Samstag, 25. Februar 2017

Ein Franzose in New York

DEUX HOMMES DANS MANHATTAN
Frankreich 1959
Regie: Jean-Pierre Melville
Darsteller: Jean-Pierre Melville (Moreau), Pierre Grasset (Delmas)


Zwei Preisfragen:
1. Wer macht die besten US-amerikanischen Genrefilme?
2. Wo ist die nouvelle vague geboren?



Die Antworten:
1. Natürlich die Franzosen!
2. In New York!


Zu der ersten Preisfrage: Nicht erst seit Luc Bessons Action-Krachern, den TRANSPORTER- und TAKEN-Franchises (wo Besson auch involviert war) ist klar, dass Franzosen ein Faible für amerikanisch gefärbte Genrefilme haben, die US-amerikanischen Vorbildern an Dynamik in Nichts nachstehen müssen. Jean-Paul Belmondo und Alain Delon (mit Regisseuren wie Jacques Deray, Georges Lautner und Henri Verneuil) sorgten in den 1970er und 1980er Jahren für volle Kinosäle mit Cop-, Gangster- und Hitmen-Actionern, die durchaus „amerikanisch“ wirkten (dabei aber genuin französisch blieben). Die nouvelle vague entstand vorher in direkter Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Kino, wie ihn sich die jungen Wilden als Filmkritiker einst vorgestellt haben (wobei Truffaut und Godard die wohl amerikanophilsten der Gruppe waren). Der französische Gangsterfilm der 1950er Jahre war dem US-amerikanischen (noir‘ischen) Gangsterfilm nicht unähnlich. Kein französischer Filmemacher lebte seine Amerikanophilie mit einer dermaßen obsessiven Inbrunst aus wie Jean-Pierre Melville, den seine Biografin Ginette Vincendeau als „Amerikaner in Paris“ bezeichnete.
Seine späten Filme spielen in einem Fantasie-Land, das äußerlich ein bisschen wie Frankreich aussieht, jedoch von Figuren bevölkert wird, die sich wie amerikanische Gangster benehmen, wie diese Trenchcoats und Fedoras tragen, amerikanische Limousinen fahren, meist anglo- oder italoamerikanische Namen haben, amerikanischen Jazz hören. Diese französisch-amerikanische Mischung ist keine wirklich greifbare Figuren-Ort-Konstellation als eher ein Limbo-Zustand zwischen Leben und Tod (letzterem allerdings näher). Vor LE DEUXIÈME SOUFFLE, LE SAMOURAÏ, LE CERCLE ROUGE, UN FLIC (L‘ARMÉE DES OMBRES nimmt eine Sonderstellung ein, weil er – mit Abstrichen – eher in eine gesellschaftlich-historische Realität eingebunden ist), die allesamt extrem bedrückende, hermetische Filme sind, drehte Melville einen verhältnismäßig leichtfüßigen Film mit „echten“ französischen Figuren in einem „echten“ New York, DEUX HOMMES DANS MANHATTAN. Seine Amerikaobsession hat bereits hier schon fast fetischistische Züge, wird allerdings in quicklebendigen location-shots in der US-Metropole ausgelebt...

(ein Hinweis: das Columbia-Logo am Anfang dieses Textes ist das erste Bild von DEUX HOMMES DANS MANHATTAN. Offenbar war tatsächlich die französische Niederlassung von Columbia der Kinoverleiher des unabhängig und rein französisch produzierten Films in Frankreich. Das klingt leider fast schon zu prosaisch: auf den ersten Moment dachte ich, dass Melville das Columbia-Logo geklaut hatte, um seinen Film als echten Amerikaner zu „branden“. Wie großartig wäre das gewesen! In den USA selbst kam der Film übrigens nicht in den regulären Kinoverleih. Die äußerst groben Verstöße gegen den noch geltenden production code – es gibt unter anderem ein offen lesbisches Liebespaar, eine barbusige Frau, die auch noch heimlich fotografiert wird, eine Andeutung von Prostitution zwischen asiatischen Frauen und weißen Freiern – wären, abgesehen von den möglicherweise ausschlaggebenden kommerziellen Erwägungen, sicherlich ein großes Hindernis gewesen).

...was uns zu der zweiten Preisfrage bringt: nach DEUX HOMMES DANS MANHATTAN kann sich das Gefühl einschleichen, die nouvelle vague wäre in New York entstanden. Nicht unbedingt im „echten“ New York, sondern in Melvilles New York.
Melville in New York / Melvilles New York – das geht so: in der Stadt in den späten 1950er Jahren... Auf der UN-Versammlung fehlt der französische Delegierte Fèvre-Berthier und niemand weiß, wo er sich aufhält. Der französische afp-Korrespondent Moreau wird von seinem Chef beauftragt, den Verschwundenen zu finden und daraus vielleicht eine Story zu machen. Moreau zieht mit dem Alkoholiker und sensationsgeilen Fotojournalisten Delmas los und sucht in ganz New York die Liebhaberinnen des vermissten Delegierten auf, um sie nach seinem Verbleib zu befragen. Die beiden finden heraus, dass Fèvre-Berthier eines natürlichen Todes (vermutlich Herzversagen) in der Wohnung einer seiner Liebhaberinnen verstorben ist. Delmas fotografiert den Toten und will für viel Geld die pietätslosen Aufnahmen verkaufen. Daran versucht ihn Moreau zu hindern. Bei einem finalen Streit prügelt Moreau Delmas nieder, ohne an die Aufnahmen kommen zu können. Alleine zurückgelassen versenkt Delmas dann die Filmrollen in den nächsten Abfluss.

Klingt nicht nach viel, selbst für einen Film von 85 Minuten? Das ist es auch nicht, denn die Suche nach dem verschwundenen französischen Diplomaten ist vor allem eins: eine gute Gelegenheit, um durch das nächtliche New York on location zu fahren und dabei ganz tief in ein mythologisiertes Bild der Stadt (und der USA) zu tauchen. So wird DEUX HOMMES DANS MANHATTAN zu einem kleinen Road-Movie durch das New York der späten 1950er Jahre – dem wohl ultimativen Sehnsuchtsort eines jeden Amerikanophilen.

Im Vorspann: nachts mit dem Auto durch die Stadt / UN-Hauptquartier
Straßenimpressionen in der Weihnachtszeit / Ein Panorama in der Dämmerung
Auch später im Film: immer wieder "autonome" New Yorker Impressionen

Es gibt in DEUX HOMMES DANS MANHATTAN drei verschiedene New Yorks, die zusammen eine Einheit bilden. Es gibt das „echte“ New York, das aus einer rein „dokumentarischen“ Perspektive gefilmt ist, oder vielleicht besser gesagt: in dem weder dramaturgisch Relevantes noch die Hauptfiguren zu sehen sind. Es gibt das „echte“ New York aus der Perspektive der Hauptfiguren: Moreau und Delmas laufen durch die Straßen der Stadt. Und es gibt das „falsche“ bzw. eher das „imaginierte“ New York – das sind die Innenaufnahmen, gefilmt in einem französischen Filmstudio, in denen die Fantasien eines New Yorks der Nachtclubs, der Jazz-Aufnahmestudios, der Edelbordelle, der Manhattaner Hochhauswohnungen, der Eck-Bistros und der Afterhours-Jazzclubs inszeniert wurden.
Drei Wochen Ende des Jahres 1958 (Weihnachtsdekorationen sind prominent zu sehen) drehte Melville mit einer winzigen Crew und seinem Schauspielpartner Pierre Grasset in den Straßen der Stadt. Das ganze verlief eher turbulent, da es keine Drehgenehmigung gab, und es wurde viel improvisiert. Beim Dreh der „dokumentarischen“ Szenen wirkte der Regisseur und Hauptdarsteller an vordester Front dabei. Für DEUX HOMMES DANS MANHATTAN reiste Melville zum ersten Mal in die USA, hatte sich zuvor aber gründlich vorbereitet, indem er detaillierte Straßenpläne der Stadt auswendig gelernt und ausführlich Literatur zu den einzelnen Bezirken studiert hatte. So konnte er sich relativ sicher und schnell durch die Metropole bewegen. Alle Innenszenen wurden danach im Februar 1959 in den studios de Billancourt bei Paris gedreht.
Die Übergänge zwischen den „realen“ und den „nachgedrehten“ New Yorks sind fließend, aber es gibt doch eine gewisse Entwicklung. Das „rein“ dokumentarische New York, das in den ersten 15-20 Minuten dominiert, macht nach und nach Platz für das New York aus der Perspektive der Hauptfiguren und das Fantasie-New-York nimmt in der zweiten Hälfte zunehmend mehr Raum ein.
Dies ist sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass sich DEUX HOMMES DANS MANHATTAN letztlich doch den Zwängen des klassischen narrativen Kinos beugt. Melville konnte eben keinen Film machen, in dem in abendfüllender Laufzeit einfach nur die Stadt gezeigt wird – und wollte das wohl auch nicht. Ohne Zweifel war Melville von der Stadt völlig fasziniert: wie Bilder, die normalerweise nur kurz gezeigt werden, um die Geschichte in einem kurzen Augenblick geografisch zu verorten, in die Länge gedehnt werden, das offenbart einen fast fetischistischen Blick auf die Stadt. Doch ebenso sehr interessierte sich Melville für die Mythologie der Stadt – gewissermaßen für persönliche Bilder, die mit dem Realen nicht zwangsläufig zusammenhängen müssen. Das mythologische Amerika, mehr als das reale Amerika, ist schließlich das, was ihn in seinen letzten Filmen angezogen hat.

