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Dienstag, 21. Dezember 2010

Whoknows' Weihnachtsfilm

Eigentlich wollte ich keinen Weihnachtsfilm besprechen. Denn, ach, was werden sie nicht jährlich durchgekaut, diese Warnungen vor dem Licht im Dunkeln, das lediglich unsere Brieftaschen leert und zu Streitereien führt, weil wir eine derartige Ansammlung von Feiertagen gar nicht ertragen - von "A Christmas Carol" (1938) über "The Bishop's Wife" (1947) bis hin zu "The Nightmare Before Christmas" (1993) und "Love Actually" (2003)! - Doch dann erschien mir nächtens (vielleicht war ich auch nur besoffen) ein Engel und sprach also zu mir: "Gebenedeit bist du unter den Bloggern, Whoknows! Siehe: Der Herr hat dich auserkoren, über einen Weihnachtsfilm zu schreiben, der üblicherweise gar nicht als solcher wahrgenommen wird. Und nun hurtig: Klemm dich in den A***h, bevor ihn dir mono.micha (woher kennen die himmlischen Heerscharen den alten Schlawiner bloss?) für seinen Schweizer-Film-Marathon vor der Nase wegschnappt!" - Na schön, dachte ich, ist immer noch besser als eine Jungfrauengeburt...


Gilberte de Courgenay
(Gilberte de Courgenay, Schweiz 1941)

Regie: Franz Schnyder
Darsteller: Anne-Marie Blanc, Erwin Kohlund, Heinrich Gretler, Ditta Oesch, Rudolf Bernhard, Jakob Sulzer, Hélène Dalmet, Zarli Carigiet, Max Knapp, Schaggi Streuli u.a.

Wer je mit der Bahn von Delémont aus Richtung Porrentruy in die Ajoie, jene seltsame nördliche Ausbuchtung der Schweiz gegen Frankreich hin, gefahren ist, darf sich rühmen, das grenznahe Dörfchen Courgenay kennen gelernt, vielleicht sogar einen Blick auf das Hôtel de la Gare erheischt zu haben, das dank eines Films beinahe zur Legende wurde. In diesem “Hôtel” arbeitete zur Zeit des Ersten Weltkriegs die junge Gilberte Montavon und bewirtete Tausende  Soldaten und Offiziere, die sie und ihr freundliches Wesen schwärmerisch verehrten. Der Bänkelsänger Hanns in der Gand komponierte sogar ein Lied, das der berühmten “Gilberte de Courgenay” gewidmet war.

Nach dem Abzug der Truppen im Sommer 1918 kehrte in Courgenay wieder Ruhe ein, und auch die berühmte Wirtstochter geriet langsam in Vergessenheit. Doch während des Zweiten Weltkriegs erfuhr sie als Vorbild für die “Geistige Landesverteidigung” eine unerwartete Renaissance und wurde zur Idealgestalt einer Soldatenfürsorgerin erhoben. Im Jahr 1939 erschienen ein Roman und ein darauf beruhendes Theaterstück, das in mehreren Schweizer Städten sehr erfolgreich aufgeführt wurde. - Der Stoff bot sich, dies erkannte Lazar Wechsler, Produzent der Praesens-Film gleich, förmlich für eine vom Nationalfonds geförderte Verfilmung an. Wechsler hatte jedoch den Unmut patriotischer Kreise auf sich gezogen, weil er die Regie für den ersten Schweizer Propaganda-Film, “Füsilier Wipf” (1938, mit Paul Hubschmid, der sich später je nach Angebot Hollywood oder den Nazis zur Verfügung stellte, ohne je ein bedeutender Schauspieler zu werden, in der Titelrolle),  dem Ausländer Leopold Lindtberg übertrug. “Gilberte de Courgenay” gehörte, dies galt als Voraussetzung für eine Förderung, in die Hände eines Schweizers - und als Wunschkandidat bot sich der junge Theaterregisseur Franz Schnyder an, der später als Verfilmer von Gotthelf-Romanen in die Geschichte des Schweizer Films eingehen sollte - und von mir an anderer Stelle “gewürdigt” wurde. Erst kurz vor den Dreharbeiten 1941 liess sich General Guisan, der dem Projekt skeptisch gegenüberstand, dazu überreden, Truppen für die Soldatenszenen zur Verfügung zu stellen.

