regisseur später unter dem Namen Joe D'Amato bekannt) erschafft unvergessliche Bilder von beängstigender Schönheit und Poesie: Elizabeth, die den Hörer am Ohr versunken ihrer Lieblingsplatte zuhört, die ihr Liebhaber über das Telefon vorspielt; die völlig verstörte Titelheldin, die auf dem Karussellpferd reitet; das im Gras zurückgebliebene Kätzchen eines Mordopfers. Musikalisch ist das alles von einer der Großtaten Ennio Morricones begleitet, der zwischen herzzerreissender Ballade und harten Dissonanzen alterniert.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Aufgrund einer technischen Panne bei meiner Heimvideo-Edition des Films musste ich bei der Erstsichtung den Film etwa 25 Minuten vor Ende abbrechen. Nach einem unkompliziertem Umtausch mit dem britischen Label "musste" ich zwecks Qualitätskontrolle den Film natürlich noch mal schauen, also knapp drei Wochen später. Der Film offenbarte bei der Zweitsichtung noch mehr seine Schönheiten.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-lZg-xz1SMB4/X-8Ftl3GbsI/AAAAAAAACiE/er6JW9W97DAfXpqrfAWIzccf-UIcYkO0ACLcBGAsYHQ/s960/la_maison_des_bois3.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="300" src="https://1.bp.blogspot.com/-lZg-xz1SMB4/X-8Ftl3GbsI/AAAAAAAACiE/er6JW9W97DAfXpqrfAWIzccf-UIcYkO0ACLcBGAsYHQ/w400-h300/la_maison_des_bois3.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">5</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LA MAISON DES BOIS (Maurice Pialat: Frankreich 1971)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein ausladendes und doch intimes Panorama des französischen Landlebens im Ersten Weltkrieg. Größtenteils völlig plotbefreit und komplett nur in kleinen Augenblicken schwelgend: der Ministrant, der voller anerkennender Worte genüsslich vom Messwein kostet; das Familienbad im Garten; träges Herumliegen nach dem großen Picknick.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-9gYIMtgu8l8/X-8GndrrsHI/AAAAAAAACiM/5ufyDDi20LMGZ66QKwvfvDYnKjB0b-0uwCLcBGAsYHQ/s1280/la_drolesse.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="718" data-original-width="1280" height="225" src="https://1.bp.blogspot.com/-9gYIMtgu8l8/X-8GndrrsHI/AAAAAAAACiM/5ufyDDi20LMGZ66QKwvfvDYnKjB0b-0uwCLcBGAsYHQ/w400-h225/la_drolesse.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">6</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LA DRÔLESSE (Jacques Doillon: Frankreich 1979)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein junger Mann entführt ein Mädchen und hält sie in seinem Zimmer, einem umrangierten Heuschober im elterlichen Bauernhof, gefangen. Was er zunächst dem Mädchen als Spiel vorgaukelt, entwickelt nach und nach zu einer Art Freundschaft und Liebe zwischen zwei Außenseitern... LA DRÔLESSE ist trotz allem ein Film von großer Zärtlichkeit, Einfühlsamkeit, Poesie und Menschlichkeit – gerade weil die latente Bedrohlichkeit und Abgründigkeit der Grundsituation nie aufgelöst wird. Zwei junge Außenseiter bauen in einem falschen Leben, in dem sie verachtet werden, ein "richtiges Leben" auf. Eine Art fragile Utopie, die jederzeit kippen kann. Ein unglaublicher, schwieriger und dann irgendwie auch nicht schwieriger Film, der mich völlig fassungslos zurückgelassen hat.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-MwFSRbDQQxY/X-8H2tW9oNI/AAAAAAAACic/gTinilZKHho3S0jBDQy5p5A74wfpZOZZgCLcBGAsYHQ/s1280/paradise_lagoon.jpg" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1280" height="240" src="https://1.bp.blogspot.com/-MwFSRbDQQxY/X-8H2tW9oNI/AAAAAAAACic/gTinilZKHho3S0jBDQy5p5A74wfpZOZZgCLcBGAsYHQ/w400-h240/paradise_lagoon.jpg" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">7</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">PARADISE LAGOON aka THE ADMIRABLE CRICHTON (Lewis Gilbert: UK/USA 1957)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das englische Klassensystem von den Füßen auf den Kopf gestellt, oder: Auf der Südseeinsel hört dich niemand nach deinem Butler klingeln! Nach einem Schiffbruch muss sich eine Urlaubexpedition englischer Adeliger auf einer einsamen Südseeinsel neu organisieren – und aufgrund seines unermüdlichen, durch nichts zu erschütternden Organisationstalents wird der Butler zum Gouverneur. Eine gute Gelegenheit, um klassenübergreifenden Gelüsten freien Lauf zu lassen (während die Lady sich nach dem Butler sehnt, werfen die noblen Herren ein Auge auf die Kammerzofe). Und vielleicht sogar eine gelebte Utopie? So unglaublich vergnügt diese heitere Komödie ist, so enthält sie doch das für mich tragischste Bild des Jahres neben dem Zusammenbruch Annas: der Gouverneur beendet seine eigene Hochzeit und die ganze Utopie – und tritt den Rettern der Inselgesellschaft wieder als Butler entgegen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-GS-1XdImiKo/X-8IRnMD2WI/AAAAAAAACik/8UGYpwrQy8Ivho6F9J8BpSISOzFdDb49wCLcBGAsYHQ/s1066/bijou_2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" height="300" src="https://1.bp.blogspot.com/-GS-1XdImiKo/X-8IRnMD2WI/AAAAAAAACik/8UGYpwrQy8Ivho6F9J8BpSISOzFdDb49wCLcBGAsYHQ/w400-h300/bijou_2.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">8</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BIJOU (Wakefield Poole: USA 1972)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BIJOU als CITIZEN KANE des Schwulenpornos zu bezeichnen, führt wohl ein bisschen auf eine falsche Fährte, da der Film über weite Strecken ein reines Kammerspiel ist: ein Mann, der in einem exklusiven Club bzw. möglicherweise in seinem eigenen Unterbewusstsein stellvertretend in die Fantasien einer verunglückten Frau einspringt. Vielleicht wäre ein Vergleich mit der Stargate-Sequenz aus 2001: A SPACE ODYSSEY angebrachter: BIJOU ist ein psychedelischer Trip, nicht durch das Weltall, sondern durch erotische Fantasien. (Nur die aufwendige Orchestermusik, die stets organisch aus den Bildern zu erwachsen scheint, kann ich mangels Credits nicht zuordnen: Eigenkomposition oder unbekanntes klassisches Stück?)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-KS9T3qa16u8/X-8Ik8Q3cFI/AAAAAAAACis/1YIc0o6mxKYEznTyPBmG6q3epbO91VR5QCLcBGAsYHQ/s1280/phase_IV_2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="718" data-original-width="1280" height="225" src="https://1.bp.blogspot.com/-KS9T3qa16u8/X-8Ik8Q3cFI/AAAAAAAACis/1YIc0o6mxKYEznTyPBmG6q3epbO91VR5QCLcBGAsYHQ/w400-h225/phase_IV_2.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">9</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">PHASE IV (Saul Bass: USA/UK 1974)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Speaking of Stargate-like trippy sequences... Ein großartiger ökologischer Horrorfilm. So verblüffend geradlinig (im Grunde ein 3-Figuren-Kammerspiel – oder wenn man möchte ein 25-Millionen-Kammerspiel). So furchterregend: keine Riesenameisen, sondern ein analytischer Blick auf die Funktionsweisen der Ameisenkolonien – oder nur das Zeigen ihrer Arbeitsergebnisse.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">10</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SPITI STOUS VRAHOUS (George Zervoulakos: Griechenland 1974)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sonne, Strand und Zweisamkeit am Ägäischen Meer. Ein junger Mann zu Besuch beim Ferienhäuschen seines Vaters, wo seine Stiefmutter bis zur Ankunft ihres Mannes alleine wohnt, arbeitet und in Sachen Archäologie forscht. Nach einer Phase der Distanziertheit die Annäherung, dann eine wilde, leidenschaftliche Liebe. Eine Utopie grenzenloser Liebe, die etwa bis zum letzten Drittel anhält, wenn Rivalinnen und die kapitalistische Zerstörungswut des Vaters reinfunken. Umwerfend schön und sinnlich.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Ss7uTDVdBFs/X-8JGzgsVSI/AAAAAAAACi4/BqjEe_h0aWQ48Rl33TIPzAweq4NJ-2fUwCLcBGAsYHQ/s1202/un_homme_a_abattre_2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1202" height="240" src="https://1.bp.blogspot.com/-Ss7uTDVdBFs/X-8JGzgsVSI/AAAAAAAACi4/BqjEe_h0aWQ48Rl33TIPzAweq4NJ-2fUwCLcBGAsYHQ/w400-h240/un_homme_a_abattre_2.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">11</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">UN HOMME À ABATTRE (Philippe Condroyer: Frankreich/Spanien 1967)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein privates Todeskommando jagt in einer ungenannten, spanischsprachigen Stadt einen ehemaligen KZ-Lagerkommandanten. Ich zitiere aus einer meiner eigenen Rezensionen: "Nicht der explosive Actionfilm, den Titel und Cover versprechen – HETZJAGD ist vielmehr ein ebenso ruhiger wie nervenzerfetzender Thriller erster Güte. Mehr als ein echter Polit-Thriller ist er vor allem ein Blick in menschliche Abgründe: die Nazi-Jäger sind rastlose Getriebene, die von ihren eigenen Obsessionen nach und nach gefressen werden, der eine (der Chef der Operation und ehemaliges Opfer des Gejagten) zur Verdrängung neigend, die anderen (unbeteiligte Söldner) sichtlich gewaltgetrieben – und voyeuristisch. Ein großer Teil von HETZJAGD besteht tatsächlich daraus, dass einige Männer unbeobachtet das Leben eines anderen akribisch anschauen, beobachten, auflauern, fotografieren, filmen, begutachten, aufzeichnen. Und damit auch ein alternatives Leben, das sie haben könnten, verdrängen – eine kleine Spur Menschlichkeit schleicht sich ein, als Nils (Jean-Louis Trintignant) eine Frau kontaktiert, die in der Nachbarschaft Schmidts wohnt, und die er ab und zu aus Muße beobachtet. Ein seltener Nebenpfad in einem ultraminimalistischen, knochentrockenen und sehr geradlinigen Film, der in einer besseren Welt wesentlich bekannter wäre."</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">12</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE HOTEL NEW HAMPSHIRE (Tony Richardson: UK/Kanada/USA 1984)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine absolute Wundertüte von einem Film entfaltete sich, nachdem ich ihn ohne jegliche Vorkenntnis in einer Fernseh-Mediathek aufgrund des bekannten Regisseurs startete: Neuengland-Nostalgie, Hotelfilm über zwei Kontinente und zwei Welten, Teenager-Lust, lustvolle Geschwisterliebe im schmerzhaften Verzicht, zärtliche Geschwisterliebe, aus dem Nichts hineinstürzende Highschool-Gang-Rapes, asketische Wienerische Terroristen, die Entstehung eines Romans, eine bittersüße Rachegeschichte, das Auslöschen der lustvollen Geschwisterliebe in einem ausgedehnten Sex-Marathon, Lachen, Weinen, Verwirrung, Trauer.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-xRSC4h40BHY/X-8Jjc0P38I/AAAAAAAACjE/H8T8etAW7CAtO_YBKe-jXAyUsHgcpWrDwCLcBGAsYHQ/s1280/letrusco_uccide_ancora_8.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="540" data-original-width="1280" height="169" src="https://1.bp.blogspot.com/-xRSC4h40BHY/X-8Jjc0P38I/AAAAAAAACjE/H8T8etAW7CAtO_YBKe-jXAyUsHgcpWrDwCLcBGAsYHQ/w400-h169/letrusco_uccide_ancora_8.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">13</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">L'ETRUSCO UCCIDE ANCORA (Armando Crispino: Italien/BRD/Jugoslawien 1972)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Durch den deutschen Titel ("Das Geheimnis des gelben Grabes") habe ich – warum auch immer </span><span class="s2" style="font-kerning: none; font-size: 11px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal;">– </span><span class="s1" style="font-kerning: none;">einen Abenteuerfilm erwartet, allenfalls einen Gothic-Horror-Film... Und wurde auf falschem Fuß angenehm von einem meisterlichen Giallo überrascht, der den Vergleich mit den großen Argentos, Bavas, Fulcis und Dallamanos nicht zu scheuen braucht. Vorzüglich fotografiert (Erico Menczer) und musikalisch begleitet (Riz Ortolani) glänzt der Film vor allem auch mit seinem unzuverlässigen Hobby-Ermittler-Protagonisten: ein schwer alkoholsüchtiger Archäologe, der betrunken zu erratischem Verhalten und heftigen Gewaltausbrüchen neigt, der die Liebe seines Lebens einmal fast ermordet hat, zu harten Filmrissen und großen Gedächtnislücken neigt – und potentiell vergessen hat, dass er selbst der Mörder sein könnte.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-wn8iqqoG1tc/X-8J4DsnsuI/AAAAAAAACjM/W2xvccBtwns_GwPCqaNiWfeXl5H5cwx-gCLcBGAsYHQ/s1280/nomads_1.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="694" data-original-width="1280" height="217" src="https://1.bp.blogspot.com/-wn8iqqoG1tc/X-8J4DsnsuI/AAAAAAAACjM/W2xvccBtwns_GwPCqaNiWfeXl5H5cwx-gCLcBGAsYHQ/w400-h217/nomads_1.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">14</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">NOMADS (John McTiernan: USA 1986)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">John McTiernans Debutfilm, inszeniert mit der Meisterschaft und Sicherheit als ob hier ein Altmeister mit 30 Jahren Erfahrung am Werk war: ein Anthropologe (Pierce Brosnan) verfolgt in Los Angeles eine Straßengang in dem Verdacht, dass sie vielleicht Dämonen in Menschengestalt sind. Ein übernatürlich angehauchter Thriller, der den Zuschauer in Unsicherheit stehen lässt mit seinen Andeutungen und seinen Perspektivbrüchen (wir erleben größtenteils den point of view einer Ärztin, die zwischendurch im Geist des Anthropologen steckt).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-cwkft6bywss/X-8KUFX72iI/AAAAAAAACjU/6ODuutAzXp8r0RHLFcIqBXmSVjpDn__PwCLcBGAsYHQ/s1030/stosstrupp_venus_8.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="745" data-original-width="1030" height="289" src="https://1.bp.blogspot.com/-cwkft6bywss/X-8KUFX72iI/AAAAAAAACjU/6ODuutAzXp8r0RHLFcIqBXmSVjpDn__PwCLcBGAsYHQ/w400-h289/stosstrupp_venus_8.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">15</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ACH JODEL MIR NOCH EINEN: STOSSTRUPP VENUS BLÄST ZUM ANGRIFF (Georg Tressler: BRD/Österreich 1974)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Amazonen from outer space landen in Bayern, um dort zwecks Reproduktion Samen zu tanken und merken rasch, dass die natürliche Extraktion in freier Wildbahn mehr Spaß macht als die Extraktion unter kontrollierten Laborbedingungen. Beim geneigten Zuschauer extrahiert diese herrliche Sexklamotte unkontrolliertes Lachen mit Tendenz zu lautem Wiehern und spontanen Freudensprüngen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">16</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">NEW YORK CITY INFERNO (Jacques Scandelari: Frankreich 1978)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Jacques Scandelari, ehemaliger Werbefilmer für Haute-Couture-Label, folgt einem Franzosen, der in New York seinen verschwundenen Liebhaber sucht und sich durch das Gay New York forscht. Der rohe dokumentarische Look hat etwas von cinema verité mit stark experimentellem Einschlag, die Tonspur wird mit Originalsongs der Village People bereichert. NEW YORK CITY INFERNO ist auch ein großartiger New-York-Film, der eine dreckige, hektische, ungeordnete, wilde und gefährliche Stadt zeigt, mit semi-dokumentarischen Impressionen des Meatpacking District und von Greenwich Village: auch als Nicht-Einheimischer zeigt sich Scandelari als geistiger Verwandter Scorseses, Lumets und Friedkins (letzterer hat den Film in Vorbereitung auf CRUISING garantiert gesehen).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-uAeIEtABYO8/X-8LDPOlunI/AAAAAAAACjc/M4Gs3iKlskgJ0HLnF51Nvp0aTqZwrJCKgCLcBGAsYHQ/s1066/bis_ans_ende_der_nacht_6.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" height="300" src="https://1.bp.blogspot.com/-uAeIEtABYO8/X-8LDPOlunI/AAAAAAAACjc/M4Gs3iKlskgJ0HLnF51Nvp0aTqZwrJCKgCLcBGAsYHQ/w400-h300/bis_ans_ende_der_nacht_6.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">17</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DER FAHNDER: "Bis ans Ende der Nacht" (Dominik Graf: Deutschland 1992)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich zitiere mal aus der Rezension, die ich zur DVD-Box der 4. Staffel von DER FAHNDER geschrieben habe: "Schmieriger Puff, explodierende Hosen, Machtmänner, die sich genüsslich auspeitschen und unwissentlich dabei beobachten lassen, wilde Stroboskop-Parties, ein permanenter 16mm-Filmkorn-Schleier aus dichtem Nebel und Rauch, eine Polizeistation am Rande des Nervenzusammenbruchs – alles explodiert dann in einer überhitzten Geiselnahme im Präsidium, täuschende Ruhe kehrt ein, während die Nerven in einem Dreipersonenkammerspiel zerfetzt werden. Wenn man, nachdem alle Gewissheiten und ein Teil des Inventars niedergebrannt worden sind, mit schlotternden Knien, zitternden Händen und einer Angstschweißpfütze zu den Füßen wieder in das Morgengrauen entlassen wird, hat man ein unvergessliches Stück deutscher Fernsehgeschichte erlebt."</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-tzWiGsdcFx0/X-8LfItLt7I/AAAAAAAACjk/Fw1AcV_HzO4pawk5mHb6Ymw1Xqz5DUsTgCLcBGAsYHQ/s1280/marias_lovers_5.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="694" data-original-width="1280" height="217" src="https://1.bp.blogspot.com/-tzWiGsdcFx0/X-8LfItLt7I/AAAAAAAACjk/Fw1AcV_HzO4pawk5mHb6Ymw1Xqz5DUsTgCLcBGAsYHQ/w400-h217/marias_lovers_5.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">18</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MARIA'S LOVERS (Andrei Konchalovsky: USA/Israel 1984)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein "Kollateral-Fang" meiner Beschäftigung mit Sam Firstenberg und Cannon. Die Geschichte um einen Weltkriegsveteranen (John Savage), der die Ehe mit seiner großen Jugendliebe (Nastassja Kinski) nicht vollziehen kann (bei Folterungen im japanischen Kriegsgefangenenlager dachte er, um die Qualen durchzustehen, an sie; jetzt erinnert er sich an die Folterungen, wenn er mit seiner Frau im Bett liegt), war Konchalovskys erster US-amerikanischer Spielfilm und erste Cannon-Produktion. Der Film scheint im Schatten seines berühmteren RUNAWAY TRAIN zu stehen, zu Unrecht, denn MARIA'S LOVERS ist fantastisch fotografiert und gespielt (zu sehen sind auch ein gealterter Robert Mitchum, ein frecher Keith Carradine und ein junger John Goodman), humanistisch, mit Feingespür für große Tragik und kleine Heiterkeiten, für flüchtige Erregung und andauernde Entfremdung. Toll!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-r8fqrW2fI6o/X-8L8OibOeI/AAAAAAAACjs/3H_f8u6RfTsH_eS2_3xiBs_kKzWTjZS7ACLcBGAsYHQ/s1280/breakin_10.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="683" data-original-width="1280" height="214" src="https://1.bp.blogspot.com/-r8fqrW2fI6o/X-8L8OibOeI/AAAAAAAACjs/3H_f8u6RfTsH_eS2_3xiBs_kKzWTjZS7ACLcBGAsYHQ/w400-h214/breakin_10.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">19</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BREAKIN' (Joel Silberg: USA 1984)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Noch ein "Kollateral-Fang" meiner Beschäftigung mit Sam Firstenberg und Cannon: Pflichtprogramm, wenn man Firstenbergs Sequel gesehen hat. Auch dieser Film ein Beweis für die Vielfalt von Cannon und für die hohe Qualität, die Golans und Globus' Produktionfirma erreichen konnte. Ein Augenschmaus von einem Film, dies- und jenseits der Musicalnummern. Ein großartiger Charakterfilm, bei dem man nicht anders kann, als permanent mit Kelly, Turbo und Ozone zu fiebern, zu lachen, zu tanzen, zu weinen. Ein kleiner Höhepunkt ist natürlich unter anderem der <a href="https://www.youtube.com/watch?v=yEoaN9qIxFs" target="_blank">Besentanz Turbos</a>.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Trauriger Nachtrag: Adolfo Quiñones alias Shabba Doo, der Ozone gespielt hat, ist am 30. Dezember 2020 verstorben.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-1oWFadyp_4E/X-8ML-QKJCI/AAAAAAAACj0/Qd-ZfzAZj7IOe7hXBXEprAfljENVIcpXQCLcBGAsYHQ/s1037/debt_begins_at_20.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1037" height="296" src="https://1.bp.blogspot.com/-1oWFadyp_4E/X-8ML-QKJCI/AAAAAAAACj0/Qd-ZfzAZj7IOe7hXBXEprAfljENVIcpXQCLcBGAsYHQ/w400-h296/debt_begins_at_20.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">20</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Ears, Eyes and Throats: Restored Classic and Lost Punk Films 1976-1981"</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Hierbei handelt es sich nicht um einen Film, sondern um eine kuratierte Auswahl von Kurzfilmen:</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">• DEAF/PUNK (Richard Gaikowski: USA 1979)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">• IN THE BEGINNING WAS THE END: THE TRUTH ABOUT DE-EVOLUTION (Chuck Statler: USA 1976)<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">• THE RESIDENTS: THIRD REICH ‘N’ ROLL (Graeme Whifler: USA 1976)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">• THE RESIDENTS: HELLO, SKINNY / ONE MINUTE MOVIES (Graeme Whifler: USA 1980)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">• MX-80 SOUND: WHY ARE WE HERE? (Graeme Whifler: USA 1980)<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">• RENALDO AND THE LOAF: SONGS FOR SWINGING LARVAE (Graeme Whifler: USA 1981)<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">• IN THE RED (Liz Keim / Karen Merchant: USA 1978)<span class="Apple-converted-space"> </span></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">• MOODY TEENAGER (Richard Gaikowski: USA 1980)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">• DEBT BEGINS AT 20 (Stephanie Beroes: USA 1980)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Hintereinander gesehen eines der wahrscheinlich schönsten Kurzfilmprogramme, die man sich vorstellen kann. Konzise kuratiert und doch vielfältig: von einer Dokumentation über die Symbiose zwischen Punkrock und einem Gehörlosen-Club über surreale Musikclips bis hin zu einem Stück cinéma vérité à la punk, das von einem romantischen (gespielten?) Subplot aufgelockert wird. Zu sehen <a href="https://www.bynwr.com/articles/ears-eyes-and-throats-restored-classic-and-lost-punk-films-1976-1981-1" target="_blank">hier bei byNWR</a>.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ZÉRO DE CONDUITE (Jean Vigo: Frankreich 1933)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wieviel Truffaut für LES 400 COUPS hier abgekupfert hat! Und tatsächlich: der Film nimmt um 25 Jahre die "nouvelle vague" vorweg. Wahnsinn! Die Kissenschlacht... die Kissenschlacht!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-i7uQZwepkZk/X-8Mnr0YTdI/AAAAAAAACj8/rap6EwXnyFgtAngdwpXUd3buA4vOD345wCLcBGAsYHQ/s1280/africa_addio_5.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="564" data-original-width="1280" height="176" src="https://1.bp.blogspot.com/-i7uQZwepkZk/X-8Mnr0YTdI/AAAAAAAACj8/rap6EwXnyFgtAngdwpXUd3buA4vOD345wCLcBGAsYHQ/w400-h176/africa_addio_5.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">AFRICA ADDIO (Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi: Italien 1966)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine der zwiespältigsten, schwierigsten, denkwürdigsten Filmerfahrungen des Jahres. Meine Erfahrungen mit Mondo-Filmen waren bislang sehr beschränkt (SVEZIA INFERNO E PARADISO von Luigi Scattini, eine <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/08/melodramen-in-verschiedenen-hartestufen.html" target="_blank">interessante, wenn auch eher negative Erfahrung</a>, und Sergio Martinos AMERICA COSÌ NUDA COSÌ VIOLENTA, auch interessant, aber eher negativ). AFRICA ADDIO hat viele Gemeinsamkeiten mit diesen Filmen, doch die Unterschiede sind meiner Meinung nach ausschlaggebend: Jacopettis und Prosperis Film ist zum einen wesentlich besser und schöner fotografiert, weitaus mehr über Bilder als über den Off-Kommentar erzählt, visuell schlichtweg faszinierender. Und er hat vor allem ein breiteres emotionales Spektrum. SVEZIA INFERNO E PARADISO und AMERICA COSÌ NUDA COSÌ VIOLENTA kennen nur Häme, Schadenfreude, Überheblichkeit und eine garstige Verbindung von Puritanismus und Bildzeitungs-Voyeurismus. AFRICA ADDIO nutzt das alles bisweilen auch, keine Frage, aber er kennt auch Gefühle wie Trauer: die vom Helikopter aufgenommenen Bilder ermordeter Araber während der Sansibar-Revolution sind natürlich auch problematisch (<a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Zanzibar_Revolution" target="_blank">gelten allerdings als einzige visuelle Zeugnisse der Massaker</a>), doch sie vermitteln vor allem Trauer und Fassungslosigkeit. Auch Introspektion ist in zahlreichen, nicht-erzählenden "Übergangsbildern" zu spüren. Überhaupt längere Einstellungen mit mehr Luft. Dann die Bilder vom Trampolin-Springen und Musizieren und Tanzen am südafrikanischen Strand: ungehemmte, ungetrübte Lebensfreude – ein fast surrealer Moment in einem Film, der hauptsächlich von Gewalt handelt. Und immer wieder in italienischen Filmen: diese völlig unfassbare Musik – hier der möglicherweise großartigste Disney-Score, den Disney nie genutzt hat, ein herzzerreissender Schmachtfetzen von Riz Ortolani.