(Hier eine interessante kontrafaktische Gedankenspielerei: was, wenn Melville tatsächlich in die USA gegangen wäre, um in oder um Hollywood als semi- oder komplett unabhängiger Autor-Produzent-Regisseur seine Filme zu drehen? Das wären bestimmt tolle Filme geworden! Michael Winners THE MECHANIC und DEATH WISH geben meiner Meinung nach eine Vorstellung davon, wie das ungefähr wohl ausgesehen hätte).

Die „rein dokumentarischen“ Szenen ergeben zusammen etwas, was man wohl als New Yorker Stadtsinfonie à la Melville bezeichnen kann. Die opening credits sind aus der Rückscheibe eines fahrenden Autos in den nächtlichen New Yorker Straßen gefilmt: eine Fahrt durch eine glitzenrnde Welt voller Neonleuchten und mit einem tiefschwarzen Himmel. Danach folgen, zusammen mit dem einleitenden Voice-Over (gesprochen von Melville selbst), einige Außenaufnahmen bei Dämmerung des UN-Hauptquartiers (der im selben Jahr in Hitchcocks NORTH BY NORTHWEST ebenfalls prominent zu sehen war). Nach einigen Bildern mit Stock-Footage zur UN-Versammlung kehrt der Film dann wieder auf die Straßen in der Dämmerung zurück, und zeigt Schlittschuhläufer auf einer open-air-Bahn und Soldaten der Heilsarmee bei einer Weihnachtsaktion.

Melvilles "lange Wege"
Erst dann kommen wir ins Büro der AFP und zur Figur Moreaus. Bis dieser zu Delmas gelangt, der ein Auto hat, folgen wir ihm, wie er zu Fuß oder mit der U-Bahn seine Wege geht. Das nimmt einige Zeit in Anspruch und bietet nicht nur mehr New York, sondern auch ein Wiedererkennungszeichen Melvilles: sein großes Interesse daran, Leute bei der Fortbewegung von A nach B zu zeigen, über weite Strecken in Echtzeit, auf jeden Fall immer viel länger als dramaturgisch bzw. expositorisch notwendig. Figuren, die durch die Straßen laufen, oder aber in ihren schicken amerikanischen Limousinen durch die Gegend fahren: Melvilles letzte Filme sind gewissermaßen immer auch Reisen vom letzten Coup (bzw. dem letzten Widerstandsakt) in den Tod, und Figuren auf dem Weg zu zeigen, ist da nur konsequent. In DEUX HOMMES DANS MANHATTAN hat dieses Herumlaufen und Herumfahren allerdings noch eine gewisse Leichtigkeit, eine nouvelle-vague-artige Nonchalance. Improvisiert und manchmal (absichtlich?) etwas unsauber geschnitten wirkt das ganze: an mindestens zwei Stellen sieht man eindeutig, dass Melville (der Schauspieler) steht und erst anfängt loszulaufen, als die Kamera startet.
Es gibt von den „langen Wegen“ auch eine kleine Variation, als Moreau und Delmas zusammen in einen Fahrstuhl steigen und bis zum achten Stock fahren. Von der Erzählökonomie her wäre es sinnvoll zu zeigen, wie beide in den Fahrstuhl steigen, dann ein Schnitt, dann steigen sie in einem anderen Dekor aus dem Fahrstuhl aus. Hier wird die ganze Fahrt gezeigt: beide stehen starren etwas gelangweilt vor sich hin, zwischendurch nimmt Delmas einen Schluck aus seinem Flachmann, Zeit verstreicht, die beiden stehen weiter herum.

(Dass die Vorliebe für ereignislose „lange Fahrten“ und endlose Fortbewegungen noch wesentlich radikaler sein kann, demonstriert seit über zwei Jahrzehnten der große Melville-Fan Jim Jarmusch – in keinem Film so drastisch wie in THE LIMITS OF CONTROL, der fast nur einer endlosen Fortbewegung gewidmet ist, die nur unterbrochen wird, wenn die Figur stehen bleibt und auf etwas wartet.)

Die Übergänge zwischen den „reinen“ New-York-Bildern, den New-York-Bildern aus der Perspektive der Protagonisten, und dem „imaginierten“ New York sind fließend. Zwei Momente stechen dabei besonders hervor, weil sie in nur einem Bild Moreau, Delmas und die Stadt in einem ikonischen, extrem stilisierten Bild zusammen vereinen. Kurz, bevor die beiden zusammen ein Edelbordell aufsuchen, um dort nach dem verschwundenen Diplomaten nachzufragen, gehen sie durch eine belebte Straße, die offenbar eine kleine Kinomeile ist. Vor dem Eingang eines Kinos bleiben sie stehen und tauschen noch ein paar Bonmots über Prostitution aus – im Hintergrund der belebte Gehweg, Neon-Reklamen und ein Kino-Marquee, der anzeigt, dass hier gerade SEPARATE TABLES gespielt wird.
Später, in der Wohnung der Freundin Fèvre-Berthiers, wo sie den Leichnam des Diplomaten finden, steigen Moreau und Delmas auf das Dach und haben da ein Streitgespräch über Delmas‘ pietätslose Aufnahmen. Dieser Moment dampft noch mal den ganzen Film auf ein ikonisches Bild zusammen: zwei Männer und die Skyline von Manhattan. Letztere ist wahrscheinlich eine Rückprojektion, das Bild ist also nicht im engeren Sinne „authentisch“. Aber das macht nichts: nicht nur, weil es verdammt gut aussieht, sondern weil in DEUX HOMMES DANS MANHATTAN das „imaginierte“ New York gleichwertig ist mit dem „echten“.

Die zwei Protagonisten und die Stadt

Die erste, lange „imaginierte“ New-York-Sequenz im Film spielt auch intradiegetisch in einem Studio, nämlich in einer Tonkabine des Jazz-Labels Capitol Records. Eine der Liebhaberinnen von Fèvre-Berthier ist Jazz-Sängerin; Moreau und Delmas besuchen sie während einer Aufnahmesession. Sie haben es zwar eilig, können aber schlecht die Aufnahme unterbrechen, also schauen sie durch eines der Fenster und hören zu – mit sichtlich viel Genuss. Die ganze Szene mit der ununterbrochenen Musikummer ist in einer eleganten Plansequenz so gefilmt, dass sie auch für den Zuschauer ein wahrer Genuss ist. Mit nur einem Kameraschwenk weckt hier DEUX HOMMES DANS MANHATTAN ein Universum an Assoziationen an New York als die ultimative Stadt des Jazz (New Orleans hin und her: die Ostküsten-Metropole ist das Wahrzeichen des Jazz seit den 1920er Jahren).
Am Ende des Films, kurz vor der Dämmerung, finden Moreau und Fèvre-Berthiers Tochter den geflüchteten Delmas in einer Kneipe, in der einige Jazzmusiker noch eine Afterhours-Jamsession halten. Delmas sieht sie nur verschwommen und in schräger Perspektive. Die Combo darf wesentlich länger spielen, als es die Erzählökonomie verlangt. Warum nicht? Es ist schließlich ein Film über die Mythologie einer Stadt – und am frühen Morgen halbbetrunken in einer Jazzkneipe zu sitzen gehört bestimmt dazu. Ganz dramaturgisch irrelevant sind die drei Musiker dann doch nicht: sie sind Beobachter der letzten Auseinandersetzung zwischen Moreau und Delmas. Nachdem Delmas niedergeschlagen wird und zunächst einmal benebelt auf dem Boden sitzt, kommt der Trompeter auf ihn zu und spielt dann in seine Richtung. Ist es Spott für den Verlierer des Faustkampfes? Ich halte es eher für den Versuch eines Trostes. Wem es in New York schlecht geht, dem wird eine Jazz-Ballade zumindest ein wenig den Schmerz lindern. Das ist hoffnungsvoller als in Melvilles letzten Filmen, wo die melancholischen Jazz-Klänge den bedrückenden Fatalismus eher noch unterstreichen.

New York, die große Jazz-Metropole (1): zu Besuch bei Capitol Records

New York, die große Jazz-Metropole (2): besoffen – und schließlich verprügelt – bei einer Afterhours-Jamsession

Das Lokal am Ende heißt übrigens „Pike Slip Inn“. Eine grobe google-Recherche ergibt keine weiterführenden Treffer. Wurde der Name speziell für diesen Film erfunden? Schwer zu sagen. In Nähe der Manhattan Bridge gibt es jedenfalls eine kleine Straße namens „Pike Slip“ (eine Verlängerung der Pike Street). Dass es dort ein Inn gibt bzw. gab, ist nicht unwahrscheinlich. 1971 gab es das jedenfalls noch (oder vielleicht auch: wieder?): in einem Nebensatz in einem anderen großen New-York-Film, nämlich William Friedkins THE FRENCH CONNECTION, erwähnt eine Figur den Pike Slip Inn. Das geschieht wirklich nur in einem Nebensatz und ist mir nur aufgefallen, weil ich ihn kürzlich mit DEUX HOMMES DANS MANHATTAN im Hinterkopf sah.
In THE FRENCH CONNECTION holt Russo (Roy Scheider) am Anfang eines Dienstbeginns seinen Kollegen Doyle (Gene Hackman) in dessen Wohnung ab. Doyle ist schwer verkatert und nach einer Nacht mit einer Gelegenheitsbekanntschaft wortwörtlich ans Bett gefesselt. Russo nimmt das ganze relativ nonchalant hin. Eine ähnliche Szene gibt es zu Beginn von DEUX HOMMES DANS MANHATTAN, als Moreau Delmas in dessen Wohnung abholt (auch er liegt mit einer Gelegenheitsbekanntschaft im Bett). Die Kamerafahrten durch die unordentlich in der Wohnung verteilten Kleidungsstücke sind in beiden Filmen frappierend ähnlich. Vielleicht ist das aber auch nur ein Zufall, auch wenn Friedkin zu den vielen bekennenden Melville-Liebhabern unter den international bekannten Regisseuren gehört.

