Denn Filme gucken ist gefährlich! Es ist an der Zeit, diese seit Jahrzehnten bekannte, aber sträflich vernachlässigte Tatsache wieder einmal ins Gedächtnis zu rufen. Schon vor 100 Jahren warnte ein verdienstvoller Kämpfer für die Volksgesundheit vor den unvermeidlichen Folgen des Filmkonsums:
Der schnelle Bildwechsel in Verbindung mit dem Flimmern der Bilder strengen bei längerem Verweilen im Lichtbildtheater Augen und Nerven so sehr an, daß bei häufigerem Besuch dieser Veranstaltungen sicher Schädigungen eintreten. Es interessierte mich nun die Frage, wie lange kann ein Mensch derartigen Vorführungen beiwohnen?
Ich wählte aus: einen Durchschnittsmenschen robuster Konstitution, einen geistig tätigen Akademiker, beide mit gesunden Augen, alsdann einen nervösen Künstler mit einer Schwäche der Augennerven. Wir wohnten nun gemeinsam einer Kinodauervorstellung bei. Am frühesten versagte erstaunlicherweise der kerngesunde Mensch. Nach kaum mehr als 5 Stunden zeigte sich hochgradige Ermattung, eine Schwere der Lider. Der Akademiker hielt etwas über 5½ Stunden stand. Der nervöse Künstler, der schon vor Ablauf von 2½ Stunden Augentränen, nach 3 Stunden Kopfweh bekam, hielt 550/60 Stunden aus. Noch lange nach dem Niederlegen war ihm zumute, als hebe und senke sich die Bettstatt mit ihm.
Die hohe Schädlichkeit für Augen und Nerven dürfte damit erwiesen sein und man sollte jeder Einschränkung des Kinogewerbes aus gesundheitlichen Gründen zujubeln.
(Die Umschau in Wissenschaft und Technik 13, 1913. Zitiert nach Spektrum der Wissenschaft, März 2013, S. 97)
Die repräsentative Stichprobe von 3 (in Worten: drei) Probanden lässt keinen Zweifel an der Stichhaltigkeit dieses erschütternden Ergebnisses zu. Doch nicht nur gesundheitliche Zerrüttung, nein, schlimmer noch, auch moralische Verlotterung drohen, ja sind für die gefährdete Jugend geradezu unabwendbar:
Wahrlich: dieser Kino ist der passende Ausdruck unserer Tage. Dieser Abklatsch der nackten Wirklichkeit, diese brutale Bildreporterei konnte nur in einer Zeit zu Ehren kommen, in der die Phantasie in die Leichenschauhäuser und auf die Verbrecherfährten gedrängt ist. Nick Carter, Kino und Berliner Mietshäuser, diese triviale Dreiheit gehören zusammen. Und angesichts dieser Zeiterscheinungen ist es schwer, von Kulturfortschritten zu träumen.
(Franz Pfemfert. In: Die Aktion, 19.06.1911. Zitiert nach Jacobsen/Kaes/Prinzler1, S. 30)
Das zeigt, wie sehr in den Großstädten die Jugend unter dem Banne des Kino steht. Mag immerhin der einzelne Film nicht zweideutiger sein als manche Operette und manches Lustspiel, so muß man doch bei der Häufigkeit des Besuches, bei dem Interesse, das besonders den Sittendramen entgegengebracht wird, und in Anbetracht der Begleitung durch die "Freundin" oder den "Freund" von einer starken sittlichen Gefährdung der Großstadtjugend durch den Kino reden.
(Subrektor Eduard Mayrhofer. In: Volkswohl, Wien, Nr. 6, 1914. Zitiert nach Altenloh2, S. *32)
Es wächst im Volke unter dem Einfluß des Kinos ein ganz neuer seelischer Typus heran. Eine Menschenart, die nur noch in groben Allgemeinvorstellungen zuckend "denkt", die sich von Eindruck zu Eindruck haltlos hinreißen läßt, die gar nicht mehr die Fähigkeit hat, klar und überlegen zu urteilen. Eine Menschenart, die während der Revolution bereits unheilvoll genug gewirkt hat, und die, je mehr Generationen durch den seelischen Zermürbungsapparat des Kinos bearbeitet werden, immer mehr anwachsen und der Kultur (auch der politischen Kultur) ihr Gepräge geben wird. Das Kino bildet einen neuen, geistig wie sittlich minderwertigen Menschentyp: den homo cinematicus.