“Gilberte de Courgenay” erzählt eine gradlinige, selbstverständlich fiktive Geschichte: Im Winter 1915/16 quartiert sich eine Artilleriebatterie in Courgenay ein. Die Soldaten (darunter mehrere Schauspieler wie Zarli Carigiet oder Schaggi Streuli, die später zu nationalen Berühmtheiten aufstiegen) denken, der Krieg sei bis Weihnachten beendet und sie könnten rechtzeitig zu ihren Familien zurückkehren. Um ihre Enttäuschung zu lindern, organisiert die junge Gilberte, die ihnen schon kurz nach der Ankunft eine deftige Berner Platte - Sauerkraut, Würste, Speck, Kartoffeln - aufgetischt hatte, für sie ein Weihnachtsfest, das - schmacht! - jeder Hollywood-Schnulze Konkurrenz zu machen vermag  - und steigt rasch zum Frauenideal der “Geistigen Landesverteidigung” überhaupt, dem besten Beispiel für die uneigennützige Einsatzbereitschaft der Frau im Dienste der Armee, auf. - Sie kümmert sich um die Sorgen der Männer, auch um die von Kanonier Hasler, den sie heimlich liebt - und auf den sie am Ende vorbildlich verzichtet.

Franz Schnyders Erstling, in dem die Vorgesetzten mit Ausnahme des Fouriers nette Kerle sind und ihre Soldaten die meiste Zeit im “Hôtel” herumsitzen lassen (eine Darstellung, die ich, der ich als Schweizer Wehrmann doch auch eine gewisse Zeit in der Ajoie verbrachte, so nicht unterschreiben kann), erhielt mässige Kritiken, wurde jedoch zum Publikumserfolg und gilt heute wohl als DER Klassiker unter den Filmen zur “Geistigen Landesverteidigung”. Dies verdankt er vor allem jener jungen Schauspielerin, die der Gilberte ein Gesicht verlieh und mit dieser Rolle sogleich den Höhepunkt ihrer (filmischen) Karriere erreichte: Anne-Marie Blanc (1919-2009) hatte zwar schon in einzelnen Filmen mitgespielt (etwa Lindtbergs Verfilmung von Gottfried Kellers Novelle “Die missbrauchten Liebesbriefe”, 1940), ihre Darstellung als ebenso charmante wie rührende Gilberte sollte sie jedoch bis an ihr Lebensende begleiten. Obwohl Anne-Marie Blanc auch vereinzelt Rollen in ausländischen Filmen annahm (sie spielte etwa Hedwig Pringsheim in “Die Manns - Ein Jahrhundertroman”, 2001), blieb sie dem Schweizer Film treu, schlug sogar einen Siebenjahresvertrag aus Hollywood aus. Dass sie sich stattdessen mit Rollen in vergessenswürdigen Machwerken wie “Palace Hotel” (1952) oder “Klassezämekunft” (1988) begnügte, dürfte nicht zuletzt daran gelegen haben, dass sie, die Autodidaktin, eine passionierte Bühnendarstellerin blieb und neben Therese Giehse und Maria Becker als dritte “Grande Dame” in die Geschichte des Zürcher Schauspielhauses einging, immer wieder in bedeutenden Uraufführungen mitspielen oder sich etwa in Peter Hacks Solostück “Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe” ausleben konnte. - Wenn man jedoch bedenkt, dass Billy Wilder in “One, Two, Three” (1961) aus der Schweizerin Liselotte Pulver eine durchaus beachtliche robuste Version der Monroe zu erschaffen vermochte, dann kommt man kaum umhin, in Anne-Marie Blancs stiller Eleganz etwas von Ingrid Bergman zu entdecken.

“Gilberte de Courgenay” wirkt gegenüber späteren Propaganda-Filmen für die Schweizer Armee wie dem primitiven “Achtung, fertig, Charlie!” (2003) noch immer liebenswert und mit Freude am Detail in Szene gesetzt, mag er auch etwas Staub angesetzt haben. Aber wer lässt sich von einer solch hübschen und fürsorglichen jungen Frau wie Gilberte schon nicht verzaubern? Und verdiente dieses holde Wesen nicht sein eigenes Lied, das  der Zuschauer natürlich auch im Film geniessen darf?