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE PRODUCERS (Susan Stroman: USA 2005)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auch wenn es mir leid tut: aber Stromans Remake gefällt mir so viel besser als Mel Brooks' Original. Es war allerdings trotzdem ein schwieriger Film für mich: schwierig, nicht 150 Mal vor Lachen, Freude, Jubilieren, Verwunderung, Fassungslosigkeit vom Stuhl zu fallen. Den Gnadenschuss hat mir fast Uma Thurman als Ulla gegeben: so sehr ich sie bislang ganz gerne mochte (bekannt hauptsächlich aus Tarantino-Zusammenhängen) – aber hier beweist sie sich in der Königsdisziplin der Komödie als wahrlich große Schauspielerin.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ADAM & YVES (Peter De Rome: USA 1974)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zwei Männer, ein Amerikaner und ein Franzose, begegnen sich in Paris und beginnen eine anonyme Liebesaffäre, bei der sie sich ihre Namen nicht verraten, sich dafür aber ihre Erinnerungen und Fantasien teils philosophisch, teils poetisch, teils popkulturell, meistens auf jeden Fall erotisch erzählen. Jean Cocteau und Greta Garbo, Pariser Impressionen und New Yorker Nostalgie, griechische Mythologie und amerikanische Blaxploitation geben sich die Klinke in die Hand, jede weitere Episode begleitet von einem eigens komponierten Score von Kammermusik über großes Orchester bis zum ausgedehnten Blues-Jam (die Credits gehen an David Earnest*) – und dazwischen Flanieren durch Paris. Gesehen beim Hofbauer-Kongress im Januar, später noch mal bei der Hand-in-Hand-Retrospektive im September.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">*Musik war sowieso ein zentraler Bestandteil der Hand-in-Hand-Filme: ein großer Teil Eigenkompositionen, die der Komponist in Zusammenarbeit mit dem Cutter entwickelte</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-i8z3fX-Um3c/X-8NSwLYQQI/AAAAAAAACkE/IBVLb8xGHpIAlQ2Wm0usUA_9CC4iIh4ngCLcBGAsYHQ/s983/les_vampires.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="983" height="293" src="https://1.bp.blogspot.com/-i8z3fX-Um3c/X-8NSwLYQQI/AAAAAAAACkE/IBVLb8xGHpIAlQ2Wm0usUA_9CC4iIh4ngCLcBGAsYHQ/w400-h293/les_vampires.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">LES VAMPIRES (Louis Feuillade: Frankreich 1915-16)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich erwähnte vorhin 1933 als Geburtsjahr der "nouvelle vague" mit ZÉRO DE CONDUITE. Vielleicht ist das immer noch zu spät gesetzt und 1915 passt doch besser. Als großer Rivette-Fan sehe ich die allumfassende Verschwörung in Paris, die labyrinthartige Parallel-Stadt in der Unterwelt, das Kartographieren der Stadt in Einheiten der Verschwörungsgeschichte: es weht sehr viel vom Geist von LES VAMPIRES in PARIS NOUS APPARTIENT, OUT 1, CÉLINE ET JULIE VONT EN BATEAU und LE PONT DU NORD. Und natürlich ist da Godards, später Rivettes Stammschauspielerin Anne Jamet, die sich Juliet Berto nannte, um in OUT 1 und CÉLINE ET JULIE VONT EN BATEAU tatsächlich in Irma Veps Fußstapfen zu treten (Irma Vep, die eine ihrer Figuren Juliette Berteaux nannte).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und LES VAMPIRES ist natürlich auch eine absolute Gaudi (während Feuillades FANTÔMAS mich ziemlich gelangweilt hat und auf Dauer eher zur Pflichtsichtung wurde): die unerschöpfliche Fantasie in Sachen Genre-Schmankerln (vom vergifteten Handschuh über die Zylinderhut-Bombe bis zur elektrisch-lautlosen Kanone), die wunderschöne, verführerische und wandlungsfähige Musidora, der verspielte Marcel Lévesque als Sidekick Mazamette (der immer wieder die vierte Wand bricht und dem Publikum belustigt zuzwinkert). Die Cinemathèque Française hat den Serial tagweise veröffentlicht: die ersten fünf Episoden habe ich gleich am Stück verschlungen. Danach musste ich brav warten – sonst hätte ich wohl tatsächlich bis drei Uhr morgens durchgeguckt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-as1AH5acokg/X-8NoTJWZVI/AAAAAAAACkM/4z4oChxNMmgPycNPWGMAHETkVneGGfp9gCLcBGAsYHQ/s1280/le_meurtrier_8.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="546" data-original-width="1280" height="170" src="https://1.bp.blogspot.com/-as1AH5acokg/X-8NoTJWZVI/AAAAAAAACkM/4z4oChxNMmgPycNPWGMAHETkVneGGfp9gCLcBGAsYHQ/w400-h170/le_meurtrier_8.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">LE MEURTRIER (Claude Autant-Lara: Frankreich/BRD/Italien 1963)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wenn Hitchcock NORTH BY NORTHWEST in Südfrankreich gedreht hätte, wäre wohl so etwas wie LE MEURTRIER rausgekommen. Die Geschichte von überkreuzter Schuld und übertragener Schuld wird in wunderbar knackigen, kontrastreichen und tiefenscharfen Cinemascope-Bildern erzählt und von einem modernistisch-dissonanten Piano-Score Antoine Duhamels getragen. Maurice Ronet mag als Hauptdarsteller vielleicht blass wirken – oder er ist vielleicht einfach die Erdung für zwei besonders wilde Performances von Gert Fröbe (als schuldiger, rechtlich aber schon längst entlasteter Mörder mit klobigen Umgangsformen und noch klobigerer Brille) und Robert Hossein (als Polizist, der<span class="Apple-converted-space"> </span>sich nach und nach als Sadist erweist, Fröbe auch mal die Brille vom Gesicht runterreisst, schallende Ohrfeigen verteilt oder sogar eine kleine Martial-Arts-Show vorführt).</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Trauriger Nachtrag: Robert Hossein, der LE MEURTRIER mit seiner manischen Darstellung des sadistischen Polizisten bereichert hat, auch sonst ein toller Schauspieler und großartiger Regisseur, ist am 31. Dezember 2020 verstorben.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-qD5JKpT8m6c/X-8OSjaWvRI/AAAAAAAACkY/Ssfx42BT41oKFePNjCqqP1G1h41aaUUBgCLcBGAsYHQ/s1280/silent_rage2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://1.bp.blogspot.com/-qD5JKpT8m6c/X-8OSjaWvRI/AAAAAAAACkY/Ssfx42BT41oKFePNjCqqP1G1h41aaUUBgCLcBGAsYHQ/w400-h225/silent_rage2.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SILENT RAGE (Michael Miller: USA 1982)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Chuck Norris jagt einen Zombie-Serienkiller, verführt zwischendurch romantisch seine Ex-Freundin dazu, wieder seine Freundin zu sein und verteilt dazwischen ein paar Roundhouse-Kicks in einer Biker-Kneipe. Klingt erst mal blöd, ist aber tatsächlich ein großartiger, sehr präzise und effizient inszenierter Thriller. Der <a href="http://belmondosfunkhundd.blogspot.com/2007/05/der-feind-im-inneren.html" target="_blank">Text im Blog "Sauft Benzin, ihr Himmelhunde"</a> (aus dem Dialog ist hier ein Dreiergespräch mit einem Spezialisten für Serienmörder in der Popkultur geworden) zu diesem Film ist mein allerliebster Text in diesem ohnehin tollen Projekt und eine große Lektüreempfehlung meinerseits.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DER FAN (Eckhart Schmidt: BRD 1982)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Film wie ein verkitscht-süßer Schmonzetten-Traum, der sich nach und nach in einen finsteren, abgründigen Alptraum verwandelt. Aber gab es überhaupt eine klare Grenze zwischen den beiden?</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ganz zufällig sah ich DER FAN knapp eine Stunde nach Lars von Triers THE HOUSE THAT JACK BUILT: letzterer kein schlechter Film, aber ein bisschen schulbubmäßig in seinen bemühten Provokationen, wenn man ihn unmittelbar mit DER FAN vergleichen kann. Schmidts Film jedenfalls nagte wesentlich länger (pun partially intended) an mir als von Triers verblüffend schnell verpuffter Film.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-oNganCXeIzQ/X-8Oim4di1I/AAAAAAAACkg/_bi6F9ygxXkwr4pjDL83yZX5GFBmklfjwCLcBGAsYHQ/s1280/ninja_III_7.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://1.bp.blogspot.com/-oNganCXeIzQ/X-8Oim4di1I/AAAAAAAACkg/_bi6F9ygxXkwr4pjDL83yZX5GFBmklfjwCLcBGAsYHQ/w400-h225/ninja_III_7.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">NINJA III: THE DOMINATION (Sam Firstenberg: USA 1984)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Stellvertretend für Firstenbergs schönste Filme nehme ich also NINJA III: THE DOMINATION, der Film, der die nunmehr (unter anderem in Firstenbergs ebenfalls wunderschönem REVENGE OF THE NINJA) erprobte Formel des Ninja-Films mit so disparaten Elementen wie dem Exorzistenfilm, dem Poltergeistfilm und dem Disco-Tanzfilm bereichert. Die tolle Lucinda Dickey als vom Geist eines toten und rachesüchtigen Ninjas besessene phone repair woman und Aerobic-Trainerin gibt aber auch alles: tanzt ihre Schülerinnen und Schüler bei heißen Beats in Grund und Boden, verprügelt mal locker ein paar üble Typen in einem Hinterhof, keift, schreit und flucht in einer Exorzisten-Gedächtnisszene auf eine Weise, dass Linda Blair vor lauter Schreck nie wieder ein Bröckchen Erbsensuppe rauswürgen wird, mordet als dunkle femme fatale Polizisten im Hallenbad-Whirlpool, wenn sie sie nicht gerade mit Hilfe von strategisch günstig auf dem Dekolleté verteilten Tomatensaft verführt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-6jNzsOej0w4/X-8O4QjbgGI/AAAAAAAACko/6NVfAtnc16ER-l30E3MdrzVcXKGDA2NJQCLcBGAsYHQ/s1280/track_of_the_cat_6.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="503" data-original-width="1280" height="158" src="https://1.bp.blogspot.com/-6jNzsOej0w4/X-8O4QjbgGI/AAAAAAAACko/6NVfAtnc16ER-l30E3MdrzVcXKGDA2NJQCLcBGAsYHQ/w400-h158/track_of_the_cat_6.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">TRACK OF THE CAT (William A. Wellman: USA 1954)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Jonathan Rosenbaum deutete an (wenn man <a href="http://www.jonathanrosenbaum.net/2020/06/a-dozen-eccentric-westerns/" target="_blank">einen seiner Gedanken</a> weiterspinnt) , dass TRACK OF THE CAT der beste Western sei, den Carl Theodor Dreyer nie drehte. Wellman hingegen wollte ausprobieren, wie man einen Schwarzweißfilm in Farbe drehen könnte. Herausgekommen ist auf jeden Fall ein sehr bemerkenswerter, exzentrischer Schneewestern über eine gestörte Familie am Rande des kollektiven Nervenzusammenbruchs. Dazu noch ein großartiger Robert Mitchum als de-facto-Schurke. Und diese vergebliche Jagd nach der wilden Bergkatze...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Ent1Lejs0qg/X-8PH9P1h4I/AAAAAAAACk4/QkCxNyaRxeoBqjg1ewJuoPBQyH5q7mQxgCLcBGAsYHQ/s1066/the_gunfighter_1.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" height="300" src="https://1.bp.blogspot.com/-Ent1Lejs0qg/X-8PH9P1h4I/AAAAAAAACk4/QkCxNyaRxeoBqjg1ewJuoPBQyH5q7mQxgCLcBGAsYHQ/w400-h300/the_gunfighter_1.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE GUNFIGHTER (Henry King: USA 1950)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Weniger augenscheinlich exzentrisch und "arty" als TRACK OF THE CAT, aber dennoch in <a href="http://www.jonathanrosenbaum.net/2020/06/a-dozen-eccentric-westerns/" target="_blank">Rosenbaums Liste "A Dozen Eccentric Westerns"</a>. Die Geschichte eines ehemaligen Revolverhelden, der von seinem eigenen Ruf verfolgt und für ihn sogar wortwörtlich gejagt wird, erzählt als brodelndes Kammerspiel im Inneren eines Saloons. Ohne Schnickschnack und große Effekte, dafür mit einem umso direkteren emotionalen Einschlag.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-1mH4aCBeRa8/X-8PrAdERzI/AAAAAAAAClE/lTFkNzSEprkoUUu9uDPscOmZ5dQWIKecACLcBGAsYHQ/s1028/matka_joanna_od_aniolow_6.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1028" height="311" src="https://1.bp.blogspot.com/-1mH4aCBeRa8/X-8PrAdERzI/AAAAAAAAClE/lTFkNzSEprkoUUu9uDPscOmZ5dQWIKecACLcBGAsYHQ/w400-h311/matka_joanna_od_aniolow_6.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MATKA JOANNA OD ANIOŁÓW (Jerzy Kawalerowicz: Polen 1961)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Nunsploitation made in post-stalinist Poland! Mehr zu diesem oberflächlich ruhigen, aber unterschwellig unglaublich wilden Film hat <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2011/04/mutter-johanna-von-den-engeln.html" target="_blank">Manfred hier schon geschrieben</a>.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-O79h14n1KLo/X-8RUX2xIuI/AAAAAAAAClQ/icj2XQhaAC46mVSK-8GNCx70OjZ80IRowCLcBGAsYHQ/s1220/la_visita.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="718" data-original-width="1220" height="235" src="https://1.bp.blogspot.com/-O79h14n1KLo/X-8RUX2xIuI/AAAAAAAAClQ/icj2XQhaAC46mVSK-8GNCx70OjZ80IRowCLcBGAsYHQ/w400-h235/la_visita.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LA VISITA (Antonio Pietrangeli: Italien/Frankreich 1963)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Heutzutage würde man sagen: Tinder date gone terribly wrong. Eine Bäuerin in der tiefen Provinz (Sandra Milo) und ein Buchhändler aus Rom (François Périer) lernen sich über eine Kontaktanzeige kennen. Er besucht sie zum Kennenlernen – und rasch kommt<span class="Apple-converted-space"> </span>bei viel Gelächter für den Zuschauer heraus, dass sie nicht ein rückständiges Landei ist und er keineswegs der kultivierte Städter, als der er sich sieht. Als Extra-Schmankerl gibt es Mario Adorf als "Dorftrottel" (der intuitiv sehr schnell begreift, dass der Bewerber nichts für seine liebste Schutzpatronin ist).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ITALIA A MANO ARMATA (Marino Girolami: Italien 1976)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der poliziesco all'italiana in "Reinform" ist das italienische Subgenre, für das ich mich bislang am wenigsten begeistern kann (mehr als ein "war ganz okay" bleibt oft nicht hängen). ITALIA A MANO ARMATA hat mir hingegen die Schädeldecke fast weggesprengt: fängt bei 180 an und legt dann noch mal eine Schippe drauf, wenn Maurizio Merlis Schnurrbart erst mal richtig zornig wird.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-mVEhNxTXKbQ/X-9zEkETBvI/AAAAAAAAClc/Yz84-h3ZTbId8S-WUvUv9HzvtEZwXc-GwCLcBGAsYHQ/s964/ich_denke_oft_an_hawaii_5.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="964" height="299" src="https://1.bp.blogspot.com/-mVEhNxTXKbQ/X-9zEkETBvI/AAAAAAAAClc/Yz84-h3ZTbId8S-WUvUv9HzvtEZwXc-GwCLcBGAsYHQ/w400-h299/ich_denke_oft_an_hawaii_5.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ICH DENKE OFT AN HAWAII.... (Elfi Mikesch: BRD 1977)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Teutonische Plattenbau-Tristesse, mediterran-pazifischer Camp und persönliche Fantasien.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-uW58HSPGtNo/X-9zZNgX6iI/AAAAAAAAClk/DANnSzkrPc41FE_XH13CT_QgWpEdFmuHQCLcBGAsYHQ/s1280/maniac_2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://1.bp.blogspot.com/-uW58HSPGtNo/X-9zZNgX6iI/AAAAAAAAClk/DANnSzkrPc41FE_XH13CT_QgWpEdFmuHQCLcBGAsYHQ/w400-h216/maniac_2.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MANIAC (William Lustig: USA 1980)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Trübmörder", versprach sich ein Nürnberger Kollege mal bei einem Gespräch nach einem Film beim Giallo-Filmwochenende. Ja, das Leben als Triebmörder ist trüb in diesem dreckigen, heruntergekommenen, grauen, kalten, vernebelten New York.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-FqlxwCxYHxM/X-9zvRjEyvI/AAAAAAAACls/TRkK-C9kyZIGbuJweFtUomiaCu51Hta-ACLcBGAsYHQ/s1280/exodus_2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="543" data-original-width="1280" height="170" src="https://1.bp.blogspot.com/-FqlxwCxYHxM/X-9zvRjEyvI/AAAAAAAACls/TRkK-C9kyZIGbuJweFtUomiaCu51Hta-ACLcBGAsYHQ/w400-h170/exodus_2.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">EXODUS (Otto Preminger: USA 1960)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In den späten 1950er und frühen 1960er Jahren musste ja gefühlt jeder amerikanische Regisseur einen "Monumentalschinken" drehen, der in einem historischen Palästina spielt – EXODUS ist gewissermaßen Premingers "Monumentalschinken", gewandelt zu einem fesselnden, zeitgenössischen Polit-Thriller. Viele Lieblingsmomente. Einer von ihnen: Ari Ben Canaan, getarnt als britischer Offizier, bittet einen virulent antisemitischen echten britischen Offizier, der sich gerade gerühmt hat, Juden von weitem zu erkennen, nach einem Fremdkörper in seinem Auge nachzuschauen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-IyZduCPEN1g/X-90JCPmolI/AAAAAAAACl0/AZ3VzCJkDnYGobMNkw5VffiojO52X3F4gCLcBGAsYHQ/s1280/soldier_blue_3.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="548" data-original-width="1280" height="171" src="https://1.bp.blogspot.com/-IyZduCPEN1g/X-90JCPmolI/AAAAAAAACl0/AZ3VzCJkDnYGobMNkw5VffiojO52X3F4gCLcBGAsYHQ/w400-h171/soldier_blue_3.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SOLDIER BLUE (Ralph Nelson: USA 1970)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mit seinem Ruf, einer der brutalsten US-Westerns aller Zeiten zu sein, kann einen SOLDIER BLUE dann doch überraschen. Nach dem zugegeben sehr heftigen Prolog entwickelt sich der Film für gut zwei Drittel seiner Laufzeit in einen Roadmovie mit sehr starkem, kaum verschleierten Screwballkomödien-Einschlag: eine zarte Romanze zwischen einem naiven Soldaten und einer toughen, völlig illusionsbefreiten Hawksian Woman. Then tragedy strikes...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">NACH DIRNDL ODER LEDERHOS GEHT'S JETZT AUF MÜNCHNER MADEL LOS (Rolf Olsen: BRD/Schweiz 1969)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Tochter eines Sittendezernenten bessert ihr Studiengeld in einem Lokal auf, das Papa schließen will – während der Lokalbesitzer sich als "Kosta Kokaleikas" beim Sittendezernenten als alter Schulfreund vorstellt, sanften (Erpresser)druck ausübt und seiner Frau den Kopf verdreht. Wer weiß, wie hart Rolf Olsen die Daumenschrauben<span class="Apple-converted-space"> </span>filmischer Eskalation anziehen kann, ist für diese "einfältige Verwechslungskomik" (Filmdienst) vorgewarnt, wenn auch kaum vorbereitet. Eine große Komödie (in Deutschland bisher leider nur sehr klein ausgewertet).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">"Fata Marta" (Antonio Pietrangeli), in: LE FATE (Luciano Salce, Mario Monicelli, Mauro Bolognini, Antonio Pietrangeli: Italien/Frankreich 1966)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Vier erotische Episoden von vier Regisseuren. In "Fata Sabina" von Salce verdreht eine Autostopperin den Autofahrern den Kopf (die Episode punktet mit einem unglaublich erotischen Moment, als einer der Autofahrer anhält, um mit seiner Verlobten zu telefonieren, ihr zärtliche Worte zuhaucht, während die Fee Sabina sich ihm immer mehr annähert). Monicellis "Fata Armenia" um eine bettelarme Betrügerin, die einen Kinderarzt um den Finger wickelt, war für mich die schwächste, zumal grobklotzigste Episode. Bologninis "Fata Elena" suggeriert fast so etwas wie eine Zeitschleifengeschichte, wenn ein Mann sich mit seiner gelangweilten Nachbarin vergnügt, nur um dann seine eigene Ehefrau zuhause gelangweilt vorzufinden – mit dem Nachbarsgatten unschuldig daneben sitzend.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Antonio Pietrangelis "Fata Marta" (sein letzter vollendeter Film vor COME, QUANDO, PERCHÈ) war dann der unbestrittene Höhepunkt: auf einer eleganten Villenfeier der Schönen und Reichen stürzt sich die Ehefrau (Capucine) eines reichen Arztes im schwer betrunkenen Zustand geradezu auf den Butler Giovanni (Alberto Sordi), um sich im Bett dann umso devoter hinzugeben ("Mach mich zu deiner Sklavin!"). Am nächsten Tag tritt Giovanni seinen neuen Job an – ausgerechnet bei Marta als neuer Arbeitgeberin. Die zeigt ihm die kalte Schulter, tut so, als wäre nie etwas gewesen... bis sie dann wieder etwas trinkt. In knapp einer halben Stunde (die längte Episode von LE FATE) entspinnt Pietrangeli eine von Klassenbewusstsein getrübte und zugleich von sadomasochistischen Spitzen gewürzte "amour fou", eine Achterbahnfahrt, ein Wechselbad von eisiger Kälte und brodelnder Hitze.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">L'URLO (Tinto Brass: Italien 1970)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Als "unrealistische und narrativ konfuse Farce" wird L'URLO im "Dizionario dei film" bezeichnet (die italienische Entsprechung des "Lexikon des internationalen Films"?). Tatsächlich der wohl wildeste Trip von einem Film, den ich dieses Jahr gesehen habe. Eine Art Intervention zu 1968 (das Jahr, in dem der Film gedreht wurde, bevor ihn die Zensur zwei Jahre lang auf Eis legte): Musical, Klamauk, Kannibalenfilm, Roadmovie, Sexfilm, anarchistisches Manifest, Knastfilm, Screwball-Komödie, Polit-Essayfilm, absurde Komödie, Kriegsfilm –<span class="Apple-converted-space"> </span>alles da, teilweise gleichzeitig. Überwältigend.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">NOA NOA (Ugo Liberatore: Italien 1974)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wie der phonetisch ähnliche BORA BORA von Liberatore spielt auch NOA NOA auf einer Südseeinsel und erzählt die mögliche Nachgeschichte der Meuterer der "Bounty", nachdem sie zusammen mit einigen Tahitianern auf einer unbewohnten Insel eine Kommune gründen. Die ehemaligen Freiheitskämpfer entpuppen sich nach und nach als tyrannische Kolonialisten, als brutale Gewalttäter, als skrupellose Sklaventreiber, die eine Utopie in ein Blutbad verwandeln. (In diesem Licht könnte man NOA NOA auch als besonders brachialer Post-68er-Katerfilm sehen)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Restauration der vorgeführten italienischen 35mm-Kopie war ein Akt bedingungsloser Kinoliebe jenseits jeglicher Vernunft. Die Kopie hatte einen Ölschaden (sic!) über die komplette Länge, wurde in einer dreistelligen Stundenarbeitszeit gereinigt und wieder vorführbar gemacht (zusätzlich wurde Film dann noch eigenhändig untertitelt), wenngleich viel vom Schaden noch zu sehen war. Klebestellenmassaker und ein leichter Braunstich erhöhten den "grindhouse'igen" Charakter der Vorführung. Der Film sah daher tatsächlich auch "hässlich" aus, im Gegensatz zum farbenfrohen, sonnigen BORA BORA: durchgehend bewölkt, mit gedämpften Farben, viel tristes Grau. Ob der Film in einem besseren Zustand "schöner" wäre: schwer zu sagen. Die "Hässlichkeit" passte zu diesem unerfreulichen, harten und doch faszinierenden Film.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-s8SN2E09bIM/X-90f0YsaLI/AAAAAAAACmA/6ow7rnGJTTkg7k4aHTusH-aPTooD28LRQCLcBGAsYHQ/s1248/the_cassandra_crossing2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1248" height="231" src="https://1.bp.blogspot.com/-s8SN2E09bIM/X-90f0YsaLI/AAAAAAAACmA/6ow7rnGJTTkg7k4aHTusH-aPTooD28LRQCLcBGAsYHQ/w400-h231/the_cassandra_crossing2.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE CASSANDRA CROSSING (George Pan Cosmatos: Italien/UK/BRD 1976)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Vielleicht lasse ich mich von solchen All-Star-Vehikeln zu leicht beeindrucken. Vielleicht ist meine Meinung, dass die Besetzung Burt Lancasters für jeden Film bereits die halbe Miete ist, zu dogmatisch. Aber es will mir einfach nicht gelingen zu verstehen, warum dieser toll inszenierte Film im kollektiven Filmgedächtnis so sehr als "baddie" verankert ist. Er geht problemlos mit einem Dutzend Figuren um, für die heutzutage wohl mindestens zweieinhalb Qualitätsserienstaffeln draufgehen müssten. Er inszeniert auf den Punkt seine verschiedenen Atmosphären zwischen Ensemblefilm, Katastrophenfilm, Melodrama, Quasi-Horrorfilm und P</span>aranoia-Politthriller. Von A bis Z zum Nagelkauen. Ich verstehe diese Einschätzung einfach nicht.</p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-FTqcMckFnRE/X-90vwuSPyI/AAAAAAAACmI/zCBYeDio2i07vqrIco2_SymlK-sFjUEzgCLcBGAsYHQ/s1066/my_dinner_with_andre1.