(Wilhelm Stapel: Der homo cinematicus. In: Deutsches Volkstum, Okt. 1919. Zitiert nach Jacobsen/Kaes/Prinzler1, S. 39)
Geradezu vergiftend wirkt der Detektiv- oder Aufklärungsfilm auf die Jugend, bei der das ganze Geistesleben sich noch in der Entwicklung befindet, die Einbildungskunst viel lebhafter arbeitet, die Eindrücke stärker wirken, die verstandesmäßigen Hemmungen oft fehlen und daher die Gefahr der Verführung viel größer ist. Wie unendlich viele Jungen hat das Kino schon vor Gericht und ins Gefängnis gebracht, und jeder Tag fordert neue Opfer. Der Jugendrichter, der Seelsorger, der Verteidiger, der nach dem Grunde der Tat forscht, hört von den Angehörigen immer wieder: er konnte nicht anders, er mußte in alle Films rennen, und dort sieht und lernt er ja, wie er es zu machen hat!
(Dr. jur. Galleiske: Kino und Kriminalität. In: Der Reichsbote, 10.10. 1919. Zitiert nach Jacobsen/Kaes/Prinzler1, S. 42ff.)
Doch alles Mahnen war umsonst! Selbst eine so vorbildliche Publikation wie Die Hochwacht. Monatsschrift zur Bekämpfung des Schmutzes und Schundes in Wort und Bild konnte der bestürzenden geistig-moralischen Verwahrlosung nicht Einhalt gebieten!
"Der Kino ist eben in erster Linie für moderne Menschen da." (Emilie Altenloh)
Nun aber Schluss mit dem Unsinn! Denn ich möchte gar nicht den Eindruck erwecken, als hätten Wissenschaftler und andere Bedenkenträger damals nur Blödsinn zum Thema Film verzapft. Ganz im Gegenteil: Ebenfalls vor 100 Jahren entstand Emilie Altenlohs Dissertation
Zur Soziologie des Kino (Heidelberg 1913, gedruckt 1914 in Jena), die als weltweit erste ernsthafte wissenschaftliche Arbeit auf diesem Gebiet gilt. Die Befragungen unter Kinogängern, die die Basis des zweiten Teils der Dissertation bilden (der erste Teil beschäftigt sich mit den Grundlagen der Filmproduktion), führte die Autorin 1911/12 in Mannheim und Heidelberg durch. Altenlohs Datenbasis war etwas größer als die des wackeren Mediziners von oben: Sie verteilte mehr als 3000 Fragebögen. Die rund 100-seitige Schrift des "Kinematographen-Mädels" - wie sie ihr Doktorvater Alfred Weber (Bruder von Max Weber) in einem Brief an seine Geliebte Else Jaffé einmal nannte - mit dem Untertitel
Die Kino-Unternehmung und die sozialen Schichten ihrer Besucher, die ihr ein "summa cum laude" einbrachte, wurde oft zitiert, war aber lange schwer aufzutreiben. Doch seit 2012 wird das Buch als Faksimile nachgedruckt
2, ergänzt um ca. 120 Seiten an alten und neuen Texten, die über Entstehung und Rezeption des Werks und über die Autorin informieren.
Emilie Kiep-Altenloh, wie sie später hieß, ließ den Film im Stich und ging in die Sozialpolitik. In der Weimarer Republik war sie Abgeordnete der linksliberalen
DDP in Altona und im Reichstag, und sie war Mitbegründerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Im Nationalsozialismus hatte sie politisches Betätigungsverbot, und sie vertrieb sich die Zeit, indem sie auch noch Biologie und Zoologie studierte, und sie beschäftigte sich mit der Ausbildung von Blindenhunden. Nach dem Krieg war sie für die FDP Abgeordnete und Senatorin in Hamburg, danach für eine Legislaturperiode im Bundestag. Sie starb 1985 mit 96 Jahren.
