Freitag, 20. Januar 2012

Und noch ein DÖS-Abschluss

Zeit für DÖS

Wie schon beim Eingangsposting, wird auch mein Abschlussposting kürzer als das von Whoknows - ich bin nun mal kein Essay-Schreiber, und ich werde auch keiner mehr. Wirklich grundlegende neue Erkenntnisse hat mir die Aktion DÖS zwar nicht gebracht - ich war diesem Thema gegenüber schon immer aufgeschlossen -, aber doch einige interessante Einsichten. Etwa, dass Zbyněk Brynych, den ich als Fernsehregisseur schon sehr lange kenne und liebe, auch ein interessanter Filmregisseur zu sein scheint (die Überprüfung steht aber noch aus). Einiges neue habe ich über den Schweizer Film erfahren, vor allem natürlich von Whoknows, der das Thema auch schon vor der Aktion behandelte, aber beispielweise auch von gabelingeber. Etwas enttäuschend war dagegen die Ausbeute an österreichischen Filmen. Gab es da überhaupt längere Besprechungen (abgesehen von WIENERINNEN, den ich selbst im Angebot hatte)? Da hätte etwas mehr kommen können, liebe Kollegen aus dem Süden ...

Jetzt sollte eigentlich eine Liste von fünf Lieblingsfilmen kommen, die ich während der Aktion kennengelernt habe (die Nebenbedingung hat Whoknows etwas, äh, kreativ ausgelegt :-). Allein, ich komme auf keine fünf Filme, die dazu geeignet sind. Entweder kenne ich sie schon länger, oder sie haben mich nicht ausreichend überzeugt, um als Lieblingsfilme gelten zu können. Also belasse ich es einmal bei EIN GROSSER GRAUBLAUER VOGEL, der für mich wohl die Entdeckung des Jahres ist.

Hier die Liste meiner eigenen Besprechungen:

JONAS (Ottomar Domnick, 1957)
EIN GROSSER GRAUBLAUER VOGEL (Thomas Schamoni, 1970)
SAN DOMINGO (Hans-Jürgen Syberberg, 1970)
DAS STAHLTIER (Willy Zielke, 1934)
WIENERINNEN (Kurt Steinwendner, 1952)
VENEDIG (Kurt Steinwendner, 1961)

Wenn man mag, kann man noch BLUT AN DEN LIPPEN von Harry Kümel dazuzählen, der immerhin eine deutsche Co-Produktion, aber letztlich doch eher ein belgischer Film ist.

Da ich am Beginn der Aktion eigentlich nur mit zwei oder drei Artikeln von mir gerechnet habe, bin ich mit meiner Ausbeute quantitativ sehr zufrieden (die qualitative Beurteilung bleibt natürlich der Leserschaft vorbehalten). Im Hinblick auf die Aktion habe ich aber in den letzten Monaten DÖS-Filme vorgezogen, die sonst länger hätten warten müssen. Das lässt sich aber nicht dauerhaft fortsetzen, es wird also in Zukunft weniger DÖS pro Zeiteinheit von mir geben, auch wenn schon noch die eine oder andere DÖS-Besprechung folgen wird.

8 Kommentare:

  1. Jemand wie Du, der schon aufgrund seines Alters und anscheinend langjährig gehegter Interessen über umfassende Vorkenntnisse verfügt, zieht natürlich eine andere Bilanz als ein Nachwuchsblogger, für den die 1960er und 1970er Jahre eine ferne Vorzeit sind ;)

    Gerade das fand ich interessant an der Aktion DÖS, dass so verschiedene Leute zusammengebunden wurden. Deine Filme wären mir z.B. wahrscheinlich nie oder sehr viel später erst über den Weg gelaufen. Insofern hast du auch schon mit wenigen Reviews Gutes getan - wobei deine ausführlichen Kommentare auf anderen Blogs ja auch immer mit Anregungen gespickt waren und eigentlich mit hinzugerechnet werden sollten.

    Das Defizit an österreichischen Filmen fiel mir auch auf, aber das bleibt dann der Zukunft überlassen. Und richtig finde ich auch, dass die Aktion DÖS zwar etwas die eigenen Schwerpunkte verlagert hat, aber nie den Blick auf das internatinale Filmgeschehen verdrängen sollte.

    P.S.: Ich bitte noch DRINGEND um ein Brynych- Review, sozusagen als Kontrollinstanz zum Hofbauerkommando ;)

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  2. Ich schrub keinen Essay, lieber Co-Admin. Mein holdes Antlitz hat dich geblendet. :P Und warum bringest du den Mut nicht auf, den neulich von dir entdeckten "Gilberte de Courgenay" zu deinen Lieblingsfilmen zu zählen?

    Im Ernst: Ich bin stolz auf deine Ausbeute - Filme, von denen ich zum grossen Teil noch nie etwas gehört habe und die mich zum Teil scharf machen (wenn auch nicht "Das Stahltier": die Namen der Flugzeuge, mit denen Howard Hughes durch die Gegend gondelte, bereiteten mir schon genug Schwierigkeiten). - Es ist übrigens absehbar, dass du Lunte gerochen hast und uns weitere deutschsprachige Filme, von denen man nicht ahnt, dass sie beim Scheich von Oman auf DVD erhältlich sind, vorstellen wirst. So soll's auch sein; denn das ist Manfred Polak in seinen einzigartigen Momenten. :)

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    1. GILBERTE DE COURGENAY musste ich selbstverständlich von meiner Liste streichen, weil er zu linksradikal ist! Wie Du dich erinnerst, wird darin behauptet, dass Kriege von Bankiers angezettelt werden. Und das in einem Schweizer Film!