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" height="300" src="https://1.bp.blogspot.com/-FTqcMckFnRE/X-90vwuSPyI/AAAAAAAACmI/zCBYeDio2i07vqrIco2_SymlK-sFjUEzgCLcBGAsYHQ/w400-h300/my_dinner_with_andre1.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MY DINNER WITH ANDRE (Louis Malle: USA 1981)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der ultimative Gesprächsfilm. Ein Schmankerl für Ohren-Voyeure. Ein Traum für Leute wie mich, die bei Tischgesprächen manchmal gerne einfach nur konzentriert und gespannt zuhören.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">POLIZEIRUF 110: WÖLFE (Christian Petzold: Deutschland 2016)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein melancholischer Krimi über Alkoholismus, Werwölfe, türkische Nazis, einsame Wölfe, unerwiderte Liebe.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-GSLzQI64F_s/X-91I9L51aI/AAAAAAAACmQ/B-GKXVJkZgAJHN7oRLeXWaXAsy7vq7VFQCLcBGAsYHQ/s1280/dead_end_drivein_4.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="547" data-original-width="1280" height="171" src="https://1.bp.blogspot.com/-GSLzQI64F_s/X-91I9L51aI/AAAAAAAACmQ/B-GKXVJkZgAJHN7oRLeXWaXAsy7vq7VFQCLcBGAsYHQ/w400-h171/dead_end_drivein_4.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DEAD END DRIVE-IN (Brian Trenchard-Smith: Australien 1986)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Eine Dystopie über das Abschieben von unerwünschten Elementen in ein Lager: ein umzäuntes, ansonsten aber regulär laufendes Autokino (in dem unter anderem Brian Trenchard-Smiths THE MAN FROM HONG KONG läuft). Soweit, so spaßig, und tatsächlich holt der Film einiges aus seiner Prämisse heraus. Im letzten Drittel kommt dann noch einiges an Würze dazu: einige der Gefangenen werden selbst zu kleinen Faschisten, als auch massenhaft Asiaten inhaftiert werden. Der simpel gestrickte Exploitationfilm bekommt plötzlich eine anfänglich ungeahnte politische Dimension.<br /></span></p><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-eN3Q67Czp4I/X-91nXNOZeI/AAAAAAAACmc/UpF53zua-gQ7t_eCh3g_i__-LlQAgaHngCLcBGAsYHQ/s1280/one_eyed_jacks_3.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1280" height="216" src="https://1.bp.blogspot.com/-eN3Q67Czp4I/X-91nXNOZeI/AAAAAAAACmc/UpF53zua-gQ7t_eCh3g_i__-LlQAgaHngCLcBGAsYHQ/w400-h216/one_eyed_jacks_3.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">ONE-EYED JACKS (Marlon Brando: USA 1961)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Noch ein exzentrischer Western. Voller brodelnder Leidenschaft. Mit einem perversen Racheplan, der keinen schnöden Mord, sondern die Verführung der Stieftochter vorsieht. Mit einer sadomasochistischen Folterung als metaphorische (wenn auch reversible) Kastration. Dazwischen die Blicke voller lustvoller Hassliebe zwischen Marlon Brando und Karl Malden.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-kgkRpo9XgDw/X-916Vr-CmI/AAAAAAAACmo/GtCJwZYraJ8F-Ig7eyDfvNSs8FGGCCqmgCLcBGAsYHQ/s1062/scarface_2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1062" height="301" src="https://1.bp.blogspot.com/-kgkRpo9XgDw/X-916Vr-CmI/AAAAAAAACmo/GtCJwZYraJ8F-Ig7eyDfvNSs8FGGCCqmgCLcBGAsYHQ/w400-h301/scarface_2.png" width="400" /></a></div><br /><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;">SCARFACE (Howard Hawks: USA 1932)</p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mir fällt nichts ein, was moderne Gangsterfilme (Post-)New-Hollywoods haben, was nicht schon in SCARFACE enthalten ist. Die dynamische Inszenierung, das hohe Tempo, der gerade noch in der Pre-Code-Ära mögliche Inzest-Subplot, die für 1932 verblüffende Härte, die Aufstieg-und-Fall-Epik (in kompakten anderthalb Stunden erzählt). Der Film hat viele tolle Momente (besonders die Blicke der Frauen – Hawksian women at their toughest), aber fast vom Stuhl gefallen bin ich, als das Vergehen der Zeit mit einem Abrisskalender visualisiert wurde – dessen Blätter von einer Maschinenpistole weggeschossen werden!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RITA, SUE AND BOB TOO (Alan Clarke: UK 1987)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Alan Clarke kann nicht nur Schläge in die Fresse, sondern in dieser Geschichte um einer Dreieck-Beziehung zwischen zwei Schülerinnen und einem verheirateten Mann auch lustig und sexy (gleichwohl die Darstellung des trist-grauen Alltags in Thatchers England kaum schmeichelhafter ist als in MADE IN BRITAIN oder THE FIRM).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-HXiKW-o6LVQ/X-92S8JfKkI/AAAAAAAACmw/eLtk_EZTets7wIhUD6w1e6GaBUWB3pEKwCLcBGAsYHQ/s1066/pursuit_of_happiness_2.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" height="300" src="https://1.bp.blogspot.com/-HXiKW-o6LVQ/X-92S8JfKkI/AAAAAAAACmw/eLtk_EZTets7wIhUD6w1e6GaBUWB3pEKwCLcBGAsYHQ/w400-h300/pursuit_of_happiness_2.png" width="400" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">... AND THE PURSUIT OF HAPPINESS (Louis Malle: USA 1986)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Blick eines Außenseiters auf die USA als multikulturelles Land – eines Außenseiters, der tatsächlich seinen Blick und sein Ohr zu vergeben hat: ... AND THE PURSUIT OF HAPPINESS erzählt nicht über Einwanderer, sondern spricht mit ihnen und lässt sie vor allem erzählen. Und lässt seinen Blick ruhen. Durch diese Erzählweise wird die Aneinanderreihung von Trivialitäten, von Alltagsnormalitäten fast zu einer Art Utopie.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In Deutschland nur als "Bonus" bei MY DINNER WITH ANDRE erschienen. Schade, der Film könnte durchaus eine eigenständige Veröffentlichung vertragen (Criterion ordnet ihn zumindest in einer Louis-Malle-Dokumentarfilm-Box ein).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">GOOD HOT STUFF (Jack Deveau: USA 1975)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein augenzwinkerndes und sehr vergnügliches Selbstportrait der Produktionsfirma Hand in Hand, mit Darsteller<span class="Apple-converted-space"> </span>und Production Coordinator Mark Woodward, der als eine Art Gastgeber durch verschiedene Aspekte der Produktion von Schwulenpornos führt, den Zuschauer mit den Mitgliedern der "Hand-in-Hand-Familie" bekannt macht und Filmausschnitte präsentiert.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Auch natürlich eine Art abendfüllender Werbefilm für die Firma, die sich damit als handwerklich kompetent und künstlerisch ambitioniert präsentierte. Als HISTOIRE D'HOMME war GOOD HOT STUFF der erste Schwulenporno, der einen regulären Kinostart in Frankreich hatte: der Film wurde in Frankreich sehr gut aufgenommen, Jack Deveau nicht nur als Schwulenpornograf, sondern als ernsthafter Filmemacher besprochen.</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und auch interessant: GOOD HOT STUFF war zugleich ein Abschreibungsprojekt für einen während der Produktion abgebrochenen Film (BAGDAD von James Bidgood, dem Regisseur von PINK NARCISSUS, der sich als extrem kreativ, aber auch logistisch sehr unzuverlässig erwies). Die fertig gedrehten Szenen des unvollendeten BAGDAD wurden mit einem Score versehen und innerhalb von GOOD HOT STUFF komplett gezeigt. Alleine für diese Orgienszenen in einem psychedelisch-barocken orientalischen Palast lohnt sich der Film!</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">BLACK CHRISTMAS (Bob Clark: Kanada 1974)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein wohl etwas zu offensichtlicher Midnight Movie für den 23. Dezember... Toll ist er aber auf jeden Fall. Besonders erwähnenswert sind schönen Nebencharaktere wie Mrs. MacHenry, die in wirklich jedem Winkel des Hauses ein Fläschchen zum Nippen versteckt hat, und Mr. Harrison, der statt einer Wirbelsäule offenbar einen Stock aus 100 % Puritanismus im Allerwertesten stecken hat – und mit Augen aus fast 100 % Melancholie blickt.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-n6hZfVkCpMs/X_Gq2Lsd7II/AAAAAAAACnI/S_2Fvj9uPWICxJxhnwCCtlaJlb4RsiVAgCLcBGAsYHQ/s1600/shiraz_ovoce_gideon_spanglish.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="887" data-original-width="1600" height="221" src="https://1.bp.blogspot.com/-n6hZfVkCpMs/X_Gq2Lsd7II/AAAAAAAACnI/S_2Fvj9uPWICxJxhnwCCtlaJlb4RsiVAgCLcBGAsYHQ/w400-h221/shiraz_ovoce_gideon_spanglish.jpg" width="400" /></a></div><br /><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Die besten, nicht-aktuellen Erstsichtungen: lobende Erwähnungen</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE BROKEN BUTTERFLY (Maurice Tourneur: USA 1919)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2019/12/shiraz-liebe-drama-und-ein-bayerischer.html" target="_blank">SHIRAZ (Franz Osten: UK/Deutschland 1928)</a></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">OLIVIA (Jacqueline Audry: Frankreich 1951)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RUBY GENTRY (King Vidor: USA 1952)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">GIDEON'S DAY (John Ford: UK/USA 1958)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LE TROU (Jacques Becker: Frankreich/Italien 1960)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE WRONG BOX (Bryan Forbes: UK 1966)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">OVOCE STROMŮ RAJSKÝCH JÍME (Věra Chytilová: ČSSR/Belgien 1970)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DOROTHEAS RACHE (Peter Fleischmann: BRD/Frankreich 1974)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LES GUICHETS DU LOUVRE (Michel Mitrani: Frankreich 1974)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LONG WEEKEND (Colin Eggleston: Australien 1978)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">OVER THE BROOKLYN BRIDGE (Menahem Golan: USA 1984)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">RIVERBEND (Sam Firstenberg: USA 1989)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SPANGLISH (James L. Brooks: USA 2004)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">DOG EAT DOG (Paul Schrader: USA 2016)</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">So... 2020 vorbei!</span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-2f89LbYEavA/X-949H_nONI/AAAAAAAACm8/5ea8uaa1LVc8Cs4ohwArnBKX3SOYf-eNwCLcBGAsYHQ/s1280/there_s_always_tomorrow_31122020.png" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="690" data-original-width="1280" height="215" src="https://1.bp.blogspot.com/-2f89LbYEavA/X-949H_nONI/AAAAAAAACm8/5ea8uaa1LVc8Cs4ohwArnBKX3SOYf-eNwCLcBGAsYHQ/w400-h215/there_s_always_tomorrow_31122020.png" width="400" /></a></div><br /><p></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich wünsche all unseren Leserinnen und Leser ein schönes und gesundes Jahr 2021. Möget ihr mit vielen interessanten Filmen gesegnet werden!</span></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-86174370045828485602020-12-21T22:40:00.004+01:002021-07-18T13:29:42.626+02:00Chicago - Weltstadt in Flegeljahren<div><i>"Dies ist die schönste Stadt der Welt: ein technischer Traum in Aluminium, Glas, Stahl, Zement und künstlichen Sonnen, fremdartig wie ein anderer Stern."</i><br />
Heinrich Hauser: <i>Feldwege nach Chicago</i>, 1931
<br /><br />
WELTSTADT IN FLEGELJAHREN, auch CHICAGO - WELTSTADT IN FLEGELJAHREN<br />
Deutschland 1931<br />
Regie: Heinrich Hauser
<br /><br /></div><div style="text-align: justify;">
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre existierte das Genre der "Großstadtsymphonien". Bekanntester Vertreter und Namensgeber des Genres war Walter (ursprünglich Walther) Ruttmanns BERLIN: DIE SINFONIE DER GROSSTADT, aber als erster Vertreter gilt gemeinhin RIEN QUE LES HEURES, den der gebürtige Brasilianer Alberto Cavalcanti 1926 in Paris drehte. Ein weiterer prominenter Vertreter war DER MANN MIT DER KAMERA von Dsiga Wertow (ursprünglich David, dann Denis Kaufman), der allerdings nicht in einer einzigen, sondern in drei oder vier Städten Russlands und der Ukraine entstand. Wertows mittlerer Bruder und Kameramann (bis sie sich verkrachten) Michail Kaufman realisierte 1927 zusammen mit einem Ilja Kopalin MOSKAU, und Boris, der jüngste der Kaufman-Brüder, war als Kameramann von <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2011/10/latalante-wie-man-einen-film-versenkt.html">Jean Vigo</a> mit À PROPOS DE NICE (APROPOS NIZZA) immerhin an so etwas wie einer Mini-Großstadtsymphonie beteiligt. Kaum eine andere Stadt wäre mehr als Schauplatz einer Großstadtsymphonie prädestiniert gewesen als New York, <b>die</b> Metropole der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, doch gerade dort wurde offenbar keine gedreht - es gab nur eine Reihe von kleineren Filmen, für die ich mir den Begriff <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2014/11/grostadt-kammermusik.html">Großstadt-Kammermusik</a> ausgedacht habe.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-Q64EDV0VyKg/X-D_dbklC9I/AAAAAAAADe0/3vkYiEkumfI7d6IWt_YprMCxXPZpEbHbwCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_01.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" height="300" src="https://1.bp.blogspot.com/-Q64EDV0VyKg/X-D_dbklC9I/AAAAAAAADe0/3vkYiEkumfI7d6IWt_YprMCxXPZpEbHbwCLcBGAsYHQ/w400-h300/Weltstadt_in_Flegeljahren_01.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Am Mississippi</td></tr></tbody></table>
Der deutsche Schriftsteller, Journalist und Abenteurer Heinrich Hauser ging jedoch nach Chicago, um dort seine Variante des Themas zu drehen, als Stummfilm - "wie es sich für eine Großstadtsymphonie gehört", ist man versucht zu sagen. Chicago war ein ausgezeichneter "Stellvertreter" für New York - war es doch damals (und noch lange danach, bis es vor ca. vier Jahrzehnten von Los Angeles überholt wurde) die zweitgrößte Stadt der USA. Und als ein Zentrum moderner Wolkenkratzer-Architektur, als Schauplatz wichtiger Entwicklungen in Jazz und Blues, und nicht zuletzt als Wirkungsstätte fast mythischer Gangsterkönige wie Al Capone besaß es genug Flair, um weit mehr zu sein als eine bloße Ansammlung von vielen Leuten. Tatsächlich hatte auch ein Ludwig Leher ebenfalls 1931 mit dem offenbar zweiteiligen EINE MODERNE RIESENSTADT einen in Chicago gedrehten Kulturfilm (wie man die damals vorherrschende Richtung im deutschen Dokumentarfilm nannte) vorgelegt. WELTSTADT IN FLEGELJAHREN ist aber eher das Gegenteil eines Kulturfilms (darauf werde ich weiter unten noch zurückkommen). Er ist auch vielleicht keine Großstadtsymphonie im ganz strengen Sinn, ich würde aber trotzdem nicht zögern, ihm dieses Prädikat zuzuerkennen. Die sowohl von Cavalcanti wie von Ruttmann in ihren Filmen verwendete Idee, einen prototypischen Tag in der porträtierten Stadt von frühmorgens bis in die Nacht hinein chronologisch abzuhandeln, fehlt hier komplett. Stattdessen lässt sich WELTSTADT IN FLEGELJAHREN grob in fünf thematisch definierte Akte einteilen (die sich bereits in der Zensurkarte vom 14. September 1931 wiederfinden).
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-M8APiYpqxAk/X-D_dXvYfTI/AAAAAAAADe4/V-YkIhCyDOQx0uWSWqcqsOLb4xyZ7ce4gCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_02.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-M8APiYpqxAk/X-D_dXvYfTI/AAAAAAAADe4/V-YkIhCyDOQx0uWSWqcqsOLb4xyZ7ce4gCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_02.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Der Charakter der Uferlandschaft ändert sich ...<br /></td></tr></tbody></table>
Der erste Akt spielt noch gar nicht in Chicago, sondern zeigt die Anreise auf dem Mississippi, und zwar stilecht in einem Schaufelraddampfer, wie man sie aus vielen im 19. Jahrhundert spielenden Filmen kennt, und wie sie offenbar vereinzelt auch um 1930 herum noch im Einsatz waren. Der Fluss strömt breit und träge dahin, und das dynamischste Element in diesem Abschnitt ist das sich drehende Schaufelrad. Der Film konzentriert sich aber nicht auf das Geschehen an Bord, sondern das am Ufer: Baumwollplantagen wechseln sich mit lichten Wäldern ab, fast durchweg schwarze Arbeiter werden bei verschiedenen landwirtschaftlichen Tätigkeiten gezeigt. Die Arbeit ist wahrscheinlich nicht leicht, aber das Tempo ist sehr gemächlich im Vergleich zu dem, was uns dann in der Metropole erwartet. Teilweise wird noch mit Zugpferden statt motorisiert gearbeitet. Am Ende des Abschnitts erreicht der Mississippidampfer sein Ziel, und die Skyline taucht auf. Genau betrachtet liegt Chicago natürlich überhaupt nicht am Mississippi, sondern ist nur durch den <i>Illinois Waterway</i> mit diesem verbunden, aber diese Feinheit fällt bei Hauser unter den Tisch.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-DLRYnPorKSU/X-D_dd4rgYI/AAAAAAAADew/XclqGgzbEt8X5ZNdtn-Twy397CtAgY0fgCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_03.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-DLRYnPorKSU/X-D_dd4rgYI/AAAAAAAADew/XclqGgzbEt8X5ZNdtn-Twy397CtAgY0fgCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_03.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">... und plötzlich ist man da<br /></td></tr></tbody></table>
Dann sind wir mitten in der Stadt, und der zweite Akt behandelt den Schwerpunkt Verkehr. Ein riesiges Bahnhofsareal, Züge und Dampflokomotiven. So wie man es aus vielen in New York gedrehten Filmen kennt, besitzt auch Chicago eine Hochbahn (<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Chicago_Elevated"><i>Chicago Elevated</i></a>), und natürlich ließ es sich Hauser nicht nehmen, aus dem fahrenden Zug heraus zu filmen - Gegenstücke aus New York findet man in Jay Leydas A BRONX MORNING aus demselben Jahr, oder später Carson Davidsons 3rd AVE. EL. Eine besondere Attraktion ist der <i>Loop</i>, eine kreisförmige Schleife der Hochbahn im gleichnamigen Stadtzentrum - Hauser findet dafür in einem Zwischentitel die schöne Bezeichnung "Saugpumpe des Verkehrs". Trotz des ausgebauten Streckennetzes der Hochbahn hatte damals der Autoverkehr fast schon beängstigende Ausmaße angenommen, und WELTSTADT IN FLEGELJAHREN findet auch dafür starke Bilder. In diesem zweiten Akt kommt der Film den klassischen Großstadtsymphonien am nächsten, und in einigen Szenen gerät Hauser sogar fast in die Gefilde der filmischen Avantgarde (ohne das Publikum damit irgendwie zu überfordern). Übermäßige Anstrengungen waren dafür nicht erforderlich. Da die Stadt ständig in Bewegung ist, musste es Hausers Kamera (die er selbst führte) nicht sein. Natürlich gibt es den einen oder anderen Schwenk, dazu die Fahrt in der Hochbahn, und zuvor auf dem Mississippi. Aber komplizierte Kamerafahrten, hektische Schnitte oder allzu ausgefallene Kamerapositionen findet man in WELTSTADT IN FLEGELJAHREN nicht.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-CKoRIh0id80/X-D_eFuDTBI/AAAAAAAADe8/spXTCn3eSmwe-9ZSWYuOYbuHrvw6rI6cQCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_04.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-CKoRIh0id80/X-D_eFuDTBI/AAAAAAAADe8/spXTCn3eSmwe-9ZSWYuOYbuHrvw6rI6cQCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_04.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Autos und Hochbahn<br /></td></tr></tbody></table>
Im dritten Akt, der durch den wiederum sehr treffenden Zwischentitel "Im Labyrinth aus Glas und Steinen" eingeleitet wird, geht es um die (von Wolkenkratzern dominierte) Architektur und um die Arbeitswelt. Natürlich gibt es die obligatorischen Blicke von oben auf die menschlichen "Ameisen" am Boden, auch von unten steil nach oben, wie es zwei Jahre zuvor schon Robert Florey in seiner SKYSCRAPER SYMPHONY gemacht hatte. Es gibt Einblicke in das rationell durchorganisierte Arbeitsleben etwa in Großraumbüros und in Fabriken. Besonders eindrucksvoll sind die schwebenden Fließbänder in einer Traktorenfabrik. Außerhalb des Siedlungsgebiets sind riesige Schaufelbagger zu sehen, vergleichbar unseren Braunkohlebaggern, und im Zwischentitel werden sie als "die Saurier unserer Zeit" tituliert. Im Stadtgebiet werden permanent neue Wolkenkratzer hochgezogen, und wenn mal ein Gebäude abgerissen wird, dann wahrscheinlich nur, um ein noch höheres zu bauen. Am Ende des Abschnitts sind wir in den berühmt-berüchtigten Schlachthöfen von Chicago, die schon von Upton Sinclair literarisch verarbeitet wurden, und die Bert Brecht zu seinem auch 1931 erschienenen "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" inspirierten. Schaf- und Rinderherden werden in den Schlachthof getrieben - und kommen 40 Minuten später (wie uns ein Zwischentitel mitteilt) als Konservendosen wieder heraus. Das, was dazwischen passiert - also Bilder wie in Georges Franjus LE SANG DES BÊTES, die einem den Magen umdrehen - erspart Hauser freilich dem Zuseher.
<br /><br />
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-OqaTvVLmfvs/X-D_ef5HjDI/AAAAAAAADfA/s08jqz8pZbQmbkNogo8oW5myp7hjE5djQCLcBGAsYHQ/s1446/Weltstadt_in_Flegeljahren_05.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1446" src="https://1.bp.blogspot.com/-OqaTvVLmfvs/X-D_ef5HjDI/AAAAAAAADfA/s08jqz8pZbQmbkNogo8oW5myp7hjE5djQCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_05.jpg" width="400" /></a></div>
1931 lagen die USA bekanntlich fest im Griff der Weltwirtschaftskrise, der <i>Great Depression</i>. WELTSTADT IN FLEGELJAHREN lässt sich über 40 Minuten Zeit, um darauf zu sprechern zu kommen, aber dann, im vierten Akt, geht er explizit und ausführlich darauf ein. Als Aufhänger für die Überleitung dazu dient der seinerzeit in Chicago und darüber hinaus sehr bekannte "Landstreicher-Arzt", Sozialreformer und Anarchist <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Ben_Reitman">Ben Reitman</a>. Hauser machte seine persönliche Bekanntschaft, und Reitman ist der einzige, der in WELTSTADT IN FLEGELJAHREN als Individuum vorgestellt wird. Die Bilder, mit denen Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Armut und Not dargestellt werden, sind unverblümt und drastisch - so etwas gab es in kaum irgendeinem zeitgenössischen Hollywoodfilm zu sehen. Freilich bestand der damalige amerikanische Film nicht nur aus der Traumfabrik - gerade während der Wirtschaftskrise gediehen unabhängige linke Filmkooperativen wie <i>Film and Photo League</i>, <i>Nykino</i> oder <i>Frontier Films</i>, die das Elend ebenfalls realistisch abbildeten. Freilich dürfte keiner dieser Filme Hauser als Vorbild gedient haben. Dafür wurden eher die Filme der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Filmkartell_%E2%80%9EWeltfilm%E2%80%9C"><i>Weltfilm</i></a> ins Feld geführt, des dokumentarisch-propagandistischen Zweigs von Willi Münzenbergs KPD-nahem Filmimperium (der Spielfilmzweig war die <i>Prometheus</i>, die Werke wie MUTTER KRAUSENS FAHRT INS GLÜCK oder KUHLE WAMPE produzierte, wobei letzterer Film dann von Lazar Wechslers <i>Praesens Film</i> übernommen wurde). Gerade die schonungslose Darstellung der Armut wurde von den deutschen Kritikern sehr gelobt, wobei nicht selten ein gewisser Antiamerikanismus durchschien, mit dem Tenor "endlich zeigt mal jemand die Schattenseiten des angeblichen Wunderlands". Hauser selbst war eine solche Motivation jedoch fremd. Hier gibt es eine gewisse Parallele zu Luis Trenkers DER VERLORENE SOHN von 1934, der das Elend in New York ebenfalls drastischer zeigt als fast alle Hollywoodfilme seiner Zeit. Auch bei Trenker lässt sich kein eigentlicher Antiamerikanismus ausmachen, sondern in seinem Fall eher eine allgemeine Kritik des modernen, urbanen Kapitalismus als Kontrastfolie zu einer Verherrlichung des Naturmystizismus in den heimischen Bergen (den man aber auch etwas dubios finden kann). Bei Hauser stellt sich gelegentlich eine gewisse ironisierende Wirkung ein, wenn etwa offenbar arbeitslose Männer auf dem Rasen eines kleinen künstlichen Hügels herumlungern - und über ihnen thront das heroische Reiterstandbild des Bürgerkriegsgenerals und Politikers <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/General_John_Logan_Memorial">John Logan</a>. Die meisten Bilder in diesem Abschnitt von WELTSTADT IN FLEGELJAHREN sind aber ganz ironiefrei einfach nur deprimierend und erschütternd. Neben heruntergekommenen Stadtvierteln gibt es in der Peripherie auch regelrechte Slums mit windschiefen Bretterbuden zwischen Müllbergen, und ein Zwischentitel besteht nur aus dem einzigen Wort "Wracks".