1 Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar, 1993.
2 Emilie Altenloh: Zur Soziologie des Kino. Neu herausgegeben von Andrea Haller, Martin Loiperdinger und Heide Schlüpmann. Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main und Basel, 2012.
Ein paar Zitate mehr von Altenloh wären schön gewesen, um einen richtigen Gegenpol zur ersten Hälfte des Artikels zu bilden. Ansonsten eine recht schöne Idee für die ich Dir danken möchte.
AntwortenLöschenAllerdings frage ich mich schon, ob das alles wirklich Blödsinn ist, was da früher an Bedenken geäußert wurden. Man denke nur einmal an den Negativeinfluss von "Wall Street", der manchen Geist dazu bewegte wie Gecko sein zu wollen und uns allerhand Ärger auf den Finanzmärkten bescherte. Und ob wir uns, eine Generation der Film- und Popkultur-geprägten, überhaupt in dieses (Be)denken der gebildeten Generation von vor 100 Jahren genug hineinversetzen können, um objektiv genug über Sinn und Unsinn derer Worte zu urteilen, ist die große Frage die über diesen Thesen heute steht. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit einfach darin, dass ein jedes Medium, auch das Kino, voraussetzt es mit mündigen Bürgern zu tun zu haben. Und da gibt es immer Menschen, die vom Gesehenen negativ beeinflusst werden. Was diese Kritik betrifft hat das Fernsehen das Kino als fragwürdiges Medium aber locker den Rang abgelaufen. :)
Zuerst zum zweiten Teil deines Kommentars: Ich glaube schon, dass man das im Großen und Ganzen als Unsinn bezeichnen kann. Solche Wehklagen werden doch immer wieder neu ausgestoßen, und sie richten sich immer gegen neue Medien oder Kulturerscheinungen. Einmal ist es der Film, der die Jugend verdirbt, dann ist es der Rock'n'Roll, die Comics, das Fernsehen, die Computerspiele. Empirische Belege für die Vorwürfe werden selten bis nie vorgebracht.
LöschenNatürlich kann man einzelne Punkte für sich diskutieren. Wenn man etwa jemanden für 5 (!) Stunden ins Kino steckt, bei den damals üblichen Frameraten von vielleicht 16 oder 18 fps (Altenloh schreibt auf S. 7 "Heute durchschnittlich 16 Bilder in der Sekunde."), und bei der meist schlechten Luft in den Kinos, dann glaube ich gerne, dass man Augen- oder Kopfweh bekommt. Es gab damals schon Kinopaläste, die ausdrücklich mit ihren guten Belüftungsanlagen warben, was im Gegenzug natürlich heißt, dass die meisten Kinos schlecht belüftet waren. Alfred Weber schreibt in dem erwähnten Brief über einen Kinobesuch, und er beschwert sich dabei über die schlechte Luft. Und in zwei Zeitungsartikeln über die Mannheimer Vorstadtkinos der 1910er Jahre heißt es: "Das Publikum saß im Saal bei Bier und Tabakqualm." bzw. "Nach herzergreifenden Dramen strömte nicht nur das Publikum, teils mit verheulten Augen, aus dem Kino, sondern in dicken Schwaden auch die verbrauchte Luft.". Man hätte daraus die Forderung nach besserer Lüftung oder nach einem Rauchverbot im Kino (das es teilweise auch gab) ableiten können, aber da muss es gleich "jede Einschränkung des Kinogewerbes" sein.