Wir waren aber eigentlich bei Melvilles „imaginiertem“ New York stehen geblieben. Die allererste solche Sequenz spielt im Mercury Theatre (wo eine der Liebhaberinnen Fèvre-Berthiers schauspielert) – also beim unabhängigen New Yorker Theater, das Orson Welles und John Houseman Ende der 1930er Jahre gründeten. Diese Sequenz ist allerdings recht schnell abgehakt (nicht zuletzt aufgrund der mangelnden Antwortbereitschaft der aufgesuchten Dame) und meiner Meinung nach nicht besonders erinnerungswürdig.
Erinnerungswürdiger ist später der Besuch Moreaus und Delmas‘ in einem Burlesk-Theater in Brooklyn (der Film spielt also nicht komplett in Manhattan): ein schummeriger Nachtclub, besucht und wahrscheinlich auch betrieben von zwielichtigen Gestalten, in das garantiert nicht eine Spur von Tageslicht je eindringt, in dem die Besucher etwas zombiehaft bei einem Drink den dargebotenen Tanzspektakeln zusehen (am Ende erwachen zumindest zwei der Besucher und prügeln sich, nachdem Moreau und Delmas das Lokal schon verlassen haben) – die Sorte Nachtclub, die es später in LE DOULOS oder LE CERCLE ROUGE noch wesentlich ausführlicher zu sehen gab, in einem Setting, das nominell Frankreich war.

New York, das ist jetzt bisher klar geworden, ist für Melville eine unglaublich großartige Stadt, die er mit seinen großen, melancholischen Augen gierig verschlingt. Die Menschen, die diese Stadt und ihre Mythologie bevölkern, tauchen nur relativ sporadisch, ziemlich kurz und am Rand auf. An einer Stelle entfernt sich Melville von seinen beiden Protagonisten. In einem Eck-Bistro, wo beide einen Club-Soda trinken (Delmas kippt sich einen großzügigen Schluck aus seinem Flachmann rein), schweift der Film kurz ab. Auf einem der Barhocker sitzt ein großer, starker Mann, der überaus sichtbar einen Pistolengurt um die Hüfte trägt. Auf einem anderen Barhocker schwankt ein schwer betrunkener Mann, der offenbar noch nicht einmal mehr richtig sitzen kann. Auf einem anderen hat sich ein älterer Herr, der wohl ein Rabbiner ist, niedergelassen und verspeist gerade ein Essen. Dann steht der Bewaffnete auf und zieht seinen Mantel an: eine Polizeiuniform. Etwa zeitgleich torkelt der Betrunkene los. Man erwartet, dass der Polizist ihn gleich mehr oder weniger rüde maßregeln wird – doch es kommt ganz anders: der Beamte hindert den Mann lediglich daran zu stolpern, weist ihm sanft den Weg aus der Tür und gibt freundlich den Rat, Acht zu geben. Keine Spur von den skrupellosen, brutalen, teils grausamen Polizisten in Melvilles späten Filmen (etwa in LE DEUXIÈME SOUFFLE, wo die Gesetzeshüter die Gangster sogar foltern). An einer anderen Stelle fragen die beiden Protagonisten auf der Straße einen anderen Streifenpolizisten nach dem Weg, den diese dann höflich und freundlich gewiesen bekommen. New York ist in DEUX HOMMES DANS MANHATTAN so toll, dass hier auch die Polizisten dufte Kerle sind.

DEUX HOMMES DANS MANHATTAN ist trotz der umgekehrten Personen-Ort-Konstellation („echtes“ Amerika mit „echten“ Franzosen statt „amerikanisiertes“ Frankreich mit „amerikanisch“-französischen Gangstern) durch und durch ein Melville-Film. Gerade auch in den Unterschieden findet man paradoxerweise Gemeinsamkeiten mit dem restlichen Werk: die kriminelle Unterwelt bzw. Parallelwelt und der Zweite Weltkrieg, Melvilles zwei Ur-Themen, sind auch hier mindestens implizit präsent.
Als Moreau und Delmas den verschwundenen französischen Delegierten in der Wohnung einer seiner Liebhaberinnen finden (sie wissen gleichwohl vorher, dass der Leichnam dort ist), sitzt er – offenbar starb er auf den Schlag – auf dem Wohnzimmersofa. Von dort transportiert ihn Delmas ins Schlafzimmer und drapiert ihn ins Bett seiner Geliebten, damit das anrüchiger aussieht und sich die Fotos teurer verkaufen. Delmas empört sich, tut aber nicht groß etwas dagegen und ruft seinen Chef herbei, um die delikate Situation zu bewältigen. Dieser kommt vorbei und erklärt den beiden zunächst, wer Fèvre-Berthier wirklich war: nicht nur ein renommierter Diplomat, sondern ein französischer Nationalheld, ein Résistant der ersten Stunde, der ohne zu zögern Leib und Leben im Kampf gegen die Nazis riskierte und dies mit Folterungen durch die Gestapo und einen längeren Aufenthalt im Konzentrationslager bezahlte. Es käme also gar nicht in Frage, dass Fèvre-Berthier in der Wohnung seiner Liebhaberin gefunden werde: deshalb wird der Leichnam, nachdem er bereits vom Schlafzimmer zurück auf das Sofa gebracht wurde, nun aus der Wohnung in ein leerstehendes Auto auf der Straße gebracht.
Der Zweite Weltkrieg, die Besatzung Frankreich, der Kampf gegen die Nazis – diese wiederkehrenden Themen verarbeitete der ehemalige Résistant und gebürtige Jean-Pierre Grumbach (Melville war sein amerikanophiler Deckname während des Kriegs) zentral in mehreren seiner Filme, im ersten abendfüllenden Werk LE SILENCE DE LA MER, in LÉON MORIN, PRÊTRE und in seinem magnum opus L‘ARMÉE DES OMBRES. In DEUX HOMMES DANS MANHATTAN, wo man diese Thematik am wenigsten erwarten würde, bringt Melville sie in der dialoggetriebensten Szene. Diese wirkt auf den ersten Blick deplatziert: DEUX HOMMES DANS MANHATTAN ist für Melvilles Verhältnisse ein recht „geschwätziger“ Film. Die Erklärungen des New Yorker afp-Chefs stoppen den Film jedoch für einige Minuten komplett. In Kenntnis von Melvilles restlichem Werk wirkt das aber geradezu zwingend: sein „amerikanischer Traum“ kann nicht unabhängig von der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg existieren.

Wie die Erklärungen des afp-Chefs ohne Kontext etwas verwirrend wirken, so würden die Bilder in diesen Momenten des Films ohne narrativen Kontext aussehen, als entstammten sie einem knüppelharten Gangsterfilm, einem pechschwarzen noir, oder eben einem späteren Melville-Film: Delmas, Moreau und der afp-Chef transportieren mehrmals einen Leichnam hin und her, und die Bilder sehen (rein visuell) so aus, als würde hier eine Bande von Gangstern die Leiche ihres Mordopfers zu beseitigen versuchen. Das könnte man leicht übersehen, weil der Film über weite Strecken ohnehin extrem low-key, mit vielen Schatten und viel dunklem Schwarz, fotografiert ist.
Die lange Rede über die Résistance-Vergangenheit Fèvre-Berthiers dient dem apf-Chef und Moreau letztlich auch als Rechtfertigung, um den Leichnam hinauszuschaffen und in einem verlassenen Auto zu deponieren. Man könnte die beiden also durchaus der Doppelmoral anklagen: Fèvre-Berthier auf dem Bett seiner Liebhaberin zu drapieren, sei unmoralisch – ihn aus der Wohnung rauszuschaffen hingegen moralisch richtig? Letzterem stimmt schließlich Fèvre-Berthiers Tochter zu, zugegebenermaßen aus Rücksicht auf ihre Mutter bzw. Fèvre-Berthiers Ehefrau, die wohl nichts von den Affären ihres Mannes wußte.
Diese moralische Zwickmühle thematisiert der Film jedenfalls nicht explizit, sondern überlässt die Bewertung voll und ganz dem Zuschauer. Als Delmas am Ende seine Filmrollen wegwirft, beginnt er zu lachen. Delmas, der schmierige Alkoholiker, der sensationslüsterne Käseblatt-Fotograf – ein moralischer Sieger in der Geschichte? Schwer zu sagen. Der moralische Konflikt ist aber natürlich auch banal im Vergleich zu dem, was Melville später in L‘ARMÉE DES OMBRES auffuhr.

Gangster-Ikonographie ohne Gangster

Zum Schluss noch einige Bemerkungen zu Jean-Pierre Melville als Schauspieler. Immer wieder finden sich Anmerkungen, die sein Schauspiel als hölzern und erkennbar nicht-professionell kritisieren. Dem kann ich mich nicht anschließen. Melville hat ein natürliches Charisma, zwei große melancholische Augen, ein außergewöhnliches und markantes Gesicht und eine wunderschöne Stimme. Wer ihm vorwirft, radebrechendes Englisch mit schwerem Akzent zu sprechen (die Kommunikation zwischen dem Protagonisten-Duo und den New Yorker Bewohnern läuft komplett auf Englisch), ist kleinlich – zumal seine Figur eben ein Franzose in New York ist. Dass er sich zwischendurch beim Englischen leicht verhaspelt, gibt dem Ganzen gar eine unglaublich lebensnahe Note. Am ehesten könnte man Melville vorwerfen, dass er überhaupt nicht schauspielert, sondern tatsächlich nur Melville ist und das Selbstdarstellerische, den er in seinem Kurzauftritt in À BOUT DE SOUFFLE oder etwa bei Fernsehinterviews (mit Fliegersonnenbrille und Cowboy-Hut ausstaffiert; manieriert, langsam und mit dramatischen Pausen sprechend) gerne mal an den Tag legte und das zugegeben sehr unterhaltsam war, hier völlig fehlt. Die nüchterne Moreau-Figur tut dem Film ganz gut, da Delmas schon „dramatisch“ genug ist – und es ja in erster Linie um New York geht.