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-bYqRhkVaQgU/X-D_eac39QI/AAAAAAAADfE/Y0AtNnWcV4M3MGVH0zIflMl6qQ0-jifkgCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_06.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-bYqRhkVaQgU/X-D_eac39QI/AAAAAAAADfE/Y0AtNnWcV4M3MGVH0zIflMl6qQ0-jifkgCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_06.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Brücken</td></tr></tbody></table>
Doch Hauser lässt seinen Film mit einer positiven Note ausklingen. Die letzten acht oder neun Minuten, also der kurze fünfte und letzte Akt, zeigt diejenigen, die (noch) nicht unter die Räder gekommen sind, bei ihren Freizeitaktivitäten. Ein Vergnügungspark mit Riesenrad, Achterbahn und weiteren Attraktionen, ein Park mit Ruderbooten auf einer Wasserfläche, ein völlig überfüllter Sandstrand am Michigansee, und dergleichen mehr. Der letzte Zwischentitel lautet "Die Akteure danken", und danach bilden fröhliche Kinder und Jugendliche, die direkt in die Kamera grinsen, die letzte Einstellung.
<br /><br />
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-E_vBGS4Do1g/X-D_eqCodoI/AAAAAAAADfI/qOKBBQVG1TEKPA9nYI9iNHVGp3_X-PblACLcBGAsYHQ/s1446/Weltstadt_in_Flegeljahren_07.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1446" src="https://1.bp.blogspot.com/-E_vBGS4Do1g/X-D_eqCodoI/AAAAAAAADfI/qOKBBQVG1TEKPA9nYI9iNHVGp3_X-PblACLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_07.jpg" width="400" /></a></div>
WELTSTADT IN FLEGELJAHREN hatte im Oktober 1931 in Berlin Premiere, und wie oben schon angedeutet, wurde er von der Filmfachpresse und etlichen Tageszeitungen sehr positiv rezensiert. Und doch ist er gescheitert. Das hing damit zusammen, dass Hauser und sein Produzent <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hubert_Schonger">Hubert Schonger</a> eine spezielle Form der Auswertung vorgesehen hatten. Der aus dem Schwäbischen stammende gelernte Ingenieur Schonger (1897-1978) hatte 1923 in Berlin die <i>Naturfilm Hubert Schonger</i> gegründet. Der Name war Programm. Schonger produzierte zunächst reihenweise Naturfilme, die damals als ein Teil des Kulturfilmsektors betrachtet wurden. Doch im Lauf der Zeit verbreiterte er sein Spektrum immer mehr, machte auch Spielfilme, vor allem viele Märchen- und sonstige Kinderfilme. Zeitweise hatte er auch seinen eigenen Verleih. In den 50er und 60er Jahren machte er viele Heimat- und Bergfilme, aber er produzierte auch junge Nachwuchsregisseure wie <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Peter%20Fleischmann">Peter Fleischmann</a>, Klaus Lemke und Marran Gosov. Der Zufall wollte es, dass Heinrich Hauser und Hubert Schonger im Abstand von 23 Jahren, aber nur wenige Kilometer entfernt voneinander starben, der eine in Dießen und der andere in Inning, beides am Ammersee westlich von München gelegen.
<br /><br />
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-CWV8g-26qPw/X-D_emDIp_I/AAAAAAAADfM/gxx-mJ7Cv-88oeaFTwaL-mAfBeFTroMaACLcBGAsYHQ/s1446/Weltstadt_in_Flegeljahren_08.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1446" src="https://1.bp.blogspot.com/-CWV8g-26qPw/X-D_emDIp_I/AAAAAAAADfM/gxx-mJ7Cv-88oeaFTwaL-mAfBeFTroMaACLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_08.jpg" width="400" /></a></div>
1929 hatten die Degeto (Deutsche Gesellschaft für Ton und Bild), die mit der heutigen ARD-Tochter außer dem Namen kaum noch etwas verbindet, und die Gesellschaft Urania eine Arbeitsgemeinschaft gegründet mit dem Ziel, in Sonntagvormittags-Matineen in ausgewählten Berliner Kinos anspruchsvolle Kulturfilme vorzuführen - einer der vielen (und meist nur mäßig erfolgreichen) Versuche, dem "guten Film" zum Durchbruch zu verhelfen. Nach einer Vorab-Aufführung für die Presse hatte WELTSTADT IN FLEGELJAHREN nun am 4. Oktober 1931 seine Premiere in der ersten dieser Matineen, und vom 9. Oktober bis zum 12. November lief er im Programmkino "Kamera, Unter den Linden", dessen Träger, die Gesellschaft für den Guten Film, auch Mitglied der Degeto-Urania-Kooperation war. Danach hätte WELTSTADT IN FLEGELJAHREN eigentlich im Vorprogramm der regulären Kinos laufen sollen. Doch dafür war die Anerkennung als "Lehrfilm" notwendig. Nur mit diesem Prädikat nämlich waren die Kinobetreiber berechtigt, eine Ermäßigung der "Lustbarkeitssteuer" für die Vorführungen in Anspruch zu nehmen. Ohne Anerkennung als Lehrfilm waren die vom Publikum wenig geliebten Kulturfilme praktisch unverkäuflich. Und WELTSTADT IN FLEGELJAHREN wurde nun vom zuständigen offiziösem Gremium, der "Bildstelle des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht", wider Erwarten aus Schongers Sicht, und sehr zu dessen Verdruß, die Anerkennung verweigert. Außer seinem kurzen Einsatz in Berlin lief WELTSTADT IN FLEGELJAHREN auch in den Niederlanden (wie er dahin kam, weiß ich nicht) und verschwand dann für Jahrzehnte in Schongers Archiv.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-vm_4iMLJR2A/X-D_e2hLHqI/AAAAAAAADfQ/a7524lB44n8D9y-adtnh4SFNrvTufcWIACLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_09.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-vm_4iMLJR2A/X-D_e2hLHqI/AAAAAAAADfQ/a7524lB44n8D9y-adtnh4SFNrvTufcWIACLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_09.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Häusermeer</td></tr></tbody></table>
"[...] Bilder, die in keinem sinnvollen Zusammenhang zueinander stehen. Das wirre Durcheinander des Ganzen ist ein typisches Beispiel dafür, wie ein Lehrfilm nicht sein soll. Eine Anerkennung als Lehrfilm konnte überhaupt nicht erst in Erwägung gezogen werden. Der Ausschuss sah auch nicht die Möglichkeit, einen Weg für eine Verarbeitung des vorhandenen Bildmaterials zu einem den Anforderungen genügenden Bildstreifen aufzuzeigen." - so steht es in der Begründung der "Bildstelle", die nach ihrem Vorsitzendem auch Lampe-Ausschuss genannt wurde. Das zog Reaktionen nach sich. Das KPD-Blatt <i>Rote Fahne</i> beschwerte sich:
<br /><blockquote>
Der junge Schriftsteller Heinrich Hauser hat einen sehr anständigen Reportagefilm geschaffen: Weltstadt in Flegeljahren. Er zeigt deutlich die Klassengegensätze, die in der Riesenstadt Chicago besonders krass hervortreten. Er verschweigt nicht, dass es hinter den pompösen Wolkenkratzerkulissen tiefes Elend und Massenarbeitslosigkeit gibt. [...]<br />
Das war der republikanisch-deutschen Behörde, die darüber zu bestimmen hat, ob ein Film als Lehrfilm gilt und Steuerermäßigung genießt, zuviel des Guten. [...]<br />
Wir erkennen messerscharf, dass diese "Anforderungen" Lüge und Gehirnverkleisterung heißen, und dass deshalb der Film nicht [sein] darf… Lehre ist in der Amtssprache des kapitalistischen Staates der Fachausdruck für Verschweigen und Schwindeln. Und ein Film, der die Wahrheit zeigt, kann eben nicht "lehrhaft" sein.
<br /><br />
(Rote Fahne, Berlin, Nr. 213, 23. November 1931. Beilage.)
</blockquote><br />
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-8FVz4Z28yH0/X-D_fOiZUHI/AAAAAAAADfU/icRqxja8_FkOXcZ6Lc-n99gWt4ZOScnBACLcBGAsYHQ/s1446/Weltstadt_in_Flegeljahren_10.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1446" src="https://1.bp.blogspot.com/-8FVz4Z28yH0/X-D_fOiZUHI/AAAAAAAADfU/icRqxja8_FkOXcZ6Lc-n99gWt4ZOScnBACLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_10.jpg" width="400" /></a></div>
Noch ausführlicher reagierte der Filmtheoretiker Rudolf Arnheim. In einem "Paukerfilme" betitelten Artikel feuerte er eine ganze Breitseite gegen den konventionellen Kulturfilm ab, bevor er sich dann Hauser zuwandte:
<br /><blockquote>
[...] Aber daneben blüht in alter Unfrische der Kulturfilm, wie er nicht sein soll. [...]<br />
Diese Filme sind wie Fremdenführer für alte Engländerinnen. Das Kinopublikum liebt sie nicht. Es frisst sich durch sie hindurch wie durch einen Grützewall, um ins Schlaraffenland der Harry Piel und Lilian Harvey zu gelangen. Der Kinobesitzer kümmert sich in diesem Fall wenig um die Unlust seiner Kunden. Er spielt den Film im Vorprogramm, weil er dann weniger Lustbarkeitssteuer zu bezahlen hat. Diese Vergünstigung verschafft ihm ein pädagogisches Konsortium: der Lehrfilmausschuss des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht, [...]<br />
Dieser Ausschuss hat ein gut Teil Schuld daran, dass die meisten Kulturfilme so langweilig ausfallen. […]
Es genügt nicht, daß ein Kameramann eine Weltreise gemacht hat. Der schönste indische Tempel, das seltsamste Naturschauspiel bleibt grau und gleichgültig, wenn nicht ein Filmkünstler an der Arbeit ist, der Gefühl für fesselnde Einstellungen, für Bildpointen, für demonstrative Kameraführung, für lebendigen, eleganten Schnitt hat, Das sind keine ästhetischen Mätzchen, sondern diese Mittel dienen unmittelbar der Sache. Aber die Volksbildner mögen das nicht. Langeweile gehört für sie zur Würde des Unterrichts. Der warme Atem der Wirklichkeit beunruhigt sie. Und so fordern sie Filme, in der alles schön der Reihe nach heruntergedreht ist. [...]<br />
Solche Methoden sind für Atlanten und Lehrbücher am Platze, aber mit diesen kann und soll der Film nicht konkurrieren. Die Herren Lehrer wollen ihn dazu zwingen. Sie fallen dem Künstler in den Arm. Er soll mit seiner Kamera umgehen wie der Landmesser mit dem Theodoliten. Ein Beamter mit Mützenschirm im Nacken. [...]<br />
In der Schulstube soll Ruhe und Ordnung sein, auch wenn draußen Gewalt, Armut und Widersinn herrschen. [...]<br />
Heinrich Hauser, der hochbegabte junge Wort- und Bildkünstler, hat es gewagt, seinen Chicago-Film, der ausgezeichnet ist und also die eben skizzierten Forderungen in keiner Weise erfüllt, [...] einzureichen.
Das Papier vibriert. Den Herren zittert die Lippe. Der Film wird nicht nur abgelehnt, nein, er ist eine Zumutung, ein Tiefschlag in die edelsten Weichteile der Pädagogik. [...]<br />
Hausers Film ist nicht sanft und nicht unverbindlich, sondern unhöflich und ganz klar in der Stellungnahme. [...]<br />
Dieser Film [AMERIKA VON HEUTE eines gewissen Oberingenieur Dietrich W. Dreyer] hat den Lehrfilmschein erhalten. Der Hauserfilm nicht; denn er zeigt ein Stück Welt, und die Welt ist heute in einem Zustand, den die Pädagogen nicht gern lehrreich nennen.
<br /><br />
(Rudolf Arnheim: <i>Paukerfilme</i>. In: Die Weltbühne, Berlin, XXVII. Jg. 5, 2. Februar 1932, S. 185ff.)
</blockquote><br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-sofzR4t81tw/X-D_fNDQvVI/AAAAAAAADfY/AS93Tpiv520G1I_cwuebawXY3eSSKXFVACLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_11.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-sofzR4t81tw/X-D_fNDQvVI/AAAAAAAADfY/AS93Tpiv520G1I_cwuebawXY3eSSKXFVACLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_11.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Blick nach oben ...<br /></td></tr></tbody></table>
<br>
<h3 style="text-align: justify;">Heinrich Hauser, ein Schriftsteller in Unrast</h3>
<div style="text-align: justify;"><br /><a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hauser_%28Schriftsteller%29">Heinrich Hauser</a> (1901-1955) war in erster Linie Schriftsteller, Fotograf und Journalist, er war aber auch, wie die FAZ am 29. 01. 2006 schrieb, <i> "Matrose in Kiel, Wachmann in Hamburg, Freikorpssoldat in Weimar, Bergmann in Duisburg, Schafscherer, Koch und Schwimmlehrer in Sydney, Polizist auf den Philippinen, Autoschlosser in Chile. Er war Student und Schmuggler, See- und Ehemann, bevor er 1925 den Erfahrungsüberschuss ausschlachtete und anfing, Feuilletons über den "Organismus eines Lastkraftwagens" oder den "Gesang der Presslufthämmer" für die "Frankfurter Zeitung" zu schreiben und an seinem ersten, noch stark vom Expressionismus geprägten Jugendbeziehungsdrama "Das zwanzigste Jahr" zu arbeiten."</i> Und das ist nur eine geraffte Übersicht über die diversen Jobs, die Hauser irgendwo in der Welt ausübte, um sich über Wasser zu halten, und um Stoff für seine Reportagen und Reisebeschreibungen zu finden. Politisch erscheint er im Rückblick widersprüchlich und schwer durchschaubar. 1918 erlebte er als Kadett der Marine die Novemberrevolution aus der Nähe mit, 1919 war er Mitglied eines Freikorps, das auf Anweisung von Reichspräsident Friedrich Ebert und seinem Wehrminister, dem "Bluthund" Gustav Noske, die Autorität der Weimarer Regierung in diversen Städten durchsetzte, wo sie vom Spartakusaufstand und ähnlichen Erhebungen der Arbeiter- und Soldatenräte gefährdet war. Als aber 1920 der Kapp-Putsch eben jene demokratische Weimarer Regierung beseitigen wollte, brachte ihm Hauser Sympathien entgegen - um dann 1925 als Journalist der linksliberalen Frankfurter Zeitung beizutreten, wo Geistesgrößen wie Siegfried Kracauer zu seinen Kollegen zählten. Hauser schrieb aber auch für diverse andere Blätter, darunter auch für die faschistoide Schwarze Front des NSDAP-Abtrünnigen Otto Strasser.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-7FXg0-vnUrY/X-D_fVqiAtI/AAAAAAAADfc/CUigBW9KnLUVUEtUQSPhijVIRz_1khQswCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_12.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-7FXg0-vnUrY/X-D_fVqiAtI/AAAAAAAADfc/CUigBW9KnLUVUEtUQSPhijVIRz_1khQswCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_12.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">... und nach unten<br /></td></tr></tbody></table>
1933 war er dann plötzlich (oder vielleicht auch nicht plötzlich) ein Anhänger des Nationalsozialismus, und er ließ gegen den Widerstand des S. Fischer Verlags eine Widmung an Hermann Göring in eines seiner Bücher setzen. Doch die Begeisterung für die Nazis schwand wieder. Von seinen insgesamt fünf Ehefrauen waren Nr. 2 und 3 jüdischer Herkunft, und er half ihnen bei der Flucht aus Deutschland. 1938 ging er selbst in die USA, kehrte aber für eine Reportage für ein amerikanisches Magazin nochmal nach Deutschland zurück, erlebte die Novemberpogrome mit, war angewidert und emigrierte 1939 endgültig in die USA, wo er seine letzten beiden Ehefrauen kennenlernte. 1945 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel "The German Talks Back", das einige Beachtung fand, und in dem er sich als Sprachrohr des "besseren Deutschland" positioniert. Ende 1948 kehrte er mit seiner fünften Frau nach Deutschland zurück und 1949 wurde er Chefredakteur des gerade gegründeten <i>Stern</i>, nahm aber schon nach vier Monaten wieder den Hut, weil er mit Henri Nannen nicht wirklich kompatibel war. Er trank und rauchte zuviel, und mit seiner Gesundheit ging es bergab. Er wollte sich auch von seiner letzten Frau trennen, nahm aber davon Abstand, als sie an Krebs erkrankte und er glaubte, dass sie bald sterben werde. Doch 1955 starb er selbst mit 53 Jahren, und seine Frau überlebte ihn um sechs Jahre. Wie auch immer das alles zusammenpasst - Hauser war jedenfalls ein "unbehauster" Abenteurer und Tausendsassa, der schon mit Jack London und Joseph Conrad verglichen wurde.
<br /><br />
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-bZnnbUdDQTA/X-D_fmfny-I/AAAAAAAADfg/YClv5eZnG10SzcWnvqknU5am7gCrmJnFwCLcBGAsYHQ/s1446/Weltstadt_in_Flegeljahren_13.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1446" src="https://1.bp.blogspot.com/-bZnnbUdDQTA/X-D_fmfny-I/AAAAAAAADfg/YClv5eZnG10SzcWnvqknU5am7gCrmJnFwCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_13.jpg" width="400" /></a></div>
Vermutlich 1923 hatte Hauser die Bekanntschaft von F.W. Murnau gemacht, ich weiß aber nicht, ob der ihm irgendwas über das Filmemachen beibrachte. Heinrich Hauser machte zwischen 1928 und 1931 drei Filme, wobei beim ersten unklar ist, ob er überhaupt fertiggestellt und vorgeführt wurde (mehr darüber weiter unten). 1930 unternahm er im Auftrag einer Reederei eine Fahrt auf dem Segelschiff <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Pamir_%28Schiff%29">Pamir</a>, in 110 Tagen von Hamburg nach Chile. Diese Fahrt protokolliert er gleich dreifach: Er fotografiert, er macht (wie bei WELTSTADT IN FLEGELJAHREN im Alleingang) Filmaufnahmen, und er führt ein Reisetagebuch. Der Reisebericht erscheint noch 1930 als Buch mit dem Titel "Die letzten Segelschiffe" und wird mehrfach neu aufgelegt, der korrespondierende Film von 1931 heißt WINDJAMMER UND JANMAATEN. DIE LETZTEN SEGELSCHIFFE. Er wird zunächst von Hauser selbst verliehen und kommt dann unter die Fittiche von Hubert Schonger. WELTSTADT IN FLEGELJAHREN entsteht nach demselben Modus: Hauser bereist allein mit einem Auto Teile der USA, fotografiert und filmt im Alleingang, und führt Reisetagebuch. Das Buch zum Film erscheint auch noch 1931 und heißt "Feldwege nach Chicago".
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-JWzma2eUTUY/X-D_f9G4cuI/AAAAAAAADfk/BCC0xs1IUPI7qLG-mH46cA7Kaa7LCXwCwCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_14.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-JWzma2eUTUY/X-D_f9G4cuI/AAAAAAAADfk/BCC0xs1IUPI7qLG-mH46cA7Kaa7LCXwCwCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_14.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Mehrspurige Zugbrücke und Industrieszenen<br /></td></tr></tbody></table>
Der filmische Nachlass von Schongerfilm, wie Hubert Schongers kleines Imperium nach dem Krieg hieß, kam 1984 in die Obhut des Bundesarchiv-Filmarchiv nach Koblenz, und damit auch der seit 1931 vor sich hin schlummernde WELTSTADT IN FLEGELJAHREN. In Koblenz wurde dann zunächst eine Restaurierung mit analoger Technik und eine Duplizierung auf Sicherheitsfilm in Angriff genommen. Die dadurch erstellte Fassung wurde im März 1995 in einer Veranstaltung im Berliner Arsenal-Kino erstmals vorgeführt, die von dem Filmhistoriker Jeanpaul Goergen betreut wurde. Goergen hat auch durch seine Recherchen die weitgehend vergessene Geschichte des Films wieder hervorgeholt und in einer <a href="https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwj4reLm2d3tAhUoxoUKHaY3B4kQFjAAegQIBRAC&url=https%3A%2F%2Fwww.jeanpaulgoergen.de%2Fhome%2FBucher_files%2FJeanpaul_%2520Goergen_Weltstadt_in_Flegeljahren%2520%25281995%2529.pdf&usg=AOvVaw1KK3kotTWNjo4vMKkVmIXV">kurzen Begleitpublikation</a> zugänglich gemacht. Diese Fassung war dann alle paar Jahre mal hier und dort zu sehen, so 1998 im Münchner Filmmuseum, und 2003 auch erstmals in Chicago. 1998 wurde vom WDR auch eine experimentelle Fassung angefertigt, bei der vorgelesene Textpassagen aus "Feldwege nach Chicago" mit Geräuscheffekten kombiniert wurden, die dem nachempfunden waren, wie der Film hätte klingen können, wenn ein Originalton aufgenommen worden wäre. Zusätzlich wurden an originalen Kamerastandorten Hausers neue Aufnahmen (in Farbe) gedreht. Eine Kombination des Originalfilms mit den neuen Aufnahmen, mit der neuen Tonspur versehen, wurde im Dezember 1998 auf WDR 3 ausgestrahlt. Größere Breitenwirkung dürften diese Aktivitäten nicht entfaltet haben. Doch heuer ist WELTSTADT IN FLEGELJAHREN bei absolut Medien in Kooperation mit arte auf DVD und Blu-ray erschienen, nachdem er das volle Programm der digitalen Bildrestaurierung erfahren hatte. Diese Veröffentlichung hat zwei Tonspuren: Die gerade erwähnte vom WDR (freilich ohne die 1998 neu gedrehten Bilder), und eine vom Komponisten Andy Miles neu geschriebene jazzige Musik, die vom WDR Funkhausorchester eingespielt wurde, und die den Film sehr gut unterstützt. Mit den Texten aus "Feldwege nach Chicago" und den Geräuscheffekten wird aus WELTSTADT IN FLEGELJAHREN sozusagen ein Pseudotonfilm gemacht. Das ist keine schlechte Idee, und Hausers Texte fügen dem Film manch interessante Information hinzu, die man den Bildern allein nicht entnehmen könnte. Doch letztlich gefällt mir die nur mit Musik unterlegte Fassung besser, weil sie mehr filmischen Fluss erzeugt - nur hier hat sich bei mir das echte Feeling einer Großstadtsymphonie eingestellt. Der korrekte Titel des Films lautet WELTSTADT IN FLEGELJAHREN, mit dem Untertitel EIN BERICHT ÜBER CHICAGO, doch die aktuelle Veröffentlichung hat den Titel CHICAGO - WELTSTADT IN FLEGELJAHREN erhalten.