Ein solches Lied - nicht zuletzt ein Dank für das schöne Weihnachtsfest - sollte doch auch einmal unter dem heimischen Weihnachtsbaum gesungen werden. Es könnte die Glöcklein zum Wimmern und die Engel zum Kreischen bringen. - In diesem Sinne wünsche ich meinen Lesern


Freitag, 9. April 2010

Auch ein 100. Geburtstag

 Die Käserei in der Vehfreude
(Die Käserei in der Vehfreude, Schweiz 1958)
Regie: Franz Schnyder
Darsteller: Annemarie Düringer, Franz Matter, Heinrich Gretler, Ruedi Walter, Margrit Rainer, Margrit Winter, Max Haufler u.a.

Alle Welt - vor allem mein Blogger-Freund “mono.micha” vom “Schneeland“, der anlässlich dieses die Bedeutung des japanischen Regisseurs relativierenden Eintrags die Palme respektive den Bonsai hochgehen dürfte - gedenkt dieser Tage des 100. Geburtstags von Akiro Kurosawa. Darüber vergisst man ganz, dass am 5. März auch ein Schweizer Regisseur hundert Jahre alt geworden wäre. Sein Name war Franz Schnyder, und er wurde in einem Dokumentarfilm sogar als “das Kino der Nation” bezeichnet - allerdings im abwertenden Sinne...

Franz Schnyder gilt als der wichtigste Regisseur, der neben Kurt Früh nach einer Zeit, in der sich der Schweizer Film kritisch mit mit der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit auseinandergesetzt hatte * (als Höhepunkte wären etwa Leopold Lindtbergs “Die letzte Chance”, 1945,  Fred Zinnemann’s “Die Gezeichneten”, 1948, oder "Die Vier im Jeep", 1951, zu nennen),  in den 50er Jahren die geistige Enge als Ideal regelrecht zelebrierte. Während sich Früh vor allem um das Kleinbürgermilieu kümmerte, schloss sich   Schnyder  der erfolgreichen Heimatfilmwelle im deutschsprachigen Raum an - und fand in den Romanen des Emmentaler Pfarrers Jeremias Gotthelf (eigentlich Albert Bitzius, 1797-1854) scheinbar dankbare Vorlagen für Filme, die dem damaligen Selbst - und Heimatverständnis vieler Eidgenossen (“Schweizerart ist Bauernart”) entgegenkamen und ihn zum erfolgreichsten Schweizer Regisseur aller Zeiten machten.

Es wäre freilich ungerecht, Schnyder auf den rückständigen Heimatfilmer zu reduzieren: Gleich seine zweite grössere Arbeit, “Wilder Urlaub” (1943), nahm sich inmitten der Kriegswirren eines regelrecht heissen Eisens an, indem sie die Geschichte eines Soldaten schilderte, der seinen Vorgesetzten niederschlägt und seine Einheit verlässt, um ins Ausland zu fliehen (der Misserfolg des Films hatte zur Folge, dass man Schnyder praktisch zehn Jahre lang kalt stellte). Auch seinen Erfolgen mit den Gotthelf-Verfilmungen, die nie ganz ins gnadenlos Kitschige abrutschten, aber den grossen Romancier zu sehr aus christlich-moralischer Sicht angingen, versuchte er gelegentlich mit provokativeren Arbeiten (“Der 10. Mai”, 1957), die  sich der jüngeren Vergangenheit annahmen,  zu entfliehen. Er schlug diesen Weg der Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragen im Gegensatz zu Kurt Früh, dem mit “Dällebach Kari” (1970) der Anschluss an den “Jungen Schweizer Film”  noch gelang,  jedoch nie konsequent ein, sondern buchstabierte sich immer wieder zu gefälligen Stoffen zurück, weshalb ihn der Historiker Felix Aeppli nach seinem Tod 1993 (Schnyder starb als verbitterter Mann, der neidisch auf die Erfolge einer jüngeren Generation schielte) in einem Artikel mit dem Titel “Die Konformität des Nonkomformisten” würdigte.