Wo ich wiederum Melville widersprechen werde, ist die Bewertung des Films, den der Regisseur selbst als „unwichtig“ und misslungen ansah. Wo kämen wir aber hin, wenn wir auf die Selbstkritik von Regisseuren hören würden? DEUX HOMMES DANS MANHATTAN jedenfalls war ein Kinoflop in Frankreich: offenbar wollte niemand in Frankreich einen „New Yorker“ Film ohne Stars sehen. Es wurde der letzte Film, den Melville ohne Stars als Hauptdarsteller drehte.


DEUX HOMMES DANS MANHATTAN ist auf DVD in Frankreich bei „Gaumont à la demande“ erschienen. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich „on demand“-DVDs sind, weil ich auf diese Edition gebraucht und als Gelegenheitsschnäppchen gestoßen bin. Die Edition ist auf jedenfalls in einer dieser sehr dünnen DVD-Hüllen, in einer recht schnörkellosen, wenngleich nicht völlig billigen Aufmachung. Eine Texttafel der DVD warnt, dass der Film nicht digital restauriert wurde. Dafür ist die Bild-/Tonqualität aber trotzdem recht gut. Untertitel gibt es allerdings nur auf Französisch. Von „Gaumont à la demande“ gibt es den Film auch in einer Box zusammen mit LE SILENCE DE LA MER und dem mir bislang völlig unbekannten QUAND TU LIRAS CETTE LETTRE (von 1953). In Frankreich ist DEUX HOMMES DANS MANHATTAN auch auf blu-ray erschienen. Es gibt auch eine italienische DVD-Edition (der Film heißt dort übersetzt „Die Hyänen der vierten Macht“). In den USA gibt es den Film auch auf DVD und blu-ray.

Donnerstag, 9. Februar 2017

Marginalien zu Frits Fronz

Fangen wir mal von hinten an. Im Herbst 2016 wurde auf eBay für 199 Euro die Ordenskette eines vor mehr als einem Vierteljahrhundert verstorbenen Großmeisters des internationalen Ritterordens Ordines Internationales Pro Concordatia Populorum zum Kauf angeboten - ein "einzigartiges Stück von historischer Bedeutung", wie es im eBay-Angebot hieß. Die Brustplakette dieser Ordenskette ziert ein rot emailliertes Kreuz, und auf der Rückseite der Plakette ist Folgendes eingraviert:
SEINER EXZELLENZ
HANDELSRAT PROFESSOR
FRIEDRICH FRONZ-FRUNDSBERG
GROSSMEISTER
INT. PRO CONCORDATIA-ORDEN
War dieser Handelsrat Professor Friedrich Fronz-Frundsberg, Großmeister eines Ritterordens, etwa ein Verwandter von Frits Fronz, dem Regisseur schlüpfriger Filme wie MÄNNER IN DEN BESTEN JAHREN ERZÄHLEN SEXGESCHICHTEN und SEXREPORT BLUTJUNGER MÄDCHEN? Weit gefehlt - er war es selbst.

Frits Fronz in VIA EROTICA 6 (1967)
Der österreichische "Schundfilm" der 60er und frühen 70er Jahre, dessen bekannteste Vertreter wohl Eddy Saller und Frits Fronz waren, führte ein durchaus interessantes Dasein, doch außerhalb der Alpenrepublik sind seine Vertreter nach der Blütezeit des Genres weitgehend in Vergessenheit geraten. Eddy Saller wurde schon 1991/92 teilweise "wiederentdeckt", doch als 2012 in Deutschland die beiden DVDs Frits Fronz Collection 1 und Collection 2 erschienen, die zusammen vier Filme präsentieren, bekannten selbst Genre-Connaisseure, bislang nichts von Fronz gehört zu haben. Von 1967 bis 1972 inszenierte Fronz fünf Sexfilme, weil sie aber fast alle in Österreich und Deutschland unterschiedliche Titel hatten, ist die "gefühlte" Zahl höher. Fronz spielte in dreien davon unter dem Pseudonym Frank Roberts selbst mit, und ein gewisser Marcel Troussant, der ebenfalls in drei der Filme als Drehbuchautor genannt wird, war auch Fronz selbst. "Primitiv ersonnenes Filmchen", "unsägliche Primitiv-Produktion der sechziger Jahre, haarsträubend dilettantisch", "indiskutabler Sex- und Sittenplunder", "wüste Kolportage", "veralteter Sexfilm" - so schmäht das sittenstrenge Lexikon des internationalen Films der Reihe nach die aus heutiger Sicht recht harmlosen, aber nicht uninteressanten Werke. Doch im Weiteren soll es hier gar nicht mehr um die Filme gehen, sondern darum, was Fronz sonst noch so gemacht hat. Frits Fronz, der Regisseur fehlt also bei den folgenden Überschriften.

Friedrich Fronz, der Widerstandskämpfer?


Fronz wurde 1919 geboren - soviel ist allgemein anerkannt. Doch dann geht es schon los: Ein Teil der Quellen nennt als seinen Geburtsnamen Friedrich Oskar Fronz, der andere Teil plädiert für Friedrich Otto Fronz. "Oskar" erscheint mir glaubwürdiger (sein Vater war der Theaterdirektor Oskar Fronz jr.), aber ganz sicher bin ich mir nicht. Eine mögliche Interpretation der verwirrenden Lage wäre, dass tatsächlich "Friedrich Oskar Fronz" stimmt, und dass er selbst das später in seinem öffentlichen Auftreten in den "Otto" umgebogen hat, weil ihm das besser gefiel - aber das ist erst mal nur eine Spekulation von mir. Wie dem auch sein mag - Otto oder Oskar, Hauptsache Italien! Einigen wir uns also auf Friedrich O. Fronz.

Im Web findet man einige vage Hinweise darauf, dass Fronz im Widerstand gegen die Nazis gewesen sein soll. Im oben erwähnten eBay-Angebot findet sich auch eine (mit Vorsicht zu genießende) Kurzbiografie von Fronz (im Folgenden "eBay-Biografie" genannt). Diese enthält die einzige etwas konkretere Schilderung, die ich finden konnte: "Zum Jahreswechsel 1944/45 befand er sich bei seiner, wegen der Bombenangriffe nach Oberösterreich verschickten Familie auf Heimaturlaub. Er beschloss nicht mehr einzurücken sondern sich der oberösterreichischen Widerstandsbewegung, die sich dann beim Erhalt der Brücke in Linz-Urfahr so auszeichnete, anzuschließen." Eine unabhängige Bestätigung dafür konnte ich nicht auftreiben. Beim Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, der zentralen Anlaufstelle für solche Fragen, liegen anscheinend keine Erkenntnisse über Fronz vor (jedenfalls taucht er in diesem Register nicht auf), doch das muss nichts heißen. Ich war schon geneigt, die Widerstandsgeschichte zu glauben, aber dann bin ich auf das gestoßen:
Der Sohn von Oskar Fronz junior, Friedrich Fronz, hat übrigens 1947 um eine Varietekonzession bei der Gemeinde [Wien] angesucht, die negativ beschieden wurde, da er "Mitglied der ehem. NSDAP., Ortsgruppenpropagandaleiter der Ortsgruppe Viadukt und Mitglied der SA" gewesen ist. Friedrich Fronz hat dagegen Berufung eingelegt, da er "weder Mitglied noch Anwärter der NSDAP., noch Mitglied der SA", sondern vielmehr "seit 1944 Mitglied der Widerstandsbewegung [war], wo er mit den Herren Hörbiger, Lehmann, Eysler und Wachsler zusammengearbeitet hat." Die Einvernahmen Hörbigers und Eyslers lesen sich anders: Nach ihren Aussagen wäre Fronz gar nicht in der Widerstandsbewegung gewesen. Ermittlungen der Polizeidirektion ergaben, dass Fronz während der NS-Zeit seine Parteizugehörigkeit bei verschiedenen Gelegenheiten durchaus ins Treffen geführt hatte um seine Angelegenheiten für ihn günstig zu regeln. Gegen Fronz wurde ein Verfahren wegen Verdachts auf Nichtregistrierung als Nationalsozialist eingeleitet. Eine Konzession hat Fronz nicht mehr erhalten. Vgl. WStLA, M.Abt. 350 A6/8.