Ich wollte den Artikel kurz halten, deshalb habe ich auf weitere Zitate verzichtet, aber ich kann noch ein bisschen nachreichen. Aus der Einleitung der Dissertation:
Löschen"Bei der ständigen Entwicklung, in der sich die Dinge gegenwärtig noch befinden, wo der Streit "für" und "wider" so heftig tobt, wo täglich neue Gebiete vom Kino erobert werden, wo ihm täglich neue Entwicklungsmöglichkeiten zugesprochen und ebensooft jede Berechtigung und Eignung dazu abgestritten wird, wo selbst die Mehrzahl derjenigen, denen die kinematographische Technik ein selbstverständlicher Zubehör zum Lebensapparat geworden ist, nicht einmal wissen, welche Stellung sie der Erscheinung im ganzen gegenüber einnehmen, da ist es natürlich nur möglich, ein Abbild der Lage zu geben und die prinzipielle Bedeutung einer späteren Zeit zu überlassen. Aber der Kino ist da, und ist ein Machtfaktor im Leben der Gegenwart geworden, der Einzelne mag sich eine Stellung dazu suchen, wie er will. [...] Aus immer neuen Schichten, aus immer entfernteren Plätzen zieht der Kino sein Publikum an, und von vielen wird er auch schon wieder beiseitegeschoben als eine Form der Unterhaltung, die mit den übrigen Kulturinteressen nicht in Einklang zu bringen ist. Seine endgültige Form hat er jedenfalls noch nicht gefunden."
Altenloh hält sich aus der "Kino-Debatte" also heraus. Der Text ist gut lesbar, das sprichwörtliche "Soziologen-Deutsch" gibt es nicht, aber das ist wohl auch erst viel später entstanden.
Altenloh muss damals ein flottes Fräulein gewesen sein. Außer in Heidelberg studierte sie je ein Semester in München, Kiel und Wien. In einem autobiographischen Text mit dem Titel "Es ergab sich so Einiges aus 92 Jahren" von 1980:
"In München hat sich eine seltsame Tagesordnung ergeben. Um 8 Uhr sitze ich bei v. Amira im Kolleg "Handelsrecht"; es folgen die weiteren Vorlesungen. Nachmittags schlafe ich mehrere Stunden und abends tanze ich irgendwo bis in die frühen Morgenstunden. [...] Ich will an die See und deswegen wird für das nächste Semester Kiel aufgesucht. [...] Im wesentlichen besteht die Kieler Zeit aus Segeln. [...] Ich habe sehr viel Zeit und bringe es schließlich so weit, daß der Lehrer, der den akademischen Segelklub betreut, meint, ich könne nun wohl das Examen für kleine Fahrt machen. Aber bei meiner Meldung wird mir gedeutet, "Frauen-Segel-Examen, das geht nicht." [...] Grundsätzlich habe ich mir die Universitäten jedoch nicht nach dem Rufe der lehrenden Professoren ausgesucht, sondern nach der Stadt, die ich kennenlernen will."
Dass sie sich das alles leisten konnte, lag daran, dass ihr 1904 verstorbener Vater eine Brauerei und eine Schraubenfabrik besaß. Ihre Mutter, die dann die Geschäfte leitete, war fortschrittlich gesinnt und erlaubte ihr das Studium und die freie Wahl der Studienfächer und -orte. Als Kind durfte sie auch mit Arbeiterkindern spielen, was damals für "höhere Töchter" ungewöhnlich war.
Altenlohs Wiederentdeckung als Filmwissenschaftlerin fand in den 70er Jahren statt. 1977 wurde ihr Buch vom "Medienladen Hamburg" (eine Einrichtung im Dunstkreis der Hamburger Kunsthochschule) als "Raubdruck" nachgedruckt, und es spielte damals eine Rolle in der Alternativ- und Frauenbewegung. Nach dem Ende dieses Hype wurde es auf die Rolle einer "normalen" Quelle für die Filmgeschichtsforschung reduziert, gelegentlich auch kritisiert.
„einen nervösen Künstler mit einer Schwäche der Augennerven“: Ja ja, immer diese psychisch labilen Künstlertypen ;-) Das heisst, drei Jahre später hätte der Gute ein Griffith-Double-Feature mit BIRTH OF A NATION und INTOLERANCE schauen müssen, um die Bedingungen des durchgeführten Tests (der irgendwie mehr an die „Therapie“ von CLOCKWORK ORANGE erinnert als an einen normalen Kinobesuch) zu wiederholen...
