tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post3365511248984013175..comments2024-03-10T10:36:24.084+01:00Comments on Whoknows Presents: Wir fahr'n, fahr'n, fahr'n mit der EisenbahnManfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.comBlogger3125tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-64222253540807857812013-02-06T21:01:42.227+01:002013-02-06T21:01:42.227+01:00Erst mal danke für die umfangreiche Antwort!
Wenn ...Erst mal danke für die umfangreiche Antwort!<br />Wenn THIS IS SHELL öffentlich gezeigt wurde, dann dürfte das Bewusstsein für Industriespionage zum damaligen Zeitpunkt wohl noch nicht besonders groß gewesen sein. Der Gedanke, dass der Film ausschließlich intern genutzt wurde, ist insofern reizvoll, als dass man sich unwillkürlich bildlich vorstellt, wie eine versammelte Aktionärsgruppe einen höchst anspruchsvollen Experimentalfilm vorgeführt bekommt...<br />Sehr interessant zu erfahren war für mich, dass John Schlesinger ebenfalls bei BTF seine Karriere begonnen hat (http://www.youtube.com/watch?v=fx_lUCgC-Jo). Wenn man dem BFI-Artikel Glauben schenken mag, so war Jones dennoch der extravaganteste Mitarbeiter bei BTF – und ganz sicher ist er auch international ein Unikum. Aber in der Tat: Jones‘ Filme machen allgemein neugierig auf den Typus des Industrie-Films.<br />Deine quantitativ grandiose Besprechung zu DAS STAHLTIER habe ich jetzt nachgeholt, und finde sie auch qualitativ grandios!davidhttps://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-18018131425628044912013-02-06T02:52:27.160+01:002013-02-06T02:52:27.160+01:00Freut mich, dass Dir die Filme gefallen. Dann wirs...Freut mich, dass Dir die Filme gefallen. Dann wirst Du ja vielleicht auf YouTube auch schon TRINIDAD & TOBAGO, THIS IS SHELL oder den kurzen SHELL SPIRIT angesehen haben. Zur Auswertung der Filme weiß ich nicht viel, aber zumindest ein Teil war ja zur Imagepflege gedacht und wird wohl irgendwie unter die Leute gebracht worden sein. Aber Industriefilme im engeren Sinn können auch für den internen Gebrauch gedacht gewesen sein, für Aktionärsversammlungen oder sowas.<br /><br />Du hast recht, ich hätte wirklich auch etwas über Jones' Einflüsse und Vorbilder schreiben können. Er nennt im Interview tatsächlich Wertows DER MANN MIT DER KAMERA als seinen wichtigsten einzelnen Einfluss. Außerdem waren Len Lye und Norman McLaren mit den Filmen, die sie in den 30er Jahren bei der GPO Film Unit unter den Fittichen von John Grierson drehten, seine Vorbilder. Bei zumindest einem Teil seiner Filme entstand zuerst der Soundtrack und wurde dann in Grafiken übertragen, die als Vorlagen für den Dreh bzw. den Schnitt der Bilder dienten. Christoph Hochhäusler hat <a href="http://parallelfilm.blogspot.de/2010/10/notation.html" rel="nofollow">hier</a> in seinem Blog mal darüber berichtet, da sieht man auf Bildern, wie das aussah. Im Video-Interview wird so ein "Vis Guide" für ein paar Sekunden als Film abgespielt, und das sieht dann tatsächlich wie ein abstrakter Film von Lye oder McLaren aus. Der Einfluss der Vorbilder war also nicht nur irgendwie ideell vorhanden, sondern wirkte sich auch in der Arbeitstechnik aus. Zumindest McLaren hat ja auch gelegentlich so gearbeitet, wie ich <a href="http://whoknowspresents.blogspot.de/2012/08/norman-mclaren-genie-mit-festanstellung.html" rel="nofollow">hier</a> anhand von BEGONE DULL CARE erläutert habe.