Mirjam Langer: Wiener Theater nach dem "Anschluss" 1938 im Fokus nationalsozialistischer Arisierungsmaßnahmen dargestellt am Beispiel des Bürgertheaters (Diplomarbeit, Universität Wien 2009), Fußnote 155. (WStLA ist das Wiener Stadt- und Landesarchiv, die Zeugen waren Paul Hörbiger und der jüdischstämmige Operettenkomponist Edmund Eysler.)
Oha. Anscheinend doch kein Widerstandskämpfer, sondern ein Nazi - denn es handelt sich hier tatsächlich um "unseren" Friedrich Fronz. Dass er der Sohn von Oskar Fronz jr. war, hat er freundlicherweise selbst bestätigt (denn sonst fand ich diese biografische Information nirgends): In einem kurzen autobiografischen Text (der stark mit Übertreibungen und Flunkereien angereichert ist), den eine Klosterneuburger Zeitung anlässlich seines Todes abdruckte, geht er auch auf seine Verwandtschaftsverhältnisse ein. Kurios: Fronzens Hang zum "Ausschmücken" (um das mal freundlich zu formulieren) machte auch vor seinem Vater nicht halt. Oskar Fronz jr. war, wie zuvor schon dessen Vater Oskar Fronz sen., Direktor des Wiener Bürgertheaters. Doch Friedrich Fronz "beförderte" den Herrn Papa kurzerhand zum Direktor und Erbauer (!) des weit bedeutenderen Burgtheaters. Seine Nonchalance in diesen Dingen ist schon verblüffend. Höhepunkt dieser "Mini-Memoiren" ist aber zweifellos, dass sich Fronz darin selbst zum Mitglied der Académie française erklärt. Man reibt sich verwundert die Augen, doch es steht wirklich da: "ich wurde zum Mitglied der Academie Francaise ernannt". Angesichts solcher Aufschneiderei sollte man Fronzens Behauptung (die sich in der eBay-Biografie wiederfindet), er habe in seinen jungen Jahren das Reinhardt-Seminar besucht und sei Burgschauspieler gewesen, mit einer gehörigen Portion Skepsis entgegentreten, solange nicht jemand an diesen Institutionen Nachforschungen anstellt und das bestätigen kann (ich habe in diese Richtung keine Recherchen unternommen).

Frank Roberts, der Sänger


Als "Frank Roberts" trat Fronz nicht nur in seinen Filmen auf, sondern unter diesem Pseudonym verfolgte er in den Jahren von 1955 bis 1965 auch eine (nur mäßig erfolgreiche) Karriere als Schlagersänger. Nun ja, vielleicht sollte man besser "Schlagersprecher" sagen, denn die Mehrzahl der Aufnahmen (oder vielleicht alle?) zeichnet sich durch einen eigenwilligen Sprechgesang aus. "Maloja", die B-Seite der Single "Jonny" (1957), fand Eingang in Vol. 1 der vor einigen Jahren auf CD und Vinyl erschienenen Anthologie Schnitzelbeat (es gibt auch ein Begleitbuch) und ist derzeit auch auf YouTube zu finden - unbedingt mal anhören! Im Bonusmaterial der Fronz-DVDs (es ist auf beiden Scheiben identisch) finden sich gar sieben Titel mit einer Gesamtlänge von 21 Minuten. - Für den Soundtrack der Rahmenhandlung von ROULETTE D'AMOUR aka BARON PORNOS NÄCHTLICHE FREUDEN ist Fronz noch einmal zum Sprechgesang zurückgekehrt, ebenso wie für VIA EROTICA, wo auch ein bisschen echter Gesang von Fronz (zusammen mit einer Eva Bardos) zu hören ist (und das klingt - mit Verlaub - ziemlich bescheiden).

Parallel zur Schlagerkarriere betätigte sich Fronz in dieser Schaffensphase (oder vielleicht auch schon vorher) auch als Autor von Groschenheftromanen, oder, wie es auf einer Seite des Filmarchiv Austria heißt, als "Schundheftlautor". Welche Namensvariante er dafür benutzte, ist mir nicht bekannt.

Friedrich Fronz und die Wiener Gartenschauen


1964 und 1974 fanden nach dem Vorbild der deutschen Bundes- und Landesgartenschauen die beiden Wiener Internationalen Gartenschauen (WIG 64 und WIG 74) statt, und Fronz war an beiden organisatorisch beteiligt. Was genau er 1964 gemacht hat, weiß ich nicht, er war aber sicher nicht der Chef oder der Hauptorganisator der Veranstaltung (wie es die eBay-Biografie suggeriert), denn das war der Stadtgartendirektor Alfred Auer. Seinen eigenen Bekundungen nach hat er wohl als Angestellter der Wiener Stadthallen-Betriebsgesellschaft diverse Sonderausstellungen, Modenschauen und dergleichen im Rahmen der Gartenschau organisiert.

Die WIG 74 fand am Südosthang des Laaer Bergs statt. Dort hatte einst in den frühen 20er Jahren der Großproduzent Sascha Kolowrat einige Kolossalfilme drehen lassen, darunter SODOM UND GOMORRHA von Michael Curtiz (damals noch Mihály Kertész), und in den 50er Jahren drehte hier Kurt Steinwendner die Episode ANNI seiner WIENERINNEN. Auf diesem filmgeschichtsträchtigen Areal also wurde die zweite (und bis jetzt letzte) der Wiener Gartenschauen ausgerichtet, und Friedrich Fronz (den "Frits" benutzte er nur als Regisseur und vielleicht als Heftautor) wurde damit betraut, mit der von ihm dafür gegründeten Erholungs-Veranstaltungs-Ausstellungsgesellschaft (EVA GmbH, etwas später hieß sie dann wohl Ausstellungs- und Veranstaltungsgesellschaft, AVG) den in die Gartenschau integrierten Vergnügungspark zu betreiben. Fronz hatte Großes vor. In der österreichischen Zeitschrift Profil konnte man 1973 in einem Vorbericht Folgendes lesen:
Fronz führt in Eigenregie den 70.000 Quadratmeter großen Vergnügungspark. "Unser größter Stolz ist Arabien", freut sich Fronz, "wir bieten einen ägyptischen Nachtklub mit Bauchtanz und auch einen Bazar mit lauter Negern im Nachthemd." [...] Neben einem Vergnügungspark mit Riesenrad bietet Fronz ein "kulinarisches Festival der Nationen", bei dem Nationalspeisen in Bauten, die ein Filmarchitekt entworfen hat, angeboten werden.
1974 hieß es in einem weiteren Artikel im Profil:
Professor Fritz Fronz (Freunde sagen, er habe sich eines Tages selbst dazu ernannt) war endlich auch Direktor. Fast ein kleiner Messe-Direktor, als er - wie er überall kundtat - vom mächtigen Wiener Stadtgartenamtsdirektor Alfred Auer "ersucht wurde, die Leitung des Vergnügungsparks zu übernehmen". Fronz: "Ich war ja auch der einzige, der auf der WIG 64, die eine finanzielle Katastrophe war, für die Gemeinde 8,5 Millionen Schilling Gewinn erwirtschaftet hat." Sein WIG-74-Auftrag, den er "auf Grund guter Beziehungen" (Fronz) auch als Gemeindebediensteter mit Sondervertrag und gutem Gehalt hätte durchführen können, lautete: Organisation eines Vergnügungsparks mit angeschlossenem Campingplatz. Fronz zog - blühende Geschäfte vor Augen - Eigenverantwortlichkeit mit der AVG vor.
Doch der Vergnügungspark wurde von technischen Pannen geplagt, was erheblichen Unmut unter den Schaustellern auslöste, der sich gegen Fronz richtete. Und trotz der "Neger im Nachthemd" kamen weit weniger zahlende Gäste als erhofft, und der Vergnügungspark schlitterte in ein finanzielles Debakel. Fronz wurde denn auch später des Öfteren als "WIG-Pleitier" bezeichnet. In der Zeitschrift Wochenpresse war 1982 zu lesen: "In einer ellenlangen Epistel an die WOCHENPRESSE beteuert er, "niemals ein Pornofilmer" und ebensowenig "WIG-Pleitier" gewesen zu sein. Seine gewundene Interpretation: Der wahre WIG-Pleitier wäre die Gemeinde Wien [...]". Die österreichische Justiz mochte sich dieser Sichtweise aber nicht anschließen. Denn 1979 (also mit einiger Verspätung) stand Fronz wegen dieser Angelegenheit vor Gericht. Im selben Artikel in der Wochenpresse konnte man lesen:
Vor den Kadi kam er jedenfalls 1979 als Spätfolge der verunglückten Wiener Internationalen Gartenschau (WIG) 1974. Dort hatte Fronz den Maitre de plaisier gegeben. Und war durchgefallen, "weil das Wetter so schlecht war, so daß nur ein paar Rotznaserln zum Ringelspiel [Karussell] gekommen sind" (Fronz). Der Vergnügungspark ging pleite. Wegen fahrlässiger Krida setzte es zehn Monate bedingt [also auf Bewährung] für den verhinderten Spaß-Macher.
Was übrigens den "Pornofilmer" betrifft, so ist Fronz mit Gegendarstellungen und mindestens einmal mit einer Klage wegen übler Nachrede gegen die Wochenpresse dagegen vorgegangen, so bezeichnet zu werden. Wie das Verfahren ausging, ist mir nicht bekannt. - Eine weitere Begründung für das Scheitern des Vergnügungsparks konnte man schon 1976 in der Wochenpresse lesen:
"Zuletzt", so Fronz, der stets vom Unglück zu Unrecht Betroffene, "ist noch der Bundespräsident Franz Jonas gestorben, da ist dann überhaupt keiner mehr gekommen, und wir mußten aus Pietätsgründen auch alle Veranstaltungen absagen."
Aus Ausgaben der Kronen Zeitung und der Klosterneuburger Zeitung vom September 1979 erfährt man weitere interessante Details über den WIG-Prozess. Nicht nur Fronz stand vor Gericht, sondern auch seine Frau und seine Geschäftspartner Alfred Josef und Viktor Marischka, und es gab weitere Anklagepunkte, darunter den skurrilen Tatbestand "Baumdiebstahl". In den meisten dieser weiteren Punkte erfolgten keine Verurteilungen, teilweise allerdings nur, weil die Delikte inzwischen verjährt waren. Bei der WIG-Pleite wurde Fronz konkret zur Last gelegt, dass er viel zu wenig Eigenkapital eingebracht habe: Nur 100.000 Schilling bei nötigen Investitionen von rund 20 Mio. Schilling. Der Wechselkurs von Schilling zu Mark war ungefähr 7:1, das Eigenkapital betrug also umgerechnet ca. 14.000 DM - auch inflationsbereinigt ein mickriger Betrag für ein Projekt dieser Größenordnung.