      Aber natürlich hätte ich das ergreifend aus dem Leben gegriffene Parlamentsdrama auf die Liste setzen können, zu dem übrigens Heinrich Breloer schon ein Dokudrama und James Cameron eine 500 Mio. Dollar teure Verfilmung angekündigt haben.

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    2. Hans Rudolf Merz hatte zu dieser Zeit sogar die Zahl meiner Herzschrittmacher überboten und genoss es nur noch, sich über den Saftladen lustig zu machen. Dies gelang einem anderen nicht, weshalb ein Attentat auf ihn verübt wurde, das meines Wissens auch noch in einem spannenden Film (Regie: Steven Spielberg, männliche Hauptrolle: Tom Cruise) aufgeklärt werden soll.

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  3. Letztendlich ist doch auch bei diesem Fazit das Ziel voll erreicht. Vielleicht ist dein Erfahrungsschatz als erquicklicher Quell für die Aktion bedeutender als das, was du selbst noch an Neuigkeiten entziehen kannst. Danke auf jeden Fall für deine Beiträge, die ich ja wie du weißt mehrfach erfolgreich verwerten konnte. Aber ist nicht allein schon das Zusammentreffen und damit verbunden der Austausch eine Bereicherung? Apropos Bereicherung, ich habe noch niemandem, weder in Review noch anderer Form vernommen, daß die Wenzel Storch DVD angekommen ist. Mich würde doch mal brennend interessieren, wie der Film so ist. Denn ich selber habe die DVD nicht. ;)

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    1. Nun ja, Wenzel Storch. Der Mann polarisiert. Im Booklet sind Pressestimmen abgedruckt, und Storch besaß den Humor (von "Größe" muss man hier nicht sprechen), das ganze Spektrum abzudecken. Das reicht von "Ein Jahrhundertwerk" und "... Storch für den Film mehr getan hat als alle Absolventen deutscher Filmhochschulen zusammen" bis "Stümperhafter Pseudo-Klamauk" und "Ein schlechter, pubertärer, sexistischer, brutaler, rassistischer und dummer Film".

      Die Wahrheit liegt, wie meistens, irgendwo dazwischen. Der Film ist eine wilde, bunte Hommage an die Jugendkultur der 70er Jahre, im großen und ganzen kurzweilig und unterhaltsam. Satire, Persiflage oder dergleichen ist es nicht. Die "Handlung" (wenn man es so nennen will) ist nicht stringent, sondern episodisch und total bescheuert, und spielt letztlich keine Rolle. Ein großes Plus ist die knallbunte, völlig überkandidelte Dekoration aus Originalstücken, die in langwieriger Suche auf Flohmärkten und dergleichen zusammengesucht wurde. Es gibt einige völlig überdrehte Performances (etwa der "Sexualtherapeut"), wo der Rand des Dadaismus gestreift wird, und wilde psychedelische Montagesequenzen mit Mehrfachbelichtung und rasantem Schnitt, wo man sich fragt, ob Storch wirklich der Dilettant ist, der er zu sein vorgibt. Und dann wieder gewollte Geschmacklosigkeit (etwa, wenn Oleander (Jürgen Höhne) Vaginalzäpfchen lutscht) und platte bis infantile Einfälle, wie dröhnende Rülpser und Titten, die beim Anfassen (durchs T-Shirt - es gibt keine Nackten) quietschen wie Gummi-Enten.

      Der Soundtrack besteht hauptsächlich aus persiflierter Schlagermusik, so etwa in Richtung Guildo Horn und Dieter Thomas Kuhn. Alles eigens für den Film eingespielt, hauptsächlich Originalmaterial, aber eine Coverversion von Maffays "Es war Sommer" gibt es auch. Insgesamt recht professionell gemacht.

      Hauptdarsteller Jürgen Höhne ist ein sympathischer Knuddelbär, dem man jeden Kalauer durchgehen lässt. Auch visuelle, etwa, wenn er als Obelix verkleidet (einschl. Pseudo-Hinkelstein) durch die Gegend stapft. Die Darsteller sind alle Laien, was man jederzeit merkt, aber vermutlich ist das auch so gewollt. Zwischendurch gibt es auch animierte Szenen, als gezeichneter Comic und mit Stop-Motion-Puppen, und ein sprechendes Pferd und weitere Tiere kommen auch noch vor. Ein besonderer Clou ist es, dass Hans Paetsch im Stil eines Märchenonkels einen Off-Kommentar spricht (sicher einer der ungewöhnlichsten Texte seiner langen Sprecherkarriere).

      Insgesamt ist das alles harmlose Unterhaltung ohne irgendeinen Anspruch auf Tiefgang oder sonstwas. Für Kinder ist der Film aber nichts, weil es auch ein bisschen Pseudo-Splatter à la STAPLERFAHRER KLAUS gibt. Eine andere Frage ist es, ob das ganze die hohen Preise wert ist, die Storch für seine DVDs verlangt. Für mich würde die Antwort "nein" lauten. Also ein Glück, dass ich die DVD gewonnen habe ... ;-)

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    2. Hm, ein wenig klingt es ja nach psychotronischem Helge Schneider. Und meinen Märchenonkel Paetsch kann ich auch schwer widerstehen. Du hast aber Recht. Der Preis ist horribel.

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