Nun könnte man versucht sein, im Jahr des 100. Geburtstags von Franz Schnyder seine erste Gotthelf-Verfilmung “Uli, der Knecht” (1954) zu besprechen,  begründete sie doch nicht nur den Ruhm von Liselotte Pulver, sondern dürfte sich auch heute noch im ganzen deutschsprachigen Raum (ausserhalb der Schweiz allerdings mit katastrophaler Synchronisierung!) einer gewissen Beliebtheit erfreuen. Als Literaturfreund muss ich jedoch meinen persönlichen Geschmack berücksichtigen; und von allen Romanen Gotthelfs las ich schon immer “Die Käserei in der Vehfreude”, den Schnyder 1958 verfilmte, mit besonderem Vergnügen, weil der grosse Schriftsteller, dessen wuchtige, von Dialektausdrücken durchsetzte Sprache wohl nur ein Schweizer ganz zu würdigen vermag, in diesem Spätwerk seiner kleinen Welt nicht nur wie gewohnt den etwas idyllisch abgeschwächten Spiegel vorhielt, sondern eine mit groteskem Humor durchsetzte Gesellschaftssatire schrieb, die ihresgleichen in der deutschen Literatur sucht. - Schnyders verharmlosende, die Probleme der schweizerischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. Jahrhundert ausklammernde Filmversion wurde zwar von der Kritik längst nicht so gut aufgenommen wie vom Publikum und erhielt - was einiges über den Schwerpunkt, für den man sich entschieden hatte, aussagt - in Deutschland damals sogar den Verleih-Titel “Wildwest im Emmental”. - Trotzdem sei hier an die “Käserei” erinnert:

Die Bewohner des rückständigen Emmentaler Dorfes Vehfreude haben beschlossen, sich dem Befehl der Regierung aus Prinzip zu widersetzen und statt der Schule eine Käserei zu bauen, weil die genossenschaftliche Käseproduktion in Mode gekommen ist und langfristig Geld verspricht. Insbesondere Eisi vom Dürlufthof, ein boshaftes Weib, das jeden Sonntag - vergeblich - in einem anderen Dorf den Gottesdienst besucht, weil sie denkt, der Pfarrer würde dort ausnahmsweise nicht über ihre Sünden predigen, freut sich hämisch über den Entscheid, bedenkt aber nicht, dass die Frauen von nun an um ihr Milchgeld kommen und sich viele Bauern (auch ihr dümmlicher Mann Peterli) beim Kauf von milchträchtigen Kühen verschulden oder gar betrogen werden. Einzig das den Bauern vom Dürluft entgegengestellte Musterehepaar Sepp und Bethi vom Nägeliboden, das einen heruntergewirtschafteten Hof wieder hochbringen will, geht die Sache vernünftig an und spielt auch nicht mit, als viele Bauern plötzlich mehr Milch abliefern, weil sie sie mit Wasser strecken und die Produktion von anständigem Käse gefährden.  - Bald verschreit die neidische Eisi die anständige Bäuerin als Hexe und begegnet beim nächtlichen Versuch, sie hinter dem Miststock totzubeten, möglicherweise tatsächlich dem Teufel...

Am meisten hat Änneli, Bethis Schwester, unter den Intrigen zu leiden, muss es die Milch doch ins Dorf tragen und wird von Felix, dem Sohn des Amtmanns beschützt, was zu erneuten Gerüchten führt, weil Felix  als Schürzenjäger gilt - und  auch tatsächlich bald ans Fenster des Mädchens zu klopfen beginnt, weil er von ihm ein “Müntschi” (= Kuss) will (mehr war bei den kleinen Fenstern von Emmentaler Bauernhäusern auch nicht möglich). - Vorerst warten die Bauern jedoch hoffnungsvoll auf die Käsehändler, deren “König” ihnen vorschlägt, auf den Markt nach Langnau zu gehen, wo sie zweifellos auf einen satten Gewinn hoffen dürften.  In Langnau wird ihnen freilich viel weniger Geld geboten als erwartet, was zu einer regelrechten Prügelei unter rund zweihundert Männern führt. Ein hinterlistiger Dorfbewohner sorgt dafür, dass der Verkauf doch noch zustande kommt, sahnt dabei aber mächtig ab. Felix ist darüber so erzürnt, dass er sich auf der Heimfahrt mit ihm ein “Ben Hur”-würdiges Wagenrennen mit Peitschenhieben liefert, wobei er Änneli über den Haufen fährt und verletzt.