<br /><br /></div>
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-9TPWw75p09Q/X-D_f70TZpI/AAAAAAAADfo/FuZ1EKO2FhURcc9HW2XcoKE1nq7YebSKwCLcBGAsYHQ/s1446/Weltstadt_in_Flegeljahren_15.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1446" src="https://1.bp.blogspot.com/-9TPWw75p09Q/X-D_f70TZpI/AAAAAAAADfo/FuZ1EKO2FhURcc9HW2XcoKE1nq7YebSKwCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_15.jpg" width="400" /></a></div>
<br>
<h3 style="text-align: justify;">Heinrich Hauser in Irland</h3>
<div style="text-align: justify;"><br />
1932-33 drehte Robert Flaherty, der gelegentlich als "Vater des Dokumentarfilms" bezeichnet wird (was natürlich nur mit Einschränkungen zutrifft), auf Inishmore, der größten und westlichsten der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Aran-Inseln">Aran Islands</a> vor der irischen Westküste, mit Unterstützung durch seine Frau Frances Material für einen semidokumentarischen Film. "Semi" deshalb, weil Flaherty, wie es seine Art war, inszenierend stark in das Geschehen eingriff - so bildete er aus nicht miteinader verwandten echten Inselbewohnern eine fiktive Filmfamilie. MAN OF ARAN erschien 1934 und wurde einer von Flahertys besten und erfolgreichsten Filmen. Als ich nun über Hauser zu recherchieren begann und in Wikipedia las, dass er 1928 einen Film mit dem Titel MAN OF ARAN gedreht hatte, hielt ich das zunächst für eine Ente. Ich sollte zumindest teilweise Recht behalten, denn den Film gibt es zwar, zumindest ein Fragment davon, aber der Titel ist sicher unzutreffend. Hauser hatte sich mit dem irischen Schriftsteller Liam O'Flaherty angefreundet, der 1896 auf Inishmore geboren wurde. O'Flaherty war übrigens ein Verwandter von John Ford, der 1935 seinen Roman "The Informer" verfilmte - Fords Mutter Barbara Feeney, geb. Curran, wurde ebenfalls auf Inishmore geboren. Zusammen reisten Hauser und O'Flaherty im Juni 1928 auf die Heimatinseln des Iren, um dort Material für einen Irland-Film zu drehen. Dieser sollte keineswegs nur auf Aran entstehen, sondern mindestens auch in Dublin, vielleicht auch anderswo, wurde gedreht oder sollte zumindest gedreht werden.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-BofnFHnBWDY/X-D_fxnjR0I/AAAAAAAADfs/93HlyCJY8xAj6AqJa48AhKUtCEGcV6CAwCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_16.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-BofnFHnBWDY/X-D_fxnjR0I/AAAAAAAADfs/93HlyCJY8xAj6AqJa48AhKUtCEGcV6CAwCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_16.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Kinder spielen auf der Straße, und ein General wacht über seine arbeitslosen Schäfchen ... oder?<br /></td></tr></tbody></table>
Heute existiert noch ein Fragment der Aufnahmen von Aran mit einer Länge von 375 Metern. Als 1995 WELTSTADT IN FLEGELJAHREN seine Wiederauferstehung feiern konnte, war das Fragment noch nicht bekannt, doch Jeanpaul Goergen, der weiterhin in Schongers Nachlass recherchierte, konnte es dann im Bundesarchiv-Filmarchiv aufspüren und zuordnen und 1998 in einer <a href="https://www.arsenal-berlin.de/arsenalarchiv/sep98txt.html#aran">weiteren Veranstaltung</a> im Berliner Kino Arsenal der Öffentlichkeit präsentieren. Goergen hatte damals das Fragment, das keine Titelkarten aufweist, einfach ARAN genannt. Doch schon 1989 war in einem Artikel über Hauser im mehrbändigen Mammutwerk "Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933" dessen irische Filmunternehmung fälschlich mit Flahertys MAN OF ARAN in Verbindung gebracht worden, und nach der Entdeckung des Fragments wurde ihm von irgendwem der falsche Titel übergestülpt, der eigentlich keinen Sinn ergibt, weil es in dem Film eben nicht nur um die Aran-Inseln gehen sollte. Im März 1956 schrieb der Schriftsteller Hans Bütow in einem Artikel in der FAZ: "Sie [Hauser und O'Flaherty] haben auch zusammen einen herrlichen Film von Irland, seiner wilden und melancholischen Landschaft gemacht, von dem keine Kopie mehr existiert." Es ist unklar, wieviel damals gedreht wurde, und ob der Film jemals öffentlich aufgeführt wurde, aber zumindest Bütow scheint ihn gesehen zu haben. Hauser selbst berichtete im August 1928 in einem Artikel in der <i>Frankfurter Zeitung</i> über seine Dreharbeiten (wobei er "Aran" durchgehend falsch als "Arran" schreibt). Darin geht es zwar nur um die Inseln und nicht um weitere Drehorte, er schreibt aber, "daß wir auf die Arraninseln zu einem bestimmten Zweck gekommen sind: um Teile eines Irlandfilms hier aufzunehmen" - und bestätigt damit selbst, dass da noch mehr kommen sollte. Übrigens geht Hauser in diesem Text auch auf die verwendete Ausrüstung ein. Im Gegensatz zu seinen nächsten beiden Filmen hatte er hier zwei Kameras dabei, eine große und schwere, die nur mit Stativ benutzt werden konnte, und eine kleine, leichte, die auch als Handkamera taugte. Und dann polemisiert er etwas gegen die seiner Meinung nach zu klobige Filmtechnik:
<br /><blockquote>
[...] Ich will die Menschen so filmen, daß sie nichts davon wissen, daß sie sich unbeobachtet fühlen, ebenso wie wilde Tiere. Das alles ist Jagd, und der Apparat für diese Jagd müßte wie ein Gewehr gebaut sein, ein Ding, das man an die Backe zieht und abschießt. [...]<br />
Die Kamera des Berufsoperateurs ist ein schweres und schwerfälliges Instrument [...]<br />
Da sind die kleinen Apparate, die man in den Händen halten kann [...] viel besser, sie sind einem Gewehr ähnlicher. [...]<br />
Und warum gibt es nicht ein Federwerk, das wirklich lautlos läuft, ohne das Geräusch einer alten Weckuhr, das nicht nur wilde, sondern selbst ganz zahme Tiere und Menschen in die Flucht treibt.
</blockquote><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-F1YznBmI3VI/X-D_gXrKuWI/AAAAAAAADfw/Enyxt2L0OBob13ZNJf0A8X_RZTmrRrXAQCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_17.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-F1YznBmI3VI/X-D_gXrKuWI/AAAAAAAADfw/Enyxt2L0OBob13ZNJf0A8X_RZTmrRrXAQCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_17.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Armenviertel und regelrechte Slums<br /></td></tr></tbody></table>
Wenn Hauser in den 60er Jahren noch gelebt und Filme gemacht hätte, wäre er vielleicht ein Vertreter des <i>Cinéma vérité</i> oder des <i>Direct Cinema</i> geworden. Es gab übrigens einen Vorläufer der Filmkamera, der tatsächlich wie ein Gewehr aussah, nämlich das <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Chronofotografische_Flinte">fotografische Gewehr</a> des Étienne-Jules Marey.
<br /><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-3OXiEKQM6uU/X-D_geOdK6I/AAAAAAAADf0/pg_YlcPcCSUPrY8Y9GS_FQuS9j2sI3LBgCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_18.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-3OXiEKQM6uU/X-D_geOdK6I/AAAAAAAADf0/pg_YlcPcCSUPrY8Y9GS_FQuS9j2sI3LBgCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_18.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Wracks</td></tr></tbody></table>
Vor einigen Monaten veranstaltete die Abteilung für Filmstudien der New York University ein Online-Symposion, in dem es um frühe deutsche Naturfilme ging, und darin kamen auch Schonger und Hauser vor, und das Fragment von Aran wurde komplett gezeigt. <a href="https://vimeo.com/430242631">Hier bei Vimeo</a> gibt es ein gut einstündiges Video davon, und das Fragment von Aran wurde auch <a href="https://vimeo.com/423949692">als eigenes Video</a> ausgekoppelt. Goergen präferierte 1998 eine Abspielgeschwindigkeit von 18 Bildern pro Sekunde (fps), was bei der Länge von 375 Metern eine Dauer von 18 Minuten ergibt. Hier dauert das Video 13:47 Minuten, was auf eine Abspielgeschwindigkeit von 24 fps hindeutet. Der eingeblendete Timecode ist natürlich ärgerlich, die Fassung im Bundesarchiv-Filmarchiv ist aber frei davon. Die vier Filmhistoriker, die diese Veranstaltung gestalteten, haben sich hier für DIE ARAN-INSELN als Titel entschieden.
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-GG4FseNsnZA/X-D_gqITCpI/AAAAAAAADf4/c5-oYJZkiw0T6A5rIW8WznKakcfiQNXGQCLcBGAsYHQ/s2048/Weltstadt_in_Flegeljahren_19.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1530" data-original-width="2048" src="https://1.bp.blogspot.com/-GG4FseNsnZA/X-D_gqITCpI/AAAAAAAADf4/c5-oYJZkiw0T6A5rIW8WznKakcfiQNXGQCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_19.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Vergnügungspark</td></tr></tbody></table><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/--xIvBN-tqVs/X-D_gg4aMgI/AAAAAAAADf8/ZsxeFTqZtGMk-LCF-GX5DOEFlX4959ZIQCLcBGAsYHQ/s1446/Weltstadt_in_Flegeljahren_20.jpg" style="display: block; margin-left: auto; margin-right: auto; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="1080" data-original-width="1446" src="https://1.bp.blogspot.com/--xIvBN-tqVs/X-D_gg4aMgI/AAAAAAAADf8/ZsxeFTqZtGMk-LCF-GX5DOEFlX4959ZIQCLcBGAsYHQ/s400/Weltstadt_in_Flegeljahren_20.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Die Akteure danken<br /></td></tr></tbody></table>
Manfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-67302335166993309142020-11-18T15:07:00.000+01:002020-11-18T15:07:53.206+01:00Von einem Kinoträumer, von jungen und alten Männern, Bäumen und Hunden<p style="text-align: center;"> <b style="font-family: "Helvetica Neue"; text-align: center;">Sam Firstenberg</b></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich habe mich dieses Jahr in Sam Firstenbergs Filme verliebt. Dabei fing alles sehr banal an. "Hast du Lust, <i>Stories from the Trenches </i>zu rezensieren?" wurde ich im März gefragt... Oder mit vollem Titel: </span><i>Stories from the Trenches: Adventures in Making High Octane Hollywood Movies with Cannon Veteran Sam Firstenberg... </i>Ja klar, warum nicht? Ich kannte bislang aber keinen einzigen Film von Sam Firstenberg: nicht AMERICAN NINJA, nicht AMERICAN NINJA 2, nicht BREAKIN' 2: ELECTRIC BOOGALOO. Ein Cannon-Regisseur, soweit ich wusste eher ein routinierter Handwerker als ein wirklich eigensinniger Auteur (wie zum Beispiel jemand à la Michael Winner). Ein fast 800-seitiges Buch zu rezensieren, ohne einen einzigen der besprochenen Filme zu kennen, ist aber ein wenig blöd, deshalb habe ich mir, bevor ich mit der Lektüre begann, ein "Firstenberg-Starter-Kit" aus eben den drei oben genannten Filmen zusammengestellt und in wenigen Tagen geschaut... Aus wenigen "Pflichtsichtungen" heraus entstand vor lauter Begeisterung die umfangreichste, ambitionierteste und obsessivste Regisseur-Retrospektive seit meinen <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2016/07/belagerung-invasion-isolation-john.html" target="_blank">John-Carpenter-</a> und Jacques-Rivette-Werkschauen in den Jahren 2016/2017. Filmografisch etwas unvollständiger als bei Carpenter und Rivette (einige wenige Filme konnte ich mangels Verfügbarkeit nicht schauen), aber zugleich auch wesentlich tiefer in die Materie eingetaucht durch die parallele Lektüre von <i>Stories from the Trenches</i>. Film und Kontext eben!</p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Das Buch ist fantastisch und ich kann es jedem Filmeliebhaber nur wärmstens empfehlen. Nach dem klassischen Hitchcock-Truffaut-Rezept ist es als Interview-Sammlung konzipiert (ergänzt mit Anektoden Firstenbergs, zahlreichen Bildern, Abbildungen von Filmplakaten, Storyboards und Zeitungsausschnitten u.v.m.). Jeder abendfüllende Film Firstenbergs wird in mehreren Interviews besprochen. Firstenberg selbst wird zu jedem Film befragt. Hinzu kommen Interviews mit an den jeweiligen Filmen beteiligten Personen: Darsteller, Kameramänner, Stunt-Koordinatoren, Cutter, Drehbuchautoren, Produzenten etc. Mit fast der Hälfte des Umfangs bilden die Filme, die Firstenberg direkt bei Menahem Golans und Yoram Globus' Cannon drehte, den Kern des Buchs. Doch auch die "Ränder" von Firstenbergs Karriere sind faszinierend. Neben einer Geschichte des Filmemachens bei Cannon bietet <i>Stories from the Trenches</i> auch viele kleine Einblicke in die Filmindustrien Israels, Südafrikas, der Philippinen, Indonesiens, Indiens und Bulgariens (Länder und Filmindustrien, in denen Firstenberg gearbeitet hat): Globalisierung des Films, erzählt anhand einer Regisseurkarriere. <i>Stories from the Trenches</i> handelt von US-amerikanischem Genrekino, das außerhalb des etablierten Hollywoods produziert wird: der Band bietet viele Einblicke in die Herstellung mittel- und niedrigbudgetierter Filme, in die kreativen Möglichkeiten eines solchen Kinos, aber auch in seine unzähligen logistischen Begrenzungen. Zu guter letzt, um es auch ganz naiv zu sagen: <i>Stories from the Trenches</i> erzählt auch von der Magie von Filmen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und Firstenberg? Seine Filme haben mich begeistert durch ihre unverstellte Freude, durch ihre "Naivität" (damit meine ich die unverstellte Begeisterung für die Essenzen ihrer Genres: Bewegung, Rhythmus, Atmosphäre und oft auch einfach Spaß an Unfug), durch ihre Menschlichkeit in einem oft zynischen, abgebrühten Genre. Firstenberg wiederholt im Verlauf des Buchs immer wieder, dass er "nur" ein "Auftragsregisseur" sei. Dass er Filme "nur" nach der "Formel" des jeweiligen Genres mache und dass er kein "Rebell" sei. Er wiederholt sogar mehrmals im Verlauf des Buchs "seine" "Formel" für den Actionfilm: maximal 90 Minuten Laufzeit; eine große Actionszene am Anfang, in der Mitte und am Ende; mehrere kleinere Actionszenen zwischendrin; jede Actionszene soll eine eigene Geschichte mit Anfang, Mittelteil und Schluss erzählen. Formel, das kommt bei Firstenberg nicht von Formular, sondern von Zauberformel. An einer anderen Stelle im Buch fügt er seiner Formel hinzu: "Action is action, but if you don't care about the people in the scene, you don't care about the action as well." Sam Firstenberg = Genrekino nach Formel + Charaktere + punktgenau Inszenierung? AMERICAN NINJA funktioniert vielleicht auch nur, weil Michael Dudikoff (kein im "klassischen" Sinne "guter" Schauspieler, aber eine charismatische Präsenz mit einer leicht verträumten Note) seinen Joe Armstrong als träumenden Außenseiter und nicht als Drauhauf-Typen präsentiert? Weil der großartige Steve James als Curtis Jackson diesen Träumer mit seiner Streetsmart-Präsenz erdet?</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ebenso wenig wie Menschen sind Orte bei Firstenberg austauschbar. Es ist bewundernswert, wie Firstenberg den Raum einfängt, in dem gehandelt, gekämpft, getanzt, getötet und gestorben wird: der Kampf auf dem Hochhausdach vor einem breiten Stadtpanorama am Ende von REVENGE OF THE NINJA, die karibisch-entspannte Urlaubsatmosphäre von AMERICAN NINJA 2: THE CONFRONTATION, die archaischen, verregneten Sümpfe von Louisiana als Kulisse der brachialen Kämpfe in AVENGING FORCE...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Meine Firstenberg-Favoriten sind (sehr unspektakulär) seine für Cannon gedrehten Filme: REVENGE OF THE NINJA, NINJA III: THE DOMINATION, BREAKIN' 2: ELECTRIC BOOGALOO, AMERICAN NINJA, AMERICAN NINJA 2: THE CONFRONTATION, AVENGING FORCE. Filme mit zwar nicht großen, aber doch vernünftigen Bugdets und verhältnismäßig wenig Eingriffen und Einmischungen seitens des Studios bzw. der Produktionschefs. <i>Stories from the Trenches </i>erzählt anhand von Firstenbergs Karriere auch vom Niedergang eines bestimmten Typen von Genre-Kino, für das Cannon stand. Die 1990er Jahre verzweigten auf gewisse Weise das Genre-Kino und besonders das Actionkino: entweder in Richtung des Blockbusters, oder in Richtung der niedrig-budgetierten Videotheken-Produktion. Firstenberg stieg nie in Hollywood-Blockbuster-Ehren auf. Seine Filme aus den 1990er Jahren haben nicht mehr die materiellen und finanziellen Ressourcen, die Cannon bot und man sieht es ihnen auch an. Die Firstenberg-Brillanz kommt eher in kleinen Momenten, in einzelnen Szenen, in manchen Figuren zum Tragen als in der Gesamtheit des Films.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Selbstverständlich haben mich nicht alle gesichteten Werke Firstenbergs (bislang 18 abendfüllende Spielfilme, 2 Kurzfilme, 3 TV-Serien-Episoden) vollkommen begeistert. Ich glaube, der einzige Film, der mich fast rundum angeödet hat, ist BLOOD WARRIORS (1993), sein indonesisch koproduziertes Remake von THE THIRD MAN bzw. besser gesagt seine Action-Neubearbeitung von Motiven aus Carol Reeds Klassiker. Wobei eben nur "fast rundum": die Idee, eine Verfolgungsjagd auf ein typisch südostasiatisches Baugerüst aus Bambus zu filmen, ist schon sehr nett (wenn auch leider lasch inszeniert); einige der Straßenimpressionen aus den Außenbezirken Jakartas sind sehr bemerkenswert, weil sie einen tropisch-exotischen Touch mit quasi-apokalyptischer Großstadt-Moloch-Atmosphäre verbinden (wieder so ein unvergesslicher Firstenberg-Ort). Der Dreh wird in <i>Stories from the Trenches</i> als logistischer Alptraum beschrieben.<span class="Apple-converted-space"> </span></span>Auch sein Tierhorrorfilm SPIDERS II: BREEDING GROUND ist stellenweise besonders aufgrund der absolut bestialischen Digitaleffekte schmerzhaft anzuschauen. Doch auch hier gibt es wieder einige tolle Schauspieler, die den Tag retten, besonders die großartige und charismatische (und leider tragisch früh verstorbene) Stephanie Niznik.</p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Trotzdem: die Post-Cannon-Ära Firstenbergs hat neben einigen schönen Einzelmomenten in insgesamt schwächeren Werken trotzdem auch einige sehr bemerkenswerte Filme hervorgebracht, die seine Fähigkeiten auch außerhalb des engeren Genrebereichs Action und außerhalb des Systems Cannon unterstreichen: RIVERBEND (1989), ein komplett unabhängig finanzierter Film, der Elemente des Vietnamheimkehrerfilms und Westerns, der Blaxploitation und des engagierten Antirassismus-Dramas, des Belagerungs-Actionfilms und des Melodrama auf nicht immer konzise, aber doch sehr faszinierende Weise verbindet; MOTEL BLUE (1997), ein atmosphärisch unglaublich dicht gefilmter Neo-Noir bzw. Erotikthriller um eine junge Musteragentin, die nach und nach Gefallen findet am Lebensstil ihres Ermittlungsobjekts, einer femme fatale mit einem bewegten Liebesleben und einigen dubiosen Bekanntschaften; THE ALTERNATE (2000), eine Art Low-Budget-Ripoff von DIE HARD, der die Vorlage noch näher an ihre Western-Ursprünge bringt, mit Eric Roberts als einsamer Held, der in einem großen Luxushotel den Tag und den Präsidenten vor Terroristen retten muss; und Firstenbergs bizarrer und exzentrischer (bislang) letzter Film, THE INTERPLANETARY SURPLUS MALE AND AMAZON WOMEN FROM OUTER SPACE (2003), eine auf Video unter Quasi-Amateurfilm-Bedingungen gedrehte Sexkomödie um einen sexbesessenen Universitätsprofessor, der von Alien-Amazonen entführt wird, um als Samenspender-Sklave gehalten zu werden. Meiner Meinung nach Filme, die das Portfolio von Firstenbergs bekannteren und kanonisierteren (cannonisierteren?) Werken gut ergänzen. Filme, die ich gerne hier demnächst besprechen möchte.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Aber vorher noch etwas Kleines aus Firstenbergs Prä-Cannon-Phase – oder besser gesagt, zwei Kurzfilme.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Zwei frühe Kurzfilme Firstenbergs</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>THE TREE WAS HAPPY</b></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">USA 197[2?]</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Shmulik Firstenberg</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Erzähler: Dorian Boyle</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-M_EaLmtWzHs/X7UUGw7QfUI/AAAAAAAACgI/Re2TUv5bE4oA0lMrti871O-uHRmLJl19gCLcBGAsYHQ/s1066/the_tree_was_happy_title.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1066" src="https://1.bp.blogspot.com/-M_EaLmtWzHs/X7UUGw7QfUI/AAAAAAAACgI/Re2TUv5bE4oA0lMrti871O-uHRmLJl19gCLcBGAsYHQ/s320/the_tree_was_happy_title.png" width="320" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein kleiner Junge spielt alleine in der Natur und geht immer wieder zum gleichen Baum, klettert darauf herum und legt sogar ein kleines Blumenbeet an dessen Fuß an (bzw. an deren Fuß: der Erzähler des Films bezeichnet den Baum mit "she"). Der Baum wiederum, so erfahren wir vom Erzähler, liebt den Jungen genauso, wie der Junge den Baum liebt.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Doch der Junge wird mit der Zeit älter, besucht den Baum seltener, und interessiert sich auch für das andere Geschlecht seiner eigenen Spezies. Der Junge (bzw. jetzt: der junge Mann) und der Baum können offenbar miteinander kommunizieren: der Baum fordert den Jungen dazu auf, doch auf ihn zu klettern. Dafür sei er doch zu alt, und er möchte lieber Geld haben. Nein, Geld habe der Baum nicht, aber der Junge könne doch die Äpfel nehmen und sie in der Stadt verkaufen. Was der junge Mann tut... und der Baum war glücklich ("And the tree was happy" – ein wiederkehrender Satz des Films).</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wieder etwas älter möchte der nun erwachsene Mann (richtig respektabel mit Aktentasche) ein Haus bauen, und sicher nicht auf dem Baum klettern, wie dieser wieder vorschlägt. Nein, ein Haus könne er nicht geben, aber der Junge ("the boy", wie der Baum ihn bis zum Ende nennt) könne doch seine Äste benutzen, um ein Haus zu bauen. Daraufhin sägt der Junge dem Baum die Äste ab (das markerschütternde Sägegeräusch könnte an dieser Stelle aus einem Horrorfilm entstammen)... und der Baum war glücklich.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Noch mal älter kommt der nun ältere Mann wieder beim Baum vorbei, und möchte ein Boot haben, um wegzusegeln. Nein, ein Boot habe der Baum nicht, aber der Junge könne doch einfach seinen Stamm abschneiden, um ein Boot daraus zu machen. Gesagt, getan... und der Baum war glücklich – aber doch nicht wirklich, wie der Erzähler nun zum ersten Mal ergänzt.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Als nunmehr alter Mann, der einen Stock zum Gehen braucht, besucht der Junge noch mal seinen Baum, der nur noch als Stumpf übrig geblieben ist. Wunschlos und ohne Worte setzt er sich auf den Baumstumpf... und der Baum war glücklich.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE TREE WAS HAPPY ist einer von Shmulik Firstenbergs ersten Filmen (Sam nannte er sich erst später auf Vorschlag Menahem Golans für die Filmcredits um; in <i>Stories from the Trenches</i> nennen ihn allerdings auch viele nicht-israelische Interviewte Shmulik; in einem gewissen sozialen Kanal nutzt Firstenberg beide Vornamen). Er verließ Anfang der 1970er Jahre Israel in Richtung USA, um dort Film zu studieren und Filme zu machen. Die erste Station war ein Filmstudium am Columbia College in Hollywood, wo er nach eigenen, widersprüchlichen Angaben entweder drei oder vier Kurzfilme inszenierte: der erste fertiggestellte Film war THE TREE WAS HAPPY, ein weiterer hatte den Titel THE SAND CASTLE.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE TREE WAS HAPPY ist eine Verfilmung von Shel Silversteins Kurzgeschichte "The Giving Tree": diese gehört in den USA mittlerweile zu den berühmtesten und meistverkauften Kurzgeschichten für Kinder, aber auch zu den kontroversesten. Die Geschichte des glücklich gebenden Baums hat zahlreiche Interpretationen hervorgerufen: sie kann als Geschichte christlicher Nächstenliebe gelesen werden, als ökologische Parabel, als Darstellung einer komplizierten Eltern-Kinder-Beziehung, aber auch als Geschichte einer toxischen, ausbeuterischen oder sadomasochistischen Beziehung, bei dem sich ein egoistischer Narzisst (der Junge) und ein Masochist (der Baum) gegenüberstehen.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br /></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-7iVfRpVH7IA/X7UWJdYRstI/AAAAAAAACgc/hzK1g9gV1B4e2cWCx-TXsJ-6jwz9mAF2gCLcBGAsYHQ/s2000/the_tree_was_happy.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1504" data-original-width="2000" src="https://1.bp.blogspot.com/-7iVfRpVH7IA/X7UWJdYRstI/AAAAAAAACgc/hzK1g9gV1B4e2cWCx-TXsJ-6jwz9mAF2gCLcBGAsYHQ/s320/the_tree_was_happy.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Eine Liebesgeschichte zwischen einem kleinen Jungen und einem Baum, die mit fortgeschrittenem Alter zunehmend zerstörerisch wird</td></tr></tbody></table><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><br />Ich selber, der nur Firstenbergs Film gesehen und die Vorlage nicht gelesen hat, neige zu letzterem: der Baum gibt sich selbst mit einer zunehmend masochistischen Inbrunst komplett in der Beziehung zum Jungen auf, gibt sich quasi einer Täuschung hin und muss gegen Ende auch einsehen, dass er doch nicht so glücklich ist. Wie bereits erwähnt: die Absägung seiner Äste wird mit einfachen Mitteln inszeniert (eigentlich nur eine Nahaufnahme mit Säge und dem entsprechenden, sehr lauten Geräusch), wirkt aber trotzdem unglaublich drastisch. Eine sehr finstere Geschichte, wenn man sie aus der Perspektive des Baums (bzw. der Natur) näher betrachtet.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Aus der Perspektive des Jungen (bzw. der Menschheit) könnte man eine Art Geschichte verlorener Kindheitsunschuld sehen, eines Menschen, der aus kindlicher Unbekümmertheit langsam in eine materialistische Kultur (bzw. kapitalistische Kultur, in der der Erfolg des einen von der Ausbeutung des anderen abhängt) hineinwächst. Aus dem unschuldigen Jungen wird ein gefühlskalter, materialistischer Erwachsener.