Für uns interessant ist bei diesem Prozess noch die ebenfalls verhandelte Pleite der Marischka Film Ges.m.b.H. Die Fronz-Filme wurden von einem Firmengeflecht aus Marischka Film, Süd-Ost Film und Belvedere Film produziert und vertrieben. Viktor Marischka, ein Mitglied des verzweigten Marischka-Clans (Ernst, Hubert, Georg, Franz etc.) war "offizieller" Produzent der Filme, aber Fronz war finanziell auch an den Firmen beteiligt und somit "stiller" Co-Produzent (in den Credits taucht er in dieser Funktion nicht auf). Weil die Süd-Ost Film und die Marischka Film irgendwann um 1970 herum pleite gingen, warf man Fronz und Marischka ebenfalls fahrlässige Krida wegen zu geringen Eigenkapitals vor. Darüber hinaus wurde ihnen zur Last gelegt, die Gläubiger geprellt zu haben, indem sie Vermögenswerte an die neu gegründete Europa Film Ges.m.b.H. transferierten, die Alfred Josef, dem Produktionsleiter der Fronz-Filme, und Fronz' Frau gehörte. Frau Fronz, Alfred Josef und Ernst Marischka wurden mangels haltbarer Anklagepunkte freigesprochen, aber Fronz wurde möglicherweise nur durch die inzwischen eingetretene Verjährung vor einer noch schwereren Strafe gerettet, und wenn er sich korrekt verhalten hätte, dann hätte es seine letzten beiden Filme vielleicht gar nicht gegeben. - Seine Filme haben "ganz schön viel Geld eingespielt", sagte Fronz einmal in einem Interview mit der Zeitung Kurier, aber die Firmenpleiten wecken gewisse Zweifel an dieser Darstellung.

Als kleine vorgezogene Wiedergutmachung für die Schmach der Krida-Verurteilung gab es einen Orden von unerwarteter Seite:
Die Brust von Professor Friedrich O. Fronz, Direktor des Vergnügungszentrums der WIG 74, blieb nicht lange ungeschmückt. Am vergangenen Wochenende überreichte der Botschafter Panamas, Irwin Gill, dem verdienten Lustbarkeitsgestalter den panamesischen Verdienstorden "Eloy Alfaro". Laut einhelliger Meinung der bei dem Festakt anwesenden Prominenz seien die Beziehungen Panamas zur WIG 74 ausgezeichnet.
(Profil, 1974)

Fronz in einer der Rückblenden in ROULETTE D'AMOUR (1969)

Friedrich Fronz, der Ordensritter


"Seine Exzellenz, Handelsrat Professor Friedrich Fronz-Frundsberg" - klingt eindrucksvoll, oder? Doch wir erinnern uns: "Freunde sagen, er habe sich eines Tages selbst dazu ernannt". Und wiederum 1982 in der Wochenpresse liest man:
Dieser, der Klosterneuburger Gemeinderat Fritz Fronz, hat eine bunte Vergangenheit: als Regisseur pikanter Streifen und WIG-Pleitier. [...] [Er] garniert sich gern mit dem Titel "Professor", den ihm, völlig unakademisch, eine "Akademie für europäische Politik" mit Sitz in Brüssel geliehen hat [...]
Das Professorenproblem wurde sogar amtlicherseits behandelt. Wie man im oben schon zitierten Wochenpresse-Artikel von 1976 lesen konnte, ging bei einem zuständigen Ministerialrat im Bundesministerium für Unterricht und Kunst eine Anfrage zum auf Fronzens Visitenkarte prangenden Professorentitel ein, und der Beamte antwortete wie folgt:
Ich bestätige den Erhalt Ihrer obbezogenen Schreiben in der Angelegenheit des Titels 'Professor' des Herrn Direktors Friedrich O. Fronz, wohnhaft ..., und muß Ihnen mitteilen, daß im hierortigen Ressortbereich keine Anhaltspunkte zu finden waren, die Herrn Direktor Fronz berechtigen, den Amtstitel oder Berufstitel 'Professor' zu führen.
Über den "Handelsrat" habe ich nichts Konkretes gefunden, aber es würde mich nicht im Geringsten wundern, wenn sich Fronz auch diesen Titel selbst verliehen hätte. Und der "Frundsberg"? Ich habe nirgendwo einen Hinweis darauf entdeckt, dass Fronz diesen Namenszusatz auf legalem Weg (also etwa durch Heirat oder durch eine gekaufte Adoption) erworben hat. Außerdem trat Fronz außerhalb des Ordenskontexts auch in seinen späten Jahren als "Fronz" und nicht als "Fronz-Frundsberg" auf den Plan, und selbst innerhalb des Ordens tritt der "Frundsberg" nicht immer in Erscheinung - er fehlt z.B. in der im übernächsten Absatz erwähnten Urkunde. Man kann wohl getrost davon ausgehen, dass der "Frundsberg" frei erfunden ist.

Und was ist nun mit diesem Orden selbst? Der Ritterorden "Ordines Internationales Pro Concordatia Populorum", wie er zeitweise hieß (der Orden wurde ein- oder zweimal umbenannt und umstrukturiert), hat sich der Völkerverständigung und karitativen Aktivitäten verschrieben. Laut offizieller Timeline auf seiner englischsprachigen Website wurde der Orden 1961 in den USA (!) von Antoni G. Zyngale gegründet - das ist ein sehr mysteriöser Herr, an dem sich Google die Zähne ausbeißt. Wir werden den Grund dafür gleich kennenlernen. Ebenfalls laut Timeline trat Fronz 1973 in den Orden ein und gründete die österreichische Generalpräfektur. Und schon 1976 wurde er Großmeister (also Chef) des gesamten Ordens. Im selben Jahr gab es (wiederum laut Selbstauskunft des Ordens) eine Art Anerkennung durch den damaligen UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim (der später als österreichischer Bundespräsident wegen seiner NS-Vergangenheit eine schwere Belastung für das Land wurde), sowie einen apostolischen Segen durch den Papst - allerdings durch Papst Paul II., und der amtierte im 15. Jahrhundert. Nun ja, gemeint ist natürlich Paul VI.

"Das Generalkapitel der Generalpräfekten Europas hat bei seiner Sitzung am 21. Oktober 1989 in Schwyz einstimmig beschlossen der Stadtgemeinde Klosterneuburg als erster Stadt Europas den Titel Stadt der Völkerverständigung zu verleihen. Gegeben zu Schwyz, den 21. Oktober 1989". So heißt es in einer pompös gestalteten Erhebungsurkunde, und als Zeugen werden darin der Großmeister (also Fronz), der Großkanzler und die neun weiteren Generalpräfekten des Ordens aus verschiedenen Ländern aufgeführt. Die niederösterreichische Kleinstadt Klosterneuburg, nicht weit von Wien entfernt und Fronzens Wirkungsstätte in seinen späten Jahren, ist nicht nur die erste, sondern die bislang einzige Stadt, der diese Ehre zuteil wurde.

Wolfgang Bäck, der stellvertretende Leiter des Klosterneuburger Stadtarchivs, veröffentlichte in der Ausgabe 7/2014 des Klosterneuburger Amtsblatts auf S. 29 einen kurzen, aber aufschlussreichen Artikel zum 25-jährigen Jubiläum dieses "erhebenden" Ereignisses. Und in diesem Artikel steht Erstaunliches:
Nach dem plötzlichen Ableben von Großmeister Prof. Fronz im August 1990 durchlebte der IPC Orden eine innere Umstrukturierung. Recherchen der neuen Ordensleitung ergaben, dass die europäischen Präfekturen und auch der amerikanische Gründer des elitären Ordens nur Fantasiegebilde waren.

25 Jahre später scheint es fast, als sei dieses noble Ansinnen der Verleihung des Titels "Stadt der Völkerverständigung" ein wenig erfolgreicher Werbefeldzug für den lokalen Fremdenverkehr gewesen zu sein. Der lokale Vertreter der Internationalen Esperanto Bewegung pflegt als Einziger seit 1990 die Verbreitung dieses Titels unserer Babenbergerstadt.
Hoppla! Da wäre also schon mal die Identität des mysteriösen amerikanischen Ordensgründers geklärt - es gab ihn gar nicht. Die sich daraufhin aufdrängende Vermutung, dass in Wirklichkeit Fronz selbst den Orden gegründet und sich selbst zum Großmeister ernannt hat, hat Wolfgang Bäck auf meine Anfrage hin zwar nicht explizit bestätigt, weil die Ordensgründung für ihn nebulös ist, aber aus Presseartikeln, die mir Herr Bäck freundlicherweise gemailt hat, geht schon recht deutlich hervor, dass Fronz selbst den Orden gegründet hat. Das scheint damals auch allgemein bekannt gewesen zu sein, geriet aber anscheinend im Lauf der Zeit etwas in Vergessenheit. Laut dem oben zitierten Wochenpresse-Artikel von 1976 erfolgte die Gründung 1975. Es kann auch nicht später gewesen sein, denn im WIG-Prozess wurde nebenbei auch über nicht oder nur verspätet bezahlte Rechnungen für kulinarische Festivitäten des Ordens verhandelt, und die datieren auf November und Dezember 1975. Die Ernennung zur "Stadt der Völkerverständigung" hat Fronz wohl mehr oder weniger im Alleingang beschlossen. Und wie steht es eigentlich mit Waldheim und dem Papst? Ich weiß es nicht sicher, denn auf Recherchen bei der UNO und im Vatikanischen Geheimarchiv habe ich verzichtet, aber wahrscheinlich ist das auch nur Humbug. Auf jeden Fall beschlich mich irgendwann der Verdacht, dass der Orden zumindest in seiner Anfangszeit nur so etwas wie eine ganzjährige Faschingsveranstaltung von einigen Leuten mit einem Faible für Pomp und Brimborium war.