AntwortenLöschenWie interessant und befremdlich zugleich, dass ein Linksradikaler und Expressionist (also Franz Pfemfert, der mir vorher nichts sagte) sich so sehr gegen das Kino wandte, mit einer Argumentation, die auf den ersten Blick eher bürgerlich-konservativ klingt – und sich hier eine Zitatreihe mit Deutschnationalen und völkischen Antisemiten teilt. Letztere haben ja später auf ganz eigene Weise noch das Kino für sich entdeckt.
„Der Kino“ hat offenbar im Ersten Weltkrieg das grammatikalische Geschlecht geändert? Bzw. hat als Abkürzung von „der Kinematograph“ irgendwann ein Eigenleben entwickelt? Ist zumindest ein sehr auffälliges Detail
Ja, damals hieß es "der Kino", und ich denke auch, dass das als Abkürzung von "der Kinematograph" entstand. Der Plural von "Film" war damals nicht "Filme", sondern "Films", und man schrieb nicht "Kintopp", sondern "Kientopp".
LöschenUnter den Linken damals gab es in der Tat auch Kulturpessimisten, aber auch frühe Filmfreunde. So schrieb Tucholsky 1913 in der Schaubühne einen sehr launigen Text über "erotische Films".
Ich sage ganz klar: Ich bin stolz darauf, ein homo cinematicus zu sein - wenngleich diese Art von "neuem Menschen" natürlich nichts von den beschriebenen Charakteristika der Dorfdepp-Propheten an sich hat. Wir können froh darüber sein, dass das Kino sich so weit entwickelt hat, dass wir von solchen Nasen nichts mehr hören müssen. Kulturpessimismus ist zwar nicht weg vom Fenster, aber solange dabei aktuelle Trends, Entwicklungen und Zustände wirklich kritisch unter die Lupe genommen werden, schadet es niemandem. In den oben angeführten Zitaten befasst man sich aber kaum mit einer kritischen Haltung, sondern greift mehr oder weniger das Kino (sowohl den Film an sich als auch das Kino als Ort) an, zieht über die (scheinbar) jüngere Generation her und beleidigt mit den Appellen auch noch den gesunden Menschenverstand. Das Vokabular spricht schon wirklich Bände - aber was tut man auch nicht alles, um sich an einem Feindbild abzuarbeiten.
AntwortenLöschenUnd deshalb muss ich Schlombie widersprechen, wenn er daran zweifelt, ob wir objektiv genug über Sinn und Unsinn der Meinungen der Zitierten urteilen können. Ich denke, dass wir es uns schon leisten können, die strengen Bedenken der gebildeten Generation abzulehnen und zu verurteilen, ohne uns auf die Plätze der arroganten Gesellschaft setzen zu müssen. 1.) Jemand, der wissenschaftlich arbeitet und studiert hat, hat gegenüber der Gesellschaft, wenn es um Aufklärung geht, auch eine Verantwortung. Eine Meinung unter die Menschen zu bringen, ist kein Freifahrtsschein für billige Panikmacherei und Thesen, die eine dunkle, grauenvolle Zukunft malen. 2.) Nicht jeder Gelehrte oder Kulturkenner hat in der neuen Kunst (die damals glaube ich nicht noch nicht mehrheitlich als "Kunst" bezeichnet wurde) eine destruktive oder menschenverblödende Wirkung gesehen. Wir können uns also ganz sicher sein, dass viele Menschen auf ihre Vernunft gehört haben. Die Ausrede also, dass es etwas mit der Zeit zu tun hat, in der diese Leute gelebt haben, zieht nicht wirklich. Zumindest nicht für mich. So können wir nämlich so gut wie alles relativieren, gerade biegen und Menschen für unschuldig sprechen. ;-)
So ganz sind wir diese "Nasen" noch nicht los, denn manches von dem, was die damals schrieben, fand über die "entsittlichende Wirkung" im Reichslichtspielgesetz von 1920 seinen Weg in die "sozialethische Desorientierung" in der heutigen Theorie und Praxis unserer Jugendschutzgremien.
Löschen