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Am Ende sind beide Figuren "gebrochen" – und das letzte "And the tree was happy" wirkt fast zynisch, wie eine Art verbalisierte Rache: der Junge hat sein ganzes Leben lang den Baum ausgenommen, aber schlussendlich ist er nunmehr nur noch ein alter, gehbehinderter Mann. Man kann den Schluss alternativ auch als ernüchtert, aber trotzdem versöhnlich sehen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Über die Beteiligten an THE TREE WAS HAPPY jenseits des Regisseurs ist kaum etwas zu finden. In <i>Stories from the Trenches</i> wird der Film nur an wenigen Stellen kurz erwähnt. Firstenberg beschreibt den Prozess des Filmemachens an der Universität als sehr kollaborativ: Studenten helfen sich bei ihren jeweiligen Filmen gegenseitig aus – so ist anzunehmen, dass Kommilitonen und Bekannte von Kommilitonen an der Entstehung von THE TREE WAS HAPPY beteiligt waren. Firstenberg erwähnt Yossi Peso, ein anderer israelischer Filmstudent, der am Columbia College offenbar für die Materialen (Kameras, Linsen etc.) verantwortlich war, aber ob dieser am Film beteiligt war, geht aus Firstenbergs Ausführungen nicht wirklich eindeutig hervor. Dorian Boyle, der Erzähler, der meiner Meinung nach eine sehr schöne Erzähler- und Sprecherstimme hat, dürfte auch aus dem Umfeld des Columbia College sein, ebenso die in den End-Credits genannten Darsteller Elia, Dan und Sol.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">THE TREE WAS HAPPY ist <a href="https://www.youtube.com/watch?v=vNWzMzApSuU" target="_blank">in ganzer Länge in Sam Firstenbergs persönlichem YouTube-Channel</a> zu sehen. Die Qualität ist leider ziemlich grausig: es sieht ein bisschen wie die Videokopie einer Videokopie aus, wobei die zu Grunde liegende 16mm-Kopie offensichtlich stark blaustichig war. In der Beschreibung des YouTube-Videos findet sich auch das Entstehungsdatum 1972, das ich allerdings nirgendwo mit einer anderen Quelle abgleichen kann, weil sich sonst nichts über diesen Film finden lässt.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Als mittlerweile gewachsener Firstenberg-Fan gehört THE TREE WAS HAPPY sicherlich nicht zu meinen persönlichen Highlights seiner Filmografie (eine Zweitsichtung hat daran nichts wesentlich geändert). Es ist trotzdem ein sehenswerter, früher Film und aufgrund der bescheidenen Qualität der verfügbaren Kopie würde ich ein definitives Urteil sowieso erst einmal aufschieben.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>SIMPATYA BISHVIEL KELEV</b> ("For the Sake of the Dog")</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Israel 1979</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Shmulik Firstenberg</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Darsteller: Pesach Guttmark (Aaron Beckler)</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-78yX5CT_Z-E/X7UURLfJROI/AAAAAAAACgM/qWObxAvZhIIXXEuNNZG65XuOaKtHneWOgCLcBGAsYHQ/s1054/for_the_sake_of_a_dog.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="800" data-original-width="1054" src="https://1.bp.blogspot.com/-78yX5CT_Z-E/X7UURLfJROI/AAAAAAAACgM/qWObxAvZhIIXXEuNNZG65XuOaKtHneWOgCLcBGAsYHQ/s320/for_the_sake_of_a_dog.png" width="320" /></a></div><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Aaron Beckler, dessen komplette Familie im Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde und der selbst als Anti-Nazi-Partisan die Kriegsgefangenenlager, als Jude die Vernichtungslager und als Kommunist die Gefängnisse der Polen (ob die Vorkriegszeit oder die stalinistische Ära gemeint ist, bleibt klar) überlebt hat, lebt in einem Arbeiterviertel Tel Avivs alleine in einer bescheidenen Wohnung. Nun, nicht ganz alleine, denn sein kleiner Hund, Tina, lebt mit ihm. </span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wie jeden Tag seit nunmehr acht Jahren geht Herr Beckler mit Tina am Strand spazieren. </span>Doch heute bekommt er von einem Polizisten einen Strafzettel, weil (wohl seit kurzem) Hunde am Strand nicht mehr erlaubt sind. Herr Beckler will den Strafzettel ignorieren, weil er schon so lange mit Tina am Strand spazieren geht, weil der Strand doch allen gehöre und überhaupt sei das doch nicht Sowjetrussland. Die Warnungen eines Bekannten, dass er bei Nichtzahlung Probleme mit der Polizei bekommen könnte, schlägt er in den Wind. Doch tatsächlich steht eines Morgens eine Polizistin vor seiner Tür, die ihn zur Polizeistation bittet.</p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Dort wird er gebeten, die Summe des Strafzettels einfach zu begleichen, ihm wird sogar eine Stundung des Betrags vorgeschlagen, doch Herr Beckler weigert sich aus Prinzip weiter, den Strafzettel zu bezahlen. Also muss er für sechs Tage ins Gefängnis. Doch hier kommt das weitere Problem: Hunde dürfen auch nicht ins Gefängnis, und die kleine Tina, die er auf die Polizeistation mitgenommen hat, soll er abgeben. Doch auch da weigert sich Herr Beckler: wenn der Hund nicht mit ins Gefängnis darf, dann geht er auch nicht ins Gefängnis! Auch hier finden die Polizisten schließlich eine unbürokratische Lösung: der Hund wird in die Obhut der Polizistin übergeben, die Herr Beckler abgeholt hat. Und Herr Beckler darf vorher die Wohnung der Polizistin, also den provisorischen Schlafplatz Tinas für die nächste Woche, inspizieren: trotz anfänglicher Skepsis und einigen ausführlichen Instruktionen an die Adresse der Polizistin bezüglich Ernährung und täglichen Geschäften gibt er sich zufrieden, zumal die jüngeren Geschwister der Polizistin gute Spielgefährten für den Hund sein werden. Jetzt kann Herr Beckler also ins Gefängnis.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In der Polizeistation, wo er bis zum Transfer in die Vollzugsanstalt festgehalten wird, kommt er zu einigen "Halbstarken" in die Zelle. Die latent bedrohliche Situation löst sich auf, als einer der jungen Männer, der in einem Strandcafé arbeitet, Herrn Beckler als den Spaziergänger mit dem kleinen Hund wieder erkennt. Als seine Zellengenossen erfahren, warum Herr Beckler "sitzt", bieten sie ihm – ganz offensichtlich aus spontaner Sympathie – an, für ihn den Strafzettel zu bezahlen. Wenig später folgt der Transfer ins Gefängnis und dort erfahren wir, dass Herr Beckler sich geweigert hat, die Quittung für die Zahlung des Strafzettels zu unterschreiben. Im Gefängnis geschieht im Prinzip das gleiche: die Zellengenossen des alten Mannes finden es furchtbar, dass ein solch alter und offensichtlich trauriger und einsamer Mann wegen einer Nichtigkeit einsitzt und wollen ihn mit der Summe des Strafzettels freikaufen. Der Gefängnisdirektor ist offensichtlich sehr unbürokratisch: er lädt Beckler vor, erklärt ihn für entlassen und als dieser sich weigert, irgendetwas zu unterschreiben, erklärt er ihm, dass eine Unterschrift in diesem Fall nicht nötig sei.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Also findet sich Herr Beckler unfreiwillig wieder draußen. Er holt seine Tina ab – und geht mit ihr am Strand spazieren. Wie beide zusammen gen Sonnenuntergang marschieren, erklärt er ihr, dass er sich natürlich geweigert hat, den Strafzettel zu bezahlen, dass aber ganz viele sympathische Menschen mit ihr, Tina, dem Hund, Mitleid gehabt und deshalb geholfen haben...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">In den 1970er Jahren alternierte Firstenberg zwischen Studium, einem Kameramann-Job bei einem lokalen Fernsehsender in Los Angeles sowie diversen Assistentenjobs im Umfeld von Menahem Golan (damals noch nicht Cannon-Chef), den Firstenberg 1973 bei einer Silvesterparty kennen lernte und der ihn zunächst als Assistent für alle möglichen Dinge beschäftigte (als Maler von hebräischsprachigen Schildern bei LEPKE oder auch als persönlicher Bote und Aushilfsfahrer für Shelley Winters), später dann auch als Regieassistent. In dieser Zeit kam Firstenberg immer wieder nach Israel, sei es als Assistent bei US-israelischen Koproduktionen Menahem Golans, bei rein israelischen und hebräischsprachigen Produktionen oder bei Location-Shootings (Firstenberg war Assistent Director für die israelische Crew bei William Friedkins SORCERER). Während eines solchen längeren Aufenthalts in Israel entstand SIMPATYA BISHVIEL KELEV.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-F9c8IkrTPCQ/X7UYAi1xebI/AAAAAAAACgw/cpgC5aoo0i449w2-TISgx_fg1E8SqyVpACLcBGAsYHQ/s2000/for_the_sake_of_a_dog.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1524" data-original-width="2000" src="https://1.bp.blogspot.com/-F9c8IkrTPCQ/X7UYAi1xebI/AAAAAAAACgw/cpgC5aoo0i449w2-TISgx_fg1E8SqyVpACLcBGAsYHQ/s320/for_the_sake_of_a_dog.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Herr Beckler geht täglich mit seinem Hund Tina spazieren, ist ansonsten aber ein einsamer Mensch<br />Für seine Weigerung, einen Strafzettel zu bezahlen, kommt er ins Gefängnis: die Zellengenossen sind Verkörperungen des Mottos "harte Schale, weicher Kern"</td></tr></tbody></table><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Sam Firstenberg ist heute vor allem für seine Actionfilme bei Cannon berühmt, doch in den 1970er Jahren plante er noch, ein "director of social issue stories" zu werden. Vorbild für SIMPATYA BISHVIEL KELEV war nach Firstenbergs eigenen Angaben der italienische Neorealismus, besonders De Sicas LADRI DI BICICLETTE, aber auch die populären Komödien von Boaz Davidson, die meist in ärmeren Milieus angesiedelt waren. Durch die Verbindung zwischen einem alten Mann und einem Hund kommt dem Kenner des italienischen Neorealismus natürlich auch UMBERTO D in den Sinn, doch das war wahrscheinlich eher ein Zufall. Als Co-Autor des Films wird Yigal Lev genannt. Lev war Journalist in Jaffa und schrieb in dieser Zeit jeden Freitag eine ganzseitige Geschichte über Nachrichten aus dem Alltagsleben der Stadt – eine Kolumne, die Firstenberg mit großer Begeisterung verfolgte. Die Geschichte des alten Mannes, der die Geldstrafe für seinen Hund nicht bezahlen möchte und dafür ins Gefängnis kommt, war eine von Levs Geschichten, die Firstenberg dann für seinen Film adaptierte (Lev arbeitete am Film nicht aktiv mit).</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SIMPATYA BISHVIEL KELEV wurde privat von Firstenberg und Omri Maron finanziert. Maron arbeitete in den 1970er Jahren in Israel als Location-Manager für internationale Produktionen, außerdem verband ihn eine persönliche Freundschaft mit Firstenberg. Der Film wurde auf günstig eingekaufte 16mm-"short ends" von Wochenschauen gedreht. Die Crew wurde aus Firstenbergs und Marons professionellen Kontakten in der israelischen Filmindustrie sowie aus persönlichen Kontakten rekrutiert und arbeitete größtenteils ehrenamtlich. Teile des Films wurden zum Beispiel im Haus der Grossmutter von Marons Ehefrau gedreht. Gedreht wurde nicht kontinuierlich, sondern an Wochenenden über mehrere Monate hinweg (ein Prozedere, das Firstenberg auch für seinen ersten abendfüllenden Film ONE MORE CHANCE nutzen würde). Firstenberg bekam gemäß seiner eigenen Angaben auch die Unterstützung der örtlichen Behörden und konnte nicht nur echte Polizeiwagen nutzen, sondern auch im Inneren eines Gefängnisses drehen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Aus privater Hand finanziert war SIMPATYA BISHVIEL KELEV auch gar nicht als kommerzielles Projekt gedacht, sondern als "Visitenkarte" für Firstenberg, der damit potentiellen Interessenten für andere Filmprojekte seine Fähigkeiten als Regisseur präsentierte. Gemäß Omri Maron (der im Buch <i>Stories From the Trenches</i> auch interviewt wird) hat das nur sehr bedingt funktioniert, weil Firstenberg nach Fertigstellung des Films keine Zeit hatte, sich um den Vertrieb des Films zu kümmern, weil sein Terminplan als Assistent zu dieser Zeit einfach zu voll war. Auf jeden Fall dürfte der Film 1980 beim Filmex (der Los Angeles International Film Exposition) gezeigt worden sein (im Buch ist jedenfalls eine Teilnahmeurkunde des Films abgebildet).</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Atmosphäre von SIMPATYA BISHVIEL KELEV ist heiter, leicht und eher humorvoll, trotz der ernsten und teils auch finsteren Untertöne: es geht schließlich um einen Holocaust-Überlebenden und Überlebenden diverser Formen politischer Gewalt, der sich vereinsamt und verbittert von seinen Mitmenschen entfremdet hat und eigentlich nur noch mit seinem Hund richtig kommuniziert. Eine Wandlung macht Herr Beckler eigentlich auch nicht durch: am Ende des Films würde er wahrscheinlich diesen ganzen Prozess noch mal durchmachen. Aber seine Figur funktioniert auf mehreren Ebenen: als historisch und soziologisch verankerter Charakter (ein entfremdeter Holocaust-Überlebender) und auch als, wenn man so will, Genre-Figur, sprich als störrisch-sturer alter Mann, der alles an sich abprallen lässt. Der Film funktioniert als beides: als (neo-)neorealistisches Drama und als leise Komödie mit leicht absurden Einsprengeln. Der Darsteller Pesach Guttmark (auch zu finden mit der Schreibweise Pesah Gutmark) spielt den Herrn Beckler vorzüglich. Guttmark war ein Film- und Theaterschauspieler, den Firstenberg persönlich von einem früheren Dreh in Israel kannte. Guttmark war kein Star, sondern relativ unbekannt, und genau deshalb hat ihn Firstenberg auch gecastet: ein Nicht-Star für die Rolle eines "kleinen Mannes".</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Bei der Erstsichtung fand ich SIMPATYA BISHVIEL KELEV ganz interessant, wenn auch nicht wirklich begeisternd. Die Zweitsichtung hat ihn mir allerdings noch mal viel näher gebracht. Vor allem hat mich jetzt begeistert, wie "übervoll" dieser scheinbar extrem "simple" Film mit Charakteren, Gesichtern und kleinen Mini-Nebengeschichten ist, die seiner einfachen Geschichte eine dichte Textur verleihen: am Strand etwa die sporttreibenden älteren Herrschaften; die dominospielenden alten Männer im Café; die beobachtenden Nachbarn bei der Verhaftung Becklers; die größere Familie der Polizistin mit (wahrscheinlich) der Mutter und (wahrscheinlich) den jüngeren Geschwistern; dazwischen immer wieder kleine Straßen-, Nebenstraßen- und Hinterhof-Impressionen. Manchmal längere Bilder, manchmal nur kleine Montage-Einschübe. </span>In <i>Stories from the Trenches</i> hebt Firstenberg den Film vor allem als Zeitdokument der "dreckigen" 1970er Jahre hervor: als Alltagsportrait von Tel Aviv vor der Gentrifizierung.</p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 12px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SIMPATYA BISHVIEL KELEV ist als "For the Sake of a Dog" <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ly6gBS8c8ig" target="_blank">in Sam Firstenbergs persönlichem YouTube-Channel zu sehen</a>. Die Qualität ist eher suboptimal (wenn auch nicht ganz so schlecht wie bei THE TREE WAS HAPPY), die 16mm-Kopie, die als Quelle zugrunde lag, scheint einen leichten Braunstich zu haben.</span></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-87629529768531157622020-11-01T13:23:00.000+01:002020-11-01T13:23:15.463+01:00Bericht vom 6. Terza-Visione-Festival des italienischen Genrefilms (Teil 2)<p style="text-align: left;"><span style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: justify;">Was bisher geschah... <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2020/05/bericht-vom-6-terza-visione-festival.html" target="_blank">Hier zum ersten Teil</a> meines Berichts zum Terza Visione 2019</span></p><p style="text-align: center;"> <b style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; text-align: center;">Samstag 27. Juli 2019</b></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">14.00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>IL PIACERE</b> ("Die Lust")</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Joe D'Amato</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1985</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">85 Minuten</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutsche Kinopremiere</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Venedig in den 1930er Jahren: Gérard (Gabriele Tinti) trauert seiner verstorbenen Geliebten Leonora (Andrea Guzon) nach. Leonoras Kinder aus einer früheren Beziehung reisen zur Beerdigung an: Während Edmund (Marco Mattioli) – trotz seiner Vorliebe, sich in Stresssituationen die Brust geben zu lassen (notfalls von seiner Schwester) – eine ziemliche Spaßbremse ist, zehrt sich Ursula (auch Andrea Guzon) danach, ihre Unschuld an Gérard zu verlieren und an seiner Seite den Platz ihrer Mutter einzunehmen.</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-zMEkCUmAtz0/X5xRkqv5BbI/AAAAAAAACe4/-oB-Gf26JIMYoHYEKvg6IPyH_Uh3at06QCLcBGAsYHQ/s1052/il_piacere.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="692" data-original-width="1052" height="263" src="https://1.bp.blogspot.com/-zMEkCUmAtz0/X5xRkqv5BbI/AAAAAAAACe4/-oB-Gf26JIMYoHYEKvg6IPyH_Uh3at06QCLcBGAsYHQ/w400-h263/il_piacere.png" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Gérard schwelgt in erotischen Erinnerungen<br /></td></tr></tbody></table><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich bin mir noch etwas unschlüssig, ob übermüdet der falsche oder eben gerade der richtige Zustand ist, um IL PIACERE zu sehen. Mehr als dass ich den Film bewußt geschaut habe, scheint sich der Film eher über meine durch einen zu kurzen Schlaf schon gedämpften Sinne gelegt zu haben. Er ist vorbei gerauscht wie ein Traum, mit Bruchstücken, die sehr klar erscheinen – und vielem, was sich in die Vergessenheit verirrt hat. Gabriele Tinti, der schwer melancholisch vor dem Phonographen sitzt und selbstvergessen der Stimme seiner ehemaligen Geliebten zuhört. Flüchtiger Sex in einer Nebengasse während des venezianischen Karnevals. Opiumvernebelter Sex in einem Bordell unter den wachsamen Augen Laura Gemsers. Der Handjob im Kino. Und natürlich der Spazierausritt mit Gérard und Ursula: sie gibt ihrem Pferd ganz sanft die Sporen, dieses trabt etwas schneller – "Galopp" wäre für das Tempo, das Ursulas Pferd jetzt hat, eine völlig lächerliche Übertreibung. Gérard eilt ihr nach und ermahnt sie, dass sie nicht so schnell galoppieren solle, das könne schließlich gefährlich werden... Eine absolut treffende Zusammenfassung für die ästhetische Haltung von IL PIACERE, wahrscheinlich (?) insgesamt für Joe D'Amatos Regiearbeiten, die eher dem kontemplativen als dem Aktionskino zuzuordnen sind.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Arthur Pokorny, (einer) der größte(n) D'Amato-Spezialist(en)? im D-A-CH-Raum, der die italienische Kopie aus seinem Privatarchiv mitgebracht hatte, stimmte das Publikum mit einer der schönsten Einführungen des Terza 2019 auf den Film ein. Am Sonntagabend, nach dem letzten Festivalfilm, erzählte er in lockerer Runde noch etwas weiter von D'Amatos Arbeitsstil und dem Umgang mit seiner Crew, der offenbar genau so tiefenentspannt war wie seine Filme: trotz des hohen Drucks, der auf Filmdrehs mit niedrigen Budgets lastet, war die Atmosphäre an seinen Sets wohl stets freundlich und entspannt, er selbst wohl ein gutgelaunter Mann, der immer einen lustigen Spruch parat hatte. Vielleicht gerade deswegen und weil er – von Haus aus Kameramann – stets seine Filme selbst fotografierte, konnten sie in einem irren Tempo abgedreht werden und dabei (zumindest trifft das auf IL PIACERE zu) wesentlich teurer und edler aussehen als das, was sie gekostet haben.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Kamil Moll, der auch beim Terza war, hat <a href="https://www.weirdmagazin.de/il-piacere-joe-damato/" target="_blank">hier im Weird-Magazin über IL PIACERE</a> geschrieben.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">16.00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>I FIDANZATI DELLA MORTE</b> ("Die Verlobten des Todes")</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Romolo Marcellini</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1957</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">93 Minuten</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Der waghalsige Motorradrennfahrer Carlo (Rik Battaglia) trennt sich von seinem bisherigen Hersteller und versucht sein Glück stattdessen beim kleineren Rennstall seines Schwiegervaters Lorenzo (Hans Albers) – und geht dann auch noch fremd, als er – ein verheirateter Mann – eine Affäre mit der schönen Lucia (Sylva Koscina) beginnt. Das macht die Vorbereitung auf das große Rennen schwieriger, besonders als der technische Direktor seines ehemaligen Rennstalls auch mitmischt und mit Lucia anbandeln möchte.</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-OO9W-1C7a6U/X5xR1ubXtQI/AAAAAAAACfA/0R-gwxoeFnwATJvO719NGeyy5eLUMpuUgCLcBGAsYHQ/s999/i_fidanzati_della_morte.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="444" data-original-width="999" height="178" src="https://1.bp.blogspot.com/-OO9W-1C7a6U/X5xR1ubXtQI/AAAAAAAACfA/0R-gwxoeFnwATJvO719NGeyy5eLUMpuUgCLcBGAsYHQ/w400-h178/i_fidanzati_della_morte.png" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">In der Werkstatt des Tüftlers Lorzeno<br /></td></tr></tbody></table><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Motorradrennen und melodramatische Intrigen... was wie eine vielversprechende Mischung klingt, hat mich persönlich eher gelangweilt und wenig bei der Stange gehalten (immer noch diese Müdigkeit!). Es gibt keinen Zweifel daran, dass I FIDANZATI DELLA MORTE toll aussieht und wunderschön fotografiert ist. Mein größtes Problem war wohl der Protagonist, der als kerniger Anpacker, als Individualist mit starkem Willen erscheinen sollte, für mich aber vor allem – mit Verlaub – als selbstgefällige Macho-Arschgeige rüberkam, als Egoist, der sämtliche Frauen um sich (in erster Linie seine Ehefrau und seine Geliebte) verächtlich behandelt und zudem auch noch auf der Rennstrecke im Dienst seines Egoismus andere Leute in Gefahr bringt. Es half nicht, dass Rik Battaglia nur mäßig charismatisch wirkte, während sein Gegenspieler durchaus als italienische Version von Marlon Brando durchgehen könnte.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die großen "kleinen" Höhepunkte von I FIDANZATI DELLA MORTE waren allerdings die Auftritte Hans Albers', der hier wirklich allem und allen die Show stiehlt und sich mit seinem ganzen Charisma in die Lorenzo-Rolle hineinwirft: ein alter Haudegen, der mit der Begeisterung von gefühlt dreitausend Teenagern an Motoroptimierungen tüftelt – nicht, um das große Geld zu machen (er lässt seine Erfindungen auch nicht patentieren) sondern einfach nur der Schönheit der Sache wegen. Ein echter Idealist... I FIDANZATI DELLA MORTE war nicht mein Film, aber wie gerne hätte ich den passenden abendfüllenden Film zu Albers' Lorenzo gesehen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Heute war der inoffizielle Doppelgänger-Tag des Terza 2019...</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">20.00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>MANIA</b></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Renato Polselli</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1974</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">85 Minuten</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschlandpremiere</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Lisa (Eva Spadaro) war einst mit dem "mad scientist" Brecht (Brad Euston) verheiratet, hatte jedoch auch eine Affäre mit dessen Zwillingsbruder Germano (ebenso Brad Euston). Als die Affäre aufflog, flogen bei einem Unfall auch gleich die halbe Villa und Brecht mit in die Luft. Jahre später kehrt Lisa, von grausigen Visionen und Halluzinationen geplagt, mit ihrem neuesten Liebhaber, dem ehemaligen Assistenten Brechts, in die Villa zurück. Dort erwarten sie nicht nur ein rollstuhlfahrender, im Gesicht verstümmelter und sich sehr erratisch verhaltender Germano sowie die mittlerweile stumme, weil völlig traumatisierte Haushälterin Brechts, sondern offenbar auch Brechts Geist, der beunruhigende Zwischenfälle auslöst...</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-MEAyr18u4OA/X5xR-kXC3RI/AAAAAAAACfE/ZlbLauq2v6wwqBzBQJgbaNBxUixvhkXmACLcBGAsYHQ/s1280/mania.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="716" data-original-width="1280" height="224" src="https://1.bp.blogspot.com/-MEAyr18u4OA/X5xR-kXC3RI/AAAAAAAACfE/ZlbLauq2v6wwqBzBQJgbaNBxUixvhkXmACLcBGAsYHQ/w400-h224/mania.png" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Lisa und Germano in der "haunted villa"<br /></td></tr></tbody></table><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;">Nach LA MORTE SCENDE LEGGERA war MANIA beim Terza 2019 ein weiterer toller Beitrag aus der "poverty row" der italienischen Filmindustrie: ein recht unbeschreiblicher Hybrid aus Haunted-House-Gothic-Horror und hysterisch-psychotischem Melodrama.