Nach der Ordensgründung gab es ein bisschen Gegenwind von zweierlei Seiten. Einerseits von den "echten", also schon länger bestehenden Orden, die da einen Möchtegern-Orden am Werk wähnten. "Das ist eine Täuschung von gutgläubigen Leuten, die annehmen, daß sie einem Orden beitreten und tatsächlich einem Geselligkeitsverein angehören", giftete ein Vertreter des "Ordens des Heiligen Lazarus von Jerusalem". Nun ja, man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass Ritterorden im 20. und 21. Jahrhundert generell bizarre Anachronismen sind, aber das soll hier nicht weiter erörtert werden. Ein kleines Gegenlüftchen kam auch von behördlicher Seite. Fronz wurde in die Wiener Polizeidirektion zitiert, wo man ihn belehrte, dass weltliche Ritterorden in Österreich per Gesetz seit 1919 aufgehoben sind. Fronz sah sich genötigt darauf zu verweisen, dass sein Verein ja eigentlich nur eine "Gesellschaft für Völkerverständigung" sei. Das hielt ihn in der Folge aber nicht davon ab, eben doch den Charakter als Orden mit Großmeister, Zeremonien etc. zu zelebrieren. Es scheint aber bei dem einmaligen Rüffel geblieben zu sein, jedenfalls ist mir von ernsthaften Schwierigkeiten des Ordens mit den Behörden nichts bekannt.

Angestoßen wurde Fronzens Großmeisterkarriere möglicherweise durch seine Bekanntschaft mit dem österreichischen Tierarzt Friedrich Perko, dem Gründer und "Ordensgeneral und Souverän" des Abendland-Ordens. Allerdings habe ich zwei recht unterschiedliche Versionen dieser Geschichte gelesen. Laut Wochenpresse war Fronz kurzzeitig Mitglied im französischen Zweig der "Lazarit(t)er" in Österreich, wurde aber aus einem im Artikel nicht genannten Grund bald wieder hinauskomplimentiert. "Da haben sie mir die 10.000 Schilling Aufnahme-'Opfer' wieder zurückzahlen müssen", meinte Fronz in der Wochenpresse-Version der Geschichte. In dieser Version war Perko zunächst ein Freund von Fronz und hat ihm bei der Gründung des Vereins geholfen und war sogar selbst Mitglied und "Ehrenpräsident", ist dann aber gekränkt wieder ausgeschieden, weil Fronz der Polizei gegenüber wohl Perko dafür verantwortlich machte, dass der Orden wie ein Orden auftrat.

Die andere Version der Geschichte steht in einem recht sarkastischen Artikel über Perkos Abendland-Orden in einer Ausgabe des Profil von 1977. Darin wird dieser Orden als eine Versammlung von gut betuchten eitlen Herren in Operettenuniformen, die sich gegenseitig die Ämter und Würden zuschanzen oder sich die Titel praktischerweise gleich selbst verleihen, geschildert. Laut Profil war auch Fronz kurzzeitig Mitglied im Abendland-Orden. Es wird in dem Artikel nicht explizit gesagt, aber der Eindruck erweckt, dass Fronz nach ein paar Monaten im Orden wieder rausflog, weil man erst dann seine Vergangenheit als Sexfilmer entdeckte. Falls das wirklich so war, könnte er frei nach Bert Brecht gedacht haben, was ist schon die Mitgliedschaft in einem Orden gegen die Gründung eines Ordens? Aus seinem eigenen Orden konnte ihn jedenfalls keiner rauswerfen.

Vielleicht gab es aber auch einen anderen Grund für die Ordensgründung als Lust an Prunk und Bombast oder gekränkte Eitelkeit nach einem Rauswurf. Die Arbeiter-Zeitung kolportierte im Februar 1990, wenige Monate vor dem Tod des Großmeisters, das Folgende:
In einer Hinterhofwohnung auf der Landstraße 33a im dritten Wiener Gemeindebezirk etablierte er [Fronz] seinen Orden. An einer überdimensional langen Tafel versammelt Großmeister Fronz seine Getreuen zur Sitzung der Ordensregierung. Auf goldlackierten Modeschau-Stühlchen sitzend, umgeben von Hunderten Farbaufnahmen diverser Ritterschläge, lauschen die Auserwählten den Ausführungen des Meisters. Dabei geht es um mystische Visionen und natürlich um den Sinn des Lebens. Obwohl sie es immer wieder heftigst dementieren, wollen Gerüchte nicht verstummen, derlei Firlefanz würde den Rittern eine Stange Geld kosten. Man spricht von 60.000 bis 100.000 Schilling Aufnahmegebühr und einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von mindestens 5000 Schilling.
Nach dem Tod von Fronz zerfiel der Orden in zwei konkurrierende Nachfolge-Orden, jeweils mit eigenem Großmeister. "Wir sind historisch betrachtet der einzig legitime Nachfolger der Vereinigung", meinte ein Vertreter der einen Seite im Februar 2009 in einem Bezirksblatt, und auf der Gegenseite (die mit der englischsprachigen Website) sieht man das sicher genau andersrum. Es sei hier ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese beiden Konkurrenzorden nicht mehr unbedingt viel mit den Verhältnissen zu Fronzens Zeiten zu tun haben müssen. Irgendwann haben anscheinend beide mit echten karitativen Aktivitäten begonnen, ich bin dem aber nicht weiter nachgegangen.

Friedrich Fronz, der grüne Politiker


"1975-1990 Politiker, Gründervater der Partei 'Die Grünen Österreichs - Partei der Unzufriedenen'" - so steht es in Fronz' Kurzbiografie im Bonusmaterial der beiden DVDs. Das interpretierte der eine oder andere Blogger oder Journalist dahingehend, Fronz sei der Gründer der Grünen in Österreich gewesen. Dazu muss man allerdings wissen, dass die österreichischen Grünen nicht mit einem Knall auf die Welt kamen und dann in der heutigen Form existierten, sondern über Jahre hinweg aus vielen kleinen und sehr kleinen Parteien, Bürgerinitiativen und sonstigen Gruppierungen entstanden sind. Und das ging nicht ohne politischen Richtungsstreit und Verdrängungswettbewerb. Den Gründer der österreichischen Grünen konnte es unter diesen Umständen gar nicht geben. Und das Spektrum der damals aktiven Parteien, die "grün" im Namen hatten, reichte von links-alternativ über bürgerlich-konservative Umweltschützer bis zum rechten Rand - einige der Gruppen waren mehr braun als grün. (Das war in Deutschland auch nicht anders, man erinnere sich an so völkische Gestalten wie Baldur Springmann.) Somit stellten sich mir die Fragen, wo in diesem Spektrum von links bis rechts Fronz angesiedelt war, und wie groß sein Beitrag zur Formierung der heutigen Grünen tatsächlich war.

In einem Artikel im Spiegel vom Januar 1983 kommt das Blatt auf aktuell 36 "grüne" Parteien. Die von Fronz wird immerhin unter den wichtigsten fünf aufgeführt, und sie heißt hier ebenfalls "Die Grünen Österreichs - Partei der Unzufriedenen", was die Angaben auf den DVDs zu bestätigen scheint. Das Problem dabei ist allerdings, dass dieser Name in einer offiziellen Liste des österreichischen Innenministeriums über alle Parteienregistrierungen seit Mitte der 70er Jahre gar nicht auftaucht (und auch keine andere Partei mit irgendwelchen "Unzufriedenen"). Die schon existierenden Altparteien wie SPÖ, ÖVP, FPÖ und KPÖ wurden damals aus irgendeinem Grund auch alle nochmal registriert, das bietet also kein Schlupfloch. Auch in der österreichischen Presse jener Jahre scheinen die "Unzufriedenen" nicht aufzutauchen, jedenfalls findet Google nichts. In der offizellen Liste gibt es aber vier andere Parteien, die "Die Grünen Österreichs" (jeweils mit einem anderen Namenszusatz) hießen, und drei davon wurden 1982 registriert - vielleicht war eine davon die von Fronz (mehr darüber gleich weiter unten).

Klarheit herrscht dagegen darüber, dass Fronz von 1980 bis 1990 im Gemeinderat von Klosterneuburg saß, und zwar zunächst für eine von ihm geführte Liste. Doch bei deren genauer Bezeichnung beginnt schon wieder die Unklarheit - mal ist von "Grüne Liste" die Rede, mal von "Grüne Mitte" und mal von einer "Liga für Umweltschutz". Damit war Fronz einer der ersten im weiten Sinne grünen Mandatsträger in Österreich, aber nicht der erste (wie gelegentlich zu lesen ist). Die Bürgerliste, die Schauspieler Herbert Fux mit zwei Mitstreitern gegründet hatte, gewann schon 1977 zwei Gemeinderatssitze in Salzburg (deren einen Fux selbst wahrnahm), und Josef Buchner, später Vorsitzender der bürgerlichen Vereinte Grüne Österreichs (VGÖ), wurde 1979 für eine Umweltschutz-Bürgerinitiative Vizebürgermeister in Steyregg. Trotzdem, man kann Fronz durchaus noch als einen Pionier grüner Lokalpolitik in Österreich bezeichnen.