<br /><br />Jones sagt auch etwas über Politik. Als junger Mann fiel ihm irgendwann auf, dass im Kapitalismus nicht alles in Ordnung ist, und diese Stelle wird mit Bildern aus dem ungestümen Antikriegs- und Antikapitalismusfilm HELL UNLIMITED von McLaren und Helen Biggar unterlegt. McLaren war ja in seinen jungen Jahren Kommunist, ich weiß aber nicht, ob Jones auch so radikal war, und ich weiß auch nicht, ob er seine kritische Einstellung im fortgeschrittenen Alter bewahrte. Einen gewissen Spagat hätte es ja schon erfordert, dann für Konzerne wie BP und Shell zu arbeiten. Übrigens wurde Edgar Anstey vorgeworfen, seine eigene sozialkritische Tendenz der frühen Jahre hinter sich gelasen zu haben, nachdem er bei BTF in Amt und Würden war. Beim <a href="http://www.screenonline.org.uk/people/id/469723/index.html" rel="nofollow">BFI</a> kann man etwas darüber lesen.<br /><br />Übrigens hab ich Jones und die drei Bahnfilme schon in meinem Artikel über <a href="http://whoknowspresents.blogspot.de/2011/11/das-stahltier-leni-riefenstahl-und-ein.html" rel="nofollow">DAS STAHLTIER</a> erwähnt, aber da ging das ziemlich unter. Doch damals hatte ich einen Gedanken, der mir jetzt auch wieder kam. Willy Zielke hat ja auch Industriefilme gemacht, und seine Nachkriegsfilme wurden alle von Oskar Sala vertont, der wiederum auch viele andere Industriefilme vertonte (siehe <a href="http://www.oskar-sala.de/oskar-sala-fonds/oskar-sala/interview/filme/" rel="nofollow">dieses Interview</a>), von denen eine ganze Menge nicht in IMDb oder Wikipedia erfasst sind. Da kam ich zum Schluss, dass sich das verallgemeinern lässt, und dass jede Menge interessante Industriefilme unbeachtet in irgendwelchen Firmenarchiven vergammeln, wenn sie nicht irgendwann einfach weggeschmissen werden. Da waren zwar sicher nicht immer Meister wie Jones am Werk, aber es muss da viele ungehobene Schätze geben.Manfred Polakhttps://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-2259915875035712922013-02-05T17:59:00.341+01:002013-02-05T17:59:00.341+01:00Ach... wenn doch Bahnfahren in Mittelthüringen so ...Ach... wenn doch Bahnfahren in Mittelthüringen so viel Spaß machen würde! Andererseits haben die Bahn-Privatisierungen der 1980er Jahre im Vereinigten Königreich nachweislich auch schon ihre Spaßbrems-Wirkung entfaltet.<br />Alle drei Filme haben mich begeistert, aber der atemberaubende SNOW (mittlerweile schon vier mal geschaut) hat mich am schwersten umgehauen! Dass sich hinter diesen Clips so furiose und lebhafte Musterbeispiele für experimentelle, rhythmische Montage verstecken, hätte man bei den Stichworten „Werbe- und Industriefilmen“ erst einmal kaum vermutet.<br />Wie du sagst wurde RAIL in Kinos gezeigt (wenngleich gekürzt), wie steht es aber mit SNOW und LOCOMOTION? Wurden diese Filme auch fürs Fernsehen ausgewertet? Es ist ja anzunehmen, dass die Eisenbahn und die BTF kein Interesse daran haben konnten, die Filme in den Regal zu stellen.<br />Der überwältigende Einfluss des sowjetischen Kinos der 1920er scheint mir sehr augenscheinlich, gerade in den spektakulären Beschleunigungsmomenten. Daher wundert es mich etwas, dass du das gar nicht erwähnt hast. Die DVD-Info-Seite des BFI nennt Dziga Vertov, was sehr einleuchtend erscheint. Spricht Jones darüber im Interview? Und äußert er sich über politische Motivationen? Technik-Optimismus im allgemeinen ist ja ein Merkmal der liberalen und sozialistischen Linken.davidhttps://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com