<span class="Apple-converted-space"> </span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Titel, MANIA, ist Programm: permanent am Rande des völligen Nervenzusammenbruchs. Es ist ein Film über Personen am Rande des Wahnsinns, die wahnsinnige Dinge machen und ist konsequent in einem wahnsinnigen Stil inszeniert. MANIA ist ein wilder, anarchischer Film, der die Logik der "normalen" Vernunft hinter sich lässt und nur der Logik des Wahnsinns folgt. Er hat die Form eines Gothic-Horror-Films, der seine Hochzeit eher in den 1950er und 1960er Jahren hatte, wirkt aber zugleich sehr viel moderner, fast schon postmodern. Lisa landet an einer Stelle des Films plötzlich aus dem Nichts in ein Netz und wird von Aalen, die scheinbar auch aus dem Nichts kommen, angegriffen. Das schien mir den berüchtigten Spinnenangriff aus L'ALDILÀ vorwegzunehmen: es gibt keine Erklärung für das Grauen, sondern nur das Grauen (also zumindest in dem Moment selbst: wie auch in LA MORTE SCENDE LEGGERA entpuppt sich in MANIA alles als geschickte Inszenierung, während in L'ALDILÀ alles Zeichen einer wahrhaftigen höllischen Apokalypse war).</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MANIA ist einerseits merkwürdig somnambul, wirkt tatsächlich oft wie ein sehr, sehr langsamer Alptraum, manchmal scheint es, als würde sich das ganze Treiben in dem besessenen Haus unter Wasser sich abspielen, leicht verlangsamt und wie durch einen Schleier beobachtet... Andererseits hat der Film aber auch ein geradezu irrsinniges Tempo, weil fast jede neue Szene eine völlige Überraschung ist: man weiß nie, was als nächstes passieren wird. MANIA löst auf sehr grundlegende Art eines der großen Versprechen des Kinos ein: alles ist möglich, alles ist machbar!</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">MANIA ist billig, schäbig, holprig – und trotzdem von A bis Z völlig konzise. Er verlangt vom Zuschauer wahrhaftig sehr viel "suspension of disbelief", weil er sich kaum für konzise Spezialeffekte interessiert. Mehr als wie ein "fertiger" Film wirkt MANIA über weite Strecken eher wie eine grobe, unfertige Skizze. Ein bisschen ist es wie in der bildenden Kunst: eine grobe Skizze enthält nicht die feinen Qualitäten eines fertigen, filigranen Gemäldes – ist dafür aber oft viel unmittelbarer, direkter, zugespitzter, mit einer roheren Energie aufgeladen. Jede Geste, jeder Ausdruck extrem stilisiert: ist Polselli ein "primitiver Expressionist"? Primitiv im analytischen Sinne gemeint: MANIA ist dem ursprünglichen, "rohen" Expressionismus wahrscheinlich viel näher als teurere Horror-Gothic-Produktionen der Zeit, die der Popart näher stehen. Der indirekte Vergleich zur Stummfilmära bedeutet nicht, dass der Film stumm wäre: es wird sehr viel, sehr laut und sehr exaltiert geschrieen, gekreischt und geheult.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ein Teil des Publikums im krachend vollen Saal (die vollste Vorstellung des ganzen Terza 2019, soweit ich mich erinnere) machte sich leider lustig über das exaltiert-manische Spiel der Darsteller, über das schäbig-expressionistische Dekor, über defizitäre Spezialeffekte, über die totale Hingabe an die Logik oder besser gesagt die Anarchie des Alptraums. Schade, denn für mich gehörte MANIA zu den Höhepunkten des Terza Visione 2019 und war bei weitem der beste Film am Samstag.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">22.30 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>JOCKS</b></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Riccardo Sesani</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1984</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">104 Minuten</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschlandpremiere</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Ein trampender amerikanischer DJ und ein italienischer Truckfahrer tun sich (nach einem ordentlichen Faustkampf) zusammen, um in einer kleinen Provinzstadt die größte Disco-Party aller Zeiten zu organisieren. Zwischendurch gibt es weitere Faustkämpfe, ein Techtelmechtel mit der jungen Verwandten einer Geldgeberin – und am Schluss kommt eine futuristische Variante von Verdis "Aida" heraus.</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-yITxOZbx3sM/X5xSMPKbnOI/AAAAAAAACfI/_pHCNHWtLvoGgF3lNL49px8rGj5JYzFvwCLcBGAsYHQ/s1280/jocks.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="1280" height="225" src="https://1.bp.blogspot.com/-yITxOZbx3sM/X5xSMPKbnOI/AAAAAAAACfI/_pHCNHWtLvoGgF3lNL49px8rGj5JYzFvwCLcBGAsYHQ/w400-h225/jocks.png" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Liebevolle Buddies im zum Liebesnest umgebauten Truck<br /></td></tr></tbody></table><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Nachdem beim<a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/09/tutto-e-filmbericht-vom-5-terza-visione.html" target="_blank"> Terza Visione 2018 DANCE MUSIC</a> den Freitagabend in eine ausgelassene Party verwandelt hatte, erwartete ich (und vielleicht so manch ein anderer Besucher) wohl etwas ähnliches von JOCKS, dem diesjährigen programmierten Tanzfilm. Für mich entwickelte sich der Film nach einem tollen ersten Drittel leider zu einer Enttäuschung. Als Tanzfilm, also als Film mit choreografierten Nummern, hatte JOCKS (von den letzten 20 Minuten abgesehen – dazu gleich mehr) nur wenig zu bieten. Vielmehr wirkte er im ersten Drittel eher wie eine Buddy-Komödie, bei der die Interaktion zwischen den beiden Helden etwa zur Hälfte aus Prügeleien bestand – also heißt: dass sie sich gegenseitig prügelten. Eine toxische Liebesbeziehung, wenn man so will, denn die homoerotischen Funken zwischen den beiden war fast mehr als unterschwellig. Die extrem exaltierten Umgangsformen des DJ rundeten den Eindruck ab: sein Verhalten würde in vielen anderen Filmen dieser Zeit (pessimistisch könnte man sagen: bis in die Mitte der 2000er Jahre) als homosexuelle "Codierung" durchgehen und zugleich auch der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Das Großartige ist, dass zumindest letzteres in JOCKS nicht passiert: der DJ ist ohne Wenn und Aber der Sympathieträger. "Lieber Zuschauer, hier ist unser Held, er ist ein bisschen exzentrisch und schrill, aber liebe ihn bitte so, wie er ist." – scheint der Film zu sagen. Ohne "Agenda" (eigentlich ein furchtbares Wort), sondern aus einer fröhlichen "Naivität" heraus.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Ich kann mich nicht wirklich gut an das zweite Drittel erinnern... nur, dass es für mich langweiliger wurde: eine große Anzahl an sehr zähen Expositionsdialogen, wenn ich mich recht erinnere? Und der Versuch, die Eintracht der beiden Helden durch die Einführung eines weiblichen "love interest" zu durchbrechen, weil es sich ja nun irgendwie doch gehört, dass es da einen weiblichen "love interest" geben muss...</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Und schließlich das letzte Drittel, als dann die große Show, auf die die beiden unermüdlich hingearbeitet haben (nämlich die größte Discoparty aller Zeiten zu schmeißen), endlich gezeigt wird: statt Disco ein bizarr-futuristisches Glitzer-Happening mit einem Raumschiff, das sich langsam vom Bühnenboden erhebt, vielen merkwürdigen Alien-Kostümen, das ganze teilweise in Ruckel-Zeitlupe gefilmt, unterlegt von einer verfremdeten Elektro-Interpretation von Verdis "Aida". Wenn ich das gerade selbst lese, klingt das absolut super, aber ich erinnere mich, wie ich mich damals im Kinosessel gequält habe und irgendwann nur noch etwas entnervt das Ende des Films herbeigesehnt habe. Andere Zuschauer waren gerade von dem "Showdown" von JOCKS schwer begeistert und verteidigten ihn leidenschaftlich. Irgendwann werde ich den Film wohl noch mal gucken müssen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p1" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: center;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>Sonntag 28. Juli 2019</b></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">13.00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>QUANTE VOLTE... QUELLA NOTTE</b> ("Vier Mal heute Nacht")</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Mario Bava</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien/BRD 1971</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">83 Minuten</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschlandpremiere</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Der Playboy Gianni (Brett Halsey) spricht im Park Tina (Daniela Giordano) an und verabredet sich mit ihr zu einem Date. Nach einem Diskothekenbesuch gehen die beiden zu ihm nach Hause... und ab da verschwimmen die Ereignisse: hat er sie belästigt und zu vergewaltigen versucht (so Tinas Version der Geschichte)? Ist Tina eine Nymphomanin, die ihn mit ihrem sexuellen Appetit völlig ausgelaugt hat (so in Giannis Erinnerungen)? Ist Gianni eigentlich ein Homosexueller, der mit einem Nachbarn Sex hatte, während Tina von der lesbischen Kumpeline des Nachbarn vergewaltigt wurde – und alle hatten sich vorher in einem Schwulenclub getroffen, wo junge Mädchen sich nackt fotografieren lassen (so das Zeugenaussage der schmierigen, sexbesessenen und voyeuristisch veranlagten Hausmeisters des Wohnkomplexes, der Giannis Wohnung mit einem Fernglas beobachtet hat)? Oder war das ein ganz harmloser und keuscher Abend, bei dem aus Versehen Kleider zerrissen und Kopfverletzungen zugefügt wurden, weil man aufgrund eines vergessenen Schlüssels über das Einfahrtstor klettern musste (so erläutert von einem "allwissenden" Wissenschaftler, der in seinem weißen Kittel so aussieht, als könnte er mit Zahnbürsten Tomaten malträtieren)?</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-br8SmsNuo9w/X5xSShXpxfI/AAAAAAAACfM/ciM21h5jMM4sKHEpyL88GvNLM2Luw0gpgCLcBGAsYHQ/s1280/quante_volte_quella_notte.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="689" data-original-width="1280" height="215" src="https://1.bp.blogspot.com/-br8SmsNuo9w/X5xSShXpxfI/AAAAAAAACfM/ciM21h5jMM4sKHEpyL88GvNLM2Luw0gpgCLcBGAsYHQ/w400-h215/quante_volte_quella_notte.png" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Eine Schaukel mitten in Giannis Wohnung – ein wenig exzentrisch, aber die Flasche J & B sorgt für die nötige Bodenständigkeit<br /></td></tr></tbody></table><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Mario Bava wird in der Regel mit dem Giallo, dem Horrorfilm, dem Fantasyfilm in Verbindung gebracht. Welch eine Überraschung, dass er auch eine "commedia sexy", eine erotische Komödie gedreht hat (ein Fakt, der mir bis zu diesem Terza völlig unbekannt war). Gemäß der tollen Einführung von Katrin Doerksen verstand Bava diesen Film als reine Auftragsarbeit, um Geld für wirkliche Herzensprojekte zu gewinnen – und als eine Ehrenpflicht (seiner Meinung hätte man sich schnell den Ruf eingefangen, homosexuell zu sein, wenn man erotische Filmstoffe ablehnte). QUANTE VOLTE... QUELLA NOTTE wurde 1968 gedreht, aber kam erst 1971 in die Kinos (in Italien sogar nach ECOLOGIA DEL DELITTO aka REAZIONE A CATENA).</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Bavas Film wird gemeinhin als die italienische Erotikkomödien-Fassung von Kurosawas RASHOMON angesehen, weil der Film die gleiche Geschichte aus vier unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Doch innerhalb von Bavas Werk könnte man ihn vielleicht als seinen ersten "Versuchsanordnungsfilm" bezeichnen, als erster Teil einer Trilogie, der dann die beiden "Abzähl-Mord-Filme" 5 BAMBOLE PER LA LUNA D'AGOSTO und ECOLOGIA DEL DELITTO aka REAZIONE A CATENA folgten.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wie viele Bava-Filme ist QUANTE VOLTE... QUELLA NOTTE in erster Linie ein Atmosphärenfilm voller satter, teils psychedelischer Farben. Jede der vier Geschichten hat auch eine eigene Atmosphäre. Tinas Erzählung von ihrer versuchten Vergewaltigung kommt einem fast klassischen Thriller in ihrer latenten, zunehmenden und schließlich eskalierenden Bedrohlichkeit recht nahe. Giannis Version der Geschichte ist lüstern, anzüglich, geil und sexy und kommt dem puristischen Sexfilm (auch wenn QUANTE VOLTE... QUELLA NOTTE insgesamt visuell doch sehr züchtig bleibt) am nächsten. Die völlig ausschweifenden und wahnwitzigen Erinnerungen bzw. Fantasien und Obsessionen des Hausmeisters schließlich lassen QUANTE VOLTE... QUELLA NOTTE in ein groteskes, fast surreales Delirium kippen – und mehr als die konkurrierenden Erzählungen Giannis und Tinas wirkt die Episode wie eine Art losgekoppelter, der Kontrolle entglittener Nebenplot. Die letzte Episode schließlich erdet nach dem ganzen Delirium die ganze Geschichte wieder in etwas, was wie eine vorweggenommene Parodie eines Dr.-Best-Werbespots wirkt... und dann fahren Gianni und Tina glücklich im Morgengrauen in einem schnittigem Cabriolet in Richtung Sonnenaufgang...</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zusammengehalten wird das ganze von einem fantastischen Set-Design, wie man es von Mario Bavas Filmen gewohnt ist. Die Wohnung Giannis, der Schauplatz eines großen Teils des Films, ist ein echtes Pop-Art-Diorama aus quietschbunten Möbeln und bizarren Dekoobjekten. Im Schwulenclub während der Erzählung des Hausmeisters übertrifft sich Bava dann wieder einmal mit einem völlig jenseitigen, futuristischen Dekor und psychedelischen Lichteffekten. Wer wirklich ganz genau hinschaut, wird das leicht Artifizielle eines arrangierten Studios erkennen, aber angesichts des geringen Budgets, mit dem Bava arbeiten musste, ist ihm hier wieder einmal eine Augenweide gelungen.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">16.30 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>LA VIOLENZA: QUINTO POTERE</b> ("Gewalt: Die fünfte Macht im Staat")</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Florestano Vancini</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1972</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">90 Minuten (deutsche Fassung) + 12 Minuten fehlender Epilog der italienischen Originalfassung (digital nachgereicht)</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Bei einem Mordprozess sitzen über ein Dutzend Mitglieder zweier verfeindeter Mafia-Clans auf den Anklagebänken. In langen Rückblenden werden die Verbrechen der Gangster und ihre informelle, aber doch starke Macht über die örtliche bäuerliche und kleinstädtische Bevölkerung geschildert.<span class="Apple-converted-space"> </span></i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">LA VIOLENZA: QUINTO POTERE ist weniger ein klassischer "poliziesco" als vielmehr ein Gerichtsfilm mit Politthriller-Grundierung. Er erzählt sehr packend, mit einem manchmal semidokumentarisch wirkenden Stil über die Verflechtung von Mafia, Politik und Gesellschaft in Süditalien. Beide Fallstricke, die ihm potentiell im Weg liegen (als Gerichtsfilm, der zudem die Adaption eines Theaterstücks ist, zu statisch und unfilmisch zu sein – und als engagierter Antimafia-Film zugleich zum einfachen Thesenstück zu erstarren) umschifft der Film mit seiner eleganten Inszenierung und seinem nüchternen, unaufgeregten Ton. Wenn man über das komplett unterschiedliche Setting hinwegsieht erinnert LA VIOLENZA: QUINTO POTERE stilistisch an die späteren Korruptions-Thriller Sidney Lumets.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Grundton ist pessimistisch und dabei doch stark geerdet, es entspinnt sich eine Art Mini-Panorama über die Verflechtung von Mafia-Strukturen, wirtschaftlicher Armut und unterentwickelten Staatsstrukturen. Strukturen und Verflechtungen... LA VIOLENZA: QUINTO POTERE handelt in erster Linie tatsächlich davon, und so rückt keine der Figuren wirklich zum Protagonisten heran (zu sehen sind neben Mario Adorf als Gangster-Boss auch Enrico Maria Salerno als Staatsanwalt, Riccardo Cucciolla als gegen die Mafia engagierter Professor, Gastone Moschin als Mafia-Anwalt, Julien Giomar als Polizist und weitere). Ein echter Ensemblefilm ohne dramaturgische Hauptfigur – aber das heißt nicht, dass die Charaktere unwichtig seien, im Gegenteil. Der Film vergisst nie, dass es um Menschen geht: die ermordet, erpresst, ausgeraubt werden, oder dazu gezwungen werden, in diesem System mitzumachen. Ein emotionaler Höhepunkt ist sicherlich der Auftritt des Komikers Ciccio Ingrassia als kinderreicher, armer Mafiahelfer zwischen allen Stühlen: für die Mafiosi eine Spielfigur, deren man sich nach Nutzung entledigen kann, für die Staatsgewalt ein Mafia-Kollaborateur, den man im Gegensatz zu den "großen Fischen" relativ leicht inhaftieren kann. Ingrassia, der im Komiker-Duo Franco & Ciccio immer der weniger exaltierte Part war, bringt eine wahrhaftige, erhabene und tragische Würde in seine Rolle. Am Ende muss er den Film (off-screen) mit einem Suizid verlassen, dem ihm die Mafia mithilfe einer ins Gefängnis geschmuggelten Klinge "schenkt" bzw. aufdrängt...</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">20.00 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>SPELL (DOLCE MATTATOIO) </b>("Spell: Süßes Schlachthaus")</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Alberto Cavallone</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1977</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">104 Minuten</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Deutschlandpremiere</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>In einem kleinen Dorf in der Nähe Roms, während die Vorbereitungen zu einem großen Fest mit religiöser Prozession anlaufen... ein kommunistischer Künstler in einer Schaffenskrise hat zunehmend Mühe, den Aggressionen und Autoaggressionen seiner psychisch kranken Frau (Jane Avril) Einhalt zu gebieten; der Metzgermeister des Dorfs träumt von sexuellen Abenteuern mit diversen Dorfeinwohnerinnen und befriedigt sich mit aufgespießten Kuhhälften in der Kühlkammer; ein junges Mädchen ist von ihrem eigenen Vater geschwängert worden; eine Frau, die von ihrem Ehemann voller Verachtung behandelt wird, flüchtet in zunehmend delirierende Sexträume; ein junger Fremder kommt in das Dorf und entflammt die Begierden der Bewohnerinnen.</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-YhlgDNdyFoo/X5xWqfoBkmI/AAAAAAAACfk/_Q0H-4sTF6EqyVYy8yldtpHkWxaR9eB6wCLcBGAsYHQ/s2000/spell_1.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1056" data-original-width="2000" height="211" src="https://1.bp.blogspot.com/-YhlgDNdyFoo/X5xWqfoBkmI/AAAAAAAACfk/_Q0H-4sTF6EqyVYy8yldtpHkWxaR9eB6wCLcBGAsYHQ/w400-h211/spell_1.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Oben: Jane Avril (bürgerlich Maria Pia Luzi – Stammschauspielerin und Ehefrau Alberto Cavallones) als verrückte Rosanna und Martial Boschero (bei späteren Filmen Cavallones Produzent) als kommunistischer Künstler<br />Unten: die frustrierte Bäuerin und der schöne, geheimnisvolle Fremde / die Musterfamilie mit Inzestproblemen </td></tr></tbody></table><p></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Alberto Cavallone macht dort weiter, wo <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/search/label/Giulio%20Questi" target="_blank">Giulio Questi</a> aufgehört hat! Wie ARCANA beim Terza 2017 war SPELL (DOLCE MATTATOIO) beim Terza 2019 der außergewöhnlichste, bizarrste, halluzinatorischste Film des Programms, der Film, der die thematische Rahmung des Festival – italienisches Genrekino – am meisten herausforderte.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der Prolog setzt den Ton des Films, man könnte sagen, die beiden Pole, zwischen denen er immer wieder schwanken wird. Wir befinden uns auf einem Friedhof, ein Besucher steht vor einem Grab, ein Stückchen betten zwei Arbeiter Gebeine eines geöffneten Grabs um. Dann machen die beiden Arbeiter Mittagspause, pellen sich jeweils ein gekochtes Ei und essen es – das eher weiche Gesicht des jungen und das kantige Gesicht des älteren Arbeiters in einer quasidokumentarischen Nahaufnahme. Dann geht es wieder zum Besucher zurück, der ein Grab betrachtet – sein eigenes Grab, mit einem Medaillon-Portrait seines Gesichts, wie wir nach einem Schnitt sehen. Eine "triviale" Alltagsszene mit einem alptraumartigen Einschub versehen. Neorealismus meets Surrealismus. SPELL (DOLCE MATTATOIO) ist für seine sexuellen, antiklerikalen, skatologischen und antibürgerlichen Provokationen berüchtigt, aber er bettet diese in eine Art semidokumentarisches, quasi-anthropologisches Dorfleben-Portrait mit (neo-)neorealistischen Zügen ein. Neorealismus durch einen surrealen, grotesken, derb-erotischen Fleischwolf gedreht. Christoph, einer der beiden Festivalleiter, schlug in seiner Einführung den Begriff "Anti-Heimatfilm" vor. Neben einer Kalbsgeburt auf einem Bauernhof gibt es auch immer wieder längere Impressionen von Straßenumzügen, Open-Air-Konzerten, Tänzen auf dem Marktplatz, Rummelvergnügungen wie das Klettern an einem eingeseiften Baumstamm und Menschenversammlungen, die erfreut Feuerwerke beobachten. Am Rande dieser Bilder entfesselt Cavallone dann den Wahnsinn, die Exzesse, die Provokationen.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Bei der ersten Sichtung, zumal im Kino, auf einer großen Leinwand, sind es letztere, die vor allem hervorstechen: der sexuell frustrierte Metzgermeister, der mit seiner eigenen Ware Sex hat (und später wurminfizierte Schnitzel zurechtschneidet); die frustrierte Bäuerin, die davon träumt, unter der erhängten Leiche ihres Ehemanns mit dem Dorfpriester Sex zu haben; die nahtlose Montage einer weiblichen Masturbation mit dem Erwürgen eines Hahns; das große Finale mit Exkrementen und Kastration. </span>Machistische Männlichkeitsvorstellungen, die an der Oberfläche anständige Familie, die<span class="Apple-converted-space"> </span>heilige katholische Kirche und ihre Vertreter, bürgerliche Moralvorstellungen und nicht zuletzt auch die kommunistische Partei: in SPELL (DOLCE MATTATOIO) jagt Cavallone sie allesamt zum Teufel und haut dabei richtig ordentlich auf die Kacke (das sogar wortwörtlich!). </p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;">Doch gerade bei der zweiten Sichtung (bei mir über ein Jahr nach der Sichtung im Frankfurter Filmmuseum zuhause auf DVD) wirkt sein Film auch gerade in seinen leiseren Tönen noch beeindruckender. Die Erdung in ein semidokumentarisches, quasi-neorealistisches Setting macht die Exzesse an sich noch wilder, aber verhindert eben auch, dass der Film zur maßlosem Freakshow wird. Das kommt auch davon, dass seine Figuren stets Menschen bleiben: der sexuell frustrierte Metzger genauso wie der mürrische, abends stets besoffene Bauer (um jetzt zwei Figuren zu nennen, die oberflächlich alles andere als gut wegkommen). Vielleicht wirkte nur der Priester durchgehend shady, der die Kinder des Dorfes Lotterielose verkaufen lässt und die Topverkäufer mit Heiligenbildchen belohnt (das Bild eines Priesters, der ständig um Kinder herumhängt, war 1977 vielleicht "unschuldiger" als heute?).</p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-IwLvyNwQdKk/X5xXBo0tHJI/AAAAAAAACfw/TBa1F25UPRcY5T5trpiuxOuTshI48lZmwCLcBGAsYHQ/s2000/spell_2.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1085" data-original-width="2000" height="217" src="https://1.bp.blogspot.com/-IwLvyNwQdKk/X5xXBo0tHJI/AAAAAAAACfw/TBa1F25UPRcY5T5trpiuxOuTshI48lZmwCLcBGAsYHQ/w400-h217/spell_2.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Impressionen von den Dorffestlichkeiten<br /></td></tr></tbody></table><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Neorealismus und Surrealismus sind in SPELL (DOLCE MATTATOIO) keine klar getrennten Sphären, und auch Zeit und Raum lässt der Film unterschwellig verwischen: nachdem ich den Film bei der Erstsichtung im Kino als chronologisch erzählt wahrgenommen hatte, schien mir das bei der Zweitsichtung viel ungewisser. Ist das alles ein einziger Tag, der achronologisch in kleinen Impressionen erzählt wird? Oder spielt der Film gar über mehrere Tage, gar Wochen? Wo hört die Realität auf und beginnt die Fantasie?</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die auffälligste Schnittstelle zwischen beiden dürfte der namenlose, fremde junge Mann sein (die Figur erinnert entfernt an den Fremden in Pasolinis TEOREMA), der eines Tages wie aus dem Nichts im Dorf erscheint bzw. konkreter auf dem Friedhof zum ersten Mal zu sehen ist und dann ins Dorfzentrum geht. Während draußen ein Feuerwerk zu sehen ist und ihr Ehemann gerade an einer Collage arbeitet, spielt Rosanna, die verrückte Frau (die auf der Toilette Mittag isst – Buñuel lässt grüßen –, aus der Kloschüssel trinkt, </span>die Haushälterin auch mal K.O. schlägt in der Absicht, deren Brustwarzen mit einer Küchenschere abzuschneiden, sich selbst blutende Stichwunden am Vorderarm zufügt) mit einem kleinen Puppentheater: sie lüftet den Vorhang (rot, mit Hammer und Sichel bedruckt! offenbar ein Fabrikat ihres Ehemanns) und hebt eine kleine Plastikfigur von der Bühne. In diesem Moment werden Bilder des jungen Mannes gezeigt, der durch den Dorfrummel läuft, vor Schießbuden mit ausgehängten Gewinnerpreis-Puppen – so wirkt es, als habe er seinen Auftritt in Rosannas Puppentheater, als hätte sie ihm durch das Lüften des Vorhangs Leben eingehaucht (am Ende nimmt sie es ihm auf besonders drastische Weise wieder weg). Vielleicht einer der großartigsten Momente im Film, geradezu frenetisch montiert mit crashzoom-pulsierenden Bildern, unterlegt von Claudio Tallinos spannungsaufbauendem (und nicht auflösendem) Jazz-Rock-Score.