tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post6036334544757143..comments2024-03-10T10:36:24.084+01:00Comments on Whoknows Presents: Revolution, eine Hymne, Crowdfunding, und Goethe im AbgangManfred Polakhttp://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.comBlogger3125tag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-26452958481905748632013-08-08T14:46:37.913+02:002013-08-08T14:46:37.913+02:00Vielen Dank für die ausführliche Antwort!Vielen Dank für die ausführliche Antwort!davidhttps://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-45977286762137500062013-08-06T23:58:16.370+02:002013-08-06T23:58:16.370+02:00Bei LA VIE EST À NOUS war das einfacher, weil es s...Bei LA VIE EST À NOUS war das einfacher, weil es sich da um Spenden handelte, die Geber also keine Gegenleistung erhielten. Es musste also nur der Geldfluß von den Spendern zum Filmteam organisiert werden. Aber jetzt musste auch gewährleistet werden, dass diese Anteilscheine von den Kinos anerkannt wurden. Es musste also ein Teil des Geldes später an die Kinobetreiber weitergeleitet werden, damit die die Anteilscheine akzeptierten. Das war organisatorisch doch etwas komplizierter.<br /><br />Das mit Italien ist eine etwas komplizierte Geschichte. Zunächst mal war Renoir nach dem grandiosen Misserfolg von LA RÈGLE DU JEU zerknirscht und wusste nicht recht, wie es mit ihm weitergehen sollte. Andererseits hatte er seit einiger Zeit Interesse an Italien als Land (Renaissance-Ambiente, mediterrane Kultur etc.). Da kam im August (also noch vor dem Krieg) aus Rom die Anfrage, ob er Seminare an der Filmhochschule Centro sperimentale di cinematografia halten wollte, verbunden mit dem Angebot, LA TOSCA zu drehen, mit Koch und Visconti, der ja auch schon mit ihm gearbeitet hatte, und mit einer gemischten französisch-italienischen Besetzung. Die Initiative dazu kam von Mussolini persönlich. Angeblich war er ein großer Fan von LA GRANDE ILLUSION und besaß eine persönliche Kopie, obwohl der Film in Italien verboten war (quod licet Iovi, non licet bovi...). So reisten also Renoir und Koch im August nach Italien, um mit dem Drehbuch und der Location-Suche zu beginnen, obwohl einige von Renoirs linken Freunden in Frankreich erheblich die Stirn runzelten.<br /><br />Als dann im September der Krieg ausbrach, hielt Renoir das ganze für erledigt und kehrte nach Frankreich zurück. Er wurde jetzt eingezogen, als Hauptmann in der Filmabteilung der franz. Armee. Aber Italien blieb zunächst neutral (es trat erst Juli 1940 in den Krieg ein) und erneuerte das Angebot an Renoir. Der hatte jetzt eigentlich keine Lust mehr, aber die franz. Regierung wollte Mussolini bei Laune halten, damit er neutral blieb, und deshalb wurde Renoir jetzt offiziell nach Italien beordert. Ich nehme an, dass ihm nichts passiert wäre, wenn er sich geweigert hätte, aber er betrachtete das als Befehl und ging mit Koch und Visconti (Reiniger war dann auch da) wieder an die Arbeit.<br /><br />Wie es endete, darüber habe ich zwei etwas unterschiedliche Versionen gelesen. Nach der einen begannen Anfang Mai 1940 die Dreharbeiten, aber nach wenigen Tagen wurde Renoir von Faschisten auf offener Straße verprügelt. Jetzt hatte er von Italien genug und reiste am 19. Mai ab. Nach der anderen Version begannen die Dreharbeiten erst Anfang Juni. Als sich dann der baldige Kriegseintritt Italiens abzeichnete und Rom zunehmend auch von Nazis bevölkert war, wurde Renoir vom franz. Botschafter in Rom zur sofortigen Ausreise aufgefordert. Auf jeden Fall hielten er und Dido Freire, mit der er seit 1939 zusammen lebte, sich dann im unbesetzten Südfrankreich auf. Robert Flaherty hatte Renoir 1939 kennengelernt und lud ihn jetzt in die USA ein und organisierte die Einreisevisa. Durch verschiedene Verzögerungen dauerte es noch bis Silvester 1940, bis Renoir und Freire in New York ankamen. Koch übernahm wie erwähnt die Regie von TOSCA, mit Visconti und Reiniger als Assistenten, und mit einer spanischen Hauptdarstellerin und Michel Simon (der Schweizer Bürger war) als Baron Scarpia und einer ansonsten rein italienischen Besetzung. Die von Renoir gedrehte Anfangsszene blieb im Film.<br /><br />Ob ich LA BÊTE HUMAINE bespreche, weiß ich noch nicht. Den muss ich mir erst nochmal ansehen. Die italienische Episode habe ich jedenfalls nur der Vollständigkeit halber erwähnt, weil es die letzte Zusammenarbeit von Renoir mit Koch war.Manfred Polakhttps://www.blogger.com/profile/17206110326834237814noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-2871486889059301976.post-27007084804197601752013-08-06T18:26:54.211+02:002013-08-06T18:26:54.211+02:00Wieder ein sehr aufschlussreicher Text. Zu dem Fil...Wieder ein sehr aufschlussreicher Text. Zu dem Film selbst kann ich mich mangels Kenntnis (noch) nicht äußern. Überhaupt merke ich, dass ich leider sehr wenig Filme mit Bezug zur französischen Revolution kenne – von solchen eher abseitigen Vertretern wie HISTORY OF THE WORLD, PART I abgesehen ;-)<br />Der Titel der Besprechung ist übrigens großartig. Besonders den Aspekt mit dem „Crowdfunding“ finde ich sehr interessant. Das in letzter Zeit (zwei drei Jahre? der Begriff kam doch mit IRON SKY in die Schlagzeilen) als „innovativ“ oder „neuartig“ dargestellte Konzept ist also gar nicht so innovativ und neuartig. Im Grunde wurde das Prinzip ja auch bei LA VIE EST À NOUS genutzt, aber die Verschlagwortung mit „Crowdfunding“ taucht es natürlich in ein anderes Licht.<br />Wie ist eigentlich Renoir, der 1939 schon ein großes Portfolio an kommunistisch-sympathisierenden Filmen hatte, nach Italien gekommen? Oder hat er LA TOSCA fallen lassen und ist verreist, weil er als Linker doch langsam Probleme mit den italienischen Behörden bekam? Und da du im Zeitraffermodus schon von Renoirs Exil sprichst: geht die Renoir-Reihe dann direkt mit den amerikanischen Filmen weiter?davidhttps://www.blogger.com/profile/05216903623429610256noreply@blogger.com