Und wo stand er nun im Spektrum von Links bis Rechts? Werfen wir kurz einen Blick in die eBay-Biografie:
Parallel dazu begann er sich mir der aufkeimenden Ökologiebewegung zu beschäftigen. In kurzer Zeit gehörte er zu den prominenten Vertretern der sogenannten "Bürgerlichen Grünen" - jenem vernünftigen Teil der Grünbewegung, der in den Achtzigerjahren endgültig von den linkslinken Chaoten in dieser Partei ausgemerzt wurde. Friedrich Fronz war Präsident der von ihm mitbegründeten Österreichischen Liga für Umweltschutz und ab 1980 Gemeinderat der Grünen in Klosterneuburg. Von den andauernden Grabenkämpfen zwischen Vernunft und bolschewistischer Indoktrination innerhalb der frühen Grünbewegung angewidert zog er sich immer weiter zurück und beschränkte seine umweltbewegte Tätigkeit auf die journalistische Ebene.
Das legt erstens nahe, dass Fronz nicht zu den Gründern der heutigen Grünen in Österreich gehört, und zweitens verortet es ihn im konservativen Teil des grünen Lagers (und ins konservative Lager - ob nun grün oder nicht - gehört offensichtlich auch der Schreiber dieser Biografie). Alle erreichbaren Hinweise bestätigen das, und Fronz selbst sagte mal "ich war mein ganzes Leben ein Bürgerlicher" von sich, wie man 1982 in der Wochenpresse lesen konnte.

In diesem Jahr 1982 strebte Fronz nach Höherem als der Lokalpolitik (und das ist der Grund für die verstärkte Berichterstattung über ihn). Im schon mehrfach zitierten Wochenpresse-Artikel aus diesem Jahr liest man:
Fritz Fronz ist wieder wer.
Am vergangenen Wochenende wurde der Exschauspieler, Exregisseur und Exausstellungsmanager zum Bundesobmann des Dachverbandes der "Grünen" gewählt.
Der eloquente Zweiundsechzigjährige - Fronz: "Gegen Kreisky und Reagan bin ich ja a Lausbua!" - schaffte es, seine Klosterneuburger "Liga für Umweltschutz", für die er seit 1980 im Gemeinderat der Babenbergerstadt auftritt, mit der "Grün"-Riege des Wiener Juristen und ehemaligen Entwicklungshelfers Johann Wallner und dem "Grünen Forum" der ehemaligen ÖVP-Katastrophenfrau Elisabeth Schmitz unter einen Hut zu bringen.
Das ist offensichtlich die im Spiegel erwähnte Partei, die offiziell vielleicht "Die Grünen Österreichs" (mit irgendeinem Namenszusatz) hieß. Es fällt auf, dass das "Grüne Forum" von Elisabeth Schmitz vom Spiegel im Januar 1983 noch als eigenständige Partei aufgeführt wird. Entweder war der Spiegel da nicht ganz auf dem aktuellen Stand, oder die Vereinigung von 1982 war so kurzlebig, dass sich Frau Schmitz mit ihrer Gruppierung schon wieder selbständig gemacht hatte. Wie auch immer - irgendein politischer Erfolg war der von Fronz geführten Partei nicht beschieden, und bei der Nationalratswahl 1983 trat sie gar nicht erst an. Dagegen kandidierten hier die VGÖ und die links-alternative Alternative Liste Österreichs (ALÖ). ALÖ-Mitglied Fritz Zaun begründete schon 1982 die Kandidatur u.a. damit, dass man "das Feld nicht Papiertigern wie Schmitz, Fronz, Wallner und Co. überlassen" dürfe, und Alexander Tollmann, VGÖ-Chef vor Buchner, distanzierte sich ebenfalls schon 1982 "ausdrücklich" vom "Fronz-Verein". Elisabeth Schmitz wiederum bezeichnete Tollmann als einen "völlig apolitischen Wissenschaftler [er war Geologe] mit Platzhirschgebaren", und Herbert Fux, zunächst noch in der VGÖ, war laut Schmitz "für anständige Frauen nicht wählbar", denn er sei "ein präpotenter Bumser", der "mit seinem Spitzeneinkommen und seiner ausschweifenden Lebensweise genau das Gegenteil eines grünen Alternativen" sei. Dazu muss man wissen, dass es damals in einer Zeitschrift eine Schmutzkübelkampagne gegen Fux mit erfundenen Geschichten über sein Sexleben gab. Fux wurde daraufhin aus der VGÖ ausgeschlossen und wollte entnervt die Politik aufgeben, machte dann aber doch weiter. Es herrschte also ein ziemliches Hauen und Stechen damals, nicht nur zwischen Links und Rechts in der Grün-Bewegung, sondern auch zwischen verschiedenen bürgerlichen Fraktionen. "Linkslinke Chaoten" und "bolschewistische Indoktrination", wie es in der eBay-Biografie heißt, brauchte es dafür gar nicht.

VGÖ und ALÖ verfehlten 1983 beide den Einzug in den Nationalrat deutlich, machten jedoch weiter, und nach etlichen Querelen und Misserfolgen bei Landtagswahlen bildete man bei der nächsten Nationalratswahl 1986 eine gemeinsame Liste, die mit acht Abgeordneten (darunter Herbert Fux) in das Parlament einzog. Daraus wurden dann nach weiteren Geburtswehen die heutigen Grünen.

Fronz hatte sich bis dahin schon längst neu orientiert. 1984 vermeldete Profil süffisant:
Fritz Fronz, Hansdampf in allen Polit-Gassen, notorischer Ordensgründer und derzeit grüner Gemeinderat von Klosterneuburg, startet zu einer neuen Karriere: Er wird Umweltkonsulent von Niederösterreichs Landeshäuptling Siegfried Ludwig. Im Klosterneuburger Gemeinderat kolportiert man dazu Schlüssiges: Ludwig sei auch schon an Fronzens Orden interessiert.
Honi soit qui mal y pense ... Klosterneuburgs langjähriger Bürgermeister Gottfried Schuh (ÖVP) wurde 1989 tatsächlich zum Ordensritter unter Großmeister Fronz geschlagen. Man beachte übrigens, dass auch Landeshauptmann Ludwig der ÖVP angehörte. Überregionale politische Ambitionen mit einer Grünpartei, die mit diesem Posten bei Siegfried Ludwig wohl kaum vereinbar gewesen wären, hat Fronz also offenbar spätestens 1984 aufgegeben. Fronz' neue Tätigkeit hat wohl auch eine generelle Annäherung an die ÖVP widergespiegelt. Seine zweite Amtszeit im Gemeinderat, also 1985 bis 1990, errang er gar nicht mehr als Kandidat irgendeiner Grünpartei, sondern für eine parteiunabhängige "Klosterneuburger Wahlgemeinschaft". Und in einem Nachruf konnte man lesen: "Für Dr. Paul Weber [den Vorsitzenden der Klosterneuburger Wahlgemeinschaft] war er ein stets loyaler Partner, für die ÖVP nach dem Verlust der absoluten Mehrheit im Gemeinderat praktisch der 21. Mann (Geheimwort "Jolly Joker")[...]". Fronz hatte auch enge Beziehungen zum prominenten ÖVP-Politiker Josef Höchtl, der gemeinsam mit ihm im Gemeinderat von Klosterneuburg saß.

Um noch mehr über Fronz' grüne Phase zu erfahren, habe ich die gefragt, die es wissen sollten, nämlich die Grünen. Die haben auch freundlich geantwortet, wussten aber doch nicht so viel, wie ich gehofft hatte. "Spontan sagte mir der Name [Fronz] nichts, aber das will nichts heißen", schrieb mir Monika Bargmann vom Grünen Archiv. Immerhin fand sich im Archiv noch die Information, dass Fronz 1982/83 eine Zeitschrift herausgab, die zuerst Grüne Mitte Österreichs für Wien, Niederösterreich und Burgenland und dann Grünes Österreich hieß, und ich bekam die Links zur Parteienliste des Innenministeriums und zum Stadtarchiv Klosterneuburg.

Als Fazit von Fronzens Polit-Karriere lässt sich festhalten:
- Fronz war ein früher Vertreter der Umweltbewegung in Österreich, stand damit aber nicht allein auf weiter Flur
- innerhalb des grünen Spektrums stand er im bürgerlich-konservativen Lager
- er war 1980-90 Gemeinderat in Klosterneuburg und damit ein früher (aber nicht der erste) grüne Mandatar in der österreichischen Lokalpolitik
- 1982 vereinigte er seine Liste mit zwei anderen zu einer größeren Partei unter seiner Führung, die jedoch erfolglos blieb
- Fronz gehörte nicht zu den Gründern der heutigen Grünen Partei in Österreich

Fronz in der Rahmenhandlung von ROULETTE D'AMOUR
Friedrich Fronz starb 1990 mit 71 Jahren in Klosterneuburg an einer Blutung der Aorta, wohl Folge eines Aneurysmas. Er wusste um diese Gefahr, scheint aber sonst bei guter Gesundheit gewesen zu sein, denn sein Tod wurde als "plötzlich" und "überraschend" bezeichnet. - Wenn man über Fronz recherchiert, dann stößt man auf ein Gewirr von unklaren, widersprüchlichen und falschen Informationen, und die meisten Nebelkerzen hat Fronz selbst gezündet. Und man stößt auf Fakten, die man sich mühsam aus alten Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln zusammenklauben muss. Ein Artikel wie dieser, der nur auf Recherche per Google und Email beruht, muss da Stückwerk bleiben. Für einen Fronz-Biografen (falls sich mal einer findet) gäbe es da viel zu tun, es würde sich aber auch lohnen, denn Seine Exzellenz Handelsrat Professor Dr. h.c. (vermutlich auch erfunden) Friedrich Oskar (oder Otto) Fronz-Frundsberg alias Frits Fronz, der für einen seiner Filme den "Goldenen Büstenhalter" zugesprochen bekam, war schon eine schillernde Figur.