</p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die Musik von Claudio Tallino (ein mir bis dahin unbekannter Name, Stammkomponist des mir bislang ebenfalls unbekannten Regisseurs Piero Livi) ist toll und lässt sich mit Jazz-Rock vielleicht notdürftig beschreiben (ein Synthesizer und ein E-Piano, begleitet von Bass und Schlagzeug, wechseln sich als Melodieiinstrument ab). Nachdem Griegs "In der Halle des Bergkönigs" zwei mal in einer originalen Orchesterfassung zum Einsatz kommt, wird der "Showdown" des Films von einer hart schlagzeuglastigen Jazz-Rock-Improvisation des Klassikers unterlegt.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-97_22c1cPJk/X5xW6gdd35I/AAAAAAAACfs/LTJmlfs2Ml0i2tsp-ZN6vCkkluffR8m-QCLcBGAsYHQ/s2000/spell_3.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1085" data-original-width="2000" height="217" src="https://1.bp.blogspot.com/-97_22c1cPJk/X5xW6gdd35I/AAAAAAAACfs/LTJmlfs2Ml0i2tsp-ZN6vCkkluffR8m-QCLcBGAsYHQ/w400-h217/spell_3.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ein Film voller grotesker, surrealer und derb-erotischer Bilder<br />Unten: Rosanna öffnet den Vorhang für den geheimnisvollen Fremden</td></tr></tbody></table><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">SPELL (DOLCE MATTATOIO) war neben L'ULTIMA ORGIA DEL III REICH der kontroverseste Film des Festivals, der die Zuschauerschaft am meisten spaltete. Viele "der schlechteste Film dieses Jahr" standen einigen "der beste Film des Festivals" (zu letzteren ich auch gehörte) gegenüber. Letztere schienen eine große Schnittmenge mit den Anhängern von <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/08/melodramen-in-verschiedenen-hartestufen.html" target="_blank">Questis ARCANA vom Terza 2017</a> zu haben. Es gibt atmosphärische Schnittmengen zwischen beiden Filmen, auch bei vielen Unterschieden, wobei SPELL (DOLCE MATTATOIO) deutlich grotesker und provokanter angelegt ist und zugleich auch (durch die semidokumentarischen Dorfimpressionen) geerdeter wirkt.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Wie Giulio Questi war auch Cavallone eine Art <i>cinéaste maudit </i>des italienischen Kinos, ein Grenzgänger, der vielleicht sogar noch weiter außerhalb des Mainstreams arbeitete. Cavallone begann als Dokumentarfilmer mit dem heute verschollenen Film LA SPORCA GUERRA ("Der dreckige Krieg") über den algerischen Unabhängigkeitskrieg, gedreht vor Ort. LE SALAMANDRE, ein Erotikfilm über eine Dreierbeziehung zwischen einer schwedischen Fotografin, einem schwarzen Model und einem Psychologen, blieb 1969 Cavallones größter kommerzieller Erfolg, trotzdem er hier bereits sein Publikum mit extremen Bildern konfrontierte (u. a. einmontierte Aufnahmen realer Erschießungen)<span class="Apple-converted-space"> </span>und einen stark politisierten, antikolonialistischen Subtext hatte. DAL NOSTRO INVIATO A COPENHAGEN handelte 1970 von zwei Vietnamkriegveteranen, von denen einer in das Porno-Business, der andere in die Fänge eines skrupellosen Arztes gelangt. In AFRIKA erzählte Cavallone 1973 von einer schwierigen homosexuellen Liebesgeschichte zweier exilierter Europäer in Äthiopien. MALDOROR, eine Adaption von Lautréamonts Prosadichtung "Les Chants de Maldoror" (ein maßgeblicher Einfluss auf die Surrealisten), stellte Cavallone 1975 fertig: für die wenigen, die ihn sahen, war dies Cavallones großes Meisterwerk. Der fertige Film fand allerdings keinen Verleih (die heftige Gewalt und die extrem antiklerikale Stoßrichtung des Films werden als Hauptgründe dafür genannt – in einer Szene soll wohl ein Priester bei einer Kommunion kleinen Jungen die Zunge herausgeschnitten und ihnen Coca-Cola statt Wein gegeben haben) und und gilt heute als verschollen (abgesehen von Standbildern und Drehbuchauszügen). Nach SPELL (DOLCE MATTATOIO) drehte Cavallone noch BLUE MOVIE um einen sadistischen Fotografen, der Fotomodels kidnappt, foltert und erniedrigt: Roberto Curti nannte diesen Film Cavallones kommerziellen Selbstmord, der Film, der ihn definitiv vom Außenseiter zum Paria machte. Danach inszenierte Cavallone noch einige Hardcore-Filme, deren groteske Elemente sie außerhalb des Porno-Mainstreams stellten, drehte Werbefilme und arbeitete als Assistent für Drehbuch-Revisionen. Kurz vor seinem frühen Tod 1997 wurde er von der italienischen Filmzeitschrift <i>Nocturno</i>, die sich die Erforschung des italienische Genrekinos auf die Fahne geschrieben hat, wieder entdeckt.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Zu den Autoren von <i>Nocturno </i>gehörte auch der Filmhistoriker Roberto Curti, der beim Terza 2018 Riccardo Fredas eigensinnigen <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/09/tutto-e-filmbericht-vom-5-terza-visione.html" target="_blank">ESTRATTO DAGLI ARCHIVI SEGRETI DELLA POLIZIA DI UNA CAPITALE EUROPEA</a> und Domenico Modugnos noch eigensinnigeren <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2018/10/tutto-e-film-bericht-vom-5-terza.html" target="_blank">TUTTO È MUSICA</a> einführte. Curti hat auch viel über Cavallone geschrieben, unter anderem in einem Buch über acht Einzelgänger des italienischen Kinos (zu denen er auch die Terza-Bekannten <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2017/08/melodramen-in-verschiedenen-hartestufen.html" target="_blank">Giulio Questi und Brunello Rondi</a> rechnete) und in einem Buch über extremes Kino. Hier ist einmal <a href="http://www.esotikafilm.com/articles/cavallone.html" target="_blank">ein etwas längerer</a> und hier <a href="https://offscreen.com/view/alberto_cavallone" target="_blank">ein etwas kürzerer Text Curtis</a> über Cavallone.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Kamil Moll hat im <i>Weird-Magazin</i> <a href="https://www.weirdmagazin.de/spell-dolce-mattatoio/" target="_blank">über seine Eindrücke von SPELL (DOLCE MATTATOIO)</a> beim Terza geschrieben, bei Frank Castenholz' Text in der gleichen Reihe gibt es <a href="https://www.weirdmagazin.de/terza-visione-festival-italienischer-genrefilm/" target="_blank">auch eine kurze Einschätzung</a>.</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>QUELLA VILLA ACCANTO AL CIMITERO, gewiss nicht Fulcis ruppigster Film, aber keineswegs ein besonders "weicher" Film, wirkte nach SPELL (DOLCE MATTATOIO) wie ein fast "sanfter" Ausklang des Festivals.</i></span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">22.30 Uhr</span></p><p class="p2" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; min-height: 14px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span><br /></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><b>QUELLA VILLA ACCANTO AL CIMITERO</b> ("Das Haus an der Friedhofsmauer")</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Regie: Lucio Fulci</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Italien 1981</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">86 Minuten</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i>Norman und Lucy Boyle (Paolo Malco & Catriona MacColl) ziehen mit ihrem Sohn Bob (Giovanni Frezza) in eine neuenglische Villa. Deren Vormieter beging Selbstmord, nachdem er über den ursprünglichen Besitzer der Villa, Dr. Freudstein, geforscht hatte. Mysteriöse Ereignisse und beunruhigende Geräusche aus dem Keller bringen die Familie Boyle zunehmend in Bedrängnis.</i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"><i><br /></i></span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;"></span></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-5sjoJNdTgk0/X5xSlpgu79I/AAAAAAAACfY/7LD5Hiwm_MoPEqKCbm4nOdWeD0mXxt53gCLcBGAsYHQ/s1280/quella_villa_accanto_al_cimitero.png" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="540" data-original-width="1280" height="169" src="https://1.bp.blogspot.com/-5sjoJNdTgk0/X5xSlpgu79I/AAAAAAAACfY/7LD5Hiwm_MoPEqKCbm4nOdWeD0mXxt53gCLcBGAsYHQ/w400-h169/quella_villa_accanto_al_cimitero.png" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Eingesperrt mit dem Monster im Spukkeller – während sein Vater versucht, die Tür mit der Axt aufzubrechen, drückt das Monster Bobs Gesicht gegen ebenjene Tür (THE SHINING grüßt böse): einer der beeindruckenden "Mini-Crashzooms"<br /></td></tr></tbody></table><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Der "konventionellste" Film in Lucio Fulcis sogenannter Höllenpforten-Trilogie hatte mich bei der ersten Sichtung Ende 2017 ganz gut gefallen, wenngleich nicht wirklich überschwänglich begeistert. Jetzt bildete er allerdings einen mehr als würdigen Abschluss des Terza 2019. Auf einer viele Meter breiten Leinwand entfesselte QUELLA VILLA ACCANTO AL CIMITERO auf 35mm und in seiner vollen Cinemascope-Pracht seine ganze Wucht und Kraft. Gleichwohl er in seinen letzten Jahren teilweise für das Fernsehen drehte: Fulci ist voll ein ganz ein Kino-Regisseur, seine Filme wurden für das Kino gemacht. Man siehe nur die kleinen "Mini-Crashzooms", die er in Terror-Momenten einsetzt, dieses ruckartige, knappe Einzoomen. Auf dem heimischen Bildschirm wirkt das etwas merkwürdig (für manche vielleicht sogar wie ein Patzer). Auf der großen Leinwand hat das die Wucht eines Schlags ins Gesicht.</span></p><p class="p3" style="font-family: "Helvetica Neue"; font-size: 12px; font-stretch: normal; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; margin: 0px; text-align: justify;"><span class="s1" style="font-kerning: none;">Die gezeigte Kopie war leider leicht gekürzt (Dagmar Lassanders Todesqualen etwas reduzierend) und hatte einen leichten Farbstich. Statt eines unangenehmen Magentastichs tendierten die Farben eher in Richtung Rostbraun bzw. Sepia, was der Wucht und der herbstlich-kühl-nebeligen Atmosphäre des Films dann doch nicht im Weg stand (ebenso wenig wie der doch mechanische Verschleiß).</span></p>davidhttp://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-41013360189223536992020-10-06T02:28:00.000+02:002020-10-06T02:28:16.426+02:00LAST AND FIRST MEN - Brutalismus und das Ende der achtzehnten und letzten MenschheitLAST AND FIRST MEN<br>
Island 2017/2020<br>
Regie: Jóhann Jóhannsson<br>
Erzählerin: Tilda Swinton<br><br>
<div style="text-align: justify;">
<iframe allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="https://www.youtube-nocookie.com/embed/nqDBlBKlbDA" width="560"></iframe>
<br><br>
LAST AND FIRST MEN ist in gewissem Sinn das Vermächtnis des 2018 mit 48 Jahren verstorbenen isländischen Komponisten <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/J%C3%B3hann_J%C3%B3hannsson">Jóhann Jóhannsson</a>, auch wenn es nicht als solches gedacht war: Die Musik ist seine letzte Komposition, und der Film seine erste und einzige Regiearbeit, wenn man davon absieht, dass er zuvor schon in antarktischen Gegenden einen kurzen Dokumentarfilm auf Super 8 gedreht hatte - in statischen Tableaus, wie es in der IMDb heißt, und damit anscheinend schon in einem ähnlichen visuellen Stil wie LAST AND FIRST MEN. Als Filmkomponist bekannt geworden ist Jóhann (das "Jóhannsson" bedeutet "Sohn von Jóhann", ist also, wie in Island üblich, kein Familienname) vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Denis Villeneuve, aber er schrieb auch Musik für andere Regisseure, für Theaterprojekte und für Soloalben. Sein plötzlicher und zunächst rätselhafter Tod in Berlin, wo er gelebt hatte, wurde durch eine Überdosis Kokain im Zusammenspiel mit Erkältungsmedikamenten verursacht. Eine vorläufige Fassung von LAST AND FIRST MEN lief bereits 2017 mit Live-Orchesterbegleitung bei einem Festival in Manchester, aber Jóhann arbeitete weiter an der Musik dazu und konnte sie nicht mehr fertigstellen. Sein musikalischer Mitstreiter bei diesem Projekt, der in Israel geborene und in Berlin lebende Yair Elazar Glotman, komplettierte die Komposition und leitete die Aufnahme. Auch der endgültige Schnitt von LAST AND FIRST MEN wurde erst posthum erledigt. Seine Premiere erlebte der fertige Film heuer auf der Berlinale. Er lief auch auf weiteren Festivals, z.B. neulich <a href="http://www.davidbordwell.net/blog/2020/09/27/vancouver-first-sightings/">in Vancouver</a>.
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-3q_7H_r9gsc/X3uxNbDjTXI/AAAAAAAADcI/AIZ9v-XZeZ0ETiY2GV4qThI__UaAhnmPQCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_01.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="971" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-3q_7H_r9gsc/X3uxNbDjTXI/AAAAAAAADcI/AIZ9v-XZeZ0ETiY2GV4qThI__UaAhnmPQCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_01.jpg" width="400" /></a></div>
LAST AND FIRST MEN besteht aus drei nur lose verknüpften Ebenen - der visuellen und zwei akustischen. Für die Filmaufnahmen (auf körnigem 16mm) reiste Jóhann mit seinem norwegischen Kameramann Sturla Brandth Grøvlen kreuz und quer durch die Staaten des früheren Jugoslawien und filmte die dort so genannten <a href="https://ostraum.com/2019/09/03/spomenik-jugo-denkmaler-auf-instagram/"><i>Spomeniks</i></a>. Das sind von den 60er bis in die 80er Jahre im Stil des <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Brutalismus">Brutalismus</a> errichtete Monumente aus Stein, Beton und Metall, die im ganzen Land an die Opfer von Krieg und Faschismus erinnern sollten. Die <i>Spomeniks</i> wurden von politischen Entscheidungsträgern von Marschall Tito bis hinab zu Kleinstadtbürgermeistern in Auftrag gegeben und sollten noch einen weiteren Zweck erfüllen, nämlich in dem ethnisch und religiös inhomogenen Land die nationale Einheit zu befördern. Wie wir heute wissen, ohne langfristigen Erfolg.
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-kT15-a1wtos/X3uxNqhczzI/AAAAAAAADcE/WAmuOuowX10I0HXvmLcHrKsbBi7Ujg8QgCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_02.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="971" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-kT15-a1wtos/X3uxNqhczzI/AAAAAAAADcE/WAmuOuowX10I0HXvmLcHrKsbBi7Ujg8QgCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_02.jpg" width="400" /></a></div>
Etliche der prominentesten und visuell spektakulärsten <i>Spomeniks</i>, wie etwa das <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Denkmal_f%C3%BCr_die_Revolution_der_Einwohner_von_Moslavina">Denkmal für die Revolution der Einwohner von Moslavina</a> oder die <a href="https://www.spomenikdatabase.org/novi-travnik">Nekropole für die Opfer des Faschismus bei Novi Travnik</a> (die David Bordwell an die Kunst australischer Aborigines erinnert, während ich eher an Skulpturen europäischer neolithischer oder bronzezeitlicher Kulturen und wieder andere Leute an die Etrusker dachten), bilden also die visuelle Ebene von LAST AND FIRST MEN. Die Kamera fährt dafür mit sehr langsamen und langen Bewegungen, Drehungen und Zooms an den rohen Monumenten entlang, oft in Blickrichtung von unten nach schräg oben, so dass regelmäßig auch der Himmel im Blick ist. Menschen sind dagegen nie zu sehen. Die Idee dazu wurde Jóhann 2010 durch den Bildband eines holländischen Fotografen über <i>Spomeniks</i> eingegeben. Schon vorher hatte er den unbestimmten Drang, einmal einen größeren Film zu drehen, aber es fehlte die zündende Idee dafür.
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-nqqjjsjO52U/X3uxNjXPlzI/AAAAAAAADcA/omJ-apxZsGcP3g1u8gB1H0ytM2ssMvtxQCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_03.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="976" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-nqqjjsjO52U/X3uxNjXPlzI/AAAAAAAADcA/omJ-apxZsGcP3g1u8gB1H0ytM2ssMvtxQCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_03.jpg" width="400" /></a></div>
Die eine der beiden akustischen Ebenen bildet die von Jóhann und Yair Elazar Glotman komponierte Musik. Während 2017 in Manchester offenbar noch ein großes Orchester im Vordergrund stand, verschob sich im weiteren Verlauf der Arbeit am Score der Fokus in Richtung Kammermusik, auch wenn noch ein Orchester (das Budapest Art Orchestra) in den Credits genannt wird. Klassische Instrumente, wie das von Jóhanns häufiger Mitstreiterin Hildur Guðnadóttir gespielte Cello, Percussion, elektronische Klänge (neben moderner Gerätschaft kam auch das mittlerweile auch schon historische Ondes Martenot zum Einsatz) und ätherisch-abgehobene Vokalisen bilden einen getragen dahinfließenden Score mit dunkler Grundstimmung. Es wirkt wie ein Requiem - und genau das ist es ja auch, siehe übernächster Absatz.
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-RQo4za9nO30/X3uxN9qncuI/AAAAAAAADcM/SAovm5RbVIcx5L1eJ7M9LZJOulCqDz6wgCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_04.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="971" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-RQo4za9nO30/X3uxN9qncuI/AAAAAAAADcM/SAovm5RbVIcx5L1eJ7M9LZJOulCqDz6wgCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_04.jpg" width="400" /></a></div>
Die andere akustische Ebene besteht aus einem von Tilda Swinton gesprochenen Text, der auf <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Olaf_Stapledon">Olaf Stapledons</a> Debütroman <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Last_and_First_Men"><i>Last and First Men</i></a> beruht. Ich habe den Roman nicht gelesen, dafür aber <i>Star Maker</i>, ein anderes Hauptwerk des englischen Autors. Dieser Roman zeugt von schier grenzenloser Fantasie und schwingt sich zu erstaunlichen metaphysischen Höhen auf, bleibt dabei aber spannend und unterhaltsam. Selbiges gilt offenbar auch für <i>Last and First Men</i>. Es geht darin um die ganze zukünftige Geschichte der Menschheit - genauer gesagt, der Menschheiten - in den nächsten zwei Milliarden (!) Jahren. Immer wieder kommt es zu apokalyptischen Katastrophen, aus denen eine neue Menschheit hervorgeht, und jede dieser menschlichen Spezies unterscheidet sich mehr oder weniger deutlich von den Vorgängern - eine Zusammenfassung findet man im oben verlinkten Wikipedia-Artikel. Wir, von der Steinzeit bis noch ein paar hunderttausend Jahre in der Zukunft, sind die erste dieser Spezies, die <i>First Men</i>. Die letzte und achtzehnte Spezies, die <i>Last Men</i>, lebt in zwei Mrd. Jahren auf dem Neptun.
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-yC80mcLAXKY/X3uxNw-BoyI/AAAAAAAADcQ/Zbjh1dssHbUR0ml0Ke16kEhAasFMhujKwCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_05.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="971" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-yC80mcLAXKY/X3uxNw-BoyI/AAAAAAAADcQ/Zbjh1dssHbUR0ml0Ke16kEhAasFMhujKwCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_05.jpg" width="400" /></a></div>
Diese letzten Menschen verfügen über telepathische Fähigkeiten, mit deren Hilfe sie sich zu einem kollektiven Super-Bewusstsein zusammenschließen und damit auch die gemeinsame Vergangenheit erforschen können. Doch die Tage der letzten Menschheit sind gezählt. Eine Art Supernova in galaktischer Nachbarschaft hat katastrophale Auswirkungen auf die Sonne, die nun unaufhörlich immer heißer wird und sich ausdehnt - in heutiger Terminologie würde man sagen, sie wird zu einem Roten Riesen - und die Lebensbedingungen im gesamten Sonnensystem zerstört. Das wird zwar noch Jahrtausende dauern, ist aber unabwendbar. So bleibt der 18. Menschheit nur, in Würde das Ende abzuwarten. Zwei wichtige Dinge sind aber noch zu erledigen. Erstens, mit zahlreichen Sonden Lebenskeime in alle erdenklichen galaktischen Winkel zu senden, in der vagen Hoffnung, dass einige davon auf günstige Bedingungen treffen und eine neue Evolution hervorbringen. Die Erfolgsaussichten dieser Mission sind aber höchst ungewiss, und die letzte Menschheit wird nichts mehr über den Erfolg oder Misserfolg erfahren. Und zweitens, telepathisch Kontakt mit den <i>First Men</i> (also mit uns) aufzunehmen. Genau das ist der ganze Roman, und der von Tilda Swinton vorgetragene Text: Der aus ferner Zukunft telepathisch übertragene kollektive Bericht der achtzehnten an die erste Menschheit über das, was alles in der Zukunft geschehen wird (aus unserer Sicht) bzw. in der Vergangenheit geschehen ist (aus Sicht der <i>Last Men</i> auf dem Neptun), wobei sich der Film auf die letzte Phase der 18. Spezies beschränkt. Stapledons Roman wurde von Jóhann und einem José Enrique Macian adaptiert. Ob das bedeutet, dass sie nur die passenden Textstellen auswählten, oder ob sie frei nach dem Roman einen eigenen Text schrieben, geht aus den mir bekannten Informationen nicht hervor. Tilda Swinton trägt den Text nüchtern vor, fast unterkühlt, auch wenn man eine gewisse Melancholie herauslesen mag. Das war von der ersten Idee an so geplant, und Swinton war Jóhanns Idealbesetzung, wie er 2017 in einem Interview anlässlich der Vorführung in Manchester sagte.
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-4Ogxbe6_aB4/X3uxOEsvNwI/AAAAAAAADcU/m8xJhSqatZYGw8HNT2uQ4ZJ3c_tiQ6AzgCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_06.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="968" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-4Ogxbe6_aB4/X3uxOEsvNwI/AAAAAAAADcU/m8xJhSqatZYGw8HNT2uQ4ZJ3c_tiQ6AzgCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_06.jpg" width="400" /></a></div>
Die Musik und der Text kommen sich gegenseitig nicht in die Quere, es gibt aber auch keine klar erkennbaren Verbindungen, und das gilt auch für die Bilder der <i>Spomeniks</i>. Man mag dabei an verfallende Technik oder auch Kultstätten irgendeiner der vergangenen Menschheiten denken, aber klare Hinweise gibt der Film nicht. In LAST AND FIRST MEN ihres geografischen, historischen und politischen Kontexts entkleidet, wirken fast alle <i>Spomeniks</i> im Film ziemlich abstrakt. So bleibt viel Raum für freies Assoziieren. Und bei mehrfacher Sichtung des Films kann man sich mal auf die eine und mal auf die andere seiner Ebenen konzentrieren und ihn dabei ganz unterschiedlich wahrnehmen. Wer aber eine geschlossene Einheit von Bild und Ton erwartet, der wird mit LAST AND FIRST MEN nicht recht glücklich werden. Unter den Filmen der letzten Jahre ist LAST AND FIRST MEN sicher einer der ungewöhnlichsten. Wirklich singulär ist er aber nicht, steht er doch in der Tradition so extravaganter Werke wie Christopher Youngs <a href="https://lightcone.org/en/film-5810-object-lesson">OBJECT LESSON (1941)</a> oder José Val del Omars erstaunliches <a href="https://whoknowspresents.blogspot.com/2014/04/jose-val-del-omar-spanisches-triptychon.html">TRÍPTICO ELEMENTAL DE ESPAÑA</a>. Ob solche Traditionslinien Jóhann bewusst waren, steht aber auf einem anderen Blatt.
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-GtbozoCDTrU/X3uxOfqazSI/AAAAAAAADcY/c224TKV8LvgLNBm0K-akrI4nu0kgeoQLgCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_07.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="971" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-GtbozoCDTrU/X3uxOfqazSI/AAAAAAAADcY/c224TKV8LvgLNBm0K-akrI4nu0kgeoQLgCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_07.jpg" width="400" /></a></div>
LAST AND FIRST MEN ist bei der Deutschen Grammophon in zwei Editionen erschienen, die den Film auf Blu-ray und zusätzlich die Musik auf CD bzw. Schallplatte enthalten. Booklet und Menü sind englischsprachig, und für den gesprochenen Text gibt es optionale engl. Untertitel, aber Swintons Aussprache ist ohnehin tadellos und sehr gut verständlich. - Wer mehr über <i>Spomeniks</i> wissen will, findet in der <a href="https://www.spomenikdatabase.org/">Spomenik Database</a> eine gute Anlaufstelle. Und in der Ausgabe 09/2020 der Zeitschrift GEO findet sich ein schön bebilderter Artikel über den Brutalismus, in dem außer <i>Spomeniks</i> auch die Sowjetunion und andere frühere Ostblockstaaten zu ihrem Recht kommen.
</div>
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-EyltDOH59_g/X3uxOZNogvI/AAAAAAAADcc/joLnAYfbhusijekLQL27Yv30Xkw16qzBQCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_08.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="969" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-EyltDOH59_g/X3uxOZNogvI/AAAAAAAADcc/joLnAYfbhusijekLQL27Yv30Xkw16qzBQCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_08.jpg" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-gytlrcyfJGk/X3uxOTsMSlI/AAAAAAAADcg/s79qS3bOP8c94LzgIgjEJElxJMlR2IDuQCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_09.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="971" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-gytlrcyfJGk/X3uxOTsMSlI/AAAAAAAADcg/s79qS3bOP8c94LzgIgjEJElxJMlR2IDuQCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_09.jpg" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-3qmI2JJY9nU/X3uxO9RbnMI/AAAAAAAADck/WlzXhVRV38U-Xu-sgQr2QqMBz2zXcPZHwCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_10.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="971" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-3qmI2JJY9nU/X3uxO9RbnMI/AAAAAAAADck/WlzXhVRV38U-Xu-sgQr2QqMBz2zXcPZHwCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_10.jpg" width="400" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both;"><a href="https://1.bp.blogspot.com/-KigXOjB7LZo/X3uxPCgObQI/AAAAAAAADco/doBJkZC_BmUCM8ufvQlYUa1cXUxm0QtrwCLcBGAsYHQ/s1600/Last_and_First_Men_11.jpg" style="display: block; padding: 1em 0px; text-align: center;"><img alt="" border="0" data-original-height="971" data-original-width="1600" src="https://1.bp.blogspot.com/-KigXOjB7LZo/X3uxPCgObQI/AAAAAAAADco/doBJkZC_BmUCM8ufvQlYUa1cXUxm0QtrwCLcBGAsYHQ/s400/Last_and_First_Men_11.jpg" width="400" /></a></div>Manfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.com2