Der Intergalaktische Affenmann ist - wie schon Charles Darwin darlegte - dem durchschnittlichen Menschen entschieden überlegen; und so erstaunt es auch nicht, dass mein Blogger-Kumpel von Intergalaktische Filmreisen auf die Idee kam, eine Aktion ins Leben zu rufen, deren Anfänge sich zwar bescheiden geben, die aber letztlich nichts anderes zum Ziel hat als dem Interessierten eine Art Nachschlagewerk über Blogger-Einträge zum deutschsprachigen Film aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (vom billigsten Schlagerfilmchen über Goebbels Ablenkungsstreifen bis zum jedem Hollywood-Blockbuster überlegenen Meisterwerk) zu bieten. Ein solches Nachschlagewerk wäre einmalig im Internet, behandeln wir doch den deutschen Film regelrecht stiefmütterlich. Woran dies liegen mag, ist schwer auszumachen, geben sich z.B. Franzosen oder Italiener ihrer einheimischen Produktion gegenüber bekanntlich wesentlich aufgeschlossener. Und wir brauchen uns hinter so manchem billigen Machwerk aus Tinseltown, dem sich viele Blogger inbrünstig widmen, nun wirklich nicht zu verstecken.
Es wäre deshalb schön, wenn die Idee des Intergalactic Ape-Man bei jenen Leuten, die immer mal wieder einen deutschsprachigen Film (lobend, kritisierend, vernichtend) besprechen, Anklang fände. Denn vorläufig geht es lediglich um gegenseitige Inspiration, um das Erinnern an sehenswerte Filme - um ein Eingangsposting, mit dem die "Aktion deutscher Film" ins Leben gerufen werden soll. Gleichzeitig dürft ihr einige eurer Lieblingsfilme (wie auch immer ihr den Begriff definiert) auflisten und an die deutschsprachigen Filme erinnern, über die ihr schon geschrieben habt. - Den genauen Ablauf und die Teilnahmebedingungen (sie lesen sich nur am Anfang schwer) findet ihr hier:
http://intergalactic-ape-man.blogspot.com/2011/03/jetzt-mitmachen-aktion-deutscher-film.html
Dies könnte der Beginn einer Aktion sein, die dem deutschsprachigen Film in seiner erstaunlichen Vielfalt ein Erscheinungsbild ermöglicht und die Schreiber zur vermehrten Beschäftigung mit ihm anregt. Was mich anbelangt, so habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen, mich nach meinem Urlaub als Blogger möglichst jeden Monat (sei es auch nur als Kurz-Review) einem Film aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz zu widmen.
Dies sind zehn meiner "Lieblingsfilme", die ich anderen Teilnehmern ans Herz legen möchte - wobei es mir darum ging, nicht nur in erster Linie die gängigen Streifen anzubieten, sondern an Filme zu erinnern, die als "Zeitdokumente" zu betrachten sind:
2.) Romeo und Julia auf dem Dorfe (Schweiz 1941)
- Düstere Verfilmung der Novelle von Gottfried Keller von Hans Trommer, die als sagenumwobenes Meisterwerk des Schweizer Films lange Zeit verschollen war und leider auch heute nicht auf DVD zugänglich ist
3.) HD-Soldat Läppli (Schweiz 1959)
- Verfilmung eines wahrhaft anarchischen Bühnenstücks von Alfred Rasser, das den "braven Soldaten Schwejk" zum Schweizer macht, der während des Zweiten Weltkriegs diverse Vorgesetzte in den Wahnsinn treibt
4.) Rosen für den Staatsanwalt (Deutschland 1959)
- Wolfgang Staudtes bissige Abrechnung mit den ehemaligen Nazis, die in den 50er Jahren ihre Karriere ungebremst fortsetzten
5.) Dällebach Kari (Schweiz 1970)
- Der späte Anschluss des "Regisseurs für das Kleinbürgertum" Kurt Früh an den Jungen Schweizer Film erzählt in Form einer Ballade die Geschichte eines Berner Coiffeurs, der sich das Leben nimmt
6.) Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt (Deutschland 1971)
- Wie alle Filme von Rosa von Praunheim aus künstlerischer Sicht höchst unbefriedigend, war das Plädoyer mit dem Motto "Raus aus den Toiletten, rein in die Strassen!" für die Entstehung einer Schwulenbewegung in Deutschland von grosser Bedeutung - und veranlasste den BR, sich während der Fernsehausstrahlung auszuschalten
7.) Die Geschwister Oppermann (Deutschland/Schweden/Italien/Grossbritannien/Österreich/Schweiz 1983)
- Die aufwändige Romanverfilmung für das Fernsehen liess viele Leser erstmals erkennen, dass Lion Feuchtwanger als Romancier zu betrachten ist, der nicht hinter den Mann-Brüdern zurückstehen muss
8.) Heimat - Eine deutsche Chronik (Deutschland 1984)
- Wohl mehr als DAS deutsche Filmereignis seit 1945! Edgar Reitz begleitet ein kleines Dorf im Hunsrück und seine Bewohner durch über 60 Jahre deutsche Geschichte. Als Marathon in den Kinos vieler Städte gezeigt - und von der ersten bis zur letzten Minute fesselnd
9.) Comedian Harmonists (Österreich/Deutschland 1997)
- Joseph Vilsmaiers Geschichte der berühmten Gesangsgruppe kommt zweifellos um einige Klitterungen nicht herum, glänzt aber mit einem weitaus grösseren Unterhaltungswert als so viele Hollywood-Biopics - und erinnert an die Melodien einer versunkenen Zeit
10.) Silentium (Österreich 2004)
- Was wohl nur die Österreicher in ihren besten Momenten können: den Dreck hinter Klerus und Kultur auf so drastische Weise aufdecken. Hervorragende Romanverfilmung, benötigt eine Sichtung auch Untertitel
Und hier gibts noch eine - laufend erweiterte - Liste mit DÖS-Filmen, die von mir bereits besprochen wurden (sie zeigt auch, dass ich manche Veröffentlichungen sehenswerter Werke auf DVD vermisse):
- Der zerbrochene Krug (1937)
- Gilberte de Courgenay (1941)
- Frauen sind doch bessere Diplomaten (1941)
- Titanic (1943)
- Jetzt schlägt's 13(1950)
- Das Haus in Montevideo (1951)
- Feuerwerk (1954)
- Die Käserei in der Vehfreude (1958)
- Der Greifer (1958)
- Buddenbrooks (1959)
-Die Bande des Schreckens (1960)
- Das Glas Wasser (1960)
- Der junge Törless (1966)
- Die Frau in Weiss (1971)
- Lina Braake(1975)
- Das Brot des Bäckers (1977)
- Das Boot ist voll (1981)
- Rossini, oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief (1997)
- Achtung, fertig, Charlie! (2003)
- Tod eines Keilers (2006)
- Welthund (2008)
- Auge in Auge - Eine deutsche Filmgeschichte (2008)
- Die Entdeckung der Currywurst (2008)
- Glauser (2011)
Das wärs für den Moment! Nun hoffe ich, auch andere Blogger für die Aktion deutscher Film interessiert zu haben - denn: sie könnte durchaus zu lohnenden Ergebnissen führen und dem deutschsprachigen Film zu jenem Ansehen verhelfen, das er verdient.
Whoknows