Am Tag der Auszahlung des ersten Gewinns stellt sich heraus, dass die Dürluftbauern der Käserei sogar noch Geld schulden, weil sich Eisi ständig Schleckereien kaufte und anschreiben liess. Bethi und Sepp dürfen hingegen eine anständige Geldsumme entgegennehmen.  Als eigentlicher Höhepunkt, der zu einem glücklichen Ende führen muss, ist jedoch ein Ereignis während eines Gottesdienstes zu werten, bei dem Felix, wie es einem frommen Kirchgänger wohl ansteht, einschläft und während eines Traums ein für alle Besucher laut vernehmliches “Änneli, gib mir ein Müntschi!” von sich gibt. --- Haben die Bauern aus dem ersten Jahr mit der Käserei ihre Lehren gezogen? Werden sie  zu vernünftigen Einsichten zurückfinden?

Diese Zusammenfassung der Handlung mag den Eindruck erwecken, es handle sich bei der “Käserei in der Vehfreude” um eine ausgesprochen kitschige, schablonenhafte Angelegenheit. Dem ist nicht so, werden doch Korruption und Betrug, aber auch die oft einer Boshaftigkeit entsprungene Dummheit selbst im Film heftig angeprangert. Trotzdem erweist sich Schnyders Versuch, die bäuerliche Welt des 19. Jahrhunderts wieder zum Leben zu erwecken, im Zusammenhang mit der “Käserei” als besonders problematisch, was jedem Leser des z.T. mit bitterer Häme geschriebenen Romans sofort auffällt. Schnyder kommt einfach nicht um Zugeständnisse an sein Publikum herum, muss eine derbe Schlägerei mit Volksmusik unterlegen und seiner Liebesgeschichte unverhältnismässig viel Platz einräumen.

Mehr als beachtlich sind allerdings die Leistungen der profilierten Darsteller, die als “Volksschauspieler” in der Schweiz nicht zu Unrecht hohes Ansehen genossen. Sie wurden von Franz Schnyder, einem leicht tyrannischen Vollprofi, regelrecht zu gelegentlich etwas übertriebenen, an das expressionistische Theater erinnernden Grimassen angetrieben, mussten sich auch, was in einem Land, in dem die unterschiedlichsten Dialekte auf derart engem Raum aufeinanderprallen, alles andere als einfach ist, die Emmentaler Variante des Berndeutschen perfekt aneignen, so perfekt, dass selbst ein richtiger Emmentaler keinen Züricher- oder Basler-Akkzent mehr bemerkte. - Hervorragend auch die Fotografie von Konstantin Tschet, der man gar nicht anmerkt, wie schwer es bereits in den 50er Jahren war, im ländlichen Emmental noch Einstellungen zu finden, die die Illusion eines von Industrie und allgemeinem Fortschritt unberührten 19. Jahrhunderts zu erwecken vermochten.

Mein Tipp: Man schaue sich zuerst Franz Schnyders Film (wobei Filmfreunde aus Deutschland wohl die unsägliche Synchronisation in Kauf nehmen müssen) an und geniesse anschliessend - vorausgesetzt, man stammt nicht gerade aus dem hohen Norden - Gotthelfs gnadenlos mit dialektalen Wendungen durchsetztes boshaft-satirisches Meisterwerk. Auf diese Weise wird man wohl am ehesten Stärken und Schwächen der gelegentlich “volkstümelnden”, sich jedoch nie den schlimmsten deutschen Heimatfilmen der 50er Jahre annähernden Verfilmung erkennen.

Und mit dieser “Würdigung” bin ich hoffentlich dem “Kino der Nation” halbwegs gerecht geworden.

* Ich schrieb ursprünglich, es habe sich um eine Zeit gehandelt, in der man sich im Film kritisch mit der  Schweiz auseinandergesetzt habe, was im Falle von "Die Gezeichneten" und "Die Vier im Jeep" als unverzeihlicher Lapsus zu betrachten ist. Manfred Polak hat mich in einem Kommentar freundlicherweise darauf hingewiesen, wofür ihm auch an dieser Stelle gedankt sei.